Zurück nach Yangon

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Letzter Tag in Myanmar, Spaziergang in Taungy und Flug nach Yangon, Abschlussessen und Vertrinken der letzten Kyatt, keine Radkilometer

So schnell ist er dann auf einmal da, der letzte Tag. Und es ist ein Tag an dem wir Ausschlafen können, erstmals auf dieser Reise haben wir das Frühstück auf 8 Uhr gelegt. Nach dem Frühstück demontieren wir dann die Räder, die recht wacker durchgehalten haben, wir hatten jede Menge Plattfüße und zwei Felgen haben den Geist aufgegeben und gestern ist dann noch ein Schaltauge gebrochen, aber immer haben wir die leichten Schäden einigermaßen richten können und wir brauchten niemanden auf den Bus verbannen. Zurückgelegt haben wir in Burma 1120 Kilometer auf dem Rad.
Auch bin ich sehr froh, dass wir die Tour ohne Stürze und Blessuren hinbekommen haben, bei den löcherigen Pisten ist das nicht so selbstverständlich. Weniger gefährlich war der Verkehr in Burma, alle fahren gesittet und vorsichtig, richtig dichten Verkehr gibt es eigentlich nicht und auch das, was unser lokaler Führer Aung als Stau in Yangon und Mandalay bezeichnet, geht in anderen Städten noch als zähfließender Verkehr durch. Unangenehm ist vor allem die Tatsache, dass in den 80er Jahren der Verkehr vom britischen Linksverkehr auf Rechtsverkehr umgestellt wurde. Allerdings sind die meisten Fahrzeuge immer noch auf die koloniale Verkehrsvariante ausgelegt und beim Überholen blasen die LKW und PKW dann dem Radler die Abgase direkt ins Gesicht und so manch ein Fahrzeug zieht eine mächtig stinkende, schwarze Abgaswolke hinter sich her. Das war auf einige Straßen mit viel LKW Verkehr recht belastend, vor allem im ersten Teil der Tour, gegen Ende, auf unserem Weg durch das Shan-Hochland wurde es dann immer bisher, bis hin zu den komplett einsamen Straßen, die wir in den letzten Tagen geradelt sind.
Bei dem heißen Klima am Anfang und den schlecht regulierbaren Klimaanlagen waren wir am Anfang der Tour fast alle erkältet. Bei den hohen Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit, hat sich dann ein leichter Husten konsequent gehalten. Unterwegs haben wir schon Scherze darüber gemacht und Christian wollte bei „Wetten dass….“ auftreten und die einzelnen Reiseteilnehmer am Husten erkennen. Ebenso blieben natürlich einige Durchfälle nicht aus, aber die waren in der Regel nach ein bis zwei Tagen wieder ausgestanden. Aber auch das ist normal in einem Land, in dem wir verwöhnten Mitteleuropäer einer Keiminvasion ausgesetzt sind, die unser Körper nicht gewohnt ist. Nicht das Essen ist das Problem, sondern eher die Hygiene drumherum. Zubereitet am gleichen Tag sind die burmesischen Currys gut verträglich, noch weniger Gefahr ist man an den Garküchen ausgesetzt, hier wird alles frisch zubereitet. Anders sieht es aus, wenn man beobachtet, wie das Geschirr gespült wird, da muss oft das Wasser aus dem nächsten Fluss oder See herhalten, ohne dass es vorher gekocht wird. Auch ist es ratsam Eis oder Gefrorenes grundsätzlich zu meiden.
Den letzten tag verbringt die Gruppe bei einem Spaziergang, während ich noch ein wenig an den Rädern herumschraube und mein Gepäck sortiere. Unten im Hotel bereitet man alles für eine große Hochzeit vor, als wir dann zum Flughafen aufbrechen erscheinen dann auch die ersten Gäste und das Brautpaar für ein großes Gelage. Die Braut ist kräftig gebaut und nicht mehr die allerjüngste, der Bräutigam schaut daneben wie ein kleiner schüchterner Junge aus….wo die Liebe eben hinfällt.
Der Begriff Airport für das Flugfeld in Heho ist etwas hoch gegriffen, ich würde es eher als Feldflughafen bezeichnen, auch wenn die Start und Landebahn betoniert ist. Das gepäck wird in klapprigen Schiebekarren vom staubigen Parkplatz zum Flieger gebracht, auf Formalitäten wird weitgehend verzichtet, unsere Pässe will niemand sehen, wir bekommen die Bordkarten gegen Vorlage einer Namensliste. Auch die Sicherheitskontrolle hat eher symbolischen Charakter. Zwar läuft das Gepäck durch das X-Ray, aber der Platz am Monitor ist nicht besetzt, zumal wir vorher schon die Gelegenheit hatten, mal einen Blick auf das Flugfeld zu werfen. Waffen in der Größe einer Bazooka wären ohne weiteres hier einschmuggelbar.
Unser Flieger ist rappelvoll, diesmal ist es keine Propellermaschine sondern ein kleiner zweistrahliger Jet, der holpert rappelnd über die Piste und hebt ab in den burmesischen Himmel. nach 20 Minuten wird dann schon wieder gelandet, der geneigte Passagier erfährt dann vom Zwischenstopp in Mandalay, hier steigen Passagiere aus und andere wieder zu und es muss sogar noch einmal nachgetankt werden. Danach ist es nur noch eine knappe Stunde bis nach Yangon und die Gepäckausgabe hier auf dem regionalen Terminal ist auch wieder abenteuerlich. Aber alles Gepäck kommt gut an und wir steuern noch vor dem Hotel ein Restaurant an. Heute sind wir vom lokalen Veranstalter „7 Days“ in einem Thai-Restaurant eingeladen. Das Essen kommt gut an, auch wenn es nicht einmal annähernd Thai-Schärfe hat.
Danach nehmen wir bei einem letzten kühlen Myanmar Bier Abschied vom Land der freundlichen Menschen, der Pagoden und Stupa, den tollen Landschaften und den manchmal recht holperigen Straßen. Allen hat das Land ausnehmend gefallen, wir werden sehen, wer noch einmal wiederkommt, denn unsere fast einmonatige Reise hat ja die meisten Sehenswürdigkeiten abgedeckt. Aber ich denke, dass nach ein paar Jahren die Neugier wieder erwacht und so manch einer sehen will, wie sich das Land nach seine schrittchenweisen Öffnung entwickelt hat und bis dahin dürften dann auch einige Ecken und enden des Landes für den Tourismus zugängig sein, in denen heute noch bewaffnete Konflikte toben.
Für mich steht allerdings fest, dass ich nicht zum letzten Male im Lande bin, ich habe mich gleich wieder auf die Liste für die Reise im nächsten Winter setzen lassen.

Geisterhäuschen und Grenzübertritt

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Vornehm geht die Welt zugrunde, aber so ein 4-Sterne Hotel dann und wann ist ja auch ganz nett. Es geht uns gut, und es wird Zeit, die Eindrücke mal ein bisschen sacken zu lassen. Jetzt sind wir schon in Vietnam, wie schnell das geht! Heute schreibt Monika:

Heute ist Transfertag. Wir verlassen Kambodscha und wollen zu unserem letzten Relaxtag auf eine Insel. Das einzige Speedboot geht um 10 Uhr morgens, das müssen wir kriegen. Heute ist Nikolaus und zu Hause ist garantiert Wham mit ‚Last Christmas‘ in den Charts – bei uns gibt es Mangomarmelade statt Schokoladenhohlfiguren.

Wir fahren mit dem Bus zur Grenze. Vorbei an der großen Stinkfruchtskulptur in Richtung Süden. Fast schade dass wir nicht radeln können. Es gibt wieder viel zu sehen. Zarte Frauengestalten mit Kegelhüten bei der Reisernte in den Feldern Dazwischen Wasserbüffel. Es ist erst 7.30 aber der Schulunterricht hat offensichtlich schon angefangen. Hunderte von Fahrrädern parken vor dem Schulgebäude. Wir kommen durch kleine Dörfer. Vor fast jeder Hütte steht ein Geisterschrein – diese sehen ein bisschen aus wie Vogelhäuschen auf Stelzen – nur bunter. Davor liegen kleine Opfergaben wie Bananen und in einer mit Sand gefüllten Kaffeemilchdose qualmen Räucherstäbchen.

Wir kommen an die Küste. Am Krebsmarkt vorbei. Martin ist hellauf begeistert. Schalentiere und Durian. Er schwankt zwischen Importgeschäft oder Altersruhesitz in dieser sympathischen Gegend. Jan klopft besorgt auf die Uhr, der Fahrer hupt zustimmend und gibt mehr Gas. Die Strecke ist länger als angenommen. Grenzübertritte sind schwer zu planen. Immer anders. Immer spannend. Und es gilt die eiserne Regel – immer einen kleinen Vorrat an Ein-Dollar-Scheinen dezent griffbereit zu haben.

Das hilft auch heute. Der Bus samt Gepäck und uns auf den Sitzen darf mit durch. Jan steht mit dem roten Paßstapel an einer kleinen Hütte und holt die Ausreisestempel ab. Ein Reis-Schwertransport, bestehend aus drei Mofas, jeder mit mehreren riesigen Säcken beladen, holpert vorbei. Das letzte schafft die Bodenschwelle nicht und kippt um. Direkt vor unserem Bus. Das Wiederaufrichten und neu beladen wirkt wie ein gut einstudierter Balanceakt der die Kraft und Geschicklichkeit mehrerer Männer erfordert. Im Niemandsland dann zwei große Spielkasinos. Lutz sortiert gerade die verschiedenen Währungen in der Gruppenkasse und richtet sich erwartungsfroh auf. Die vietnamesische Grenze ist ganz anders – ein mächtiges Gebäude macht sich vor uns breit. Epidemic Control? Dollarscheine helfen auch hier.

Wir erreichen unser Speedboot rechtzeitig vor der Abfahrt. Inzwischen sind wir im Be- und Entladen der verschiedenen Gefährte geübt. Bilden Gepäckketten und agieren fast so professionell wie das Red Bull Team beim Formel 1-Reifenwechsel-Boxenstopp. Das Boot rauscht los und wir werden 90 Minuten lang mit unglaublich kitschigen Liebes-Musikvideos gequält, in denen schmachtende Frauen großzügig ein Gänseblümchen vom angebeteten Lover mit Föhnfrisur überreicht bekommen.

Unsere Hotelanlage liegt am Meer. Pool, Zimmer mit Fernseher. Strand mit Palmen, Bar und sensationellem Sonnenuntergang. Michael irrt etwas verloren in der Anlage umher. Die Radl Sandalen in der Hand. Er ist skeptisch – das ist alle viel zu elegant für uns. Das halten wir alle nicht aus. Wir laufen zum Abendessen auf den Nachtmarkt und werfen Garnelen, Oktopus und Nudeln in den Hotpot.

Und zum Abschluss noch mal Stupa satt

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

76 Kilometer und noch einmal kräftige 1050 hm vom Inlee See nach Taungy und Kakku bei Sonne und 28 Grad, besichtigung des Stupafeldes in Kakku

Noch einmal müssen wir zeitig raus aus den Betten. Das fällt hier auf dem Inlee-See nicht zu schwer, denn ab 6.30 „rollt“ hier der Verkehr auf der Wasserstraße. Dann ziehen im 30 Sekunden Takt die Touristenboote und die lokalen Boote mit ihren laut knatternden Dieselmotoren vorbei.
Wir besteigen dann noch einmal für eine halbe Stunde das Boot und fahren zurück zum Bootsanleger. Unterwegs begegnen wir schon wieder den Einbeinfischern, die für die neu ankommenden Touristen posieren und uns begleitet ein Schwarm Möwen. In wilden Manövern stürzen sich die kühnen Flieger auf in die Luft geworfene Brotkrümel und kommen bis auf einen Meter und manchmal noch näher heran. Leider lassen die Tiere ab und zu auch etwas fallen und man muss auf der Hut sein oder einen Hut tragen.
Der erste Teil unserer Strecke ist noch einmal sehr angenehm, aus dem Städtchen heraus hügeln wir uns durch Sesam- und Senffelder und begegnen kaum einem Menschen und schon gar keinen Touristen mehr. das ist immer das erstaunliche an Touristenhochburgen, sobald man die ausgetretenen Pfade auch nur ein wenig verlassen hat, trifft man auf das eigentliche und ursprüngliche einer Landschaft. Nach 20 Kilometern über löcherige Straße und bissige Hügel erreichen wir dann die Hauptstraße.
Leider ist hier der Verkehr wieder recht dicht und beim Anstieg nach Taungy schlucken wir ordentlich die Abgase der Fahrzeuge und das müssen wir in der Stadt beim Mittag dann erst einmal wieder mit einem Myanmar-Bier runterspülen.
Dann unsere letzte Radeletappe, ein Abstecher zum Stupafeld in Kakku. Die Gegend war bis vor 30 Jahren noch total unergründet, was auch an den militärischen Auseinandersetzungen lag, wegen der Gefechte der Shan Rebellen mit der burmesischen Armee war die Gegend bis in die 90er Jahre für Touristen nicht bereisbar. Auch das Stupafeld in Kakku war den Touristen und den Wissenschaftlern bis in die 70er Jahre völlig unbekannt und ist erst dann von einem deutschen Wissenschaftler „entdeckt“ worden.
Doch bis dahin sind es noch einmal 40 Kilometer auf einer wunderschönen Strecke. Das Gebier wird von der Pao-O Minorität bewohnt, vor allem die Frauen erkennt man an dem orange-karierten Handtuch, dass sie sich um den Kopf gewickelt haben. Auch die Männer tragen traditionell diesen Handtuchschmuck, allerdings nur noch sehr selten und dann in dunklen Farben.
Am Wegesrand wachsen großartige Bambushaine, und in der Nachmittagssonne liegt das Hochtal in wunderbaren Farben. Besonders beliebt ist der Knoblauch aus der Region, überall auf den grünen Feldern sind die Frauen beim Zupfen von Unkraut oder die Männer beim Gießen der Zwiebelgewächse.
Nachdem die Straße aus Taungy heraus recht erträglich war, wird es zum Schluss noch einmal richtig holperig. Nach einer letzten rasanten Abfahrt erreichen wir dann das kleine Dorf hinter dem sich das Feld mit fast 2500 kleinen Stupa befindet, die Anlage wurde legendär vor 2000 Jahren begründet, realistisch ist eine Bebauung des Feldes aber erst seit dem 11 Jahrhundert, initiiert von einem der großen Bagankönige. Die Stupa haben leicht unterschiedlich Formen, die sich nach der Minorität und Abstammung des Spenders richten. Leider erreichen wir Kakku erst recht spät und müssen uns sputen im letzten Licht der untergehenden Sonne das Areal zu besichtigen. Draußen machen wir dann unser letztes Gruppenfoto mit den Fahrrädern und dann geht es im Bus auf der dunklen schmalen Piste wieder zurück nach Taungy.
Im Hotel sitzen wir heute einmal etwas länger und fangen gedanklich schon einmal an uns von einem liebenswerten Land zu verabschieden.

Leben auf dem See

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Tagesausflug auf dem Inlee See mit dem Boot, auf dem Plan stehen die Schmiede, eine Zigarettenmanufaktur, eine Lotus-Seiden Weberei, ein Markt, das Stupafeld von Indain, und noch ein Stupa mit vergoldeten Buddhas, das alles bei angenehmen26 Grad und Sonne

Es ist 9 Uhr als wir wieder das Boot besteigen und langsam haben wir das Gefühl, wir sind keine China by Bike Truppe, sondern eine Burma by Boat Gruppe, aber das ist in Ordnung,
die Bootsfahrten sind immer eine amüsante Abwechslung.
Leider ist der Floating Markt heute in Indain, daher ist es auch kein richtiger schwimmender Markt und das Angebot ist auch eher auf die Touristen ausgerichtet. Der eigentliche Marktplatz wechselt täglich zwischen fünf Plätzen, einige davon sind sehr schön, zwei aber sehr touristisch, so wie heute.
Also wühlen wir uns mit dicken Amerikanern, übergewichtigen Australiern, dicken Hintern aus England, Leibesfülle aus Italien, Übergewicht aus Holland, großen Brüsten aus Russland und Krautstampfern aus deutschen Landen durch die engen Marktgassen. Wären da nicht noch die burmesischen Händler und ein paar Paoo (die mit den karierten Handtüchern auf dem Kopf), würde ich Hilfe bei Welthungerhilfe beantragen.
Die Händler sind voll auf die Bedürfnisse der Touris eingestellt und auch wir alle schlagen kräftig zu. Christian ersteht einen geschnitzten Rahmen, Georg eine burmesische Marionette, Simone und ich sind auf der Jagd nach den typisch burmesischen Umhängetaschen. Die Taschen hier vom Inlee haben allerdings das schönste Design, allerdings auch die höchsten Preise, aber wenn man größere mengen kauft, dann wird es doch wieder realistisch. Also liebe Freunde in Berlin, ihr wisst jetzt, was für ein Weihnachtsgeschenk euch erwartet!
Hinter dem Markt auf einem Hügel liegt das Stupa Feld von Indain. Das Besondere an den vor allen kleinen Stupa ist, dass große Teile des Feldes noch nicht renoviert sind. Es ist ein bisschen Angkor Wat Feeling, die Stupa sind oft mit der Vegetation und kleinen Bäumen fest verbunden, das macht den besonderen Reiz aus, aber auch die Gefahr, denn die Pflanzen zerstören die kleinen Bauwerke. Doch nach der notwendigen Renovierung ist dann zwar viel Gold und Glanz da, aber der Charme ist leider für immer verloren.
Am interessantesten auf dem Inlee See sind die kleinen Dörfer direkt in dem flachen See, die Gebäude sind alle auf Stelzen errichtet und die einzige Möglichkeit von einem Haus zum anderen zu kommen ist das Boot. Selbst die Felder haben die Bewohner des Sees aufs Wasser geholt, die Intha, die, die auf dem See leben. Einzigartig sind diese schwimmenden Beete. Diese bestehen aus Wasserhyazinthen, die übereinander geschichtet werden. Darauf kommt dann eine Schicht aus Humus und dann werden vor allem Tomaten und Bohnen oder Kürbisse gepflanzt. Die Fahrt durch die schmalen Kanäle zwischen den schwimmenden Gärten ist beeindruckend, zumal es hier nicht so touristisch zugeht. Man begegnet auf den Kanälchen zahlreiche Einheimische mit ihren Booten auf dem Weg aufs Feld oder Kindern, die nach der Schule wieder nach Hause paddeln.
Weiter geht unsere Fahrt ins nächste Dorf. Hier leben alle Bewohner von den Lotusfeldern am Ortseingang. Aus den Stengeln der Pflanze werden in mühseliger Handarbeit die seidenartigen fasern herausgezogen und dann zu so genannter Lotusseide verarbeitet. Das Verfahren ist einzigartig auf der Welt, die Seide fühlt sich phantastisch an, aber ein Schal kostet auch locker 150 USD. Wir bestaunen ein wenig die Frauen beim Gewinnen der Faser und beim Verweben der Seide und ziehen dann weiter zum Schmied. Der schmiedet nicht nur Messer und Zierschwerter für die Touristen, sondern auch Sicheln und Hacken für die Bauern und eine defekte Antriebswelle für die Boote wird auch schon mal gerichtet.
Die religiöseste Stätte im Inlee See ist der Phaung Daw Oo Stupa, in dessen großen Innenraum werden 5 kleine Buddhafiguren gezeigt, die aussehen wie goldene Schneemänner, die eigentliche Struktur der Figuren ist bis zur Unkenntlichkeit mit Blattgold beschichtet worden. Auch heute sind die Einheimischen fleißig dabei, die Figuren noch wertvoller zu machen.
Eine Überraschung erleben wir im Restaurant neben dem Stupa, den grätenfreien Inlee Fisch. Von den Seefischen werden Kopf und Schwanz entfernt, dann wird der Fisch zu einer großen, würzigen Fischboulette verarbeite und Kopf und Schwanz wieder herangesetzt. Dann wird der Fisch gegrillt und serviert.
Am späten Nachmittag sind wir dann zurück im Hotelressort, ich quäle mich noch drei Stunden mit dem schleichend langsamen Internet, dann haben wir ein leckeres Abendessen. Interessant und eigenartig ist auch, dass sämtliche Ressorthotels keinen einzigen Fisch aus dem See auf der Karte haben, nur tief gefrorenen Meeresfisch.
Den Abend beschließen wir dann mit Limettensaft, den wir mit etwas Honig andicken und anschließend mit Myanmar Rum wieder verdünnen, dazu zwei Eiswürfel und heute gibt es ausreichend Rumsour, das Rezept ist das gleiche wie vom Vorabend, nur dass wir eben den Whisky mit Rum getauscht haben.

Lobpreis

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Zunächst die Fortsetzung der Edith und Dieter-Saga: besonders angenehm ist das den beiden nicht, aber selber schuld, warum legen sie ihre persönlichen Feiertage auf unsere Reisen und hoffen dann, dass nichts passiert. Wir kriegen alles raus. Heute Hochzeitstag, „Kristallhochzeit“, der Fachmann weiß Bescheid. Alles Gute, es ist schön, euch zusammen zu sehen!

Das Brautpaar war Teil unseres Bergkommandos, einmal auf den Phnom Bokor und zurück. Der Anstieg war schön und gleichmäßig, die Straße war samtener Asphalt – wenigstens in dieser Hinsicht darf man der Sokha Company danken. Ansonsten ist unter ihrer Leitung hier aber ein ganz furchtbares Projekt im Gang, wie es sich in Kambodscha wahrscheinlich nur dieses Unternehmen ausdenken kann (die nationale Erdölindustrie hat Sokha fest in der Hand, die Rechte an den Eintrittsgeldern von Angkor hat man sich günstig ermogelt etc.). Sokha hat den schönen Bokor-Nationalpark fast komplett aufgekauft und man hat angefangen, eine Vergnügungs- und Wohnwelt zu bauen, Slogan: „Develop Bokor National Park into International City.”

Man hat ja nicht wirklich das Recht, diese Sachen zu verurteilen. Die Franzosen haben auf jedem Hügel in Indochina einen Luftkurort gebaut. Auch auf dem Bokor Mountain, Ruinen stehen heute noch und werden für die neue Stadt zurechtgemacht werden, z.B. das alte Casino aus den 1920ern. Die Franzosen hatten Stil, das muss man ihnen lassen, die Sokha Company nicht so, die Bauten und Baustellen, an denen wir vorbeigeradelt sind, waren schauderhaft.

Gelobpreist werden soll heute auch unser nettes, entspanntes und aufmerksames Kambodscha-Team. Piseth, das stille Schlusslicht. Hong, der smarte Fahrer des Materialwagens. Und vor allem Thonet, der immer besser wird, als Guide und Radmechaniker, als Aushilfskoch-und Aushilfsklempner, immer einsatzbereit. Wir haben ihm versucht, unser Thai-Tommy-„Rock’n’Roll“ beizubringen, das hat er dann bei Abfahrt manchmal gerufen. Aber etwas zaghaft, alles andere wäre ja auch komisch, immerhin war er fast 10 Jahre im Kloster.


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Kambodschanische Küche und Knirschen

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Knirschen. Das begleitet uns den ganzen Tag. Das Knirschen von Fahrradreifen auf der roten Erdpiste. Dazu kommt das Klackern der kleinen Steinchen, die gegen das mit Klebeband befestigte Schutzblech prasseln. Staub wirbelt auf und legt sich auf Fahrrad, Fahrer, Füße. Alles. Wir verdrecken völlig. Und es ist herrlich. Aber der Reihe nach.

Jan – ‚wo und wie fahren wir heute‘. Pragmatische Antwort – ‚da wo noch keiner gefahren ist – ich auch noch nicht‘. Weitere Nachfragen bezüglich Kilometer, Steigungen und Garküchenvorkommen können nicht ausreichend beantwortet werden und werden eingestellt. Vorsichtshalber kaufen wir auf dem Markt ein: Wasser, Baguette, Dosenbier, Bananen, Papaya. Tom erbeutet Süßkartoffelchips und hat die vielen kleinen Tütchen ans Fahrrad gehängt. Er sieht selber so aus wie einer der Händler. Für die Vorräte benötigen wir fast einen Tieflader der uns nachfährt. Unser Wasserwagen geht um fast 20 Zentimeter in die Knie. Dabei sind wir gut genährt und haben am Abend davor so gut gegessen.

In einer Garküche, bei der man mit dem Bus direkt an die Tische ranfahren kann. Thonet verhandelt mit der Köchin. Ein Hilferuf per Telefon von ihr und dann kommen drei Mofas mit diensteifrigen Hilfsköchen direkt in die Küche angeflitzt. Diese ist zweimal zwei Meter groß. Mit zwei Öfen über offenem Feuer, die auch zur Eisenschmelze verwendet werden können. Dazu ein Wok über dem Bunsenbrenner. In dem winzigen Raum mit Saunatemperatur ballen sich fünf Köche und Tonet der versucht zu koordinieren. Jan will helfen und stellt sich an die Bierzapfanlage, produziert einen Pitcher voller Schaum und wird verscheucht. Ein Gericht nach dem anderen kommt auf den Tisch. Eine Maus läuft übers Dach, lugt von oben herunter und hofft. Vergeblich. Gebratener Seeaal. Gemüse. Scharfes Beef. Dazu wird eine Pfeffermischung mit Limettensaft angerührt und eingetunkt. Aufgepasst bei der Platzwahl. Ludwig hat seinen Plastikstuhl mitten in eine Termitenstraße gestellt und wir müssen ihm mitten in der Mahlzeit das Hemd ausklopfen. Die Termiten begleiten uns schon die ganze Zeit – auch in unseren Holzhüttchen. Bei Martin und Hermine haben sie schon den Badezimmerfußboden angenagt. Sorgfältig weggewischt, liegt jedes Mal bei Rückkehr ein frische Häufchen Sägemehl da.

Zurück zur Fahrstrecke. Der Staub kriecht in Mund Nase, Trinkflaschen, klebt an den Beinen. Egal welche Farbe die Kleidung hatte – alles ist Rot. Petra, Tom und Lutz haben sich einen Mundschutz umgebunden und sehen aus wie die chirurgische Betreuung unserer Truppe. Dieter hat die Helmöffnungen an die Stirn tätowiert. Die Strecke ist sensationell schön. Wasserbüffel ziehen Karren, die Kinder einer ganzen Schule laufen kreischend und winkend zusammen. Sigi fährt fast eine erstaunte Kuh um. Als komplett verdreckte Gruppe mit strahlenden Augen kommen wir im Hotel am Fluss an. Eine Highlightfahrt.


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Einbeinige Ruderer auf dem Inlee See

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

70 Kilometer und 450 Höhenmeter von Pindaya zum Inlee See, angenehme 28 Grad, wunderschöne Landschaft, dafür aber jämmerliche Holperpistebei angenehmen 28 bis 30 Grad.

Wir beginnen mit Elfis Geburtstag, sie wird zum wiederholten Male 18 Jahre alt und wenn das mal kein Grund zum feiern ist. Für den Morgen begnügen wir uns mit einem Lied und einem Geschenk für Elfi, die Orgie heben wir uns für den Abend auf.

Mehr noch faszinierend als der Buddhakoller gestern Abend in Pindaya sind die uralten Gummibäume am Rande des Ortes. Gemeint sind hier nicht die Rubber Trees, also Kautschukbäume, sondern so eher etwas in die Richtung Ficus elastica, zumindest der Blattform nach zu urteilen. Die Baumgiganten dürften einige hundert Jahre alt sein und die Äste laden bis zu 30 Metern aus und spenden einer riesigen Fläche Schatten. Ein toller Anblick, vor allem wenn man unter den tief herab hängenden Ästen auf einem schönen Weg hindurchradeln kann.
Pindaya eignet sich sowieso als Paradies für Aussteiger, es gibt noch ein paar nette Gebäude aus der Kolonialzeit, die Berglandschaft um den Ort lädt zu Wanderungen ein, es ist nur ein bisschen touristisch, hat aber Potential und es liegt auf 1.300 Metern Höhe, das heißt, das Klima ist angenehmer als woanders im Lande. Ich mache mir jedenfalls einen Vermerk auf meiner Liste der Orte, in die ich mich früh-verrenten lassen kann.

Hinter Pindaya passiert dann das, womit ich schon seit Tagen gerechnet habe, Aung saust mit der halben Gruppe davon und hinten hängen die anderen hinterher. Eigentlich kein Problem, denn ich habe ja ein GPS, heute aber doch, denn für den heutigen Tag habe ich keine Wegaufzeichnung. Also fahren wir hinten immer schön geradeaus, durch wunderschöne Landschaft mit Gemüsefeldern, Kuhherden, weiteren großen Bäumen und hübschen Burmesinnen am Straßenrand, die uns freundlich lächelnd winken. Nach 6 Kilometern kommt dann auf einem Moped Aung hinter uns her gerauscht und bremst uns aus und wir dürfen die schöne Strecke wieder zurück. Die anderen liegen relaxed im Schatten und dann können wir endlich richtig durchstarten.

Die Strecke, die wir heute fahren ist aber auch eine der schönsten auf der Tour, zumindest, was die Landschaft angeht; am Anfang fahren wir Naturpiste, was auch recht angenehm ist, dann kommt schlechter Asphalt und Schotter und das ist eher der Horror. Dafür teilen wir uns den Weg nur mit einigen Ochsenkarren. Gemütlich sitzen die Bauern und ihre Familien auf den Karren und ziehen in Richtung Feld, um die Feldarbeit zu machen. Die Zeit scheint still zu stehen hier im Hinterland von Burma. Genauso werden die Ochsenkarren hier auch schon vor hundert Jahren gerollt sein, ebenso werden die einfachen Werkzeuge, wie Hacke, Rechen, Pflug und Schaufel auch vor 200 Jahren ausgesehen haben. Genauso werden die Häuser vor 300 Jahren schon aus Holz gebaut und mit Schindeln aus Reisstroh oder Palmenbättern gedeckt worden sein. Die größten Veränderungen hat wohl Kolumbus mitgebracht, nämlich Mais, Tomaten und Chili, die Mongolen unter Khubilai Khan sind durchgewalzt, dann kamen die Briten, die Japaner und wieder die Briten, die Kommunisten, die Militärs, doch die Frauen sind unverändert zum nächsten See zum Wäsche waschen und baden gezogen und haben an Tragestangen30 Liter Wasser mit nach Hause geschleppt. jetzt kommen die Touristen und noch immer geht das Leben den gleichen Lauf. Hoffen wir, dass es noch ein paar Jahre so bleibt und Begriffe wie „Stress“, „Burn-out“, „ADS“, „Break even“ für immer Fremdwörter ohne Sinn bleiben.

Mittags, dabei ist es wegen des Umweges schon 14 Uhr, haben wir sehr gute Nudelsuppen mit Zitronengras und wir sind wieder zurück an der Hauptstraße. Eine tolle Abfahrt geht es hinunter und dann biegen wir zum Inlee See rechts ab. Langsam verdichtet sich der Verkehr, Touristenbusse bestimmen das Bild, denn der See gehört zum Muss-Programm eines jeden Burmareisenden.

In Nyaungshwe laden wir dann unser Gepäck auf drei kleine, lange Boote um, der Diesel heult auf und dann fliegen die Boote durch den Kanal zum See. Hunderte sind unterwegs, die meisten mit bunten Touristen, einige mit lokalen Burmesen und einige mit schweren Lasten. Dann weitet sich der Kanal zum See und dort stehen dann auch die ersten „einbeinigen“ Ruderer. Die Fischer auf dem Inlee See haben eine spezielle Rudertechnik entwickelt. Sie stehen auf kleinen, langen Booten hinten auf einer kleinen Plattform, allerdings nur mit einem Bein. Mit dem anderen Bein wird das Ruder zum Antrieb und Steuern geführt, eine Technik, die viel Training und ein gutes Balancegefühl voraussetzen. Heute machen einige der Fischer weniger mit den Fischen ihr Geschäft, sondern mit den Touristenbooten, für die sie mit Senknetzen auf den Booten balancieren und posieren.

Die Boote rattern über den blauen See, Möwen begleiten die Boote und erwarten von den Passagieren kleine Brotstückchen, die sie im Flug auffangen. Hinter der Hügelkette geht langsam die Sonne unter, als wir unser Ressort, eine Bungalowsiedlung auf Stelzen mitten im See. Wenn nicht noch 134 andere Touristen hier wären, wäre es ein sehr romantischer Ort.

Kurz nach uns wird eine Gruppe überschwerer, altersschwacher Briten entladen, für jeden Briten sind dann zwei bis drei Burmesen notwendig, um ihn vom Boot an Land zu verfrachten, bei einem Ankunftsbier lässt sich diese Szene wunderbar verfolgen.

Abends haben wir ein opulentes Mahl und danach feiern wir noch Elfis Geburtstag, und das schon fast traditionell. Beim letzten Male hatte unser burmesischer Guide ein leckeres Getränk, bestehend aus Rum, Honig und Limetten (wegen des Vitamin-C Gehaltes) namens Rumsour gemischt. Ich führe nun die Tradition fort, wechsle aber den Rum gegen Whisky aus. Die Zutaten hatten wir noch im letzten Ort besorgt und die Damen vom Tresen helfen mir, die Limetten auszupressen. Hier noch das Rezept für einen gesunden Nachtschlaf: Saft von 20 Limetten, 0,75 Liter Whisky oder Rum, ca. 300 Gramm Honig, alles gut vermischen und mit etwas Eis trinken. Gute Nacht!

Deutscher Sommer

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Plötzlich waren wir im Grunewald, von 25 luftigen Grad Celsius umschmeichelt, um uns Rehe und Koniferen. Kirirom, der „Berg des Glücks“, hat uns kurz an einen anderen Ort versetzt. Dafür mussten wir bei 35 Grad in tropischer Umgebung starten und 600 Höhenmeter klettern. Ganz schön, mal wieder zu Hause zu sein (wie ist eigentlich das Wetter bei euch?).

Oben angekommen wurde sich komplett auf Standby-Modus runtergefahren. Es gibt da eine kleine Teich- und Bachlandschaft und jede Menge Bambushütten, die Gastronomie versprechen. Heute waren wir die einzigen, wer weiß, wie das hier am Wochenende aussieht…Phnom Penh ist nicht mehr weit und die überhitzten und versmogten Städter kommen am Wochenende in Scharen, um hier durchzuatmen. Kiefernwälder sind in Kambodscha eine nette Rarität, man geht also Kiefern schauen.

Das war vielleicht entspannt! Dösen in Hängematten und Essen auf Bast, den Hunden zuschauen und ansonsten in die Luft schauen. Unser Resort am Fuß des Kirirom ist tiptop, der Strom bricht charmanterweise oft zusammen, es soll ja nicht perfekt sein. Getier streunt durch die Gegend, bekanntes und unbekanntes.


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Buddhakoller

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

53 Kilometer von Kalaw nach Pindaya, 550 Höhenmeter bei 15 bis 28 Grad und Sonne, schöne Märkte, schlechte Straße und eine weiter Buddhaorgie.

Heute Morgen ist es so kühl, dass man mit einem Pulloverchen starten muss, über Kalaw hängt ein dichter Nebel und die Sonne hat Mühe die weißen Schwaden aufzusaugen. Nachdem wir dann noch eine kleine Runde durch die Stadt gedreht haben und einmal über den Markt geschlendert sind, kommt die Sonne dann ganz zum Vorschein.

Gemütlich rollen wir 25 Kilometer in die nächste Stadt und hier wartet einer der interessantesten Märkte auf der Tour. Zum einen gibt es hier eine weitere Minorität, die Pao-O, die Frauen erkennt man an den karierten Tüchern, die sie auf dem Kopf tragen. Leider lassen sie sich nicht so gern fotografieren, wie die burmesischen Frauen. Auf der engen Marktstraße wechseln sich Fischhändler mit Blumenhändlern ab und dazwischen gibt es frisches Gemüse. Das Gedränge ist dicht und wir lassen uns die Gasse einmal hinauf und wieder hinunter schieben.

Wenn man von den Hauptstraßen abbiegt wird es natürlich interessanter. Heute fahren wir durch eine Gegend mit viel Gemüseanbau und gerade wird überall Weißkohl geerntet und der wird nun in ungeheuren Mengen mit allen verfügbaren Transportmitteln bewegt. Man sieht Ochsenkarren und kleine Trecker, alle turmhoch mit säuberlichst gestapelten Kohlköpfen beladen. In der nächsten Ortschaft gibt es dann eine Sammelstation und hier werden die Köpfe dann auf große Trucks umgeschichtet und dann wohl nach Mandalay oder Yangon verfrachtet.

Dafür ist die schmale Straße eine löchrige Katastrophe und man muss sich sehr konzentrieren, um nicht vom Rad zu fallen und es bleibt nur ab und zu ein Blick für die schöne weite Landschaft. Gelbe Sesamfelder wechseln mit weiß blühendem Senf, dann wieder Kohlfelder und anderes Gemüse. In den Feldern ab und zu ein knorriger Baum und auf den Hügeln leuchtet ab und zu ein kleiner oder größerer goldener Stupa.

Gut durchgeschüttelt erreichen wir Pindaya, einen netten kleinen Ort an einem See mit vielen alten und uralten Bäumen. Am Berg klebt eine Tempelanlage und zu der fahren wir aber mit einem kleinen Pickup. Was uns dann dort erwartet setzt noch einmal einen Höhepunkt auf den Buddhagigamonumentalismus. In einer Karsthöhle stehen ca. 10.000 Buddhafiguren verschiedenster Größe, die meisten davon vergoldet. Alles in Reihen hintereinander aufgestellt, gibt es kaum noch Platz zum laufen, und selbst in den Wänden sind die Buddhas in mehreren Etagen verteilt. Eine wirkliche Orgie an Gold und Buddhas, für mich schon ein wenig zu viel, ich leide schon an einem Buddhakoller und es ist auch die erste Reise, von der ich diesmal keine Buddhafigur mit nach Hause nehme. Ich mache meine Fotos und genieße die Aussicht von der Plattform vor der Höhle. Auch Ulli, Simone, Heinz und Elfie sind erschlagen von dem Glanz und der Pracht und nun reicht es für diese Reise wirklich mit Buddhas. Die anderen waren schon gar nicht mehr mit zum Berg gefahren.

Als wir uns zum Abendessen treffen ist es empfindlich kalt, vielleicht 10 oder 12 Grad. Dem Leser in Deutschland erscheint dies eher milde, aber wir sind seit Wochen Temperaturen um die 30 Grad gewöhnt und nun sitzen wir im Restaurant und frieren erbärmlich. In den Hotelbungalowas ist aber dann für warme Decken gesorgt und so kann man sich schön einkuscheln. Leider bin ich nicht alleine im Bett, sondern teile mir dies mit einem Sack Flöhen, die mich des nachts kräftig aussaugen, was ich allerdings erst am frühen Morgen feststelle.

Ein Morgen im kambodschanischen Dorf und viel zu viele Fotomotive.

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Ein guter Radtag in Kambodscha wirkt manchmal wie Botox, man muss sich das Grinsen dann vom Gesicht kratzen. Die Rasselbanden am Straßenrand können einen fertig machen mit ihrer unbekümmerten Begeisterung. Heute Vormittag war so, findet auch Monika:

Der Tag beginnt früh. Ab 5:30 wird es hell. Das tiefschwarze Dunkel verwandelt sich in ein samtiges Graublau und vor dem Lamellenfester erhält die Bananenpflanze langsam Kontur. Der erste Hahn meldet sich und unverzüglich hört man alle anderen auch.

Der Morgen ist kühl und feucht. Dicke Tropfen fallen in einem regelmäßigen Plock-Plock aufs Dach. Danach hört man das leichtfüßige Flip-Flop eines jungen Mädchens das über den Hof eilt. Ein Moped tuckert auf der Straße vorbei. Ein erstes Kinderlachen, weit weg. Holzfeuergeruch weht zum Fenster herein. Die ersten Zikaden starten ihr Kreissägenkonzert. Wir bleiben noch einen Moment unter den Moskitonetzen liegen. Jeder in seinem Raum, getrennt durch dünne Holzwände mit daumendicken Ritzen dazwischen. Besorgte Schlafmützen wie Annette und Uwe haben sich einen Wecker gestellt und das Rasseln weckt das ganze Haus auf. Schluss mit Ruhe, wir fügen unsere eigenen Geräusche dazu. Ludwig raschelt als erstes und steckt seinen Rasierer weg. Für seine geglätteten Wangen hat er am Vorabend das ganz Haus schlagartig stromlos gemacht. Für die ganze Nacht.

Unsere Fahrräder sind nach der gestrigen Mountainbike-Tour wieder sauber und stehen angelehnt an eine Palme im Vorgarten. Daneben eine großen Sichel mit der gestern im Hof eine Schlange erlegt wurde und einem Tütchen Waschpulver. Das haben uns die Gastgeber zum Waschen der Fahrräder gebracht. Wir radeln zum Frühstück. Jan kommuniziert, gestikuliert und bestellt. Es kommt etwas völlig anderes. Aber alles ist gut und reichlich. Tom isst alle Suppennudeln, Jan den ganzen Reis und der Rest alles was sonst noch auf dem Tisch steht.

Anreise ist wie die Abreise. Den Satz hatten wir schon mal. Aber es stimmt auch diesmal. Die schiefe Fähre shuttelt uns zurück auf die andere Flussseite und wir radeln durch die Zuckerrohrfelder zurück. Die nächsten 60 Kilometer sind genauso, wie man sie in einem GEO-Reiseheft sieht und gerne selbst erleben möchte. Die Landschaft wird weitläufig, Reisfelder tauchen auf, in denen Wasserbüffel mit Reihern auf dem Rücken stehen. Kinder laufen uns lachend und winkend aus den strohgedeckten Stelzenhütten entgegen. So viele Eindrücke. Mittagessen in einer Fernfahrerkneipe mit Boxkampf im beiläufig laufenden Fernseher. Dann das zahnlose Lächeln einer alten Frau, deren Haut wie ausgetrocknete Erde aussieht. Der Bougainvillebusch, der auf dem Balkon eines verfallenen Häuschens wächst.

Viel zu kitschig? Ok. Es geht zurück auf eine Hauptverkehrs-Straße und wir klettern in einen Bus für die letzten Kilometer. Beinfreiheit? Keine Chance. Wir stapeln uns samt Gepäck. Wüste Überholmanöver von knallroten hupenden LKWs auf denen ‚Angkor-Beer‘ steht. Schlaglöcher. Staubstraße. Und am Ende ein schönes Hotel ohne Schöpfdusche, mit Pool, Rotweinvorräten und jede Menge Stechmücken.


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