Ein Morgen im kambodschanischen Dorf und viel zu viele Fotomotive.

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Ein guter Radtag in Kambodscha wirkt manchmal wie Botox, man muss sich das Grinsen dann vom Gesicht kratzen. Die Rasselbanden am Straßenrand können einen fertig machen mit ihrer unbekümmerten Begeisterung. Heute Vormittag war so, findet auch Monika:

Der Tag beginnt früh. Ab 5:30 wird es hell. Das tiefschwarze Dunkel verwandelt sich in ein samtiges Graublau und vor dem Lamellenfester erhält die Bananenpflanze langsam Kontur. Der erste Hahn meldet sich und unverzüglich hört man alle anderen auch.

Der Morgen ist kühl und feucht. Dicke Tropfen fallen in einem regelmäßigen Plock-Plock aufs Dach. Danach hört man das leichtfüßige Flip-Flop eines jungen Mädchens das über den Hof eilt. Ein Moped tuckert auf der Straße vorbei. Ein erstes Kinderlachen, weit weg. Holzfeuergeruch weht zum Fenster herein. Die ersten Zikaden starten ihr Kreissägenkonzert. Wir bleiben noch einen Moment unter den Moskitonetzen liegen. Jeder in seinem Raum, getrennt durch dünne Holzwände mit daumendicken Ritzen dazwischen. Besorgte Schlafmützen wie Annette und Uwe haben sich einen Wecker gestellt und das Rasseln weckt das ganze Haus auf. Schluss mit Ruhe, wir fügen unsere eigenen Geräusche dazu. Ludwig raschelt als erstes und steckt seinen Rasierer weg. Für seine geglätteten Wangen hat er am Vorabend das ganz Haus schlagartig stromlos gemacht. Für die ganze Nacht.

Unsere Fahrräder sind nach der gestrigen Mountainbike-Tour wieder sauber und stehen angelehnt an eine Palme im Vorgarten. Daneben eine großen Sichel mit der gestern im Hof eine Schlange erlegt wurde und einem Tütchen Waschpulver. Das haben uns die Gastgeber zum Waschen der Fahrräder gebracht. Wir radeln zum Frühstück. Jan kommuniziert, gestikuliert und bestellt. Es kommt etwas völlig anderes. Aber alles ist gut und reichlich. Tom isst alle Suppennudeln, Jan den ganzen Reis und der Rest alles was sonst noch auf dem Tisch steht.

Anreise ist wie die Abreise. Den Satz hatten wir schon mal. Aber es stimmt auch diesmal. Die schiefe Fähre shuttelt uns zurück auf die andere Flussseite und wir radeln durch die Zuckerrohrfelder zurück. Die nächsten 60 Kilometer sind genauso, wie man sie in einem GEO-Reiseheft sieht und gerne selbst erleben möchte. Die Landschaft wird weitläufig, Reisfelder tauchen auf, in denen Wasserbüffel mit Reihern auf dem Rücken stehen. Kinder laufen uns lachend und winkend aus den strohgedeckten Stelzenhütten entgegen. So viele Eindrücke. Mittagessen in einer Fernfahrerkneipe mit Boxkampf im beiläufig laufenden Fernseher. Dann das zahnlose Lächeln einer alten Frau, deren Haut wie ausgetrocknete Erde aussieht. Der Bougainvillebusch, der auf dem Balkon eines verfallenen Häuschens wächst.

Viel zu kitschig? Ok. Es geht zurück auf eine Hauptverkehrs-Straße und wir klettern in einen Bus für die letzten Kilometer. Beinfreiheit? Keine Chance. Wir stapeln uns samt Gepäck. Wüste Überholmanöver von knallroten hupenden LKWs auf denen ‚Angkor-Beer‘ steht. Schlaglöcher. Staubstraße. Und am Ende ein schönes Hotel ohne Schöpfdusche, mit Pool, Rotweinvorräten und jede Menge Stechmücken.


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