Ding Dong

Die Schöne Insel, 07. bis 30.03.2014

Pünktlich zurück zur Bundesliga-Konferenz, von unserem Nachtrunk vor dem 7-Eleven. Wir setzen uns für unser letztes Bier tatsächlich vor einen Supermarkt! Weil es hier auf Taiwan ganz unüblich ist, sich auf ein Bier irgendwo hinzusetzen, es gibt kaum Kneipen oder ähnliche westliche Einrichtungen, und so hat der Portier unseres Hotels ganz selbstverständlich auf die Frage geantwortet, wo man hier noch ein Bier trinken könnte: 7-Eleven. Also nichts wie hin zum Ding Dong, wie die Läden bei uns heissen (geht man rein, macht es ding dong, geht man raus, macht es ding dong).

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Wir sind in Tainan und waren davor auf dem berühmtesten Nachtmarkt der Stadt, dem Huayuan Yeshi. Dort brauch man starke Nerven, es wimmelt und schiebt, dem ist nicht jeder gewachsen. Dafür darf man unaufhörlich kleine Köstlichkeiten vor sich hinfuttern, die meisten davon sehr ungesund (die Krönung der Kilokalorie waren gestern in Kenting die frittierten, ausgebackenen Oreos).

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Um unser Hotel herum ist Halligalli, um die Ecke ist die Zentrale der Regierungspartei, der Kuomintang, und der Präsident Ma Ying-Jeou kommt heute in die Stadt. Seit Tagen ist das Parlament in Taipeh von Studenten besetzt, es geht um Handelsverträge mit der VR-China, die von der Regierung ohne große Prüfung durchgepeitscht werden. Viele meinen, dass das ein Schritt weiter in Richtung totaler wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Festland wäre. Sven mit seinem China-By-Bike T-Shirt wurde trotzdem nicht angefeindet, was eigentlich erstaunlich ist: darauf steht ja das „Reich der Mitte“ in Kurzzeichen, die nur in der Volksrepublik gebräuchlich sind. Die Taiwaner finden das T-Shirt etwas seltsam, wir fahren ja schliesslich auf ihrer Insel Rad und „China“ ist ein schwieriges Feld. Die Touristen aus der Volksrepublik sind aber ganz begeistert, wenn sie es sehen.

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Unserem Guide durch das monumentale Foguangshan-Kloster, das wir heute mittag besucht haben, ist das alles ziemlich schnuppe, denn er steht über den Dingen. Hue Shue ist Österreicher und hat sich seinen Schmäh bewahrt. Er interessiert sich z.B. sehr für den in Taiwan populären Blog von der Taiwanerin Meizi, die ihrem deutschen Baozi nach Bayern gefolgt ist und von dort ganz ganz süß über ihr Leben in Deutschland schreibt. Foguangshan hat einen neuen riesenhaften und hypermodernen Tempelkomplex fertiggestellt und damit hat sein Gründer Hsing Yun (86) wohl das Rennen gegen den Gründer des anderen megalomanen Klosters Chung Tai Chan, Wei Chueh (85), für sich entschieden. Der neue Komplex ist beeindruckend und wir haben eine tolle Ausstellung mit Kristallskulpturen gesehen, der alte Komplex ist beeindruckend kitschig. Die Höhlen vom „Reinen Land“ gleichen mittlerweile einer Geisterbahn, alles quietscht und knarzt und rüttelt vor sich hin.

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2 Kommentare:

  1. Nachdem ich zu den Teilnehmern gehöre, die dem Geschiebe auf diesem riesiegen Nachtmarkt „nicht gewachsen sind“, durfte ich, ein überzeugter langlähriger Vegetarier, der Chinesischen Schriftzeichen nicht mächtig, im Selbstversuch in einem Gourmet-Tempel meiner Intuition und der geduldigen jungen wie charmanten Bedienung vertrauend, eine Art Gemüse-Suppe dinieren. Trotz gefühlter 200, ob meiner unbeholfenen Ess-Sitten auf mich starrender, bemitleidender bis höchst amüsierter Augenpaare, gab ich alles, um uns Langnasen nicht allzusehr zu blamieren. Glücklicherweise gesellte sich bald Axel, ein weiterer Nachtmarkt-Aussteiger hinzu.Zusammen gelang es uns, drei Bedienungen derart aus dem Konzept zu bringen, daß man sich sicher noch lange an uns erinnern wird!…Mein Gemüsegericht war übrigens ein Volltreffer!…Auch unser Abend fand einen stilvollen Abschluß bei einem gepflegten Taiwan Beer vor einer Ding-Dong Kneipe…Vor meinen Augen sehe ich lauter kleine Buddhas…das liegt aber nicht am exzessiven Biergenuß, sondern vielmehr an den Tausenden großen und kleinen Buddha-Figuren, die wir bei unserem heutigen höchst interessanten Streifzug durch die Welt des Buddhismus sehen durften…

  2. Schön, dass ich meinen alten „Freund“ Hue Shue wieder sehen konnte. Sein spezieller Humor ist mir in Erinnerung geblieben. So fragte ich ihn auf dem neuen Gelände, wo denn all die Tiere, Insekten und Pflanzen geblieben wären? Süffisant lächend erklärte er, dass man vorher in einer Prozession über das Gelände gehe und alle Lebewesen bitte, das Gelände zu verlassen. Auf der weitere Frage: „Auch die Pflanzen?“ Lächelte er vielsagend.
    Grüsse an Euch
    Eckart (ich war ja damals noch 4 Tage dort)

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