Die heimliche Königsetappe

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Von Wuxi nach Fengjie – bedeckt und später etwas Nieselregen bei ca. 23 Grad

Dass und wie wir die Königsetappe dieser Tour hinter uns gebracht haben, wurde bereits vor zwei Tagen berichtet. Dass der Rest ein Kinderspiel ist, könnte man meinen, aber manchmal gibt es da ja noch eine „heimliche“ Königsetappe, so wie heute. Damit es spannend bleibe, wurden zu den Hauptdaten der Etappe nur ungefähre Angaben gemacht (zwischen 85 km und 93 km, ca. 1900 Höhenmeter). Die Etappe ist recht neu im Programm und wurde bisher noch von keiner Gruppe vollständig mit dem Rad befahren. Beim letzten Reisetermin wurde unsere tapfere Reiseleiterin wegen schlechten Wetters schließlich von der Kundschaft in den Bus genötigt, obwohl sie wahrscheinlich nur ihrer Vermessungspflicht nachkommen wollte. Das sollen wir nun nachholen.

Wir bemühen uns also heute mal um einen richtig pünktlichen Start und rollen um 8:30 Uhr los. 2 km am Fluss entlang und noch mitten in der Stadt kommt schon die erste Rampe, was sich ohne nennenswerte Unterbrechung bis Kilometer 16 fortsetzt. Nach etwa der Hälfte wird auch der Verkehr langsam weniger und ganz oben auf über 1000 m ist von der Stadt unten im Tal nicht mehr viel zu sehen. Gleich geht es auf einer schnellen Abfahrt wieder 300 Höhenmeter nach unten, im Anschluss aber auch wieder fast genauso viel hinauf.

Dummerweise habe ich unten am zweiten großen Anstieg meine Kamera liegen lassen, was mir jetzt im oberen Drittel auffällt. Ich weiß nicht genau wo, aber ich vermute sie irgendwo 100 m weiter unten. Ist zwar eigentlich ein ziemlich altes Ding, aber so einfach will ich sie dann doch nicht aufgeben. Einen kurzen Moment ringe ich mit mir, dann drehe ich das Rad um – unten ist man ja immer schnell. Und siehe da, da liegt sie noch. Wahrscheinlich hat sie keiner erkannt. Ein Handy kann man hier ja jedem in die Hand drücken, wenn man mal ein Gruppenfoto braucht, aber eine Kamera? Viel zu umständlich, wer braucht so was schon…

Als ich wieder oben bei den anderen ankomme, ist Dietmar gerade dabei, einem chinesischen Kollegen bei der Radreparatur behilflich zu sein. Die hintere Scheibenbremse macht’s nicht mehr. Dabei ist es doch ein original BMW-Fahrrad. Bei alibaba.com bestellt. Die deutsche Markenqualität ist eben auch nicht mehr das, was sie mal war. Da ist leider nichts mehr zu machen, meint Dieter, aber er bekommt vom Kollegen trotzdem einen Beutel Kiwis geschenkt.

Insgesamt ist die heutige Etappe geprägt durch ein ständiges Auf und Ab. Nach dem zweiten Anstieg windet sich die Straße langsam durch das Bergland zwischen den großen Tälern hindurch und erreicht schließlich ein solches, wo sie sich weit oberhalb des Talgrundes an den Hang schmiegt. Sie wird zwar nun nach und nach schlechter, aber die Fahrt ist trotzdem ein Genuss, denn es bieten sich großartige Ausblicke in die Täler. Wir passieren immer wieder kleine Dörfer, Terrassenfelder, eine Begräbnisfeier am Straßenrand und wenn man mal außerhalb der Ortschaften stehenbleibt, hört man nichts außer Grillen und Vögel – nicht unbedingt typisch für China, eine solche Ruhe.

Nachmittags setzt dann leider etwas Regen ein und spätestens mit dem letzten Anstieg, der zum großen Teil über eine Baustellenschotterstraße verläuft wird es nun doch langsam anstrengend. Aber zum Glück folgt hierauf auch bald die letzte, lange Abfahrt hinunter ins Tal. Und dann nur noch ein paar Hügel entlang des Yangzi. Und nicht zu vergessen der kleine Berg hoch zum Hotel. Und leider gibt es heute keinen Lift in die 3. Etage. Wir küren die heutige Etappe einstimmig zur neuen Königsetappe.


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