Im Herz des Hühnchens

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Von Zhenping nach Wuxi bei bedecktem Himmel und angenehmen Temperaturen

Die Chinesen haben es ja im Allgemeinen nicht so mit Landkarten, dafür aber umso mehr mit dem Essen. Und wenn sie doch mal auf eine Karte ihres Landes schauen, dann sehen sie vor allem Eines – ein großes Hühnchen. Oben rechts im Nordosten der Kopf, ganz weit hinten im Westen bei den Uiguren die Schwanzfedern und irgendwo unten an der vietnamesischen Grenze müssen die Füße sein. Und genau da, wo das Herz sitzt, befinden wir uns gerade, d.h. in der geografischen Mitte Chinas. Und außerdem an einer Stelle, an der die drei Provinzen Shaanxi, Hubei und Chongqing aufeinandertreffen. Dass die beiden Stellen in ein und demselben Punkt zusammenfallen, wird wohl eher der pragmatischen Ader der Chinesen als dem Zufall zu verdanken sein und praktischerweise befindet sich genau hier auch noch unser Pass für heute, so dass wir drei Fliegen mit einer Klappe schlagen können.

Das Tal in dem wir nach Zhenping gekommen sind, wurde zum Schluss langsam schmaler und im Ort selbst sind uns die Berge schon recht nahe gerückt. Da wir aber weiter in Richtung Süden und zum Yangzi wollen, folgen wir dem Tal weiter bis zum Ende und schrauben uns dann bis zum Pass in 1500 m hinauf. Unterwegs begegnet uns noch ein kleiner fahrbarer Krämerladen mit diversen wichtigen Küchenutensilien, der ebenfalls gerade einen Halt macht. Aber wir brauchen eigentlich nichts mehr, denn Xiao Yang hat schon für uns eingekauft. Vor zwei Tagen hat er irgendwoher heiße Maroni mitgebracht und die haben so großen Anklang gefunden, dass er am nächsten Tag gleich noch zwei Tüten nachkaufen musste. Damit sind wir nun noch eine Weile gut versorgt. Oben auf dem Pass wartet er an einer Aussichtsplattform auf uns und lümmelt gerade auf seinem kleinen Klappstühlchen, bis ich mit der Kamera komme und meine, ich muss doch nochmal ein Bild für den Chef machen – schnell gerade hingesetzt und das Handy versteckt 😉

Auf der anderen Seite des Passes gibt es dann eine großartige 25 km-Abfahrt bis auf 400 m und dann leicht wellig aber immer noch abwärts bis nach Wuxi. Wir genießen die Ausblicke und die Abfahrt, machen den üblichen Nudelstopp und schon geht’s weiter in schneller Fahrt Richtung Wuxi. Da es in dieser Gegend früher den Brauch gab, die Toten in Särgen hoch oben am Felsen zu bestatten (meist nur höhergestellte oder wohlhabende Leute) und sich direkt an unserer Strecke eine Fundstätte mit den meisten und ältesten solcher Särge befindet, schauen wir auch hier nochmal vorbei und lassen uns eine kurze Führung geben. Auf dem letzten Stück bis nach Wuxi wird es langsam immer voller und damit auch ein wenig ungemütlich auf der kleinen Straße, aber irgendwann sind wir in der Stadt, haben es irgendwann auch geschafft, das bei jeder zweiten Haustüre haltende Müllauto hinter uns zu lassen und erreichen nach einer kurzen Sucheinlage unser Hotel am Fluss.


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