Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Fahrt nach Wushan

Es hat sich eingeregnet. Vom Balkon des Hotels aus hat man einen wunderschönen Blick auf das Kuimen, den Eingang zur Qutang-Schlacht, der kürzesten und wohl schönsten der drei Yangzi-Schluchten.
Da es nach dem Frühstück immer noch regnet, ist die Entscheidung schnell getroffen. Wir fahren erstmal mit dem Auto nach Baidicheng, der Stadt des weißen Kaisers und sehen dann weiter. Es wird erzählt, einst sei dieses Gebiet von weißen Nebeln umgeben gewesen, der ihm ein friedliches und mystisches Aussehen verliehen habe. Auch heute ziehen Nebel über Baidicheng, das aufgrund der Flutung des Yangtse mittlerweile auf einer Insel liegt. Als wir ankommen, verlässt gerade eine größere chinesische Reisegruppe den Ort und wir sind fast allein. Nur ein paar Souvenirverkäufer langweilen sich und schenken uns kaum Beachtung. Wir schlendern über die regennassen Bodenplatten und treffen uns dann alle am Ausgang wieder, wo wir einen kleinen Imbiss in Form frittierter Fische und Bratkartoffeln zu uns nehmen. Eckart überlegt ob er auf das Fahrrad umsteigen soll, die beiden anderen zeigen kaum Interesse. Kaum ist der Gedanke ausgesprochen, schon nimmt der Regen wieder zu und auch Eckart vergeht die Lust.

Der Abend läuft nach dem gewohnten Muster ab: Abendessen und Massage, diesmal für alle von uns. Xiao Yang lässt sich noch schröpfen und gleicht für 10 Minuten einem Regal mit Marmeladengläsern. Selbst die Angestellten das Salons scheint das sehr zu erfreuen und sie machen munter Fotos von seinem Rücken. Dann geht es zurück ins Hotel, einige von uns spazieren noch zum Ufer das aufgestauten langen Flusses.

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Fahrt nach Leshan

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

81 km von Meishan nach Leshan bei angenehmen 26°C. Der Himmel war teils bedeckt, teils sonnig.

Den gestrigen Tag spare ich mal aus, denn der war zur freien Verfügung und jeder machte was er wollte. Eigentlich hätte der Park zu Ehren der drei Dichter Su Shi, Su Xun und Xu Che angeschaut werden sollen, doch der war wegen Renovierung geschlossen. Wie lange er noch geschlossen sein wird, darüber herrschte Uneinigkeit aber mindestens ein Jahr, so wurde vermutet. Am Abend schauten wir uns noch gemeinsam ein Wasserfontänen Show mit Musikuntermalung an.

Am heutigen Tag stand unsere zweitlängste Etappe auf dem Programm von Meishan nach Leshan. Die Stadtausfahrt ging diesmal ziemlich rasch. Anscheinend lag unser Hotel am Stadtrand. Recht bald also waren wir auf einer ruhigen kleinen Strecke durch ein paar kleine Dörfer. Nach etwa 9 km mussten wir dann wieder auf eine größere Landstraße und hier hatten wir das Pech, dass in der Nähe an einer Eisenbahnstrecke gebaut wurde. LKW reihte sich an LKW in beiden Richtungen und wir wurden in dichte Staubwolken eingehüllt, dass man teils die Hand vor Augen nicht sehen konnte.

Glücklicherweise war die Baustelle nach rund 10 km passiert und von da an die Strecke ruhig und landschaftlich sehr schön. Es ging durch kleine Dörfer, vorbei an Feldern und häufig an einem kleinen Fluss entlang. In einem der Dörfer aßen wir zu Mittag Nudeln und Jiaozi (Maultaschen). Die Strecke heute war sanft hügelig und insgesamt angenehm zu fahren, so dass wir um halb sechs nach gemütlicher Fahrt Leshan erreichten.

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Das Geilste Hühnchen der Welt…

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

…das ekelhafteste Schwein und die armen Schlucker auf historischem Boden.

Das hätte der Titel dieses Blogs sein sollen. Aber solche Bandwürmer darf sich nur Peter Greenaway erlauben! Außerdem wird daraus ja die URL erstellt, und das kann sich keiner merken!

Also erst einmal das
Geile Hühnchen!

Ein kleiner Teil von mir ist froh, dass wir uns für eine weitere Solofahrt entschieden haben. Sarah und Nora brauchen dringend eine Pause, mehrere Tage an einem Ort und ein wenig Futter für die Sinne, das nicht aus chinesischen Straßen und Menschenaufläufen besteht, die unsere Kinder anfassen oder fotographieren wollen. Und auch Zornica wird die Pause gut tun. Seit Tagen hustet sie am Morgen, was das Zeug hält und scheint am Ende ihrer Kräfte.


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Nummer vier und fünf

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Fahrt nach Fengjie

Die heutige Strecke hat es in sich. Zwar müssen wir nur 87 km bewältigen, aber das Höhenprofil sieht leicht beängstigend aus. Ein ständiges auf und ab. Gleich am Anfang erwartet uns eine heftige Steigung. Zudem sind wir die erste Gruppe, die diese Route nimmt, ein Abenteuer also. Ausgerechnet jetzt, wo wir alle nicht so recht wissen, wo es lang geht, beginnt mein GPS zu spinnen und zählt die Kilometer rückwärts, heißt: je näher wir in der Realität dem Ziel kommen, desto höher wird die Distanz zum Zielort. Der Himmel ist grau und verhangen, ideale Temperaturen fürs Radfahren, aber das trübe Wetter hat auch eine leicht deprimierende Wirkung. So quälen wir uns die ersten Höhenmeter aus der Stadt raus und wären gleich am Anfang beinahe aus Versehen auf die Autobahn gefahren: Vielleicht war das ja tatsächlich Xiao Yangs Plan, der uns begeistert von dieser Autobahn berichtet und immer wieder laut lachend betont, wie anstrengend uns schwierig die heutige Etappe ist, ob wir uns nicht gleich lieber ins Auto setzen wollen.

Wir fahren weiter. Gleich am Anfang geht es etwa 10 km nur bergauf und zwar zwischenzeitlich ziemlich steil. Für unsere Anstrengung werden wir aber mit einer fast autofreien Strecke in einer schönen Landschaft belohnt. Zur Abwechslung fahren wir mal nicht durch Flusstäler, sondern durch grüne Hügel, kleine Dörfer und Weiler mit kunstvoll angelegten terrassierten Feldern. Nach dem ersten sehr anstrengenden Pass (den natürlich Mark mal wieder als erster erklommen hat) entschliessen sich Eckart und Gunter ins Auto umzusteigen. Mark und ich fahren weiter. Mittlerweile hat es leicht zu regnen begonnen. Auto- und Radfahrer treffen sich im nächsten Ort wieder. Da der Regen stärker geworden ist, beauftrage ich Eckart und Xiao Yang mir ein Regencape zu besorgen und fahre mit Mark weiter. Der nächste Anstieg ist schon in Sicht. Einige Zeit später kommt das Begleitfahrzeug angebraust und Günter reicht mir einen Traum in rosé aus dem Beifahrerfenster. Endlich wasserdicht. Als ich Mark wieder einhole, der mich während meiner umständlichen Umzieh-Aktion überholt und abgehängt hat, offenbart der mir allerdings, dass er überhaupt keine Lust mehr habe, bei diesem Wetter (mittlerweile starker Regen) weiterzufahren. Also steuern wir das Begleitfahrzeug an. Wo ich mich auf der Strecke befinde, weiß ich auch nicht mehr, da sich das GPS immer noch nicht berappelt hat und die Kilometer zählt, wie es will, mal vor, mal zurück (was etwas deprimierend ist, wenn man gerade einen Berg hochfährt, sich aber angeblich mit jeden Meter, den man bewältigt, weiter vom Zielort entfernt).

Aber zurück zum Begleitfahrzeug. Wir sind gerade dabei unsere Räder im Auto zu verstauen, als ich bemerke, dass der Regen weniger wird und mich entschließe doch mit dem Rad weiterzufahren. Leider lässt sich sonst keiner überreden. Xiao Yang lacht sich tot und hält mich augenscheinlich für verrückt. Aber egal, ich fahr einfach weiter. Nach ein paar Anstiege und Abfahrten, bemerke ich, dass irgendetwas mit meinem Rad nicht stimmt. Und richtig: Ich habe einen Platten, mal wieder das Hinterrad. Irgendwie habe ich es geschafft mir eine Eisenkrampe einzufahren. Xiao Yang ist schnell zur Stelle und Mark, der sich nun endgültig entschlossen hat im Auto zu bleiben leiht mir sein Hinterrad. Und ich fahre weiter. Ein Traum in Lachs, wie Günter sagt. Ein einzelner Ausländer im knallig pinken Regenumhang radelt einsam durch ein verregnetes China. Was mögen die Ortsansässigen wohl denken! Xiao Yang kann es kaum fassen, dass ich immer noch nicht aufgebe. Er fragt mich, was ist, wenn ich einen weiteren Platten habe. Nicht ganz unwahrscheinlich, denn mit vier Plattfüßen stehe ich in der Pannenstatistik an der Polposition. Und jetzt kommt er mir sogar mit Gott. Denn er meint, wenn jetzt noch ein Schlauch kaputt geht, dann ist es Gott, der mir sagen will, dass ich nicht weiterfahren soll.

Um die ganze Misere etwas abzukürzen, etwa 25/30 km vorm Ziel, ich habe gerade einen Anstieg bewältigt, sehe ich vor mir eine Glasscherbe wegspritzen und danach ein Zischen, was nichts Gutes verheißt. (Plattfuss Nr. 5)

Als die anderen zurückkommen, werde ich gar nicht mehr gefragt, ob ich noch weiter fahren will. Es wird mir einfach verboten. Und schneller als ich denken kann, ist mein Rad demontiert und bei den anderen Rädern im Auto. Und ich sitze mal wieder auf dem harten Gastank und knappere frustriert Kekse. Die Aussicht heute noch zwei Schläuche flicken zu müssen, finde ich auch nicht sonderlich prickelnd (glücklicherweise geht mir später Mark zur Hand und übernimmt das Hinterrad). Ziemlich müde, nass und dreckig (ich) erreichen wir das Hotel und hoffen für morgen ganz stark auf einen trockenen, nicht ganz so heißen Tag.

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Ein bisschen wie zuhause

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

89 km von Pingle nach Meishan bei strahlendem Wetter um die 30°C

Pingle ist ein historisches Örtchen und entsprechend wird so manches auch auf historische Weise verrichtet. Es ist ein bisschen wie eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit, denn vieles von dem was man hier bestaunen kann, wurde bei uns in Europa vor gar nicht allzu langer Zeit auch nicht viel anders gemacht. Heute morgen lieferte das Frühstück solch ein Beispiel. Wir gingen in einen Nudelladen und aßen Nudelsuppe, Jiaozi und Baozi. Alles hier war natürlich Handarbeit und ganz frisch zubereitet. Die Nudeln wurden in einer großen hölzernen Presse aus frischem Teig frisch ins Kochwasser gepresst. Das gefiel natürlich besonders unseren drei Italienern (im strengen Sinne Südtiroler).

Von den Nudeln frisch gestärkt konnte es nun los gehen auf unsere Königsetappe. Wir hatten 89 km vor uns mit einigen Höhenmetern inklusive. Die Strecke war wirklich landschaftlich sehr schön und sehr ländlich geprägt. Ein bisschen wie zuhause in Italien, meinten unsere drei Südtiroler. Nach unserem größten Anstieg von rund 250 Höhenmetern am Stück und der dazugehörigen Abfahrt, machten wir in einem kleinen Örtchen eine Teepause. In dem Dorf schienen zuvor noch nie Ausländer durchgekommen zu sein. Auf jeden Fall waren die Leute anfangs überrascht, dann neugierig und schließlich hoch erfreut, dass sie mal richtige Ausländer zum Anfassen in ihrer Dorfwirtschaft hatten. Nachdem sich alle gegenseitig fotografiert hatten, verabschiedeten wir uns und machten uns auf die zweite Hälfte unserer Etappe. Am frühen Abend erreichten wir dann Meishan, unseren Zielort.

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City of Kites

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

At the foot of Mt. Tai we review the present state of our journey. The prospects for the next days are bleak. The planned biking through idyllic countryside in Shandong won’t happen: the side-roads we were supposed to take are either undergoing repairs or have dilapidated, as we have learned from recent experience. 350 km of Interstate till Qingdao then. A busy interstate with trucks and buses, because in Shandong, unlike Jiangsu, the interstate is free of toll, and most of the heavy traffic goes here in order to avoid the high-way taxes. Not only will our way be full with roaring traffic, but it will also be going steadily uphill. We have already discovered that for our 240+ kg family vehicle even the smallest hill equals Mt. Tai. After the rain and wind from the previous day the mood in the children trailer is close to mutiny, and I have to admit, it is rather contagious.


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scharf, schärfer, am schärfsten

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Fahrt nach Wuxi, 95 km

Heute ist von drei Höhepunkten zu berichten: wir passieren die Stelle, an der die drei Provinzen Shanxi, Hubei und Chongqing zusammentreffen, dann kommen wir zur geographischen Mitte in Chinas und zu guter Letzt bekommen wir heute Abend das schärfste Essen der Tour bisher serviert.

Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaue, bin ich erleichtert. Es hat aufgehört zu regnen. Und es hat sich (praktischerweise) merklich abgekühlt. Wir fahren also bei angenehmen Temperaturen eine mäßig befahrene Strecke, die von grünen Hängen begrenzt und durch den jadegrünen Nanjiang-Fluß begleitet wird. Das entschädigt uns einigermaßen für die gestrige „Auto-Etappe“. Selbst der Pass ist unter diesen Bedingungen leicht bewältigt. Mark ist mal wieder der erste oben und ist somit auch der erste, der durch das „schmucke neu gebaute und auf alt gemachte Tor, welches den Pass markiert, durchfahren darf. Zielsicher fährt er auch direkt in eine riesige Glasscherbe. der nächste Plattfuß. Mark nähert sich mir in seiner Pannenstatistik langsam an.

Unsere Reparaturversuche bleiben nicht lange unbemerkt, bald sind wir von einer Traube Chinesen umgeben, die unser Tun beäugen und interessiert kommentieren. Wie sich herausstellt, sind wir einigen der Zuschauer bereits in Zhenping aufgefallen und nun wird die Gelegenheit genutzt Kontakt aufzunehmen. Mal wieder steht eine Fotosession an, Eckart ist mittlerweile geübt darin und so kann Mark halbwegs unbehelligt seinen Schlauch flicken.

Kurze Zeit später geht es weiter und wir steuern eine Aussichtsplattform mit atemberaubenden Weitblick und die Mitte Chinas an. Mittlerweile prasselt die sonne wieder heftig, aber da wir den anstrengenden Teil der heutigen Etappe hinter uns haben, inklusive Reparatur, macht uns das wenig aus. Leider erwartet uns noch eine schlechte Nachricht: Vor uns liegt noch eine Baustelle, die täglich nur zwischen 12 und 14 Uhr passiert werden kann. Daher halten wir uns nicht lange auf, sondern machen uns zügig an die Abfahrt. Unser Weg führt uns wieder hinab in ein wunderschönes Flusstal.

Gegen vier erreichen wir Wuxi und beschließen heute in einem der Freiluftrestaurants am Fluss zu speisen. Der große Fisch der heute auf der Speisekarte steht, wird erst noch aus dem Fluss geangelt. Der Abend ist sommerlich mild und der Fluss verströmt eine angenehme Frische. Uns umgeben grüne Felsen und Hügel, in die Wuxi gebettet ist. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen und sich zu vergnügen. Das Abendessen ist für unsere Begriffe extrem scharf, der Reis dient nicht mehr als Sättigungsbeilage sondern als Löschmittel. Der Sohn der Wirtin meint dazu blos, das Essen sei nur mäßig scharf. Alles ist eben relativ. Nach dem Essen verlangt es Eckart nach einer Massage und Günter begleitet ihn gern. Mark und ich spazieren gemächlich in Richtung Hotel.

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Eins, zwei, drei, vier Räder

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Fahrt nach Zhenping, 12 km, bedeckt

Königsettappe. 113 Kilometer. Ein mörderischer Aufstieg.
Es hat sich zugezogen, wie erwartet, denn heute ist für den ganzen Tag Regen angekündigt. Als wir dann gegen halb acht langsam losradeln ist es aber noch trocken und angenehm kühl. Wir wagen zu hoffen, dass der Regen heute ausbleibt. So geht es die ersten 12 km, dann kommt der erste Tunnel und nach dem Tunnel…der Regen, und zwar so heftig, dass ich in kürzester Zeit völlig durchnässt bin. Und dass meine Regenjacke nicht mehr wasserdicht ist, merke ich dann auch gleich bei der Gelegenheit. Die anderen haben schneller reagiert und sind zu Xiao Yang in den Wagen geflohen.

Schnell sind sich alle darüber einig, die heutige Etappe in Xiao Yang‘s Wagen im Trockenen zurückzulegen und so machen wir es uns, so weit das geht, auf den spärlichen Sitzgelegenheiten bequem und tuen das, was wir am besten können: Sprüche klopfen. Dann geht es weiter. Xiao Yang ist ein rasanter Fahrer und es geht zackig den Berg hinauf. Dann eine Bodenwelle und auf einmal RUMMMS!!! – Die beiden Räder, die an der Kofferraumklappe angeschnallt waren, liegen samt Gestell hinter uns auf der Strasse. Wir binden die Räder schnell auseinander und stapeln sie auf die beiden übrigen im Auto.

Bei jeder Kurve, jeder Bodenwelle und jedem Schlagloch klappern und ächzen unsere Räder gefährlich. Gerade erst so schön neu eingestellt und schon wieder alles verdorben – wir befürchten das schlimmste für unsere fahrbaren Untergestelle, die uns ja immerhin noch auf vier langen und anstrengenden Etappen durch China tragen sollen.

Aber der Reihe nach. Nachdem wir dann die Räder also verstaut haben und uns wieder zusammensortiert haben geht es weiter bergauf und bergauf und bergauf. Durch den Dunst können wir die schöne Landschaft erahnen aber auch die Anstrengung, die uns dieser Anstieg gekostet hätte. Günther scheint bei diesem Gedanken ganz zufrieden mit dem Regen. Irgendwann ist der Pass erreicht und dahinter eine Straßensperre. Wer hätte das gedacht, eine Baustelle!?! Na so was. Offensichtlich gab es einen Erdrutsch und nun muss da die Straße gebaut werden. Selbst mit dem Rad wären wir da nicht durchgekommen. Erst recht nicht mit dem Auto.

Also geht es wieder zurück. Bergab. Bergab. Hinter uns klappern die Räder. Irgendwann biegen wir links in eine kleine Straße, die uns durch die Berge führt. Die Landschaft ist wunderschön. Grüne Hügel, ab und an ein Gehöft und alles entlang eines schmalen Bergbächleins, dessen Wasser über die Steine ins Tal plätschert. Leichter Nebel ist aufgezogen. Der Weg ist außerdem nahezu unbefahren. Irgendwann biegen wir wieder in eine große Straße, die parallel zu unserer ursprünglichen Strecke verläuft. Die Landschaft bleibt schön.

Dann das erste heftige Ruckeln, es kündigt an, was uns den Rest der Strecke erwartet. Diese Straße wird gebaut. Daher ist sie über weite Strecken bereits aufgebrochen oder mit Schlaglöchern übersät. Auch der ein oder andere Stau hält uns auf. Im Auto wird es immer unbequemer und langsam macht sich auch das leicht penetrante Odeur der Stinkfrucht bemerkbar, die wir gestern Abend noch gekauft und im Wagen gelagert haben.

Wir schlafen und frieren alle ein bisschen vor uns hin und das erste mal verlangt meine Gruppe kein Picknick im Wald, sondern…. eine heiße Nudelsuppe. Daher entscheiden wir uns, in Zhenping nicht sofort ins Hotel zu fahren, sondern erstmal einen Stop an einem Nudelimbiss zu machen.

Pünktlich gegen halb drei sind wir dann im Hotel und müssen leider fest stellen, dass die Räder den Transport nicht so ganz unbeschadet überstanden haben. Meines klappert ziemlich erbärmlich und bei Eckart‘s Rad ist die Bremse abgerissen.

Jetzt hoffen wir alle auf trockenes Wetter, weniger Pannen und -bitte, bitte- weniger Baustellen.

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Jubel, Trubel, Heiterkeit

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Kurze Etappe von 23 km von Qionglai nach Pingle bei strahlendem Sonnenschein um die 30°C

Den heutigen Tag konnten wir etwas ruhiger angehen, denn wir hatten nur etwa 23 km zu fahren. Auf der Suche nach einer Bank, trafen wir am historischen Stadttor von Qionglai auf eine größere Radgruppe. Wie sich herausstellte, war es ein Rentner-Radclub aus der Nähe von Chengdu. Die waren so hocherfreut uns zu treffen, dass natürlich nach den obligatorischen Fragen von wo wir kommen und was wir hier machen und von wo nach wo wir fahren, erstmal eine große Foto-Session abgehalten werden musste. Als dann jeder jeden fotografiert hatte, wollten die alten Herrschaften uns unbedingt jedem eine Keramikvase schenken, was wir nur durch extreme Hartnäckigkeit und den

Die erste Hälfte der Strecke fuhren wir auf einem Radweg entlang einer Landstraße und bogen dann auf eine ruhigere Landstraße mit schöner Landschaft in Richtung Pingle ab. Ruhig blieb es allerdings nur bis etwa 3 km vor Pingle. Hier mündete eine Autobahnausfahrt ín die Landstraße und hier wurden wir abrupt daran erinnert, dass heute der 1. Mai ist. Von hier ab war nun 3 km Stau bis nach Pingle hinein. Tag der Arbeit an dem ganz China frei hat. In Pingle ließ sich kein Hotel vorbuchen, so dass wir uns noch eines suchen mussten. Bei diesem Andrang wurde doch etwas mulmig. Ob wir da eine Herberge finden würden? Unsere Begleitfahrzeug-Managerin Xiao Luo hatte schon prophezeit, dass es sehr teuer werden würde hier heute ein Hotel zu finden.

Nach erfreulich kurzer Suche fanden wir dann eine passable kleine Herberge, die noch 4 Zimmer frei hatte. Und gemäß der Voraussage von Xiao Luo war es wirklich verdammt teuer, obwohl sie mich beim Verhandeln tatkräftig unterstützte. Gleich um die Ecke aßen wir zu Mittag wo wir als Langnasen sofort auffielen und immer wieder angesprochen wurden wo wir denn herkämen und ob wir die scharfe Sichuan-Küche vertragen würden. Tatsächlich schienen wir trotz all dieses Trubels die einzigen Ausländer zu sein. Vom Trubel stand heute Pingle anderen touristischen Hochburgen wie Lijiang oder Yangshuo in nichts nach und so wälzten wir uns dann gemeinsam mit den Massen langsam durch die Stadt. Pingle ist ein historisches Dorf mit Holzarchitektur romantisch an einem Fluss gelegen. Romantisch, wenn es nicht aufgrund von Feiertagen wie diesem zur Millionenstadt wird. Chinesische Touristen beim Feiern, Shoppen und Zocken zu beobachten ist aber auch sehr unterhaltsam und so haben wir den Nachmittag im Trubel durchaus genießen können.

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Willst du fleißige Straßenbauer sehn, dann musst du nach China gehn…

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Fahrt nach Pingli, 69 km

Die Straße hat uns wieder, ebenso der Staub, die Hitze und….die Baustellen. Doch nach den ersten 10 km hat sich die Lage entspannt und wir kommen gut voran. Mit frisch geölten Rädern läuft es eben wie geschmiert. Eckart ist wieder ganz in Form und flirtet wie gewohnt mit den Dorfschönheiten, während Günther und meine Wenigkeit vornehme Zurückhaltung üben. Mark bekommt von dem allen nichts mit, denn der fährt wie immer voran. Etwa 20 km vor unserem heutigen Etappenziel treffen wier ihn wieder. Er hat ein Plätzchen für unser Picknick und den täglichen Mittagsschlaf gefunden.

Dannach hat mich meine Pechsträhne, die sich schon heute morgen ankündigte, als mir das neugekaufte Fahrradlicht zerbrach, wieder eingeholt. Erst habe ich einen platten Reifen (der Dritte auf dieser Tour, ich schaue mit Bangen auf die kommenden Tage) und dann zerbricht ausgerechnet während einer Abfahrt eines meiner Schutzbleche. Unter einer Brücke versuchen wir schnell das halbe Blech abzuschrauben. Der Verkehr donnert so laut an uns vorbei, dass wir erst gar nicht das Geschrei von oben hören. Als aber eine Funkenregen Eckarts Fuß erwischt, werden wir doch aufmerksam. Über uns wird geschweißt….Super Platz für eine Fahrradpanne!
Mark hat von alldem mal wieder nichts mitbekommen, denn der ist wieder ganz vorn und wundert sich nur irgendwann, dass wir gar nicht auftauchen. Im Hotel angekommen ist wieder eine Fotosession angesagt. Der Hotelmanager möchte aus Werbezwecken unser Foto für ein Plakat. Wir sind dreckig, schwitzen und stinken und… machen Werbung!

Wenig später, wir entspannen gerade bei Bier und diversen Kaltgetränken, stehen zwei Polizisten in Zivil vor uns. Eckart ergreift die Flucht und verschwindet im Fahrstuhl, Mark quält sich mit dem Internet und Günther „liest“ nonchalant Zeitung, auf chinesisch! Ich kann es kaum glauben, die beiden sehen aus wie zwei Gymnasiasten. Streng werde ich nach dem Grund unserer Anwesenheit gefragt, der Dauer unseres Aufenthalts, letztes und nächstes Ziel und meine Telefonnummer wollen sie auch. Dann bin ich entlassen. Kritisch beäugen sie den zeitungslesenden Günther, dann ziehen sie von dannen.

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