Auf nach Dingenskirchen

Die Drei Schluchten des Yangzi, 11.04. bis 05.05.2019

92 km von Shanyang nach Manchuan

Die feuchten Schuhe sind getrocknet, Geist und Körper ausgeruht und im Speisesaal erwartet uns ein sehr reichhaltiges und köstliches Frühstück chinesischer Art. Der Nebel hängt noch tief in den bewaldeten Hängen und Höhen als wir unsere heutige Etappe angehen. Ein bisschen schmutzig machen wir uns gleich zu Beginn, als wir uns auf schlammiger Fahrbahn der ersten Baustelle nähern. Aber wir sind ja keine Sonntagsradler und ein bisschen Straßendreck hat auch noch niemanden geschadet.

Ansonsten lassen wir es einfach laufen, denn die ersten 60 km windet sich unsere Straße tendenziell bergab durch das idyllische Flusstal. Kaum ein Auto kreuzt unseren Weg, uns begleitet nur das Surren unserer Reifen auf dem Asphalt. Bachstelzen hüpfen über die Straße, auch sonst vernimmt man von allen Seiten Vogelgezwitscher. Bis die Zikaden ihren Motor anwerfen und jedes andere Geräusch übertönen.

Xiao Yang hat alle Hände voll zu tun, um uns mit unserem Lieblings-Snack zu versorgen, einer Art Törtchen-Keks mit Marshmallow-Füllung und Schokoladenüberzug. Zwei Mal muss er heute nachkaufen. Zu Mittag stärken wir uns mit frisch gemachten heißen und kalten Nudeln. Und das Beste: Zum Nachtisch gibt es Kaffee und Kekse. Neugierig werden wir dabei beäugt von einer kleinen Schar Kinder, die Xiao Yang über die Sitten und Gebräuche der Langnasen und ihrer epischen Reise von Beijing nach Shanghai einmal mitten durch China unterrichtet. Überhaupt werden wir viel gefilmt, fotografiert, beobachtet. Mal lächelnd, mal staunend, mal starr. Gern wird man auch gefragt ob man chinesisch verstünde, denn man ist interessiert an uns und unserem Vorhaben. Es gibt also keine Berührungsängste.

Die kleine Spitze, die als kleine Herausforderung die heutige Route abschließt, meistern wir ohne Probleme. Die Idee, die Teeplantage auf dem Wipfel zu besichtigen, verwerfen wir, denn wie Rainer es so schön ausdrückt: Wir wollen alle möglichst schnell nach „Dingenskirchen“, in dem Fall Manchuan, einem kleinen Örtchen mit langer Geschichte und restaurierte Altstadt.

Fürs Abendessen wählen wir ein eher unscheinbares Restaurant in ebendieser Altstadt. Unserem kleinen, illustren Kreis werden die Spezialitäten des Ortes aufgetischt: Nudeln aus Süßkartoffelmehl, abgehängtes Rauchfleisch (über einem speziellen Holz geräuchert), Tofu nach Art des Hauses. Der Wirt versucht sich mit Rainer anzufreunden, der die angebotenen Zigarette nicht ausschlagen kann. Gefühlt die halbe Ortschaft schaut kurz rein um Fotos zu machen. Mit dem Nachbartisch müssen wir Schnaps trinken und nachdem Peter umsonst versucht die Toilette zu finden (denn es gibt keine), wird ihm kurzerhand angeboten mit dem Moped zur nächstgelegenen öffentlichen Toilette gefahren zu werden.


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