Haben wir Gesprächsbedarf?

Die Drei Schluchten des Yangzi, 11.04. bis 05.05.2019

105 km von Shuhenach Ankang

Wir sitzen an der Hauptstraße von Shuhe. Vor uns auf dem niedrigen Tisch dampfen Reissuppen und frittierte Gemüseteigfladen. Xiao Yang rennt zum Auto um unseren Kaffee zu holen. Ein bisschen Heimat und Gewohnheit muss schon sein. Passanten taxieren uns wie fremdartige Tiere, zücken die Handys, fotografieren uns möglichst unauffällig. So machen wir es ja auch andersherum.

Nach der teils staubigen teils feuchten Geländefahrt gestern, lechzen unsere Räder nach einer Ölung, nicht der letzten, aber vielleicht der vorletzten. Wir begeben uns also erstmal zum nächsten Hochdruckschlauch, um unsere Räder zu säubern. Leider hat eben dieser Schlauch die Reinigung Xiao Yangs Autos nicht überlebt und es gibt eine kleine Verzögerung, denn der Chef muss erstmal einen neuen Schlauch besorgen und montieren. Xiao Yang macht ihm „Beine“: „Kuai, kuai, kuai (schnell, schnell, schnell), ruft er, denn wir wollen los. 105 km liegen vor uns. Immer schön am Fluss lang. Und es geht gut voran. Gutes Wetter, gute Straße – das macht Hoffnung darauf, dass die gestrige Baustellenetappe eine Ausnahme bleiben wird.

Die Sonne brezelt auch ordentlich vom Himmel runter, so dass auch Peter seinen Anorak ausziehen kann. Unser Auto ist gefüllt mit süßen Ananas, den üblichen Äpfeln und Bananen, Pfirsichen, Mangos und Weintrauen. Zudem wachsen wilde Kirschen hier überall und Xiao Yang besorgt noch ein Kilo zum Kosten. Nach zwei Drittel der Strecke, wir liegen gut in der Zeit, eröffnen wir unseren täglichen Gesprächskreis mit einer Runde Bier. Peter und Hans teilen sich einträchtig eine Portion kalter Nudeln und dann geht’s auch schon weiter, und…

Wir landen auf einer prächtigen Baustelle. Bis fast nach Ankang hinein feinster Straßenstaub und Dreck unter der prallen brütendheißen Sonne. Wir und unsere Räder werden ordentlich durchgeschüttelt und durchgerüttelt. Da wird keine Sehne und kein Muskel ausgelassen. Wir schlucken Staub, die Augen brennen. Irgendwann wird es Peter zu viel, er nutzt einen Schleife und fährt für eine kleine Verschnaufpause raus. Wir übrigen müssen an der nächsten Kurve eh warten. Da wird gerade der Felsen weggebohrt und der Durchgang ist gesperrt. Als Peter zu uns aufstößt, lässt der Bauleiter uns im Pulk durch und fotografiert uns natürlich dabei: Die Langnasen passieren das Nadelöhr.

In Ankang angekommen muss ich mich erstmal unter die Dusche stellen um den ganzen Dreck abzubekommen. Das macht richtig Arbeit! Zum Abendmahl schlagen wir uns durch enge Gassen und landen in einem Freiluftrestaurant. Wenig später stoßen zufälligerweise auch Thilo und Diana zu uns. Im wuseligen Treiben unter freien Himmel genießen wir unser verzögertes Schmutzbier. Nach dem Essen geht es für Rainer, Hans und mich noch zur „Blindenmassage“. Wir werden ordentlich durchgeknetet, mir wird der Hals mal wieder eingerenkt und wir schlafen danach wie Engel.


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