Ab durch die Mitte

Die Drei Schluchten des Yangzi, 11.04. bis 05.05.2019

98 km von Zhenping nach Wuxi

Wir sind im Süden angekommen und wir frieren. In den Bergen um Zhenping hängt dichter Nebel. Ich umklammert meinen heißen Kaffee und versuche wenigstens meine Hände ein bisschen zu wärmen. Sehnsüchtig erwarte ich den Anstieg, um mich ein wenig aufzuwärmen.

Gerade losgefahren hält Xiao Yang schon wieder an. Er hat am Wegesrand einen Wasserfall entdeckt. Über eine (ehemals) idyllische Hängebrücke (jetzt steht direkt davor die Autobahntrasse) und moosbewachsene Stufen erreichen wir eine klein Höhle aus der das Wasser schießt. Xiao Yang sprintet los, mit einer Geschwindigkeit, die zumindest ich ihm nicht zugetraut hätte. Nach der ersten Hälfte gibt er allerdings keuchend auf. Seine „Multifunktions-Uhr“ hat einen Puls von 128 gemessen, da ist dann Schluss! Und er wartet auf halbem Wege auf uns. Wir schießen Fotos, versuchen nicht auszurutschen und nach einem kleinen Snack geht es ach schon weiter.

Nach und nach beginnt der Anstieg. Wir schieben uns den Berg hoch. Die Landschaft ist, wie seit Tagen schon, einfach spektakulär. Wir passieren den geographischen Mittelpunkt Chinas, verlassen die Provinz Shaanxi und erreichen schließlich den Gipfel. Wir liegen gut in der Zeit, also posieren wir ausgiebig vor dem großen Tor, das den Pass markiert. Bald werden wir von einer Motorrad-Gang aufgescheucht. Ein hochmotiviertes gegenseitiges fotografieren beginnt.

Irgendwann eisen wir uns los und dann geht es in freier Fahrt hinab ins tiefe Tal. Kilometerlang. Malerische Landschaften breiten sich vor unseren Augen aus. Fotografieren oder einfach nur die Abfahrt genießen? Unten angekommen sind wir ganz schön geschafft und gebeutelt von dem Wind. Und Xiao Yang hat noch einen Spezialität ausgemacht. Eine unterirdische Quelle mit Süßwasserfischen. Die Geschichte dazu ist folgende: Eines Nachts hatte ein Mann einen Traum. Nämlich, dass sich unter seinem Haus tief unten im Boden etwas versteckt. Also, was tut er? Er beginnt natürlich zu graben. Er gräbt und gräbt, stößt irgendwann auf eine Quelle voller Fische. Dann kommen starke Regenfälle. Das Wasser steigt und steigt und treibt unzählige Fische nach oben. Die Höhle wurde berühmt, das Haus wurde berühmt und der träumende Mann natürlich auch. Jetzt sitzt ebendieser Mann, alt und klein, mit dem Pfeifchen im Mundwinkel an dem kleinen Ticketschalter und verkauft Eintrittskarten zu „seinem Keller“. Das Haus ist sicher nicht mehr das alte. Alles ist groß, leicht überdimensioniert, auf die Besucherströme eingestellt, von denen zumindest auf den Wandbildern berichtet wird.

Im Hotel angekommen begrüßt uns die Rezeptionistin nonchalant mit Füßen auf dem Tresen. Da haben wir gar keine Probleme uns in die Ledersofas zu lümmeln. Leider gibt es ein kleines Problem. Ausländer sind hier so selten, dass die Chefin uns am liebsten gleich direkt zur Polizei schicken möchte. Das kommt gar nicht gut, wir sind verschwitzt, dreckig und müde. Wir wollen duschen und nicht bei der Polizei vorstellig werden. Schlussendlich kommt dann doch die Polizei direkt ins Hotel um unserer Pässe zu kontrollieren und wir können den Abend entspannt ausklingen lassen.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2019-04-27_san191.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Kommentare sind geschlossen.