Der dreckige Track

Die Drei Schluchten des Yangzi, 11.04. bis 05.05.2019

97 km von Manchuan nach Shuhe

Es ist nicht kalt, aber die Sonne scheint nicht. Der Nebel hat sich verzogen und wir fahren weiter zwischen steilen, grünen Felsen, die sich im Fluss spiegeln. Dörfer und Felder, arbeitende Menschen, Vögel, die tief über der Straße flattern. Angenehme Anstiege, bestes Fahrradwetter. Irgendwie unspektakulär? Xiao Yang hat wieder frisches Obst eingekauft. Es gibt Melone, Pfirsiche, süße Ananas und die leckeren Mangos. Die Fresserei beginnt eigentlich schon kurz nach der Abfahrt.

Eine Zwischenstopp legen wir in Shangjin ein. Die alte Stadtmauer, die bei meinem letzten Besuch einen verschlafenen, weltvergessenen Eindruck machte, hat sich auf wundersame Weise vergrößert und führt jetzt komplett um die Siedlung. Alles restauriert, erneuert und für den Tourismus fertig gemacht. Innerhalb der Mauer aber scheint die Zeit stehen geblieben. Windschiefe Ziegeldächer auf Lehmziegelhäusern, liebevoll angelegte Blumen und Gemüsegärtchen. Die Beine vertreten, ein kurzer Spaziergang und weiter geht’s. Die heutige Strecke ist weit und lang. Wie lang können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Zuerst bewältigen wir das erste kleine Gipfelchen. Wobei es Hans gelingt seinen Vorsprung in der Pannenstatistik auszubauen. Ein Plattfuß. Weiter geht’s. Eine Genußfahrt fast. Bester Asphalt, schöne Anstiege, Abfahrten, die einfach Spaß machen. Das ist auch Thema während der Bratnudelpause in Guanfang.

Ach hätten wir uns doch nicht so wohlwollend geäußert! Hätten wir uns doch mehr in stiller Demut geübt! Erst geht es noch auf kleinen Wegen durch chinesisches Hinterland. Liebevoll gepflegte Dörfer mit Rosenrabatten und Blumenbeeten. Reis und Raps wird angebaut. Die Menschen schauen uns weiter staunend hinterher. Dann löst sich nach und nach die Straße auf, wird staubig, irgendwann fahren wir nur noch auf einem Geröllhaufen, dann ist die Straße ganz weg und wir müssen auf den Fluss ausweichen, der uns von oben zwar wie ein klägliches Rinnsal vorkam, uns jetzt aber doch nasse Füße beschert. Immer wieder Staub, immer wieder Wasser. Offroad schlagen wir uns durch die Landschaft. Eine Herausforderung für unser Begleitfahrzeug. Fast sieht es so aus, als würden wir scheitern als wir versuchen Xiao Yang plus Fahrzeug eine sandige Auffahrt hinauf zuschieben, nach drei oder vier unglücklichen Versuchen gelingt es schließlich einem Baustellenmitarbeiter das Fahrzeug gekonnt nach oben zu manövrieren.

Aber am Ende ist alles gut. Wir sind schmutzig, die Räder sind schmutzig (wie gut, dass wir sie heute Vormittag gewaschen haben) und wir kommen noch vor der Dunkelheit an. Schließlich haben wir für eine Strecke, für die 5,5 Stunden eingeplant waren 10,5 Stunden gebraucht. Wir machen uns schnell frisch und rennen raus um noch etwas von der historischen Altstadt Shuhes mitzubekommen. Wir stolpern im Dunkeln durch schmale und unbeleuchtete Gassen, bis wir uns entschließen den Abend bei Bier und gutem Essen ausklingen zu lassen.


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