Abschied von China

Goldenes Dreieck, vom 16.01. bis 30.01.2020

Von Mengla nach Mohan, 56 km, 588 HM

Nach der gestrigen langen Etappe gönnen wir uns ein spätes Frühstück. Aber ruhig ist es nicht in der Garküche, im Gegensatz zum verschlafenen Viertel, in dem die Hälfte der Geschäfte schon in den Ferien ist. „Wie sonntags in Flingern“, kommentiert Martina. Der Koch hat den Herd voll aufgedreht, die Stichflammen werden begleitet von einem Geräusch, das einem startenden Düsenjet ähnelt.

Weil einige Passbilder für den Grenzübertritt fehlen, fahren wir nochmal in die Stadt Mengla zum Fotografen, und werden fündig. Denn in Mohan, einer kleinen, sehr unspektakuläen Grenzstadt, ist die Gefahr groß, dass noch mehr Geschäfte geschlossen sind. Nachdem wir alles erledigt haben und nebenbei noch Schuhe erstanden wurden, kann es losgehen.

Die ersten 50 km geht es wellig tendenziell bergauf. Wir fahren durch Wälder, vorbei an winzigen Dörfern und Gemüseanbau. Neben den üblichen Bananen- und Kautschukplantagen werden hier vor allem Bohnen und in kleinen Feldern allerlei Blattgemüse wie Spinat angebaut. Unterwegs gibt es auch Riesenbambus, hübsche goldene Dorfeingangstore, alte rostige Hängebrücken und bunte Randbepflanzung. Immer wieder ist auch der Bau der Eisenbahn von Kunming nach Vientiane zu sehen, viele Abschnitte müssen wegen der langen Regenzeit auf Stelzen gebaut werden.

In der Grenzstadt Mohan, dorthin führen 6 km auf einer mehrspurigen Straße, ist nicht viel los. Ein verschlafenes Nest, aber in den Vororten wird gebaut. Wofür, das bleibt abzuwarten. Wir verabschieden uns bei einem späten Mittagessen von Xiao Luo, Xiao Ding und der kleinen Wenwen, die uns in der letzten Woche eine liebgewonnene und sehr fürsorliche Begleitung waren. Die drei fahren nach Hause, um Neujahr zu feiern. Wir wünschen euch eine gute Reise. Für uns geht es nach morgen nach Laos.

Abschied in Mohan.

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Königsetappe – China

Goldenes Dreieck, vom 16.01. bis 30.01.2020

Von Menglun nach Mengla, 99 km, 1.724 HM

Heute stand die Königsetappe in China an. Trotzdem haben wir uns beim Frühstück viel Zeit gelassen, sind um neun Uhr gestartet und haben uns in Menglun mit einigem Zubehör für das chinesische Neujahr eingedeckt. Die Stände mit allerlei Rotem, der hiesigen traditionellen Glücksfarbe, die an Neujahr nicht fehlen darf, eröffnen eine gute Woche vor dem Fest. Auch die Läden mit den Chinaböllern, weswegen an den letzten Abenden überall (verfrühtes) Feuerwerk und Knallerei zu hören war. Das Chinesische Neujahr fällt in diesem Jahr auf den 25. Januar, also verpassen wir den wichtigsten chinesischen Feiertag, weil unser Weg uns morgen an die Grenze führt und übermorgen nach Laos.

Wenig Verkehr, schattige Straßen durch die bewaldete Hügel und Picknicks mit Keksen, Bananen, Mandarinen und Passionsfrüchte und ein frischer Wind, so lässt sich die Fahrt über drei Hügelketten aushalten. Besonders schön sind die Kapok-Bäume, die mit ihren handtellergroßen roten Blüten vor dem blauen Himmel strahlen. Xiao Luo, die Frau unseres Fahrers, verwöhnt uns wieder einmal mit frischem Obst. „Der Garküche mit den besten Jiaozi der Gegend hat leider schon geschlossen. Die Besitzer stammen aus Hangzhou und besuchen zum Neujahr ihre Familie“, erzählt Xiao Luo. Trotzdem treibt sie ein leckeres Kartoffelgericht, das an scharf gewürzte Pommes erinnert, und Liang Fen, eine Art kalte scharfe Nudelspeise, auf. Weil wir am Füße des zweiten Passes noch nicht essen wollen, gibt es die Köstlicheiten to go, und für uns ein üppiges Picknick auf dem zweiten Pass.

Trotzdem gehen Höhenmeter und Wärme nicht spurlos an uns vorbei. Gegen zwanzig nach fünf erreichen wir unser Hotel in Mengla. Schmutzbier, Dusche, ein wenig Ausruhen, dann gibt es wieder etwas zu Essen, wir sind eben in China. Xiao Luo und Xiao Ding laden ein, und obwohl wir nicht sonderlich hungrig sind, bleibt nicht viel von den Gerichten übrig. Ich lerne, dass Hongmicai (wörtlich Rotes Reis-Gemüse), ein spinatähnliches Blattgemüse, nichts mit Reis zu tun hat, sondern nur wie Reis blüht, aber rot, und beim Kochen einen roten Saft bildet. Auch der Nuomicha (wörtlich Klebereis-Tee) ist nicht aus Reis gemacht, sondern besteht aus Grüntee, dem einige Blätter der Nuomi-Pflanze hinzugefügt werden, was für den getreideartigen Geschmack sorgt.

Wir sind die meiste Zeit auf der Straße 213 geradelt und die immernoch vorhandenen Randsteine zeigen mittlerweile eine Zahl kanpp über 4.000 Kilometer an. Ich überlege auf der Passfahrt, wo dieser alte Handelsweg wohl beginnen könnte. Dann vergesse ich es wieder, weil die letzte knapp 15 km lange Abfahrt einfach toll zu fahren ist. Unser Fahrer Xiao Ding schlägt später nach. Von Lanzhou, der Hauptstadt der Provinz Gansu, an die laotische Grenze bei Mohan.

Es ist unser letzter Abend mit unserem Fahrerpäarchen in China, also darf auch etwas Baijiu, chinesischer Schnaps, nicht fehlen. In diesem Sinne: Prost oder Ganbei, wie die Chinesen sagen.

PS: Heute abend gab es zum Beipiel frittierte Kürbisblüten, Rippchen mit kross gebratenen Minzblättchen, Reibekuchen, sauer scharf eingelegten Rettich für zwischendurch, und viele andere Köstlichkeiten.

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Gemütliches Radeln zum Botanischen Garten

Goldenes Dreieck, vom 16.01. bis 30.01.2020

Von Ganlanba nach Menglun, 43 km, 439 HM

Beim Frühstück ist es wieder kühl. Der Morgennebel hängt im Dai-Dorf, die nahen Hügel sind nicht zu erkennen, aus den Koffern werden Daunenjacken und andere wärmende Kleidungsstücke herausgekramt. Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen.

Pünktlich um halb elf klart es auf, wir schalten um auf Sommer und sämtliche Jacken werden wieder verstaut. Was mich mehr beschäftigt, ist die neue Straße, auf der zwar für chinesische Verhältnisse nur mäßig Verkehr fließt, aber ein Weg durch die Hügel wäre wesentlich angenehmer. Wir sind uns einig und versuchen unser Glück auf der alten Straße, die die Gruppen vor uns gemieden haben – und werden belohnt. Denn der Belag auf der kleinen kurvigen Passstraße (na ja, es war nur ein Hügel) ist durchweg neu und angenehm schattig.

Nach Fahrt durch Palmenalleen, vorbei an der Chilliernte, einigen Baumschulen, Bananan-, Drachenfrucht- und Annanasplantagen mit Obstpicknick (heute gibt es Babybananen, Pomelo und Annanas) auf einer kurvigen Waldstraße sind wir schon gegen Mittag in Menglun angekommen. Den Rest des Tages verbringen wir im Botanischen Garten, in dem vor allem gegen Sonnenuntergang eine schöne Lichstimmung herrscht, die von chinesischen Studenten zur Malerei genutzt wird. Bisher sind wir keinen weiteren Ausländern begegnet und werden dementsprechend oft gegrüßt, angesprochen und fotografiert. Andere Radfahrer, wie man sie weiter im Norden Yunnans auf bestimmten Routen trifft, sind hier auch nicht unterwegs. Mal sehen, ob sich das morgen ändert, wenn wir unsere Königsetappe in China fahren.

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Überwintern in Yunnan

Goldenes Dreieck, vom 16.01. bis 30.01.2020

Von Jinghong nach Ganlanba, 31 km flach, anschließend 20 km Spazierfahrt in der Umgebung

Heute bin ich auf ein mir neues Phänomen gestoßen. Unser Gästehaus im Dai-Dorf Ganlanba ist vor allem von älteren chinesischen Herrschaften besucht, die uns kurz beobachten und dann das Gespräch suchen. Auch Xiao Luo, die Frau unseres Fahrers, wundert sich und fragt nach. „Wie verbringen hier die kältesten Wintermonate. Ich komme zum Beispiel aus Xian, da ist es im Winter kalt und die Luft schlecht. Unsere Kinder wohnen weit weg, also überwintern wir lieben hier,“ erzählt eine ältere Dame, die mit ihrem Mann einen Monat lang im Dai-Dorf Ganlanba wohnt. Ich muss schmunzeln, das Überwintern haben sie mit den Kranichen, die wir heute beobachten konnten, gemeinsam. Manche der Langzeitgäste bleiben zwei Monate oder länger, andere wechseln ihre Winterquartiere und sind immer in Bewegung. Nicht schlecht.

„Es ist immer etwas los, jeden Tag kommen neue Besucher, es gibt andere Langzeitgäste und ihr seid ja auch da. Gestern haben wir einen Tanzkurs besucht, langweilig wird es nicht.“ Es gibt ganze Agenturen, die sich auf Vermittlung von Zimmern an ältere Ehepaare, die dem nordchinesischen Winter mit schlechter Luft entfliehen wollen, spezialisiert haben. Wer will, bekommt Essen am Buffet, die meisten ziehen es aber vor, selbst zu kochen. Kreuzfahrt war gestern, denke ich mir, ein einfaches Zimmer in einem traditionellen Holzhaus der Dai, gutes Essen und angenehmes Klima genügen völlig.

PS: Apropos Klima: morgens ist es herbstlich kühl, genauso tagsüber im Schatten, aber in der Sonne bricht dann der Sommer aus. Wir sind heute zunächst 30 km am Mekong geradelt und haben in Ganlanba angekommen Tempel und eine Aufführung besucht, bei der die Dai täglich das Wasserfest nachspielen (ja, es ist touristisch, aber die Kinder haben ihren Spaß und wenn es Gäste hierher bringt, warum nicht). Nach so kurzer Strecke zeigt Detlefs Uhr an, dass noch etwas Bewegung anstünde. Also schwingen wir uns wieder auf die Räder zur Naherkundung. Über die neue Mekong-Autobrücke bis zur noch nicht fertiggestellten Eisenbahnbrücke, dazwischen holprige Straße, Drachenfruchtplantagen, und an den Hängen immer wieder Kautschuk. Beim Abendessen zeigt sich, dass die niedrigen Tische der Dai nicht für lange europäische Beine gemacht sind. Also ziehen wir zum Abendessen an den höheren Teetisch um. Unterwegs haben wir viele Hähne in Flechtkäfigen gesehen, auch in unserer Unterkunft. Mal sehen, wann das liebe Ferdervieh uns morgen aus dem Bett ruft.

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Wo fängt das Goldene Dreieck an?

Goldenes Dreieck, vom 16.01. bis 30.01.2020

Tourstart in Xishuangbanna, 27 km in und um Jinghong

Für uns Radelnde, diesmal sind wir zu fünft unterwegs, startet die Tour in Jinghong, der Hauptstadt von Xishuangbanna, in der es trotz einer knappen Million Einwohnern eher gemächlich zugeht. Diese Gegend ist eine autonome Region der Dai, eine Gruppe, die zur Sprachfamilie der Thai gehört. Alles erinnert eher an Südostasien als an China, wie wir auf der ersten Erkundungstour feststellen: die Architektur, die zahlreichen Tempel mit goldenen Dächern, die nun Wat heißen, mir fremde Schriftzeichen neben den chinesischen Zeichen, einige Frauen tragen traditionelle Kleidung, das heißt fein gewebte bunte Wickeltücher, die Vegetation ist üppig, fast tropisch.

Nur heute früh, bei der ersten Nudelsuppe, wollte sich noch keine Tropenstimmung einstellen. Denn am Morgen ist es bei zehn bis zwölf Grad erstaunlich frisch. Die Stadtbewohner tragen dann gern Mützen und Handschuhe. Vielleicht waren wir einfach noch müde, denn die gestrige lange Anreise steckt noch in den Knochen. Auf dem Fahrrad geht es gemächlich los, zum Großen Buddha, weiter über Nebenwege durch traditionelle Straßenzüge der Dai mit Holzhäusern auf Stelzen und am ruhigen Mekong-Ufer entlang.

Am Nordostufer, nachdem wir die Große Banna-Brücke über den Mekong genommen haben, könnten die Gegensätze kaum größer sein. Nach einem Mittagessen in einer einfachen Garküche schauen wir uns den neuen Stadtteil Gaozhuang an. Der besteht aus Hochhäusern, einem überdimensionierten Hotel, und dazwischen aus kleinen Holzbauten. Hier haben die Stadtplaner eine Alternative zu den eintönigen Hochhaussiedlungen und eine schöne Mischung aus Alt und Neu im Thai-Stil gewagt. Heute abend werden wir uns dieses Viertel ansehen, wenn der Nachtmarkt mit seinen vielen Ständen und Köstlichkeiten öffnet.

Die Tropenstimmung hat sich über Mittag dann noch eingestellt, der Winter in Xishuangabnna ist mit 30 Grad, strahlendem Sonnenschein und kaum erhöhter Luftfeuchtigkeit ganz gut zu ertragen.

Hier die Impressionen vom Nachtmarkt in Gaozhuang.

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China By Bike auf der CMT Stuttgart

Für alle, die China By Bike gerne persönlich kennenlernen möchten:
Wir sind am kommenden Wochenende in Stuttgart auf der CMT.

An Stand 9D10 erwartet euch unser Geschäftsführer Volker Häring. der seit 1990 mehr als 80.000 km durch Asien geradelt ist, viele Geschichten im Gepäck hat und gerne über unsere faszinierenden Touren berichtet.

-> CMT Stuttgart, Sonderausstellung Fahrrad- & WanderReisen, 11. -12.01.2020

Tour der Woche: Chinesische Landpartie

Die Volksrepublik China ist etwa so groß wie Europa – und mindestens genauso abwechslungsreich.

Die Chinesische Landpartie mit den schönsten Abschnitten unserer Radtouren macht Lust auf China!

Wir fahren von Beijing (Peking) zur großen Mauer und durch die märchenhafte Karstlandschaft Guilins. In der bunten Südwestprovinz Yunnan umradeln wir den Erhai-See und wandern durch eine der spektakulärsten Schluchten der Welt. Zum Abschluss besuchen wir Shanghai, Chinas Tor zum Westen.

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