Over the rainbridge

Berg und Wasser , 04. bis 26.10.2015

Tagesausflug zu den „Wind und Regen“-Brücke von Chengyang, rund 37 Kilometer mit dem Rad

(Ich weiß, der Titel dieses Blogeintrags ist billig, aber mir wollte einfach kein schlechterer einfallen 🙁 )

Der Tagesausflug von Sanjiang nach Chengyang zur „Wind und Regen“-Brücke war von Anfang an fester Programmpunkt der Tour „Berg und Wasser“. Im Gerburtsjahr 1995 hatten wir uns für den 18 Kilometer weiten Weg nach Chengyang einen Kleinbus gemietet, da die Straße dort hin nicht geteert war und der holprige Schotterweg eine Zumutung für unsere Leihräder gewesen wäre. Eine, die sie nicht überstanden hätten.

In den darauf folgenden beiden Jahren haben wir ebenso verfahren. Und auch 1999, als ich die Tour zum vierten Mal fuhr. Da war ich nicht schlecht erstaunt, als ich den komplette Weg bestens mit Asphalt belegt vorfand. Unser Kleinbusfahrer erzählte mir damals, dass ein Jahr zuvor ein Parteikader mit offensichtlich viel Einfluss das Dorf und die Brücken besichtigt hätte und anordnete, die Straße nach Chengyang zu teeren. Um den Tourismus zu fördern.

Nach unserer Besichtigung am Vormittag schwang ich mich dann am Nachmittag in den Sattel und bin nochmals mit dem Fahrrad nach Chengyang gefahren. Um die Strecke zu dokumentieren. Auf dass folgende Gruppen den Ausflug auf zwei Rädern unternehmen können.

So haben wir das auch dieses Jahr gemacht. Bei schönstem Wetter, die Regenwolken von gestern sind zum Glück weiter gezogen. Die lauschige Asphaltstraße, die ich noch 2004 befuhr, als ich das letzte Mal diese Tour leitete, ist inzwischen einer etwas breiteren Betonstraße gewichen. Jedenfalls auf den letzten 12 Kilometern, die ersten sechs Kilometer waren teilweise Baustelle.

Chengyang, welches in Wirklichkeit aus mehreren Dörfern besteht, ist überwiegend von Angehörigen der Dong-Minderheit bewohnt. Eine von vielen Minderheiten, die in der Provinz Guangxi ihre Heimat gefunden haben. Ähnlich wie Yunnan ist Guangxi also eine Vielvölkerprovinz. Anders als Yunnan ist Guangxi sogar eine Autonome Region, so wie auch Tibet, die Innere Mongolei oder Xinjiang, jene im äußersten Nordwesten an der Seidenstraße gelegene Provinz, Autonome Regionen sind. Yunnan ist keine Autonome Region, da dort keine der vielen Minderheiten eine Mehrheit hat. In Guangxi ist das anders, hier stellen die Zhuang die Mehrheit, also ist Guangxi eine Zhuang Minderheit Autnome Region. Können Sie mir noch folgen?

Ist auch nicht so wichtig zu wissen. Wichtig ist nur, dass wir uns im Siedlungsgebiet der Dong befanden. Die Dong betreiben Reisanbau und bauen schicke Gebäude überwiegend aus Holz. Bzw. haben sie das früher so gemacht. Inzwischen bevorzugen sie auch den Baustoff Beton, wie wir feststellen mussten. Es kommt halt darauf an was man daraus macht. Jedenfalls sind nicht mehr alle Gebäude in den Dörfern von Chengyang aus Holz und Naturstein.

DIE „Wind und Regen“-Brücke, welche zum Touristenmagnet wurde, ist es natürlich noch. Sie überspannt mit rund 76 Meter einen Gebirgsfluss, der die Dörfer in einer Schleife einfasst. Und heißt deswegen „Wind und Regen“-Brücke, weil sie mit einer raffinierten Dachkonstruktion vor Wind und Regen schützt, wenn man sie überquert. Wobei ich mich frage, warum man nicht auch gleich alle Wege in den Dörfern überdacht hat? Was nutzt es mir auf einer Brücke vor Wind und Regen geschützt zu sein, wenn ich nach dem Verlassen der Brücke patschnass werde und/oder meine Frisur durcheinander gewirbelt wird.

Aber solche Fragen stellt man sich besser nicht, sondern besichtigt einfach nur. Genau das haben wir auch gemacht. Wir haben unseren Obolus entrichtet, sind anschließend über die Brücke und durch die Dörfer geschlendert. Dort gab es unter Anderem noch eine zweite, kleinere „Wind und Regen“-Brücke sowie ein Restaurant, welches uns mit gebratenen Nudeln versorgte.

Zurück nach Sanjiang wurde gerast. Jetzt war der Weg bekannt und jeder wollte möglichst schnell den Nachmittag zur freien Verfügung genießen. Den gab es dann auch.


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Keine Chance für Sonnencreme

Berg und Wasser , 04. bis 26.10.2015

89 Kilometer von den Reisterrassen von Pingan nach Sanjiang. Feucht.

Gestern hatten wir noch Glück mit dem Wetter. Zwar war es den ganzen Tag über bedeckt und in der Nacht zuvor hatte es geregnet, aber unsere kleine Wanderung, die der Teilnehmer, der nicht genannt werden möchte, vollkommen übertrieben beschrieben hat, haben wir fast ausschließlich trockenen Fußes zurück gelegt.

Als wir uns heute zu gewohnter Zeit um acht Uhr zum Frühstück trafen regnete es bereits. Nicht in Strömen, tröpfchenweise. Auf der Abfahrt von den Reisterrassen hinunter ins Tal und weiter bis nach Heping, wo wir vor zwei Tagen übernachtet hatten, hörte der Regen sogar auf. Aber ab Kilometer 18 setzte er wieder ein und hörte für den Rest des Tages nicht mehr so richtig auf. Es pladderte nie so stark, dass es überhaupt keinen Spaß mehr gemacht hätte. Aber genug, um keine Fotostopps einzulegen. Daher nur die fünf Fotos in der Galerie.

Unser Etappenziel, die Kreisstadt Sanjiang, erreichten wir um halb fünf. Dort das übliche Schmutzbierritual, nur dass es diesmal kein örtliches Gebräu gab, sondern Berlin Bier aus der Dose. Komplett mit Reichsadler von annodazumal. Xiao Yang hatte es irgendwo aufgetrieben und wollte uns damit etwas Gutes tun. Geschmeckt hat es nicht schlecht, aber bitte das nächste Mal wieder original Einheimisch statt nachgebraut Ausländisch. Danke!

Anschließend haben wir uns kurz zum Trocknen aufgehängt und sind dann Abendessen gegangen. Damit endete ein relativ ereignisloser Tag.

Rückblende.

1995 war unser spannenstes Erlebnis in Sanjiang der Besuch der örtlichen Polizeistation. Ich schrieb bereits, dass damals keine Hotels vorreserviert waren und Volker und ich in den meisten Orten gar nicht wussten, wo wir übernachten könnten. Oft lief es so ab: Wenn wir einen anvisierten Übernachtungsort erreicht hatten blieb einer von uns mit der Gruppe am Ortseingang, während sich der andere nach einer passenden Herberge umschaute. In Sanjiang war es an mir eine Unterkunft zu suchen, während Volker in der Zwischenzeit die Gruppe bespaßte.

Ich wurde auch alsbald fündig und entdeckte ein ziemlich schlichtes Hotel, welches ausreichend Zimmer für uns hatte. Vom Standard her dicht unterhalb einer Jugendherberge, aber mehr gab weder Sanjiang noch unser vorgegebenes Budget her. Schlicht und schmutzig war unsere Gruppe ohnehin inzwischen gewohnt.

Die Registrierung im Hotel war einfach, ich musste meinen chinesischen Namen in eine Kladde eintragen und dazu schreiben, dass wir eine Gruppe von 12 Personen sind. Fertig.

Nach dem Beziehen der Zimmer sind wir essen gegangen. Zurück im Hotel wartete Besuch auf uns. Nämlich Abgeordnete des Polizeibüros, welches in Sanjiang für ausländische Angelegenheiten verantwortlich ist. Schnell hatte es sich in dem kleinen Städtchen herumgesprochen, dass Langnasen eingetroffen sind (zu der Zeit hat sich kaum ein westlicher Ausländer nach Sanjiang verirrt), und noch schneller hatte die für Ausländer zuständige Polizeiabteilung spitz bekommen wo wir abgestiegen sind.

Unser Hotel hatte keine Lizenz Ausländer aufzunehmen (solche Hotels gab es damals noch recht viele) und wir hatten uns nicht ordnungsgemäß registriert, also mit Namen, Reisepass-Nummer und ähnlichen formellen Angaben, die eigentlich niemanden interessiert, aber doch so wichtig sind in einer bürokratischen Gesellschaft. Somit Schuldig in zwei Punkten der Anklage.

Dass unser Hotel keine Ausländer aufnehmen durfte, dafür konnten wir nichts. Aber wir hätten wissen müssen, dass man sich als Ausländer unterwegs in China ordentlich anzumelden hat. Was wir versäumt hätten. Schuldig in einem Punkt der Anklage. Unsere Reisepässe wurden eingesammelt (beinahe hätte ich „konfisziert“ geschrieben) und wir wurden eingeladen (beinahe hätte ich „aufgefordert“ geschrieben) am nächsten Tag auf der Polizeiwache zu erscheinen.

Der Einladung sind wir natürlich gerne gefolgt. Im ziemlich schäbigen Büro der für Ausländer zuständigen Polizisten versammelt wurde uns mitgeteilt, dass wir als Strafe für die unterlassene Registrierung 300 chinesische Yuan pro Langnase zahlen müssten. Das war damals für uns viel Geld. Umgerechnet etwa 30,00 DM /15,00 Euro pro Person. Vielleicht waren es mehr chinesische Yuan und weniger DM/Euro, vielleicht auch umgekehrt. So genau weiß ich das leider heute nicht mehr.

Aber ich weiß, dass Volker und ich anfingen zu handeln. Wie auf dem Viehmarkt. Die Verhandlungen waren zäh aber erfolgreich, denn zum Schluss einigten wir uns auf 50 chinesische Yuan pro Teilnehmer der Gruppe ausländischer Freunde und eine handschriftliche Selbstkritik.

Die Selbstkritik war der schwierigste Part. Volker und ich haben uns hingesetzt und in hanebüchenem Chinesisch aufgesetzt, dass wir gegen die Gesetze der Volksrepublik China verstoßen hätten, dieses aber nicht in böswilliger Absicht und von jetzt an hoch und heilig geloben, die Gesetze eingehend zu studieren und zu befolgen.

Oder so ähnlich, auch das weiß ich nicht mehr so genau. Volker, hatten wir damals eigentlich noch ein „Lang lebe der Vorsitzende Mao“ am Ende geschrieben?

Selbstkritik fertig geschrieben, Strafe bezahlt, unsere Gruppe durfte die Polizeistation wieder verlassen und zur Tagesordnung übergehen. Was haben die Teilnehmer unserer Gruppe aus dem kleinen Malheur gemacht? Für sie war es ein echtes Highlight der Tour. Noch Jahre später haben sie davon geschwärmt! Logisch, durch China mit dem Fahrrad zu fahren kann fast jeder. Aber ein Besuch auf einer chinesischen Polizeistation ist nur den privilegierten Touristen vorbehalten.


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Wandatag

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

Wanderausflug in den Reisterrassen, 14 Kilometer zu Fuß, 37 Kilometer mit dem Bus

Geschrieben von einem Teilnehmer. Der namentlich nicht genannt werden möchte*.

Heute hatte uns unser Reiseleiter einen halben Wellness-Tag versprochen. Am Vormittag wollt er mit uns eine kleine, ca. dreistündige Wanderung durch die Reisterrassen unternehmen. Zurück wären wir dann kurz nach Mittag, damit wir wahlweise die Füße hochlegen, die hoteleigene Poolanlage genießen oder dem Sauna- und Massagebetrieb nebenan einen Besuch abstatten können. Diese Tagesplanung fanden wir alle ganz durfte.

Frühstück gab es im Hotel. Reisnudelsuppe, wässriger Reisschleim und Spiegeleier standen zur Auswahl. Nicht unbedingt das, womit man einen Wellness-Tag beginnen möchte, aber nun gut, es sollte ja auch nur ein halber Wellness-Tag werden.

Abmarsch um neun Uhr. Wie gewohnt. Zunächst ging es über viele, viele Stufen auf einem gut ausgebautem Weg nach oben. Man merkte sofort, dass die örtliche Tourismusbehörde ganze Arbeit geleistet hatte, um den Bedürfnissen eines jeden Reisenden gerecht zu werden. Selbst Rollstuhlfahrer finden hier eine behindertengerechte Toilette vor, nachdem sie die vielen Treppen gemeistert haben (siehe Foto in der Galerie unten).

Weit ging es auf einem Höhenweg, immer wieder mal ein paar Höhenmeter hoch, mal ein paar Höhenmeter runter. Die Aussicht war teilweise atemberaubend, zumal wir das perfekte Wetter erwischt hatten. Kein Regen, nicht zu warm und nicht zu kalt. Nur etwas mehr Sonne hätten wir uns gewünscht. Und blauen Himmel. Und ein paar Grad mehr wären auch nicht schlecht gewesen.

Nach ca. einer Stunde waren wir noch immer am Latschen. Reiseleiter Christof meinte, dass wir von den geplanten 11 Kilometern erst drei gelaufen wären. Das stimmte uns ein wenig stutzig, denn drei mal drei macht neun, und wir sollten doch schon nach drei Stunden mit der Wanderung durch sein.

Unterwegs gab es immer wieder nette Frauen der Yao-Minorität, die uns Postkarten und anderen Kram verkaufen wollten. Ab und an kauften wir ihnen sogar etwas ab. Manchmal Postkarten, manchmal den anderen Kram.

Nach ca. zwei Stunden hatten wir noch nicht einmal die Hälfte der Strecke zurück gelegt. Es kamen Zweifel in der Gruppe auf. Hatte sich unser Reiseleiter Christof womöglich verlaufen? Wir hätten doch kurz vor dem Ziel sein müssen.

Wiederum eine Stunde später wollte ich ein Eis, war ich müde oder gelangweilt, musste auf die Toilette und fragte Reiseleiter Christof ob wir denn bald da wären. Reiseleiter Christof meinte es wäre nicht mehr weit und konsultierte sein Navi.

Nach einer weiteren halben Stunde und viele, viele Treppenstufen später rebellierten auch andere aus der Gruppe. Man sei doch bereits mehr als die angekündigten drei Stunden gelaufen hieß es. Der hoteleigene Pool würde um 18:00 schließen hieß es. Wann könne man endlich in die Sauna hieß es. Reiseleiter Christof meinte dazu nun wäre es nicht mehr weit. Das stimmte auch, denn wir mussten nur noch zwei weitere Stunden marschieren. Und waren endlich dort angekommen, wo uns ein Bus wieder zurück in Richtung Hotel fahren sollte.

Mittlerweile war es weit über die Mittagszeit hinaus, daher hatten alle mächtigen Hunger. Das Restaurant einen Kilometer vor der Busstation kam wie gelegen, es gab wahlweise gebratene Nudeln mit oder ohne Fleisch. Oder gebratenen Reis. Das war sehr lecker.

Kurz nach vier Uhr saßen wir alle im Bus zurück nach Pingan. Allerding fuhr dieser Bus gar nicht nach Pingan. Außerdem setzte er sich erst eine halbe Stunde später in Bewegung. So ganz hatte ich es nicht verstanden, jedenfalls fuhren wir eine halbe Ewigkeit und mussten dann noch mitten auf der Strecke in einen anderen Bus umsteigen, der genau in die entgegengesetzte Richtung fuhr.

Schließlich kamen wir doch noch in Pingan an. Und zwar unten am Parkplatz. Den Rest des Weges zum Hotel mussten wir wie gestern schon zu Fuß zurück legen. Das Hotel erreichten wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit.

Der hoteleigene Pool war inzwischen ausgetrocknet, der Sauna- und Massagebetrieb nebenan geschlossen und an Füße hoch legen war eh nicht mehr zu denken. Reiseleiter Christof hat uns um unseren halben Wellness-Tag gebracht. Dieser Schuft!

* Das ist selbstredend geflunkert!


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Auf dem Rücken des Drachen

Berg und Wasser , 04. bis 26.10.2015

Kurze, aber knackige 16 Kilometer hoch zu den Reisterrassen. Sonnig.

Morgenvisite um acht Uhr: „Bitte alle mal die Wunden vorzeigen. Na, das sieht doch schon ganz gut aus. Hmm, dieser Bluterguss am Oberschenkel hat eine sehr interessante Färbung angenommen. Aber dafür ist die Schwellung weg. Josef, dein linker Arm macht mir echt Sorgen, du kannst ihn also noch immer nicht heben…

Von den vier Sturzopfern von gestern sind drei wieder halbwegs auf dem Damm, nur Josef muss einen weiteren Tag im Begleitfahrzeug verbringen, mit seinem recht unbeweglich am Körper baumelnden Arm ist an Radfahren vorerst nicht zu denken. Aber er ist optimistisch, dass sich das in den nächsten zwei Tagen bessern wird. Er tut so, als wäre es ein leichter Schnitt in den kleinen Fingern. Zäh, diese Generation 50 plus!

Die Karambolage am Vortag hat leider nicht die ersten Opfer dieser Reise gefordert. Die ersten Opfer waren nämlich Brigitte und Wolfgang. Brigitte und Wolfgang sind mit mir 2013 die Tour Die Drei Schluchten des Yangzi gefahren. Mit dabei waren damals auch Silvia, Franz, Sabine, Wieland und Martin, die auch jetzt wieder an Bord sind. Es sollte also eine kleine Revival-Tour werden. Ein paar Wochen vor der Abreise stürzte Wolfgang mit dem Motoroller und musste die Reise absagen.
Wenig später musste auch Günter die Tour stornieren. Er war sehr unsanft vom Fahrrad gefallen und musste einige Tage im Krankenhaus verbringen. Günter ist ebenfalls ein ganz alter China By Bike Hase.

An dieser Stelle daher ganz liebe Grüße an Brigitte, Wolfgang und Günter! Werdet bitte ganz schnell wieder ganz fit, wir haben da noch ein paar Reisen für euch auf Lager 🙂

Kurz nach acht werfen wir unser erstes rein chinesisches Frühstück ein. Reisnudeln in einer kleinen Garküche, die für zehn Personen ausgelegt ist und wir zu zwölft folglich den Laden schnell ganz für uns haben.

Abfahrt so gegen neun Uhr. Wir wollen zu den Drachenrücken-Reisterrassen. Wieder so ein elend langes Wort. Dabei ist die Fahrt dorthin von Heping aus gar nicht lang, nur 16 Kilometer. Die letzten sechs davon und rund 350 Höhenmeter jedoch in Serpentinen.

Eine Vormittagsbeschäftigung. Gegen halb zwölf sind wir mit den Rädern am Parkplatz der Reisterrassen von Longji (Drachenrücken). Ab dort geht es nur noch zu Fuß weiter, denn der Weg zum Hotel besteht überwiegend aus Stufen. Für unser Gepäck heuern wir Sherpas an. Diese sind überwiegend weiblich, im Durchschnitt 57 Jahre alt und 157 cm groß. Sie haben sich auf das Tragen schwerer Lasten von Touristen spezialisiert, daher wollen wir ihnen das Geschäft nicht madig machen.

Weitere 100 Höhenmeter später sind wir in unserem Hotel angekommen. Die recht komfortable Herberge empfängt uns mit Schmutzbier und Abendessen zu saftigen Preisen. Kann man sich erlauben, wenn alles mühsam hochgetragen werden muss.


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Anders als geplant

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

81 Kilometer von Guilin nach Heping

1995 (und auch in den Folgejahren) sind wir auf der ersten Etappe immer nach Wantian gefahren. Das ist ein kleines Dorf am Fuße der Berge 50 Kilometer nördlich von Guilin. Damals konnten wir froh sein überhaut eine Herberge gefunden zu haben, nämlich die einzige im Ort und für Fernfahrer gedacht. Oder wenn Angehörige zu Besuch kommen und das eigene Haus nicht genügend Platz hat. Ausgestattet waren die Zimmer mit einem einfachen Bett, einem einfachen Tisch und einem einfachen Fernseher. Ansonsten gab es Betonfußboden und gekalkte Wände, die schon seit Jahren nicht mehr weiß waren. Übermäßig sauber war es auch nicht, eher ganz das Gegenteil. Wantian war nicht auf Touristen eingestellt. Was wollten die auch hier? Lange Zeit war Wantian die übelste Absteige von allen unseren Touren. Später eröffnete dann noch ein anderes Hotel, aber der Komfort und die Sauberkeit war dort auch nicht wesentlich besser.

Die meisten unserer Teilnehmer waren zunächst etwas geschockt. Wie konnte man ihnen solche Zimmer zumuten? Später dann jedoch, zum Ende der Tour oder nach der Tour, wurde meist mit einem Leuchten in den Augen davon geschwärmt, in was für einem Drecksloch man übernachtet und es sogar überlebt hatte.

Auch dieses Jahr sollte eigentlich in Wantian übernachtet werden. Aber ich hatte kurzfristig umdisponiert und anders geplant. Nicht nur, weil ich meiner Gruppe ein solches „Hotel“ nicht zumuten wollte, sondern vor allem weil ich befürchtete, dass wir genügend Zimmer bekommen würden. Wie bereits gesagt ist Wantian nicht auf Tourismus eingestellt, und schon gar nicht auf solchen Massentourismus wie unser 13-köpfige Gruppe.

Hinter Wantian beginnen die Berge. Unsere nächste Station wäre Pingan gewesen, ein Dorf in den Reisterrassen. Von Wantian aus muss man dafür zwei kleinere und einen größeren Pass überwinden und hat am Ende der Etappe nochmal einen 6 Kilometer langen Anstieg in Serpentinen hoch zu den Reisfeldern. An der Abzweigung, an der man die Hauptstraße verlässt und in Richtung Reisterrassen abbiegt, befindet sich das Dorf Heping. Im Internet hatte ich dort ein Hotel erspäht, Zwar auch mit einem recht einfachen Standard, aber um Längen besser als Wantian. Und nachdem unsere Agentur in Beijing mir dann noch Fotos von akzeptablen Zimmern des Hotels gemailt hatte war klar, dass wir das buchen werden.

Was jedoch auch bedeutete, dass die heutige Etappe schnell mal um 40 Kilometer länger werden würde als ausgeschrieben. Und schwieriger, denn auf den zusätzlichen 40 Kilometer war die bereits erwähnten zwei kleinere und der längere Pass zu überwinden. Also 90 statt 50 Kilometer und bergig statt hügelig. Vor vielen Jahren wäre das unseren Teilnehmern nicht zuzumuten gewesen, denn damals waren wir noch mit Leihrädern, auch Krücken genannt, und darüber hinaus mit vollem Gepäck am Rad unterwegs. Ein Begleitfahrzeug gab es nicht. Aber mit unseren schicken China By Bike Rädern und dem Bus von Xiao Yang sollten auch diese 90 Kilometer kein Problem für uns darstellen. Wir haben weit schwierige Etappe auf anderen Touren von uns.

Die Änderung des Plans bekamen meine Teilnehmer zwei Wochen vor Abreise per Mail mitgeteilt. Widerstand war also zwecklos. Und so richtigen Bammel vor der Strecke hatte niemand, als wir um 9:00 Uhr auf den Rädern saßen und uns durch den dichten Morgenverkehr aus der Stadt kämpften. Dieser dünnte sich mit jedem Kilometer aus und ab Kilometer 20 hatten wir tatsächlich so etwas wie Landschaft erreicht. Der Belag war bestens und es rollte gut, wir fuhren zügig in dichter Formation.

Dann aber passierte das, was überhaupt nicht geplant war. Eine kurze, scharfe Bremsung und plötzlich lagen vier Leute auf der Straße, teilweise eingekeilt in ihren Rädern. Eine üble Massenkarambolage, wie ich sie bisher noch auf keiner Tour hatte und auch nicht mehr haben möchte. Alle hatten Abschürfungen an verschieden Körperstellen und alle klagten über Schmerzen in Schultern und/oder Beinen. Am schlimmsten hatte es Josef erwischt, der an vorderster Stelle direkt über den Lenker abgestiegen war. Er kann seinen linken Arm nicht mehr heben und es ist schnell klar, dass er ins Krankenhaus muss zu einer genaueren Untersuchung.

Die anderen drei erholen sich zum Glück nach und nach wieder, und nachdem der Schock sich nach einer guten Stunde gelegt hat kann die Gruppe weiter radeln, während Josef, Xiao Yang und ich uns auf die Suche nach dem nächten Krankenhaus machen. Dank Xiao Yangs Navigations-App und mittels Durchfragen finden wir im nächsten Ort zwar ein kleines Krankenhaus, aber der Röntgenarzt ist gerade zur Mittagspaus und überhaupt wäre es doch bitte besser, wenn wir in den nächstgrößeren Ort fahren.

Dort werden wir nach einigem Herumgegurke fündig, Josef wird auch sofort behandelt, Fotos seiner Knochen im Schulterbereich werden fachmännisch geschossen und begutachtet. Dann die gute Nachricht: nichts gebrochen! Wir bekommen noch eine Tinktur mit und fahren der Gruppe hinterher.

Diese hatte sich tapfer bis Wantian durchgeschlagen, es dort geschafft Nudelsuppen für alle zu ordern, und ist dann weiter in die Berge hinein gefahren. Wir erreichen sie am ersten kleinen Pass. Bei Josef ist an Radfahren erst mal nicht zu denken, seinen linken Arm kann er noch immer nicht richtig bewegen. Daher leistet er Xiao Yang Gesellschaft, während der Rest über den zweiten kleinen Pass und den großen Pass kurbelt.

Nach einer rasanten Abfahrt erreichen wir unser Hotel gerade noch vor Sonnenuntergang. Viel Zeit hatte uns dieser blöde Unfall gekostet. Dafür kosten wir unser erstes richtig verdiente Schmutzbier dieser Tour!


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Osmanthus-Stadt

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

40 Kilometer mit den Rädern durch Guilin und Umgebung

Woher habe ich eigentlich die Information, dass Osmanthus (AKA Duftblüten) etwas mit Zimt zu tun hat? Stand wohl in einem der schlauen Reiseführer über die Stadt Guilin, wo es hieß, dass Guilin Zimtbaumwald bedeutet. Und ich habe es jahrelang ungeprüft übernommen 🙁

Guilin (桂林) heißt übersetzt nämlich in Wirklichkeit Osmanthus Wald (siehe den Wiki-Link oben)! Und das nicht umsonst, denn überall in der Stadt stehen Osmanthus Bäume. Was man eigentlich erst dann so richtig registriert, wenn sie blühen. Dann verströmen die Blüten nämlich einen sehr markanten, sehr süßlichen und sehr angenehmen Duft in der Stadt. Nicht nur dort, in der ganzen Region um Guilin herum wachsen diese Bäume und verbreiten ihren Geruch. Für mich ist Guilin und die Reise Berg und Wasser immer auch mit einer Erinnerung an den Duft von Osmanthus verbunden.

Der Osmanthus-Baum blüht im September. Ich hatte gehofft auf unserer Tour dieses Jahr noch einen Hauch davon in die Nase zu bekommen. Doch leider vergebens, wir sind zu spät.

Bei unserer Ankunft gestern hatte es bereits gut geregnet, beim Frühstück um 8:00 Uhr im Hotel war es nicht viel anders. Als Reiseleiter sitzt man dann mit einer Gruppe zusammen, die sorgenvoll aus dem Fenster blickt und nur darauf hofft, dass die für diesen Tag angesetzte Stadtbesichtigung auf Fahrrädern ausgesetzt wird. Ein schlechter Reiseleiter würde in einem solchen Fall klein beigeben, ein guter Reiseleiter hingegen zieht das anvisierte Programm gnadenlos durch!

Um kurz nach neun Uhr also saßen alle auf den Rädern.

Es goss nicht in Strömen sondern nieselte nur leicht, als wir im Pulk zu unserem ersten Besichtigungsprogramm radelten. Eine Tropfsteinhöhle. Keine schlechte Anlaufstelle wenn es draußen nieselt. Dann ist man nämlich unterirdisch und es nieselt trotzdem. Die Schilfrohrflötenhöhle (21 Buchstaben, nur sechs Vokale und davon zwei mit Umlauten. Beachtlich!) ist eine der Attraktionen Guilins. Eine, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten.

Schön bunt ist es in der Schilfrohrflötenhöhle! Eigentlich sind solche Höhlen ja grau in grau, aber Dank moderner Lichttechnik kann man Farben an die Stalaktiten und Stallakmiten zaubern, die gibt es gar nicht. Aber ernsthaft, ich hatte die Höhle viel kitschiger in Erinnerung. Jetzt aber erstrahlt alles sehr harmonisch, fast schon elegant. Anscheinend hat man den Lichttechniker gewechselt.

Rein in die Höhle, raus aus der Höhle und: regenfrei! Somit trocken weiter. Etwas feucht wurde es nur nochmal bei unserem nächsten Stopp, Reisnudelsuppe nach Guilin-Art. Die gibt es wirklich nur hier in der Gegend, und sollte es sie dennoch woanders geben bestimmt nicht so gut wie hier. Es handelt sich dabei um eine do-it-yourself Suppe. Man bekommt die kurz in kochendem Wasser und mit Fleisch bestreuselten Reisnudeln in einer Schale serviert und muss dann selbst die restlichen Zutaten je nach Präferenz hinein schaufeln: verschiedene Sorten sauer eingelegtes Gemüse, geröstete Mungbohnen und Chily. Bei letzterem sollte man etwas vorsichtig sein, auch der Chili aus der Provinz Guangxi, in der wir uns befinden, kann höllisch scharf sein. Hatte ich ganz vergessen und deshalb ordentlich gejapst beim Schlingen meiner Nudeln.

Weiter im Programm. Der Yao Shan (Yao Berg) ist eine der größten Erhebungen im nahen Umkreis von Guilin. Nicht richtig hoch, nur 660 Meter, aber immerhin. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf die Zuckerhutlandschaft drum herum. Bei klarem Wetter. Heute war kein klares Wetter. Am Fuß des Berges angekommen sahen wir nach oben und sahen Wolken, in denen irgendwo der Gipfel stecken musste. Nein Danke, den Aufstieg sparen wir uns. Wobei wir gar nicht aufgestiegen wären, sondern die Seilbahn hoch und die Sommerrodelbahn runter genommen hätten. Auf die Sommerrodelbahn hatte ich mich gefreut, da kommt das Kind im Manne raus. Aber hoch gondeln, oben nischt sehen und runter rodeln ist dann doch nicht der Bringer.

Um die Ecke vom Fuß des Yao Shan gibt es das Grab einer Prinzessin aus der Ming-Dynastie (1368 bis 1644). Das haben wir uns dann als Ersatzprogramm bzw. Zusatzprogramm angesehen. Auch schön, zumal wir fast die einzigen Besucher waren und der Eintritt nicht viel gekostet hat.

Alles in Allem: ein runder Tag!

PS: Die Fotos da unten, die übrigens aus mehreren Kameras stammen (vielen Dank für die Bereitstellung!) sind leider nicht ganz chronologisch sortiert. Das wird in den nächsten Blogeinträgen aber anders, versprochen! Außerdem merkt das eh niemand, der nicht mit uns auf der Tour war.


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Happy Birthday Berg und Wasser!

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

Kleine Rückblende und Ankunft in Guilin.

Schicksalsjahr 1995.
Zwei Studenten der brotlosen Kunst Sinologie (= Allgemeine China-Kunde) kehren von ihren Auslandssemestern in China nach Berlin zurück. Volker hatte zwei Jahre in Beijing studiert, Christof ein Jahr in Chengdu, Hauptstadt der Provinz Sichuan.

Erst wenige Tage wieder in Deutschland erfährt Christof, dass ein kleiner Reiseveranstalter aus Berlin händeringend nach einem Reiseleiter für eine geführte Radtour in Südchina sucht. Zehn Leute hatten sich bereits zu der Reise angemeldet und der bisher vorgesehene Reiseleiter, ein in Berlin lebender junger Chinese, hatte plötzlich anderswo eine Festanstellung bekommen. Für Christof war es DIE Gelegenheit schnellstmöglich wieder bezahlt nach China zu reisen, denn dort wartete die Liebe auf ihn. Er bewarb sich also für den Job als Touristenführer auf zwei Rädern und bekam ihn mangels Alternativen auch prompt.

Aber dann bekam Christof Muffesausen. Denn erstens hatte er keinerlei Erfahrung als Reiseleiter, und zweitens war für die Reise außer den Flugtickets nichts gebucht. Sie haben richtig gelesen, nichts! Keine Transfers, kein Hotel, keine Fahrräder, nichts. Alles musste vom Reiseleiter vor Ort organisiert werden. Für 10 Teilnehmer plus Reiseleiter. Das war Christof absolut nicht geheuer. Daher seine Idee: den Freund und Kommilitonen Volker fragen, ober er nicht Lust habe die Gruppe als weiteren Reiseleiter zu begleiten. Zwei Reiseleiter haben nämlich den riesen Vorteil, dass man dem anderen die Schuld in die Schuhe schieben kann, wenn etwas in die Hose gegangen ist.

Es folgte die legendäre Billardpartie, von der wir heute, nach 20 Jahren, weder in genauer Erinnerung haben wo sie stattfand noch wer sie gewonnen hat. Ist auch nur nebensächlich, denn Entscheidend war, dass bei dieser Partie der Christof den Volker fragte, ob er denn Lust hätte gemeinsam eine kleine Gruppe von abenteuerlustigen Deutschen auf dem Fahrrad durch China zu begleiten. Volker erbat sich einen Tag Bedenkzeit und sagte nach zwei oder drei Zügen am Billardtisch (auch das lässt sich nicht mehr so genau rekonstruieren) zu.

Dann ging es an die Vorbereitungen. Christof und Volker wurden über den geplanten Reiseablauf gebrieft, schüttelten die Köpfe und änderten die Strecke fast komplett um. Ausgeschrieben war die Reise als „Radtour am Li-Fluss in der Region um Guilin“, also eine gemütliche Tour immer flach an einem Flusslauf entlang.

Christof und Volker jedoch hatten ganz andere Ziele nahe Guilin im Sinn. Minoritätendörfer, Wind-und-Regen Brücke und unentdeckte Landschaften gab es ja auch noch in der Nähe von Guilin. Die beiden studierten Reiseliteratur und Landkarten (Internet war damals noch nicht) und legten Pi mal Daumen die neue Strecke fest. Immer in der Hoffnung, dass es an den anvisierten Übernachtungsorten auch Unterkünfte gibt.

Drei Wochen vor der Abreise wurden die Teilnehmer per Brief (E-Mail war damals auch noch nicht) über die Änderungen im Reiseablauf informiert. Storniert hat die Reise darauf hin niemand. Wäre eh zu spät gewesen.

Abflug am -weiß ich leider nicht mehr- in Berlin Schönefeld. Flug mit Aeroflot, Umsteigen in Moskau und via Novosibirsk nach Beijing. Dann weiter nach Guilin und hinein ins Vergnügen. Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen, die Teilnehmer damals. Aber alle ziemlich abenteuerlustig. Mussten sie auch sein, denn es wurde ein kleines Abenteuer. Von einigen dieser kleinen Abenteuer werde ich hier auch berichten. Also so eine Art Retroblog.

Schnitt.

Jubiläumsjahr 2015.
Kaum zu glauben, aber diese Reise gibt es noch immer! Zwar nicht mehr genau so wie damals, sie wurde mehrfach modifiziert, angepasst und vor Allem verbessert. Geblieben ist auf jeden Fall ein Schuss Abenteuer. Der steckt nämlich in jeder Tour von China By Bike, die Firma, die damals quasi am Billardtisch gegründet wurde.

Meine elf Teilnehmer dieses Jahr reisen nicht mehr über Schönefeld/Moskau/ Novosibirsk/Beijing an. Der Großteil fliegt von Frankfurt via Chengdu nach Guilin, zwei von München via Paris und Guangzhou, eine von Zürich via Hongkong und einer von Frankfurt via Beijing.

Irgendwann sind alle heute angekommen. Allen gemeinsam ist, dass sie bereits mit China By Bike gereist sind. Mindestens ein mal. Einer von ihnen ist schon das achte Mal mit uns unterwegs! Intern nennen wir solche Gäste Wiederholungstäter, der politisch korrekte Name ist wohl „Treuekunde“. Ich habe es kurz überflogen, auf ihren Reisen mit China By Bike haben sie zusammen über 24.000 Kilometer im Sattel eines Fahrrads zurück gelegt. Irre, nicht wahr?

Ankunft für die meisten am Nachmittag in Guilin. Zimmer beziehen, frisch machen und am Abend erste Begegnung mit der schmackhaften chinesischen Küche. Moment, den letzten Nebensatz muss ich wohl wieder streichen, denn alle haben ja schon eine Begegnung mit der chinesischen Küche von früheren Touren hinter sich.

Daher: Leert die Platten, Freunde!

Ho Ho Ho Chi Minh

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

Kultur und Revolution in Hanoi.

Bisher hatten wir in Vietnam hauptsächlich Natur gesehen (und in Sapa so gut wie gar nichts), heute in Hanoi daher eine volle Packung Kultur.

Erste Station Ho Chi Minh. Der ist zwar schon seit 46 Jahren nicht mehr unter uns, aber ihm zu Ehren – und gegen seinen ausdrücklichen Willen – hat man seine Leiche einbalsamiert und in ein Mausoleum gesteckt. Damit man ihn auch heute noch begaffen betrachten kann. Einmal im Jahr wird die Mumie nach Russland geschafft, weil man sich dort mit dem Aufpäppeln verstorbener Staatmännern bestens auskennt, Lenin lässt grüßen. Liebesgrüße aus Moskau sozusagen, quasi eine Frischzellenkur für den vietnamesischen Revoluzzer. Wer weiß, vielleicht schicken die Chinesen ihren Mao auch immer auf Urlaub nach Moskau, damit die drei, also Lenin, Mao und Ho Chi Minh, einmal im Jahr eine gute alte Zeit miteinander verbringen können.

Wie gesagt, wenn Herr Ho nicht gerade in Moskau weilt kann man ihn in seinem Mausoleum in Hanoi besichtigen. Täglich außer Montags und Freitags. Heute ist Freitag, also keine Audienz für uns. Mir war das ganz recht, an so einer Wachsfigur vorbeidefiliert zu werden ist reine Zeitverschwendung. Kenne ich von Mao in Beijing. Da steht man mindestens 50 Minuten in der Schlange, um dann für fünf Sekunden einen Blick auf – was oder wen eigentlich? – zu werfen. Viel lieber hätte ich Ho Chi Minh im realen Leben getroffen, muss eine interessante Persönlichkeit gewesen sein.

Somit nur ein Gruppenbild vor dem Mausoleum, das auch noch bei leichtem Nieselregen. Gleich um die Ecke des Mausoleums liegt der Präsidentenpalast (Station Zwei). Der hat zum Glück auch Freitags geöffnet. Hier gibt es imposante und bescheidene Gebäude zu besichtigen, die imposanten von außen und die bescheidenen (ein Holzhäuschen auf Stelen, welches der bescheidene Ho Chin Minh sich hat aufstellen lassen) auch von innen.

Hinter dem Präsidentenpalast das Ho-Chi-Minh-Museum (Station Drei). Auf zwei Etagen die letzten 150 Jahre der vietnamesischen Vergangenheit mit Schwerpunkt auf HCM, Unabhängigkeit und Revolution. Interessant, aber spätestens hier wurden unsere Beine lahm und wir wünschten uns auf die Räder zurück.

Vierte Station: Das ethnologische Museum. Ähnlich wie China ist Vietnam ein Land mit vielen Ethnien. Die meisten von ihnen lebten sogar ursprünglich auf dem Gebiet des heutigen Chinas und wurden im Laufe der letzten zwei-, drei-, vier- oder fünfhundert Jahre durch den Hanchinesischen Bevölkerungsdruck in Richtung Süden gedrängt. In die Länder, die heute Vietnam, Laos, Thailand, Kambodscha und Myanmar heißen. Oder sogar noch weiter. Mehrere Sippen der Hmong zum Beispiel haben es bis in die neue Welt geschafft. Wer hat den Film Gran Torino gesehen?
Neben den Hmong (welche sich darüber hinaus noch in Untergruppen unterteilen) leben in Vietnam 52 staatlich anerkannte Minderheiten. Die Hauptgruppen werden im ethnologischen Museum von Hanoi vorgestellt, ihre Riten und viele Exponate im großen Gebäude auf zwei Ebenen, ihre Häuser im Freigelände dahinter.

Fünfte Station: Futter! Die Mittagszeit war angebrochen (genauer: schon längst überschritten), höchste Eisenbahn für eine Schale Pho. Also Reisnudelsuppe. Eigentlich ein vietnamesisches Nationalgericht, aber bisher hatten wir leider nicht viel davon. Heute dafür umso leckerer!
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Vietnamesisches Essen. Hier muss ich gestehen, dass ich vor der Reise ziemlich skeptisch war. Denn die Küchen der von mir bisher bereisten südostasiatischen Ländern, nämlich Laos und Thailand, hatten mich nicht sonderlich vom Hocker gehauen, da zu eintönig. Aber das, was uns von Dan, Sinh und dem Smutje in der Halong Bucht aufgetischt wurde war durchweg lecker und abwechslungsreich. Nur beim Würzen könnten sich die Vietnamesen noch eine Scheibe bei den Chinesen abschneiden.
Unsere Schale Pho heute mit erstklassigem Rindfleisch konnten wir zum Glück mit reichlich Chili nachwürzen. Könnte ich bitte noch eine Portion haben? Leider nein, denn es wartete…

Sechste Station: Der Literaturtempel. Fast tausend Jahre lang, vom ersten nachchristlichen Jahrhundert bis zum 10. Jahrhundert, wurde Vietnam von den Chinesen regiert. Erst 938 entsteht der erste eigenständige Staat. Viele Dynastien sollten folgen. Wie stark der Einfluss der Chinesen auf die Gesellschaft, die Politik und Kultur der Vietnamesen war und ist zeigt sich überdeutlich im Literaturtempel von Hanoi. Der Name ist ziemlich irreführend, denn hier handelt es sich keineswegs um eine religiöse Stätte. Zwar wird heutzutage ziemlich massiv der Begründer der chinesischen Gesellschaftsstruktur, Meister Kong (im Westen als Konfuzius bekannt), ge- und verehrt. Aber die ganze Anlage war im Prinzip nichts anderes als eine Schule für angehende Beamte. Eine Penne. Kein Wunder somit, dass sich vietnamesische Uniabsolventen diese feinen Gebäude für ein Fotoshooting aussuchen. Ihr Fotoshooting habe ich für mein Fotoshooting ausgenutzt. Hoffentlich verzeiht mir Meister Kong diese Respektlosigkeit.

Letzte Station: Wasserpuppentheater. Steht ebenfalls ganz weit oben auf der Liste der must see in Hanoi. So hat man mir gesagt, so habe ich es hingenommen und nie hinterfragt, was es damit eigentlich auf sich hat. Jetzt weiß ich es. Und werde nicht mehr verraten. Nur so viel: Wirklich sehenswert!

Mit dem Fallen des Vorhangs im Wasserpuppentheater ist praktisch auch unsere Reise zu Ende gegangen. Uli und Heiko haben kurz nach dem Theater ihre Heimreise nach Deutschland angetreten, wichtige Angelegenheiten bedurften ihrer Anwesenheit.
Christiane, Sandra, Ulrich und ich haben noch ein gemeinsames Abendessen mit etwas Resümee eingenommen. Morgen fliegen Ulrich und ich zurück, der Flieger nach Shanghai für Christiane und Sandra geht dann am nächsten Vormittag.

Von daher beende ich hiermit den Blog zu unserer Reise durch Südchina und Nordvietnam, ab und an am Roten Fluss entlang.

Meine sonst übliche Statistik fällt diesmal eher kurz aus: 800,6 Kilometer haben wir alle gemeinsam mit den Rädern zurück gelegt. Heiko und Ulrich noch etwas mehr, wie viel genau teile ich ihnen noch persönlich mit. Wir hatten drei Platten, keinen Kettenriss, keine sonstigen Pannen. Und besonders: keinen Sturz. Das ist ja das eigentlich Wichtige!

Danke, danke, danke: Christiane, Sandra, Uli, Heiko und Ulrich für die unschlagbar nette Begleitung. Xiao Luo und Xiao Ding für die unschlagbar liebenswürdige Begleitung. Sinh und sein Team für die unschlagbar professionelle Betreuung. Allen Leser für die unschlagbare Geduld.

Und last but not least viele liebe Grüße an Tante Anni 😉

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Tüüüüt, wrooom, wuuuusch…

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

Abschied von der Halong Bucht, Transfer nach Hanoi.

Vietnam ist eine Zweiradgesellschaft. Leider sind damit nicht etwa Fahrräder gemeint oder gar die Elektroroller, wie sie in China verbreitet sind. Gemeint sind Motorroller. Meiner Schätzung nach werden 96,2% aller Wege in Vietnam mit dem Motorrad zurück gelegt. Es gibt zwar auch Autos, Busse, LKW und sogar ein wenig Eisenbahn; Fahrräder haben wir ebenfalls ein paar gesehen. Aber das Moped ist die ungeschlagene Nr. Eins. Fast jeder Vietnamese im fahrfähigen Alter hat eines dieser 80 ccm Geschosse. Und wer keines besitzt hat einen Nachbarn, der zwei davon hat.

Auf dem flachen oder auch bergigen Land ist das ja noch ganz nett bzw. nicht so wild für uns Radfahrer. Aber hier in Hanoi, wo wir heute Nachmittag angekommen sind, wuseln die vielen Motorräder durch die engen Straßen wie rote Blutkörperchen auf dem Weg ins Muskelgewebe. Wer glaubt, dass der Verkehr in China chaotisch wäre, war noch nicht in Hanoi. Das Wort Chaos wurde hier wahrscheinlich erst erfunden.

Dabei ist es keineswegs gefährlich hier! Man muss nur etwas die Augen offen halten. Also die zwei Augen im Gesicht, die zwei am Hinterkopf und die jeweils beiden über dem rechten und dem linken Ohr. Schon hat man die perfekte Rundumsicht und kann überblicken, aus welcher Richtung gerade welcher Roller angerauscht kommt.

Unser Vormittag begann alles andere als chaotisch. Im Gegenteil, er begann ziemlich ruhig. Und vor allem: sonnig! Auf unserem Kreuzfahrtdampfer in der Halong Bucht war ausschlafen angeordnet worden, es sollte ein spätes Brunch geben. Wir schliefen alle genüsslich aus, waren gegen 8 Uhr versammelt auf dem Deck und genossen einen teilweise blauen Himmel.

Kurz nach Brunch hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen, Abschied von Halong, Schiff und Crew, willkommen zurück Ford Transit und unserem treuen Fahrer! Für die Fahrt nach Hanoi, sie hat über vier Stunden gedauert.

Hanoi hat uns sofort in Beschlag genommen. Mit Tüüüüt, wrooom, wuuuusch…

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Alles im Lot auf’m Boot, alles in Butter auf’m Kutter

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

Schippern durch die Halong Bucht. Trüb und grau.

Alles antreten zum Frühsport! Kajaks klar machen zum Ablegen! An die Riemen! Klar Schiff zum Entern des Strandes!

Heute Vormittag mal fakultatives Programm: Noch vor dem Frühstück mit den mitgeführten Kajaks zu einem Badestrand in der Nähe der taifungeschützten Bucht, in der wir am Vorabend geankert hatten. Dort eine Runde baden und dann wieder zurück zu unserem Dampfer für Kaffee, Baguette und Spiegelei.
Wer das nicht wollte durfte ausschlafen.

Nun begabe es sich aber, dass wir am Vorabend alle recht frühzeitig in den Kojen lagen. So ein langer Tag im Bus und auf dem Boot ist eben sehr anstrengend. Und wer frühzeitig schläft, wacht auch frühzeitig am nächsten Morgen wieder auf. Mit anderen Worten: Den fakultativen Ausflug haben wir alle gemacht, da wir alle ausgeschlafen waren. Aber gebadet haben dann nur Uli und Heiko, allen anderen war das Wasser entweder zu wenig sauber oder zu wenig warm.

Nach dem Frühstück Höhle. Davon gibt es mehrere in den Karstkegeln der Bucht, die Sung Sot Höhle („Überraschungshöhle“) jedoch ist die größte. Touristisch wohl erschlossen, mit ausgebautem Pfad und farblich illuminiert. Eigentlich reißen mich Höhlen nicht mehr groß vom Hocker – haste eine gesehen, haste alle gesehen –, aber von Sung Sot war ich beeindruckt. Weil hier nicht das übliche Tropfstein (Stalaktit von oben, Stalagmit von unten) vorherrschend ist. Eben mal was anderes.

Der Nachmittag stand nochmals im Zeichen der Kajaks. Raus damit zu eingeschlossenen Lagunen, die man nur durch kleine Tunnel im Karst erreichen kann. Wieder haben nur Uli und Heiko den Ausflug zu einem Bad genutzt.

Captains Dinner am Abend. Zwar ohne den Kapitän, aber der Koch zeigte sich von seiner dekorationsfreudigen Seite. Sehen Sie sich mal die wunderschön geschnitzte Wassermelone da unten in der Galerie an!


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