Qomolangma

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Tagesausflug mit dem Auto zum Everest Basecamp und Übernachtung im Bauerdorf Passum

Wir sitzen im Auto und Franz kommentiert immer wieder verzückt die Serpentinen. 108 sollen es sein. Die Straße zum Pang La (5.198 m) ist 2015 geteert worden und hat das ehemalige Waschbrett ersetzt. Das macht es einfacher, sich dem Mt. Everest zu nähern. Die Aussicht ist auch aus dem Auto aus fantastisch, auch wenn Franz sehr viel lieber geradelt wäre. Am Pass angekommen präsentiert sich uns die Himalaya-Kette komplett wolkenfrei: mit Makalu (8.463 m), Lhotse (816 m), Mt Everest (8.844 m) und Cho Oyu (8.201 m) haben wir gleich vier Achttausender im Blick. Es ist einfach nur zum Genießen. Auf der anderen Seite geht es wieder viele viele Serpentinen herunter, wir fahren durch einige Dörfer und erreichen schließlich, ebenfalls über eine gut geteerte Straße, das Basecamp. Na ja, eher die vorgelagerte Zeltstadt, denn der Weg zum vorgelagerten Basislager der Bergsteiger ist nicht mehr für Touristen offen. Aber wir haben den höchsten Berg der Erde gigantisch vor uns, auf Tibetisch Qomolanga und weiblich, und können uns Zeit lassen, so viel wir wollen.

Im Kloster Rongbuk entdecken wir die Mediationshöhle, in der schon Pathmasambava, der um 700 aus Indien kam und die ersten Klöster in Tibet aufgebaut hat, einige Monate verbracht haben soll. Im höchsten Postamt der Welt lassen wir Postkarten und andere Schriftstücke stempeln, dann stehen wir einfach wieder eine halbe Stunde da und schauen uns den Berg an. Ich finde es ergreifend, kann mich kaum satt sehen und nicht recht begreifen, dass so viele Menschen noch einmal gute 3.000 Meter höher gehen, fallen doch hier schon jegliche Treppenstufen erstaunlich schwer.

Ich schreibe diesen Blog erst am Tag danach, weil wir zum ersten Mal auf der Reise im Bauerndorf Passum kein Wifi haben. Dafür sitzen wir in der guten Stube beim Abendessen, der Yakdungofen heizt uns ordentlich ein. Vom Dach des Hauses aus haben wir wieder einen freien Blick auf den Mt. Everest, und auf den „Almabtrieb“, denn die Kühe, Pferde, Yak und Schafe werden von der Weide ins Dorf geholt. Manche der Tiere kennen ihre Abzweigung, bei manchen muss nachgeholfen werden. Es ist sehr ländlich hier, obwohl eine Vielzahl an Jeeps durch den kleinen Ort brausen. Unsere Herberge füllt sich, drei ältere Chinesen sind mit dem eigenen Auto aus Kanton angereist, spät am Abend kommt ein durchgefrorener Motorradfahrer dazu. Das Abendessen verschiebt sich, weil die tägliche Arbeit, also die Versorgung der Tiere, hier einfach noch vorgeht. Landleben auf tibetisch.

PS. Auf den ersten Bildern habe ich diesmal nicht verpasst, die Fotografierlust einiger chinesischer Toursiten festzuhalten. Mann kann auch schonmal aufs Auto steigen, um ein Bild vor dem Eingangstor zur Passstraße zu schießen. Ja, die Gegensätze zum tibetischen Landleben könnten kaum größer sein.


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Das Dach der Tour

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Lhatse nach Baipa (New Tingri), 82 km, 1,285 HM, starker Gegenwind

Den ganzen Tag lang soll uns der Gegenwind begleiten, und das auf der Königsetappe. Auf den ersten 32 km schrauben wir uns auf eine Höhe von 5.248 m hinauf, das Dach der Radtour. Den Abzweig zum Kailash lassen wir zu Beginn links liegen und dann geht es aufwärts. Irgendwann setzt eine Routine ein, es wird fast meditativ, jeder hat seine eigene Art, mit Höhe und Anstieg umzugehen. Je höher wir kommen, desto stärker wird der Gegenwind, und ganz oben fegt er uns fast von der Straße.

Dann haben wir eine gute Stunde Zeit, unsere Passankunft zu genießen, hängen Gebetsfahnen auf und machen Fotos. Aber noch sind wir nicht angekommen, denn die 50 km Abfahrt, immerhin 956 HM, gestalten sich als ganz schön anstrengend, denn wir müssen wegen des starken Windes treten, und kommen trotzdem kaum über die 15 km/h hinaus. Das zehrt an den Kräften, ich wünsche mir mehr als einmal eine heiße Nudelsuppe herbei. Aber wir werden entschädigt. Nach gut 60 km ist er da, der höchste Berg der Welt. Wenn man ihn am Horizont sieht, weiß man sofort, dass er es ist. Ein gigantischer Anblick, der uns auch noch die letzten 20 km gegen den Wind antreten lässt. Am Abend sind wir alle müde, nach dem Abendessen ist nicht viel Socializing drin, und freuen uns auf unser Bett.


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Ein Selfie im Kornfeld – Beginn der Golden Week

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Rasa nach Lhatse, 69 km, 510 HM

Morgens bietet sich ein mir ein tolles Bild. Ich trete aus dem Siebenbettzimmer, hinter den Bergen deutet sich der Sonnenaufgang an, noch sind die Sterne zu sehen. Nach und nach kommen wir alle aus unsern Schlafsäcken gekrochen, Waschen und Zähne putzen wird draußen am Wasserhahn erledigt. Nach dem Frühstück machen wir noch ein Bild mit dem Herbergsvater und begnadetem Koch und radeln los.

Einige Zeit haben wir die Straße fast für uns allein. Dann setzt er ein, der berüchtigte Feiertagsverkehr. Heute beginnt die Goldene Woche anlässlich der Gründung der Volksrepublik vor 69 Jahren, und damit haben sämtliche Chinesen eine gute Woche frei zum Reisen. 18 km nach Abfahrt erreichen wir den 5.000 Meilenstein auf dem Highway 318, der die Entfernung von Shanghai angibt. Mit uns etliche Busse und Jeeps, die ebenfalls an dieser Stelle ein Bild machen wollen. Wir sprengen die Szene, indem wir uns mit den Rädern vor die Tafel stellen. Leider habe ich von den Massen vor uns, die mit Handys, Kameras und teils mit Teleobjektiven auf uns zielen, kein Bild gemacht. Am eigentlichen und sehr unscheinbaren Randstein sind wir dann aber allein.

Die 500 Höhenmeter zum Lagpa La vergehen schnell, Ramon hat vorher mit Landjäger und zwischen durch mit Müsliriegeln gedopt, aber da sind wir nicht so streng. Oben angekommen treffen wir auf einen chinesischen Radfahrer, der schon seit Mitte Juni von Sichuan aus unterwegs ist und in seinem 40-50 kg Gepäck unter anderen eine Sauerstoffflasche mit sich schleppt. Annika und Dirk bauen noch Steinmännchen, wir stehen zwischen Gebetsfahnen und genießen den Ausblick, dann überlassen wir das Feld den Massen. Nach einer rasanten Abfahrt hat sich die karge Landschaft wieder in eine Kornkammer verwandelt. Davon sind vor allem die jüngeren Chinesen so begeistert, dass nur noch Selfies im Kornfeld angesagt sind. Auch davon habe ich leider keine Bilder gemacht, aber man kann sich gut eine Horde Jugendlicher vorstellen, die auf Strohballen posieren, daneben die perplexen tibetischen Feldarbeiter.

Trotzt Mittagspause kommen wir um drei Uhr in Lhatse an. Die Stadt hat schon bessere Tage gesehen, oder die Hälfte der heruntergekommenen Läden ist wegen des Feiertags geschlossen. Das hindert nicht daran, an der nächsten Ecke neue Häuser zu bauen, vielleicht klappt es ja dort besser. Am Stadteingang haben die meisten von uns eine riesige Werbung für das Ibis Hotel Lhatse gesehen. Mir war das Schild entgangen und ich dachte sofort an eine Fälschung. Beim Stadtspaziergang finden wir tatsächlich ein Hotel der besagten Kette, das Dirk auch im Internet gefunden hat. Ich bin etwas irritiert. Auf Nachfrage bekomme ich aber die Antwort, dass das etwa ein Jahr alte Hotel zwar tatsächlich zur Ibis Kette gehört, aber keine Lizenz für Ausländer hat. Jetzt ist mein Weltbild wieder gerade gerückt. Unser Farmer Hotel hat einen hübschen Innenhof, ich habe es aber auch schon voller erlebt. Wir sind die einzigen Gäste, was uns nicht daran hindert, ein paar Stunden in der Sonne zu sitzen. Morgen steht unsere Königsetappe an, wir werden wieder die 5.000 m knacken. Das vor Augen, gehen alle früh schlafen. Wir sind gespannt, wie es klappt.


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Kein Klo, aber WLan

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Shigatse nach Rasa, 82 km, 520 HM

Heute abend sitzen wir in einem tibetischen Straßendorf, draußen gibt es Esel, Hunde, Schafherden und ab und zu donnert ein Lastwagen an unserer Herberge vorbei. Drinnen sieht es aus wie in jeder Kneipe auf dem Lande, bunte Möbel, ein paar Sofas mit Teppichen, irgendwo ein Schrein und ein großer Flatscreen. Nach dem Abendessen hat es uns eine chinesische Soap angetan, die unser Herbergsvater angestellt hat. Wir müssen noch ein wenig aushalten, bevor wir in unserem Siebenbettzimmer verschwinden.

Der Tag hat eine tolle Landschaft für uns bereit gehalten. Zuerst durfte Ramon mit den Mädels von der Tankstelle posieren, und nach dem Mittagessen nach 60 km (es gab Yak-Momo und Nudeln, wie üblich) ließ auch der Verkehr nach. Nicht aber der Gegenwind, der die Fahrt durch die Weite noch etwas anstrengender machte. Yak-Herden, Weite und wieder Yak-Herden. Nur die Jeeps, die mit ziemlichem Tempo durch die Gegend brausen, stören etwas, besonders Franz hat eine regelrechte Allergie gegen die weißen Karossen entwickelt.

Unsere Herberge hat im hinteren Trakt eine Art Tempel, im Obergeschoss lässt es sich gemütlich sitzen, auch vor dem Haus ist es spannend. Es gibt leckeres Essen, draußen fließendes Wasser, ja sogar WLan. Nur… keine Toilette, noch nicht einmal ein Plumpsklo im Hof. Soweit ist die Familie noch nicht, denn sie selbst übernachten ein paar hundert Meter weiter, und dort gibt es wohl ein Klo. So ist es eben auf dem Lande, und bis es Zeit wird zu Bett zu gehen, schauen wir eben noch chinesische Seifenopern und nutzen das Internet.


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Letzte Stadt vor Kathmandu

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Ruhetag in Shigatse mit Besichtigung des Tashilunpo Klosters und anschließender Kora

Nach der gestrigen Fahrt von Gyantse nach Shigatse, 94 km eben durch die Kornkammer Tibets, in der gerade die Gerste eingeholt wird und Bäume am Wegrand gefällt werden und auch schonmal auf die Straße fallen, machen wir heute einen Ruhetag in Shigatse.

Vor der Besichtigung des Tashilunpo Klosters, Sitz des Panchen Lamas und ursprünglich eines der sechs wichtigsten Klöster des Gelug Ordens, ist ein Halt im Merida Radladen von Shigatse geplant. Ramon entdeckt einen passenden Helm in ganz neuem Design, ich erstehe eine Trinkflasche, das sind die Souvenirs, die man als Radfahrer mit nach Hause bringt. Natürlich radeln wir durch die Stadt, denn spätestens ab halb elf wird es in der Sonne so warm, dass der Fahrtwind angenehm kühlt.

Das Kloster selbst ist eine große Anlage, allerdings sind hier weniger Mönche anzutreffen als an den vorher besuchten Orten. Wären da nicht die vielen Pilger, meist stattliche ältere Damen, die die Stupas umrunden und Gebetsschals an den Grabstätten der vorherigen Panchen Lamas darbringen, könnte sich der Eindruck eines Museums einstellen. Wir sind mit der Zeit ein wenig tempelmüde, so dass auch die weltgrößte Kupferstatue des Zukunftbuddhas Maitreya nicht mehr so eindrucksvoll erscheint, wie es noch vor zwei Wochen der Fall gewesen wäre. Aber eins hat seinen Reiz nicht verloren: den Tempelkatzen zuzusehen, das ist eine Spezialität von Annika und Dirk, und vor den Hallen mit glänzend goldenen Dächern, die sich vom strahlend blauen Himmel abheben, in der Sonne zu sitzen und zu relaxen.

Um unser Mittagessen zu verdienen, stimmen wir zu, als Tashi die Kora vorschlägt, also den kleinen Pilgerweg um das Kloster. Am Wegrand liegt zwischen den vielen hundert Gebetsmühlen versteckt ein kleines Nonnenkloster, in dem wir eine Kerze anzünden. Nonnenköster erhalten hier nach unserer Erfahrung keine Eintrittsgelder, da kann eine kleine Spende nicht schaden. Die Kora zieht sich höher und höher den Berg hinauf und gibt schließich den Blick auf die Festung von Shigaste frei. Außer uns haben sich in der Mittagshitze nur im Schatten dösende Hunde, sowie ein paar Schafe und Ziegen hierher verirrt. Nach knapp zwei Stunden erreichen wir die Altstadt und spazieren über den Markt, der neben getrocknetem Fleisch, Nudeln und den typisch ranzigen Geruch verströmenden Butterfässern wieder allerlei Pilgerzubehör und Bilder hochrangiger Lamas anbietet. Neben dem letzten Panchen Lama ist vor allem der in Indien lebende und noch recht junge Karmapa beliebt. Wir werden immer besser darin, die vielen unterschiedlichen Gesichter auseinanderzuhalten.

Nach ein paar letzten Besorgungen, immerhin ist Shigaste nicht nur die zweitgrößte Stadt Tibets, sondern auch unserer letzter „Zivilisationsaufenthalt“ vor Kathmadu, genießt jeder ein paar Stunden Freizeit. In den nächsten Tagen fahren wir über Land, vielleicht gibt es unregelmäßig Internet, so dass der Blog wohl etwas auf sich warten lässt. Annikas Reiseführer hält für den Aufenthallt auf dem Land für Frauen einen ungewöhnlichen Tipp parat: nicht mehr waschen, das gezieme sich nicht. Wir werden berichten, was es damit auf sich hat.


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Großstadttour auf tibetisch

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Ruhetag in Gyantse, Besichtigung des Klosters Pälkhor Chöde und des Nonnenklosters Rabse

Gyantse ist zwar die drittgrößte Stadt Tibets, aber im alten Kern sieht es aus wie auf dem Land. Das Vieh ist vor den Häusern angebunden und döst im Schatten, an den Mauern wird der Kuhdung getrocknet, der zum Heizen verwendet wird. Wir radeln eine Runde durch Gyantse, bevor wir das Kloster Pälkhor Chöde besichtgen.

Einst war dieser Ort eine Art ökumenisches Zentrum, in dem die verschiedenen Orden zusammen gelebt haben. Heute erinnern nur noch die Bilder der Äbte an diese Zeit. Die meisten der hochrangigen Lamas leben längst im Ausland, in Gyantse sind nur noch etwa 20 Mönche übrig geblieben. Über den Buddhismus kann man heutzutage im Westen vermutlich mehr erfahren als hier. Die Hallen haben aber eine besondere Atmosphäre, es gibt mehr Holzstatuen als anderswo, riesige in Yakleder eingewickelte Tangkas und eine etwas gruselig anmutende Schutzgotthalle, in der ausgestopfte Tiere von der Decke hängen. Auf der begehbaren Stupa stampfen Tibeter den Boden fest, dabei singen je Männer und Frauen im Wechsel und geben mit ihrem Stampfwerkzeug den Takt an. Von oben aus hat man einen tollen Ausblick auf die Ebene von Gyantse, die von hohen Bergen umgeben ist. Von April bis jetzt wird hier Gerste angebaut, Obst und das meiste Gemüse wird aus China importiert.

Das Nonnenkloster Rabse liegt oben am Berg. Mit dem Fahrrad ist der Anstieg mittlerweile kein Problem mehr, aber jegliche Treppenstufen lassen uns nach Luft schnappen. Rabse ist zwar kleiner, wirkt aber bunter und frischer als das Hauptkloster im Ort. Die Sonne ist intensiv und die weißen Stupas blenden so stark, dass wir kaum hinsehen können. Wir sind immerhin noch auf über 4.000 m Höhe. Nach einer kurzen Rast radeln wir wieder zurück, vorbei an der Pferderennbahn und einer neuen Reihenhaussiedlung im tibetischen Stil. Den Rest des Tages verbringt jeder auf seine Art. Morgen geht es wieder aufs Rad und nach Shigatse, der zweitgrößten Stadt des Landes.


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Zum Karo La Gletscher

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Nagatze nach Gyantse, über den Karo La (5.050), 104 km, 852 HM

Ein Bilderbuchtag, der es sich hatte. Nach einem frühen Frühstück in einer urigen tibetischen Kneipe geht es bis auf den Karo La hinauf. Am Morgen ist es knapp über Null Grad, dann kommt die Sonne heraus und die Temperaturen steigen. Im Laufe des Tages sollen sämtliche Radklamotten zum Einsatz kommen. Yakherden, der höchste Gletscher Tibets, Pfeiffhasen und oben am Pass ein Nomadenzelt für die Mittagspause. Annika, Dirk und Franz sind die Helden des Tages, sie sind den ganzen Weg geradelt.

Die 40 km lange Abfahrt gibt den Blick frei auf eine weite Landschaft, im Hintergrund immer noch die weiße Kuppe des Karo La, später der kurze Anstieg zum Simi La (4.350). Wir bewegen uns immer auf Höhen von über 4.000 m. Am Straßenrand verkaufen Tibeter Ketten aus Yakkäsewürfeln, die Kinder in den Dörfern rufen uns das Hello entgegen, auf den abgeernteten Feldern werden die Yak vor den Pflug gespannt. Und nach gut 100 km kommt die Festung von Gyantse in Sicht, die hoch über der Stadt thront. Eine fantastische Radetappe. Für den Rest sollen die Bilder sprechen.


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Yamdrok-See

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Qushui nach Nagatze, 102 km, 1.300 Höhenmeter am Stück

Die Luft ist dünn, die Pässe werden höher und die Radtage länger, das Internet aber nicht unbedingt besser, deswegen fällt der Blog etwas knapper aus.

1.300 Höhenmeter am Stück standen auf dem Plan, eine schier nicht enden wollende Serpentinenstrecke bis zum 4.785 m hohen Kampa La. Spätestens ab 4.500 m Höhe wird das Atmen schwerer und die Beine auch. Franz ist der unangefochtene Bergkönig, Annika und Dirk haben einen chinesischen Radler mit schwerem Gepäck mitgezogen, der erschöpft am Straßenrand sass. Ramon hat mit leichten Kopfschmerzen zu kämpfen. Ich weiß gar nicht mehr so richtig, wie ich hoch gekommen bin, vielleicht etwas in Trance, der wenige Sauerstofff hat sich diesmal bemerkbar gemacht.

Oben angekommen ist die Aussicht auf den Yamdrok-See, den zweitgrößten See Tibets, und den Gletscher des Kampa La am Horizont atemberaubend. Es sind einige Jeeps unterwegs und wir hätten unsere erste Bergetappe gern etwas ruhiger genossen. Trotzdem ist diese Weite einfach unbeschreiblich schön.

Danach geht es etwa 60 Kilometer am See entlang und an kleinen Dörfern vorbei. Ich setzte mich nach dem Pass ins Auto, Magen und Kreislauf sind noch nicht an die Höhe angepasst, aber alle anderen fahren tapfer durch. Spät am Abend erreichen wir Nagatze, vor dem Eingang des Hotels wird wie fast überall im Ort die Straße aufgerissen. Wir treffen noch auf einige chinesische Radfahrer, die die Strecke in die andere Richtung fahren. Es war ein voller Tag in einer unglaublich schönen Landschaft.


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Wadenvergleich

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Lhasa nach Qushui, 65 km, flache Einrolletappe

Was erlebt man, wenn man Lhasa in Richtung ländliche Umgebung verlässt? Zunächst einmal Baustelle, über etliche Kilometer hinweg. Aus einer normalen Kreuzung wird schnell eine autobahnähnliche Verkehrsführung mit Hochstraßen, auf den Ausfahrten gibt es auch mal Gegenverkehr. Wahrscheinlich ist die Kreuzung so neu, dass niemand so recht weiß, wo es lang geht. Bald wird es ruhiger und unser Weg führt uns immer an einem der Brahmaputra-Zuflüsse entlang.

Am Felsbuddha machen wir eine kurze Obstpause, damit wir nicht viel zu früh am Zielort ankommen. Einer Tibeterin fallen Annikas stramme Radlerwaden auf. Sie ist tief beeindruckt und macht einen Wadenvergleich. Kontaktscheu sind sie nicht, die Tibeter, die wir unterwegs treffen.

Trotz eines Mittagessens, es gibt wie übich entweder Yak-Momo oder tibetische Nudeln, mit ausgedehnter Siesta in der Sonne kommen wir früh am Zielort an. Qushui ist ein um eine Haußtstraße und ein paar Schuh- und Handyläden erweitertes Bauerndorf. Im alten Dorfteil laufen die Yak frei herum, die wenigen Bewohner sitzen vor der Tür in der Sonne. Am Abend finden wir ein tibetisches Restaurant, das auch Sichuan-Küche anbietet, das wahrscheinlich beste Essen der Tour. Heute ist auch Mondfest, das traditionell im Kreise der Familie begangen wird. Eine chinesische Familie feiert vor ihrem Laden auf der Straße. Wir werden herangewunken und unter viel Gekicher haben wir jeder ein Stück Melone in der Hand.

Nach der flachen kürzeren Einrolletappe werden wir uns ab morgen die ersten Pässe hinauf wagen, und sind schon gespannnt wie es klappt. Immerhin werden wir uns dann meist auf Höhen zwischen 4.000 und 5.000 Metern bewegen.


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Tempel, Klöster und Handwerkskunst

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Besichtigung des Jokhang Tempels, Fahrt zum Kloster Drepung, 19,9 km und die ersten 155 HM

Der Jokhang Tempel ist das Pilgerziel Nummer eins in Tibet. Unermüdlich drehen die gläubigen Tibeter hier ihre Runden, murmeln Gebete und drehen ihre Gebetsmühlen. Lange geflochtene Zöpfe, hübsche Kleider unter der braunen Pilgerkleidung und Ketten mit großen Korallen- oder Türkissteinen, das ist die vorherrschende Tracht bei den Frauen. Viele werfen sich den ganzen Tag lang vor dem Heiligtum nieder. „Wenn man ein größeres Problem in der Familie hat, geht man zum Lama. Der empfiehlt manchmal, sich am Jokhang niederzuwerfen, 100mal, 200mal oder auch öfter.“ erklärt Tashi. Früh am Morgen gehören die Hallen den Pilgern, danach kommen die Touristen dran. König Songtsen Gampo mit seinen drei Frauen, Padhmasambhava aus Indien, der die ersten Klöster in Tibet gegründet hat, der Gründer des Gelug Ordens Tsongkhapa mit seiner gelben Kappe und einige Buddhas und Bodhisattvas können wir mittlerweile identifizieren. Aber ein großer Teil der Statuen ist uns ein Rätsel. 

Danach gehen wir ins moslimische Viertel und suchen den Laden Dropenling. 2003 hat eine australische NGO hier begonnen, gemeinsam mit Künstlern aus der Umgebung Muster für allerhand Stoffgegenstände aus hochwertigen Naturprodukten zu entwerfen und traditionelle Gegenstände in modernes Design zu bringen. Frauen in entlegenen Dörfern bekamen eine Schulung, und in regelmäßigen Abständen wurden die fertigen Produkte abgeholt und in Lhasa und Shangrila verkauft. Ich hatte 2006 einen der Australier kennengelernt, aber jetzt führen die tibetischen Mitarbeiter die Idee weiter. Draußen im Innenhof stellen Handwerker Buddhastatuen aus Kupfer her. Für die Bestellung aus einem 400 km entfernten Kloster brauchen die Männer zwei Monate, der Preis wird bei etwa 70.000 RMB, umgerechnet über 8.500 Euro liegen.

Am Nachmittag radeln wir unsere ersten Höhenmeter ins Kloster Drepung, dem größten Kloster des Landes. Es ist angenehm ruhig und fast leer hier, und wir wären gern viel länger auf den Stufen der Haupthalle sitzen geblieben, um in die Berge zu schauen und die Atmosphäre zu genießen.

Auf dem Rückweg fahren wir noch einmal am Potala vorbei, und kommen nicht ohne einige weitere Fotos daran vorbei, bevor wir schließlich im Hotelinnenhof unser Schmutzbier genießen.


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