Karstkegel zum Dessert

Radweltreise-Erkundung Thailand, vom 01.02.2017 bis 23.02.2017

Schlussetappe von Khao Lak nach Phang-Nga und Bootstour in der Phang-Nga-Bucht

Die vier Ruhetage mit viel Schlafen und ein wenig Strand haben gut getan, die Lust auf Radfahren, selbst bei mehr als 30 Grad ist wieder da und der Sonnenbrand ausgeheilt. Nur Zornica, meine Frau, meint, ein wenig Sonnenstich sei noch übrig…

Am Schlusstag meiner Erkundung dann eine Etappe mit eine wenig von allem, was ich die letzten gut zwei Wochen in Thailand erlebt habe. Ein wenig Highway No. 4, ein paar schöne Nebenstraßen, ein paar Wirtschaftswege durch Dörfer und wie immer wunderbare Landschaften, von lieblich bis spektakulär.

Die Erkundung war ein voller Erfolg, die Route für die Weltreise, Teiletappe Thailand steht, ein wenig anders als geplant, aber genau deswegen machen wir ja die Erkundung.

Was bleibt ist Sonnenbräune, Radlust und die Vorfreude auf Nepal, da bin ich dann ab dem 12. März An den Hängen des Himalaya.


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Highway No. 4

Radweltreise-Erkundung Thailand, vom 01.02.2017 bis 23.02.2017

Goin‘ down South, on Route 4

788 zeigt der Kilometerstein am Straßenrand. 788 Kilometer Entfernung von Bangkok. Ich habe mehr als 1.100 Kilometer auf dem Tacho, besser gesagt auf dem GPS. Die 788 bezieht sich auf die Strecke auf dem Highway No. 4. Dem legendären Highway No. 4! Mit 1.274 Kilometern der längst der vier langen Highways des Landes. Auf Thai auch Phet Kasem genannt, nach dem siebten Generaldirektor des Landesstraßenbauamtes Luang Pet Kasemwithisawasdi. Das habe ich mir jetzt nicht ausgedacht, sondern steht so bei Wikipedia. Aber bei uns heißt es ja auch Dobrint-Maut. Jedenfalls solange, wie sie keiner gut findet.

Highway No. 4 also, sicher keine Route 66. Und bisher auch nicht die Straße meiner Wahl. Die ersten 600 Kilometer zieht sich der Highway als sechsspurige Autobahn in Richtung Süden, Stoßstange an Stoßstange folgen die Autos, es brummt und manchmal hupt es auch. Darauf habe ich keine Lust. Und unsere Weltumradler sicherlich auch nicht.

Bis Ranong konnte ich die Nr. 4 wunderbar vermeiden und bin auf vielen kleinen Nebenstraßen und zuweilen auf dem einen oder anderen Feldweg geradelt.

Wunderbar.

Doch nun ist Ende Gelände. oder eben Ende Feldweg und Nebenstraße. Zwischen Meer und Berg ist nur noch Platz für den Highway No. 4. Die gute Nachricht: Dieser ist nun nur noch zweispurig und hat einen breiten Standstreifen, auf dem auch nicht ständig Sache liegen oder parken (nun gut, zuweilen einen Riesenschlange, manchmal auch ein Waran und recht häufig Hund/Katze/Maus). Die zweite gute Nachricht: So schlimm ist der Verkehr meist nicht, zuweilen, außerhalb der Städte sogar nur alle 30 Sekunden ein Auto. Die nicht ganz so gute Nachricht: Manchmal ist es auf dem Highway No. 4 dennoch recht voll und laut. Gute 150 Kilometer muss ich auf dem Highway fahren, davon sind etwa 40 eher nervig.

Aber da heißt es dann: Augen auf und durch! Vielleicht ist das ja auch eine gute Übung für manche Abschnitte der Panamericana!

Nun ist mit Khao Lak die Westküste erreicht und Erholung angesagt. Am 22. Februar geht es dann weiter mit der Schlußetappe in Richtung Phuket.

Bis dahin vertreibt euch Andreas die Zeit mit dem Blog zur Tour Entlang der Teestraße.

Strecke 16.02.2017

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Strecke 17.02.2017

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Säue von Rampen

Radweltreise-Erkundung Thailand, vom 01.02.2017 bis 23.02.2017

Auf der Suche nach der Ökolodge, 135 km Radfahren und 55 km Transfer von Chumpon in den Urwald

„Säue von Rampen!“, murmele ich vor mich hin.

„Das heißt Rampensäue!“, schreit die thailändische Straße zurück.

„Meine Version gefällt mir besser!“, rufe ich zurück.

Weil es nun mal ganze Schweinekogen von Rampen sind, die ich hier versuche, zu erklimmen. Selbst dran schuld schuld, sage ich mir. Hatte ich nicht eine so schöne Route geplottet, die mich direkt zu meinem Ziel, der TCDF-Ecolodge geführt hätte. Nun gut, fast. Das, was ich für eine Straße gehalten habe, war nach 5 Kilometern nur noch eine Dreckspiste. Und davon hatte ich heute schon genug. Nur, dass die Feldwege, die ich bis dahin passiert habe, gut zu befahren waren, ohne große Steigungen und landschaftlich wunderschön. Also Spaß für mich und auch für zukünftige Gruppen.

Das Ding, das sich nun vor mir ausbreitet, nein, eigentlich ausengt: Für Mountainbiker, gerne. Aber nichts für mich und auch nichts für unsere Gruppen. Also: Alternativen suchen!

Die habe ich schnell gefunden, habe allerdings auch schon 90 Kilometer in den Knochen und der Wind bläst auch schon seit Mittag von vorne. Hinzu kommt eben die thailändische Straßenbaukunst. Da wo die Ingenieure aller anderen Länder Trassen im Tal suchen, Einschnitte oder Tunnel planen, sagen die thailändischen Kollegen: Der direkte Weg ist immer der beste!

Also: Kleinen Gang eingelegt und mit Schmackes in den Berg! Bzw. darüber hinweg.

Nur: Was bei einem SUV eine leichte Übung darstellt, ist für ein Fahrrad mit Gepäck ein Graus!

Satt und beständig geht es weit über 10 Prozent die Berge hoch und dann gleich wieder so den Berg runter, dass ich Angst um meine Felgen habe. Und dann wieder von vorne. Aus den 10 Kilometern Luftlinie zum Ort La Un werden so fast 30 Kilometer Berg-und-Talfahrt. Und die Erkenntnis reift in mir, dass das heute nichts mehr wird mit der Ankunft in der Lodge. Jedenfalls nicht auf zwei Rädern. Und da heute Valentinstag ist und Zornica in der Lodge wartet, bestelle ich von dort einen Trasnfer.

Der verpasst mich erst einmal in La Un und so komme ich dann doch noch in den Genuß entspannten Radelns. Bis der Fahrer mich endlich findet, bin ich schon fast in Ranong, der Grenzstadt zu Myanmar.

Pünktlich zum Abendessen schlage ich dann in der Lodge auf, die Romantik des Abends ist gerettet und die Erkenntnis gereift: Die Radweltreise wird von Chunpon nach Ranong führen, das ist gut fahrbar und an der Stadtgrenze warten heiße Quellen. Schade um die Lodge, aber sinnvoll.

Alles andere wären Rampen für die Säue. Oder so…

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Atemlos in die Nacht

Radweltreise-Erkundung Thailand, vom 01.02.2017 bis 23.02.2017

Langer Weg nach Süden von Hua Hin nach Chumpon

Zuweilen singe ich auf dem Rad. Wenn es besonders gut läuft. Der Wind angenehm bläst. Oder wenn es zäh geht.

Die gute Nachricht: So zäh kann es gar nicht gehen, als dass ich Helene Fischer singen würde.

Die schlechte: Ich habe verdammt viel gesungen die letzten drei Tage!

Doch von vorne:
Wie geschrieben war für den 10.02. die Königsetappe angekündigt, irgendetwas um die 130 Kilometer. Also 130 Kilometer in knapp zwei Jahren auf der Radweltreise. Auf so einer Erkundung weiß man aber nicht immer, welcher Weg der richtige ist, fährt mal hier in eine Sackgasse, mal dort in einen Hinterhof und dreht dabei die eine oder andere Runde. 156 Kilometer wurden es so, und am Ende war es schon verdammt dunkel und ich habe mich mit „Creamer“ ins Ziel gerettet. Kennt ihr nicht? Könnt ihr auch nicht, das ist die allmorgendliche Version von Supertramps „Dreamer“, immer als Mem in Stellung, wenn ich mir einen 3in1 Instantkaffee aufbrühe. Kaffee, Zucker und – aha – „Creamer“! Ich weiß, man wird zuweilen schrullig, wenn man täglich durchschnittlich 120 Kilometer allein auf dem Fahrrad sitzt!

Deshalb kommt heute auch Zornica, meine Frau, nach Thailand, um mich den Rest der Erkundung zu begleiten. An dieser Stelle einen lieben Gruß nach Berlin an meine Eltern, die so lieb waren, sich zwei Wochen um unsere Kinder zu kümmern!

Zornica muss sich dann auch erst einmal etwas gedulden, bis ich schließlich in unserer Bunglowanlage einrolle. Selten hat ein Schmutzbier so gut geschmeckt!

Die nächsten zwei Tage lasse ich es dann gemächlich angehen. Strandhopping ist angesagt auf dem Weg nach Chumpon. So wird das auch rund für die Gruppe. Gemächliches Radeln teils an der Küste entlang, teils im ländlichen Hinterland. Entspannung pur nach den langen Etappen. Und jetzt, endlich, kommt der Wind auch aus der richtigen Richtung!

Strecke 10.02.2017

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Strecke 11.02.2017

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Strecke 13.02.2017

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Hin nach Hua Hin

Radweltreise-Erkundung Thailand, vom 01.02.2017 bis 23.02.2017

Gegen die Naturgesetze in Richtung Süden, von Amphawa nach Hua Hin in zwei Etappen

Wenn in einer Region warme Luftmassen stehen, und in der anderen kalte, dann gleicht sich das mit der Zeit aus, habe ich in der Schule gelernt. Die warmen Luftmassen steigen anch oben, die kalten strömen nach, und es entsteht Wind. Von kalt nach warm, um es vereinfacht auszudrücken.

So auch der Wintermonsun. In Nordostasien ist es kalt, in Südostasien warm, das gleicht sich aus und so entsteht der Wintermonsun, der Luftmassen von Nord nach Süd bewegt. Nun gut, da sind noch ein paar Berge dazwischen, darunter ein paar eher hohe wie der Himalaya, die das Ganze natürlich auch beeinflussen und für das eine oder andere Mikroklima sorgen. Aber im Großen und Ganzen bedeutet das Nordwind. Also Wind aus Norden, spricht RÜCKENWIND!

Warum hält sich die Natur nicht daran? Vor allem, wenn ich auf dem Fahrrad sitzen und mit Gepäck in Richtung Süden fahre?

Nun, eigentlich leicht erklärt: Im Großraum Bangkok (=Norden) ist es ungewöhnlich heiß, sprich um die 40 Grad, wie ich ja gestern erfahren musste. Im Süden Thailands eher frisch (also so um die 30 Grad). Da tauschen sich die Luftmassen natürlich aus (s. oben) und der stramme Gegenwind pfeift an beiden Tagen über meinen nicht vorhandenen Scheitel.

Daher radel ich auch nicht, wie ursprünglich geplant an einem Tag nach Hua Hin, sondern lasse es nach gut 90 Kilometern Tagesleistung gut sein. Ein paar Ehrenrunden hatte ich auch gedreht, da es ja auf einer Erkundung auch heißt, nicht die schnellste, sondern die schönste Route zu finden. Was glücklicherweise auch gelungen ist, aber noch ein paar Kilometer auf meinen gegenwindgeplagten Buckel draufgepackt hat.

Dafür aber, wie schon an den Vortagen, Radeln auf wunderbaren Nebenstraßen und Wirtschaftswegen, kaum Verkehr und meist ziemlich schön.

Und bei einem Schmutzbier der Marke Leo auf einem Balkon mit Seeblick zu sitzen, hat auch seine schönen Seiten.

Morgen ist dann Königsetappe angesagt. Etwa 140 Kilometer von Hua Hin in Richtung Süden.

Mal sehen, was der Wind dazu meint!

 

Strecke 08.02.2017

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Strecke 09.02.2017

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Tour mit Pfiff

Radweltreise-Erkundung Thailand, vom 01.02.2017 bis 23.02.2017

120 km mit Pfiff von Kanchanaburi nach Amphawa, Sonne, vor allem Gegenwind

Am Morgen wache ich mit einer Melodie auf den Lippen auf. Möchte gerne pfeifen, so wie damals David Niven. Obwohl, der stand ja eher Spalier, als seine Soldaten den Japanern die Brücke, ja genau, die Brücke am Kwai bauten.

Und da überlagert eine Kindheitserinnerung den tollen Film, ich schmeiße den Computer an und finde auf Youtube ein aktuelles Remake der alten Werbung (leider nicht das Original!):

https://www.youtube.com/watch?v=3N65p4hv9j8

Was Jägermeister kann, denkt sich wohl auch Underberg und versucht einen jugendlichen Relaunch.

Wann wird Eierlikör wieder ein Kultgetränk? Slogan: „Lieber Eier trinken als auf den Sack gehen?“

Wir waren aber in Thailand, und auf Radtour.

Was soll ich sagen: Grün war es, und verkehrsarm, dazu verdammt heiß! Positiv überrascht bin ich über die leeren Nebenstraßen und die rücksichtsvolle Fahrweise der Thailänder. Besonders LKWs machen einen großen Bogen um Radfahrer, keiner hupt und auch ansonsten geht es relativ rücksichtsvoll auf den Straßen zu.

Bis zu 40 Grad soll es heute haben, und ich bin geneigt, das zu unterschreiben. Nachdem ich die ersten 40 Kilometer an Flüssen und Kanälen entlang noch relativ schattig geradelt bin, öffnet sich ausgerechnet um die heiße Mittagszeit die Landschaft und ich fahre durch Reisfelder und Bananenplantagen. Hat auch seinen Reiz, aber eben auch seine Temperatur!

Gegen Ende der Etappe zeigt das GPS dann fast 120 Kilometer an, die letzten paar davon waren ausnehmend schön, eine geschwungene Strecke durch Sekundärwälder, immer wieder unterbrochen von kleinen Kanälen, die von hier bis Bangkok reichen.

Mein Etappenziel, Amphawa, ist berühmt für einen der größten Schwimmenden Märkte des Landes, leider nur an Wochenenden aktiv, was ich dann doch bedauere, auch wenn ich den Markt schon einmal besucht habe.

Ich checke in meinen Homestay ein und gönne mir zum Abend gegrillten Tintenfisch mit Blick auf den Fluss, dazu Songtam, den sündhaft scharfen Salat aus unreifer Papaya.

Und schon pfeife ich wieder…

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Und hier noch die Bildergalerie und der Track vom 05.02.2017

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No more Rock’n’Roll

Für Tommy

Tommy, unser thailändischer Partner, Fahrradenthusiast und Heavy-Metal-Schlagzeuger, schaut mich mit diesem typischen „Du-wirst-schon-sehen-was-Du –davon-hast“-Grinsen an. Wie jedes Mal, wenn ich ihm erzähle, dass ich gerne in Bangkok Rad fahre, hält er mich für sympathisch verrückt aber doch ein wenig bescheuert. Wir sitzen in einer dieser Gassen am Phra Sumen, den letzten Resten der Bangkoker Altstadt, trinken ausgezeichneten Espresso und sprechen darüber, dass wir unsere China-By-Bike-Räder in Orange lackieren wollen, planen virtuell ein paar Routen durch Thailand und verabreden uns für den 24. Februar, wenn ich wieder zurück in Bangkok bin, auf ein Bier.

„Rock’n’Roll!“, ruft er zum Abschied.

„Rock’n’Roll“ denke ich mir bei der Ausfahrt aus Bangkok. Die ersten knapp 10 Kilometer muss ich mich noch auf der Hauptausfallstraße quälen, zwischen sausenden Motorrollern und dröhnenden SUVs. Die Ampelphasen dauern in der Regel zwei bis drei Minuten, angezeigt von großen digitalen Countdowns. Noch 80 Sekunden, noch 40, noch 10. Motoren dröhnen, Reifen quietschen. Fahrräder sind hier nicht vorgesehen. Werden aber durchaus beachtet. Jedenfalls nicht überfahren. Wer auf der Straße ist, hat auch ein gewisses Recht, dort zu sein. Ob bunt bemalter Überlandbus oder Reiseradler auf Tourerkundung, mit zwei Packtaschen auf dem Gepäckträger. Radfahren in Berlin ist auf jeden Fall gefährlicher. Wenn auch weniger laut!

Nachdem ich es mit viel Geschick vermieden habe, auf die Autobahn zu fahren, habe ich meinen geplotteten Track erreicht. Kaum noch Verkehr. Guter Asphalt, erst an der Eisenbahn entlang, die ebenfalls in Richtung Kanchanaburi, meinem heutigen Etappenziel führt. Dann immer am Ufer eines stillen Kanals. Durch Dörfer, an Tempeln vorbei. Ländliche Idylle mit einer mich umgebenden Blütenpracht.

Gegen Mittag habe ich 90 Kilometer geschafft und gönne mir eine Nudelsuppe in einem der Holzverschläge am Wegesrand. Versuche der Hitze zu entfliehen. Und dem Gegenwind, der mir nun erfrischend aber doch ein wenig nervend entgegen bläst. Gegen Abend aber in Rückenwind umschlägt, gerade rechtzeitig, um meinen dehydrierten Körper (sechs Liter Wasser ohne Pinkelpause!) nach 140 Kilometern zu einem netten Resort am Ufer des River Kwai zu blasen.

Gerne würde ich Tommy anrufen, ihm erzählen, dass alles halb so wild war, ich eine tolle Route für die Weltreise gefunden habe.

Doch Tommy ist gestern gestorben. Herzinfarkt.

China By Bike verliert mit ihm nicht nur einen verlässlichen Partner und Seelenverwandten. Sondern auch einen Freund.

RIP, Tommy! We gonna miss you dearly.
Have fun jamming with Lemmy!

Rock’n’Roll!

Viel Neues und noch mehr Altbewährtes – Unsere Reisen 2017/2018

Liebe Radlerinnen, liebe Radler!

Noch ist es relativ warm, aber der Winter streckt, zumindest in Berlin, bereits seine Fühler aus. Zeit, sich Gedanken über eine schöne Winterreise zu machen. Wie wäre es mit einer Radreise in Asien?

Wir haben aktuelle Reisetipps, nicht nur für den Winter!

Das Frühjahr bei China By Bike: China, Laos, Thailand und Nepal

Für alle, die noch Resturlaub haben, denen es im Winter in Mitteleuropa zu kalt ist, oder die einfach das Fernweh packt: Es gibt kaum eine bessere Reisezeit für Radler als der Frühling in Asien!

Unser Januar-Termin des Winterklassiker „Goldenes Dreieck“, unsere Radtour ins Dreiländereck von China, Thailand und Laos, ist bereits ausgebucht.

Weiterhin in der Durchführung gesichert sind folgende Touren:

Entlang der Teestraße vom 11.02. – 05.03.2017

Eine Radtour auf den Spuren alter Handelsstraßen, von Kunming, der Hauptstadt der chinesischen Vielvölkerprovinz Yunnan nach Xishuangbanna, dem tropischen Süden Chinas an der Grenze zu Laos.
Eine Reise durch eine spannende und abwechslungsreiche, touristisch aber kaum erschlossene Gegend, vom Frühling in den Sommer, von den Ausläufern des Himalaya zum Mekong.

Reiseleiter ist voraussichtlich Christof Gebhardt

An den Hängen des Himalaya vom 12.03. – 05.04.2017

Nepal ist nicht nur ein Trekking-, sondern auch ein Radfahrparadies! Einige der spektakulärsten Passstraßen der Welt, historische Handelsstädte und unberührte Natur sind nur ein paar Höhepunkte unserer anspruchsvollen Radtour „An den Hängen des Himalaya“.
Ob in der Altstadt von Kathmandu, auf den engen Serpentinen des Tribuvan-Highways oder auf dreißig Kilometer langer Schussfahrt ins Trisuli-Tal: Nepal auf zwei Rädern, das passt!

Hier sind nur noch vier Plätze frei.
Reiseleiter ist Volker Häring

Hier könnt ihr schon einmal ein Stück mitfahren:

Chinesische Landpartie vom 01. – 23.04.2017

Unser Klassiker, die aktive Mutter aller Rundreisen. Seit 14 Jahren im Programm und weiterhin außerordentlich beliebt.
Zusammen entdecken wir das Reich der Mitte per Rad und zu Fuß. Radeln durch Pekings Altstadtgassen, zur Chinesischen Mauer, genießen die faszinierende Karstlandschaft rund um Guilin und fahren mit dem Rad um den „Ohrensee“ in Yunnan.

Eine der tiefsten Schluchten der Welt, die Tigersprungschlucht entdecken wir ebenso zu Fuß wie die Weltmetropole Shanghai. Eine Reise, die Chinas vielfältige Kultur aktiv und auf Augenhöhe entdeckt. Und nicht zuletzt auch eine Tour, die so manchen Feinschmecker mit der Zunge schnalzen lässt!

Reiseleiter ist Christian Schnack

Auch für viele der anderen Touren im Frühling sind bereits die ersten Buchungen da!
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Unser Tourenprogramm 2017

Unser Tourenprogramm 2017 wurde in der zweiten Novemberwoche verschickt und sollte bei allen Abonnenten inzwischen im Briefkasten angekommen sein. Online sind alle Reisen und Termine ebenfalls auf unserer Homepage zu finden.

Eine Aufstellung der Termine gibt es hier

Auch 2017 haben wir wieder eine neue China-Reise und den einen oder anderen modernen Klassiker im Programm.

Back to the Roots: China Wildside (16.09. – 08.10.2017)

Unsere diesjährige Pilottour und Entdeckerreise führt uns nach Hunan. Die südchinesische Provinz wird nur selten von ausländischen Reisegruppen angesteuert, was nicht daran liegt, dass sie keine touristischen Ziele zu bieten hat. Hunan wartet im Gegenteil mit einer ganzen Palette von kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten auf! Doch die Provinz liegt einfach zu weit ab von der „Rennstrecke“ Beijing­Xi‘an­Yangzi­Shanghai­Guilin­Hongkong, die das Programm von 95% aller Pauschalreisen ausländischer Touristen in China bestimmt. Mit dem Fahrrad bleibt uns diese Rennstrecke erspart. Wir können uns ganz auf eine bestimmte Region Chinas konzentrieren, in diesem Fall auf das spannende Hunan.

„China Wildside“ ist aber auch eine Reise zurück zu den Wurzeln von China By Bike. Unsere ersten Touren vor über 20 Jahren wurden anhand von Papierlandkarten geplant, ohne Begleitfahrzeug und ohne vorgebuchte Unterkünfte. Mit anderen Worten: klassisches Radwandern. Der Reiseleiter war natürlich trotzdem vorbereitet und kümmerte sich um alles, nur musste eben mehr improvisiert werden, teilweise im Wechselspiel und in Absprache mit der Gruppe. Dieses improvisierte, dadurch auch abenteuerliche Reisen vermissen wir manchmal und wollen es mit einer Reihe von Pilottouren wiederbeleben, bei denen nur wenige Hotels vorgebucht sind, bei denen es keinen Bus gibt, welcher unser Gepäck transportiert, und für welche die Etappen zwar ausgearbeitet, aber noch nie von uns abgefahren worden sind.

Weitere Infos gibt es hier

Die Reise Kaiser, Kanäle, Konfuzius fand im Oktober 2016 zum ersten Mal statt und hat definitiv das Zeug zum Klassiker!

Von der ehemaligen deutschen Kolonie Qingdao führt der Weg zum heiligen Berg Tai und in Konfuzius Heimatstadt Qufu. Im weiteren Reiseverlauf radeln wir auf ruhigen Nebenstraßen durch Felder und Dörfer zum Kaiserkanal, den wir bis zum Yangzi folgen. Eine abwechslungsreiche Reise in die chinesische Geschichte, die auch für weniger geübte Radfahrer gut zu meistern ist. Und eine Möglichkeit, einen unverstellten Blick in das chinesische Alltagsleben zu werfen. Und auch diese Reise hat kulinarisch einiges zu bieten!

Die Reise Kaiser, Kanäle, Konfuzius bieten wir 2017 an zwei Terminen an (05.05. – 27.05.2017 und 11.10. – 02.11.2017).

Weitere Infos gibt es hier

Den Blog der Pilotreise gibt es hier

Natürlich haben wir mit der Chinesischen Landpartie, Die Drei Schluchten des Yangzi, Berg und Wasser und Südlich der Wolken auch weiterhin unsere „Dauerbrenner“ im Angebot, die sich ungebrochener Beliebtheit erfreuen.

Wir würden uns auf jeden Fall freuen, Sie 2017 als Mitradler begrüßen zu können!

Tourenprogramm zum Herunterladen

P.S. Frühes Buchen lohnt sich, wegen unserem Frühbucherrabatt! Bei Buchung einer China By Bike-Reise bis spätestens sechs Monate vor Abflug gewähren wir einen Nachlass in Höhe von 3% auf den Grundreisepreis (Ausnahmen vermittelte Touren von anderen Veranstaltern und die Etappen der Weltreise).

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Es geht um die Welt!

Die Radweltreise nimmt Konturen an und die ersten Teiletappenbuchungen sind bereits eingegangen.
Die finalen Ausschreibungen für die Australien-, die USA- und die Europa-Schlussetappe werden noch bis Anfang 2017 brauchen, alle anderen Teiletappen sind bereits buchbar und detailliert auf der neuen Homepage

www.weltweit.bike

beschrieben.

Hier einige ausgesuchte Teiletappen:

Transeurasien
Radtour von Berlin über Moskau und den Baikalsee nach Xi’an
01.04.2018 – 07.09.2018

Transasien
Radtour von Xi’an nach Singapur
04.09.2018 – 17.02.2019

Indonesien
Radtour von Jakarta nach Bali
19.02. – 22.03.2019

Transamericana
Radtour von Kolumbien nach Feuerland
02.08.2019 – 01.01.2020

Pazifik – Atlantik
Radtour von Chile nach Buenos Aires
30.12.2019 – 23.02.2020

Brasilien
Radtour von Buenos Aires nach Rio
17.02.2019 – 26.03.2020

Vor allem auf dem Teilstück Irkutsk-Bali und in Südamerika ist die Nachfrage sehr groß, so dass sich, auch wenn noch einige Zeit bis zur Reise ist, eine frühzeitige Anmeldung empfiehlt.

Selbstverständlich lassen sich auch kürzere Etappen, wie zum Beispiel Berlin-Riga, Berlin-Moskau, Irkutsk-Xi’an oder Lima-La Paz buchen. Auf Nachfrage schicken wir Ihnen gerne ein Angebot zu.

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Myanmar – Burma – Birma: Kreative Pause und letzter Termin

Seit 2004 haben wir jedes Jahr mindestens eine Radtour durch Myanmar durchgeführt, seit 2010 oft sogar zwei. Wir haben uns immer wohl gefühlt in dem Land und die Teilnehmer kamen begeistert zurück.
Dies hat sich leider in den letzten Jahren aus vielen Gründen etwas geändert. Seit ein paar Jahren steht das Land ganz oben auf der Wunschliste vieler Reisenden. Der gewaltige Boom, den der Tourismus in Myanmar in den letzten Jahren erlebte, traf das Land leider unvorbereitet.
Die Folge waren fehlende Kapazitäten bei Unterkünften, Restaurants und geeigneten Reiseleitern. In Zusammenarbeit mit unserem hervorragenden lokalen Buchungspartner 7 Days gelang es uns dennoch, die Aktivrundreise „Burmesische Landpartie“ anzubieten, bei der die Qualität, das Preis-Leistungs-Verhältnis und der nachhaltige Ansatz gewährleistet war. Da ein Ende des Booms nicht abzusehen ist und die Preise weiterhin utopisch steigen, müssen wir uns überlegen, ob und wie wir die Reise weiterhin im Programm behalten können.

Daher haben wir die „Burmesische Landpartie“ 2017 nicht mehr in unser gedrucktes Tourenprogramm aufgenommen. Auf unserer Webseite wird sie weiterhin angeboten, von 18.11. – 10.12.2017 werden wir die „Burmesische Landpartie“ zum letzten Mal in der aktuellen Form anbieten. Ab Herbst 2018 überlegen wir eine verkürzte Version im Stile der Tour „Chinesische Landpartie“, mit einigen ausgewählten kürzeren Aktivteilen, die auch für weniger trainierte Teilnehmer geeignet ist.

Wer die Reise in ihrer ursprünglichen Form erleben möchte:
Den Termin 18.11. – 10.12.2017 werden wir besonders bewerben und würden uns freuen, dieser tollen Tour einen gebührenden Abschied zu geben!

Weitere Infos hierzu gibt es hier

Die Reise „Entlang der Burmastraße“ können wir 2017 leider nicht mehr anbieten, da die Grenze zwischen China und Myanmar augenblicklich geschlossen ist und dies wohl vorerst auch bleibt.

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Auf dem Dach der Welt: Lhasa-Kathmandu auf neuer Route!

Mit dem verheerenden Erdbeben 2015 in der Himalaya-Region wurde auch der Friendship Highway zwischen Lhasa und Kathmandu schwer in Mitleidenschaft gezogen. Zhangmu, die Grenzstadt zu Nepal, war und ist weiterhin in Gefahr, abzurutschen. Daher ist dieser Abschnitt des Friendship Highways für Touristen geschlossen.

Seit Sommer 2016 ist nun der „neue“ Friendship Highway fertig, der zwischen den abschließenden Pässen Lalung La und Yarle Shung La in Richtung Westen abzweigt, am Shishapangma vorbei führt und schließlich im Trisuli-Tal Nepal erreicht. Über Nuwakot und Kakani radeln wir auf landschaftlich eindrucksvoller Route mit Sicht auf Langtang und die Himalayakette nach Kathmandu.

Unseren Klassiker mit neuer Routenführung bieten wir 2017 an zwei Terminen an, im Frühjahr vom 08.05. – 02.06.2017 und im Herbst vom 18.09. – 13.10.2017.

Weitere Infos gibt es hier

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Winterzeit, Messezeit

Auch 2017 sind wir wieder bei einigen Messen präsent und freuen uns über Besuch!

CMT Stuttgart, Sonderausstellung Fahrrad- und Erlebnis-Reisen: 14. – 15.01.2017, Stand 9D18 (Volker Häring).

f.re.e. Reise und Freizeit-Messe, München: 22. – 26.02.2017, Stand 361 (Andreas Kraus).

ADFC Reisemesse Hamburg: 26.02.2017 (Christof Gebhardt).

ADFC Reisemesse Bonn: 19.03.2017 (Andreas Kraus).

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Winterschlaf bei China By Bike

Wie jedes Jahr machen wir während der Weihnachtsfeiertage Pause und träumen bei Punsch und Stollen von neuen Radtouren! Deshalb bleibt unser Büro in Berlin vom 24.12.2016 bis 01.01.2017 geschlossen. Anfragen und Anmeldungen werden aber selbstverständlich auch zwischen den Jahren bearbeitet!

Wir wünschen schöne und entspannte Feiertage und einen angenehmen Jahresbeginn!

Mit herzlichen Grüßen

Euer China By Bike-Team

Konfuzius sagt: Famous last words

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Nein, zu Nanjing gibt es keine Geschichtslektion mehr. Zu dieser Stadt ist schon so viel geschrieben, verfilmt und kolportiert worden! Zu recht, natürlich. Ein faszinierende Stadt, und unsere letzte Station. Bei herrlichem Herbstwetter.

Die Pilottour Kaiser, Kanäle, Konfuzius geht zu Ende. Vor einem Jahr bin ich auf ähnlicher Route mit meiner Familie, mit Tandem und Kinderanhänger geradelt.

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Fand die Region zwischen Tai’an und Yangzhou klasse. Wollte wiederkommen. Meinen Mitradlern diesen Teil von China näherbringen, der zuweilen aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Der wie kaum eine Region Chinas von Geschichte nur so trieft. Und dennoch seltsam zurückgeblieben scheint (Shandong) oder von der Reform- und Öffnungspolitik überrollt wurde. (Jiangsu).

Aber funktioniert das als Reise, als Radtour, wenn es eventuell ein paar Tage nur Alltagsleben, Landwirtschaft und China aus den 1980ern gibt?

Die Antwort ist ein klares „Ja!“. Die Tour hat meine Erwartungen weit übertrofffen, auch dank meiner Mitradlerinnen und Mitradlern, die so ziemlich für alles zu haben waren und mir blind über die kleinen Wege durch die Felder folgten.

Herzlichen Dank an Euch alle! Ein Kilo Schlamm für lau!

Geradelt sind wir durch das Herz Chinas, auf Wegen, die weder Google Maps noch Baidu (das chinesische Pendant) oder gar eine Landkarte kennt. Weitgehend autofrei.

Und beim nächsten Mal ist uns hoffentlich auch das Wetter gnädig!

Soviel Werbung sei erlaubt: Die Reise wird nächstes Jahr wieder zweimal angeboten! Wärmste Empfehlung! 😉

Kaiser, Kanäle, Konfuzius

Auf Marco Polos Spuren

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Tagesausflug in Yangzhou, heiter bis wolkig

Natürlich sind wir nicht auf Marco Polos Spuren unterwegs. Irgendwann am Nachmittag, nachdem wir unsere Räder abgegeben haben und zu Fuß nach Hause laufen, begegnet er uns dann aber doch in Form einer überlebensgroßen Statue.

Ein wenig Geschichte:

Kaum zu glauben, daß Yangzhou über Jahrhunderte hinweg eine der wichtigsten und reichsten Städte Chinas war. Zwar ist Yangzhou in den letzten Jahren auf stolze 5 Millionen Einwohner gewachsen (als ich 1996 zum ersten mal in Yangzhou war, waren es schlappe 500.000) und macht, wie alle Großstädte im „Musterländle“ Jiangsu einen wohlhabenden Eindruck.

Dennoch, viel ist nicht von dem einstigen Glanz der Stadt zu erkennen, die Marco Polo, im 13. Jahrhundert angeblich Statthalter in Yangzhou, mit seiner Heimatstadt Venedig verglich. Im Übrigen sehr zum Verdruß der Venezianer. Bereits vor mehr als 2400 Jahren gegründet, entwickelte sich Yangzhou mit dem Bau des Kaiserkanals in der Sui-Dynastie (581-618) ab dem 7. Jahrhundert zusammen mit der Schwesterstadt Zhenjiang zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in Ostchina. Etwa zehn Kilometer südlich der Stadt kreuzt der Kanal den Yangzi, die Administration der Schleusen und des boomenden Handels entlang des Wasserweges lag in der Hand des Stadt-Magistrats, dessen Kassen auf diese Weise nie leer waren. Als wichtiger Warenumschlagsplatz zog Yangzhou zuerst Händler und Handwerker, und dann, mit einem gewissen Wohlstand, auch Künstler an, die hier dank reicher Sponsoren ein gutes Auskommen hatten. Daher war Yangzhou auch immer eine Stadt der Kunst und des Handwerks, eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat. Seidenstickerei, Scherenschnitt, Lackarbeiten, Laternen und Bonsais aus Yangzhou sind immer noch in ganz China hochgeschätzt.

Seinem Ruf als Hauptstadt der Balladenerzähler wird Yangzhou auch heute noch gerecht. Und ein Gericht aus der Stadt hat es sogar bis in die deutschen China-Restaurants gebracht: Der gebratene Reise nach Yangzhou-Art (Yangzhou Chaofan 扬州炒饭), traditionell mit Shrimps, Ei, Schinken und Erbsen zubereitet, gilt in China als eine der schmackhaftesten Arten, Reis zuzubereiten. Haben wir natürlich auch probiert!

Mit dem Bau der Eisenbahn zwischen Shanghai und Peking schwand die Bedeutung des Kaiserkanals als Nord-Süd-Verbindung und auch Yangzhou verlor damit Anfang des 20. Jahrhunderts seine hervorgehobene Stellung als Handelsmetropole und überregionales Zentrum. Heute lebt die Stadt vor allem von der Stahlindustrie, die sich wie auch einige Fahrzeughersteller in den Außenbezirken und im Umland angesiedelt haben. Trotz aller Modernisierungsanstrengungen macht die Stadt immer noch einen eher verschlafenen Eindruck.

Immerhin, zu einem weltbekannten Export hat es Yangzhou auch in den letzten Jahren noch gebracht. Jiang Zemin, ehemaliger Staats- und Parteichef Chinas und Nachfolger Deng Xiaopings als starker Mann im Reich der Mitte, ist in Yangzhou geboren und aufgewachsen. Bedenkt man die ambivalente Haltung, die die meisten Chinesen dem, aufgrund seinem Hang zur peinlichen Selbstinszenierung im Volksmund auch „Harlekin“ genannten Jiang gegenüber haben, so findet man kaum einen Bewohner Yangzhous, der dessen Herkunft an die große Glocke hängen würde. Immerhin, mit seinen mit Vorliebe auf Staatsbesuchen gesungenen Opernarien und Volksliedern steht er in der langen Theater- und Balladentradition der Stadt.

Groß ist Yangzhou also geworden, aber immer noch mit dem Charme eines Dorfes, vor allem in der Innenstadt. Natürlich drehen wir eine letzte Runde mit unseren Rädern durch Yangzhou, besichtigen den Daming-Tempel, einen der wichtigsten buddhistischen Tempel in chinesischen Geschichte. Angeblich brach von hier aus der Abt Jian Zhen nach Japan im frühen 8. Jahrhundert nach Japan auf und brachte die kulturellen Gepflogenheiten der Tang-Dynastie auf die Insel, die Japan bis heute prägen.

Auf jeden Fall angenehmes Pflichtprogramm, ebenso wie der „Schmale Westsee“, der dem Westsee in Hangzhou nachempfunden, nur, wie der Name schon sagt, etwas kleiner ausgefallen ist. Auch wenn der mit der Fünf-Pavillon-Brücke und der Angelterrasse des Kaisers Qinglong einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, ist die Parkanlage vor allem eine ruhige Oase in der Stadt. Die Fünf-Pavillon-Brücke liegt etwa in der Mitte des Parks und ist mit ihren fünf mit gelben Ziegeln gedeckten Pavillons, die die Brücke vollständig überdachen, ein beliebtes Fotomotiv. In Sichtweite der Brücke liegt der kleine Pavillon, in dem der Kaiser Qianlong (1711 – 1799) der Überlieferung nach des Öfteren zum Fischen weilte. Angeblich haben ihn die Einwohner Yangzhous heimlich Fische an den Haken gehängt, um ihn in der Illusion zu wiegen, Yangzhou wäre der ideale Ort zum Fischen. Der glückliche Qianlong revanchierte sich, indem er kaiserliche Gelder für den Ausbau des Parks bereit stellte. Ursprünglich in der Tang-Dynastie (618-907) angelegt, wurde in mehreren Schritten seit dem 18. Jahrhundert zu seiner jetzigen Größe ausgebaut.

Eine Investition, die sich bis heute auszahlt, denn die 150 RMB Eintritt bringen sicherlich Reichtum nach Yangzhou oder in die Taschen eines pfiffigen Investors.

Wie auch immer, wir geben unsere Räder ab, verbeugen uns kurz mental vor Marco Polo und verschwinden dann in den Altstadtgassen. Da ist China plötzlich wieder in den 1990ern oder noch früher. In anderen Städten gibt es diese Viertel nicht mehr, oder sie sind Disneyaltstädten gewichen. Sogar das Stammlokal meiner Familie existiert noch und wir beehren es an beiden Abenden.

Dann ist die Radtour zu Ende.

Doch mit Nanjing wartet am Ende der Tour noch ein Highlight.

Sonne ist angesagt!