Durch die Schluchten

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Heute morgen müssen neben unserem Gepäck auch erstmal unsere Räder verladen werden, denn diesmal können sie nicht mit aufs Boot, sondern müssen einen ca. neunstündigen Umweg durch die Berge nehmen. Wir dagegen wollen mit dem Boot die Drei Schluchten durchfahren und uns außerdem den im hinteren Teil befindlichen Staudamm anschauen. In den letzten Tagen hatten wir glücklicherweise immer gutes Wetter und es hat nicht geregnet. Das könnte allerdings auch mit dazu beigetragen haben, dass sich heute mal wieder eine in China häufig anzutreffende Wetterlage durchsetzt, die alles in einen trüben Dunst hüllt. Auch das vollbesetzte Linienboot lässt nur eine mangelhafte Aussicht zu, so dass wir von den Schluchten heute insgesamt nur wenig zu sehen bekommen.

Gegen Mittag erreichen wir dann unseren Hafen und steigen um in den Bus, der uns zum Staudammareal bringt. Die Ferien zum chinesischen Nationalfeiertag sind in vollem Gange und wir reihen uns in den Touristenstrom ein, der generalstabsmäßig geplant durch das riesige Staudammareal geschleust wird. Es gibt verschiedene Aussichtspunkte auf den Damm und die Schiffshebewerke und zum Ende noch einen Gedenkpark für die Maschinen, die beim Bau des Staudamms verschlissen wurden. Zu dieser Jahreszeit ist der Wasserstand nicht besonders hoch und alles sieht recht ruhig aus, aber wer schonmal die Stromschnellen in der Tigersprungschlucht am oberen Yangzi gesehen hat, der kann sich vielleicht ungefähr vorstellen, welche Kräfte hinter der 2 km langen Mauer aufgestaut werden. 660 km lang ist der Stausee, über 1 Mio. Menschen wurden umgesiedelt. In China hat man es immer gerne ein bisschen größer als anderswo. Die Energiegewinnung und die bessere Hochwasserregulierung sowie die bessere Schiffbarkeit des Yangzi gegen die ökologischen Folgen und die Folgen der Umsiedlung. Schwer zu sagen, wie lange es noch dauern wird, bis man hierzu eine endgültige Bilanz ziehen kann.

Wir haben heute auch das Drei-Provinzen-Eck von Shaanxi, Chongqing und Hubei hinter uns gelassen und haben endgültig die Provinz Hubei erreicht. In dieser Region befand sich vor gut 2000 Jahren das Königreich Chu und da wir am Abend in der Stadt auf ein Restaurant treffen, dass das entsprechende Zeichen in seinem Namen trägt, nehmen wir gleich die Gelegenheit war, uns mit der Küche dieser Gegend vertraut zu machen. Insgesamt etwas weniger scharf als weiter im Westen und etwas ausgewogener gewürzt wie wir finden. Davon kann es ruhig noch ein bisschen mehr sein in den nächsten Tagen.

Print Friendly, PDF & Email

Nur mal schnell zum Mekong

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Königsetappe. Legenden, Drama, Nebel, Sonne. Alles zwischen 10 und 25 Grad

Wenn Chinesen Straßen bauen, machen sie es richtig. Weg mit störenden Bergen, Häusern oder anderen Hindernissen. Täler werden überbrückt, Pässe untertunnelt und Dörfer umgesiedelt.

Manchmal steht aber auch die Topographie dagegen. „Nur mal schnell zum Mekong“, wie Uli es in einer Bierlaune ausdrückte, heißt auch für den Straßenbauer, dass sich ein über 4.000 Meter hohes Felsmassiv nicht so einfach ignorieren lässt. Auch wir haben Respekt vor der heutigen Etappe, holen unsere Räder aus dem klostereigenen Minimarkt und satteln gegen 8:30 die Drahtesel. Auf den ersten Kilometern haben die chinesischen Straßenbauer ganze Arbeit geleistet. Verschwunden sind die endlosen Auf-und-Ab-Fahrten in jedes Seitental, die Andreas und mir vor acht Jahren das Leben so schwer gemacht haben. Flüsterasphalt und konstante 7-8 Prozent Steigung.

Bis die neue Straße ein Erdrutsch zugedeckt hat. Auf zwei Kilometer Länge. Das heißt für uns: Eine steile Rampe hinauf bis zur alten Straße, durchbrochener Asphalt, nun dann doch Steigungen bis zu 10 Prozent, aber immerhin ein Anflug von Nostalgie. Nach gut zehn Kilometern hat uns die neue Straße wieder, Straßenarbeiter aus Sichuan versichern uns, dass die neue Straße Erdrutsche und andere Unwägsamkeiten vergessen machen wird („so wie heute?“, liegt mir die Frage auf der Zunge). Die Luft wird dünn, die Steigung steil und die Luft zunehmend kühler. Nebel verdeckt die Bergspitzen, die ersten Radler steigen auf das Begleitfahrzeug um. Nur Christa zieht wie eine Nähmaschine nach oben und ward bis zum Abend nicht mehr gesehen.

Sehnsüchtig fällt der Blick auf fast fertiggestellte Tunnel, die unsere Strecke ein wenig abkürzen würden. Stattdessen: Ein Extrapass, irgendwo im Durcheinandern zwischen alter und neuer Straße eingefügt. Also drei Pässe über 4.200 Meter für uns, mit jeweils 100 Höhenmetern Abfahrt zwischen den Passhöhen und dann das gleiche wieder nach oben. Während Christa im Wortsinne über alle Berge ist, quälen Rudi und ich uns als die letzen Mohikaner die Nebel umwogenen letzten Meter den finalen Pass hinauf. 500 Meter Radeln, eine Minute Luftholen. Wieder 500 Meter Radeln, wieder eine Minute Pause. Schließlich stehen wir auf 4.290 Metern Höhe, könnte aber auch in der Lüneburger Heide bei Nebel stehen, die Aussicht ist die gleiche. Rudi schnappt nach Luft und fährt schon mal ab, ich warte auf das Begleitfahrzeug mit der Gruppe. Dramatisch reißt der Nebel auf und legt Bergspitzen frei, die ich in Europa in den Dolomiten verorten würde. Dann ist der Rest der Gruppe auf der Passhöhe angekommen.

Eine kurze Abfahrt, dann wartet Rudi auf uns, von Christa immer noch keine Spur. NUn laden auch Rudi und ich unsere Räder auf das Auto und fahren gemeinsam mit der Gruppe nach Deqin. Da wartet dann nach Christa. Wäre dies die Tour de France, Christa hätte heute den entscheidenen Vorsprung herausgefahren.

Dann schlägt die große Stunde unseres Fahrers. Beziehungsweise seines Navigationssystems. Unser Hotel sei nicht in Deqin, sondern in Feilaisi, 10 Kilometer weiter. Leider bin ich zu müde, um zu insistieren, dass ich ein Hotel in der Stadt und nicht in der Tourizone gebucht habe. Das bringt uns eine halbstündige Fahrt bei Dämmerung nach Feilaisi, und dann, nachdem Xiao He, unser Fahrer eingesehen hat, dass das Hotel doch in der Stadt liegt (weil das Hotel in seinem Navi zwar ähnlich heißt, aber keine Zimmer mehr hat), eine halbstündige Fahrt bei Dunkelheit wieder zurück nach Deqin.

Das Hotel in Deqin weiss dann von uns, wir halten kurz den durchschwitzten Körper unter warmes Wasser und kehren in der kleine Garküche gegenüber für das bisher beste Essen der Tour ein.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ maptype=“ROADMAP“ gpx=“https://china-by-bike.de/wanda/wp-content/uploads/2013-10-03_Wanda131.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Uli ist die Härte

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke,70 – 105 km, Wetter wechselhaft

Ein kurzes Hoch auf Uli, unseren schwäbischen CBB-Veteranen (bereits zum fünften Mal mit uns unterwegs) – nur kurz und schon das ist ihm sicherlich peinlich! Er ist in Topform und das, obwohl er noch in Lhasa leichtes Fieber hatte. Heute z.B. ist er als einziger komplett durchgefahren, über einen 5000m-Pass, durch Sonne, Wind, Hagel und Schneeregen. Und wenn es sein muss, wartet er geduldig auf die Nachzügler. Feine Leistung!

Die Höhe scheint er gut abzukönnen, wir sind ja alle noch unter ihrem Einfluss, die einen mehr und die anderen weniger. Herbert hat schwer zu kämpfen, kommt aber langsam in Schwung. Reinhard hatte eine miese Nacht (auf 4400m, das ist aber auch ein großer Sprung) und hat sich heute durchgeschleppt. Jürgen radelt sonst wie der Weltmeister, aber auch er muss der Höhe Tribut zollen. Für uns alle ist die Performance noch tagesformabhängig, aber wir geben alles: Rosi und Helmut fahren im Gleichtritt den Karo La hoch (5015m), es gibt wenig höhere Pässe auf der Welt. Dagmar ist heute später auf das Rad gesteigen und ließ es dann richtig rollen und Eckhart hat sich bis kurz unter die Passhöhe gekämpft, bis ihm der Magen Probleme gemacht hat.

Eins ist aber mal klar: bei dieser Landschaft ist es schlussendlich egal, wie sehr man sich plagen muss und ob man ab und zu im Fahrzeug sitzt oder nicht. Was bleibt wird in jedem Fall der Eindruck dieser Landschaft sein, durch die wir klein und winzig durchrollen dürfen.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ maptype=“ROADMAP“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2013/10/2013-10-03_Xizang132.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Steinschatzberg

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Transfer von Lijiang nach Dali mit Besichtigung des Steinschatzberges

Zwischen Lijiang und Dali liegt versteckt in den Hügeln eine Tempelanlage aus der Zeit des Nanzhao Königreiche, die von 750 bis zum Einfall der Mongolen um 1250 unabhängig vom Chinesischen Reich bestanden hatten. Die Bilder sprechen für sich, ein Besuch lohnt sich in jedem Fall.

Am Abend in Dali war die Enttäuschung groß. Die Drei Pagoden stehen nämlich nicht, wie auf den meisten Fotos suggeriert, am See, sondern am Fuße des Hügels. Nach guten sechs Stunden Fahrt, Straßensperrungen und dem Stau am Südtor stelle ich entsetzt fest, dass wir heute auch noch umziehen müssen. Mit Sack und Pack schon wieder durch die Menschenmenge und am Ziel angekommen die beiden angesagtesten Clubs der Stadt… wir hätten uns einen schöneren Abschluss für diesem schönen Ausflug gewünscht.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2013/10/2013-10-03_Yang132.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Drei-Sterne-Tour

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Unsere Tour der Drei Schluchten ist nicht umsonst auch eine Drei-Sterne-Tour. Neben der Königsetappe gibt es hier nämlich auch noch eine heimliche Königsetappe. Wer von einem der Dreischluchtenstädtchen zum nächsten fahren will und gerade kein Boot zur Verfügung hat, muss über den Berg. Unweigerlich. Die Streckenführung ist aber einfach. Zuerst geht es ganz lange bergauf und dann ganz lange bergab. Zum Ende hin dann wellig. Das klingt einfach und schaut auf dem Höhenprofil recht harmlos aus, kann aber nochmal ganz schön fies werden. Insgesamt macht das gut 80 km mit fast 1700 Höhenmetern. Da unsere Stadtein- und ausfahrten heute ganz besonders tief im chinesischen Straßenlärm und –dreck versinken, wird der Tag nochmal zu einem kleinen Härtetest für Beine und Nerven.
Im welligen Teil der Strecke treffen wir gegen Ende noch auf die Stadt des Weißen Kaisers und machen einen kurzen Abstecher. Ihr Platz befindet sich auf einem Felsen, der mittlerweile von den Fluten des Yangzistausees umspült wird, oft nebelverhangen gewesen sein soll und deshalb wegen seiner mythischen Aura ausgewählt wurde. Davon ist heute nicht allzu viel zu spüren, sondern vielmehr die geballte Wucht des chinesischen Feiertagsverkehrs, der sich über die Uferstraße voranstaut. Heute bestimmen kilometerlange Autoschlangen und rangierende Reisebusse das Bild.

Fengjie hinterlässt einen etwas zwielichtigen Eindruck bei mir. Wir suchen noch ein Restaurant für unser Abendessen und laufen die Hauptstraße herunter, aber erstmal Fehlanzeige. Wir versuchen, uns durchzufragen. Oh ja, man kann uns helfen, gleich um die Ecke soll ein Restaurant sein, das unsere Wünsche erfüllen kann, man wird uns gleich hinbegleiten. Wahrscheinlich gehört das Restaurant der Schwägerin, aber na gut, muss ja nicht schlecht sein. Das Restaurant ist ein bisschen schmuddelig und das ist nicht so gut, also weiter. Schräg gegenüber gibt es einen Einkaufstempel mit einer großen Restaurantreklame, das versuchen wir als nächstes. Es gibt einen Fahrstuhl und ich will erstmal nach oben fahren, um die Lage zu prüfen. Der Fahrstuhl fährt ins Tiefgeschoss und ein Meister im Arbeitskittel fängt an, Mülltonnen in den Aufzug zu wuchten. Wir fahren weiter ins nächste Tiefgeschoss und die Mülltonnen werden wieder ausgeladen. Es sieht aus wie in den Katakomben des Dresdner Hauptbahnhofs, die ich kennenlernen durfte, als ich noch richtig arbeiten musste. Keine gute Erinnerung. Wir fahren zum Glück wieder nach oben. Noch mehr Mülltonnen. Wir erreichen den fünften Stock mit dem Restaurant, ich stolpere über ein paar Müllberge und lande in einem Schnellrestaurant. Es ist zwar ausreichend hell hier, aber das macht es auch nicht besser. Also weiter. Wir laufen noch ein Stück die Straße hinunter und landen an einer großen Brücke. Und endlich – hinter dem Geländer tut sich ein großes Loch auf, angefüllt mit Restaurants. Von unten leuchten die roten Lichter der Restaurantreklamen und Dampfschwaden von Feuertöpfen steigen auf in den Nachthimmel. Das ist nicht nur einfach nur eine Fressgasse, sondern eine regelrechte kleine Fressstadt. Wenn der Höllenfürst immer noch in der Geisterstadt Fengdu weiter oberhalb am Yangzi wohnt, dann könnte ich mir vorstellen, dass er demnächst hierhin umzieht.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2013/10/2013-10-02_San132.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Ruhetag in Lijang

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Ruhetag in Lijang

Kann man in Lijiang überhaupt einen Ruhetag einlegen? Ja, in der Stunde vor dem Frühstück, wenn die Geschäfte noch geschlossen sind und nur einige Fotografen unterwegs sind. Heute hat uns sogar der Jadedrachen-Schneeberg seine gletscherbedeckten Gipfel gezeigt.

„Die Stadt befriedigt alle Bedürfnisse“, meint Astrid, als wir am Abend bei einem Bier im schönen Innenhof unsere Erlebnisse vergleichen. „Shoppen, Kaffee trinken, Ausgehen und Karaoke am Ballermann von Lijiang, Massage… sogar Kultur ist dabei, namlich das Naxi Orchester von Xuan Ke, das sich in diesem Jahr auf ein einheitliches Erscheinungsbild geeinigt hat.“ Ruhe hat sie am Hausberg von Lijiang gefunden, der „am Hintern der großen Mao-Statue beginnt“ und in einem Rundweg über die Friedhöfe der Stadt führt.

Ich habe mich am Nachmittag mit Kathrin auf einen Kaffe verabredet. In der Altstadt ist es mittlerweile so voll, dass ich nur noch raus möchte. So gehen wir möglichst durch Nebengassen zum südlichen Ende, wo der lokale Markt stattfindet. Hier kann man herrlich stöbern und neben Gewürzen, Tees und allerhand Haushaltsgegenständen die eine oder andere Rarität aus der traditionellen chinesischen Medizin entdecken. Ich suche aber nach Bananen für die morgige Fahrt nach Dali. „Ich habe hier noch drei Pfund süße kleine Banenen und eine handvoll Mandarinchen“, ruft mir eine Verkäuferin zu. „Nimm alles zusammen für 20 Kuai, dann kann ich endlich nach Hause gehen“. Ein guter Deal für beide, und sie packt ihren Stand für heute zusammen.

Am Abend besuchen die meisten der Gruppe das Naxi Orchester von Xuan Ke. Hier spielen uralte Männer auf noch älteren Instrumenten etwas gewöhnungsbedürftige Stücke der Naxi und Traditionelles aus der Tangzeit. Allen hat`s diesmal gefallen. „Na ja, da war noch der Gesang der Frauen“, schmunzelt Robert. Die Stimmlage geht zugegebenermaßen ein Stückchen über die Schmerzgrenze des westlichen Ohrs hinaus. Trotzdem würden wir jedem Lijiangreisenden neben Shopping und Co den Besuch dieser Kulturveranstaltung sehr empfehlen.

Print Friendly, PDF & Email

Höhenrausch

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke: knapp 70 km, Wetter: bewölkt, später sonnig

Wir sind in Nagarze angekommen und sogar zum Schmutzbier zu kaputt, das will was heißen. Stattdessen ein Becher Kaishui (heißes Wasser) auf dem Zimmer. Der Kampa-La, der erste große Pass auf unserer Tour, hat uns heute fast den ganzen Tag gekostet…der Ort Nagarze und vor allem das Hotel sind kalt, der Wind weht eisig vom Yamdrok-See herüber. Aber man kann heiß Duschen, d.h. wenn man den Trick raus hat.

Aufbruch war früh und nach einer Stunde waren wir am Pass, von da an ging es 20km nur bergauf, 1200 Höhenmeter. Das klingt machbar, aber auf dieser Höhe fordert es das Doppelte an Energie. Hier ist der Luftdruck nur etwa halb so hoch wie auf Meeresspiegel und dementsprechend schwach ist die Sauerstoffzufuhr. Angekommen sind wir schließlich auf 4800m, einige haben sich durchgehechelt, andere sind zwischendurch in den Begleitbus gestiegen, oben der fantastische Blick auf den wunderschönen Yamdrok- See und alle Schmerzen waren vergessen. Am See sind wir dann noch 25km entlang gefahren, dann waren wir durch: die Höhe, der Anstieg, der Wind. Kurz nachdem wir für die letzten 30km ins Fahrzeug gestiegen sind, hat es zu schütten angefangen, gut gemacht.

Jetzt haben wir üppig gespeist und sind wieder hergestellt. Morgen wird auch nicht leicht, wir knacken die 5000m-Marke und wenn alles nach Plan läuft, werden es über 100km.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ maptype=“ROADMAP“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2013/10/2013-10-02_Xizang132.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Die allererste Biegung des Yangzi

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Tagesausflug zum Dongzhulin-Kloster, warme 27 Grad, Sonne und Wolken

Kurz hinter Benzilan beginnt der Pass. Unerbittlich dreht sich die Straße den Hang hinauf, geschlagene 68 Kilometer lang bis zum finalen Pass auf 4.290 Metern Höhe.
Wir sind sicherlich manchmal ein wenig verrückt, so verrückt allerdings nicht. Ursprünglich war die Idee, entweder im Kloster Dongzhulin, 16 km oberhalb von Benzilan, oder in Shusong, weitere 5 Km weiter, zu übernachten. Das würde dann aus 2.400 Höhenmetern 1.600 machen. Scheiterte aber an der unklaren Übernachtungssituation.

Daher folgenden Strategie: Heute fahren wir zum Dongzhulin, stellen da unsere Räder unter, besichtigen das Kloster und fahren dann mit unseren Begleitfahrzeugen zurück nach Benzilan. Für den morgigen Tag ist dann ein Transfer zum Kloster geplant und von dort radeln wir los.

Gedacht, getan! Die heutige Etappe ist mit 16 Kilometern und 800 Höhenmetern übersichtlich, wir haben Spaß an der Bergfahrt, lassen uns Zeit. Genießen die warme Sonne, die immer wieder durch die Wolken bricht, staunen über den Blick auf den Yangzi, der sich hier durch eine schmale Schlucht mäandert und erreichen gegen Mittag das Kloster. Junge MÖnche haben viel Spaß mit uns und noch viel mehr Spaß mit allem, was nicht fest verschraubt an unseren Rädern ist.
Das Mittagessen besteht aus Obst und Instantnudeln, die Räder sind gut abgestellt und wir machen uns auf, das Kloster zu besichtigen.

Vor acht Jahren stand hier nichts außer einer unscheinbaren Haupthalle, nun ist das Kloster den Hang hinauf gewuchert, die Mönche leben in schicken tradionellen Häusern, die maximal drei Jahre alt sind. Eine Art Mönchsdorf, sogar der Tante-Wang-Landen wird von Mönchen betrieben.

Das Kloster hat tatsächlich ein paar original erhaltene Wandmalereien und Figuren. Wir laufen im Uhrzeigersinn die Stockwerke hinauf, lernen einige Protagonisten des unerschöpflich scheinenden tibetischen Pantheons kennen und finden uns schließlich auf einem wackligen Dach wieder, mit windumtostem, aber unschlagbarem Blick ins Tal.

Auf dem Rückweg laufen wir den neu gebauten, hölzernen Skywalk ins Yangzi-Tal hinaus und erblicken die tatsächlich erste spektakuläre Biegung des Yangzi, der auf weniger als einem Kilometer Luftlinie dreimal in 90-Grad-Kehren die Fließrichtung ändert. Eine ernsthafte Konkurrenz zu Shigu, der nominell „Ersten Biegung des Yangzi“. Aber dazu mehr in einer Woche!
[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ maptype=“ROADMAP“ gpx=“https://china-by-bike.de/wanda/wp-content/uploads/2013-10-02_Wanda131.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Flussabwärts

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Heute vertauschen wir unsere Räder mal mit dem Boot bzw. wir nehmen sie mit darauf. Damit wir uns die Felswände zu beiden Seiten auch mal in Ruhe ansehen können, ohne gleich in den Straßengraben zu fahren, nehmen wir heute das Boot und fahren durch die drei kleinen Schluchten bis runter zum Yangzi. Kurz hinter Wuxi schaut es häufig recht dünn aus unter dem Kiel. Der Wasserstand ist ziemlich niedrig und manchmal schrammt der Bootsboden über die Steine. Bald erreichen wir aber schon die Stelle, an der der Rückstau des Dreischluchtenstausees spürbar wird. Hier wird der Fluss breiter, das Wasser ruhiger und der Dreck sichtbarer.
Heute ist Nationalfeiertag (der chinesische) und da wir uns als anständige Gäste erweisen wollen, feiern wir denselben auf unserem Boot mit einer Flasche trockenen Rotem aus den bekanntesten chinesischen Weinanabaugebieten. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, aber das macht nichts, denn bei dem Anstieg zu unserem Hotel in Wushan, den wir dann schon wieder auf dem Rad zurücklegen müssen, schwitzt man das alles ganz schnell wieder aus.

Am Nachmittag bleibt uns noch etwas Zeit für eine kleine Stadterkundung und wir schlendern die steilen Hänge auf und ab. Wushan ist eine Stadt, die zunächst der Flutung des Stausees zum Opfer gefallen ist und dann später einfach weiter oben am Hang wieder aufgebaut wurde. An der Straße gibt es gebackene Süßkartoffeln und wir möchten eine probieren. Unser Versuch die weiche Kartoffel möglichst gleichmäßig unter mehreren Leuten aufzuteilen, erregt größeres Aufsehen und führt zu einigen Fehlinterpretationen: Guck mal die Ausländer haben eine Kartoffel gekauft, und wissen nicht, wie sie sie essen sollen. Es muss ihnen jemand helfen… Eine junge Frau bemüht sich rührend um uns, aber wir sind gerade ziemlich beratungsresistent und am Ende schenken wir ihr die Kartoffel und verabschieden uns einfach. Ob das nun unbedingt zum gegenseitigen Verständnis beigetragen hat, lassen wir mal dahingestellt. Unser Versuch einen Kaffee zu trinken, endet schließlich in einem Zockerparadies, wo wir uns mit halbautomatischen Majiang-Tischen anlegen. Das mit den Einsätzen haben wir zwar schon richtig verstanden, aber was die weitere Umsetzung anbelangt hat der Reiseleiter mal wieder eindeutig versagt, wie man den Fotos entnehmen kann.

Print Friendly, PDF & Email

Avalokiteshvara

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke, ca. 68km, Wetter äußerst wechselhaft

Zum hundertstenmal, lieber Reinhard: A-va-lo-ki-te-shvara. Der wichtigste Boddhisattva Tibets, mit vielen Armen und vielen Köpfen. Aber keine Vorwürfe, diese ganzen tibetischen Figuren und Klostergeschichten kann man sich kaum merken, wir werden es trotzdem weiter durchnehmen.

Heute waren wir in Drepung, einem der großen Klöster Lhasas, das war wieder ganz toll aber am bemerkenswertesten war trotzdem der Weg dorthin. Wir haben morgens unsere Räder gesattelt und sind pünktlich losgekommen, durch Lhasa durch, an den begeisterten Massen vor dem Potala vorbei (Fahnenzeremonie, chinesischer Nationalfeiertag), an Soldaten im Gleichschritt vorbei und dann in Richtung Drepung abgebogen. Es ging ein paar Kilometer steil bergauf, das hat uns schwer zurückgeworfen. Aber morgen wird es in viel größere Höhen gehen, deshalb gutes Training.

Das Wetter war launisch, zunächst hat es geschüttet, dann hat herrliche Sonne die Berge rund um das Yarlung Tsampo-Tal beschienen und dann hat es sich noch einmal zugezogen und wurde windig und kühl. Angekommen sind wir trotzdem gut in dem kleinen Kaff Chusul, eigentlich für Ausländer gesperrt aber irgendwelche Wege finden sich ja immer. Auch wenn das heißt, dass wir jetzt in einer etwas versifften Trucker-Herberge schlafen. Auf die chinesischen Restaurantbetreiber, die es noch an die seltsamsten Orte verschlägt, kann man sich aber verlassen, wie auch hier: Abendessen war gut, jetzt ab in die Koje.

Schwer zu glauben, ich liege hier mit unseren beiden Fahrern Tashi und Tawa und Lahba dem Guide im Vierbettzimmer, der Kleine vom Hotel kommt zur Tür rein und verkündet die neue WIFI-Verbindung, man ist wirklich nirgends mehr sicher.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ maptype=“ROADMAP“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2013/10/2013-10-01_Xizang132.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email