El Clásico

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

Klassiker der Tourismus-Branche: Beijing, Mauer, Xi’an. „Aber doch auf besondere Weise“ will man da schüchtern anmerken. Beijing mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ok, das ist nicht so spektakulär). Die „Wilde Mauer“ bei Huanghua ist besonders, die haben wir bis auf ein paar vergnügte Chinesen fast für uns gehabt, anderswo treten sich die Leute auf den Füssen rum. Und Xi’an wurde heute dann mit dem Rad durchkreuzt.

Also die Mauer, die olle. Schon allein die Bezeichnung „Die Chinesische Mauer“! Es gab in der chinesischen Geschichte viele viele Mauern, aus verschiedensten Materialien und mit verschiedenen Verläufen, DIE Mauer ist eine Erfindung des Westens, wieder mal (National Geographic etc., Anfang 20. Jahrhundert). Irgendwann haben die Chinesen eingesehen, dass sich die Mauer prima mit einer einheitlichen, tapferen Geschichte vermarkten lässt. „Bu shang changcheng, fei hao han“ („Wer nicht auf der Mauer war, ist kein richtiger Chinese“) ist mittlerweile ein geflügeltes Wort im Land. Die Mauerstücke um Peking herum sind jedenfalls – bis auf die Fundamente zumindest – jünger als die meisten meiner bisherigen Teilnehmer. Klugscheißerei. Natürlich war es wie immer ein Höhepunkt, auf der Wilden Mauer herumzuklettern, sie ist steil hier (Ming-Dynastie, die Fundamente aus dem 16. Jahrhundert und teilrenoviert).

Gestern abend haben wir den Nachtzug nach Xi’an genommen, eine heitere Fahrt, die Reise wird in jedem Fall heiter werden, das weiß ich spätestens jetzt. Es hat am Morgen eine Weile gedauert, bis wir die Räder aus den Schlünden des Bahnhofs von Xi’an retten konnten. Faxe mussten die richtigen Empfänger erreichen und die Räder mussten geortet und durch abenteuerliches Gedränge geschoben werden. Sie machen einen guten ersten Eindruck, man muss bei den Kogas auch nicht viel einstellen und kann ziemlich schnell loslegen. Die kleine Runde durch Xi’an haben wir mittags bei einer Mahlzeit nach Art der Inneren Mongolei, später für einen Spaziergang auf der Stadtmauer unterbrochen. Alle haben heute den massiven Verkehr gemeistert, kühl bis unter die Haarspitzen, wie Delon in „Der Eiskalte Engel“. Das beruhigt mich sehr. Xi’an hat mittlerweile auch seine knapp 8 Millionen Einwohner und hier geht wirklich was. Auch abends übrigens, in den muslimischen Gassen der Altstadt, das lebt und lärmt.

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Skifahren in Yunnan

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Anfangs kam ich mir heute vor wie Frodo und die Gefährten bei der trostlosen Reise durch Mordor: Entlang der ersten Kilometer ging es steil bergan und wir kamen an Kohlewerken vorbei, die die eigentlich recht schöne Landschaft in ein düsteres Moloch verwandelte. Die Straße war gefüllt mit quietschenden, qualmenden und zischenden LKW beladen mit Steinkohle, die das Bild noch verstärkten. Schnell aber verdünnte sich der Verkehr und wir kletterten dem Himmel entgegen.

Auf dem Gipfel unserer Etappe bei 2000 m Höhe gab es endlich die verdiente Mittagspause. Dann ging es nur noch 42 km bergab. 42 km! Einige Teilnehmer seufzten. Wie kann man nur bei Abfahrten seufzen? Radfahrer sind schon eine seltsame Spezies! Ich für meinen Teil fand es allerdings eines der spannendsten Strecken, die ich gefahren bin. Die Straßenverhältnisse waren zwar weit davon entfernt optimal zu sein, aber das gab der Strecke die nötige Herausforderung. So mieden auch die meisten Fahrzeuge die Strecke und fuhren lieber die Autobahn oder wählten andere Straßen. Wir holperten an Reisterrassen vorbei und malerischem Gebirge, welches im Dunst in der Ferne verschwindet. Sobald die Landschaft anfing sich zu wiederholen wird man wieder aufs Neue überrascht: das Klima änderte sich nach und nach und mit ihr die Vegetation um einen herum. Von den gemäßigten Temperaturen rollte man durch die Subtropen hinein in den tropischen Urwald. Wo es oben noch recht kühl war und man sich fast ärgerte, keine Jacke mitgenommen zu haben, mochte man unten sich das T-Shirt vom Leibe reißen und in einen kalten See springen. Das einzige Gewässer in Sicht war jedoch der Rote Fluss, der sich nun neben uns befand. Allerdings wollte da keiner von uns wirklich rein mit der Fischzucht die da betrieben wird und der einhergehenden Brise von verwesenden Wassertierchen. Um es aber nochmal auf den Punkt zu bringen: diese Strecke ist zum Radfahren geschaffen. Auch wenn Dieter es auf der letzten Tour nicht bis nach unten geschafft hat. Aber es ist halt wie Skifahren: Nicht alle kommen unten heil an.

Das Abendessen hier war mal wieder so gut und üppig, dass ich mich wohl etwas übernommen habe und der Hocker beim Abendbier unter mir zusammenbrach. Da wollen wir nur hoffen, dass mein Rad nicht das gleiche tut.


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Rechts vom Mt. Everest

Auf dem Dach der Welt, vom 14.04. – 09.05.2011

Die schwierigste Übung nach Tibet einzureisen, ist die Herren beim Check-in am Flughafen von Kathmandu davon zu überzeugen, dass die vielen schön kalligraphierten Schriftzeichen auf dem Tibet-Permit auch Lhasa, Shigatse, Lhatse und Dingri bedeuten. Und wo bitteschön ist das Reisedatum? Nach etwas längerem Suchen findet sich dann ein Repräsentant der Air China, der den besorgten Herren auf Englisch das Chinesische erklärt. Das überzeugt und wir bekommen unsere Bordkarten. Und auch unsere Räder werden sanft auf das Rollband gebettet.

Tibet – wir kommen!

Na ja, fast. Schlechtwetterfront in Lhasa. Das bedeutet eine Stunde Verspätung, mindestens. Gemütlichkeitsrekorde schlägt der Flughafen Kathmandu nicht, dennoch gerät die dann tatsächlich auf eine Stunde begrenzte Wartezeit kurzweilig, Sabine und Heinz schwelgen in Tibetliteratur, ich plane noch ein wenig die Feinheiten der Route. Punkt 11:30 Uhr heben wir in Richtung Westen ab, drehen eine enge Kurve (das Kathmandu-Tal ist klein und von Bergen umgeben) und schweben dann am Südrand des Himalajas entlang. Der Mt. Everest geizt wieder einmal nicht mit seinen Reizen, und ich bilde mir ein, das Flugzeug würde sich leicht nach links neigen, so viele Passagiere springen mit der Kamera in der Hand auf und hängen sich und die Objektive ins Bullauge. Aber auch der Anflug auf Lhasa hat seinen Reiz. Sanft sinken wir in das Bramaputra-Tal und setzen Punkt 15:00 Ortzeit (in Tibet gilt auch die Beijing-Zeit, GMT +8) auf, gerade rechtzeitig, um den Transeurasien-Radlern, die um 9:00 Uhr Berliner Zeit vom Brandenburger Tor losradeln, gute Wünsche mit auf den Weg zu geben.

Die Grenzformalitäten gehen erstaunlich schnell, nur die Räder lassen sich Zeit. Als sie dann endlich da sind, haben sich bereits mehrere Flugzeugladungen über den Zoll ergossen, der es, anders als in Beijing oder Shanghai, sehr genau nimmt. Besonders der neue Stefan-Loose-Tibetführer hat es den Grenzern angetan, er wird genau durchgeblättern, wie auch die andere mitgebrachte Literatur, und auf Bilder des Dalai Lamas durchsucht. Im vorausschauenden Gehorsam haben die Verlage erst gar keine solchen Bilder abgedruckt, wir dürfen die Bücher also behalten. Meine Wenigkeit sowieso, in dem Chaos bei der Durchleuchtung haben die Zöllner meine Tasche vollkommen vergessen. Nicht, dass da irgendetwas Kompromittierendes drin gewesen wäre. Aber die Kontrolle scheint eher eine Übung als eine efffektive Sache zu sein.

Am Ausgang wartet Tenzin auf uns, der uns bis zur nepalesischen Grenze begleiten wird. „Ich hätte jetzt einen stattlichen Nomaden erwartet!“, bedauert Sabine. Tenzin kommt aus der Nähe von Lhasa und hat mit den hühnenhaften Kampa des tibetischen Osten nicht viel gemein – er bringt etwa 1,60 m auf die Messlatte. Aber die größten Herzen stecken in den kleinsten Körpern und Tenzin macht einen sehr netten Eindruck. Er besteht darauf, mit mir Englisch zu sprechen, was ich akzeptiere, obwohl wir auf Chinesisch sicherlich weitaus effektiver kommunizieren würden. Sein Englisch hat Tenzin tatsächlich von einem Amerikaner gelernt, sein Aussprache ist recht gut, das Vokabular weniger. Wird aber sicherlich gut klappen mit ihm!

Noch ein Stück im Bramaputra-Tal, vorbei an Wassermelondenfeldern, fahren wir im Bus die 60 km bis in die Innenstadt Lhasas. Die Luft auf 3.600 m ist dünn und wir müssen uns erst einmal akklimatisieren. Bei einem leckeren Essen in einer kleinen Garküche in der Altstadt bleibt es daher auch bei je einer Flasche Bier. Zur Eingewöhnung haben wir uns heute noch einmal Sichuan-Küche gegönnt und wanken nun hundemüde, kurzatmig und pappsatt ins Hotel.

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Museumsdorf und die neue Frisur

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Endlich mal ein Tag mit einem entspannterem Programm. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Tag mit 30 km Fahrradfahren inklusive Museumsdorf- und Tempelbesuch so bezeichne. Nach einer Fahrt durch ein Steinmetzdorf, was sich auf die Herstellung von Grabsteinen spezialisiert, die natürlich nur für Urnen gedacht sind, da lediglich das Kremieren von Verstorbenen erlaubt ist. Das ist eigentlich völlig gegenläufig mit der chinesischen Tradition der Ahnenverehrung. Aber für diesen ganzen Kulte und Rituale hat die KP China ja sowieso nicht viel über.

Eingepudert vom Stein- und Straßenstaub kamen wir nach ca. 19 km an dem „Museumsdorf“ Tuanshan an. Was der Aufmachung und äußeren Erscheinung nach zu urteilen eher wie ein Antik-China-Disneyland wirkte entpuppte sich aber als ein interessanter und persönlicher Einblick in die Lebensweise und Geschichte der Yi-Völker in diesem Dorf. Eine nette Bewohnerin (natürlich Han-Chinesischer Abstammung) führte uns durch das Dorf. Es war alles andere als leer und inszeniert. Die Häuser sind zum Großteil noch bewohnt und die wichtigsten Gebäude sind für die Öffentlichkeit zugänglich. So kann man die Häuser der ehemaligen Reichen und Schönen des Dorfes begutachten und sehen was aus ihnen nach der Umverteilung durch den Kommunismus geworden ist. Das Gemach des Sohnes in einem der größeren Häuser ist zum Beispiel in einen Hühnerstall umfunktioniert worden. Das Dorf galt früher als sehr kultiviert und hat seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts eine Schule. Der finanzielle und kulturelle Standard der damaligen Zeit drückt sich auch heute noch in den 4 Frauen im Dorf aus, die immer noch mit gebundenen Füßen durch die Dorfgassen humpeln haben. Eine Klasse aus der Wuhan Kunst Universität war auch anwesend und versuchten den Zauber der vergangenen Zeit festzuhalten. Um dem Cliché zu bedienen spielten beim Mittagessen an unserem Nachbartisch die Mädchen fleißig Mah-Jongg. Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Abstecher beim Huanglong Tempel und der „Doppel Drachen Brücke“, an der zu viele Touristen waren und wir unser Pflichtfoto machten und lieber schnell geflüchtet sind.

Den Nachmittag hatten alle nochmal für sich um das nette Städtchen zu erkunden. Zum Abendessen präsentierten uns Sabine, Ruth und Claudia stolz ihren neuen Haarschnitt, den sie für insgesamt ca. 3€ bekommen haben. Sehr schick die Damen!


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Ewige Freude!

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

1000 Jahre Geschichte abgearbeitet. Vom Himmelstempel auf das Tor des Himmlischen Friedens, zur Verbotenen Stadt und dann noch die Vogelperspektive vom Jingshan, und das meistens in Ewiger Freude. Das war nämlich die Devise des dritten Ming-Kaisers, der die Hauptstadt nach dem kurzen Intermezzo von Nanjing („Südliche Hauptstadt“) wieder nach Beijing („Nördliche Hauptstadt“) verlagerte und letztendlich für Struktur und wichtigste Bauten des alten Peking verantwortlich ist. Die Spuren dieses Kaisers aus dem beginnenden 15. Jahrhundert – Yongle – dominieren noch heute das Stadtbild, auch wenn die Moderne immer aufdringlicher in die traditionelle Achse von Beijing hineinwuchert.

Das Kulturprogramm dieses Tages kann einen erschlagen, aber wir hatten wieder fantastisches Wetter und waren lustvoll aber nicht überambitioniert. Also was man sich wünscht als Reiseleiter. Die Ersten haben sich bereits China-Devotionalien an die Kleidung geheftet. Uns allen ist bewusst, dass wir den Chinesen beim Fotoshooting Lichtjahre hinterher sind, hier ist der Mensch der Mittelpunkt des Geschehens und kann das Lächeln in endlose Längen ziehen, bei uns gefriert das natürlich in Sekunden, aber wir geben alles. Ab und zu wird man nett eingebunden in diese Posen (z.B. von einer Tupperware-Gesandtschaft aus Malaysia, im Himmelstempel, was es nicht gibt…).

„Abgearbeitet“ war also schon mal das falsche Wort. Die meiste Zeit sind wir geschlendert, viel auch wieder durch Hutong-Gebiete, wo man am liebsten an jeder Ecke stehen bleiben möchte. Tauben ziehen ihre Kreise über den Altstadtvierteln, leise und ohne das früher charakteristische Surren der kleinen Röhrchen am Hals, das muss abgeschafft worden sein. Alte Männer tragen ihre Vogelkäfige spazieren. Und abends haben wir opulent diniert, im CBB-Stammlokal in der Naluoguxiang. Jetzt sind fast alle bei der Massage. Die Blinden, die in dem Laden früher massiert haben, sind einer Handvoll Mädchen gewichen, die werden das auch können.

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Links vom Mt.Everest

Auf dem Dach der Welt, vom 14.04. – 09.05.2011

Ich bin spät dran, ich weiss…

Doch Warteschleifen haben auch etwas Gutes. Wenn man zum Beispiel, wie beim Anflug auf Kathmandu, dreimal an Lotse und Mt. Everest vorbeischwebt. Mit zwei Stunden Verspätung sind wir dann alle gut in Kathmandu gelandet und werden begrüßt von strahlender Sonne, viel Bürokratie und großen Schildern „Visit Nepal Year 2011!“. Zuvor muss der willige Besucher aber durch ein Nadelöhr bei der Visabeantragung (eine Stunde) und beim Zoll (nur 10 Minuten). Immerhin, das Gepäck ist dann schon da, und auch die Räder scheinen unversehrt angekommen zu sein. Ein geräumiger Bus bringt uns durch holprige Straßen und immer haarscharf am nächsten Motorradfahr vorbei ins Kantipur Tempel House, einem stilvollen Boutiquehotel im Stadtzentrum. Wir sind in Kathmandu, erst einmal nur auf Durchreise. Nach einer Nacht geht es weiter nach Lhasa und dann nehmen wir den Friendship Highway von Lhasa nach Kathamandu unter die gut aufgepumpten Räder. In guten drei Wochen werden wir wieder in Kathmandu sein.

Das Wetter meint es auf jeden Fall erst einmal gut mit uns, die Sonne schickt intensive Strahlen auf den immerhin 1.300 Meter hohen Boden, und wir nutzen nach einer kurzen Ruhepause den lauschigen Nachmittag, um uns durch das nepalesisches Feiertagsgedränge zu schieben – Es ist Neujahr, genauer gesagt begann gestern das Jahr 2068. Eingeführt wurde der Kalender und die damit verbundene Zeitrechnung vom Herrscher Vikramaditya im Jahre 56 vor unserer Zeitrechnung. Der gute Mann war Inder und so haben viele Nepali den Grund ihrer offziellen Zeitrechnung verdrängt. Mit den Indern sind die Nepali nicht so richtig grün. Wie sagte Subechhya, die polyglotte Tochter von Borat Basnet, dem Besitzer des Kantipur Tempel Houses und Umweltaktivisten so schön: Für die Nepali ist die Anwesenheit Chinas in Tibet gar nicht so tragisch, das hält wenigstens die Inder davon ab, Ansprüche auf Nepal zu stellen.

Aber Politik ist vorerst nicht das Thema des heutigen Tages. Wir schlendern durch die Altstadtgassen Kathmandus zum Dhurban Square, dem Platz der Könige. Seit drei Jahren ist Nepal jedoch kein Königreich mehr und der König privatisiert. Äußerst unwahrscheinlich, dass er also in seinem Palast ist. Dafür sind, so scheint es, alle ehemaligen Untertanen auf dem Platz und genießen die freien Tage bei einem Bummel. Aus luftiger Höhe sieht das, auf der Dachterrasse eines Cafés bei einem Yoga Cocktail (Limette, Ingwer, Wodka und Soda), recht bunt aus. Wir lüften den Jet Lag durch und genießen die Sonne.

Abend sind wir dann Gäste von Subechhya und Borat Basnet im Bhojan Griha. Ich bin kein Fan von Tanzveranstaltungen während des Essens, aber die kurzen jeweils fünfminütigen Tänze, die im Bhojan Griha im Turnus zwischen den verschiedenen Speisezimmern aufgeführt werden, sind genau die richtige Dosis Kultur zum Essen und vor allem authentisch, kein touri-weichgespültes Gehampel. Das Bhojan Griha, von der Basnet-Familie vor mehr als zehn Jahren gegründet, ist ein Restaurant in einem mit viel Liebe restaurierten historischen Gebäude, und bietet traditionelle nepalesische Küche, unverfälscht, lecker und überwiegend in Ökoqualität. Diese garantiert Subechhya Basnet, die im Kontakt mit den wenigen ökologisch ausgerichteten Farmern in Nepal ist, sie berät und versucht konventionelle Bauern von einer Umstellung auf Ökolandbau zu überzeugen. Subechhya bewirtschaftet selbst ein kleines Stück Land in der Nähe Kathmandus– nach streng ökologischen Gesichtspunkten. Mit der Ernte versorgt sie nicht nur das Restaurant, sondern betreibt einen Bioladen im Eingangsbereich. Studiert hat sie in Deutschland und den USA, und hat ihren MBA zurück nach Nepal mitgebracht. „Sicher könnte ich in der freien Wirtschaft viel mehr Geld als jetzt verdienen“, erzählt sie. „Nachhaltiges Wirtschaften in Nepal zu propagandieren ist zwar mühsam, macht aber viel mehr Spaß!“ Ihre Kundschaft wächst auf jeden Fall stetig und auch das Restaurant ist außerordentlich gut besucht. Kein Wunder: Jede Mahlzeit besteht aus zehn kleinen Probiergängen, von der herzhaften Hühnersuppe bis hin zum leichten Kartoffelcurry. Alles schmeckt frisch und ausgewogen. Dazu probieren wir auf Empfehlung von Borat einen nepalesischen Wein, der verspricht (auf dem Etikett) gesund zu sein und den Organismus zu kräftigen. Ob er uns nun über den nächsten 5.000er Pass hilft, ist fraglich. Aber er schmeckt, wie ein kalter Glühwein, nur nicht ganz so süß. So vergehen drei kurzweilige Stunden bei Speis, Gesang, Tanz und einer angeregten Diskussion mit Borat und Subechhya über die Aussichten, nachhaltigen Tourismus in Nepal zu etablieren und die Innenstadt von Kathmandu zu einer Fußgängerzone umzugestalten. Doch davon mehr, wenn wir in drei Wochen wieder zurück in Nepal sind. Jetzt ruft uns mit aller Macht das Schneeland und morgen um 10:30 Uhr bringt uns hoffentlich der Flieger ein viertes Mal sicher am Mt. Everest vorbei – nach Lhasa.

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Schlafen wie die Kaiser

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Talfahrten waren heute die Devise. Anscheinend ist es nicht jedermanns Ding ungebremst eine 10 km Abfahrt runter zu brettern. Ich hatte allerdings meinen Spaß. Meine Waden hatten auch mit gelacht, als sie sich endlich eine Pause gönnen durften. Die Steigungen waren wesentlich entspannter als erwartet. Natürlich hatte man (ich zumindest… die Schweizer natürlich nicht!) trotzdem zu kämpfen. Täler, Dörfer und Müllhalden schossen an einem vorbei. Da die Möglichkeiten für das Mittagessen eher rar waren heute, entschieden wir uns mit Obst und Keksen einzudecken um zwischen drin uns mit leichter Kost zu stärken. Zusätzlich hatten wir ja noch den 6 Kilo Schmalzzopf (ungelogen!), den wir bei der Einfahrt nach Tonghai gekauft hatten. Vielen Dank an Sabine, dass sie das Monstrum von Teig, Honig und Sonnenblumenkernen mit sich schleppte. Das wäre alles natürlich kein Problem gewesen, hätten wir ein vernünftiges Frühstück gehabt. Leider bekamen wir heute Morgen im Hotel nur etwa die Hälfte der bestellten Gerichte. Dazu kam, dass der Kaffee sich ordentlich verspätete und nur ein Teil der Gruppe wirklich wach die Etappe antreten konnte. Der Mangel an Energie nagte an den Kräften vieler von uns. Als wir endlich an unserem Ziel ankamen wurden wir allerdings mehr als belohnt. Unsere heutige Bleibe, das Zhujia Hua Yuan ist ein altes Domizil von Angehörigen des Adels der ehemaligen Qing Dynastie, erbaut im Jahre 1907. Selbst Domizil klingt fast etwas untertrieben. Der Komplex umfasst 17 Höfe, in denen einige zum Museum, andere zur Unterkunft und wiederum andere zum privaten Gebrauch eingerichtet wurden. So muss sich wohl auch ein Chinese fühlen, wenn er/sie mal im Schloss Neuschwanstein übernachten darf. Auch die Inneneinrichtung überzeugte. Kaiserliche Himmelbetten und Schminktisch mit Ornamenten verleihen ein authentisches Flair. Lediglich der Fernseher mit Kabelanschluss bringt einen wieder zurück in die heutige Zeit. Aber man kann ja auch die chinesischen TV-Geschichtsserien im Hintergrund laufen lassen.

Als Neuling hier in der Stadt fiel es mir schwer ein Restaurant für das Abendessen auszusuchen. Schließlich setzten wir uns draußen in eine Gasse, nett überdacht in einem Separee im Freien (Das klingt jetzt komplizierter als es ist). Wie ausgehungerte Hunde stürzten wir uns auf die Gerichte. Es war mal wieder eine Völlerei. Dieses Mal aber wenigstens verdient. Als krönenden Abschluss gab es noch Verdauungshilfe in Form von selbstgebrannten Maisschnaps. Entgegen einiger Befürchtungen konnten wir nach einem halben Liter x-prozentigem noch alle sehen.

Angeheiterte Ausländer sehen die Einheimischen hier gerne. So wurden wir prompt vom Personal für einen unmittelbaren Fototermin gebucht… auch am Ladenschild wurde posiert. Man versprach uns das Bild im Laden aufzuhängen… wehe wenn nicht! Stolz wird man uns präsentieren: „Schaut euch diese Ausländer auf dem Bild an! Wie dicht die alle sind! Und das nur von einem halben Liter! Das hätte mein Cousin alleine geschafft!“ (oder so ähnlich).

Hiermit erteile ich auch gleich die verantwortungsvolle Aufgabe an den folgenden Reiseleiter dieser Tour, dass er doch bitte überprüfen soll ob wir auch wie versprochen nun mit halboffenen Augenliedern und leicht roter Birne (ich zumindest) die Ladentheke zieren.


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Herbst in Peking

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

Allerhöchste Zeit, dass ich mal wieder von mir hören lasse, bevor man mich vergisst und als MIA abschreibt. Ich bin in Peking, da fällt natürlich sofort das gleichnamige Buch von Boris Vian ein (das weder im Herbst noch in Peking spielt und eigentlich gar keine Handlung hat). Es umschmeichelt uns strahlender Endfrühling, so schön habe ich die Stadt ganz selten erlebt, ich bin schon seit ein paar Tagen hier und die Atmosphäre in den Hutong, den Altstadtgassen, ist bei solchem Wetter unvergleichlich. Wenn nur die Sandstürme schon vorbei sind.

Meine Mitstreiter können da gar nicht anders als gut gelaunt sein. Jutta und Albin, Gerlinde und Egon, Sylvia und Matthias, alle pünktlich angekommen und erstmal durch die Gassen geschlendert, es ergibt sich an diesem Punkt ja oft eine surreale Mischung aus Jetlag und völlig fremder Welt. In unserem Fall eine gute Mischung. Die Menschen sind auch hier am Zocken, das Thema werde ich erstmal nicht mehr los (…Hongkong, Macau…) aber natürlich gemächlich und nur zum Zeitvertreib, so will man es uns wenigstens weismachen. Wer weiß was hinter den großmütterlichen Fassaden alles steckt. Erstaunlich viele Mahjong-Spiele haben wir gesehen, komisch, Nordchina ist für mich eigentlich Schach und Karten. Um meine Hongkong-Tour inhaltlich abzuschließen hatten wir ein kleines Dim Sum-Mittagessen. Welf und Loutoa sind abends aus Hawaii eingeschwebt, dort wohnen die beiden und wer will es ihnen verdenken, einfach mal raus zu wollen. Sybille und Edgar mussten leider kurzfristig absagen, alles Liebe von hier aus!

Meistens kommen wir mit unseren Gruppen am Sonntag in Beijing an, wenn wir dann an die Hinteren Seen spazieren ist dort Volksfest, die Gegend ist beliebtes Ausgeh- und Wochenendziel. Heute war es ruhig und stressfrei. Ich lästere ja wo ich kann über die organisierten Hutong-Rikscha-Touren bei denen 20 Gefährte hintereinander her gurken, die Insassen sehen eigentlich immer peinlich berührt aus. Heute haben wir uns auch ein paar Meter chauffieren lassen, es war es ziemlich bequem, das muss man schon zugeben. Später saß ich mit Kollege Che noch beim Bier. Schöne Touren, die da Revue passierten.

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Petrus ist der neue Klassenfeind!

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Nach einem einfachen Frühstück wollten wir pünktlich um 9 abdüsen. Alle waren heiß endlich Fahrrad zu fahren, selbst Karin und Renate, die dank chinesischer Wunderheilmittel wieder dabei waren und relativ fit aussahen. Leider war unser Gepäcktransporter der Meinung, die Spannung noch etwas hinauszuzögern und ließ uns noch ein wenig warten.

Als dieser endlich eintraf, bekam ich einen kleinen Schock. Ich hatte für das Gepäck einen kleinen Transporter erwartet. Stattdessen kam ein kleiner PKW in dem drei Leute drin saßen, die Gepäck für neun Reisende mitnehmen wollten plus ein Reserverad. Aber wie es sich herausstellte unterschätzte ich mal wieder die chinesische Transportkunst. Kein Land packt und transportiert effektiver als China. Ich baute das Rad auseinander und die Sachen wurden aufgeladen. Nach ca. 20 min war das Wunder vollbracht: Drei Leute + 9 große Reisetaschen + ein Fahrrad waren in einem kleinen Auto, dass nicht viel größer als ein Golf war untergebracht… Hut ab! Das soll mal einer nachmachen.

Kurz vor 10 ging es dann endlich los. Endlich durften wir nun den Fuxian See in seiner vollen Pracht genießen. Nicht nur diesen, denn unser Weg führte auch ein großes Stück an den angeschlossenen Xingyun See (See der Sterne und Wolken.. Hach, diese Poesie!) entlang. Entlang des Sees befinden sich viele riesige Hotelanlagen im Bau. Vor allem weil sich hier Level AAAA (was auf deutsche Noten umgerechnet etwa einer 1++++ entspricht) Aussichtspunkte befinden. Die Strände sind übersähet mit dem, was für Chinesische Touristen einen perfekten Strand ausmacht: Fischrestaurants und jede Menge bunte Tretboote. Was die Idylle etwas trübte war allerdings, dass uns die ganze Etappe ein recht zügiger Gegenwind entgegen kam. Das nächste Mal werde ich im Tempel in Kunming beim Beten (in 4 Himmelsrichtungen) etwas länger in Richtung Norden beten, damit vielleicht mehr Unterstützung aus der Richtung kommt. Vielleicht war Petrus auch einfach nur beleidigt, dass ich Guanyin anbetete und er völlig vernachlässigt wurde.

Zum Mittagessen am See durfte natürlich nicht der Karpfen aus den Seen fehlen – umgerechnet 3 Euro das Kilo ist ein guter Deal. Trotz guter Stärkung und ausgedehnter Pause ging es nur zäh voran. Vor allem, weil Petrus immer noch beleidigt war und ich viel zu viel Gepäck dabei hatte. Ja… lacht nur, wenn ihr jetzt das Höhenprofil sieht und Euch Euren Teil dazu denkt. Aber ich gebe ja zu, dass ich nach diesem Winter in Berlin ziemlich außer Übung bin. (Danke nochmal René für das Angebot mir was abzunehmen. Aber wie sieht das denn aus, wenn der Reiseleiter seine Sachen von den Teilnehmern schleppen lässt!)

Erst Spät trafen wir in Tonghai, der ehemaligen südlichen Grenze der Yuan-Dynastie, bekannt heute insbesondere für ihre lange Tradition der Herstellung von silbernen Handkunstwerken, ein. Leider hatten wir nicht besonders viel Zeit zum erkunden, da das Schmutzbier rief und es uns in die Fressgasse zog. In Yunnan muss man eigentlich mindestens einmal „grilliert“ haben, sonst hat man auf jeden Fall eine wichtige Komponente der kulinarischen Welt hier verpasst.

Ich hatte mir vorgenommen, weniger zu rauchen auf dieser Tour, was mir bisher auch ganz gut gelungen ist. Das Essen in den Grillrestaurants hier macht dies allerdings wieder mehr als wett. Vier bis fünf Restaurants nebeneinander grillen alle um die Wette und verbreiten einen Qualm von verbranntem Chili, Kreuzkümmel, Lamm- und Hühnerfußfett und überhaupt allem, was in die glühenden Kohlen fällt. Meine Lunge fühlt sich nun an, als hätte ich eine Schachtel Honghe (Roter Fluss) geraucht. Dabei ist meine Schachtel doch noch fast voll.

Hüstelnd freue mich auf die morgige Abfahrt und ärger mich gleichzeitig, dass es ja doch immer noch bergauf gehen muss… Scheiß Rohrzange und Schlüsselset! Warum können die nicht aus gehärtetem Kunststoff sein? Das wär doch mal eine Marktlücke!


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Verdorbener Kuchen und Luxusharem

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Heute Morgen trudelten die schlechten Nachrichten ein: Unser Hotel am See in Chengjiang ist leider überbucht und wir müssen auf eines in der Stadt ausweichen; Renate und Karin hatten gestern irgendetwas im Essen nicht vertragen und waren nicht wirklich einsatzfähig, um es vorsichtig auszudrücken. Das wir heute noch kein Fahrradfahren mussten, war für sie wohl Glück im Unglück, denn eine Busfahrt in der Verfassung ist auch nicht viel angenehmer. Dennoch schlugen sich beide tapfer und traten die mehrstündige Busfahrt zum Steinwald und anschließend nach Chengjiang an.

Zwei Stunden und geschätzte 293 Schlag- und Hüpflöcher später trafen wir im Steinwald ein. Als erstes haut einen der Eintrittspreis von umgerechnet etwa knapp 20 Euro vom Hocker. Die haben einen Knall die Chinesen! Aber offenbar haben wir einen größeren und nahmen unsere Eintrittskarten entgegen. Der Finanzschock war jedoch schnell verdaut, als man die Massen von Touristen sah, die alle mindestens einen gleich großen Knall hatten und sich durch den Eingangsbereich quetschten. Angeführt von vermutlich Han-Chinesen verkleidet als Hani Minoritäten drängelten sich alle die Wege entlang. Im Nachhinein hatten wir gesehen, dass es die Trachten aus zum Vermieten gab. Das gab natürlich einen Minuspunkt für mich, dass ich nicht auch entsprechend gekleidet die kleine Wanderung leitete. Gleich hinter dem Eingang bogen wir in einen kleinen Weg ein und stellten fest, dass wir innerhalb von 3 Sekunden von im Meer voller Touristen schwimmend uns plötzlich vollkommen alleine im Ozean der Karstberge befanden. Die Wege waren gut ausgebaut und reichten von gemütlichen Spazierwegen zu steilen und rutschigen Treppen a la Angkor Wat. Etwas unübersichtlich war es allerdings und man verlor sich schnell zwischen den Felsen.

Nach einem ausgedehntem Mittagessen ging es wieder weiter mit dem Bus. Wir merkten alle, dass das so nicht weiter geht: diese Völlerei und dann sich faul in den Bus setzen. Es wird Zeit, dass wir uns endlich auf die Räder schwingen und unsere Festmahle „verdienen“.

Chengjiang liegt an dem riesigen Fuxian See. Mit einer durchschnittlichen Tiefe von ca. 150 m ist er der tiefste See Yunnans. Leider hat man uns jedoch einen näheren Blick bisher verwehrt, da wir unsere Zelte in der Stadt aufschlagen mussten. Das Hotel ist sauber und macht auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck. Der zweite Blick jedoch enthüllt sein wahres Gesicht. Außer Tee und Wasser auf den Zimmern gibt es hier auch Boxershorts, Damenschlüpfer und Pariser (Danke Sabine für die neue Vokabel) auf den Zimmern. Man hat wirklich an alles gedacht! Das Hotel ist umzingelt von drei KTVs (Karaoke-Bars), in denen sicher nicht nur Lieder gesungen werden. So ein feines Dreisterne Hotel mitten in so einer unspektakulären Stadt ist natürlich ein geeignetes Liebesnest für Wohlhabendere aus Kunming und Umgebung, was auch die BMWs und Benze auf dem Parkplatz erklären. Also stellten wir uns darauf ein, dass die Nachtruhe hier etwas unruhiger ausfallen wird.

Nun, wie bereitet man sich auf so eine Nacht am besten vor? Natürlich mit Yunnans Hirsenbräu. Damit sind auch 3 KTVs als Nachbarn zu bewältigen.

…nur die armen Renate und Karin. Wir werden sehen, was der morgige Tag bringt.


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