Gute Aussichten

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Stadtrundgang in Lijiang, Besteigung des Elefantenhügels

Heute mal ein spätes Frühstück. Zumindest ich war spät dran, der Rest der Gruppe war schon fast fertig. Das Essen war nicht weiter bemerkenswert, doch durch das Fenster sahen wir zum ersten Mal an diesem Tag den Jadedrachenschneeberg, oder Yulongxueshan was mir persönlich leichter von den Lippen geht. Ein echter 5000er. Für mich etwas ganz besonderes, komme ich doch aus dem Flachland und hatte noch nie einen gesehen.

Wir bewegten uns in die Stadt und waren kurz davor, unseren Stadtbummel zu beginnen. Doch uns wurde schnell klar, dass wir keinen großen Spaß dabei haben würden. Die Interessen sind einfach unterschiedlich. Eine will Postkarten, der andere „alte“ Münzen. Statt uns also dem Altstadtwahnsinn auszusetzen, entschieden wir uns den Schwarzdrachenteich aufzusuchen. Der Name war verheißungsvoll. Den Weg erfuhren wir von einem Freiwilligen der Kommunistischen Partei. Diese Freiwilligen standen überall herum und gaben Auskunft. Das war auch bitter nötig, die Altstadt von Lijiang ist mehr als verwirrend.

Der Teich war sehr gut gepflegt. Im Park drumherum spielten Musikanten, liefen Frauen in Traditioneller Kleidung herum und vom Teich aus bot sich uns ein herrlicher Ausblick auf den Jadedrachenberg. Die 80 RMB Kurtaxe hätten sich schon jetzt gelohnt. Dann erblickten wir einen Aufgang zu einem Berg. Die Freude in der Gruppe war groß. Bei mir war sie noch verhalten. Vielleicht sollten wir unsere Kräfte für die Tigersprungschlucht schonen, versuchte ich einzuwenden. Ich sollte es doch lieber als Training betrachten, wurde mein Einwand abgeschmettert.

Hoch also auf den Elefantenhügel. Auf dem Weg noch ein nettes Pläuschen mit einer chinesischen Reisegruppe, der aber nicht über die üblichen Plänkeleien und Höflichkeiten hinausging und schon waren wir oben. Der Weg hatte sich gelohnt. Von hier oben konnten wir wirklich alles sehen. Die Altstadt mit ihren hölzernen Dächern, umgeben von der modernen Stadt, die sie gefällig umschließt und nicht versucht sie durch Hochhäuser zu übertrumpfen, ringsherum Gebirge und vor uns der majestätische Jadedrache.

Ein Anblick den man nicht vergisst. So viele schöne Landschaften gab es schon auf unserer Reise, aber dieser Berg vermochte es uns aufs Neue zu begeistern. Hinzu kam, dass der Blick auf den Gipfel völlig frei war. Nur ein paar Wolken umspielten ihn. Wären wir auch nur eine Stunde später gekommen, hätten wir das so nicht erlebt. Zur Sicherheit gingen wir noch auf den anderen Gipfel und schauten uns die Altstadt an. Runter gab es zwei Wege. Der, den wir gekommen waren und ein uns noch unbekannter. Als Reiseleiter war die Sache für mich klar. Die Sicherheit der Gruppe hat oberste Priorität. Also den selben Weg zurück.

Dirk suchte jedoch das Abenteuer. Ich versuchte zu warnen, schließlich wüsste er nicht was ihn erwartet. Wassergräben, Wegelagerer, oder möglicherweise ein Drache, doch meine Warnungen blieben unerhört. Am Ende kam Dirk dann zwanzig Minuten vor uns an. Falls er Freude darüber empfunden hat, ließ er sie sich nicht anmerken.

Das Mittagessen war mal wieder eine Mischung aus gewohntem und neuem. Das Palasthühnchen durfte nicht fehlen. Ein Gemüse, dass im Wörterbuch mit „leichtes Mädchen“ übersetzt wird, welches außerordentlich gut schmeckte und ein Gericht, welches wir als grünes „Schwabbelschwabbel“ bezeichneten. Letzteres werden wir wohl nicht wieder bestellen.

Den Rest des Tages verbrachten wir dann mit der Erkundung der Stadt. Anke und ich suchten ein Museum für traditionelle Naxi-Trachten, welches wir nicht fanden. Wie auch, es existierte nicht mehr. Immerhin kamen wir den Piktogrammen etwas näher. In einem kleinen Museum erzählte man uns über die Tradition, die dahinter steckte. Was uns besonders gut gefiel, war die Tatsache, dass die Männer sich traditionell mit dem Erlernen der Schrift beschäftigten, während die Frauen harter körperlicher Arbeit nachgingen. Interessant…

Zum Abend gingen wir wieder in eine Foodmall. Es gibt doch nichts schöneres als sich von allen Seiten anschreien zu lassen, während man isst. Herumexperimentiert wurde diesmal kaum und so landeten alte Bekannte wie Tofu, Nudeln und Kartoffeln auf unserem Tisch.

Die Altstadt von Lijiang ist wirklich sehr schön anzusehen. Natürlich geht es hier auch touristisch zu. Da man nun selber Tourist ist, wäre es heuchlerisch sich darüber zu beschweren. Aber im Vergleich mit Yangshuo ging es hier doch sehr viel gediegener zu. Eine willkommene Abwechslung.

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