Taufrisch und backfrisch

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

70 Kilometer von Haean nach Girin. Onduliert und schön sonnig.

Endlich wieder ein Tag auf den Rädern. Schon gestern hatten wir viel Sonnenschein, also ganz anders als bei unserer Einfahrt in die Punchbowl vor zwei Tagen. Und heute wieder. Bei der Abfahrt um neun Uhr war es noch nebelig und sehr frisch. Das „Land der Morgenfrische“ macht seinem Namen also alle Ehre. Aber schon eine halbe Stunde später ist die Sonne hoch und stark genug, um den Nebel aufzulösen. Die Temperatur steigt schlagartig und mit ihr lassen wir unsere Hüllen fallen, soweit es der Anstand gebietet. Eben noch mit Pullover und langer Hose unterwegs, fahren wir ab Kilometer 20 in T-Shirt und beinfrei.

Wir hügeln uns auf der einzigen Straße, die nicht über hohe Berge geht, aus der Punchbowl heraus, und das nahezu ohne motorisierten Mitverkehr. Lustige Installation am Wegesrand: Beim Örtchen Seohwa steht ein Pfosten ähnlich einem Laternenpfahl mit zwei Überwachungskameras und einem Kasten darunter. In dem Kasten ist ein Bewegungsmelder und anderer elektronische Schnickschnack untergebracht. Nähert man sich dem Pfosten macht eine freundliche Stimme darauf aufmerksam, dass man nun unter Videoüberwachung steht und tunlichst vermeiden soll hier Müll in die Gegend zu werfen. Andernfalls droht eine Geldbuße von 1.000.000 Won (umgerechnet etwa 750 Euro). Eine stattliche Summe! Schade, niemand von uns hat ein Foto von der Einrichtung gemacht. Oder gar einen Mitschnitt der netten Stimme aus dem off.

Frühe Mittagspause in Wontong bei Kilometer 30 um kurz nach 11 Uhr. Das Frühstück in unserer Herberge war nicht das Ergiebigste, daher war jetzt schon Zeit für neue Kohlenhydrate. Zugeführt haben wir sie in einem Supermarkt mit Sitzgelegenheiten, es gab Instantnudeln und andere Köstlichkeiten aus dem Regal.

Hinter Wontong einmal über die Schnellstraße und nun in einem Flusstal entlang in Richtung Girin, unserem Etappenziel. Das haben wir so früh erreicht, dass wir vor dem Beziehen der Herberge, einem Minbak etwas außerhalb des Ortes, noch die Stadt bzw. das Dörfchen unsicher gemacht haben. Geplündert wurde dabei eine Bäckerei und der Supermarkt direkt gegenüber.

Jeder Ort, durch den wir bisher gekommen sind, hat mindestens eine Bäckerei. Die größeren Orte ab 2.000 Einwohner auch mal fünf oder mehr. Jede Bäckerei bietet eine große Auswahl an süßen und herzhaften Erzeugnissen an. Für mich ist das eine recht neue Erfahrung, denn auf meinen Touren durch Asien waren Bäckereien eher spärlich gesät. Brot und Kuchen sind eben keine Nahrungsmittel, die ihren Ursprung in Asien haben. Klar gibt es inzwischen auch Bäckereine in den anderen Ländern Asiens, in denen ich bereits unterwegs war. Aber nicht in dieser Fülle wie in Korea, meist sind es Exotengeschäfte wie bei uns in Deutschland die Asienläden.

Plünderung erfolgreich beendet, weiter auf den Rädern zum Minbak. Dort war die Küche bereits kalt, daher sind wir nach dem Beziehen der Zimmer nochmals Downtown gefahren. Diesmal jedoch mit dem Bus.

(Fotos von Eberhard, Eric und Susanne)


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Schweinefriedlich

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

Ruhetag für die Räder, dafür 85 Kilometer mit dem Bus rumgegurkt.

Seit gestern befinden wir uns in der Punchbowl (zu deutsch Bowle Schüssel). Dabei handelt es sich um eine durch Erosion entstandene kraterförmige Vertiefung mit einem Durchmesser von rund Kilometer und umgeben von einem Ring aus Bergen, welcher teilweise über 1.000 Meter hoch ist. Den Namen Punchbowl, welcher nicht wirklich koreanisch klingt, verdankt die Senke UN Beobachtern während des Koreakrieges. Hier wurde erbittert gekämpft, praktisch um jeden Hügel und jede Anhöhe. Was für ein sinnloses Gemetzel!

Heute bilden die nördlichen Ausläufer der Punchbowl die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Unsere Unterkunft, eine kleine familiengeführte Pension, liegt nur acht Kilometer von der demilitarisierten Zone (DMZ) entfernt. Die DMZ ist ein 248 Kilometer langer und vier Kilometer breiter Streifen Niemandsland, laut Abkommen zwischen den beiden Ländern darf dieser ohne Genehmigung nicht betreten werden.

Innerhalb der Punschbowl leben rund 1.500 Menschen. Nicht eingerechnet die vielen Soldaten, die hier in etlichen Kasernen ihren Militärdienst ableisten. Die meisten Einheimischen leben im Örtchen Haean, welches gleich um die Ecke von unserer Unterkunft liegt. Der Legende nach soll es in der Bowle Schüssel mal viele Schlangen gegeben haben, die es ihren menschlichen Mitbewohnern oft nicht leicht machten ein sorgloses Leben zu genießen. Aber dann hat man die Schweinezucht eingeführt und fortan war Schluss mit Schlange.

So ganz habe ich das nicht verstanden, denn Schlangen gehören meines Wissens nicht auf den Speiseplan von intelligenten Hausschweinen. Aber es ist ja auch nur eine Legende, die in erster Linie die Herkunft des Namens Haean erklären soll. Hae bedeutet nämlich Schwein, und an bedeutet Frieden´. Also Schweinefriedlich.

Wie schon geschrieben ging es hier im Koreakrieg alles andere als friedlich zu. Und auch danach nicht wirklich. Aber daraus schlägt die Punchbowl enorm touristisches Kapital. Es gibt drei Attraktionen hier, das Kriegsmuseum, eine Aussichtsplattform, von der man einen Blick auf Nordkorea erhaschen kann, und einen der vier entdeckten Tunnel, welche die nordkoreanische Armee wegen Invasionsgelüste in Richtung Südkorea getrieben haben. Diese Attraktionen standen in genau dieser Reihenfolge auf unserem Vormittagsprogramm. Absolviert haben wir es mit dem Bus, da Fahrräder zumindest bis zu der Plattform und dem Tunnel nicht erlaubt und die Wege dorthin ohnehin viel zu steil für ein Velo sind.

Also erst das Museum. Viel altes und schweres Kriegsgerät am Eingang, innerhalb dann Exponate der Infanterie und ein Überblick über den gesamten Kriegsablauf. Beklemmend! Was für mich am meisten beklemmend war: Ich habe bereits ein sehr ähnliches Museum besucht. Das war 2004 in Dandong, einer chinesischen Grenzstadt zu Nordkorea. Dort wird einem der Krieg nämlich aus einer ganz anderen Perspektive vermittelt. Wem soll ich denn nun glauben? Hüben oder drüben? Ich habe mich für keine der beiden Seiten entschieden und überlasse es dem Leser, welche Seite ich mit hüben und drüben meine.

Nach dem Museum der Tunnel und die Aussichtsplattform. Über beide Attraktionen hatte ich bereits 2012 berichtet, das muss ich hier nicht nochmals wiederholen. Besichtigungen abgeschlossen, aber es war erst Mittagszeit. Und wieder hatte Sugi eine Idee für den Rest des Tages. In der Nähe von Haean gäbe es ein Festival, dessen letzter Tag heute ist und welches wir doch in Augenschein nehmen könnten. Keine Frage, das nehmen wir natürlich mit! Also nach dem Mittagessen wieder rein in den Bus. Schnell stellte sich heraus, dass „in der Nähe“ eine einfache Fahrt von über 30 Kilometer bedeutete, wir fast die ganze Strecke des gestrigen Tages nochmal aus der Busperspektive erleben konnten und am Ende in Yanggu enden. Yanggu ist Hauptstadt des gleichnamigen Kreises, in dem sich Haean befindet. Oder Bangsan, wo wir vorgestern waren.

Reichliches Gewimmel auf dem Sportplatz von Yanggu. Wie sich heraus stellte ist das Fest eine Art Wettbewerb unter den Orten des Landkreises. In verschiedenen sportlichen Disziplinen wurde gegeneinander angetreten. Aber heute war schon alles gelaufen und es gab lediglich eine Gesangsdarbietung. Ein etwas skurril kostümierter Mann heizte der älteren Generation kräftig ein (siehe Bilder unten). Vor dem Sportplatz gab es Marktstände und das Militär präsentierte sich. Gepanzerte Fahrzeuge durften ausgiebig inspiziert werden, sehr zur Freude der Kiddies. Und man konnte mit Sturmgewehren Platzpatronen auf Pappkameraden verballern. Sehr zur Freude von Eric, der mehrmals anlegte und sich dabei an seine Zeit beim Militär zurück erinnerte. Keine Frage, die Armee besitzt in Südkorea einen hohen Stellenwert und ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass das Land vor und lange Zeit nach dem Krieg keineswegs eine Demokratie war, sondern eine Militärdiktatur.

Wir hatten uns satt gesehen und gehört, aber noch nichts zu Abend gegessen. Daher Rückfahrt nach Haean, wo unsere Gastfamilie zum Abendessen ins Wohnzimmer einlud. Das haben wir mal wieder auf dem Boden sitzend an den niedrigen Tischen zu uns genommen. Nach der Völlerei hatten wir die nötige Bettschwere erreicht. Also Matratzen auf dem beheizten Boden ausrollen und gute Nacht!

(Fotos von Eberhard und Eric)


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Die deutsche Patientin

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

36,5 km von Bangsan nach Haean. Schneller als geplant.

Das war der Plan: Von Bangsan nach Haean, mitten in der Punchbowl, radeln und dabei den mit fast 1.000 Meter über NN höchsten Pass der ganzen Tour mitnehmen. Klingt doch gut, oder? Bis Kilometer 24 verlief auch alles nach Plan, da hatten wir bereits drei kleinere Pässe mit den in Korea üblichen steilen Anstiegen von bis zu 10% hinter uns. Das Wetter war bei der Abfahrt in Bangsan am Morgen noch recht freundlich zu uns, sonnig mit ein paar Wölkchen am Himmel und eine angenehme Temperatur. Später zog es sich ein wenig zu, jedoch alles noch im grünen Bereich. Aber dann fand der Plan ein jähes Ende.

Kilometer 24 markiert den Punkt, an dem es hinauf zu dem letzten, dem 972 Meter hohen Pass geht. Gegenwind ist ja schon fies, aber heftiger Gegenwind UND bergan mit 10% ist einfach nur ätzend! Mit Ausnahme von Thomas, der ohnehin schon längst im grünen, gelben und rot gepunktetem Trikot fährt, sind alle ziemlich zu Beginn der Steigung vom Rad gestiegen und haben schiebend gegen Steigung und Windböen angekämpft. Ein Blick hoch in Richtung Pass: Regenwolken!

Vor einigen Jahren hat man einen Tunnel durch den Berg getrieben, damit bequeme Menschen schneller auf die andere Seite kommen. Die alte Straße über den Berg blieb trotzdem bestehen. Wir wollten natürlich unbequem sein, wollten uns der Herausforderung stellen und über den Berg statt durch den Berg fahren. Außerdem wollten wir eine drei Kilometer lange Röhre mit all ihren Gefahren meiden. Aber wenn in Aussicht steht, dass man sich 500 Höhenmeter bei heftigem Gegenwind und 10% Steigung hoch quälen muss und oben auch noch eine Wolkendecke mit viel Niederschlag, niedrigen Temperaturen und ohne Ausblicke zu erwarten ist, genau dann ist so ein Tunnel doch nicht so verkehrt. Selbst nicht für unbequeme Menschen.

Bei Kilometer 27 hatten wir den Eingang zum Tunnel erreicht. Keine Frage, da mussten wir jetzt durch. War dann auch gar nicht so schlimm, der Verkehr im Tunnel war sparsam (nur zwei Autos von hinten, ca. acht von vorne), die Röhre gut beleuchtet und das Begleitfahrzeug fuhr als Rückendeckung immer hinter uns her. Auf der anderen Seite ein ganz anderes Wetter. Wir wurden von Nieselregen und kühlen Temperaturen empfangen. Aber egal, ab dort waren es ohnehin nur noch fünf Kilometer bis zu unserer Übernachtungsstation.

Um 9 Kilometer und 480 Höhenmeter betrogen saßen wir bereits zu Mittag über eine Schale Nudeln gebeugt in einem Restaurant neben unserer Herberge in Haean. Der Tag war noch jung und wir beratschlagten, was wir mit der neu gewonnenen Freizeit anstellen sollten. Der beste Vorschlag kam von Susanne: einen Doktor aufsuchen. Susanne plagte nämlich ein leichtes Leiden im linken Knie, und dagegen hilft doch sicherlich eine kleine Akkupunktur-Sitzung bestens. Die Wirtin des Restaurants wusste auch genau den richtigen Mann für diese Aufgabe, einen blinden Heiler, welcher nur 15 Kilometer von Haean entfernt praktiziert.

Eine Fahrt im Begleitbus war daher angesagt. Rund eine Stunde später sitzen deutsche Männer im Warte- gleich Wohnzimmer des blinden Doktors, während nebenan eine deutsche Dame behandelt wird. Leider habe ich mir den Namen des guten Mannes nicht notiert, aber er ist ein wahrer Meister der Heilkunst. Susanne wird zunächst fachmännisch abgetastet und dadurch eine Diagnose erstellt. Danach geht es zur Sache, es folgen eine Massage und eine Art Aderlass, bei der das ungesunde Blut per Vakuumglocke aus der betroffenen Stelle heraus gesaugt wird. Alles fast schmerzfrei und Susanne fühlt sich nach der Behandlung viel besser. Als Bonus bekommen wir Wartenden noch eine Kurzmassage für den Kopf- und Schulterbereich verabreicht. Bei mir endete die Knetorgie mit der alten koreanischen Weisheit „Schmerz bekämpft man durch Gegenschmerz„.

Völlig entspannt war dann aber wieder das Abendessen. Das hat unsere Herbergsfamilie in einem ihrer Gewächshäuser ausgerichtet. Koreanisches BBQ, viel Fleisch, aber auch Kartoffeln und Pilze auf einem runden Rost über glühenden Kohlen. Wir lernen fleißig jeden Tag Koreanisch. Heute hat Eric das Wort für Hammer gelernt. Und er hat gelernt, dass Hammer etwas anders betont Schmeckt super! heißen kann.

(Fotos von Eric und Eberhard)


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Fragil

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

57 km von Hwacheon nach Bangsan, ideale Etappe bei idealem Wetter

Hwacheon entlässt uns auf einem mal wieder perfekten Radweg. Er folgt einem Fluss und dicht der Autostraße, aber wir haben eine Trasse ganz für uns alleine. Jedenfalls für die ersten 10 Kilometer, danach fahren wir mit dem motorisierten Verkehr, welcher sich zum Glück sehr in Grenzen hält. Nur selten werden wir von Autos überholt.

Dafür aber von einer Horde Rennradfahrer auf dem Weg hoch zu unserem ersten Pass bei Kilometer 25. Du lieber Scholli, in was für einem Tempo die an uns vorbeigeschossen sind, während wir uns Meter für Meter nach oben kurbelten. Schon gestern haben wir auf der Passhöhe zwei Radsportgruppen gesehen, sie kamen von der anderen Seite herauf und machten den Eindruck, als hätten sie locker noch höher hätten fahren können. Zugegeben, das waren auch keine Hobbyradler. Perfekt organisiert mit Begleitfahrzeugen, welche für Rückendeckung sorgen.

Sicherlich sind unsere Pässe gestern und heute beliebte Trainingsstrecken für ambitionierte Rennradsportler. Aber auch allgemein habe ich den Eindruck, dass Radsport in Korea ziemlich trendy ist. Nur scheint sich das Fahrrad genau darauf zu beschränken, nämlich auf ein Sportgerät. Als Fortbewegungsmittel für den Alltag ist es hier noch nicht angekommen. Oder noch nicht wieder angekommen, denn ich bin mir sicher, dass auch in Korea vor der Massenmotorisierung viel mehr Fahrrad gefahren wurde. In China (Entschuldigung, als Halbchinese muss ich hier mal den Vergleich mit dem Nachbarland bringen) ist es ähnlich. Da fährt kaum noch jemand mit dem Drahtesel. Alle düsen mit dem Auto, oder wer sich das nicht leisten kann oder will mit dem E-Bike, von Wohnung zu Arbeitsstelle/Einkaufquelle und zurück. Dagegen boomt das Rad als Fitnessgerät.

Nach diesem kleinen Exkurs wieder zurück zu uns! Wie schon angedeutet hatten wir heute Bergfahrten. Eine längere mit neun Kilometer am Anfang und eine kürzere mit 3,5 Kilometer gegen Ende. Die letzte war mit durchschnittlich 10% wieder erbarmungslos steil. An uns Radwanderer denkt man halt nicht beim Straßenbau in Korea.

Trotzdem sind wir bereits so frühzeitig in unserem kleinen Übernachtungsort Bangsan aufgeschlagen, dass wir noch eine Besichtigung des hiesigen Museums für Porzellan unternehmen konnten. Unsere Sugi hatte dafür eine Führung durch den Museumsleiter organisiert. Ohne seine Erklärungen und Sugis Übersetzung wären wir angesichts der Exponate und den daran angebrachten Erklärungen in koreanischer Schrift aufgeschmissen gewesen. So aber haben wir nicht nur Lokalgeschichte mitbekommen, sondern auch wieder einen Teil der koreanischen Vergangenheit. Zum Beispiel dass hier in alten Zeiten rund 80 Tonnen Porzellanerde pro Jahr abgebaut wurde. Dieses Wissen geben wir hiermit an Sie weiter.

(Fotos von Eric und Eberhard)


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Wintersonate

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

55,5 Kilometer von Gapyeong nach Hwacheon, ein knackiges Päschle bei traumhaftem Wetter

Koreanische Fernsehserien sind ja in Deutschland so gut wie unbekannt. Ganz anders in Asien, vor allem in Japan, China, Malaysia, den Philippinen und Singapur. Da ist man ganz verrückt nach den Seifenopern von der Halbinsel. Viele Schauspieler aus diesen Filmen haben eine Fangemeinde, die locker in die Milliarden geht. Das Drama Wintersonate (Link zu Wikipedia, leider nicht auf Deutsch verfügbar) war eine der ersten Serien, die in den Nachbarländern Koreas eingeschlagen ist wie eine Bombe. Viel Drama, viel Herzschmerz eben.

Viele Szenen in dem Film wurden auf der Insel Nami (wiederum nur auf Englisch) gedreht. Die Insel an sich ist schon eine Attraktivität. Das vormalige Ödland wurde 1965 von einem Naturliebhaber und Mäzen erworben und nach und nach zu einem Natur- und Kunstpark ausgebaut. Es wurden etliche Bäume gepflanzt, Parks und Wege angelegt, Künstler wurden eingeladen hier ihre Installationen zu kreieren. Durchaus mit dem Ziel den Tourismus in der Gegend zu fördern. Aber erst mit Wintersonate kam der Durchbruch bzw. der Massentourismus. Und jetzt auch wir, denn die Insel Nami liegt nur drei Kilometer von Gapyeong, dem Startpunkt unserer heutigen Radetappe entfernt.

Zugegeben, ich kannte bisher weder Wintersonate noch die Insel. Für mich war Gapyeong zunächst lediglich ein Übernachtungsort auf unserer Radtour durch Korea. Aber unsere Sugi wusste natürlich Bescheid. Und hatte einen Abstecher nach Nami Island am Vormittag vorgeschlagen. Unsere Etappe heute sollte eh nicht so lang werden, da kann man am Vormittag noch eine kleine Besichtigung einbauen. Prima Idee!

Unser Vormittag begann um acht Uhr mit einem koreanischen Frühstück. Sprich viel herzhaft Eingelegtes auf dem Boden hockend an Tischen, die 25 Zentimeter hoch sind, zu sich nehmen. Eine Art Lockerungsübung also. Dermaßen gestärkt haben wir uns flockig auf die Räder geschwungen und sind zu der besagten Insel geradelt. Ankunft zum Fähranleger schon um halb neun und keine Sekunde zu früh. Als wir kamen war der Parkplatz vor dem Fähranleger nur mit etwa 20 Reisebussen besetzt. Nach unserer Besichtigung des Eilands waren es bestimmt an die 200 Busse. Auf der Insel ein Stimmengewirr aus Thai, Chinesisch, Vietnamesisch und manchmal auch Koreanisch.

Dann aber los nach Hwacheon. Die Sonne hatte den Morgennebel aufgelöst und wir genossen eine relativ verkehrsarme Straße. Sie wurde noch verkehrsärmer ab Kilometer 19. Dafür aber steiler! Mit durchschnittlich 10% schraubten wir uns die letzten zwei Kilometer zum Pass hoch. Abfahrt und fast nur noch ausrollen bis Hwacheon. Ok, ein paar weitere Anstiege waren noch dabei. Außerdem waren die letzten Kilometer schnell und stark befahren. Aber dennoch: traumhafte Etappe!


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Autofrei und Spaß dabei

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

94 Kilometer von Seoul nach Gapyeong. Ziemlich eben. Heiter bis wolkig bei gerade eben noch T-Shirt-Temperaturen.

Heute endlich der erste Tag im Sattel und auf zwei statt vier Rädern. Die größte Anstrengung waren die ersten acht Kilometer. Da waren wir nämlich mitten drin im Großstadtverkehr von Seoul. Wie ich bereits schrieb ist das kein Vergnügen, sondern ziemlich stressig. Wir hätten auch unseren Begleitbus nehmen können, um uns damit aus der Stadt hinaus chauffieren zu lassen. Aber wir sind keine Warmduscher, eine Radtour ist eine Radtour. Also Augen auf, Zähne zu und durch.

Dann haben wir den Zugang zum Radwanderweg (gleich davon mehr) nicht finden können, sind nach dem Überqueren des Han Flusses ziemlich umhergeeiert. Mal in Richtung Osten, weil das unsere vorgegebene Richtung war, dann in Richtung Westen. Immer trennte diese [Schimpfwort wegzensiert] Autobahn uns von dem anvisierten Radweg am Fluss. Zoomen Sie mal in der Karte da unten auf unseren Track bei Seoul, dann werden Sie unsere Irrfahrt sehen.
Aber im fünften Anlauf haben wir ihn gefunden, den Tunnel unter der Autobahn hindurch.

Und plötzlich waren wir im Radfahrerparadies!

Die koreanische Regierung hat in den letzten Jahren großzügig in den Ausbau von Radwanderwegen investiert. Entlang von vier Flüssen, nämlich dem Han, dem Geum, dem Yeonsan und dem Nakdong, hat man solche Fahrradstraßen angelegt. Infos im Netz dazu unter 4Rivers Guide. Der Han Fluss fließt durch Seoul, daher wollten wir diesen Fernweg mal austesten.

Wow! Nach der ätzenden Großstadt und bis zum Ende unserer heutigen Etappe waren wir fast ausnahmslos Autofrei unterwegs auf einem vier Meter breiten Streifen Asphalt, exklusiv angelegt und ausgebaut für Fahrradfahrer. Mit Mittelstreifen. Und viel Infrastruktur dabei. Alle paar Kilometer ein Rastplatz für Radfahrer einschließlich Turngeräte für Lockerungsübungen. Diese wechselten sich mit Einkehrmöglichkeiten für Radfahrer ab. Oder einem Reparaturservice für Radfahrer. Man kam sich schon fast vor wie auf der Autobahn.

Der Verkehr dort war tatsächlich nicht ganz unähnlich wie auf einer Autobahn. Noch im Speckgürtel von Seoul, also bis ca. Kilometer 30, war es sehr betriebsam. Ein Pedalritter nach dem anderen kam uns entgegen, überholte uns oder wurde von uns überholt. Manchmal waren es Einzelkämpfer, aber meistens waren es Gruppen.

Das Fahrrad ist in Korea kein Alltagsfortbewegungsmittel, es ist ein Sportgerät. Dementsprechend sahen die Radler überwiegend aus, mit MTBs unter den Hintern und angezogen wie aus dem Radsportkatalog entsprungen. Hose, Trikot, Helm, alles im Einklang mit dem Trend. Der einzige Unterschied zu deutschen Radtrendsportlern: Die Tuchmaske über Nase und Mund.

Es waren wie gesagt überwiegend Gruppen von Radfahrern, denen wir begegnet sind. Die konnte man leicht erkennen, denn sie waren immer mit dem gleichen Outfit ausgestattet. Fahrrad, Trikot, Helm, Tuchmaske, alles vom gleichen Hersteller. Besonders die Tuchmasken, das ist dann ein bisschen so wie die flüchtige Begegnung mit einer Horde von Feierabendterroristen.

Ab Kilometer 60 dünnte es sich bei den Mitfahrern merklich aus. Ab da hatten wir den Traumradfernwanderweg über weite Strecken ganz für uns alleine und konnten nun auch eine eher ländliche Landschaft genießen. Höhepunkt auf den letzten Kilometern war ein Tunnel, welcher ursprünglich für eine inzwischen stillgelegte Eisenbahnstrecke in den Berg getrieben wurde. Jetzt ist er Teil des Radwanderweges. Bestens betoniert und ausreichend beleuchtet. Aber der Clou bei der Röhre: Mit Musikbeschallung!

Unsere Ankunft in Gapyeong um 17:00 Uhr. Nicht zu spät und nicht zu früh. Wir haben die Klamotten auf die Zimmer gebracht und sind dann durch den Ort geschlendert. Schließlich war Gapyeong unsere erste Station nach Seoul. Seoul kennt doch jeder, der einen Reiseführer im Bücherregal hat. Gapyeong hingegen haben wir entdeckt.


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In the Heart of Seoul

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

Seoul auf vier Rädern

Heute ist Montag. An Montagen wird im China By Bike Büro in Berlin nicht gearbeitet, sondern gekalauert. Daher der Titel dieses Eintrags. Moment mal, ich bin ja gar nicht in Berlin! Also muss ich doch etwas halbwegs Vernünftiges schreiben. Zum Beispiel über unseren heutigen Besichtigungstag in Seoul.

Ursprünglich hatte ich geplant die heutige Sightseeing-Tour in der koreanischen Hauptstadt mit den Fahrrädern zu absolvieren. Meine Mitreisenden haben schließlich eine Radtour gebucht. Kurz vor Abreise und als die letzten Vorbereitungen in die heiße Phase ging fiel es mir dann aber wieder ein: 2012, auf der Erkundung, bin ich einen halben Nachmittag mit dem Rad durch Seoul gegurkt. Das war zwar aufregend, aber nicht wirklich nett. Weil Seoul keine Fahrradfahrerstadt ist. Hier fährt so gut wie niemand auf zwei Rädern. Selbst motorisierte Zweiräder sind äußerst selten und den einen Fahrradfahrer, den ich heute entdeckte, habe ich gleich mal zum „Mr. Seoul By Bike 2014“ gekürt.

Radfahren in Seoul ist nicht wirklich gefährlich, aber die Kraftfahrer hier sind Fahrradfahrer schlichtweg nicht gewohnt! Der Sicherheitsabstand, den wir aus Deutschland kennen, reduziert sich in Seoul schnell mal auf wenige Zentimeter. Man kann über den Verkehr in weniger entwickelten Ländern Asiens schimpfen wie man will, dort wird jedoch auf jeden Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen, egal ob er zu Fuß, mit dem Eselkarren, dem Motorrad, dem Auto/LKW/Bus unterwegs oder eben dem Fahrrad unterwegs ist.

Unsere Tour de Seoul heute daher mit dem Bus. Bzw. zu Fuß. Mehrmals haben wir den Bus an die nächste oder übernächste Station vorgeschickt und sind stattdessen gelaufen. Trotzdem haben wir eine Menge von Seoul gesehen! Den Königspalast natürlich, welcher ein wenig an die Verbotene Stadt in Beijing erinnert. Aber nur ein wenig, denn trotz der stetigen Beziehungen zu China und Japan erinnern die Koreaner immer wieder an ihre eigenständige Kultur. Nicht zu Unrecht, aber die Einflüsse der beiden Nachbarländer sind dennoch nicht zu übersehen.

Weiter über Bukchon, zum Jogyesa Tempel und nach Myeongdong. Ach ja, zwischendrin waren wir auch noch am Cheonggyecheon. Wie jetzt, Ihnen sagen diese Namen und Orte nicht? Dann wird es aber höchste Zeit mal Korea zu besuchen! Wir jedenfalls haben heute eine ganze Menge Wissen über die koreanische Geschichte und Kultur mitgenommen. Geschmeckt hat es auch, die Pfannkuchen zu Mittag und die Spareribs am Abend.


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Endlich Korea!

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

10 Stunden Flug nach Seoul, kurzer Gang durch den Kiez.

Was für eine schwere Geburt! 2011 wurde uns Korea förmlich aufgedrängt, da hatte die Koreanische Tourismusorganisation (KTO) zu einer Kennenlernreise für deutsche Radreiseveranstalter auf die Sonneninsel Jeju am Südzipfel der koreanischen Halbinsel eingeladen. Dieser Einladung waren wir gerne gefolgt, denn Korea stand ohnehin auf unserer Agenda. So bin ich zusammen mit zwei weiteren Veranstaltern Ende September 2011 für eine Woche in Korea gewesen. Gut hatte es mir gefallen und es war beschlossene Sache, dass das Land durchaus einer Radtour mit China By Bike würdig sei. Also habe ich zusammen mit einer Internetbekanntschaft, einem Holländer, der schon seit Jahren in Korea lebt und dort viel mit dem Rad rumgekommen ist, eine schicke Route von Seoul nach Busan ausgearbeitet. Noch während der ersten Planung hatten wir die Tour in einem unserer Newsletter bekannt gegeben und bekamen ein sehr positives Echo. Das Interesse an einer Radreise in Korea ist folglich vorhanden.

Aber als Anfang 2012 die Tour und damit auch der Preis fest stand verstummte das Echo ganz plötzlich wieder. Ursprünglich waren 25 Reisetage geplant und der Preis dafür lag bei fast 6.000 Euro. Das ist nicht wenig, aber Korea ist nun mal ein Land, welches fast deutsches Preisniveau besitzt. Daher haben wir die Reisezeit um vier Tage gekürzt und die letzten Tage auf Jeju gestrichen. Das hat der Radtour keinen großen Abbruch getan, denn die Insel hatte fast so etwas wie angehängten Strandurlaub.

Trotzdem wollte die Reise bei unseren Gästen nicht so richtig in Schwung kommen, auch nicht, nachdem ich im Oktober 2012 eine mehrtägige Erkundung der Strecke unternahm, wiederum auf Einladung der KTO, und darüber einen Blog schrieb. Also keine Tour 2012, und auch nicht 2013.

Aber jetzt, 2014! Susanne und Eric hatten sich sogar schon sehr früh dazu angemeldet. Eberhard und Thomas kamen dagegen recht spät, wir waren schon drauf und dran die Reise schweren Herzens abzusagen. Also vier Teilnehmer und meine Wenigkeit als Reiseleiter. Ideale Gruppengröße für eine Pilottour. Denn wie geschrieben hat sie noch nie stattgefunden und meine Erkundung 2012 hatte leider nur einen kleinen Teil der Strecke abgedeckt, die wir uns nun erradeln wollen. Die Leser dieses Blogs nehmen wir dabei gerne mit auf diese Entdeckungsreise!

Ein chinesisches Sprichwort besagt „Selbst eine Reise von 10.000 Li beginnt mit dem ersten Schritt“. Eine Reise nach Korea beginnt mit einem zehnstündigen Flug. Für mich als bekennender Flugmuffel sind das neun Stunden und 55 Minuten zu viel, aber da muss man durch. Abflug gestern Abend in Frankfurt, Ankunft heute Mittag in Seoul. Jeweils Ortszeit, versteht sich. Jeder hat den Flug anders weggesteckt, von völlig gerädert (Eric und ich) bis topfit erholt (Thomas). Da meine Kenntnisse der Koreanischen Sprache noch nicht mal in der Kinderstube stecken haben wir, wie bei allen unseren Reisen außerhalb Chinas, eine lokale Reiseleitung. Unsere heißt Frau Choi, sie stellt sich als Josy vor und wir einigen uns kurzerhand auf Sugi. Das ist nämlich ihr „richtiger“ Vorname. Sugi empfängt uns am Flughafen, wir tauschen noch schnell ein paar Euro in ganz viele koreanische Won um (Umrechnungskurs 1 zu 13.000) und lassen uns dann in die Innenstadt fahren.

Erste Begegnung mit den lebhaften koreanischen Gassen. Unsere Herberge, das CenterMark Hotel, macht seinem Namen alle Ehre, denn es liegt sehr zentral. Die meisten touristischen Highlights von Seoul liegen nicht mehr als drei Kilometer entfernt und die Fußgängerzone/Schoppingmeile von Insadong gleich um die Ecke. Es ist Sonntag, also prime time, wir wühlen uns durch das Gewühle und wenn es gar zu bunt wird biegen wir auch mal in die Seitengassen ab. Daher ist auf den Fotos da unten auch nicht viel Gewimmel.

Welcome to Seoul!

So Long, and Thanks for All the Fish

Land der Morgenfrische, Radtour in Korea

Gyeongju und Busan im Schnelldurchgang. Letzter Tag, fine.

China, Japan und Korea haben eine Gemeinsamkeit: ehemalige Hauptstädte, die den Hauch alter Dynastien umwehen. In China ist das Xi’an (wo neben anderen der olle Qinshi Huangdi, erster Kaiser von China, mit seiner Tonsoldatenarmee begraben liegt), in Japan Kyoto (Tempel, Tempel, Tempel. Über 1.600) und in Korea Gyeongju.

Gyeongju war Hauptstadt des Silla Königreiches (etwa 57 vor bis 935 nach Christus), hat also schon ein paar Jahre auf dem Buckel und jede Menge historische Hinterlassenschaften. Mehr als wir Zeit haben, denn nur der Vormittag war für Gyeongju eingeplant. Unsere Reiseleiterin Suzan schlug drei Ziele vor: die Seokguram-Grotte, den Bulguksa Tempel und die Königsgräber. Außer Frage DIE drei touristischen Highlights der Stadt. Auf keines will ich näher eingehen, auch das soll für spätere Besuche und Blogeinträge aufgehoben werden. Nur so viel: Keine dieser historischen Stätten liegt direkt in der Stadt, alle in der näheren Umgebung. Daher haben wir von der Stadt selbst nichts gesehen (unser Hotel lag auch außerhalb) und die vormittägliche Rundtour fand mit dem Bus statt. Soll mir recht sein, ich werde ja nochmal wieder kommen und mir den Ort dann mit mehr Muße ansehen.

Zu erwähnen wären vielleicht an dieser Stelle nur die vielen Schulklassenausflügler, die uns bei der Seokguram-Grotte und dem Bulguksa Tempel überfielen begegneten. Eine Horde nach der anderen, angeführt von Erziehungsberechtigten, die offenbar alle gerade ein Fortbildungsseminar zum Drill Sergeant hinter sich hatten.

Nach Besichtigungsstation Nummer drei, den Königsgräbern, beschlossen wir das Tagesprogramm noch ein wenig mehr zu straffen. Nämlich durch ein bunch. Also ein bus lunch. Statt unnötige Zeit für Mittagessen in einem Restaurant zu vertrödeln deckten wir uns in einem Supermarkt mit Knabberzeug ein, welches uns auf der folgenden, etwa einstündigen Fahrt von Gyeongju nach Busan mit Energie versorgte.

Busan ist nach Seoul die größte Stadt Südkoreas. Eine Hafenstadt. Weitläufig, da etliche Hügel und Bergchen zwischen dem Stadtteil A und den Stadtteilen B, C, D, E und F liegen. Viele Tunnel wurden gebohrt, um das nächste Tal auch Verkehrstechnisch zu erschließen.

Wir kommen kurz nach Mittag in Busan an. In Stadtteil F, einem nordöstlichen Teil von Busan. Zeit für einen kleinen Bummel, jedoch nicht durch die Stadt, sondern am Strand entlang! Da sind wir schon seit ein paar Tagen auf einer Halbinsel und haben noch immer nicht das Meer gesehen. Jetzt aber! Für eine kleine Erfrischung in den Meereswellen fehlen leider rund 5 Grad, sowohl an Land als auch im Wasser. Daher kein Sprung ins kühle Nass, wir beschränken uns auf Strandschlendern und Muschelsuchen.

Doch nun weiter in das Herz von Busan! Das Herz von Busan schlägt für den Fisch, wie es sich für eine Hafenstadt gehört. Daher ist der Fischmarkt auch sehr bedeutend und darüber hinaus beliebt bei auswärtigen Besuchern. Das ist quasi wie eine Mischung aus Zoo-Aquarium und Naturkundemuseum, nur das man hier keinen Eintritt zahlen muss und die Erläuterungstafeln in mindestens drei Sprachen fehlen. Dieser Tafeln bedarf es auch nicht, die Fischstände sprechen für sich. Und wo man etwas nicht genau erkennt will man auch lieber keine weitere Erläuterung dazu haben. Sie merken schon, ich schreibe hier als wahrer Liebhaber der Unterwasserfauna. Genetisch bedingt darf ich nichts zu mir nehmen, was länger als fünf Minuten unter Wasser überleben kann. Dieses Aufnahmeverbot gilt sowohl für meinen Magen als auch für meine Nase. Meine Augen sind dabei noch am Tolerantesten.

Inzwischen ist es Nachmittag. Außer dem Fischmarkt gibt es noch den guten Markt von Busan. Gleich nebenan, prall gefüllt mit Klamotten, Schuhen, Handtaschen, Nippes und Kitsch. Unsere Wege trennen sich für ein paar Läden, die Ladies gehen Shoppen, Stefan und ich vertreiben uns die Zeit in einem Café. Klassische Geschlechterverteilung.

Dem Nachmittag folgt der Abend. Angesichts des eher spärlichen Mittagessens hängt uns allen der Magen in den Kniekehlen. Suzan hat genau das richtige Restaurant herausgesucht, nämlich eine Buffet-Bar. Im neunten Stock eines Hochhauses können wir selbst entscheiden, was auf unsere Teller kommt. Für Karin und Stefan ganz viel Fisch und anderes Meeresgetier. Sie mussten sich bisher immer dem Diktat von mir und Francoise, der ebenfalls das Fisch-Gen fehlt, unterwerfen.

Es ist unser letzter Tag in Korea, morgen werden wir in aller Herrgottsfrühe aufstehen um den Schnellzug nach Seoul zu nehmen. In weniger als drei Stunden wird uns der Korean Train Express (KTX) von Busan nach Seoul katapultieren. Dort geht es dann gleich weiter zum Flughafen und in den Flieger zurück nach Deutschland.

Zeit für ein Resümee und für Danksagungen.
Soweit ich das in der doch eher kurzen Zeit überblicken konnte ist Korea ein phantastisches Land für Radfahrer! Sehr abwechslungsreiche Landschaften und viele Nebenstraßen, auf denen nur wenig motorisierter Verkehr rollt, verlangen förmlich nach Radtourismus und Langstreckentouren. Und selbst auf den Strecken, die stärker vom Autoverkehr befahren sind, drohen keine Gefahren, denn die Koreaner sind sehr rücksichtsvoll, was „schwächere“ Verkehrsteilnehmer angeht. Lediglich in den großen Städten ist das etwas anders, da ist das Auto König und die Autofahrer benehmen sich entsprechend. Radfahrer sind dort auch so gut wie unbekannt. Aber als Radreisender fährt man ja ohnehin nicht so viel in urbanen Gebieten.
Wie schon geschrieben gibt es viele Nebenstraßen. Oder besser gesagt viele Hauptadern, auf denen der motorisierte Fernverkehr abgewickelt wird. Damit bleiben die kleinen Verbindungswege zwischen den Dörfern und Ortschaften, die nicht direkt an den Hauptadern liegen, angenehm ruhig.

Mein größter Dank geht an die Korean Tourism Organisation (KTO), die diesen Trip ermöglicht (und finanziert) hat, und im Besonderen an Frau Miete-Cho aus der deutschen Zentrale der KTO (Koreanische Zentrale für Tourismus, Frankfurt). Ohne ihre Unterstützung und ihr Engagement würde ich wahrscheinlich heute noch Korea lediglich als einen kleinen Zipfel am Ende Asiens kennen. Ganz viele Infos aus und über Korea bekommen Sie übrigens auch auf der Seite Korea Fans, die von der Koreanischen Zentrale für Tourismus unterhalten wird.

Danke natürlich auch an meine Mitreisenden Francoise, Karin und Stefan. Dafür, dass sie mich ertragen haben/mussten. Und ja, Stefan, ich finde auch, dass wir eine gute Gruppe waren ;-). Mit euch würde ich gerne wieder verreisen!

Last but not least ein Dank an das Korea-Team von Exodus Travel. Reiseleiterin Suzan (AKA Sinrim), Fahrer Cool (sorry, aber ich weiß bis heute nicht wie man seinen Namen richtig schreibt :-() und Chef Mr. Park. Eine nahezu perfekte Rundumsorglosbetreuung!

감사합니다 und 안녕히 가세요


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Ladies and Gentlemen, would you please welcome … Mr. Jan Boonstra!

Land der Morgenfrische, Radtour in Korea

Von Andong über das Folkloredorf Hahoe und die Kleinstadt Angye nach Gyeongju. 45 schicke Radkilometer und 193 schnöde Buskilometer bei ganz viel Sonne. Nur 4 Grad unter Idealtemperatur.

Das erste Mal seit drei Wochen haben wir wieder in einem Hotel übernachtet. Also in so einem Kasten mit Lobby, Aufzug, Minikühlschrank unter der Fernsehkommode und einem Bett mit Matratze 60 Zentimeter über dem Boden.

Das stimmt natürlich nicht, jedenfalls das mit den drei Wochen. Denn wir sind ja erst seit fünf Tagen/vier Nächten in Korea. Andong war unsere vierte Übernachtungsstation. Aber irgendwie geht mir alles viel zu schnell, ich bin es einfach nicht mehr gewohnt mit mehr als 25 km/h von einem Ort zum anderen zu reisen. Jedenfalls nicht in einem mir relativ fremden Land, wo ich doch so viel wie möglich mitbekommen möchte und so wenig wie möglich an mir vorbei gezogen werden soll. Vielleicht ist es mein fortgeschrittenes Alter, vielleicht aber auch die Art des Reisens, die ich seit nunmehr 19 Jahre praktiziere, propagiere und organisiere.

Speed Travelling ist eine sinnlose Disziplin. Da werden Sie mir bestimmt zustimmen, wenn ich als Beispiel die Europatouren vieler (Nord-)amerikanischer und asiatischer Reisegruppen anführe: sieben Länder in fünf Tagen. If Today Is Tuesday, This Must Be Italy.

Lachen Sie jetzt nicht, deutsche Reisegruppen auf Chinarundreise machen es meist ähnlich! Nur ist den Teilnehmern das gar nicht bewusst. China ist schließlich nur ein Land, nicht sieben Länder in einer Reise. Dabei werden die geografischen Ausmaße Chinas vom 08/15 Touristen selten erfasst, die kulturellen Unterschiede innerhalb des Landes schon gar nicht. Und die Menschen dort sehen ohnehin alle gleich aus. Erst recht, wenn man sie durch die Scheiben eines Reisebusses sieht…

Ich schweife schon wieder ab. Egal, ich habe ja die Zeit dazu 😉

Also zurück nach Korea, zurück nach Andong.
Unsere Abfahrt verzögert sich um einige Minuten, da ich verschlafen habe. So ein Mist auch! Aber um 8:25 Uhr sitzen wir alle im Bus und fahren in das 25 km östlich von Andong gelegene Museumsdorf Hahoe. Es ist geschichtsbeladen und nett erhalten bzw. gut restauriert. Mehr schreibe ich jetzt nicht dazu. Es werden ja noch Blogs über die zukünftigen Fahrradtouren folgen, die sich darüber auslassen sollen.

Viel wichtiger war mir das Treffen mit Jan Boonstra zum Abschluss der Dorfvisite an diesem Tag. Jan habe ich quasi im Cyberspace kennen gelernt. Wer sich via Internet über Radfahren in Korea informiert kommt an Jan nicht vorbei. Sollte auch nicht. Jan lebt seit vielen Jahren in Korea, spricht die Sprache nicht nur dank seiner koreanischen Ehefrau flüssig und – jetzt kommt’s! – hat fast jede Straße der südkoreanischen Halbinsel bereits mit dem Fahrrad bereist. Sie glauben es nicht? Dann werfen Sie mal einen Blick auf diese Karte! Und wenn ich schon dabei bin, die Fahrradwebsite von Jan Boonstra können Sie hier einsehen.

Wie gesagt habe ich Jan über das Internet und via seine Website „kennen“ gelernt. Ich hatte ihn einfach per Mail angeschrieben und ihm von unserem Vorhaben eine Radtour in Korea anzubieten erzählt. Und gefragt, ob er uns vielleicht behilflich sein könnte. Das konnte und wollte er! Es folgten etliche Mails, in denen ich ihm meine Vorstellungen mitteilte und er seine Vorschläge dazu machte. Heraus kam dabei eine (diese) Radreise durch Korea, die auf meinem gedanklichen Mist und seinen hervorragenden Erfahrungen gewachsen ist.

Ich schweife schon wieder ab 🙁

Um 10:30 Uhr treffen wir uns mit Jan am Ausgang von Hahoe. Eine schnelle Begrüßung, eine schnelle Absprache mit dem Begleitbus wo das nächste Treffen stattfindet, dann radeln wir das erste Mal gemeinsam. Nicht nur gemeinsam mit Jan, auch Francoise begleitet uns heute das erste Mal mit dem Rad. Denn die ersten 25 Kilometer geht es nur überwiegend eben auf einem neu ausgebauten und dem Nakdong Fluss folgenden Radweg. Francoise hat Knieprobleme und ist eher Journalistin als Radfahrerin. Sie schlägt sich tapfer!

Kurz vor Mittag, am Ende der Flussfahrt, treffen wir wieder auf den Begleitbus. Dieser übernimmt Francoise, und Jan, Stefan, Karin und ich ziehen mit den Zweirädern weiter. Weitere 20 Kilometer über unbefahrene Straßen und asphaltierte Feldwege. Einfach nur traumhaft.

Im Örtchen Angye ist dann auch für uns Schluss mit der Radtour, dort wartet die Begleitmannschaft in einem Restaurant auf uns. Eine Reporterin hat sich mit dazu gesellt, und während wir uns stärken werden wir über unsere Erfahrungen auf zwei Rädern in Korea ausgequetscht.

Die Fahrt im Bus von Angye nach Gyeongju geht viel zu schnell und dauert viel zu lange. Kilometerlang donnern wir über die Autobahn. Und kommen wieder erst nach Einbruch der Dunkelheit in unserer Unterkunft an. Ein Sterne-Hotel.


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