Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012
Heute war Heilig Abend. Allerdings erst später, denn Heilig Morgen wird ja nicht gefeiert. Das große Familienfest der Christen wird in Laos zwar nicht wirklich zelebriert, aber bei unserer nächsten Station habe ich das Gefühl, dass es nicht spurlos an einem vorbei gehen wird.
Einen Wecker braucht man auf dem Dorf nicht. Das Leben fängt früh an und Rücksicht auf siebenschläfrige Radfahrer wird nicht genommen. Der Hahn kräht, die Traktoren fangen an zu tuckern, Die Küche wird für das Frühstück vorbereitet. Generell ist früh morgens wahrscheinlich die betriebsamste Zeit. Der Elan nimmt dann antiproportional zur Temperatur ab. Das ist im Winter jetzt nicht ganz so extrem, aber diese lebensnotwendige, angeborene laotische Notbremse bleibt auch im Winter erhalten.
Zum Frühstück packte Hardy eine weitere Runde Joghurt raus, und zwar „die mit ganzen Erdbeeren!“ Als bald waren auch die letzten Abschiedsfotos geknippst und wir machten uns auf die letzte Fahrradetappe in Laos: nach Luang Prabang, die alte Hauptstadt und das eigentliche Ziel aller Touristen in Laos.
Entlang des Wegrands gab es heute einige Weihnachtssterne (Der Baum) zu sehen. Ob die wohl extra für uns Westler zu dieser Jahreszeit eingepflanzt wurden? Je weiter man nach Luang Prabang kam, desto weniger wurden wir als ausländische Rad-Spinner wahrgenommen. So langsam gewöhnt man sich an den Anblick. Noch bevor wir die Stadt erreichten, wurden wir von ganzen vier ausländischen Radfahrern überholt. Die Häuser wurden größer und prächtiger und man spürte förmlich, dass eine Großstadt nicht mehr weit war. Als wir dann die alte Kolonialbrücke überquerten, fing es an mit Guesthouses, Villas, Restaurants, Bars, Cafés, Internet-Cafés, . Die Stadt scheint heutzutage dem Tourismus geweiht zu sein und nicht seinem Namensgeber, dem Prabang (Aber dazu später mehr). Vielleicht könnte man eine Petition einreichen und die Stadt in Luang Touri umbenennen. Geschätzte 90% der Innenstadt sind Einrichtungen für den Tourismus. Nach einigen Kurven erreichen wir bald unser Hotel Sala Prabang: ein wahrer Luxus im Gegensatz zu den vorherigen Bleiben. Meister Toh trinkt noch ein letztes Abschiedsbier mit uns und muss dann leider wieder schon nach Hause in Vang Vieng (Da wo wilden Kerle wohnen!).
Nachdem sich alle schick gemacht und ihr bestes Hemd aus der Tasche gekramt haben, gingen wir zu unserem Blinddate. Oliver ist mit seiner Gruppe auch gerade in Laos unterwegs und diese kam heute ebenfalls in Luang Prabang an. Da wäre es doch schade, nicht eine gemeinsame Radler-X-Mas-Party zu veranstalten. Und wo ist es weihnachtlicher als in Laos unter Palmen bei milden 16-24 Grad. Das kommt dem Wetter in Jerusalem auf jeden Fall näher als der saisonale Matsch-Schnee in Deutschland. Gesagt, getan. Oli und ich fanden ein von Weihnachtsdeko und Blinklichtern überschwemmtes Lokal mit laotischem Weihnachts-Barbecue. Eigentlich ist es ja koreanisch… aber pschttt! In Asien nimmt man die Urheberrechte nicht so genau. Als wir eintrafen hatte Olis Gruppe bereits die erste Runde Bier Lao hinter sich. Man redete über den Schmuseasphalt, über „Oh, Alter!“-Touristen, über das gute Bier und den milden Schnaps. Bald kam auch schon die Ladungen an Fleisch und Gemüse, die wir selber auf unseren Pfannen-Töpfen braten/kochen konnten. Man bereitet sein Essen selber zu und darf dann als Belohnung das Doppelte zahlen. Ein super Konzept! Aber es geht ja auch in erster Linie nicht um das Essen sondern um das Erlebnis. Und das kam nicht zu kurz.
Etliche laotische Biere und weihnachtliche Waldmeisterschnäpse später hielt es die meisten nicht mehr am Tisch und einige schwangen das Tanzbein zu weihnachtlichen Latino-Pop. Die Musik weckte bei vielen den Wunsch nach Karaoke um auch mal mitsingen zu können. Also ging es für die Meisten ab zur Full-Moon-Karaoke, die eigentlich schon zu hatte, aber noch ein Auge zu drückte. Denn man sah uns ziemlich offensichtlich an, dass es ganz schön weihnachtet. Ab hier hört mein filmisches Gedächtnis langsam auf und ich muss mich auf mein Fotographisches verlassen: grölende rote Zipfelmützen, Dancing Queen, Help!, „more Beer please!“, Tuktuk-Surfen, tote Hose wegen Sperrstunde auf der Hauptstraße, Nudelsuppe, letztes Bier, Bett.
In diesem Sinne… Frohe Weihnachten!
[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2012/01/2011-12-24.gpx“]