Dealer

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

SO wird Bago nie das neue Paris werden, immerhin wird es wie die französische Modemetropole auf der letzten Silbe betont. Die Boutiquen der Stadt richten ihre Aufmerksamkeit eher in Richtung China. Ich würde nie behaupten, dass Daniela und Karin ihre neuen Blusen nicht sehr gut stünden, aber revolutionieren werden sie unsere Modewelt damit nicht (und die Ankündigung am Ortsschild vom „plastic-made free bago“ sind damit auch nicht gerade wahr geworden). Immerhin sind sie um die Hakenkreuz-Symbole rumgekommen, das ist nicht selbstverständlich, die Jugend trägt das Emblem sehr selbstbewusst. Auch das Wort „Nazi“ wird gerne in der Mode verarbeitet, auf welche Weise auch immer, also wirklich das Nazi-Hakenkreuz und nicht die buddhistische Swastika. Wie man hört war das früher ein Protestsymbol, wie auch die Wehrmachts- helme, die hier gerne von Motorradfahrern getragen werden, aber losgelöst von seiner Geschichte. Vielleicht wie bei uns Che oder Mao oder Ähnliches, das kaum hinterfragt wird.

Während die Damen in der Boutique waren, habe ich nebenan bei einem feinen Elektrofachhändler einen Wasserkocher gekauft, das Gerät stand wohl schon eine Weile und musste erst getestet werden. Dazu musste der Chef erst sein Licht ausstecken, mehr Steckdosen waren nicht vorhanden, wir standen also im Dunkeln rum , bis ein kollektives Raunen durch die Bude ging, das rote Lämpchen am Kocher war angegangen. Leider hatten wir nur wenig Zeit für Bago, natürlich wären auch hier Unmengen von Pagoden und alten Gebäuden zu besichtigen gewesen, auch diese Stadt hat eine große Historie. Doch obwohl wir die Radetappe kurzentschlossen abgekürzt hatten, kamen wir ziemlich spät und erschöpft an, es war ein heißer Tag und der Wind kam vor allem von vorne.

Apropos Mode, Daniela hat sich dazu noch folgende Gedanken gemacht:

„Flip Flops. Was bei uns ein teuer verkauftes Modeaccsessoire, ist in Burma die billigste Möglichkeit, eine Nation in Bewegung zu halten. Für ein paar Cent kann man sie überall erwerben. Selbst die Träger, die faule oder fußlahme Touristen den heiligen Berg Kyaikto hinauf und hinunter tragen, tun dies in Flip Flops und geben so den Geräuschbackground auch für unseren Wanderung ab: vier Mann im Takt, schlap schlap, schlapp, schlapp. Die hageren Gestalten rudern gegenläufig mit den Armen, damit die dicke Thailänderin nicht in einer der Souvenirbuden ladet anstatt wohlbehalten auf dem Berg, um sich den Golden Rock anzugucken.“

Lisa hat diese Schlepperei am Golden Rock übrigens an den Abtransport von Versehrten im 30jährigen Krieg erinnert, ein schöner Vergleich.

Mein Dealer ist fort und ich mache mir Sorgen. Das war unser Fahrer für Südburma, uns verband ein stilles Verständnis und eine Unterhaltung, die sich auf grunzende Laute beschränkt hat (wie es halt so ist, wenn man den Mund voller Betel hat). Bei uns hat sich dieser wundervolle Zeitvertreib ja leider noch nicht durchgesetzt, deshalb hier nochmal kurz erklärt: Die Betelnuss kommt von der Areka-Palme, sie wird zerkleinert und in mit Kalk bestrichene Blätter gewickelt, Zusätze sind z.B. Anis, Nelke oder Kautabak. Bei den zahllosen Ständen bestellt man mit kurzen prägnanten Kürzeln, „91“, „62“, dann wissen die, welche Mischung gemeint ist. Das Zeug wirkt erfrischend, man speichelt wie ein überhitzter Hund. Mein Dealer wusste natürlich genau, was ich wollte, bei voller Fahrt kam er mit seinem Transporter vorbei und reichte ein Portion rüber. Und die Pakete, die er mir am Anfang des Tages zugesteckt hat, wurden auch immer größer.

Fotos für Partnerschaftsgesuche sollte ich nächster Zeit nicht machen. Der Friseur in Thaton hat mir einen richtig dämlichen Haarschnitt verpasst und das rote Betelzeug setzt sich bereits an meinen Zähnen fest. Folge 5 unserer Rubrik Wir Grüßen kommt daher heute von mir und richtet sich dem Anlass entsprechend an Karmen, in ihrer Funktion als Zahnärztin, mit Bitte um einen Termin für professionelle Zahnreinigung, in der zweiten Märzwoche.


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Langsam geht’s los…

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

Um sieben Uhr reißt mich der Weck-Alarm aus dem Schlaf, so ganz bin ich noch nicht in dieser Zeitzone angekommen. Wie ich später erfahren werde, geht es dem Rest der Gruppe auch nicht viel besser. Der Himmel, immerhin, ist strahlend blau, die Vögel zwitschern und im Tempel nebenan füttert ein junger Mönch die Katzen.

Nach einem stärkendem Frühstück bestehend aus Toast und Ei, darauf bin ich vorbereitet worden, machen wir uns an den Rädern zu schaffen. Unsere Bemühungen bringen zumindest den ersten Speichenbruch zustande. Aber nach einigem hin und her sind die Räder zu unserer Zufriedenheit eingestellt und wir sind bereit, die hiesigen Sehenswürdigkeiten und Hot Spots zu besichtigen. Es ist bereits 11 Uhr und die Sonne brennt für uns aus dem winterlichen Mitteleuropa Kommenden schon ganz schön heftig.

Wir besichtigen den Tempel Vat Sisakhet, den Morgenmarkt, den Pha That Luang, den Patu Xai und den Ha Pha Kaeo – die ehemalige Heimstätte des smaragdenen Buddhas, der allerdings 1779 von den Siamesen entführt wurde und sich heute immer noch in Thailand befindet. Tho, unser laotischer Guide, verriet uns aber, er habe gehört, der Smaragd-Buddha wolle zurück nach Hause, nur lassen ihn die Thailänder eben nicht ziehen.

Auf unserem Weg zu der großen Stupa – dem Nationalheiligtum der Laoten, die wie eine goldene Rakete in den Himmel ragt, passieren wir den Patu Xai, einen großen Triumphbogen, errichtet 1960, den Tho „vertikal runway“ nennt und haben hier die Möglichkeit erste „Höhenmeter“ zu überwinden. Allerdings zu Fuß.
Der Pha That Luang – besagtes Nationalheiligtum – wurde in Folge der Verlegung der Hauptstadt von Luang Prabang nach Vientiane errichte. Glaubt man der Legende, gab es bereits im 3. Jh. v. Chr. eine Stupa mit einem Stück Brustbein Buddhas an dieser Stelle. Wir betreten diesen Ort, um für eine gute und glückliche Reise zu bitten und zumindest am heutigen Tag wurde uns dieser Wunsch erfüllt.

Was brachte uns der heutige Tag noch? Die erste Reisnudelsuppe, die von allen mit Begeisterung verzehrt wurde, den ersten leichten Sonnenbrand für den ein oder anderen und für Dieter den ersten Zuckerrohrsaft. (Dieter hat sich freundlicherweise bereit erklärt, derjenige zu sein, der sein Verdauungssystem für solche Experimente zur Verfügung stellt.)
Nur eines frage ich mich immer noch: Wo ist George?


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