Trockenzone

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Heute war es trocken, denn wir sind in der Trockenzone. Ein Tagesausflug rein ins Nirgendwo, haben wir uns gedacht. Zunächst mussten wir aber erst über den Chindwin, den größten Zufluss des Irrawaddy. Am Hafen spielte uns die Instrumentalversion vom „Mädchen von Piräus“ entgegen, Nana Mouskouri wurde mir gesagt, aus den Tiefen des Unbewussten stiegen zurecht verdrängte Bilder auf, die Brille des Schreckens. Wir haben uns nicht einschüchtern lassen und sind stramm weiter Richtung Westen geradelt, hinein in die leblose Dürre. Zuckerpalmen und andere seltsame Gewächse. Es waren wenig Menschen unterwegs, das war nicht überraschend, wenn dann haben sie Lotionen aus Rinde oder ähnlichen lokalen Materialien verkauft. An einigen Bäumen hingen Brandschutz-Tafeln, ein beliebtes Hobby der Gegend ist es wohl, erstmal für einen ordentlichen Brand zu sorgen um dann die flüchtenden Tiere zu erjagen. Tiere? Aber ab und zu zwitscherten lustige Stimmen aus Baumkronen, Frauen, die ihren Salat von den Bäumen pflücken.

Unser Tagesziel waren die Phoewin-Höhlen, und weil wir uns nichts erhofft hatten (wieder Pagoden, wieder Buddhas) waren wir sehr überrascht! Diese Höhlen oder Nischen oder was auch immer dort 500fach in den Stein geschlagen wurde sind wirklich mal ein großer Geheimtipp. Machthaber oder Menschen mit Mitteln haben sich im Sandstein der Umgebung seit 1000 Jahren verwirklicht, sie haben Statuen und Wandgemälde in Auftrag gegeben, und dafür wollten sie Schutz oder Karma oder Ähnliches sehen. Vor allem die Gemälde sind vom Allerfeinsten und würden andernorts für großes Spektakel sorgen. Hier waren wir allein, rund um das Gelände keine Absicherungen, in den Höhlen stehen die Stauten wild durch die Gegend und Affen haben die Gegend in Beschlag genommen. Erst seit 2008 ist das Gebiet für die Allgemeinheit geöffnet, es liegt aber wahrscheinlich zu weit ab vom Schuss, um das nächste große Ding zu werden. Nettes Personal hat uns durch die Höhlen geführt, ein Mädchen namens Kaima. Sie studiert Recht im vierten Semester, jetzt in den Semesterferien steht sie mit einem Körbchen voller Affenfutter im Staub vor der Anlage und wartet.

Auf dem Weg zurück wurde die Landschaft immer surrealer, wie bei Mad Max, wenn das noch jemand kennt. Die Erde ist aufgewühlt und aufgeworfen, die Menschen suchen den Boden nach Kupfer ab. Wir haben mitten in diesem wüsten Gebiet pausiert, aber wir waren wüster! In der Bambushütte wurde ein kleiner Junge zu Lisa gebracht und seitdem schreit er. Daniela (Psychologin) äußerte Bedauern mit ihren burmesischen Kolleginnen, lange harte Arbeit läge nun vor ihnen.


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Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt, die ist fein….

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

Endlich durchgeschlafen, bei angenehmer nächtlicher Kühle im malerischen Dorf Muang Ngoi. Der einzige Lärm wurde von einer französischen Reisegruppe verursacht, die sich auf der Terrasse ihres Bungalows lautstark unterhält. Gegen 22 Uhr wurde der Generator abgeschaltet und das Licht ging aus. Auch das Dorf kam nach und nach zur Ruhe und langsam döste auch ich bei diesen abendlichen Geräuschen ein.

Erfrischt und entspannt unternehme ich gegen 7 Uhr am nächsten Morgen einen Spaziergang zu Fluss, wo die Fischer und Kapitäne schon ihre Kähne vorbereiten. Unter der Augen einiger Anwohner, die ruhig auf die Wasserfläche blicken und ganz offensichtlich auch keine Eile haben.
Hier wird altes Motorenöl in den Fluss gekippt und direkt nebenan im selben Gewässer Reis und Salat gewaschen. Gott sei Dank sind unsere Mägen mittlerweile einiges gewohnt.

Frühstück open air mit Flussblick. Der Nebel hängt noch tief in den Bergen und gibt den sengenden Strahlen der Sonne keine Chance. Noch nicht. Peter und ich nutzen die morgendliche Kühle für einen Spaziergang in die Umgebung.
Auf der Aussichtsterrasse treffen wir Markus und Christian wieder. Markus liebäugelt mit der Hängematte des benachbarten Bungalows. Diese Nacht haben ihm wohl die Hähne Muang Ngois so zu schaffen gemacht, dass er gerne ein Beil zur Hand gehabt hätte: 3:58 Uhr krähte der erste und dann non stop.

Gegen eins, gestärkt mit einem kleines Mittagessen, lassen wir uns den Fahrtwind wieder um die Nase blasen. Zu Boot geht‘s weiter nach Muang Khua. Einen kurzem Zwischenstop machen wir in einem „Laolao-Dorf“ wo wir in die Geheimnisse der laotischen Schnapsbrennerei eingewiesen werden. Bis auf Markus und Tho, die beide eine Flasche Vierzigprozentigen erwerben, ist aber keiner von dem Ergebnis sonderlich angetan.

In Muang Khua haben Markus und ich das Vergnügen erstmalig ein laotisches Krankenhaus von Innen sehen zu dürfen. Seit Luang Prabang hat Markus einen geschwollenen Knöchel und die Spekulationen reichen von Ausschlag über Insektenstich bis zu Muskelzerrung. Obwohl Markus der Meinung ist, es werde langsam besser, entschliessen wir uns dennoch, einen Arzt aufzusuchen.

Es ist gar nicht so einfach in dem, erstaunlich modernen, Hospital jemanden zu finden, das ganze Gebäude ist wie ausgestorben. Schließlich gelingt es Tho doch noch eine Schwester zu finden, die den Arzt ruft, der 5 Minuten später auf dem Mofa angefahren kommt. Entgegen unserer Vermutung, wir hatten uns schon auf Insektenstich eingeschworen, diagnostiziert er Überanstrengung, verschreibt Umschläge mit Alkohol und verbietet dem enttäuschten Markus das Fahrradfahren.

Schon auf dem Rückweg, ruft er uns noch hinterher, der Patient dürfe auf keinen Fall Hühnerfleisch und Alkohol zu sich nehmen. Spätestens jetzt ist Markus, der sich wohl auf seinen Laolao gefreut hat, davon überzeugt, dass es keine sonderlich gute Idee war, zum Arzt zu gehen.

Zu spät. schnell noch in die Apotheke. Hier wird scheinbar weiter herumdiagnostiziert, ach verstünde man doch nur laoitisch, und es werden Sälbchen, Pülverchen und das ein oder andere Öl angeboten. Der Apotheker ist übrigens auch ein guter Bekannter von Tho, der, so scheint uns mittlerweile, halb Laos kennt.

Nach dieser neuen Erfahrung freuen wir uns alle auf ein alkoholfreies und hühnerfleischloses Nachtmahl.