Vom Backpacker-Paradies raus aufs Land

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

60 km von Vang Vieng nach Kasi bei 35 Grad

Heute der erste leichte Vorgeschmack was uns in den nächsten drei Tagen erwartet – Anstiege in brütender Mittags-Hitze.
Dabei war der Morgen recht kühl und gab Anlass zur Hoffnung auf einen nicht allzu heißen Tag. Nichts da! Ab 11 Uhr brannte die Sonne unbarmherzig auf uns herunter und es gab kaum einen Baum am Wegesrand, der uns hätte Schatten spenden können.
Zu beginn der Etappe waren die Straßenverhältnisse noch relativ schlecht, verbesserten sich aber zusehends, je weiter wir uns von Vang Vieng entfernten. Bei einem kleinen Zwischenstop, wo Dieter in Versuchung geführt wurde, mal wieder Zuckerrohrsaft zu trinken, trafen wir ein Schweizer Paar. Wie uns die Frau erzählte, befanden sich die Beiden für sechs Monate auf Fahrradtour durch Südost-Asien. Peter wurde direkt ein bisschen neidisch. Dieter dagegen schaute sich unser Gespräch nur von der Ferne an und bemerkte später spitzfindig, das sei mal wieder typisch gewesen, nur die Frau hätte gesprochen. So ist das halt bei den schweigsamen Niederbayern.
Der Rest der Etappe verlief ohne Zwischenfälle. Wir fuhren durch ländliche Gegenden und waren offensichtlich für die Kinder, die uns schreiend und grüßend entgegen gerannt kamen, eine wahre Attraktion.
Zu Mittag gab es die obligatorische Nudelsuppe, zu meiner Freude und Christians Leid, heute mal mit Leber-Einlage und den obligatorischen Kaffee, zumindest für Christian. Die Kombination Kaffee mit Nudelsuppe ist hier nicht ungewöhnlich. Jetzt ist Entspannung angesagt, denn Morgen geht‘s früh raus, hoch in die Berge nach Kiu Kacham!


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Unser Leben als Shan-Prinzessinnen

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Morgens frieren unsere Guides wie die Schneider, es hat zu dieser Zeit vielleicht gerade mal 15 Grad hier oben und deshalb laufen viele Menschen mit Pudelmützen und gefütterten Jacken durch die Gegend. Maungmaung kommt aus Yangon, Aungaung aus der Nähe von Bagan, also beide aus der brütend heißen Tiefebene, soviel zum Thema „Gefühlte Temperatur“. Für uns ist das Klima sehr angenehm, kein Wunder, dass die Ortschaften entlang der alten Burmastraße beliebte Rückzugsgebiete der Briten waren. Man konnte hier elegant den Tropenkrankheiten entgehen und musste nicht ab 9 Uhr morgens mit Gin gegen die Malaria antrinken.

Unser Tag war wie Urlaub, was ist denn jetzt los?! Ab dem späten Morgen ein entspannter Halbtages-Ausflug, ab dem Nachmittag döst jeder vor sich hin. Zunächst mit den schönen Dothawaddy flussauf gefahren, Bambusflößer schwammen an uns vorbei, früher hat man hier Teak den Fluss runter treiben lassen. Die meisten Dörfer am Ufer haben keine Straßenanbindung und sind nur auf dem Fluss oder, die Metropolen, mit der Mandalay-Lashio-Bahn zu erreichen, die dann einmal am Tag kurz hält. Heute ist der Zug ausgefallen, das passiert wohl öfters und das heißt auch, dass wir ziemlich Glück hatten gestern.

Die Wanderung zu einem alten Waldkloster, durch Bambushaine und an Ananas-Plantagen vorbei, hat Spaß gemacht. Die Belegschaft des Klosters war jung und fidel, als wir kamen, war sie dabei, sich einen Bollywood-Streifen mit Sharuk Khan anzuschauen. Ein lustiger Anblick: tanzende und singende, ihre Hüften schwingende Frauen, davor eine Gruppe von Novizen mit offenen Mündern. Ihnen scheint es gut zu gehen dort im Wald, sie tollen herum und laufen auf Stelzen durch die Gegend, uns haben sie mit Tee und Obst bewirtet. Das ergibt logischerweise schon wieder Mönchsfotos, aber das lässt sich ja ohnehin kaum umgehen in Burma. Ständig laufen rote Roben oder, noch schöner, die leuchtend rosafarbenden Gewänder der Nonnen durchs Bild.

Geführt durch dieses Gebiet der Shan wurden wir übrigens von einem Palaung und von Yoyo, einem Bamar. Dieser hat mich schon das letzte Mal auf dem kleinen Ausflug begleitet, ein Schlitzohr. Damals feuerte er Anspielungen auf das Regime ab, heute hat er vor allem gegen die Chinesen gewettert: die blaublütigen Blumen auf den Wiesen nennt man hier in der Gegend „Chinesische Gänseblümchen“, weil sie alles überwuchern. Die jungen Teakbäume am Rand stehen hilflos da und warten auf die Chinesen, usw. China leigt hier gleich um die Ecke, in ganz Burma ist es allgegenwärtig. Yoyo hat uns später eine kurzweilige und unaufdringliche Führung durch ein kleines Shan-Dorf gegeben, die Brandschutzmaßnahmen dort waren interessant (ein paar mit Wasser gefüllte Plastikbeutel vor den Hütten) und auch, wie die Leute hier so ihr Geld verdienen. Z.B. indem sie mit Handarbeit Viehfutter für den Markt in Lashio – also wieder für die Chinesen – herstellen.

Man bezeichnet uns Ausländer in Burma übrigens gerne als Byebyes, warum wohl, ein etymologisches Wörterbuch wäre jetzt hilfreich. In China sind wir Laowais, in Thailand Farang, in Laos Falang, in Burma also die Byebyes. Wir selber wären lieber Shan-Prinzessinnen, aber ok, man nimmt was man kriegt. Eine Österreicherin hat vor einigen Jahrzehnten im Ort Hsibaw gewohnt, sie war mit dem lokalen Saobwa verheiratet (dem Shan-Fürsten der Gegend). Danach hat sie ein Buch geschrieben, welches nett zu lesen sein muss. Wir haben uns an ihre ehemalige Residenz gepirscht und Fotos gemacht, die wir aber nicht an dieser Stelle veröffentlichen sondern an die Neue Revue verkaufen werden.

Meine Gruppe scheint noch Siesta zu machen und ich finde keinen Grüßwilligen. Also Folge 9 der Rubrik Wir Grüßen wieder von mir, an Xiuxiu, sie soll nicht zu viel arbeiten!