Mehr von den Ming

Chinesische Landpartie, 10.04. bis 02.05.2014

36 leicht hügelige Kilometer um die Minggräber und den Minggräber-Stausee herum, diesig und warm

Man könnte denken es sei Sommer. 27 Grad sind für heute angesagt, eine angenehme Abwechslung zum europäisch-launischen April, der dem einen oder anderen vielleicht noch in den Knochen steckt. Ich muss über die allmorgendliche Frage nach dem Regenschutz schmunzeln „Regenjacken, ja oder nein“ – hat es doch um Peking seit mindestens drei Monaten nicht mehr geregnet. Der Norden Chinas ist in diesem Jahr so trocken, dass das herrliche Grün, das auf den Fotos zu sehen ist, nur durch intensive Bewässerung zustande kommt. Obwohl selbst die Straßen täglich benässt werden, ist die Luft staubig und etwas Smog ist wohl auch dabei.

Die Minggräber sind unser heutiges Tagesziel (Ritualstätte, Sommerresidenz und den Palast der Ming hatten wir bereits in Peking gewürdigt). Der erste Mingkaiser Yongle und 12 seiner Nachfolger fanden hier nach 1400 n.Chr. ihre letzte Ruhestätte. Die Grabhügel mit ihren vorgelagerten Tempeln sind nach dem gleichen Schema und in den Hügeln verstreut angelegt. Am Seelenweg stehen Tierpaare, Generäle und Staatsdiener aus Stein Spalier, um die chinesischen Herrscher im Jenseits zu beschützen und zu ehren. Wir fahren ganz nach dem Motto „Chinesische Landpartie“ kreuz und quer durch die Dörfer. Rechts des Wegs taucht plötzlich eine ummauerte Anlage auf, sie schimmert rot durch die diesige Luft hindurch, von Touristenbus, Megafon und Fahne nichts zu hören und zu sehen. Man könnte den Ort für einen verlassenen Tempel halten, nur der Hügel dahinter macht uns klar, dass es sich um eines der altehrwürdigen Gräber handelt, nur noch nicht „erschlossen“ und für Touristen geöffnet. Die chinesischen Archäologen beweisen hier eine unglaubliche Gelassenheit (die hoffentlich noch einige Zeit andauern wird), und bescheren uns eine herrliche „Privattour“ um die Minggräber herum.

Eine der Ruhestätten wollten wir uns aber doch näher ansehen – das Changling, Grab des ersten Mingkaiser Yongle, seiner Frau und etlicher Konkubinen. Nur eine Handvoll überwiegend westlicher Touristen hatte sich genauso entschieden, und so war unser Besuch dem Anlass angemessen von erstaunlich wenig Lärm begleitet.

„Kuchen oder Schmutzbier“, war die Frage, als wir bereits um halb vier zurück im Hotel waren. Wir entschieden uns für beides, besuchten die uns bereits bekannte lokale Bäckerei, und sind auf dem besten Weg zur Kuchengruppe des Jahres.