Die trockene und die Nasse Seite von Malaysia

Die Straße von Malakka, 22.11. bis 21.12.2014

Das sind jetzt Tage nach Monikas Geschmack: den ganzen Tag auf dem Sattel und vorneweg stürmen – zumindest, wenn es bergan geht.

Rhythmisches Fegen weckt uns auf. Draußen ist es noch dunkel, aber irgendeine fleißige Person ist offensichtlich mit der Säuberung des Vorplatzes betraut und kommt dieser Aufgabe mit großer Leidenschaft nach. Das irritierende Plätschern entpuppt sich relativ schnell als Dusche des Zimmernachbarn. Erleichtert schälen wir uns aus den Betten – wir müssen früh los. Wer seinen Balkon als Wäscheständer genutzt hat, hat schlecht geplant. Die Radlsachen sind über Nacht wieder feucht geworden. Ute und Volker haben sich logistisch geeinigt und packen alle feuchte Kleidung in einen Koffer (der deutlich größere und schwerere) und alle trockenen Sachen in den anderen (halb leer).
Es ist kühl hier oben in den Highlands. Wir schlüpfen leise jammernd in unsere nassen, kalten Schuhe und ziehen die Reißverschlüsse der Jacken ratschend hoch. Hätten wir nicht gedacht, dass wir sie doch brauchen. ‚You need water‘ energisch schiebt unsere resolute Herbergsmutter einen großen Karton mit Wasserflaschen als Abschiedsgeschenk in den Pick-up. Freudig schnipst Ernst den Zigarettenstummel weg und setzt den Helm auf – wir haben eine sehr, sehr lange Abfahrt vor uns. Wir wollen heute von der ‚trockenen‘ Seite Malaysias (Westen) auf den‘ nasse‘ Seite (Osten). Um es vorweg zu nehmen – es werden 130 Kilometer auf einer wunderschönen, wenig befahrenen Strecke.

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Zuerst über den Wolken und dann durch die Wolken durch. Schnell verlieren wir 500 Höhenmeter und es wird wärmer und nasser – etwas unentschlossen kramen wir in den Packtaschen herum und tauschen die dickeren Jacken gegen dünne Regenhäute, teilweise in schmerzhaften Farbzusammenstellungen. Daniela zieht ihren rosa Plastik-Regenponcho aus dem letzten Seven Eleven an und braust als flatternde Mülltüte weiter. Trocken geht vor schön. Der Regen hört relativ schnell auf und bleibt weg. Auch im nassen Osten.

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Weit, weit vor uns kämpfen Martin und Ernst um den Preis als bester Bergab-Champion. Glücklicherweise halten sie immer wieder zum Fotografieren an, so da wir aufschließen können. Auf dem Weg nach unten durchradeln wir alle möglichen Vegetationszonen. Ästhetische Teeplantagen weit oben. Gemüsefelder, auf denen all das wächst, was wir gestern Abend in den Hot Pot geworfen haben. Viele Gewächshäuser krallen sich an die Hänge, die wir zweifelnd bei vorbeiflitzen betrachten. Wozu? Erdbeeren? Blumen? Wir fühlen uns bereits wie in einem immerwährenden Treibhaus. Das Klima erscheint uns bestens geeignet für Insekten und Farngewächse – weniger für uns.

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Alle 20 Kilometer halten wir an. Der Begleitfahrzeug-Kofferraum ist für uns wie ein Futterkorb um den wir uns immer wieder versammeln. Litschis und Bananen, salzige Erdnüsse und Schokokekse. Wir teilen im Schatten von Ölpalmen mit unseren kleinen Taschenmessern einen großen Marmorkuchen in handliche Stücke. Ameisen tragen freudig unsere Krümel davon.

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Wieder in den Sattel und weiter. Sonne und Strassenstaub malen uns dunkelbraun an. Tausendfaches, undurchdringliches Grün neben der Straße. Wenig Dörfer, wir sind fast die ganze Zeit allein unterwegs.
Unser Hotel könnte etwas Spachtelmasse und einen neuen Farbanstrich vertragen. Wir schieben die Räder in einen Meetingraum im 5. Stock, in dem Tommy auch gleich seine Reparaturwerkstatt aufbaut. Chinesisches Abendessen, nach dem Jan verspricht keinen japanischen Seidentofu mehr zu bestellen. Wir sind halt kulinarische, unbelehrbare Banausen. Im Dunkeln – nur angestrahlt von surreal bunten Weihnachtsbäumen bei 30° Grad, können wir die schönen Häuser des Städtchens mehr erahnen als genauer betrachten. Wir sind zufrieden mit uns und dem Tag, drücken noch etwas entnervt und vergeblich auf der ‚Aktualisieren‘ oder ‚Senden-Taste‘ verschiedener Websites herum. Das WiFi ist bereits schlafen gegangen. Das machen wir dann auch – nicht ohne die vorbereitete Kachel sorgfältig auf die Öffnungen im Badezimmer zu legen.

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