Erste Bergetappe

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Nanhua nach Xiangyun, 115 km, etwa 1.400 Höhenmeter

Eine lange Etappe bringt uns in Richtung Dali. In der letzten Ebene werden die Wohnhäuser größer und stattlicher. Chinesische Kleinstädte sind immer wieder gut für Entdeckungen.

Heute sind wir schon um acht Uhr im Sattel. Erst einmal nur zu viert, Carola hat eine Erkältung auszukurieren und Werner stößt später dazu. Wir sind recht schnell unterwegs, so dass ich von der schönen Passlandschaft gar keine Bilder gemacht habe. Die grüne Hügel, noch nebenverhagen, ergeben ein tolles Bild. Außer uns haben wir noch sieben weitere chinesische Radgruppen getroffen. Drei Jungs aus Shenzhen zum Beispiel: sie liefern sich beim Anstieg mit Renate ein Rennen – und verlieren. Ich freue mich, dass so viele Radler unterwegs sind, denn Radreisen war bis vor der Olympiade im Jahr 2008 eine echte Seltenheit im Lande.

Die Passhöhe auf über 2.400 Metern erreichen wir gegen ein Uhr, Mittagspause inklusive. Bei der schönen Abfahrt wird es langsam sehr warm. Immer wieder geht es vorbei an Seen und durch kleine Dörfer, ansonsten ist diese Gegend noch sehr unberührt. Erst in der Ebene, in der vor allem Reis angebaut wird, nimmt die Besiedlung zu. Wir befinden uns noch auf 2.000 Meter Höhe, das Licht ist fantastisch, die Ebene ist umgeben von höheren Bergen. Die Häuser werden stattlicher, hellgrün gekachelte zweistöckige Wohnhäuser mit großen, gewölbten Glasfensterfronten, oft mit Balkon oder Wendeltreppe zum Dach, sind gerade der letzte architektonische Schrei. Die traditionelleren Bauten sind mit Torbögen und Malereien verziert, wie man es aus dem nahe gelegenen Dali kennt.

Die letzten Kilometer ziehen sich, und wir sind froh, endlich am Zielort anzukommen. Bei einem Rundgang zeigt sich, wie vielfältig chinesische Kleinstädte sind: ganz in der Nähe gibt es von Friseuren über kleine Shops und Snackbuden bis hin zur modernen Einkaufsmeile mit Hochglanzgeschäften und Bäckereien alles Mögliche zu sehen. Trotzdem wird der Abend nicht allzu lang. Morgen erwarten uns 95 Kilometer, bevor wir in Weishan einen Ruhetag einlegen.


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Es wird geheiratet

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Nach Jishou, 47 km, es ist bedeckt

Nach den landschaftlich schönen, aber doch sehr anstrengenden Etappen der letzten Tage, haben wir uns entschieden, die einfache und möglicherweise einzige Route entlang der großen Straße einzuschlagen. Diesmal völlig Pannenfrei! Nach einer kräftigen Nudelsuppe und einigen Portionen kleiner Baozi geht es los. Die Landschaft ist schön und der Verkehr anfänglich wieder erwarten ziemlich moderat. Entlang der Straße werden einige der von der Miao-Minderheit bewohnten Dörfer zu Museen umgebaut. Das erste ist noch relativ verschlafen und am Beginn seiner Kariere als solches. Beim zweiten angelangt, werden wir direkt von der Straße weggefangen und offensiv aufgefordert das Dorf zu besuchen. Tim und Paul sind leider schon durchgefahren, wir übrigen entscheiden uns, auf das Angebot einzugehen. Und was soll ich sagen? Besichtigen heißt hier selbst aktiv werden. Das geht ungefähr so: unsere Führerin bringt uns zum Eingang des Dorfes, wo fünf traditionell gekleidete Damen ein Liedchen in Miao intonieren. Damit die ganze Sache nun weitergeht, sind wir aufgefordert ebenfalls zu singen, was wir nach einigem Zieren dann auch tun. Als nächstes bekommen wir ein natürlich ebenfalls traditionelles vergorenes alkoholisches Getränk gereicht, dann müssen wir alle eine Trommel schlagen und dann erst sind wir drin.

Als nächstes müssen sich zwei Teilnehmer (männlich und weiblich) für die nächste Miao-Sitte hergeben. Dabei geht es um die Harmonie zwischen Mann und Frau: Helmut und Luzie bekommen zwei Bambusstäbe in die Hände gedrückt, die sie am jeweiligen Ende festhalten müssen. Dann vollführt ein älter Mann irgendeinen „Zauber“ und die beiden Stäbe bewegen sich aufeinander zu bis sie sich berühren. Zu guter letzt dürfen Michael und Johannes um eine Braut knobeln, natürlich in traditionellen Gewändern (leider gibt es für die Hosen keine Gürtel…). Johannes gewinnt und wir sind alle Zeugen seiner kurzen Hochzeit mit einem stark verhangenen Miao-Mädchen, welches schnell aus einem Hinterzimmer gezogen und nach etwa zwei Minuten wieder dahin befördert wurde.

Nach all diesen aufregenden Erlebnissen kämpfen wir uns die letzten Anstiege hinauf. Holen Tim und Paul vom Bahnhof ab und begeben uns in unser heutiges Hotel.

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