Konfuzius sagt …

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017

Auf den Spuren von Konfuzius auf Schuster’s Rappen und auf dem Rad bei sonnigem Wetter.

Dieser Tag gehörte Konfuzius (551-479 v. Chr.). Keine andere Philosophie hat China in den letzten zwei Jahrtausenden mehr geprägt als die Lehre des Konfuzius. Sie war die orthodoxe Staatsphilosophie und Soziallehre. Zu Lebzeiten war ihm der Ruhm leider nicht vergönnt, denn in der politisch chaotischen Zeit in der Konfuzius lebte, in der alle Fürsten Chinas um die Vorherrschaft stritten, wollte niemand seiner Lehre Gehör schenken. Harmonie, Gerechtigkeit und Pflichtbewußtsein gegen über dem Volk war seinerzeit ziemlich out. Erst als sich die politische Situation wieder stabilisiert hatte und gefestigte Dynastien am Werk waren, erkannte man den Wert der konfuzianischen Lehre mit der sich die sozialen Verhältnisse prima einzementieren ließen. Also profitierten von der konfuzianischen Philosophie eigentlich erst Konfuzius‘ Schüler und Schülers Schüler.

Dennoch ging es Konfuzius und seiner Familie nicht wirklich schlecht. Konfuzius war Beamter im Staate Lu und ging nach einigen Jahren für lange Zeit auf Wanderschaft. Über die Gründe, warum er auf Wanderschaft ging, gibt es widersprüchliche Angaben in den Geschichtsbüchern. Sicher zu sein scheint, dass er in wenigstens fünf verschiedenen Fürstentümern als Gelehrter und politischer Berater tätig war. Möglicherweise wurde er von den kriegstreiberischen Fürsten immer wieder vor die Tür gesetzt, weil seine Predigten von Harmonie, Menschlichkeit und Gerechtigkeit nicht besonders gut ankamen.

An dem Ort wo einst Konfuzius Geburtshaus stand, befindet sich heute eine Tempelanlage von 22 ha Größe ihm zu Ehren. Es war recht auffällig wie viele Lehrer den Tempel besuchten, denn Konfuzius war ja selbst Lehrer und legte enorm viel Wert auf das Lernen. Nur durch lernen konnte man seiner Meinung nach ein Edler werden. Konfuzius ist somit quasi sowas wie der Urahn oder Schutzheilige der Lehrer. Kein Wunder, dass Lehrer kostenlosen Eintritt haben.

Gleich neben dem Tempel liegt die Familienresidenz der Familie Kong. Diese schlichte 463 Zimmer-Hütte ähnelt ziemlich einem kaiserlichen Palast. Von Bescheidenheit keine Spur. Konfuzius wurde posthum ja schließlich auch wie ein Kaiser verehrt. Und das sogar von den Kaisern. Selbst die dem Kaiser vorbehaltenen goldenen Dächer dufte er haben. So kann man es aushalten. Nur schade, dass Konfuzius den Rummel um seine Person nicht mehr mitgekriegt hat. Zweieinhalbtausend Jahre lang. Ob man in zweitausend Jahren noch Angela Merkel kennt oder Michael Jackson hört?

Die Grabanlage ist ein riesiger 2 km² großer wilder Garten. Man nennt ihn deshalb auch „Konfuzius Wald“. Hier wachsen unter anderem über 20.000 tausendjährige Bäume. Neben den Gräbern von Konfuzius und seiner Familie befinden sich hier hunderte von weiteren Gräbern in denen entweder Schüler oder Verwandte von Ihm liegen. Sogar frisch ausgehobene Gräber haben wir gesehen. Man sagt, dass etwa jeder vierte Einwohner von Qufu mit Konfuzius verwandt sei. Die Familie Kong kann wohl die längste Genealogie der Welt aufweisen. Es gibt heute noch Menschen, die in direkter Linie auf Konfuzius zurück gehen.

Ich muss sagen, für mich als Sinologen war es schon ein ehrerbietendes Gefühl am Grab des Konfuzius zu stehen. Eine tolle Sache, hier einmal gewesen zu sein.