Slava KPSS!

81. Tag, von Barabinsk nach Ubinskoe, 87 km. Von Igor Potapow.

Die Nacht im LKW-Fahrernest hat mich zur Erkenntnis gebracht, warum manche der Fahrer so schlecht gelaunt durch die Gegend jagen. Wir, auf der anderen Seite, machten uns guter Dinge auf den Weg und glitten auf der Autobahn Richtung Ubinskoe. Selbst die 15 km auf Betonplatten konnten den Tag nicht verderben!

Nach dem gestrigen Unwetter schien die Sonne heute wieder, manchmal hinter ein paar Wolken versteckt. Der Übergang zur Waldsteppe zeichnete sich immer deutlicher ab, auch die Anzahl der Bremsen stieg rasant in die Höhe.

Als wir gegen 15 Uhr im Dorf ankamen, konnten wir einen Sprung in die Sowjetische Atmosphäre machen, denn das Hotelgebäude, samt seiner Einrichtung, hatte sich bis heute nicht viel verändert, zumindest gab es hier kein Internet.

Eine Besonderheit des hiesigen Lebensstils ist, dass die wenigen Cafés, die es hier gibt bis 17 Uhr, und eins sogar bis 18 Uhr, aufhaben. Solche Kleinigkeiten können aber die Entschlossenheit der Radler nicht beeinflussen, weil es auch hier reichlich Bier gibt!

P.S.:  ah, ja! Und Slava KPSS klärt sich im nächsten Beitrag 🙂

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Klitschnass und trotzdem Spaß

80. Tag, von Tschany nach Barabinsk, 112 km. Von Igor Potapow.

Der schöne Morgen im verschlafenen Dorf an der Transsib hat uns nur Gutes versprochen. Gefrühstückt wurde in einer Raststätte 8 km weiter. Allmählich wurde es trüber und teilweise windiger bis mittags uns der Regen vom Picknick abhielt. Halbe Stunde im Bus hat die hungrigen Radler überzeugt, dass das Unwetter es ernst meinte und es besser war doch bis zur weiteren Raststätte weiterzufahren. Interessanterweise wimmelte es dort von lauter deutschsprachigen Touristen! Anscheinend gibt es einen Gegentrend von Flüchtlingen in Europa! ))) Und die Leute suchen nach gemütlichen Plätzchen selbst in Sibirien…

Gut erholt begaben wir uns in die graue Weite, wo uns vorbeifahrende LKW-Kapitäne spritzig begrüßen suchten. Schön eingeweicht kamen wir am späten Nachmittag in der 3. Raststätte an, wo wir den Anker warfen.


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Klein&fein

79. Tag, von Tatars nach Tschany, 60 km. Von Igor Potapow.

Die kurze Strecke, die wir zu erledigen hatten, versprach uns eine entspannte Fahrt und einen noch entspannteren Nachmittag. Und so war das. Ein kleines Geschenk zum Geburtstag unseres Peters!

Mal sonnig, mal bedeckt mit leichtem Gegenwind. Man hat ca. 40 km auf der Autobahn bei Mittag hinter sich, die rituelle Mittagspause im Grünen. Schließlich erreichten wir die ein wenig verschlafene Ortschaft Tschany. Einchecken, Fahrrad pflegen, und wir sind bereit die ruhige Atmosphäre des Dorfes zu genießen. Nach ausgelassenen Festlichkeiten waren wir dankbar, dass sich unsere Zimmer und weichen Betten nur auf dem 2. Stock befanden.


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Nichts – Stille!

78. Reisetag, von Kalaschinsk via Ivanosk nach Tatarsk, 111 km. Von Gerhard Leiser.

Nichts – Stille!
Mit dieser Überschrift ist der Blog für uns Radler schon zu Ende, aber ein Nichts und Stille in Sibirien benötigt dann doch für die Leser Erläuterungen:

Unser Goldstück Viktor hat für uns eine Alternativroute vorbereitet, die uns rund 60 km auf der großen Fernstraße ersparten.

Die Alternativroute war eine kleine Ortsverbindungsstraße – teilweise entlang des Om – nach Ivanosk. Der Asphalt war für russische Verhältnisse in Ordnung, wenn er auch nicht dem Standard der Fernstraße entspricht. Schnell war der Übernachtungsort Kalaschinsk hinter uns gelassen und wir hatten die Straße fast für uns allein. Alle 15 Minuten ein Auto war die Idylle für uns. Zwischen den weit auseinander liegenden Ortschaften war dann nichts. Nur flache Gegend, kein Hinweis auf Menschen. Kein unnatürliches Geräusch: keine Kreissäge, kein Motorengeräusch, kein Flugzeug, kein menschlicher Laut, kein Hintergrundgeräusch, an das wir uns in unserem Land schon längst gewöhnt haben.

Nur ein sanftes Vogelgezwitscher, sonst Nichts – Stille der Natur!

Fünf Minuten am Straßenrand stehen und lauschen – für mich eines der beeindruckendsten Erlebnisse der Reise bisher.

Der Rest des Tages ist schnell geschrieben: Irgendwann war die Fernstraße R 254 erreicht und wir radelten in den Oblast Novosibirsk. Damit sind wir erneut in einer neuen Zeitzone angekommen – so begann das erste Spiel der deutschen Fußballer für uns um 22:00 Uhr. Unsere Übernachtungsziele werden immer trister, aber das ist ein Thema für einen der folgenden Beiträge.


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Der Allerwerteste

77. Tag, von Omsk nach Kalachinsk, 90 km. Von Gerhard Leiser.

Der Ruhetag mit der kurzen Stadtführung durch Omsk hat uns allen gut getan. Doch heute ging es weiter in den Osten. Die Stadtausfahrt aus Omsk war wenig aufregend, da sich Dank des Samstages der Autoverkehr noch relativ gemäßigt zeigte.

Bald hatten wir das sibirische Tiefland wieder um uns, mit jedem Kilometer Entfernung von Omsk wurde der Verkehr auf unserer kleinen Straße ruhiger, da es heute möglich war, die große überregionale Straße nach Novosibirsk, unserer nächsten großen Stadt, mit dem vielen LKW-Verkehr zu vermeiden.

Von unterwegs gab es wenig zu berichten, da können wir uns einer der nicht gestellten Fragen der Blogleser zuwenden: „Wie kann man so weit Rad fahren, ohne dass der Allerwerteste leidet?“

Nein, keiner von uns hat Wasserblasen am Hintern oder eine Hornhaut. Auch die Zeiten, als man ein Stück rohes Fleisch in die Hose stopfte und es weichritt und so die Sitzfläche schonte, sind vorbei. Die moderne Sportkleidung hat auch die gepolsterte Radhose geschaffen, die wir alle, jeder von seinem bevorzugten Hersteller, tragen.

Effektiv sitzt die Mehrheit dann auf einem Ledersattel, der sich für die meisten als beste Lösung für lange Strecken erwiesen hat. Zugegeben, bei dem heutigen Angebot ist es nicht leicht, den individuellen perfekten Sattel zu finden. Ledersättel müssen zudem einige 100 km der eigenen Anatomie angepasst = eingefahren werden bis sie richtig auch für weite Distanzen zu verwenden sind.

Dank des Zweiklangs aus Radhose und passendem Sattel überlebt das Hinterteil auch lange Tagesetappen. Falls es doch nötig ist, kann die Haut durch Vaseline, Hirschtalg oder diverse andere Salben aus der Apotheke zusätzlich geschützt werden.

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Sibirienharte pyramidale Silber-Pappeln am längsten Nebenfluss der Erde

Bilderbuch vom Ruhetag am 76. Reisetag in Omsk an einem sonnigen sibirischen Sommertag. Von Peter Frenzel.

Omsk (Омск) als Hauptstadt der Oblast Omsk darf sich mit 1.2-1.3 Mio Einwohnern selbstbewußt Großstadt nennen. Wir bummeln am heutigen Ruhetag in der siebtgrößten Stadt Russlands. An der Wirtschaftskraft gemessen ist Omsk sogar die viertgrößte.

Hier fließt die Om (Омь) nach 1091 km in den Irtysch (Иртыш, kasachisch Ертіс / Ertis). Der wiederum ist ein 4248 Kilometer langer linker Nebenfluss des Ob in China, Kasachstan und Russland. Er soll damit der längste Nebenfluss der Erde sein.

Geografisch sind wir schon fast in der Mitte Russlands angekommen (54° 58′ N, 73° 23′ O, hab ich im WWW gefunden), aber im Süden nahe der Grenze zu Kasachstan. Die „Location of Omsk on a map“ kann man(n) u.a. hier gut sehen.

Wir treffen uns um 11 Uhr zu einem gemeinsamen Stadtrundgang. Kristina erklärt uns in bestem Deutsch Wichtiges über ihre Stadt und beantwortet unsere Fragen.
Wir starten am Hotel „Brick Walls“ in der Uliza Lenina, der – laut Kristina – schönsten Straße in Omsk. Hier ist der sehr aufwendig restaurierte und renovierte historische Kern der Stadt (u.a. mit großzügiger Unterstützung von Gazprom – kommt euch das auch irgendwie bekannt vor?).

„Omsk wurde 1716 vom Trupp des deutschstämmigen Oberstleutnants der Russischen Armee Johann D. Buchholz als Grenzfestung für den Schutz Russlands gegen Überfälle aus dem Südosten gegründet, aber auch als Stützpunkt für die weitere Erschließung Sibiriens. Unter Einfluss des Oberbefehlshabers Iwan Iwanowitsch Springer entstand auf dem östlichen Ufer des Irtysch 1768 eine für die damalige Zeit moderne Festung mit Mauerwerk. Diese verhalf Omsk dazu, als militärisch-strategisch wichtiger Stützpunkt fortzubestehen. Seit 1782 ist Omsk eine Stadt. Im 19. Jahrhundert war Omsk Verbannungsort für Dissidenten, wie zum Beispiel Fjodor Dostojewski und die Dekabristen.“, kann man bei Wikipedia nachlesen und noch viel mehr. Aber das tut ihr sicher sowieso selbst.

Vor zwei Jahren feierte die Stadt also ihren 300. „Geburtstag“. Die Transsibirische Eisenbahn verhalf auch Omsk zu starkem Wirtschaftswachstum. Der Irtysch verbindet nördlichere Städte in der Taiga mit Omsk. Schifffahrt gibt es zur Zeit aber eigentlich kaum.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde hier in der „Fabrik Nr. 174“ (dem „Woroschilowwerk“) unter anderem der legendäre Panzer T-34 gebaut. Die Fabrik gibt es nicht mehr, aber einen kleinen Park mit Produkten von damals. Wegen der Militär- und Raumfahrtindustrie war auch Omsk nach dem Zweiten Weltkrieg eine geschlossene Stadt, zu der Ausländer keinen Zutritt hatten.

Omsk hat 4 Universitäten, 20 Hochschulen und mehr als 40 Forschungsinstitute. Viele junge Menschen studieren hier, finden danach aber nur schwer Arbeit und wandern nach Novosibirsk, Moskau oder Sankt Petersburg ab. Dafür ziehen viele Russen aus Kasachstan aufgrund der dortigen Situation in die Omsker Oblast. „Im Gebiet rund um Omsk findet man bis heute viele Russlanddeutsche, zum Beispiel im Deutschen Nationalkreis Asowo, die in den Kriegsjahren aus der Wolgaregion nach Sibirien und anderen Teilen der Sowjetunion verbannt wurden. Zahlreiche Dörfer unweit von Omsk … wurden von Russlandmennoniten gegründet; dort lebt heute noch eine große Zahl dieser Plattdeutsch (Plautdietsch) sprechenden Mennoniten. “ (Wikipedia)

Nochmal Wikipedia: „Omsk ist ein Kunst- und Kulturzentrum und besitzt eine sehenswerte Altstadt mit Fassaden aus mehreren Jahrhunderten. Die Nikolaus-Kathedrale (1838–1840) von Wassili Stassow sowie die Eisenbahn-Akademie von Frederik Lidwal, der in Sankt Petersburg das Grand Hotel Europe errichtete, sind einige Beispiele einer architektonisch durch und durch interessanten Stadt. Beispiele moderner Architektur sind das Musiktheater in Form einer Sprungschanze oder das Handelszentrum aus den 1980er-Jahren.“
Wir besichtigen die 2007 wieder errichtete Mariä Himmelfahrt Kathedrale (Успенский кафедральный собор).

Omsk hat 83 Bibliotheken, neun Museen und mehrere Theater. Das älteste, das Schauspielhaus, ist über 130 Jahre alt. Auch die Philharmonie und der russische Volkschor haben über die Grenzen Sibiriens hinaus einen guten Ruf.

Im Eckhaus Partizanskaja / Lenina wohnte 1919/20 Jaroslav Hasek, der Autor des „Braven Soldaten Schwejk“.

Die Omsker Gemäldegalerie im prächtigen Gouverneurs-Palast (1859 – 1862) „Michail Wrubel“ zeigt Werke von Wrubel, Ilja Repin u.v.a.m. Im Archäologischen und Völkerkundemuseum gibt es ebenfalls ein Mammutskelett anzuschauen. Wir hatten leider nicht so viel Zeit.

Kristina erzählt von den Bemühungen des russisch-deutschen Agronomen, Dendrologen, Genetikers und Selektionsforschers Herbert Gense (1904-1997) kanadische Pappeln an das raue sibirische Klima anzupassen. Auch in der Uliza Lenina wachsen heute diese noch kleinen pyramidalen Silber-Pappeln.

Sportliche Höhepunkte sind Eishockey (HK Awangard Omsk gehört übrigens wie der FC Chelsea dem Milliardär Roman Abramowitsch) und drei verschiedene jährliche Marathonläufe, darunter der SIM, der Siberian Ice Marathon (sog. Omsker Weihnachtsmarathonlauf). Da wird bei Temperaturen um −20 °C und darunter gelaufen! Am Start waren sogar Läufer aus Kenia.

Omsk hat 14 internationale Partnerstädte, aber (noch) keine in Deutschland. 2016 wurde das Kultur- und Geschäftszentrum „Russisch-Deutsches Haus // Omsk“ in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten eröffnet. Dort werden insbesondere Sprachkurse für alle Altersgruppen angeboten und dort arbeitet auch Kristina aktiv mit.

Bilderbuch auf:

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Omsk

Tag 75, 148 km von Tjukalinsk nach Omsk, starker Wind aus der falschen Richtung. Von Oliver Schmidt.

Wind aus der falschen Richtung, grober Straßenbelag und gehetzte Autofahrer machen diesen Tag zu etwas ganz Besonderen und wir können alle die große Freude nicht verhehlen ein weiteres wichtiges Etappenziel erreicht zu haben – Omsk.

In Omsk erwartet uns schon Igor, der neue Reiseleiter, dem ich das Reiseleiterrad hiermit offiziell übergebe. Er wird die Weltreisenden bis nach Krasnojarsk begleiten. Ich selbst mache mich nun auf in meine Zweitheimat Kamtschatka, wo ich den Sommer mit meinen Gästen beim Besteigen von Vulkanen und Durchstreifen von abgelegenen Naturparks und heißen Lavahöhlen verbringen werde.

Es war mir eine große Freude knapp 3000 Kilometer mit den vier Teilnehmern und Viktor, unserer guten Seele, von Nizne Novgorod nach Omsk, durch mein geliebtes Russland zu reisen. Ich wünsche Euch eine glückliche Weiterreise und freue mich die meisten von Euch in Laos wiederzusehen. Alles Gute und Shastlivovo Puti! Euer Oliver


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Durch das schlafende Land …

Tag 74, 134 km von Abatskoe nach Tjukalinsk, wechselhaft und grün. Von Oliver Schmidt.

Das heutige Wetter ist wechselhafter als im April und bietet alles … wärmende Sonne und peitschenden Regen innerhalb weniger Minuten. Der zahlreiche Schwerlastverkehr ist meistens erstaunlich rücksichtsvoll, kein Wunder, sind wir doch wieder ein Thema im Äther der Truckerwelle und die Fahrer sind gewarnt, dass deutsche Radfahrer bereit sind um jeden Zentimeter zu kämpfen. Oft siegt allerdings der Klügere …

Trotz aller Wetterkapriolen meint es unser Freund -der Wind- gut mit uns und bläst stetig gen Osten und uns zügig dem Tagesziel Tjukalinsk entgegen.

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E 30 aka Sibirskie Trakt

Tag 73, 73 km von Ischim nach Abatskoe, Regen in Westsibirien kann auch schön sein …Von Oliver Schmidt.

Die ganze Nacht trommelt heftiger Platzregen auf das Blechdach unserer Unterkunft und wir verschieben die Abfahrt am heutigen Morgen solange bis es Mittag ist … wir können es uns leisten, denn heute liegen nur knapp 70 Kilometer vor uns. Wunderbar, nach dem Frühstück nochmals ins angewärmte Bett zu verschwinden …

Das heutige Gelände ist anspruchslos, mitnichten aber langweilig. Abermals Mischwälder, Weideflächen, ausgedehnte Agrarflächen und wieder spannende Gerüche. Heute liegt vorrangig Kuh und deren Ausscheidungsprodukte in der Luft.  Das weckt Erinnerungen an meine Kindheit auf dem Lande, durchweg positive Assoziationen … die nicht alle Mitreisenden teilen können.

Die Versuche die dicht befahrene Magistrale, die mittlerweile E 30 genannt wird, zu umgehen endet an aufgeweichten Feldwegen, von denen die Einheimischen behaupten diese Pfade selbst mit dem Traktor nur ungern zu befahren.  Dafür ist das Dorf malerisch (zumindest für Touristen, die mal eben mit dem Fahrrad hindurch fahren und mit den Einheimischen ein paar Worte wechseln) und hinter dem Mond (für die Einheimischen, die ein paar Worte mit komischen Touristen wechseln und sich wundern wie man auf die Idee kommen könnte die gute Hauptstraße zu verlassen).

Abatskoe, das Tagesziel, ist Kreiszentrum, ein großes Dorf im topfebenen Westsibirien, ein Steinwurf von der kasachischen Grenze entfernt, Raststation vieler LKW-Fahrer, die wochenlang unterwegs sind und unser Zuhause für ein paar Stunden, die wir uns in der lokalen Banja und im hervorragenden Truckstop-Restaurant versüßen.

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Stalin in Sibirien

Tag 72, 90 km vom Golyshmanovo nach Ischim, flach und schön. Von Oliver Schmidt.

Weltreiseradleralltag. Das perfekte Asphaltband zieht sich kilometerweit durch lichte Wälder, die Lerchen balzen im Unterholz, es duftet nach dem Harz der Kiefern und frischem Gras nach kurzem Sommerregen. Jeder hängt seinen Gedanken nach, winkt gelegentlich einem Hirten oder einer Babuschka am Straßenrand, und die Zeit vergeht wie im Flug.

Ischim, unser heutiges Tagesziel, wartet noch mit einer kleinen Überraschung auf, die es so mittlerweile auch in Russland selten gibt. Wir finden hier eine Büste jenes Mannes, der das 20.Jahrhundert wie kaum ein Zweiter prägte, geschätzte 20 Millionen Menschen auf dem Gewissen hat und Abermillionen Deportationen veranlasst hat – Generalissimus Josef Stalin. Die Blumen am Denkmal sind frisch … und die Erinnerungen eindeutig verklärt.


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