Taiga

91. Reisetag, 133 km von Atschinsk nach Dorf Sukhaja. Von Igor Potapow.

Nach dem guten Frühstück in Aurora Hotel waren wir bereit für die Abfahrt Richtung Krasnojarsk. Die Stadt Atschinsk lag durch das nächtliche Gewitter frischgewaschen in Sonnenlicht immer noch verschlafen. Es war ja Samstag.

Die Strecke, die wir vor uns hatten schien einfach zu sein: nur die Schnellstraße P 255 entlang, das Ziel liegt nur 130 km entfernt.

Es stellte sich bald heraus, dass die Hügel langsam höher wurden, die Schwüle blieb auch und der Rückenwind von gestern sich anders überlegte. Tja! Man musste trotzdem weiter. Verglichen mit dem Surfen von gestern war das heute etwas mühsam.

Man muss aber sagen, dass die Landschaft doch interessant und abwechslungsreich war. Da tauchten immer mehr Nadelbäume, Birkenzweigeverkäufer (die man für russische Sauna benutzt) und auch manche Wildtiere leider nur ausgestopft (eine Art sibirischen Gartenzwerge, die einfach auf dem Straßenrand verkauft werden). Es waren ein Paar kleinere Flüsse, die mit ihrer Frische lockten und es nicht schufen uns vom Weg abzubringen.

Das Hotel an der P 255, wo wir abends doch ankamen hieß BerlogaHome, was Bärenlager-Home bedeuten sollte. Auf Waldhütte gemacht war es aber sehr komfortabel. In manchen Zimmern gab es sogar eigene Saunas, was natürlich auch später ausgenutzt wurde. Es gab gleich eine Runde Ankunftsbier, Dusche und gutes Essen und die Vorfreude auf die morgige Kurzfahrt bis Krasnojarsk.


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Segelradler

90. Reisetag, 144 km von Tjaschinsk nach Atschinsk. Von Igor Potapow.

Dass Erholen gut tut weiß man ja. Aber dass es SO gut tut habe ich erst heute mitbekommen. Oder war es das gestrige Fasten? Wie auch immer… So flott und spaßig wie heute war das Radfahren für mich noch nie!

Die ersten 30-40 km waren durch verdeckte Sonne und eine angenehme Brise recht erfrischend. Die Landschaft spielte heute auch mit: es wurde flacher als in den letzten drei Tagen und die Anzahl der Abschnitte, wo es bergab ging, war deutlich höher als denen, wo man sich beraufschwitzen musste. Wie das wohl möglich war, bleibt ein sibirisches Geheimnis…

Später gesellte sich noch der Rückenwind dazu, sodass eine lange und mühsame Tagestour doch zu einem Sprintmarathon wurde))) Durchschnittlich 23-24 km/h, oft über 30 km/h, und das stundenlang!

Selbst die berühmte sibirische Hitze war gut zu ertragen. Erst als wir an die Stadt näher glitten, hatte man mehr davon.

Unser heutige Hotel Aurora hat sich zwischen den alten Plattenbauten versteckt, war aber trotzdem leicht zu finden. Und zum Schluss entdeckten wir noch einen guten Pizzaladen, wo es ausnahmsweise eine sehr schelle Bedienung und gediegenes Essen gab.

So sollte es eigentlich jeden Tag weitergehen. Da waren wir uns schon einig.


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Erholungsfahrt

89. Reisetag, 62 km von Mariinsk nach Tjaschinsk. Von Igor Potapow.

Endlich war das heute eine humane Strecke nach all den Torturen der letzten Tage. Wobei die schwüle Hitze wollte nicht nachlassen. Immer noch die 30 Grad im Schatten! Wo ist der seit Tagen versprochene Regen?

Zwei kurze Pausen und wir kamen schon ohne etwas Bemerkenswertes in Tjaschinsk an. Nettes Städtchen an der Grenze mit der Krasnojarsker Region. Das kleine Hotel oberhalb einer Bank war eine gute Überraschung was Komfort anging.

Gott sei Dank gab es im Dorf keine Cafes! Und die einzige Kantine war kaum zu beachten. D.h. keine vergeudete 3-4 Stunden diesmal ;))) Dafür aber ruhiger Abend mit frühem ins Bett gehen…


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Tag der Rekorde

Tag 88, Kemerowo – Mariinsk, 172,5 km. Von Gerhard Leiser.


Schon früh verließen wir unser schickes Hotel „Time“ nach einem reichhaltigen Frühstück unweit des Flussufers des Toms, um uns auf einen Tag mit ungewisser Entfernung zu machen. Die Aussagen zur Tagesstrecke schwankten zwischen 140 km und 170 km.

Zuerst galt es jedoch den Tom (ein großer Nebenfluss in Rheinbreite des Obs und bei uns völlig unbekannt) zu überqueren und das Hochufer zu erklimmen, das uns schon die ersten Hinweise auf die Topographie des Tages gab. Unweit von dort wird aus dem bekannten Kusnezker Becken Steinkohle im Tagebau gefördert, entsprechend viel Staub liegt in der Luft und auch bald auf unserer Haut und Kleidung.

Auch dieses Gebiet haben wir bald hinter uns gelassen und wir erreichen erstmals die Taiga. Nadelbäume (Tannen, Fichten, Kiefern) mischen sich mit Birken, das Unterholz ist hoch, mit unterschiedlichen Gräsern, Büschen, Stauden, darunter auch zahlreich mit dem Riesenbärenklau (Herkulesstaude) bewachsen. Wege in das üppige Grün gibt es praktisch nicht, eindringen sollte man sicher nur mit Vollschutz und Machete.

Die Straße windet sich in Kurven nach links und rechts und zu unserer wachsenden Freude auch nach oben und unten. Eine Abwechslung für das Auge und den Radler nach der Ödnis in der Ebene des Tieflandes. Irgendwie erinnert mich die Landschaft streckenweise an den bayerischen Wald, nur wie alles in Sibirien, größer und weiter.

Nach rund 100 km haben wir eine Hochebene erreicht, auf der auch wieder Landwirtschaft betrieben wird. Der Schatten der Bäume wurde ersetzt durch die Sonne, die mit voller Wucht vom wolkenlosen Himmel strahlt, schnell klettert das Thermometer weit über 30° C. Der Asphalt der Straße leidet und klebt beim Überfahren. Überholt ein LKW, hört es sich an als ob die Straße nass ist. Der Wind bringt keine Kühlung, sondern bläst eher von vorne.

Ein spätes Mittagessen gibt es in einer der Fernfahrergaststätten, die hier immer seltener und spartanischer werden. Bald fordern die Strecke und die Wärme ihren Tribut, nach und nach füllt sich Viktors Bus mit Rädern und Radlern und der Wasservorrat schwindet.
Ein besonderer Reiz ergibt sich wenige Kilometer vor dem Ziel in Mariinsk, eine geschlossene Bahnschranke blockiert die Weiterfahrt des Busses für knapp 50 Minuten, so dass die Durchradler (Stefan, Peter, der einen persönlichen Entfernungsrekord zurückgelegt hat – Gratulation! und Gerhard) zeitgleich mit dem Bus im Hotel ankommen. Fußgänger und Radler haben an Bahnübergängen Sonderrechte und können jederzeit die Gleise queren, wenn nicht gerade der Zug vorbei donnert.

Da abends um 20 Uhr die Gärten, die zu jedem Haus in Sibirien gehören, gewässert werden, gibt es kein Wasser bzw. keinen ausreichenden Wasserdruck um den Dreckschweiß des Tages abzuwaschen, so gibt es im Wortsinn: „Schmutzbier“ und die Dusche später.

Am Ende zeigt der nicht geeichte Tacho eine Gesamtstrecke von 172,50 km mit 1317 Höhenmetern, die bisher längste Etappe der Radweltreise bei Tagestemperaturen von jenseits von 30°. Ein Beweis, dass es in Sibirien im Sommer richtig heiß werden kann.

Um so weite Strecken zu radeln, hilft nur irgendwann: „Hirn ausschalten, Augen zu und durch“, die Glücksgefühle werden dann später frei.


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Uferpromenadentag

87. Reisetag, 99 km von Jurga nach Kemerovo. Von Igor Potapow.

Halb in Tanz geschlafen aßen wir gemeinsam unser Frühstück in dem selben hochgeschätzten Nachtclub. )))

Und bei schönem Wetter ging es los Richtung Kemerovo entlang des Tom Flusses mal näher mal weiter ins Innere. Kein Vergleich zu P 255! Wunderschöne Landschaften, entspanntes Verkehr, ruhige Dörfer.

Bei der Ausfahrt von Jurga fuhren wir an einem Militärcamp vorbei. Die schienen nicht so sehr durch die Invasion von NATO- Fahrradtruppen beeindruckt zu sein, deshalb rollten wir weiter gen Osten.

Dadurch dass die Landschaft so schön hügelig wurde, hat sich auch das Fahrgefühl wesentlich geändert. Es gab zwar immer noch flache Stellen, aber es kamen noch mehr und mehr An- und Abstiege. Wobei die letzteren meine immer mehr wachsende Zuneigung gewannen.

Das Ankommen in eine Industriestadt ist immer ein besonderes Vergnügen. In Kemerovo war das noch dadurch verstärkt, dass das Industriegebiet rasant in eine lebendige und interessante Großstadt überging.

Aufgefrischt gingen wir abends auf die schicke Uferpromenade mit vielen Spaziergängern, Fünfsterne-Hotels und dezenten Cafes in den Nebenstrassen, wo wir uns niederließen und den Tag lecker abschließen.


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Ein Marathon

86. Reisetag, 160 km von Korpysak nach Jurga. Von Igor Potapow.

Ausgeruht am Badeort Karpysak, hatten wir genug Energie für die kommende Etappe getankt. Der Tag war genau richtig dafür, denn die Strecke bis Jurga war um die 160 km lang. Die ersten 8 km auf der asphaltierten Straße waren gut, aber kurz. Dann kam die lustige Abfahrt über die Transsibgleise und über einen Fluss. Im Dorf auf der anderen Seite haben wir dann ein paar Kühe und Pferde angetroffen. Ach ja, und ein paar Dorfbewohner vor einem Laden, die so früh am Morgen etwas Wichtiges zu besprechen hatten.

Ab dann ging es wieder auf einer entspannten Landstraße weiter, insgesamt 43 km Aufwärmung bevor es auf der P255 richtig hart zuging! Je weiter wir radelten umso stressiger wurde es. Wilder LKW-Fahrer, Baustellen, Staub und die sibirische Hitze!

Und dennoch haben wir es geschafft! Als Belohnung konnten wir unsere Räder in einem Nachtclub nebenan abstellen und durften bis spät in die Nacht die dort gefeierte Abi-Abschlussparty mitanhören…


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Der Kohlweißlingtag

85. Reisetag, 60 km von Novosibirsk nach Korpysak. Von Igor Potapow.

Schön! Schön war das in Novosibirsk, in der Hauptstadt Sibiriens! Und trotzdem muss man weiter. Schon ruft uns der Weg gen Osten. Und am sonnigen Sonntag, allen Wettervorhersagen zum Trotz, können wir gemütlich weiterfahren. Da die Strecke recht kurz ist, legen wir erst um 10 Uhr los.

Ungleich der Anfahrt, war die Ausfahrt ganz gemütlich, obwohl der Sonntagsverkehr nicht ganz so entspannt war wie erwartet.

Die Bewohner der Stadt haben sich speziell zu diesem Anlass was einfallen lassen, und zwar den 125. Jubiläumstag von Novosibirsk zu feiern. Und selbst dieser Aufwand ihrerseits konnte uns nicht überzeugen noch einen weiteren Tag dort zu verweilen…

Und so schickten sie uns das Beste hinterher, was sie hatten – unzählige, feierlich weiß gekleidete Schmetterlinge!!! So etwas haben wir noch nicht erlebt!

Die Landschaft wurde auch immer schöner: es kamen waldbewachsene Hügel und endlich waren auch Kiefern zu sehen!

Das gemütliche Hotel am Rande des Korpysakdorfes war eine gute Überraschung. Nach der kurzen Mittagspause testeten wir das sibirische Badeangebot. Ah ja, was habt ihr euch gedacht? So wie es die Reiseagentur uns versprochen hatte, gab es hier auch einen Strandurlaubbonus. ))) Man muss ja nicht immer dafür in die Türkei fahren…

Zauberhaft war dieser Tag! Hoffentlich werden die heute geschöpfte Kraft und innere Ruhe auf die Marathonstrecke morgen mitnehmen können.


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Rasantes Wachstum vom Neuen Dorf zum Neuen Nikolajewsk bis zum Neuen Sibirien

Bilderbuch am 84. Reisetag in Nowosibirsk an einem sonnig-warmen sibirischen Sommertag. Von Peter Frenzel.

Vor Wochen tauchte der Name Nowosibirsk zum ersten Mal auf den Entfernungsschildern an der Autobahn auf. Mit 4-stelliger Entfernungsangabe! Dann folgten bald dreistellige, aber immer noch mit einer 8 oder 7 am Anfang. Seit gestern sind wir nun hier (55° 2′ N, 82° 55′ O), in der Hauptstadt Sibiriens.

Bei unserem Stadtrundgang begleitet uns Elena und wir merken sofort, daß sie ihre Geburtsstadt fest ins Herz geschlossen hat. Wir erfahren eine Menge über die Geschichte und die Stadt heute. Sie betreut oft deutsche Touristen und spricht perfekt deutsch.

Alles begann mit dem damals notwendigen Bau einer Eisenbahnbrücke über den Ob. Der ist hier immerhin 800 bis 1000 Meter breit. Es gab nur Wald soweit das Auge blickte, aber die Gegend wurde mit der Transsibirischen Eisenbahn (Transsib) sehr schnell besiedelt. Das ging schneller, als z.B. in Chicago, sagt Elena stolz. 1917 hatte die Stadt schon 80.000 Einwohner, Ende der 1960er Jahre schon über 1 Million. Zuerst hieß die Siedlung u.a. Nowaja Derewnja (Neues Dorf) bis sie 1903 Stadtrechte und den Namen Nowonikolajewsk (Новониколаевск, nach dem Namen des letzten Zaren Russlands) bekam. 1926 wurde sie schließlich in Nowosibirsk (Новосибирск, „Neues Sibirien“) umbenannt. Morgen wird hier ganz groß der 125. Geburtstag gefeiert. Leider ohne uns, denn wir sind dann schon wieder auf Radeltour. Heute hat Nowosibirsk 6 Brücken über den Fluß und hier leben 1,5 Millionen Menschen aus über 90 Nationalitäten, davon über 90% Russen und u.a. auch 60.000 „Russland-Deutsche“. Der Altersdurchschnitt liegt um Mitte Dreißig! Nowosibirsk ist die drittgrößte Stadt Russlands und die größte in Sibirien (dem „Schlafenden Land“).

Wir bummeln durch die Metropole, an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei und fahren auch ein Stück mit der Metro, dem Trolleybus und der Straßenbahn. Zuerst besuchen wir den wunderschönen Bahnhof. Allein hier müßte man(n) sich lange aufhalten, um alle Details ansehen zu können. Hier halten die Züge der Transsib und auch der Turksib (Туркестано-Сибирская железная дорога, Турксиб, eine zwischen 1927 und 1931 zur Anbindung von Sowjetisch-Turkestan – heute Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan – an die Transsib gebaute Eisenbahnstrecke.

Mitten im Stadtzentrum steht seit kurzem wieder die kleine Kapelle St. Nikolai. Sie ist eines der Wahrzeichen der Stadt, wurde 1915 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Romanow-Dynastie errichtet und gilt als Symbol für den geographischen Mittelpunkt des Russischen Reiches. Zwischendurch stand an der Stelle ein Stalin-Denkmal. Schräg gegenüber steht das Gebäude des deutschen Konsulats für Sibirien.
Der geographische Mittelpunkt des heutigen Russlands soll sich aber inzwischen nach Krasnojarsk verschoben haben. Wir werden das dann dort nachprüfen. ?

Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist das Akademische Opern- und Ballett-Theater. Es hat eine 900 Quadratmeter große Bühne. Eine echte Herausforderung für die Künstler/innen, mit ihren Stimmen das Publikum zu erreichen! Elena hat dort im Kinderchor gesungen und war an einer Othello-Aufführung beteiligt! Gage: 2 Rubel pro Auftritt, was damals für sie eine Menge Geld war. Leider lief die Vorstellung nur einmal im Monat, bedauert sie noch heute.

Die vor wenigen Jahren restaurierte Alexander-Newski-Kathedrale war zur Bauzeit das erste Steinhaus der Stadt. An den Ufern des Ob-Stausees wurde 1957 die „Stadt der Wissenschaft“ Akademgorodok gebaut. Sie liegt ca. 30 km südlich vom Stadtzentrum entfernt. Natürlich gibt es viele Bildungs- und Kultureinrichtungen, Museen und so weiter. Eine Besonderheit soll hervorgehoben werden: Die Violinschule, die internationale Größen wie Vadim Repin hervorbrachte. Alles und noch viel mehr über Novosibirsk findet ihr bestimmt alle im „WWW“ mit der Suchmaschine eurer Wahl.

Bilderbuch auf:

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Wochenende bei Sommersonnenwende

83. Reisetag, 137 km von Tschulym nach Novosibirsk. Von Igor Potapow.

Der lang ersehnte Tag ist endlich gekommen! Die Fahrt nach Novosibirsk und der letzte Tag des siebentägigen Marathons.

Wie üblich war der Morgen etwas verschleiert und angenehm frisch. Im Laufe des Tages ist die Temperatur bis ca. 30 Grad gestiegen, und da waren wir mitten im Sibirischen Sommer (genauso wie man es sich vorstellt).

Eine schöne Überraschung war es zu entdecken, dass es den Transsibirischen Fahrradweg tatsächlich gibt! Da hat man 8-9 m Fahrradspur nur für sich und lässt sich von den vorbeifahrenden Fahrern neidisch angucken… )))

Langsam wurde auch die Großstadtnähe spürbar: mehr Ortschaften, mehr Verkehr.

Gepicknickt wurde etwa 30 km weit von Novosib am Birkenhein. Als wir uns der Stadt näherten wurde es richtig heiß! Und die lange Anfahrt, eingehüllt in Staub und Abgase des Freitagsverkehrs, war nicht so angenehm wie man es sich wünscht. Dazu hat unser hochgeachtetes Navi uns nicht die kürzere Strecke verraten wollen, sondern drückte uns eine zusätzliche Stadtführung auf.

Immerhin schafften wir es bis zum Hotel, wo auf uns die zwei neuen Teilnehmer der Radweltreise, Karin und Martin, warteten! Und natürlich schwer verdientes Bier!!!

P.S.: als wunderbaren Abschluss des Tages gab es ein üppiges Abendessen im traditionell eingerichteten Lokal. Da konnten wir endlich das richtige Kwas probieren.


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Radeln in den sibirischen Sommer mit Reiselektüre auf dem Росавтодор

82. Reisetag, 90 km von Ubinskoje nach Tschulym, sonniges Sommerwetter, helfender Seiten- bis Rückenwind. Von Peter Frenzel.

Sonnenwende / Sommeranfang, auch in Sibirien. Endlich.
Gerhard entdeckt unterwegs einen munter krabbelnden Maikäfer am Straßenrand. Mitten im Juni!

Wir radeln weiter über die „P254“ Richtung Novosibirsk. „Kilometerfressen“. Heute bis zum Motel („Bei Tatjana“) unmittelbar neben der Autobahn nahe Tschulym. Kurz vorher gratulieren wir Igor zum 500. Kilometer seit Omsk. Ist schließlich seine erste so lange Radtour.

Was macht mensch eigentlich so Tag für Tag während der im wesentlichen geradeaus rollenden Radelstrampelei?
In der Gegend um(her)schauen, Felder, Wälder, Wiesen, Seen und Tümpel vorbei“fliegen“ lassen, gigantische wandernde Wolkenformationen bestaunen, dem Kuckuck und anderen Vögeln lauschen (während kurzer autofreier Phasen), den vorbeirumpelnden langen Güterzügen der nahen „Transsib“ zuhören, sich über Entgegenraser ärgern …, aber das hatten wir ja schon.
Was noch? Na – lesen! Nun könnte man(n) ja theoretisch auf die Klett-Teile auf dem Deckel der wasserdichten (Achtung! Sponsorenwerbung!) MSX-Lenkertasche ein Buch „kletten“ oder in einen dafür passenden Klarsichteinschub schieben, aber erstens ist grad kein Buch mit Klettstreifen zur Hand, der eBook-Reader liegt im Koffer und ein Klarsichteinschub wurde nicht gesponsort. ?
Ich kauf mir einen, wenn ich im März 2019 wieder zu Hause bin. ?

Alternative: „Lesestoff“ an der Straße mit Rückblick auf frühere Tage und Aktuellem von heute.

In manchen Orten stehen alte Postsäulen mit Entfernungsangaben, z.B. wie weit es von hier eine Postkarte mit der Postkutsche bis Moskau oder St. Petersburg hätte. Die Maßeinheit der Zahl ist entweder Werst (ca. 1,09 km) oder Kilometer (= 1000 m), mal so mal so.
Die Fotos dazu in der Galerie wurden am 6. Juni in Kamyschlow aufgenommen.

Eine nette Geste sind die öfter aufgestellten Stelen mit den zwei Worten „Stschaslivovo Puti!“ = Gute Reise oder Glücklichen Weg, was uns auch schon ganz viele Menschen hier zum Abschied wünschten. Bolschoi Spassibo – Vielen Dank!
Andere Säulen heißen uns herzlich willkommen („Dobro Poschalowatch!“). Hallo und danke, aber wir müssen noch weiter!

Am Waldrand erinnern Schilder daran, daß der Wald Besitz der Nation („… narodnoje dostojanije“) ist und mahnen, den Wald vor Feuer („Beregitje les ot ognja“) oder Brand („… ot poschara“) zu behüten oder insgesamt die Natur zu schützen („Beregitje prirody waschu match“). Das sollen auch die Piktogramme mit dem Hinweis auf Abfallkörbe bewirken. Sie finden leider nur selten Auge und Gehör.

Ein Riesenplakat wies auf die Chance zur Rettung („Schans na spassenije“) hin – anschnallen („pristegnis“). Hm, mein Fahrrad hat keinen Gurt, wo ist meine Chance?

Unglaublich oft werden Dienste wie „Schinomontasch“ (Rad-/Reifen-Service) angeboten. Konnten wir bisher alles selbst erledigen.

Ein Schild wie „P254“ erinnert daran, daß mensch auf der Rosavtodor (Росавтодор = „Rossiskaja avtomobilnaja doroga“), der Russischen Autostraße Nummer 254, entlang radelt. In sehr gleichmäßigen Abständen wird der Kilometerzähler um 1 erhöht, also z.B. auf „1234“.

Private und staatliche Dienste fertigen unter bestimmten Bedingungen Fotos Vorbeifahrender vom Straßenrand aus an. Die werden dann sogar per eMail zugeschickt! So bekam unser guter Bus-Geist Viktor einen Gebührenbescheid, weil er innerhalb Moskaus zu langsam (!!) gefahren war. Er hatte uns ein wenig vor dem nachflutenden Verkehr schützen wollen und andere kurz abgeblockt. …
Übrigens, von den Fotokästen gibt es welche mit und welche ohne Kamera darin. Die „mit ohne“ wirken trotzdem, denn den leeren Kasten bemerkt mensch eh nur vom Fahrrad aus.
Wir wurden übrigens auf den bisher über 4000 km durch Russland noch nie geblitzt!

„Polizia“, ein Krankenbett oder Besteck mit Entfernungsangabe besagen, daß in Sibirien Hilfe u.U. erst etwas weiter entfernt möglich ist.
Die Notrufnummer „112“ kann dann nützlicher sein.

Einige Schilder erklären sich selbst, die muß ich nicht übersetzen, oder?

Beschriftungen auf den Brummis mit russischen Kennzeichen sind auch sehr oft in deutsch.
Warum? Na, weil die Spediteure ihre alten Auflieger in großen Mengen nach Russland verhökert haben.
War da nicht mal was mit Sanktionen oder Embargo? Aber doch nicht für die Autowirtschaft! Warum auch überhaupt?

Beschriftete Kreuze aus Holz bitten darum, daß ein Herr Russland schützen und bewahren möge („Gospodi spassij i sochranij rossiju“).

Die Warnschilder vor der Kuh oder mit Kuh und Hirsch finde ich besonders interessant. Rehe haben wir schon beim Überqueren der Autobahn beobachtet, springende Kühe noch nicht.

Dann wären da noch die Preis-Säulen an den Tankstellen. Hallo ihr Autofahrer/innen in Europa! Von DEN Preisen könnt ihr nur träumen!
Rechenhilfe: Ein €uro wird hier durch ca. 75 Rubel ersetzt. DT steht für Diesel und ist etwa genauso teuer wie Benzin. Da seht ihr, wie schwach doch die russische Lobby im Vergleich zur deutschen ist. Viktor findet die Preise trotzdem viel zu hoch.

In den Orten fragen uns Plakate, ob wir Rentner seien („Wuij Pensioner“?) und bieten einen Kredit („Kredit odobren“) an.
Nicht nötig, am 1. Juli kriegen wir doch eine fette Rentenerhöhung. ?

Geständnis: Die zwei Schilder, die vor Schneelawinen vom Dach warnen, wurden in den Ruhetags-Städten Jelabuga und Tjumen aufgenommen.

Damals war dort noch Frühling.

Bis morgen in Novosibirsk.

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