Yin und Yang

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

47 Kilometer vom Yunmeng Xianjing Hotel zum Yunhu Hotel. Viele kumulierte Höhenmeter.

Sicherlich kennen Sie Yin und Yang, diese Jahrtausend alte chinesische Weisheit von den beiden Gegensätzen, die einander bedingen, denn das eine kann nicht ohne das andere existieren. Das Männliche und das Weibliche zum Beispiel, Tag und Nacht, Schönheit und Hässlichkeit, aktiv und passiv, Soll und Haben, Hemd und Hose, linke Socke und rechte Socke. Das Symbol dafür ist ☯.
Heute hatten wir einen perfekten Yin und Yang Tag!

Yin
Das Wetter spielt noch immer mit, als wir um neun Uhr anfangen in die Pedalen zu treten. Also blauster Himmel mit ein paar Wölkchen zur visuellen Auflockerung dazwischen.
Wir fahren eine Traumstraße entlang, anders kann man es kaum bezeichnen. Es geht auf Flüsterasphalt mit kaum Autoverkehr durch den Canyon des Bai Flusses, immer ein paar hundert Meter oberhalb der Schlucht.

Die Straße schlängelt sich den zerklüfteten Bergen entlang, alle dreißig Meter macht sie eine Biegung nach links oder rechts und alle 500 Meter gibt es eine Haltestelle, eine Panoramabucht. An vielen von ihnen bleiben wir stehen, genießen und bewundern den Ausblick und knipsen Fotos was die Speicherkarten her geben. Für 15 Kilometer benötigen wir zwei Stunden.

Hätten wir nicht ein anvisiertes Tagesziel gehabt wären wir sicherlich jetzt noch dort. Man kann die Schönheit dieser Stecke einfach nicht beschreiben. Ich jedenfalls kann es nicht!

Yang
Kurz hinter Heilongtan, dem Schwarzen Drachen Teich bei Kilometer 28, beginnt unerwartet eine Baustelle. Chinesische Straßenbaustellen sind echt fies! Da wird über mehrere Kilometer eine Straße aufgerissen und daran rumgewerkelt. Das ist in Deutschland nicht anders, aber in Deutschland wird in solchen Fällen der Verkehr über eine Umleitung umgeleitet. Nicht so in China, da fließt bzw. kriecht der Verkehr direkt über die Baustelle. Was für uns bedeutete: Kein Flüsterasphalt mehr, sondern holpriger Erdboden und jedes Fahrzeug, welches uns passierte, egal ob von hinten oder vorn, bedeckte uns mit einer weiteren Lage feinen Staubs.

Just auf diesem ungemütlichen Abschnitt entschloss sich Holgers Fahrradkette zu reißen. Einen Kettenriss hatte ich schon seit Jahren nicht mehr gehabt, daher dauerte es eine Weile, bis wir das Problem gelöst hatten. Holger und ich werkelten kräftig an der Kette währen der Verkehr an uns vorbei zog. Wie schon geschrieben mit viel Feinstaub. Wir legten also noch ein paar Schichten davon auf unsere Haut.

Wieder ein paar Kilometer später und noch immer mitten in der Baustelle entweicht meinem Hinterrad Luft. Wieder Zwangspause, wieder eine Reparatur. Diesmal jedoch schneller, Reifen flicken bin ich gewohnt.

Um 16 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft, drei Sterne und im Vergleich zu den letzten Tagen ziemlich luxuriös. Aber bevor wir die Zimmer beziehen ein schmutziges Bier.

Das haben wir uns redlich verdient und überlegen dabei welcher Teil der Strecke uns länger in Erinnerung bleiben wird: Yin oder Yang? Sicherlich beide, denn schließlich bedingen sie einander.


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Erster sein

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

22 km mit dem Fahrrad vom Laqianshan Hotel zum Yunmeng Xianjing Hotel, 6 km Wanderung zum Bai-Fluss und zurück. Viel Sonne, aber morgens und abends könnte es gerne wärmer sein.

China ist das Land der Superlative. Damit meine ich jetzt nicht Bevölkerung, Fläche, Wirtschaft oder der gleichen. Ich meine die vielen kleinen Superlativen, von denen es fast in jedem Kreis eines gibt. Und zwar etwas, was es dort als erstes auf der Welt gibt. Auf Chinesisch heißt das dann 天下第一, also „der/die/das erste unter dem Himmel„. In Shanhaiguan zum Beispiel, wo unsere Radtour enden wird, gibt es den 天下第一关, den „Erster Pass unter dem Himmel“. Anderswo gibt es den ersten Berg, den ersten Wasserfall, den ersten See, den ersten… lassen Sie Ihrer Phantasie ruhig freien Lauf.

Wo wir heute gelandet sind ist man etwas bescheidener. Dort, am Bai Fluss bei Liulimiao, heißt es nur „Erste Raftingstelle von Beijing“ (北京第一漂). „Unter dem Himmel“ wäre auch sehr übertrieben gewesen, denn der Bai Fluss plätschert hier etwas müde vor sich hin, die abenteuerwilligen chinesischen Touristen werden mit Schwimmwesten und kleinen Stechpaddeln in Gummiboote aus der Spielwarenabteilung gesetzt und treiben dann hilflos den Fluss hinunter, weil ihnen niemand gezeigt hat wie man das Boot vernünftig steuert.

Leider habe ich das Spektakel regelrecht verschlafen, daher gibt es von mir auch keine Fotos davon.

Wir waren am Morgen mal wieder um neun Uhr gestartet, wie es inzwischen unsere Routine ist. Die 22 Kilometer haben wir gemächlich hinter uns gebracht, zumal wieder einige knackige Steigungen dabei waren. Zum Glück, denn wie schon gesagt ist es morgens immer recht frisch, und so wärmt jeder Antritt nach oben.

Hotel bezogen, Mittag gegessen und dann die Wanderung durch eine Schlucht zum Bai Fluss unternommen. Ganz nett sich mal wieder für rund 6 Kilometer die Füße vertreten zu können. Die Schlucht hat zwar nicht die Bezeichnung „Erste Schlucht unter dem Himmel“ verdient (und trägt sie auch nicht, die gibt es bestimmt irgendwo anders in China), aber das eine oder andere lauschige Plätzchen hat sie durchaus zu bieten.

Am Fluss angekommen habe ich mir besagtes Nickerchen gegönnt.


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Lydia, das Seil hängt durch!

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

51 Kilometer von Huanghua zur Ferienanlage Laqianshan bei Liulimiao, ganz viele Höhenmeter bei viel Sonne und ein paar Wolken.

1999 war die Geburtsstunde unserer Radtour Kaiserliches China, deren Verlauf wir noch ein paar Tage folgen werden, bevor es für uns dann weiter nach Osten geht. Die Reise hatten Volker und ich anhand schlechter chinesischer Karten ausgearbeitet (Google Maps, Google Earth und all die anderen Internet-Hilfsmittel gab es damals noch nicht!) und als Pilottour ausgeschrieben. Es fanden sich tatsächlich vier Teilnehmer, die sich auf das Abenteuer einlassen wollten.

Ein echtes Abenteuer, denn außer unserer groben Planung mit dem besagten Kartenmaterial wussten wir so gut wie nichts. Wir wussten nichts über die Beschaffenheit der Straßen, wussten nichts über die topografischen Verhältnisse und wussten nicht, wo wir übernachten würden. Wir wussten nicht mal, ob es in den von uns angedachten Übernachtungsorten ein Hotel gab. Keine Unterkunft war vorreserviert. In Fachkreisen nennt man eine solche Unternehmung Himmelfahrtskommando.

Unsere vier Teilnehmer 1999 (Lydia, Ulrich, Norbert und Renate) waren zum Glück darauf vorbereitet und eingestellt. Nun ja, Lydia war nicht so richtig darauf eingestellt, denn sie hatte zuvor noch nie eine Radreise unternommen, hatte davor ohnehin eher selten auf dem Rad gesessen. Ihr Freund Ulrich hatte sie zu der Reise überredet. Die beiden waren damals übrigens nicht im Sturm und Drang Alter, sondern Best Agers, wie man es heute sagen würde.

Lydia hatte also ihre Schwierigkeiten Steigungen mit dem Fahrrad zu bewältigen. Ulrich hingegen dafür das Hilfsmittel: Ein Seil. Verwendet als Abschleppseil verband er damit an steilen Abschnitten ihr und sein Fahrrad und er schob im Laufen beide Räder kräftig nach oben, während sie nur dafür sorgen musste, dass ihr Rad nicht das Gleichgewicht verlor. Manchmal jedoch schob Lydia mit, dann kam prompt von vorne der Ausruf „Lydia, das Seil hängt durch“. Besonders auf unserem heutigen Abschnitt. Aber ich schwelge schon wieder und schweife in Erinnerungen ab.

Dabei hatten wir heute eine phantastische Etappe! Meine Teilnehmer waren in jeder Hinsicht besser vorbereitet. Die Strecke war ausreichend bekannt und wurde entsprechend kommuniziert. Außerdem waren wir mit besseren Rädern unterwegs (damals von der Stange gekauft, heute eine Spezialanfertigung für China By Bike). Die rund 1.000 Höhenmeter haben wir zwar nicht mühelos erklommen, aber recht entspannt. Wir hatten (weiterhin) schweißtreibende Anstiege und rasante Abfahrten. Und nun überwiegend auf Flüsterasphalt. Das war 1999 noch anders. Geblieben hingegen ist der Verkehr mit nur sehr wenigen Kraftfahrzeugen auf der ganzen Strecke. So soll es bleiben!

Diesen Blogeintrag widme ich Lydia und Ulrich.


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The Great Wall Shooting

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

33,8 Kilometer vom Minggräberstausee zur Großen Mauer bei Huanghua, fast trocken.

Den Vormittag bringen wir fix hinter uns. Der Tag beginnt mit einem abgeräumten Frühstücksbuffet im Hotel. Nicht wir haben es abgeräumt, das hat eine Reisegruppe vor uns erledigt. Wir dürfen uns lediglich mit den mageren Überresten begnügen. Egal, ein chinesisches Frühstück ist so oder so kein Feuerwerk der Gaumenfreude. Eigentlich erstaunlich wenn man bedenk, was die chinesische Küche sonst so zu bieten hat.

Also ein schnelles Frühstück und eine pünktliche Abfahrt kurz nach neun Uhr. Die ersten acht Kilometer waren uns wohl bekannt, die hatten wir gestern schon in anderer Richtung befahren. Danach ging es rechts ab, teilweise über Plattenwege aus der Ming-Zeit, vorbei am Chang Grab mit Fotostopp und dann hoch zu unserem ersten Pass. Eher ein Pässchen, nicht wirklich hoch und nicht wirklich lang, aber mit ein paar knackigen Steigungen. Den Pass haben wir einfach so mitgenommen, denn danach ging es auch gleich wieder runter und nach nur weiteren 18 km hatten wir unser Hotel erreicht.

Eine kurze Verschnaufpause, in der wir den einzigen Regen des heutigen Tages gewährten, dann stand unsere erste Begegnung mit der schmackhaften Chinesischen Mauer auf dem Programm. Für Astrid, Peter und mich endete die Begehung bereits nach ca. 20 Metern, denn die Mauer auf der westlichen Seite von Huanghua ist Anfangs verdammt steil und man muss ja auch immer den Abstieg im Hinterkopf behalten. Also sind wir, auch angesichts der Tatsache, dass wir im weiteren Verlauf der Reise noch mehr Gelegenheiten haben werden einen Fuß auf die Mauer zu setzen, diesmal einfach dort geblieben und haben auf Holger gewartet. Der ließ es sich nicht nehmen und ist locker-flockig mehrere Wachtürme nach oben getippelt.

Wir da unten hatten dafür ein anderes Highlight: Wir durften einem zukünftigen Ehepaar bei einem professionellen Fotoshooting auf der Mauer zusehen. Neben dem Paar selbst hatte noch ein Kameramann, sein Assistent und eine Visagistin über eine klapprige Holzleiter ein halbes Fotostudio sowie eine fünftel Garderobe auf die Mauer gewuchtet. Danach hieß es Umziehen – Maske – Aufstellung – Bitte lächeln!
Wir lächelten mit.


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Picknick bei Herrn Muzong

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

„An besonders schönen Tagen ist der Himmel sozusagen wie aus blauem Porzellan.
Und die Federwolken gleichen weißen, zart getuschten Zeichen, wie wir sie auf Schalen sah’n“
*

Der heftige Gewitterregen von gestern Abend hat die Luft glasklar gewaschen, am Morgen weckt mich die Sonne, die in einem strahlend blauem Himmel steht: Kaiserwetter!

So muss es auch sein, denn heute wollen wir zu den Kaisern. Und zwar die der Ming-Dynastie.
Die Herrschaft der Ming liegt schon ein paar Jahre zurück, sie währte von 1368 bis 1644. Da selbst Kaiser nicht ewig leben (auch wenn sie das gerne täten) müssen wir uns also mit dem begnügen, was sie uns hinterlassen haben. Zum Beispiel ihre Gräber.

Davon gibt es in der Nähe von Beijing, genauer gesagt im „Tal der Kaiser“ wie meine Gruppe trocken feststellte, 13. Zwar regierten untern den Ming (die Südliche Ming nicht eingerechnet) insgesamt 16 Kaiser, aber zwei von ihnen wurden an einer anderen Stelle in China verschachert und einer gar nicht.
Das Grab eines Ming-Kaisers ist nicht etwa einfach Erdhaufen – Stein davor – fertig! Weit gefehlt, jedes Grab ist wie eine Palastanlage mit mehreren Gebäuden, einige Hektar groß und wie es sich für China gehört mit einer hohen Mauer drum herum. Dazu eine ausgezeichnete Lage mit bestem Feng Shui (zu Deutsch: unerschwingliche Immobilie) und reichlich Grabbeigaben für das Leben außerhalb dieser Welt: Gold und Geschmeide für den Wohlstand, Nippes und Kitsch für den täglichen Bedarf, Frauen und Konkubinen für… -äh- … zur Unterhaltung.

Von den 13 Gräbern der Ming-Kaiser sind im Laufe der Jahrhunderte die meisten verfallen, nur drei von ihnen wurden in den letzten Jahren aufwändig restauriert und sind nun öffentlich zugänglich.

Dies war mein Plan: Wir fahren mit den Rädern (natürlich, womit denn sonst?) um den Minggräber-Stausee, besichtigen zunächst den Seelenweg , decken uns darauf hin mit Proviant ein und machen ein zünftiges Picknick vor den Toren eines der nicht restaurierten und nicht zugänglichen Gräbern. Danach radeln wir weiter, besichtigen ein restauriertes Grab bevor es wieder um den Stausee zurück ins Hotel geht. Klingt doch gut, oder?

Natürlich kam es etwas anders. Schon auf dem Weg zum Seelenweg hatten wir uns kreativ verfahren. Und dabei ein schickes Seniorenheim entdeckt. Dann konnte ich das anvisierte „nicht restaurierte und nicht zugängliche“ Grab nicht finden. Dafür stießen wir auf die Grabanlage von Herrn Muzong (AKA Zhu Zaihou, AKA Zhuangdi, AKA Longqing, Kaiser von 1566 bis 1572). Nett restauriert, öffentlich zugänglich (gegen entsprechenden Eintritt) und noch besser: Tisch und Sitzgelegenheiten für ein zünftiges Picknick!

Also haben wir gepicknickt und besichtigt und den Rest meines Planes in den Wind geschossen. Zurück auf den Rädern haben wir somit die restlichen Gräber wortwörtlich links liegen gelassen und sind gemütlich zurück ins Hotel gefahren.

Fazit des Tages: Mit dem Fahrrad über Land!

* Erich Kästner


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32 Kilometer Sightseeing

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

Besichtigungstag in Beijing.

Was steht denn heute auf dem Programm? Ah ja, Himmelstempel, Platz vor dem Tor des Himmlischen Friedens und Verbotene Stadt. Vielleicht noch den Kohlehügel und ein wenig Schlendern in der Schoppingmeile Wangfujing danach. Da fragt sich doch der erfahrene Pauschaltourist: Und was machen wir am Nachmittag?

Bei uns war das etwas anders. Wir haben uns nämlich irgendwann gefragt, ob wir es nach den ganzen Besichtigungen noch bis zum Abendessen schaffen, bevor alle Restaurants dicht sind.

Denn das stand so nicht im Programm:

  • 9 Kilometer mit dem Rad durch den regsamen (das ist ein Euphemismus!) Beijinger Verkehr bis zum Himmelstempel
  • 3 Kilometer zu Fuß durch den Himmelstempel, die Hälfte davon durch einen Teil der Anlage, den ich selbst bisher hoch nicht kannte
  • 4 Kilometer mit dem Rad zur brandneuen Altstadt
  • 54 Jiaozi (chinesische Teigtaschen mit diversen Füllungen) in einer Hintergasse
  • 8 Kilometer Fußmarsch über den Platz vor dem Tor des Himmlischen Friedens, durch die Verbotene Stadt, auf den Kohlehügel, über die Wangfujing und wieder zurück zu den Fahrrädern
  • Zwischendrin 2 Kilometer mit Bus 111 vom Kohlehügel zur Wangfujing. Ohne den kleinen Auffahrunfall wäre das die langweiligste Strecke des heutigen Tages geworden
  • 6 Kilometer auf zwei Rädern bei einsetzender Dämmerung und abschließender Dunkelheit von der brandneuen Altstadt zurück zum Hotel

Schnell mal zusammengerechnet: 9+3+4+54-54+8+2+6=32. Passt.

Der Ziel ist das Weg! Wir haben uns nicht nur für die vorgegebenen Besichtigungspunkte viel Zeit gelassen, sondern auch für die Wege dazwischen. Beijing besteht halt nicht nur aus Sehenswürdigkeiten und nicht nur die Sehenswürdigkeiten machen Beijing sehenswert.

Unser Abendessen haben wir übrigens pünktlich um 19 Uhr in einem kleinen Restaurant um die Ecke vom Hotel eingenommen. So spät wurde es dann also doch nicht.


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Rein ins Gewusel!

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

Ankunft der Gruppe in Beijing. Ein paar Meter zu Fuß, ein paar Meter mit dem Rad

Darf ich vorstellen: meine Gruppe!
Ok, es ist eher ein Grüppchen und besteht aus Astrid, Peter und Holger. Astrid und Peter kommen mit Air China aus Frankfurt an, Holger mit Lufthansa aus München. Holger will sich nach der Tour noch Hongkong antun, daher der Extraflug.

Ich sammele die drei am Flughafen in Beijing ein und ab mit ihnen in die Stadt, in unser Hotel. Während ich nach einer Anreise nach China immer ziemlich geplättet bin machen APH (=Astrid, Peter, Holger) eher den Eindruck, als wären sie eben erst aus der S-Bahn gestiegen und könnten sofort loslegen mit dem vollen Programm. Nun gut, das sollen sie haben!

Nur eine relativ kurze Verschnaufpause, dann Beijing pur: Aus dem Hotel rechts, einmal über die große Straße und hinein in die Hutongs, die kleinen Gassen in einem der nur noch wenigen Altstadtvierteln. Links ein restaurierter Tempel mit angeschlossener Grundschule (leider nicht zugänglich), rechts alte/neue/im Bau befindliche Häuser, von vorne und hinten ständig Motorräder, Lastendreiräder, Fahrräder, E-Bikes und Fußgänger. Wir treten oft zur Seite und uns manchmal gegenseitig auf die Füße. Oder wir stolpern über unsere eigenen Füße, denn es gibt so viel Neues zu sehen und zu entdecken, da will der Blick einfach nicht nach unten entwischen.

Geschafft! Wir sind wieder auf einer großen Straße und dort werden die Fahrräder in Empfang genommen. Bloß keine Atempause. Also rauf auf den Sattel und wir drehen eine erste Runde durch den Beijinger Straßenverkehr. Eine Runde ist etwa übertrieben, nach knapp 2 Kilometer sind wir bereits am Trommel- und Glockenturm. Wie immer bringe ich durcheinander welches der Trommel- und welches der Glockenturm ist. Irgendwie kann ich mir das nicht merken. Warum mussten die alten Chinesen die beiden Bauwerke auch so dicht beieinander errichten?

Egal, letztendlich haben wir die beiden Türme doch in der richtigen Reihenfolge erklommen. Nämlich erst den Glockenturm, um rechtzeitig für die Percussionperformance auf dem Trommelturm zu sein.

Dann der Houhai (Hintere See). Hier war es vor ein paar Jahren gemütlich-idyllisch. Das habe scheinbar nicht nur ich so empfunden, viele andere Reisende auch und es kam, was kommen musste: Nun ist es hektisch-touristisch. Na gut, dass muss man auch mal gesehen haben, entscheiden APH. Prima Team!

Also zurück zu den Rädern, eine kurze Tour auf der bereits bekannten und noch immer belebten Straße und das erste gemeinsame Abendessen: Sichuan Küche. Noch keine 24 Stunden in Beijing und schon ausländisches Essen!

PS: Bitte das erste Foto nicht beachten! Das Puzzle gehört meinem Sohn und ich will ihm damit nur zeigen, dass ich es aus Versehen mitgenommen habe.


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Vor der Tour ist vor der Tour

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

Das waren noch Zeiten! Als wir Mitter der 1990er Jahre damit begannen Radtouren in China zu leiten flogen unsere Gruppen die ersten Jahre noch mit Aeroflot. Abflug in Berlin und dann zunächst sechs Stunden Aufenthalt in Moskau. Wenn man Glück hatte. Wir hatten es meistens nicht, und aus den sechs Stunden sind auch schon mal 12 Stunden geworden. Der Flughafen dünstete Sozialismus in Reinkultur aus, es gab rein gar nichts. Dann der Weiterflug mit einer Iljuschin, deren Baujahr wir lieber nicht wissen wollten. Es muffelte im ganzen Flieger nach Tabakqualm, auf die Stewardessen traf am besten die Bezeichnung Matronen zu und die Todesursache für die servierten Hähnchen war leicht festzustellen: Unterernährung. Bordprogramm gab es nicht, ich glaube nicht mal das russische Wort dafür.
Noch einer Zwischenlandung in Novosibirsk, wo billiger heimischer Sprit getankt wurde und im Oktober schon fett Schnee lag. Endlich in Beijing angekommen war man gerädert, auch Dank der Sitze. Die waren gepolstert wie dreilagiges Toilettenpapier.
Wir sind damals aber schnell auf Air China umgestiegen.

17 Jahre später. Ich fliege meiner Gruppe um einen Tag voraus und für meine Flüge schlägt das System eine günstige Verbindung mit Aeroflot vor. Hm, warum nicht mal wieder in Erinnerungen schwelgen? Aber die kamen fast gar nicht auf. Der Zwischenaufenthalt in Moskau dauerte nur drei Stunden, der Flughafen ist inzwischen Top ausgestattet. Pünktlicher Weiterflug mit einer neuen (und nur halb leeren) Airbus-Maschine, Rückenlehnenkino mit reichhaltiger Auswahl und auf die Klapptische kam leckeres Essen.
Nur die Stewardessen habe ich alle sofort wiedererkannt. Es waren garantiert die gleichen wie vor 17 Jahren. Und das Raucherabteil habe ich ein wenig vermisst. Aber nur ein wenig.

Mit ein Grund meiner früheren Anreise war es einen potentiellen zukünftigen Reiseleiter mal direkt in die Augen zu schauen. Andreas heißt er und studiert gerade in Beijing. Davor war er bereits mehrfach in China, vornehmlich um Kungfu in den Wudang Bergen, der Wiege asiatischer Kampfkunst, zu lernen.
Wie es der Zufall wollte sind auch unsere beiden Reiseleiter André und Karl gerade in der Stadt, so dass sich ein Minireiseleitertreffen förmlich aufdrängte. So ergab sich eine nette Männerrunde, die zunächst ausgiebig tafelte und dann in das Café Zarah weiter zog.

Nett war es mit euch, Jungs!

Treib gut!

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

Unser letzter kompletter Tag in Laos, zunächst weiter den Mekong hinunter nach Luang Prabang. Die Flussfahrt ist etwas eintönig fließend, wir dösen, lesen, meditieren. Unterbrochen wird die Fahrt kurz vor Luang Prabang, dort gibt es rechter Hand die Buddhahöhlen von Pak Ou und linker Hand unseren dritten Elefanten im Land der Tausend Elefanten. Den Elefanten können wir wieder nur mit dem Teleobjektiv betrachten, aber die Buddhastatuen schauen sich meine Teilnehmer und Guide Yong hingegen auf Augehöhe an. Ich nicht, denn die Buddhas in den Höhlen kennen mich bereits ganz genau. Außerdem muss ja jemand das Boot bewachen.

Und Statistik führen:

  • Kilometer im Sattel: 816,4
  • Zeit im Sattel: 2 Tage, 7 Stunden und 34 Minuten
  • Gesamtkilometer: 1376
  • Durchschnittliche Etappenlänge (nur Rad): 68,4
  • Höhenmeter hinauf: 9.330
  • Höhenmeter hinab: 8.965
  • Platte Schlappen an den Rädern: 5
  • Winkende Kinder am Straßenrand: 3.593 (+/- 3)
  • Gesichtete Wanda-Busse: 6
  • Wegpunkte für Passhöhen in meinem Navi: 56
  • Verqualmte Zigaretten (Christof): Außer Konkurrenz

Morgen ist Abreise. Wir werden noch einen halben Tag in Luang Prabang haben, dann ist Schluss. Wie ich meine Teilnehmer zu Beginn dieser Reise einsammeln musste, so werden sie sich auch morgen wieder verflüchtigen.
Traudl und Karl werden abtauchen. In Phuket. Grüßt Nemo von mir!
Hardy hat noch immer nicht genug vom Radeln und von China By Bike. Er fliegt morgen nach Kunming und schließt sich dort Nitis Gruppe im Goldenen Dreieck an.
Nur Viola wird mich zurück nach Deutschland begleiten. Damit ich unterwegs nicht so alleine bin.

Hiermit beende ich den Blog zu dieser Tour. Einen ganz herzlichen Dank geht an meine Teilnehmer, die mir diese Reise so angenehm gemacht haben, wie man es sich als Reiseleiter nur wünschen kann!
Einen dicken Dank natürlich auch an den jungen Yong und den Liebling aller kleinen Kinder und hübschen Frauen, unseren Fahrer Kampai. Die beiden haben durchaus Potential; was jetzt noch nicht so perfekt lief wird mit der nächsten Tour, die sie zusammen begleiten, garantiert besser. Danke auch an alle Kommentatoren und Leser. Es lohnt sich übrigens in ein paar Wochen noch mal in die Blogeinträge zu dieser Tour zu schauen, denn dann habe ich auch die Fotos aller Teilnehmer und werde die Bildergalerien damit auffüllen. Ich selbst bin ja leider nur ein lausiger Fotograf.

In diesem Sinne: Sokdee und Khopchai lai lai!


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Mal richtig den Mekong in der Seele baumeln lassen

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

Der Mekong, unendliche Mythen. Wir schreiben das Jahr 2011…

Kein Mythos ist die Frau des Kapitäns. Zum Glück ist sie sehr real und nebenbei auch noch die beste Köchin, die mir in Laos begegnet ist. Schon zum siebten Mahl darf ich auf dem Boot des Kapitäns und am Tisch seiner Frau sitzen. Sie kann beides, laotische UND thailändische Küche. Und eine Mischung aus beiden. Heute gibt es Fisch. Gut, das ist jetzt nicht ganz so mein Ding, aber darüber hinaus wird noch ein verdammt leckeres Schweinefleisch Curry serviert. Und die Suppe ist ein Gedicht!

Nach dem Frühstück sagten wir dem etwas kautzigem Hotelbesitzer, Herrn Singkham, au revoir (er hat in jungen Jahren an der Sorbonne studiert) und schifften uns ein. Unser Boot ist ein Standard-Mekong-Kahn und hat vier China By Bike Sterne. Jedenfalls kleben vier Aufkleber von China By Bike an der Windschutzscheibe der Brücke. Es wären sicherlich einige mehr, hätte jede Gruppe von uns einen Bapperle dort angebracht. Dann hätte aber der Kapitän nichts mehr gesehen.

Flussfahrten auf einem komfortablen Schiff sind ungemein entspannend. Endlich hat man einmal die Zeit und Muse dazu intensiv und konzentriert nichts zu machen. Unterbrochen wurde die Entspannung für kurze Zeit nach fünf Stunden bei Kilometer 118: Ein Elefant! Unser erster auf der Reise (wie heißt die Tour doch gleich noch mal?). Kein Tramp, welcher aus der Deckung des Dschungels gekommen war um den Rüssel in den Mekong zu stecken. Nein, einer aus dem Proletariat, mit Mahut auf dem Rücken und einen Baumstamm hinter sich schleppend. Sehr löblich!

Am Abend gingen wir in Pakbeng an Land. Unser Boot hat keine Kabinen und überhaupt schläft es sich besser, wenn es nicht so schaukelt. Ein nettes Hotel erwartete uns und ein Restaurant mit indischer Küche. Die kenne ich zwar etwas würziger, aber egal. No hurry, no worry, but Chicken Curry!


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