Ausspannen mit Aussicht

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Halbtagesausflug zum Feilai Tempel und Ausspannen mit Aussicht

Bilderbuchwetter am Meili Snow Mountain. Deswegen sollen heute auch hauptsächlich die Bilder sprechen. Nur so viel: wir hatten wirklich Glück, die Sonne scheint, es ist warm, und wir haben den Feilai Tempel und die große Aussichtsplattform mit den Stupas wieder einmal fast für uns allein. Bis auf eine Gruppe, die ein Video für den nächsten Vermarktungsfilm dreht. 

„40 Yuan Eintritt zur Plattform? Was gibt es denn da alles zu machen?“ frage ich mal, obwohl der Blick auf die gegenüberliegende Kette der Meili Schneeberge schon umwerfend ist. „Ihr könnt noch 8 Kilometer um den kleinen Hügel fahren, fast flach, mit den Fahrrädern wohl kein Problem“, war die Antwort der Ticketverkäuferin. Das war der Tipp des Tages. Denn die Rundfahrt auf der kleinen Straße gibt nach und nach den Blick in jede Richtung frei. Völlig ohne Verkehr und einfach zum Genießen. Den Rest des Ausflugs verbringen wir damit, auf die Berge zu schauen und abzuschalten. Es war toll, obwohl sich die Spitze des höchsten Gipfels nicht ganz gezeigt hat. 

PS: Der höchste Gipfel der Meili Snow Mountains ist der 6.740 m hohe Karwa Karpo, der noch nie bestiegen wurde. Nachdem eine 17-köpfige Expedition Anfang 1991 an diesem Berg verunglückt ist, wurden weitere Versuche verboten. Wir haben zwar nicht den Karwa Karpo, aber dafür die Spitze des 6.379 m hohen Nairi Dingka Gipfels gesehen.

PPS: Später gab es noch Massage für alle und eines der besten Essen auf dieser Tour.


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Der verlorene Blog vom Dach der Tour

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Von Shusong nach Deqin, zwei irreguläre und ein gesperrter Tunnel, wir knacken die 4.000er Grenze, 62 km, 1.098 HM

Ich war fest überzeugt, diesen Blogbeitrag geschrieben zu haben. Zumindest sind die Bilder schon ausgewählt gewesen und die Gedanken geordnet. Vielleicht liegt es an der Höhe und an dem ungewöhlichen Tagesverlauf, dass ich den Blog vergessen habe, oder er ist einfach irgendwo in den Tiefen des Netzes verschwunden. Aufgefallen ist es mir zu Hause, beim Zusammenstellen der Statistik. Also folgt sie hier im Nachhinein, die offizielle Königsetappe und das Dach der Tour.

Wir frühstücken um sieben, es ist noch dunkel, das erste Licht breitet sich über den Bergen aus. Bei der Abfahrt um acht Uhr ist es schon heller, und angenehm kühl im Vergleich zur extrem intensiven Nachmittagssonne. Durch dichte Wälder mit vielen Flechten geht es Serpentine um Serpentine nach oben. Es ist schon anstrengend, in der Höhe zu fahren, aber unglaublich schön. Ich freue mich auf den Gipfel, denn der Tag verspricht gutes Wetter und entsprechende Sicht – es geht auch anders, eine Gruppen hatte hier wohl Schneegestöber.

Aber dann, kurz vor dem Abzweig zum Gipfel, folgt die Überraschung des Tages: die neue Straße ist fertig, und in ihrem Bergmodus sind Emmerich, Harald und Klaus verständlicherweise dort weitergefahren und haben das Auto und den unscheinbaren Abzweig zum Gipfel natürlich rechts liegen gelassen. So weit so gut. Wären da nicht zwei Tunnels gewesen, jeweils etwa 5 km lang. Der erste war eigentlich noch nicht fertig, es fehlte die Beleuchtung und der Bodenbelag. Die Arbeiten daran wirbeln den Staub auf, die Sicht liegt bei einem halben Meter bis gleich null. Claudia, Ulrike und ich haben es vergleichsweise leicht, weil Xiao Ding direkt mit dem Begeitauto hinter uns herfährt und den Staub anstrahlt. Die drei Jungs vor uns hatten es schwerer. Jeder von ihnen hat sich allein auf den Weg ins ungewisse Dunkel gemacht. Tapfer tapfer. Harald war sich nach dem Tunnel seiner Sache nicht sicher und muss bei der ansteigenden Wartezeit einen so verlassenen Eindruck gemacht haben, dass ihn eine chinesische Reisegruppe erst mit Selfies unterhalten und dann mit Lebensmitteln versogt hat. Wir haben es überstanden und werden noch lange etwas zu erzählen haben.

Den Gipfel haben wir verpasst, die 4.000er Marke aber trotzdem geknackt. Ich muss also wohl oder übel wiederkommen, um das Versäumnis nachzuholen. Unterwegs treffen wir einen chinesischen Radfahrer, der seit 176 Tagen unterwegs ist, über 17.000 km zurückgelegt hat und noch knapp zwei Monate bis nach Kanton vor sich hat. Alle Achtung, er tritt mit seinem schweren Gepäck in die Pedale und ist mühelos den Berg hinauf entschwunden. 

Ein kurzer Tunnel stand heute offiziell auf dem Plan. Den hätten wir auch genommen, wenn er nicht gesperrt gewesen wäre. Manchmal kommt es eben anders. Doch dieser Umweg hat uns außer einigen Höhemetern auch noch eine tolle erste Aussicht auf die Meili Snow Mountains beschert. Ich bin mir nicht sicher, ob die Sicht vom Gipfel so gut gewesen wäre, und bin schon wieder versöhnt. Eigentlich kostet die Plattform Eintritt, aber heute sitzt niemand im Tickethäuschen, diesen Bonus nehmen wir gern an. 

Kurz vor Deqin, auf einer Aussichtsplattform mit Blick auf die Stadt, die sich im Tal entlang zieht, habe ich den zweiten und letzten Platten der Tour. Pffffffffffff, Luft komplett raus. Also noch schnell flicken, während sich die anderen mit dem zweiten Radfahrer, den wir immer wiedertreffen, unterhalten. Er hat sein Zelt als Nachtlager auf der Plattform aufgebaut. Auch nicht schlecht. Etwas später als erwartet treffen wir im Hotel in Deqin ein. Ich freue mich schon auf den morgigen Tagesausflug, und vergesse wohl darüber den Blog.

PS: Der Mingyong Gletscher, den wir heute gesehen haben, erstreckt sich anscheinend von über 6.700 m bis hinab auf 2.700 m Höhe und ist damit der am niedrigsten gelegende Gletscher Chinas und einer der tiefsten Gletscher weltweit. Er speist sich vom Niederschlag der Regenzeit. So etwas war mir Flachlandtiroler neu und ich nehme mir vor, unseren Bergspezialisten Emmerich danach zu befragen.


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Waschtag im Ökohotel

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Von Benzilan nach Shusong, 35 km, über 1.170 Höhenmeter

Heute haben wir Zeit. Es wird Wäsche gewaschen, gelesen und geschrieben. Harald repariert seinen Koffer. Dabei haben wir auf 35 Kilometer schon 1.176 Höhenmeter gemacht, das Kloster Dongzhulin besichtigt und die obligatorische Nudelsuppe gegessen. Trotzdem erreichen wir das „Ökohotel“, wie Volker es während seiner letzten Tour getauft hat, um halb drei. Es gibt einen gut bestückten Gemüsegarten, eine Wäscheleine und kein WLan. Richtig Urlaub also. Die Temperaturunterschiede sind enorm. Bei der Ankunft auf ca. 3.100 m Höhe hat es leicht genieselt und es war kühl. Jetzt ist die Sonne herausgekommen und wir haben uns optimistisch die Stühle vor die Tür gestellt. Schließlich hat es nur noch Emmerich ausgehallten, die Sonne ist einfach intensiv.

Im Kloster Dongzhulin hatten wir Glück. Acht Mönche lagen auf einer großen Platte und arbeiteten an einem Sandmandala. Sie nutzen dafür sehr kräftige Farben. Die Farbe besteht aus feinen Körnern und wird zuerst in eine Art Metalltrichter gegossen, und anschießend herausgeklopft. Oder besser gesagt herausgerieben, denn der Trichter hat eine sägezahnähnliche Leiste, auf der vorsichtig gerieben wird, um die Körner auch ja an die richtige Stelle rieseln zu lassen. Ein älterer Mönch begutachtet das entstehende Werk kritisch, um immer wieder Korrekturen anzumahnen. Hier ist es nicht gerade, da muss noch etwas Sand hinzugefügt werden. Für das ganze Bild brauchen sie vier Tage. Heute haben sie angefangen. Das ganze Kloster ist sehr sehenswert, das meiste neu und von hoher Qualität. Wir dürfen die steilen Treppen über zwei Etagen bis ins Obergeschoss hochsteigen, wo ein Mönch eine Trommel schlägt. Vielleicht übt er für Trancetänze? Sie ist jedenfalls laut und rhythmisch ansteigend. Hoffentlich hat der Trommler Ohrstöpsel, denn für uns ist es schon kaum auszuhalten. Weil in den Hallen fotografieren nicht erlaubt ist, ist hier die Fantasie der Leser gefragt.

Unser Mittagessenn nehmen wir in einem kleinen Straßenrestaurant ein. Nudelsuppe und gebratener Reis steht auf der Karte. Unterwegs haben wir auch die Große Biegung des Jangtse bewundert, einer der 180-Grad-Schleifen, die den Kurs des Flusses stark verändert. Die etwas berühmtere Erste Biegung werden wir noch sehen, wenn wir nach Shigu kommen.

Die recht steilen Hänge sind von kleinen Straßen durchzogen, die sich in Serpentinen bis nach oben winden. Wir folgen der Straße 214, die hier etwas gemächlichere Serpentinen aufweist. Es ist eine alte Handelsroute, die bis nach Lhasa führt. Diese Route wird spätestens seit der Olympiade in Peking 2008 auch gern von einheimischen Radfahrern genutzt. Direkt nach der Olympiade hat es einen regelrechten Boom auf dieser Route nach Lhasa gegeben. Heute haben wir jedenfalls zwei chinesische Radfahrer mit Gepäck getroffen, der eine ist auf dem Weg von Lijiang nach Lhasa und plant dafür 18 Tage ein. Der andere hat wie wir den Meili Snow Mountain zum Ziel. Zwei weitere sind uns entgegen gekommen. Wir biegen ab Deqin nach Süden ab. Mal sehen, ob wir dann auch noch auf andere Radfahrer treffen.

PS: Heute hatten wir auch unseren ersten Platten der Tour. Harald hat den Anfang gemacht.


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Eine unglaubliche Geschichte

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Von Balagezhong nach Benzilan, mit einem halben Tag Staunen in Balagezhong

Unser Hotel ist ein Kaderhotel, das Frühstücksbuffet gibt es in einer großen Halle mit noch größerem Bildschirm. Dort wird schon die Geschichte von Balagezhong erzählt.

Sightseeing auf Chinesisch bedeutet meist: in einen Bus einsteigen, sich vom Guide am Mikrofon berieseln lassen, dann und wann ein Fotostopp und gemeinsames Mittagessen. Alles hübsch bemessen und am besten keinen Schritt von der Masse entfernen. Wir haben Glück, den frühen ersten Bus wollen außer uns sechs Langnasen nur noch zwei Touristen aus Vietnam und drei Reisende aus China nehmen. Also keine Gruppen, keine Megaphone, sogar den Guide schenkt man sich, weil die Hälfte der Leute ihn ohnehin nicht verstanden hätte. So muss der Fahrer uns an den fünf Stopps sagen, wann er gern wieder abfahren möchte. Sehr angenehm. Sehr leise und sehr unspektakular für chinesische Verhältnisse. Für das Spektakel sorgt allerdings die Landschaft.

Aus den angekündigten viereinhalb Stunden sind gute sechs Stunden geworden. Und es hat sich gelohnt. Wer braucht die Tigersprungschlucht, wenn es Balagezhong gibt. DIE neue In-Destination in Yunnan. Auch viele chinesische Stars kämen hierher, so berühmt sei der Ort mittlerweile. Aber starten wir von vorn: ein Dorf hoch oben in den Bergen, unten die tiefe Flußschlucht, keine Straße weit und breit, der gefährliche Fußweg in die nächste Stadt dauert fünf Tage. Ein zehnjähriger Junge hat sich am Auge verletzt. Er hat das Dorf bisher noch nie verlassen. Sein Vater aber beschließt, das Risiko auf sich zu nehmen und steigt mit dem Jungen ab, die Felswände fallen steil ab und auf dem schmalen Pfad ist Ankommen auch Glückssache. Im Krankenhaus dann die Enttäuschung. Es ist zu spät, das Auge des Jungen kann nicht mehr gerettet werden.

Das soll niemandem mehr passieren, denkt sich der Junge und macht es sich zur Lebensaufgabe, eine Straße in sein Dorf zu bauen. Diese Geschichte wird von einer der berühmtesten Moderatorinnen Chinas über Millionen Bildschirme verbreitet. Bei den Zuschauern im Studio kullern die Tränen. Sehr ergreifend. Leider hat der Vater des Jungen die Vollendung seines Werks nicht mehr miterlebt. Noch mehr Tränen, da heult man vom Zuschauen fast mit. Denn das alles läuft natürlich auch im Bus während der kurvigen, steilen Fahrt hinauf und hinauf. Wie es auch immer geschehen ist, die Straße ist da, und mittlerweile fest in den Händen des Tourismus. Und wir finden uns plötzlich irgendwo zwischen Himmel und Erde wieder, über uns Wolkenfetzen, tief unter uns der Fluss.

Busparkplatz, Skywalks, Aussichtsplattformen mit Glasböden, Museumsdörfer und neu erbaute Tempelanlagen. Das alles weit oben in den einst so unzugänglichen Bergen. Und Flying Fox gibt es auch. Ich frage mich, ob der kleine Junge aus dem einsamen Bergdorf sich das so vorgestellt hat. Puh, soviel muss man erst einmal verkraften. Hier die Bilder. 

Wie um wieder geerdet zu werden, folgt unten angekommen ein Spaziergang am Fluss und Treppen in enge Schluchten hinein. Nur der Wasserfall war gesperrt. Jammern auf hohem Niveau. Unglaublich, dass wir diese Landschaft fast für uns allein hatten, denn die Busse fahren im 40-Minutentakt, so dass wir einen guten Vorsprung vor den anderen wesentllich volleren Bussen hatten.

Dann rollen wir noch knappe zwei Stunden mit dem Rad nach Benzilan, wo uns ein Festessen erwartet. Denn die Tochter unseres Fahrerpäarchens hat heute Geburtstag. Ich denke, für einen Tag reicht das.


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Runter zum Jangtse

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Von Shangrila nach Balagezhong, 86 km, 886 Höhenmeter

Eine fantastische Radstrecke. Von kühl und regnerisch bis sonnig und heiß war alles dabei. Jetzt sitze ich auf den Treppen des Hotels, neben mir rauscht der Fluss, vor mir die steilen Wände der Schlucht am Eingang zum Naturschutzgebiet Balagezhong. Die Temperaturen sind angenehm warm.

Heute früh hätte man sich das nicht vorstellen können. Um sieben, als wir zum Frühstück aufbrechen wollten, war es noch dunkel und es hatte sich eingeregnet. In der Lobby des alten tibetischen Holzhauses war niemand, dafür aber Tür und Tor verschlossen. Nach etwas Suchen im Schlüsselkasten war das Problem gelöst. Das ist dann der erste richtige Radtag, Abfahrt im Regen, durch den Stadtverkehr von Shangrila.

Doch schon bald wird es malerisch: Berge, Wolkenfetzen, hier und da ein Tempel und wir haben die kleine Nebenstraße für uns allein. Na ja fast. Nach jeder Kurve muss man mit Kühen rechnen, die es sich auf der Straße gemütlich gemacht haben. Für das Mittagessen ist es um elf Uhr eigentlich zu früh, deswegen bestellen wir nur eine große Suppe für alle und Reis dazu. Denn einen anderen Ort mit Restaurant gibt es unterwegs nicht. Dieser hier heißt Nixi und ist anscheinend bekannt für seine Hühnerzucht. 

1.000 Höhenmeter tiefer. „Wir haben jetzt 32 Grad“, meint Claudia nach einem Blick auf ihre Anzeige. Wir erreichen zum ersten Mal den Jangste, naja fast, wir landen in einem nahen Nebental, an den Hängen blühen Kakteen, und hier und da steht ein Bananenbaum. T-Shirt-Wetter. Größer könnten die Unterschiede kaum sein in den gut fünf Stunden, in denen wir 1.750 m Abfahrt genossen haben. Um kurz nach drei Uhr erreichen wir unser Hotel am Eingangstor von Balagezhong. Nach dem ersten Schmutzbier will ich Eintrittskarten für den nächsten Tag kaufen, denn morgen setzen wir uns in den Touristenbus und machen einen Halbtagesausflug in die Schlucht. Statt der Eintrittskarten treffe ich Lucy, die Tochter des Hüttenwirts von Walnut Garden, eines der ersten Gästehäuser in der Tigersprungschlucht. Ich habe sie seit bestimmt sieben Jahren nicht mehr gesehen, und nun hier.

Vor dem Duschen haben wir beschlossen, noch zum Aussichtstempel auf einen Felsvorsprung zu gehen. Ganz schön steil und rutschig, mit einem Tunnel und einigen gefährlich niedrig hängenden Felsen in Kopfhöhe. Beim Blogschreiben habe ich dann auch noch Yang Hongyan, die Chefin vom Radladen in Kunming getroffen, die auch gerade hier unterwegs ist.

Hier die Eindrücke des Tages.


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Triathlon in Shangrila

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Mit dem Rad zu den heißen Quellen und einige Treppen unterwegs

Zugegeben, der Blogtitel ist geklaut. Von Harald, der den Vorschlag wiederum von Klaus übernommen hat.

Gefrühstückt haben wir in einem Besen, wie man in der Umgebung Stuttgart wohl sagen würde. Im Wohnzimmer einer tibetischen Familie gibt es für Reisende auch Frühstück. Während die Omi des Hauses Nudelsuppe zubereitet, hat Klaus die Rolle der Ayi, also der Kinderfrau, übernommen.

Die Suppe ist süß (sehr ungewöhnlich), und als wir Chilli dazu nehmen, guckt unsere Köchin sehr skeptisch. Also, wenn sie eine süße Suppe essen würde, käme da keine Schärfe dazu. Sehr ungewöhnlich. Sie ist in ihrer Küchenehre verletzt und holt uns noch eingelegten Rettich, schneidet eine Möhre dazu und bietet uns Yakjoghurt in einem kleinen Tässchen an. Schmeckt ungewöhnlich, aber lecker.

„Irgendwas eiert an meinem Fahrrad“ meint Harald. Die Pedale hatte sich herausgedreht und verklemmt, aber mein Schraubenschlüssel war heute im Hotelzimmer geblieben. In der Umgebung gibt es nur Gehöfte, die aber allesamt verlassen scheinen. In einem Straßenkiosk sitzt eine alte Dame, davor steht ein Motoorrad. Wo ein Motorrad steht, gibt es auch Werkzeuug, denke ich mir und frage danach. Nachdem die Dame kramt in einem alten Säckchen herum, aber die passende Größe ist nicht dabei. „Ich wohne drüben, zu Hause haben wir Werkzeug.“ war der Kommentar, „Aber einer von euch muss auf mein Kiosk aufpassen“. Ok, kein Problem. Claudia und Klaus übernehmen mal eben den Laden. Ich gehe mit Ulrike und Harald zur Hausbesichigung. Das Haus der alten Dame ist stattlich, mit hohen breiten Holzpfeilern, davor ein Wintergarten, der als Gewächshaus genutzt wird. Ich darf selbst in einem alten Werkzeugkasten nach dem richtigen Schraubenschlüssel suchen, und schon ist die Pedale wieder drin. Die alte Dame ist ganz glüklich über die 10 Yuan Leihgebühr für das Werkzeug, und hat sicher noch lange etwas zu erzählen. Wie wir auch.

Danach stand ein Besuch im Dabao Tempel an. Der liegt in einem Seitental versteckt im Wald und wird eher von Pilgern als von Touristen frequentiert. Eine schöne ruhige Stimmung, in der wir unsere mitgebrachten Gebetsfahnen aufhängen.

Das Baden in den heißen Quellen ist ein Genuss. Die Anlage ist etwas basic, wie ich auf Neudeutsch sagen würde. Die Kulisse, der Blick auf eine Natursteinbrücke, die sich ein Fluss im Laufe vieler Jahrtausende durch die Felswände gegraben hat, ist aber unschlagbar. Im Schwimmbad möchte ich eigentlich nicht fotografiert werden, also habe ich auch selbst auf Bilder verzichtet.

Gesehen haben wir unterwegs viele weidende Schafe, Yak (oder die hiesige Kreuzung aus Yak und Rind), Pferde, Schweine, dazu jede Menge Edelweiss und ein paar andere hübsche Pflanzen. Und viele Treppen zum Tempel und zu den heißen Quellen mussten wir auch gehen. Dabei merkt man dann doch noch die Höhe. Mehr Zeilen bleiben nicht für den Blog, weil es geich Abendessen gibt und das Internet abends abgeschaltet wird.


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Der verlorene Horizont

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Flug nach Shangrila und Besichtigung des Songzanlin Klosters

Heute sind wir im Hochland angekommen, auf knapp 3.300 m Höhe. Die Wolken hängen tief, mal fühlt es sich an wie feiner Landregen, dann ein kurzer Schauer. Shangrila heißt eigentlich Zhongdian und wurde aus Marketinggründen in den mystischen Ort aus dem Roman Lost Horizon von James Hilton benannt. Lost Horizon passt irgendwie, bei der Ankunft suchen wir vergeblich hinter den Wolken- und Nebelfetzen nach dem Horizont

Nach einem Mondkuchen-Frühstück um 5 Uhr früh in der Hotellobby und reibungslosem Flug nach Shangrila warten die Räder auf uns. Das heißt zusammenbauen, schrauben und Probe fahren. Unser Ziel ist der Songzanlin Tempel, einer der großen tibetisch buddhistischen Tempel in Yunnan. Außer uns steigen noch einige chinesische Reisegruppen die vielen steilen Treppen zur Haupthalle hinauf, gar nicht so einfach in der Höhe. Die Sauerstoffsättigung im Blut hatten wir schon gemessen, zwischen 87 und 97 war alles dabei (in der Ebene sind Werte von 98 oder 99 Prozent üblich). Wir brauchen also noch etwas Zeit, uns an die Höhe zu gewöhnen.

Ich streife gern durch die Hallen, im Obergeschoss üben die Mönche Rezitieren und die Aussicht in die Umgebung ist selbst bei Regen schön. Ein Besucher aus den Philippinen erkennt uns als Radfahrer, verwickelt Harald ins Gespräch und ist völlig begeistert von unserer Tour. Er selbst sei lange Jahre gern und viel Rad gefahren, jetzt aber aus Genussgründe aufs E-Bike umgestiegen. Solche kurzen Begegnungen machen Laune. Wir verbringen viel Zeit in Songzanlin, bevor es zum Abendessen und Spaziergang durch die Altstadt von Shangrila geht.

Die Altstadt erstrahlt in neuem Glanz. Anfang 2014 war sie vollkommen abgebrannt, jetzt reiht sich ein Holzhaus mit kunstvoll geschnitzten Fensterläden und Türen neben dem anderen, alles im alten Stil. Mit Kreistanz auf dem Hauptplatz und Live Musik in den kleinen Bars. Für heute begnügen wir uns jedoch mit dem Rundgang, der Tag war lang und es gibt einiges an Schafdefizit nachzuholen.


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Akklimatisieren für Mythos Mekong

Die Oberen Schluchten des Mekong, 12.09. bis 02.10.2019

Anderthalb Tage in Kunming

Endlich, nach einer langen Anreise, mehrmaligem Umsteigen, vielen Gepäckkontrollen und schließlich Abnahme der Fingerabrücke bei der Einreise, sind wir zu fünft in Kunming angekommen. Etwas gerädert finden wir uns in einem Café wieder, und während Claudia, Ulrike, Harald, Klaus und ich noch auf Emmerich warten, überlegen wir, ob die drei fehlenden Koffer wirklich heute Abend wie versprochen ins Hotel geliefert werden. Das Hotel liegt genau zwischen der West- und der Ostpagode in einer kleinen Fußgängerzone im Süden der Stadt. Bei der Naherkundung sind wir auch schon mitten drin: kleine Garküchen, unzählige Gerichte, viele kleine Läden und überall Elektroroller.

Mit Emmerich waren wir dann einige Stunden später vollständig, zu sechst geht es los. In Kunming, der Provinzhauptstadt Yunnans, sind wir vor allem, um uns zu akklimatisieren. Denn der Anfangsort der langen Reise Mythos Mekong liegt auf etwa 3.300 m Höhe, danach folgen noch einige 4.000er Pässe. Die Stadt des ewigen Frühlings ist ideal zum langsamen Akklimatisieren. Sie liegt auf knapp 2.000 m, ist für eine chinesische Großstadt eher klein und beschaulich, und lädt mit einigen Tempeln, Parks und Fußgängerzonen zum Flanieren ein.

Und zum Essen. Das Abendessen genießen wir im Lao Fangzi, einem der schönen traditionellen Holzhäuser mit gemütlichem Innenhof. Am nächsten Morgen wählen wir die erste Nudelsuppe, viele weitere werden noch folgen. So gestärkt fahren wir mit dem Taxi zum Yuantongtempel. Heute ist Mondfest, schon gestern gab es zu diesem Anlass Tanz- und Gesangaufführungen auf der großen Bühne im Stadtzentrum. Heute strömt die halbe Stadt zum Tempel, um Räucherstäbchen anzuzünden. So voll habe ich den Tempel noch nicht erlebt. Wir kommen gerade rechtzeitig zur buddhistischen Messe, viele Gläubige beten und singen mit, nicht alle haben in der großen Haupthalle Platz gefunden und draußen auf Gebetshockern Platz genommen. Am Ende wirft ein Mönch noch eingepackte Kekse in die Menge. Mich erinnert das an Karneval, und auch wir bekommen genügend Päckchen ab. „Staubtrocken“, meint Claudia, die sich als Erste an die Kekse wagt. Also brauchen wir Flüssigkeit, am besten Tee. Den finden wir nach einem Rundgang durch den Cuihu-Park in einem ruhigen schattigen Innenhof. Der Cuihu hat sich in ein Lotusmeer verwandelt, und nach und nach finden sich immer mehr Gruppen ein zum Tanzen, Musizieren oder um chinesische Kampfkunst zu üben. Eine gute Stunde plaudern wir bei vielen kleinen Tässchen Puer-Tee über Gott und die Welt, bevor wir uns auf den Rückweg zum Hotel machen.

„Ihr habt Glück,“ meint Yang Hongyan, die Chefin vom Radladen, der unsere Räder wartet und dem wir einen spontanen Besuch abstatten. „Seid gestern hat es aufgehört zu regnen. Vorher war es total nass und es hat sehr heftige Regengüsse gegeben.“ Jetzt ist es warm, in der Sonne richtig heiß. Hoffentlich bleibt uns der Wettergott, der Klimawandel oder wer auch immer gnädig, so könnte es gut weitergehen. Nach einer guten Portion Jiaozi finden wir uns wieder im Hotel ein. Kurze Pause vor dem Abendessen. Morgen geht es in aller Frühe weiter mit dem Flieger nach Shangrila, und endlich auf die Räder. Die Koffer sind gestern abend übrigens wie versprochen und rechtzeitig bevor uns nach dem langen Tag die Augen zugefallen sind, wohlbehalten angekommen.

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