Bewölkt ohne Regen

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Irgendwie war der chinesische Wetterbericht auch schonmal besser, meine ich. In letzter Zeit haut das alles nicht mehr so richtig hin. Bewölkt ohne Regen war heute angesagt. Seit wir auf dem Rad sind, gab es morgens eigentlich immer Regen, der dann aber auch bald wieder versiegte. Letzte Nacht hat es nun schon gegen Mitternacht angefangen zu regnen und jetzt macht es nicht den Anschein, als ob es so bald wieder aufhören wollte. Der Huashan ist irgendwo in einer trüben Suppe verschwunden und wir machen uns bereit für den 30 km langen und 1200 Höhenmeter umfassenden Anstieg Richtung Luonan, von dem schon unsere letzte Gruppe Schauriges berichtet hatte – …in stärker werdendem Regen und bei Temperaturen kurz oberhalb der Schneefallgrenze, begleitet von den heulenden Hupen der LKWs aus den chinesischen Steinbrüchen…

Nun gut, der Regen verlässt uns zwischenzeitlich nur kurz und die Temperaturen sind hart an der Schmerzgrenze, aber zumindest die LKWs haben heute frei. Nicht weil Samstag ist, sondern weil Mondfest war und da noch drei Feiertage dazugehören. So kommen wir also relativ unbehelligt durch den langen Anstieg, der im unteren Teil durch ein Tal mit steilen felsigen Wänden verläuft. Zum oberen kann ich nicht so viel sagen, da der Regen wieder eingesetzt hatte und die Brille ständig beschlagen war. Am Pass streifen wir uns noch einige wärmende Sachen über und machen uns dann so schnell wie möglich an die ähnlich lange Abfahrt. Nach den ersten zweihundert Höhenmetern wird es dann doch langsam wieder besser. Der Regen hört auf für heute, es gibt eine leckere Nudelsuppe und wir kommen zügig bis ins Hotel. Nach so einem Tag kann es dann eigentlich nur noch eines geben – einen anständigen Feuertopf zum Abendessen.


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Are you well Sir?

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Der Huashan ist der westliche der fünf heiligen Berge des Daoismus und als solcher ein beliebtes Ziel für ein Eremitendasein. So muss das zumindest früher mal gewesen sein. Jetzt dürfte es damit schwierig werden, da es heutzutage alle Welt (einschließlich uns) hierhin zieht und man ziemlich um einen Platz auf einem der fünf Gipfel rangeln muss. Ist aber auch schön hier – tolle Ausblicke, schroffe Felsen, die Wolken weiter unten.

Wir wählen die klassische Variante und damit den Aufstieg vom Haupttor aus und die Fahrt mit der Seilbahn wieder runter. Der Aufstieg ist gut erschlossen und wie in China üblich gepflastert und mit Treppen und Verpflegungsständen versehen. Es ist zwar nicht besonders heiß heute, aber bei der hohen Luftfeuchtigkeit rinnt der Schweiß in Strömen und der Aufstieg zieht sich hin und wird gegen Ende immer steiler. Am Eingang hat man die Statue eines wandernden Pärchens in heroischer Pose angebracht, das wohl den richtigen Geist für den Aufstieg symbolisieren soll. Wir lassen es langsam und gleichmäßig angehen und alle kommen gut durch. Als ich auf halbem Weg an Rudi vorbeikomme, sitzt er ganz entspannt auf einem Stein am Wegesrand und knabbert an einer Banane, seine Stöckchen neben sich an den Stein gelehnt und ein verschmitztes Lächeln im Gesicht. Unwillkürlich muss ich kurz an Sun Wukong denken, den Affenkönig aus der „Reise nach Westen“, der Kungfu kann und Zauberkräfte besitzt. Offenbar sehen das aber nicht alle so, denn etwas später stehen Rudi, außer Atem und sich gegenseitig stützend, zwei besorgt aussehende junge Damen gegenüber: „Are you well Sir?“

Um Rudi muss man sich sicher keine Sorgen machen, dann schon eher um die vielen jungen Chinesinnen und Chinesen, die hier beim Aufstieg den Heldentod sterben. Da hilft auch Modern Talking als animierende Unterstützung aus dem Handy nichts mehr. Wir jedenfalls sind auf unsere Kosten gekommen und die Wolkensuppe, die den Berg noch von unten einzuhüllen schien haben wir überwunden und können jetzt den Blick auf die Bergspitzen und einen sündhaft teuren Kaffee genießen.

Nach der Fahrt mit Seilbahn und Bus nach unten machen wir zu viert noch einen Abstecher zum Xiyuemiao, einem Tempel der dem Gott des Huashan gewidmet ist. Wir sind angenehm überrascht, wie ruhig und leer es hier ist. Die Anlage ist relativ groß, in ihrem Aufbau an die Form eines Kaiserpalastes angelehnt und scheint noch in großen Teilen unrenoviert, was ihr eine authentischere Athmosphäre verleiht. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass man sich mit etwas mehr Ruhe besser in die alten Zeiten hinein versetzen kann. Vom Pavillon des ewigen Lebens am Ende der Anlage soll man angeblich den Gelben Fluss sehen können. Das ist uns in dem trüben Dunst erwartungsgemäß nicht vergönnt, dafür sehen wir hinter dem angrenzenden Feld den chinesischen ICE vorbeirauschen. Wir schlendern noch eine Weile durch die alten Tempelhallen, gehen dann über die umlaufende Tempelmauer zurück und lassen uns von einem klapprigen Taxi zurück ins Hotel chauffieren.


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Mauerlauf

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

knapp vierstündige Wanderung auf der Mauer bei Huanghua, steiles Auf und Ab, sonnig und warm

… Spaziergang auf der Mauer, kurz am Vogelnest und Wasserwürfel gestoppt und Pekingente am Abend, die Bilder sprechen für sich…


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Peking zu Fuß

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Besichtigungsprogramm, Peking zu Fuß und mit der Metro

Diesmal steht wieder Wandern in Yunnan auf dem Programm. Doch bevor es in den gebirgigen Südwestzipfel der Volksrepublik geht, haben wir uns die Hauptstadt erwandert. Zu Acht sind wir gestern gut gelandet und haben uns an die geringe Sichtweite gewöhnt. Smog oder einfach diesige Wetterlage, wie immer kann man das nicht trennen, wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem.

Wir sind in den Hutongs, Pekings traditionellen Hofhäusern untergebracht. Vier Häuser, die um einen gemeinsamen Innenhof liegen, bilden jeweils eine Einheit, manchmal sind es auch mehrere. Neben den alten Gassen, in denen man als Westler wohl die Heizung, doppelverglaste Fenster und vor allem eine Kanalisation vermissen würde, entstehen immer mehr moderne und gut ausgestattete Viertel. Die wirken steril und haben etwas von einer Filmkulisse. Durch die Hutongs führt uns der Weg zur U-Bahn, entlang der Marktgasse, in der Pekinger Rentner ihre Enkelkinder ausführen. Es nieselt und entsprechend ist wenig los auf den Straßen, dafür müssen wir in der U-Bahn nicht befürchten, umzufallen.

Trotz des trüben Wetters herrscht im Park des Himmeltempels reger Betrieb. Tanzen, Singen und Gymnastik hält fit und hebt die Laune. Es ist mindestens genauso interessant, das Parkleben zu bewundern wie die Sehenswürdigkeiten. Sie stammen allesamt aus der Mingzeit um 1400 n.Chr., als die Kaiser das durch die Mongolen zerstörte Beijing wieder aufbauten und nicht mit Raum und Material geizten. Der Himmelstempel, die Verboten Stadt und der Kohlehügel sind die prominentesten Beispiele. Zwischendurch kommt man (nach der Passieung etlicher Kontrollen) nicht um die Überquerung des Tiananmen-Platzes herum, der irgendwie einen Stilbruch darstellt, aber durchaus in die Größenordnung der extravaganten Himmelssöhne passt.
Auf dem Rückweg – ich habe leider das GPS nicht eingeschaltet, aber die Füße qualmen – kehren wir im Kaffee Alt Wien ein, einem der vielen kleinen charmanten Orte, die vom gesteigerten Bedürfnis der Hauptstädter nach Individualität zeugen. Längst halten sich hier mehr chinesische als westliche Besucher auf. Die Gassen füllen sich zunehmend mit flanierenden Paaren und Gruppen, Hochglanzgeschäfte und Durchfuttern ist angesagt, die Gegend ist fest in der Hand des Konsums. Um etwas „Besonderes“ zu finden, muss man schon ein paar Gassen weitergehen, die Atmosphäre in den Vierteln verändert sich in rasantem Tempo.

Nach dem Abendessen rundet ein kleiner Verdauungsspaziergang den Tag ab. Den Stadttest haben wir bestanden. Morgen versuchen wir an der Großen Mauer, ob wir nach der etwas anstrengenden Anreise auch „bergtauglich“ sind.

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Schlammschlacht

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Heute soll zum ersten Mal die körperliche Verfassung unserer Gruppe auf die Probe gestellt werden. Mit einer langen und relativ flachen Etappe von 104 km von den Terrakottakriegern bis an den Fuß des Huashan. Dass dabei unter Umständen die geistige Verfassung gleich mit auf den Prüfstand kommt, kann schnell mal vorkommen. Der heftige Regen aus der Nacht hat mittlerweile etwas nachgelassen, aber wirklich einladend sieht es draußen nicht aus. Der Tag fängt auch ein wenig chaotisch an und es gibt Abstimmungsprobleme, so dass sich die Abfahrt etwas verzögert.
Zwar lässt glücklicherweise der Regen langsam nach, dafür kommt jetzt das Ungemach von unten. Kaum dass wir uns einigermaßen eingerollt haben, bleiben wir bei der Durchfahrt eines kleinen Tales im Schlamm stecken. Der gesegnete fruchtbare Lössboden dieser Gegend scheint ein ganz fieser Kleister zu sein. Was ein kleiner Erdrutsch da über die Straße gespült hat, erscheint auf den ersten Blick wie lästiger aber harmloser Baustellendreck, bildet aber beim Durchfahren innerhalb von Sekunden große Beulen an den Bremsen und unter den Schutzblechen. Nach ein paar Metern sind die Räder ungefähr anderthalb mal so schwer und lassen sich nur noch mit ständig blockierenden Reifen vorwärts schieben. Wahrscheinlich ist das die Rache des ersten Kaisers, dem man seine Leibgarde weggenommen hat oder vielleicht auch die Strafe dafür, dass wir vorgestern unser Frühstück nicht bezahlt haben. Versehentlich natürlich. Der Besuch in der Waschstraße, der sonst erst im späteren Verlauf der Tour fällig wird, muss diesmal dringend vorgezogen werden.

Danach rollt es besser, der etwas hügelige Beginn ist vorbei und nach unserem Nudelsuppenstopp in Weinan kommen wir langsam immer mehr in Schwung. Obwohl unsere Treffs mit dem Begleitfahrzeug nur halboptimal funktionieren (Christof muss bei der letzten Tour eine andere Strecke gefahren sein) und obwohl zwei weitere Platten zu reparieren sind, werden wir dadurch nur unwesentlich aufgehalten und erreichen das Ziel rechtzeitig und in guter Verfassung. Fazit: Test erfolgreich, die Berge können kommen.

PS: war leider kein sehr fotofreundlicher Tag heute, deshalb nur ein paar schmutzige Räder…


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Bei den Terrakottakriegern

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Für heute steht die Terrakottarmee auf dem Programm, was für viele eines der Highlights einer Chinareise ist. Entsprechend ist schon ein gewisses Maß an nervöser Vorfreude zu verspüren und es wird auf eine frühe Abfahrt gedrängt, damit auch genügend Zeit für die Besichtigung bleibt. Nicht ganz zu Unrecht, wie sich zeigen wird, denn auf unserem Weg von Xi’an aus werden uns noch einige Steine in den Weg gelegt. Zuerst will der üble Stadtverkehr bewältigt werden, durch den wir uns, eingeklemmt zwischen Bussen und Bauzäunen, mühsam hindurcharbeiten. Kaum wird es etwas lichter, muss der erste Platten geflickt werden und draußen auf dem Land werden wir von der Polizei angehalten und sollen uns einen anderen Weg suchen. Die Begründung fällt etwas unklar aus, aber wir fügen uns. Schon die letzte Gruppe durfte hier wohl nur mit Begleitschutz und dem Versprechen durch, auch ja nicht mehr wiederzukommen. Natürlich, versprochen, großes Pionierehrenwort! Uns wird diese Option nicht mehr gewährt, deshalb fahren wir erstmal in die entgegengesetzte Richtung und biegen auf den nächsten Feldweg ab. Mit etwas Glück und freundlicher Hilfe finden wir dann auch den Weg zu einer größeren Straße und kommen trotz des zweiten Plattens doch noch einigermaßen pünktlich ins Hotel.

Schnell umgepackt und wieder auf die Räder geht es durch staubige Granatapfelhaine zu den tönernen Kriegern. Da stehen sie also unter riesigen Hallendächern und der chinesische Kaiser muss sich wohl nun allein in der Unterwelt durchschlagen. Jetzt haben wenigstens alle was davon – 为人民服务 „dem Volke zu Diensten“ wie Mao vielleicht dazu gesagt hätte.

Erwähnte ich schon, dass wir auch heute wieder einen Pass vermissten? Das wird langsam zu einer unschönen Regelmäßigkeit. Diesmal hat das Hotel geschlampt. Wir wollen gar nicht so genau wissen, wo er diesmal lag – unterm Scanner war es aber anscheinend nicht. Zum Glück ist er ziemlich schnell gefunden und der Magen kann sich rechtzeitig vor dem Essen wieder beruhigen.


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Die steinige Stadt

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Unser Zug kommt pünktlich auf die Minute um 7:58 Uhr in Xi’an an und kaum haben wir den Bahnhof verlassen und unser Begleitfahrzeug verlassen, erwartet uns schon der nächste Schreck auf leeren Magen – schon wieder ein Pass weg. Fieberhaftes Suchen, nix gefunden, muss im Zug geblieben sein. Schnell zurück zum Bahnsteig, Zug steht noch da, endet ja zum Glück hier, Schaffnerin schließt auf, Abteil umgestülpt, kein Pass. Die Schaffnerin versucht uns zu vertrösten, dass er sich ja vielleicht doch noch wieder anfindet und wir tauschen Telefonnummern aus. In der entsprechenden Stimmung kommen wir wieder aus dem Bahnhof. Ein letzter Strohhalm bleibt uns noch – wir schauen doch nochmal in die Lenkertasche, die irgendwo in der Ecke liegt. Da isser ja!… 🙂

Weiter geht’s zu Fuß zum Radladen, die Räder aussuchen. Wir schrauben ein wenig herum und machen uns dann gleich auf den Weg ins Hotel, wo noch ein opulentes Frühstücksbuffet wartet. Auf dem Weg dorthin bekommen wir schon einen guten Vorgeschmack vom wüsten Stadtverkehr in Xi’an, wie auch vom muslimischen Viertel, dessen Rand wir kurz streifen. Hier kann man sich gerne mal an die vergangene Größe der Stadt als Anfangspunkt der Seidenstraße in z.B. der Tang-Dynastie erinnern, als vermutlich eine ganze Menge arabischer Händler hier unterwegs waren. In Xi’an scheint die Geschichte zu allererst in steinerner Form vorzukommen. Stadtmauer, Glockenturm, Trommelturm, Stelenwald – man wird förmlich zerquetscht von so viel monumentierter Vergangenheit. „Treten Sie ein in die Geschichte“ animiert ein großes Schild am Eingang zum Südtor der Stadtmauer. Wir treten und nach etwa einem Sechzehntel der Mauer steigen wir wieder herab. Die Eindrücke sind zu gewaltig, deshalb wird der Stelenwald abgewählt und ein Cafe gesucht. Der Kaffee ist alle, das Bier nicht, aber wir sind gerade nicht wählerisch, also bleiben wir ein bisschen. Für den Abend nehmen wir uns dann nochmal das muslimische Viertel vor, das ein wahres Snackparadies ist, aber vielleicht nichts für Leute, die ihr Essen in Ruhe genießen wollen.

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Stau

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013
Heute morgen machen wir uns gleich auf den Weg, um den verlorenen Pass zurückzuholen. Wir müssen noch einige Male telefonieren, bis wir die Gasse und dort den Wäscheservice gefunden haben, wo die kleine grüne Tasche auf ihren Besitzer wartet. Alles läuft schnell und reibungslos ab – wenigstens das hat geklappt – und Jan hält erleichtert seine Tasche wieder in den Händen. Das Bargeld ist natürlich weg, aber ansonsten sind die meisten Sachen noch da, vor allem der Pass.

Leider hat uns diese Aktion eine ganze Menge Zeit gekostet und unser Ausflug zur Großen Mauer kommt entsprechend spät in Gang. Es lohnt sich trotzdem, da das Wetter immer noch recht gut ist und das Essen ist auch immer sehr lecker hier. Der Rückweg gestaltet sich dann ziemlich zäh und schon weit vor der fünften Ringstraße fängt es heftig an zu stauen. Wir müssen noch bis zur zweiten Ringstraße, wo wir Harald abholen, der die Mauer schon gesehen und sich stattdessen lieber Lamatempel und Konfuziustempel angeschaut hat. Das Timing passt und Harald kann praktisch im Vorbeifahren aufspringen. Bis zum Westbahnhof, wo unser Zug nach Xi’an abfährt, wird es aber nochmal richtig dick und ich werde langsam unruhig, weil noch die vorbestellten Tickets abgeholt werden müssen. Aber schließlich haben wir auch die und es bleiben sogar noch ein paar Minuten, um kaltes Bier für den Zug zu besorgen. Die Stimmung ist bestens und alles freut sich auf die Zugfahrt. Zu guter Letzt werden sogar noch die geheimen Reserven aus dem Duty-Free hervorgeholt und unsere französischen Zugnachbarn, die schon früh zu Bett gegangen sind, müssen mehrfach die Nachtruhe reklamieren. Dagegen gestaltet sich Verhältnis zu unseren nördlichen Nachbarn aus Dänemark gestaltet weitaus einvernehmlicher – von denen bekommen wir noch etwas Erguotou nachgeschenkt.

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Im Streifenwagen durch die Verbotene Stadt

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013
Der Innenhof unseres Hotels in Peking ist heute morgen festlich geschmückt, für eine Hochzeit, wie sich herausstellt und kaum ist das Frühstück beendet, treffen schon die ersten Gäste ein. Die Böller werden wir dann leider verpassen, da wir uns schon auf den Weg zur Verbotenen Stadt gemacht haben. Wir machen noch einen kurzen Abstecher durch die Hutongs der Nachbarschaft und staunen, mit welchen Mitteln um die Parkplätze in den Hutongs gerungen wird. Dann fahren wir mit der U-Bahn zum Platz des Himmlischen Friedens, wo wir uns unter die vielen Sonntagsausflügler mischen. Es ist schon reichlich voll, aber trotzdem noch ganz moderat, wenn man sich den Irrsinn vorstellt, der beim bald anstehenden Nationalfeiertag hereinbrechen wird.

Leider wird unser gerade begonnener Gang durch die Verbotene Stadt jäh unterbrochen, weil jemand eine kleine Tasche vermisst. Da waren nun essentiell wichtige Dinge drin wie Kreditkarten, Ausweis, Reisepass. Kleine Tasche, große Wirkung. Die Tasche ist wohl geklaut worden, aber natürlich hat keiner was gemerkt. Nach einer Weile erfolglosen Suchens stufen wir sie als vermisst ein. Das Tagesprogramm muss umgebaut werden, die Gruppe zieht alleine weiter und wir machen uns zu zweit auf den Weg. Zuerst nochmal ins Hotel und die Karten sperren, dann wieder zurück in die Verbotene Stadt und zur lokalen Polizeistation. Wegen des verlorenen Passes muss Anzeige erstattet werden und wahrscheinlich werden wir uns morgen gleich auf den Weg zur Botschaft machen müssen.

Wir sind nicht die einzigen auf der Polizeiwache der Verbotenen Stadt, allerdings ist die junge Dame aus Tschechien mit einer verlorenen Kamera davongekommen. Da die nötigen Formulare grade ausgegangen sind müssen wir nochmal aufs nächste Revier und bekommen dafür gratis eine Fahrt im Polizeiauto quer durch die Verbotene Stadt und danach nochmal am Tiananmen vorbei zur nächsten U-Bahnstation. Der halbe Tag ist rum und wir erwischen den Rest unserer Gruppe am Eingang zum Himmelstempel, den wir uns dann noch gemeinsam anschauen. Jetzt nur noch in die U-Bahn und zu unserer Verabredung mit der Pekingente, die uns wieder etwas mit dem Tag versöhnt.

Im Hotel erwartet uns dann doch noch eine Überraschung – es hat tatsächlich jemand die Tasche mit dem Pass wiedergefunden und eine Visitenkarte vom Hotel war glücklicherweise auch drin. Wir bekommen eine Zeit und einen Treffpunkt für den nächsten Tag vorgegeben und gegen eine kleine „Entschädigung“ soll die Tasche wieder an den rechtmäßigen Besitzer zurückgehen. Es bleibt also spannend…

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Peking mit Sicht

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013
Zu fünft sind wir heute von Frankfurt nach Peking geflogen. Die andere Hälfte ist bereits der Reihe nach aus unterschiedlichen Richtungen eingetrudelt und genießt im Innenhof die durch keinerlei Dünste getrübten Sonnenstrahlen des Pekinger Himmels in der illustren Gesellschaft von Lu Xun und Sun Yatsen.

Trotz des unglückverheißenden Freitag, des 13. lief eigentlich alles im grünen Bereich und wir konnten wohlbehalten, wenn auch mit steifen Gliedern die Maschine verlassen. Lediglich die chinesische SIM-Karte verweigert hartnäckig den Dienst und muss durch eine neue ersetzt werden, damit wir uns mit unserem Busfahrer in Verbindung setzen können.

Es ist schön warm hier und in der letzten Nacht hat es wohl mal ordentlich gewittert, so dass man in der klaren Luft endlich auch mal wieder die Westberge sehen kann. Da halten wir uns nicht lange auf und machen den Gang auf den Trommelturm, wo man einen schönen Blick in südlicher Richtung auf den Kohlehügel hinter der Verbotenen Stadt werfen kann.

In Peking scheint alles beim alten – Verkehrschaos, Abrissbirne, Essstände und der Touristenrummel in der Einkaufsgasse Nanluoguxiang gleich um die Ecke vom Hotel bzw. beim nahegelegenen Houhai-See konnte auch noch gesteigert werden. Wir lassen uns ein wenig durch die Altstadtgassen treiben, es werden die ersten Baozi probiert und nach einem kurzen Abstecher zum Houhai suchen wir uns recht bald das Lokal unserer Wahl (Karin hat‘s gestern schonmal ausgetestet), um das Ende des Tages einzuläuten.

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