Alle Wetter!

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

92 Kilometer von Qushui nach Nangatze, erster Pass Kampa La bei 4785m, 1450 Höhenmeter und Wetter jeglicher Sorte, herrliche Sicht auf den Yamdrok Tso See, alle Wetter bei 5 bis 18 Grad.

In Tibet gibt es kein Wetter! Das ist natürlich nicht ganz richtig, in Tibet gibt es kein ein Wetter. Der Wetterbericht von heute hört sich an wie ein Gesamtbericht der Wetterereignisse in Berlin für den Monat April. Doch dazu später.

Der Morgen ist frisch und klar und die Sonne scheint. Wir haben alle recht ordentlich geschlafen und freuen uns auf den ersten Großkampftag. Schließlich geht es heute über den ersten hohen Pass. Geschlafen haben wir auf 3680 Metern über dem Meer und die Straße schraubt sich heute bis auf 4785 Meter über den Kampa La Pass.

Von der Hauptstraße ab geht es in ein idyllisches Tal. Die ersten 20 Kilometer noch schön flach und eben beginnt hinter zwei idyllischen tibetischen Dörfern dann der Anstieg. Die Sicht rundherum ist schon nicht schlecht. Ein paar Gipfel mit ewigem Eis, viele hohe Berge mit einer dünnen Schneeschicht von letzter Nacht. Hintern den Dörfern gibt es noch ein paar Felder, die gerade gepflügt werden, die vor den Pflug gespannten Yaks haben ordentlich zu ackern, so wie wir inzwischen auch. Die eigentlich gemütlichen drei Prozent Steigung lassen uns ordentlich tief und schwer atmen und so kurbeln wir uns langsam nach oben, wobei mit jeder Kurve die Sicht Atem beraubender wird und uns jede 100 Höhenmeter des Atems berauben.

Der Höhenmeter zeigt irgendwann die 4000 Meter und dann die 4500 Meter und dann brauchen wir doch ab und an ein Päuschen mehr. Noch zweihundert Meter Höhe fehlen, da schwappt dann eine dunkle Wolke über den Pass. in den Alpen wäre man jetzt klitschnass, hier fällt der Niederschlag als Schneegraupel. Doch bis zum mit Gebetsfahnen geschmückten Pass war schon wieder die Sonne da, danach wechseln wilde Wolken und Sonnenschein im Minutentakt. Oben ist es recht windig und kühl und wir müssen uns richtig einpacken. Die Sicht ist grandios, vor uns liegt einer der größten Seen in Tibet, stahlblau und Eisriesen in der Ferne; Yamdrok Tso heißt er. Man kann sich gar nicht satt sehen, Fotos sind unabdinglich, vor allem mit den Chinesen, die uns fürs Fotografieren von links nach rechts schleifen, aber wir haben alle unseren Spaß daran. Auch einige Tibeter mit ihren geschmückten Hütehunden haben sich eingefunden, natürlich auch nur, um etwas Geld mit den Fotos zu verdienen. Die Hunderasse ist äußerst selten, den Namen habe ich leider vergessen und die Tiere schweineteuer. Ein solches großes Wollbündel würde ein Liebhaber gegen eine größere Benz-Limousine tauschen und dabei wahrscheinlich noch ein gutes Geschäft machen. Meine Frage, wie denn das Fleisch schmeckt will der Hundebesitzer nicht verstehen oder beantworten.

Ich bleibe natürlich anonym, die Hälfte unserer Gruppe hat den Anstieg gemeistert, die anderen auf alle Fälle mehr als die Hälfte davon. Nun stürzen wir uns in die rauschend Abfahrt runter zum See und machen unten Picknick mit Instant Nudeln und Keksen und Kaffee, danach genießen wir die Sonnenflecken und den straffen Rückenwind. Doch nicht allzu lange, denn dann folgt der nächste Wetterumschwung, am Regen fahren wir knapp vorbei, aber der kalte Wind bläst uns mehr als unangenehm entgegen, man kommt gerade noch mit 10 Kilometern vorwärts. Zum Glück aber, dauert der sehr raue Wetterabschnitt auch nur wieder eine knappe Stunde, dann geht es bei Sonne und Wolken Wechsel weiter, allerdings immer noch mit Gegenwind. So ziehen sich dann die letzten Kilometer ordentlich in die Länge und es ist schon 19 Uhr, als wie endlich in Nangatze angekommen sind.
Das Hotel ist einfach und ordentlich, das Warmwasser braucht aber noch etwas und so gehen wir zuerst ins etwas kühle Restaurant und füllen mit schmackhaften Gerichten unsere Energiereserven auf. das ist auch notwendig, denn morgen haben wir zwar nicht so viele Höhenmeter, aber es geht wieder über einen Pass und der hat dann sogar mehr als 5000 Meter zu bieten.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2013/06/2013-05-11_Xizang131.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Catch 22

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

71 km von Lhasa nach Qushui, kaum Höhenmeter, Besichtigung des Klosters Drepung, Stress mit dem Polizeiapparat wegen Übernachtungserlaubnis, 8 bis 15 Grad, meist bedeckt, etwas Sonne, kleiner Regenschauer.

Nun heute der erste Radeltag, wir werden sehen, ob wir schon an die Höhe gewöhnt sind oder nicht. Bei strahlender Sonne geht es noch einmal am Pottala Plast vorbei und dann aus der Stadt heraus. Am Stadtausgang liegt das Kloster Drepung. Dafür geht es aber 200 Höhenmeter eine berg hoch und zwar einen schönen Stich und es macht sich sofort bemerkbar, dass wir nicht auf Meereshöhe radeln. Es geht nur in sehr kleinen Gängen und schön langsam, jeder Versuch etwas schneller zu treten, endet in großer Atemnot und es geht uns allem so vom Alpenhörnchen über den Spitzensportler bis zum Reiseleiter.

Nach einer knappen halben Stunde haben wir die drei Kilometer geschafft und stehen am Kloster. Die Anlage ist etwas luftiger als der dunkle Pottala und wir schlendern, langsam wieder zu Luft kommend, durch die Räume des 5. Dalai Lama und seiner Lehrer. Dank Lecbe, unserem tibetischen Führer, sind wir schon recht gut in tibetischer Geschichte bewandert und wissen deshalb, dass genau jener Dalai Lama dann auch den Grundstein für den Pottala Plast legte.
Die Fahrt aus Lhasa heraus, zurück in Richtung Flughafen ist nicht der tollste Trip auf Erden, die Landschaft ist einfach nur karg und trocken, die Straße ok, aber doch recht stark befahren und die Mannschaft kämpft wahlweise mit Kopfschmerz ( Lore und ich), Magenproblemen (Klaus) und einigen schönen Prellungen und Abschürfungen (wird nicht genannt). Bei der Abfahrt von Drepung hatten wir nämlich unseren ersten Sturz, zum Glück nicht zu viel passiert, bis zum urlaubsende in Katmandu sind die Wunden wieder verheilt.

Unterwegs gibt es dann nur eine Felswand zu sehen mit einem großen Buddhabildnis, danach entgehen wir einem kräftigen Regenschauer durch die Mittagspause. Zu essen gibt es Momos, also tibetische Teigtaschen oder etwas bissfeste tibetische Nudeln, dazu die global üblichen Kaltgetränke und tibetischen Buttertee, wobei Lecbe und ich immer noch die einzigen sind, die sich gern an dem Getränk laben, das aus Ziegeltee mit Salz und Yakbutter hergestellt wird. Hier in der Höhe löscht es allerdings zuverlässig den Durst, der sich aller halben Stunde einstellt.
Gegen 16 Uhr sind wir ganz froh, als wir in den kleinen Straßenort Qushui einrollen.

Die Überraschung kommt im Guesthouse, der Wirt darf keine Gäste aufnehmen und schon gar keine Ausländer, neues Gesetz vom Anfang des Jahres. In Lhasa weiß von der lokalen Regelung niemand etwas, denn der Übernachtungsort ist ja in unseren Papieren aufgeführt und dreifach genehmigt und gestempelt worden. Also schwingen sich Lecbe und ich auf die Räder und machen uns auf den Weg zur ersten Polizeistation. Die Polizisten dort sind weder interessiert, noch zuständig oder hilfsbereit: wir dürften halt hier nicht übernachten, Alternativen gibt es nicht, vielleicht ist die andere Polizeistation zuständig, aber auch hier sieht es ähnlich aus. Die einen sind nur für Verkehrsdelikte zuständig, die anderen nur für Diebstähle, der Chef ist nicht auffindbar. Man schickt uns also von einer Stelle zur anderen und wieder zurück. Lecbe hat inzwischen mit seiner Reiseagentur telefoniert und Lhasa hat bestätigt, dass wir übernachten dürfen, nur gibt es hier niemanden, der das wissen will und es dem Wirt sagen kann, dass er bei unserer Beherbergung keine Probleme bekommt. Also ein regelrechter Catch 22, bei dem man keine Möglichkeit hat, den Knoten irgendwie zu lösen.

Auf dem Rückweg zum Guesthouse erwischen wir dann auf der ersten Polizeistation den Chef, nach meinem Einwurf, dass er ja wohl nicht will, dass sieben Ausländer hier in seinem Gebiet auf der Straße schlafen und einen schlechten Eindruck von China bekommen, nimmt er sich dann zögerlich des Problems an, die Lösung ist eine echt chinesische: natürlich dürfen wir nicht in diesem Guesthouse übernachten, aber an der Hauptstraße gibt es eine zweite Absteige und die bekommt eine Sondererlaubnis.

Da wir sowieso mit einer sehr einfachen Übernachtung gerechnet hatten, nehmen wir das Fehlen jeglichen Komforts in Kauf, wir haben Schlafsäcke dabei, so dass wir nicht auf frische Wäsche pochen müssen, die Toiletten sind ok, aber fließendes Wasser gibt es nicht, lediglich einen Bottich, aber zum waschen ist es eh zu kalt. Als ich dann Zähne putzen will, lasse ich auch das sein, denn die Wasserschüssel wird nun von zwei Goldfischchen bewohnt, die dem Sohn einer Verwandten des Wirtes gehören.

Das Abendessen in einem Restaurant an der Straße ist in Ordnung und in einem großen Laden besorgen wir Proviant für den nächsten Tag. In meinem Bett entdecke ich eine elektrische Heizdecke, die sogar funktioniert und habe trotz der widrigen Umstände eine ruhige Nacht tiefen Schlafes, die erste hier in dieser Höhe.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2013/06/2013-05-10_Xizang131.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Und ewig dreht sich die Gebetsmühle…

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Noch einmal Stadtspaziergang und Runde um den Barkhor, Zeremonie mit Pilgern, Räder schrauben und Radladen, dann kleine Stadtrundfahrt, 11 km bei sonnigen 18 Grad.

Heute haben wir nicht viele Programmpunkte hinter uns gebracht, das war auch nicht nötig, denn der Rundgang um den Barkhor war äußerst intensiv. Der Barkhor ist die kleinste Khora rund um den Jokhang Temel im Zentrum der Altstadt. Hier geht es wohl auch am lebendigsten in Lhasa zu, was das Pilgerleben betrifft.

Erschreckend ist jedoch wieder einmal die Polizeipräsenz mit Sicherheitskontrolle und X-Ray. Unser tibetischer Führer bekommt sogar sein Feuerzeug abgenommen, wahrscheinlich aus Angst vor den Mönchen, die sich hier aus Protest mit Benzin übergießen und anzünden. Dabei lodert das Weihrauchfeuer aller 200 Meter an jeder Ecke.

Wir reihen uns in die Schlange der Pilger mit ihren Gebetsmühlen ein und folgen dem beständig Mantras brummelnden Volk. Am interessantesten sind die Strecken mit den langen Reihen von Gebetsmühlen, hier kann man am besten die Gesichter der Menschen beobachten. Der Großteil der Pilger sind alte Leute und man trifft nur wenig jung, manchmal Mütter mit Kind, aber es gelingt mir, trotz literweise versprühten Charmes, eine der Mütter mit Kind abzulichten.
Vor dem Jokhangtempel sind die Hardcore Pilger tätig, das heißt sie gehen nicht nur it der Gebetsmühle ihre Runden um die heiligen Stätten, sondern werfen sich hier zu Boden, stehen wieder auf und werfen sich wieder zu Boden und das vermutlich sogar mehrere Tage hintereinander. In den gebetspausen dagegen läuft alles recht locker, man schwatzt mit dem Nachbarn und trinkt Buttertee, bevor man die nächsten 8 oder 88 oder 108 Niederwerfungen macht.

Aus einer schmalen Gasse klingen Mönchsgesänge an unser Ohr, wir drängeln uns mit den anderen Pilgern in einen kleinen Hof, hinter dem sich noch einmal ein kleiner Tempel befindet. Hier wird gerade eine Zeremonie angehalten, ein höherer Mönch hält eine Lehrrede. Nicht das jemand gespannt zuhören würde, aber der Hof ist vollgestopft mit alten Leuten, die ihre Gebetsmühlen rotieren lassen. Dazu macht man einen Plausch mit seinem Nachbarn, murmelt Mantras, hält ein Nickerchen oder trinkt Tee. Im Tempel sieht es ähnlich aus, man kann vor lauter Pilgern, die hier sitzen kaum treten, die laut betenden Mönche in der Mitte des Saales scheinen eher stoisch gelassen, als von religiösem Eifer erfüllt. In einem hintern Raum werden die Yakbutterkerzen gefüttert, es ist düster und rauchig.

Zurück im Hotel montieren wir die Räder, die wir aus Katmandu mitgebracht haben, die anderen sind laut unserem Führer schon unterwegs vom Bahnhof, das schon seit zwei Stunden. Schließlich gehen wir noch Mittagessen und dann endlich noch eine weitere Stunde später, sind die drei Kartons da. Das basteln dauert seine Zeit und unser Schreck ist groß, denn bei einem Rad ist der Bolzen gebrochen, der die Vorderradbremse hält. Reparatur nicht möglich, zumindest für uns. In dem kleinen Radladen zwei Ecken weiter schafft es jedoch der Monteur, den abgebrochenen Bolzen herauszulösen und hat sogar Ersatz. Und nach einer halben Stunde ist das Rad wieder bremsbereit wie eh und je.

Leider ist es jetzt schon zu spät für unseren Ausflug ins Kloster Sera, also radeln wir ein wenig durch die Stadt, am Lhasa Fluss entlang und dann wieder zurück. Da heute die Sonne lacht, halten wir noch einmal für ein Fotoshooting vor dem Pottala Palast. Dann ist es auch schon wieder Zeit fürs Abendessen in einem winzigen Restaurant, der „Speisesaal“ im ersten Stock dient nebenbei auch als Gerümpelkammer, dem Geschmack des Essens tut dies allerdings keinen Abbruch.
Morgen dann endlich unser erster Radeltag, hoffen wir, dass die letzten leichten Kopfschmerzen dann auch weg sind, noch erwarten uns keine Höhenmeter, aber wohl auch keine luxuriöse Übernachtung mit Internet, deshalb wird der nächste Blogeintrag wohl ein paar Tage warten müssen.

Print Friendly, PDF & Email

Im Palast der Götter

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Spaziergang durch Lhasa, Besichtigung des Pottala Palastes und des Jokhang Tempels, sonnig, trüb und Nieselregen im Wechsel bei 16 Grad.

Leider war die Nacht nicht erquicklich, irgendjemand ruft mich kurz nach Mitternacht an, ich gehe natürlich nicht ran, kann aber auch nicht mehr einschlafen, wegen der pochenden Kopfschmerzen. Entsprechend zerschlagen fühle ich mich am Morgen. Auch Lore hat ein paar Probleme mit der Höhe, alle anderen haben den Aufstieg wohl gut verkraftet.
Entsprechend motivationslos schleiche ich durch den Tag und entsprechend mager fällt auch die Bildrate aus. dabei besichtigen wir heute den Pottala Palast, das religiöseste Bauwerk in Tibet und den Sitz der Dalai Lamas, die von hier das reich im Himalaya regierten.

Bei leichtem Nieselregen, der nicht gerade zur Stimmungsaufhellung beiträgt geht es zuerst einmal eine Runde mit den Pilgern um den Palast. Die drehen fleißig ihre Gebetsmühlen und brummeln ihr „ohmanipatmehum“ vor sich hin, mit jedem Schritt, mit jeder Umdrehung und mit jeder Umrundung der Erlösung aus dem irdischen Leben ein Stück näher.
Der Palast thront über der Stadt, hier haben 9 Dalai Lamas residiert und über die Geschicke des Landes gewacht. Im 7 Jahrhundert hat der 5 Dalai Lama den Grundstein zum Palast gelegt und dann ist der Bau systematisch zu dieser gigantischen Festung erweitert worden. heute ist der Palast ein Museum, aber es tun auch noch Mönche ihren Dienst, denn der Sitz des jetzigen 14. Dalai Lama ist ja bekanntlich in Indien.

Seit meinem letzten Besuch hat sich viel verändert, zum einen muss man als Tourist gute 22 € Eintritt hinlegen, um die heilige Stätte zu besichtigen, dann gibt es Sicherheitsvorkehrungen wie im Bundestag. Schon für die Khora war eine Sicherheitskontrolle notwendig, jetzt im Palast noch einmal und dann werden die Ticket noch mindestens drei Mal geprüft. Zeitlimit für die Besichtigung: eine Stunde, Fotografieren nicht erlaubt. Unser tibetischer Führer dagegen ist spitze und kennt sich mit der Geschichte des Palastes aus und in einer Stunde bekommen wir einen kleinen Überblick über das religiöse Leben einstmals hier im Pottala. Beeindruckend sind die dunklen, verräucherten Kammern mit unzähligen Buddhafiguren, Mandalas, Thankas und den goldenen Begräbnistupa der Dalai Lamas. Und obwohl wir nur einen kleinen Teil des Palastes zu sehen bekommen sind wir froh, nach einer Stunde wieder an der frischen Luft zu sein.

Hinter dem Palast findet sich ein tibetisches Gartenrestaurant und wir haben Nudeln, Momo und Reis mit Yakfleisch zum Mittag, an den Buttertee kommen meine Mitstreiter noch nicht heran, der deftige Geschmack der Yakbutter im Tee schreckt den europäischen Gaumen doch etwas ab.
Eine Ewigkeit verbringen wir dann auf der Bank of China, die Dame am Schalter macht ihre Arbeit mehr als gewissenhaft und mehr als langsam, bis wir dann nach 30 Minuten endlich unsere Yuan in den Händen halten, der Kurs ist katastrophal schlecht, für einen Euro gibt es nur noch 7,7 Yuan, so ähnlich war der Kurs vor 20 Jahren auch, allerdings zur D-Mark.

Mir geht es immer noch nicht besser und so schicke ich die Gruppe in den Jokhang Tempel und muss mich selbst eine Stunde aufs Ohr legen, danach geht es mir besser und wir gehen alle zum Abendessen ins Tashi Restaurant. Auch hier geht es wieder sehr tibetisch zu, eine Art salziger Pfannkuchen mit Gemüse oder Huhn munden uns sehr, das tibetische Gerstenbier Chang trifft nicht auf großen Zuspruch.
Morgen haben wir dann auch unsere Fahrräder zur Verfügung und werden einen kleinen Ausritt machen, hoffen wir mal, dass wir dann die Akklimatisation abgeschlossen haben.

Print Friendly, PDF & Email

Das ist doch die Höhe

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Flug nach Lhasa, Transfer in die Stadt und Spaziergang in der Altstadt, 16 bis 18 Grad, sonnig bis trüb.

Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf zum Flughafen, das Einchecken der drei Räder dauert seine Zeit, aber es läuft alles ohne Probleme, außer dass die chinesische Fluggesellschaft sehr gut an der Radmitnahme verdient. Nach einer neuen Gepäckregelung blättert man pro Stück Übergepäck 150 USD auf den Tresen.

Der knapp zweistündige Flug ist grandios. Ich sitze links am Fenster und habe die Aussicht auf die Himalaya Range und den Everest und die ihn umgebenden Gipfel. Ich bekomme Fragen, ob wir da wirklich dran vorbeiradeln wollen und können, so gewaltig wie sich die Schneeriesen hier türmen.

Der Formalitätensalat bei den Chinesen verläuft superfreundlich und professionell. Wir haben Glück und unsere Tibetliteratur steht nicht auf dem Index, das heißt es steht nix über den 14. Dalai Lama drinnen und wir dürfen die Bücher behalten. Bei den Gruppen vor uns wird aber ordentlich konfisziert und der Airport dürfte über eine umfangreiche Literatursammlung verfügen. Bernds Buch war eigentlich auch schon halb eingezogen, aber nach einer kleinen freundlichen Diskussion geht das Werk wieder an den Eigentümer zurück.

So und nun sind wir in Tibet! Unser tibetischer Guide hat uns im Gebäude empfangen und nun fahren wir auf einer vierspurigen Autobahn in die tibetische Hauptstadt. Rundherum Felder oder Grasland, manchmal Pappelhaine und festungsgleiche Bauernhöfe, auf denen fleißig die chinesische Flagge im Wind weht. Nach einer Stunde sind wir in der Stadt. Ich war hier vor 20 Jahren das letzte Mal und erkenne nix mehr wieder. Bin ich wirklich in Lhasa, einer tibetischen Kleinstadt? Wenn da nicht auf einem Hügel in der Mitter der Stadt der Pottala Palast wäre, dann wähnte ich mich eher in einer „normalen“ chinesischen Stadt, mit all ihrer Moderne.

Im Yakhotel treffen wir dann auf Lore und Rainer, die beiden waren aus Beijing mit der Bahn angereist und somit ist unser „Sevenpack“ komplett. Da wir bisher noch nichts von der Höhe, wir sind immerhin auf 3600 Metern über dem Meer, verspüren, außer dass das Treppensteigen etwas schwerer geht, stürzen wir uns ins Getümmel der Altstadt. Draußen herrscht relative Chaos, da alle Straßen und Gassen aufgerissen sind, es werden Heißwasserleitungen für Heizungen verlegt und überall neue Fenster eingesetzt, in tibetischem Stil zur Vereinheitlichung des Straßenbildes, Anordnung von ganz oben.

Auf der Hauptstraße dominiert die Moderne mit schicken Läden, viele Marken sind present, es gibt sogar einen Jack Wolfskin Store und Hugo Boss Models lächeln von Plakatwänden. In den Nebenstraßen ist das Leben noch tibetischer, hier gibt es kleine Krämerläden, die Lebensmittel, Yakbutter und Yakfleisch verkaufen. Ins Auge fallen die Kameras, die jeden Straßenzug im Auge haben und alle gefühlte 20 Meter gibt es eine kleine Polizeistation, um unsere Sicherheit brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen.

Am Abend landen wir in einem kleinen Sichuan Restaurant mit den typischen Gerichten wie Mapo Tofu und Gongbao Huhn. Langsam machen sich dann doch Kopfschmerzen bemerkbar, an der einen Flasche Dünnbier hat es garantiert nicht gelegen, das ist dann wohl doch die Höhe! Also nichts wie ins Bett und hoffen, dass sich der Körper morgen schon ein wenig besser angepasst hat.

Print Friendly, PDF & Email

Sandwich Theorie

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Stadtrundfahrt und Spaziergänge in Katmandu und Patan zum Boudhanath, Pashupatinath, sonnig bei 25 Grad.

Nepal ist wie ein Sandwich, oben und unten, also im Norden und Süden befinden sich die dicken Brotscheiben, das sind Tibet und Indien; das beste befindet sich jedoch in der Mitte und das ist Nepal. Nicht das sich im Land schon über 170 Minoritäten tummeln mit 150 verschiedenen Sprachen, so wird das Königreich auch von zwei Religionen dominiert, das ist einmal der Hinduismus und zum anderen der Buddhismus.

Nach langen Stunden des tiefen Schlafes sollten wir den Zeitunterschied überwunden haben und heute gut über den Tag kommen. Die Räder haben noch Zeit zum Ausruhen bis Lhasa, wir sind heute erst einmal mit dem Bus unterwegs. zuerst geht es nach Patan, der zweiten von drei alten Königsstädten hier im Katmandu Tal. Hier finden sich zahlreiche Hindu Tempel in verschiedensten Baustilen, einige erinnern mich an Angkor Wat mit den recht spitz aufragenden Türmen, andere sind Backsteingebäude im traditionellen nepalesischen Stil mit tollen Holzschnitzereien. Auch hier heißt der Hauptplatz Durbar Square, auf und um den sich alle Gebäude reihen. Auf dem Platz herrscht buntes Treiben von lokalen Spaziergängern und Touristengruppen. Im Schatten sitzen Männer und Frauen meist in getrennten Grüppchen und Plauschen. Auch Jugendliche treffen sich auf den höchsten Stufen der Pagoden und auf der Rückseite der Pagoda halten junge Pärchen mehr oder weniger schüchtern Händchen.

Von hier geht es dann weiter zum Boudhanath, der weiße Stupa mit der charakteristischen Halbkugelform und den Augen Buddhas in alle vier Himmelsrichtungen ist das Wahrzeichen Katmandus und so bekannt wie der Eiffelturm und die Freiheitsstatue. Hier finden sich vor allem buddhistische Pilger ein und drehen ihre Runden um das Heiligtum, manche machen eine Runde, andere drehen 8 Runden um den Tempel. Rundherum gibt es wieder zahlreiche Läden mit buddhistischen Souvenirs und Thankas. Einige der Mandalas sind dermaßen faszinierend, dass ich fast schwach werde, selbst auf dem Foto kommt die fast hypnotisierende Wirkung noch zur Geltung.

Unser dritter Programmpunkt ist dann das Pashupathinat. In dieser hinduistischen Tempelanlage werden die Toten Hindus verbrannt. Über zahlreiche Stufen nähern wir uns dem Heiligtum. Auf dem Weg hinauf treffen wir zahlreiche Hochzeitsgesellschaften in bunter und festlicher Kleidung, vor allem die Frauen sind ein Hingucker. Meine Stammleser werden jetzt wieder stöhnen: Tom und seine Frauen, aber hier in Nepal gibt es auch durchaus ansehnliche Männer und so herrscht heute in meiner Fotogalerie (fast) Gleichberechtigung.

Am Tempel ist dann auch gerade eine Zeremonie im Gange und ein Scheiterhaufen lodert, die engsten Verwandten des Verstorbenen sind in Weiß gekleidet, denn dies ist in Asien die Farbe für Trauer. Wenn der Tote verbrannt ist, dann werden die Überreste in den Fluss gekehrt, der jetzt zur Trockenzeit nur ein müdes schmutziges Rinnsal ist. Trotzdem führt er irgendwann in den ganges und damit in den Ozean und dann sind die Überreste des Toten dort, wo sie hinsollen. Etwas makaber sind die Totenfledderer die durch den Bach waten, auf der Suche nach Münzen und Goldzähnen.
Um den Tempel herum gibt es zahlreiche „Heilige Männer“. Wie ernst es die Asketen nehmen ist schwer abzuschätzen, auf alle Fälle posieren sie gegen ein kleines Entgelt mehr als gerne mit Touristen und im hinteren Teil des Tempels, wo die „heiligen“ Männer nächtigen, lassen dicke Kanabispflanzungen auf anderweitige Zerstreuung schließen.

Unser zweiter Tag in Katmandu endet viel zu schnell wieder bei Stromabschaltung diesmal in einem tibetischen Restaurant mit in Chili gebratenen Momos. Das sind gefüllte Teigtaschen und diese Variante ist so lecker, dass wir beschließen bei unserer Rückkehr nach Katmandu wieder hier einzukehren.

Print Friendly, PDF & Email

What to do in Katmandu?

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Morgendliche Ankunft in Katmandu und langer Spaziergang in der Stadt durch Thamel zum Durbar Square und wieder zurück, bei Sonne und 25 Grad, abends leichtes Gewitter.

Der Flieger taucht langsam tiefer durch die leichten Wolken und setzt dann auf dem Rollfeld auf, leider war von der Himalaya Front im Anflug nichts zu sehen, dazu war es einfach zu trüb. Doch wir sind erst einmal angekommen nach einem langen Flug.
Der Flughafen ist nicht sehr groß und es herrscht auch kein all zu großer Betrieb und so geht es einigermaßen zügig voran mit den Formalitäten für die Visa. Das Gepäck dauert eine Weile, aber alles kommt an, auch mein Radkarton kommt unversehrt durch die Hintertür und draußen vor der Tür wartet unser lokaler Reiseführer. Damit sind wir nun wohlbehalten in Katmandu eingetroffen.

Die Fahrt in die Stadt zieht sich hin, die Straße wird gerade gebaut, der Verkehr ist recht quirlig, aber nicht so chaotisch und dicht wie ich erwartet hatte, Radfahren erscheint mir kein Ding der Unmöglichkeit, aber es wird noch ein paar Tage dauern, bis wir von Lhasa hierher unseren Weg zurück gefunden haben. Der Kleinbus taucht in ein Gewirr von kleinen Straßen und Gassen ein und setzt uns vor einem sehr schönen Hotel ab. Man betritt den Hof und sieht das erste Mal etwas Grün in der Stadt und so trinken wir erst einmal einen Kaffee im Garten; aus ökologischem Anbau in Nepal.

Ökologisch wird auch das ganze Hotel betrieben, Wasser gibt es aus schönen Messingkaraffen um Plastikmüll zu vermeiden, Warmwasser wird per Sonne aufbereitet und Klimaanlage braucht der kühle Bau im traditionell nepalesischem Stil, Ziegeln mit viel Holzdekor, nicht.
Wir halten uns nicht lange auf und stürzen uns ins Stadtgewimmel. In Thamel geht es recht touristisch zu, hier befinden sich die meisten Hotels und Herbergen und viele kleine Läden die entweder Souvenirs und Klamotten oder Trekkingbedarf verkaufen, denn deshalb kommen ja die meisten Touristen. Doch je tiefe man in die Stadt vordringt, um so mehr ist die schmale Straße ein einziger großer lokaler Markt und es herrscht ein buntes Treiben. An jeder Ecke gibt es einen kleinen Tempel, mal hinduistisch, mal buddhistisch oder manchmal auch gemischt; die beiden Religionen scheinen sich gut zu vertragen und auch die Hindus besuchen buddhistische Tempel und umgekehrt. letztlich geht es ja in beiden Religionen nicht nur um die Götter, sondern um die Befreiung aus dem Samsara, dem immer wiederkehrenden Kreislauf der Wiedergeburten.

Durch dichtes Gewühl erreichen wir dann den Durbar Square. Hier befindet sich das Zentrum der alten Hauptstadt mit seinen Tempeln und Palästen. Auch hier wieder reges Leben, das nicht nur durch den Tourismus bestimmt wird. Zwar gibt es Händler und viele der Läden verkaufen Souvenirs und in der Freak Street gibt es immer noch den gleichen Kitsch, wie vor 20 Jahren, als ich das letzte Mal hier war. Dafür findet man aber im ganzen Zentrum keine Hippieszene mehr und man bekommt auch nicht an allen Ecken Marihuana angeboten, diese Zeiten sind wohl vorbei. Im Gegenteil, auch die Nepalesen wurden von der Moderne eingeholt, auch hier haben viele ständig ein Telefon am Ohr oder sind mit ihrem i-Pad beschäftigt. Trotzdem ist es ein farbenprächtige bunte Welt geblieben, die Frauen sind immer noch mit bunten Kleidern bekleidet.

Erstaunt sind wir über die Eintrittspreise, die hier genommen werden, gute 8 € blättern wir für den Platz auf den Tisch. Dabei hilft uns ein Nepalese mit Costa Cordalis Haarschnitt, der 8 Jahre in Deutschland gelebt hat. Von diesem lassen wir uns dann auch durch die Tempel und Paläste führen und bekommen einen netten Einblick in die nepalesische Geschichte, inklusive eines langen Exkurses in die Thanka Malerei. Thankas sind buddhistische Wandgemälde, einstmals als Meditationshilfe entwickelt, aber inzwischen eine traditionelle Kunstform sind. Hier entstehen richtig tolle Kunstwerke und die Preise sind auch recht moderat.
Mittags genießen wir den Ausblick von einem Rooftop Restaurant und haben einen wunderbaren Blick über die Stadt und dann geht es langsam wieder zurück in Richtung Hotel. Wir probieren noch ein paar schöne schmale Seitengassen mit Krämerladen an Krämerladen, in denen sich Mopedfahrer und Fußgänger ordentlich drängeln und natürlich finden wir nicht wieder zurück. Aber die Nepalesen in den Läden sind hilfsbereit und zeigen uns den Weg dreimal links um die Ecke und wir sind wieder zurück in unserem schönen Hotel.

Abends im Restaurant fällt dann der Strom aus und wir genießen unsere Daals und Curry im Kerzenlicht, pünktlich mit dem letzten Schluck Bier fängt es ein wenig an zu regnen, aber diesmal finden wir den Weg zurück, eben dreimal links um die Ecke.Müde fallen wir nach dem ersten Tag ins Bett, schließlich sind wir erst heute Morgen nach zweimal sechs Stunden Flug aus dem Flieger gestiegen und hatten dann noch ein dickes Paket Kultur obendrauf.

Print Friendly, PDF & Email

Epilog

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Shanghai zu Fuß, mit der Tunnelbahn, mehreren Fahrstühlen und einer Fähre. Shanghai also von unten und oben.

Eigentlich sollte hier noch ganz viel Text stehen. Zum Beispiel was wir heute gemacht haben. Vor allem aber eine Zusammenfassung und eine kleine Auswertung der Tour. Wie schön es war, wie toll die Gruppe harmonisiert hat, wie sehr wir unter dem Wetter gelitten haben (positiv wie negativ), wie rund alles gelaufen ist.

Eine statistische Auswertung hatte ich an dieser Stelle auch geplant. Die gefahrenen Gesamtkilometer sollten hier stehen und die Höhenmeter, die wir überwunden haben.

Apropos Wunden, ich wollte außerdem schreiben, dass es keine krankheitsbedingten Ausfälle gab. Das ist erstaunlich! Zwar ein Sturz, aber niemand hat sich so richtig den Magen verdorben und musste mal passen.

All das wollte ich schreiben, aber dann habe ich mir nochmal die Fotos zu der Tour angesehen. Sie sagen ja schon alles. Fast alles. Hier der Rest: Danke Gruppe, danke Kommentatoren, danke Mitleser!

Unten im Anschluss an die Fotos des heutigen Tages ein Best of Gruppenfotos.


Print Friendly, PDF & Email

Gl£cklich, gl£cklich!

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

CRH nach Shanghai, abendlicher Bund-Bummel. Wetter war ok, wäre aber fast egal gewesen.

Mit einem dezenten „dingding, dingding“ signalisiert mein Handy den Eingang einer SMS. Von unserem Fahrer Xiao Yang. „Der Kerl weiß doch, dass mein deutsches Handy aus finnischer Produktion keine chinesischen Schriftzeichen darstellen kann“ denke ich noch und öffne die Textnachricht:

Old cover: Ich hoffe, Ihr Geschèft wird immer besser und besser, ich hoffe, wir gl£cklich zusammenarbeiten k/\nnen! Wir arbeiten zusammen, kèmpfen f£r jeden in unserer Gruppe von Freunden teilnehmen, gl£cklich, gl£cklich zu verlassen!

Ist das nicht süß?! 🙂 Das muss ich sicherlich nicht übersetzen. Nur „Old cover“ ist nicht so leicht verständlich. Wer weiß was damit gemeint ist bekommt von mir eine Kugel Vanilleeis.

Wieland hat mich heute geweckt. Telefonisch um 20 Minuten nach sieben. Also 20 Minuten nachdem wir uns heute Morgen zum Frühstück treffen wollten. Mist, verschlafen! Dabei wollte ich heute doch schon um sechs Uhr aufstehen. Um eine chinesische Zeitung zu kaufen. Heute hat nämlich Peter Geburtstag! Peter ist ein News-Junkie. Wenn er nicht gerade auf dem Rad sitzt, die Stäbchen schwingt oder sich mit einem von uns unterhält steckt seine Nase dicht vor seinem E-Book Reader. Darauf sind neben allen wichtigen Werken der Weltliteratur auch alle namhaften Zeitungen und Zeitschriften des deutschsprachigen Raums gespeichert, immer die neusten Ausgaben. Die saugt Peter in sich ein wie andere Leute Sauerstoff.
Und da mir leider kein anderes Geburtstagsgeschenk eingefallen war wollte ich ihm eine chinesische Zeitung schenken. Die hat er nämlich nicht auf seinem E-Book Reader.

Der Zeitungskauf und die Geschenkübergabe fand dann verspätet am Bahnhof von Wuhan statt. Ich traf die Gruppe erst um acht Uhr zur Abfahrt am Bus. Mangels Ortskenntnisse drehte unser Fahrer noch eine Runde durch die Stadt, aber trotzdem waren wir bereits um neun Uhr am Bahnhof. 1½ Stunden vor Abfahrt des Zuges. Reichlich Zeit also um in der riesigen Wartehalle ein chinesisches Nachrichtenmagazin zu erwerben, dieses in eine chinesische Tageszeitung zu wickeln und Peter als Geschenk zu überreichen. Ich glaube er hat sich sogar ein wenig darüber gefreut 😉

Inzwischen ist China das Land mit dem längsten Netz an Hochgeschwindigkeitstrasse. CRH nennt es sich, das ist die Abkürzung für China Railway High-speed. Mit Höchstgeschwindigkeiten zwischen 250 und 350 km/h wird auf diesen Trassen gebrettert. Die Strecke von Beijing nach Shanghai zum Beispiel, über 1.300 Kilometer, kann man nun in unter fünf Stunden zurück legen. Mit ganz viel Glück kommt man in Deutschland in der gleichen Zeit gerade einmal 500 Kilometer weit.
Natürlich ist der Ausbau von Hochgeschwindigkeitsstrecken in China extrem umstritten. Nämlich in der westlichen Presse. Da liest man dann von einem „ehrgeizigen Projekt der chinesischen Regierung“, wenn es mal zu Störungen oder gar zu einem Unfall kommt. Eschede hingegen war einfach nur tragisch.

Wir hatten natürlich weder eine Störung noch einen Unfall. Außerdem waren wir nicht sonderlich schnell unterwegs, selten hat unser Zug von Wuhan nach Shanghai die 200 km/h Marke überschritten. Trotzdem haben wir für die 830 Kilometer nur fünf Stunden und 15 Minuten gebraucht.

Ankunft in Shanghai damit am frühen Nachmittag. Bis wir jedoch im Hotel waren sind nochmal fast zwei Stunden vergangen. Zimmer beziehen, kurz frisch machen und dann ein erster Stadtbummel. Natürlich zum Bund. Das ist DIE Uferpromenade von Shanghai. Haben Sie den Bund schon bei Nacht gesehen? Nein? Dann müssen Sie das unbedingt nachholen. Als wir dort ankamen war es noch nicht ganz Nacht, aber es dämmerte sich schon gut ein. Nach und nach gingen überall die Lichter an. Damit meine ich nicht die Straßenlaternen, sondern die Beleuchtungen der Wolkenkratzer besonders auf der anderen Seite des Flusses, auf Pudong. Das ist ziemlich einmalig!

Print Friendly, PDF & Email

Viereinhalb Stunden Wuhan

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Mit dem Bus von Yichang nach Wuhan, dort ein wenig Besichtigung.

Mit dem Komfortbus fahren wir heute nach Wuhan“ steht in der Reiseausschreibung für den heutigen Tag. Das ist keineswegs übertrieben, denn wir haben einen 40-Sitzer für uns zwölf Hansel ganz allein. Also freie Sitzwahl. Das Bordprogramm war zwar etwas dürftig (da nicht vorhanden), aber wir wollten eh lieber lesen, dösen, Landschaft sehen. Letztere war fast ausnahmslos flach. Dieser Anblick war uns, die wir die letzten zwei Wochen über Pässe und durch Flusstäler gestrampelt waren, nahezu fremd für China. Na logisch, schließlich haben wir trotz der über 1.000 Kilometer, die wir im Sattel zurück gelegt hatten, nur einen winzigen Ausschnitt dieses Landes gesehen.

Kurze Rückblende: Der Tag begann natürlich mit dem Frühstück im Hotel und zwei Abschieden vor dem Hotel.
Gestern, gleich nach unserer Ankunft in Yichang und noch während wir unser letztes schmutziges Bier kippten, hatten wir die Fahrräder demontiert. Natürlich nicht komplett, aber es musste all das abgeschraubt werden, was wir mitgebracht und anmontiert hatten. Einige Teilnehmer hatten Klickpedalen mitgebracht, andere ihren eigenen Sattel. Halterungen für Lenkertaschen, Radcomputer oder den GPS-Empfänger wurden entfernt und wieder im eigenen Gepäck verstaut. Es fand also eine Art Rückbildungskurs statt.
Die Räder, die nun wieder in den Auslieferungszustand gebracht waren (nun ja, ein paar Dreckklumpen ließen wir zurück, aber darum kümmert sich unsere Radstation in Kunming), wurden heute Morgen von einem LKW abgeholt, zum Bahnhof von Yichang gebracht und auf die Rückreise nach Kunming geschickt.

Der zweite Abschied fiel uns wesentlich schwerer. Nämlich der von unserem Fahrer Xiao Yang. Ich hatte ihn genötigt noch mit uns zusammen zu frühstücken, bevor er mit seinem Kleinbus die über 700 Kilometer lange Rückreise nach Xi’an antritt. Eigentlich wollte er am Vortag schon aufbrechen.
So war er also noch anwesend, als wir unseren Komfortbus bestiegen. Vorher gab es aber noch ein wenig Händeschütteln und ganz viele Umarmungen. Junge, was hätten wir manchmal ohne diesen Jungen gemacht!? Er war keineswegs das dreizehnte Rad am Wagen, sondern meistens der erste Mann vor Ort. Immer gut gelaunt, immer mitdenkend, immer da, und sein anspornendes und manchmal auch antreibendes Go, go go! werden wir sicherlich noch lange in guter Erinnerung behalten.

Zurück zum Komfortbus. Der hat uns in fünf Stunden nach Wuhan gebracht. Da war der Tag schon fast um. In Wuhan blieb nur noch Zeit für Rindfleischnudeln aus dem Pappbecher in einem chinesischen Schnellrestaurant (trotzdem lecker, lecker), der Besichtigung des Provinzmuseums (von wegen „Provinz“, hier hätte auch statt der 1 ½ Stunden ein Tag nicht ausgereicht!) und die Anlage rund um die Pagode des Gelben Kranichs.

Wuhan hat sicherlich noch mehr zu bieten. Aber so ist das nun mal, man kann nicht ganz China in eine Reise von 26 Tagen packen. Also betrachten wir unseren kurzen Ausflug nach Wuhan als Schnupperkurs. Wir können ja nochmal wieder kommen.

Print Friendly, PDF & Email