Pannentag im Paradies

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Der Tag fing schon mal gut an. Anjas Fahrrad war platt. Also flickten wir den Reifen. Dann gings los. Die Strecke war sagenhaft. Den ganzen Tag fuhren wir durch märchenhafte Karstlandschaft und Reisfelder. Beim Mittagessen am Ho Chi-Min Highway ereilte uns der nächste Platten. Wieder Anjas Fahrrad. Die Tour ging weiter durch traumhafte Karstlandschaft. Plötzlich blockierte mein Hinterrad. Die chinesische Felge aus Yuanyang hatte sich festgefahren. Wir standen an einem kleinen vietnamesischen Dorf und ich begann mein Werkzeug heraus zu kramen.

Zu Anfangs begutachteten uns die Leute erstmal neugierig bis skeptisch. Als sie dann aber sahen, dass ich Werkzeug auspackte und offensichtlich eine Panne hatte, waren wir sofort umringt vom halben Dorf. Ein paar Leute fingen an meinem Rad herumzufummeln. Das fand ich zuerst mal nervig. Dann bemächtigten sie sich meines Werkzeuges und fingen an laut schnatternd an meinem Rad herumzuschrauben. Ich dachte mir: na lass sie mal machen. Doch es stellte sich schnell heraus, dass sie genau wussten was sie machten und dass sie mit dieser Art Problem recht vertraut waren. Fachmännisch schraubten sie an der festgefahrenen Hinterachse herum und stellte sie neu ein, so dass das Rad wieder zum Laufen kam. Ich muss gestehen, dass ich sehr dankbar war für die Hilfe. Dieter schlug vor, dass wir den Herren Reparateuren ein wenig Bier spendieren sollten. Das machten wir dann auch. Erst wollten sie das Bier ablehnen, aber nachdem das Bier dann bereit stand und wir uns verabschiedeten, nahmen sie es doch an.

Ich fuhr etwa 500 Meter und erlitt einen Platten. Toll. Also flickte ich diesen. Als ich gerade am flicken war, kam einer der Dorfbewohner vorbei, der auch vorher schon mit repariert hatte und lachte sich tot. Er half sofort wieder beim Einbau des geflickten Hinterrades.

Keine 10 km später war mein Hinterrad schon wieder platt und ich flickte noch einmal. Mittlerweile habe ich richtig Übung. Nervig ist nur, dass die chinesische Felge mit Schraubkranz keine Schnellspanner hat. Der Reifen war wieder geflickt, aber die Hinterachse hatte wieder enorm viel Spiel und schlackert so herum, dass sie am Rahmen schleifte. Ich rief Duong an, dass er mich abholen solle, denn ich wollte das Rad mal in aller Ruhe mal einstellen und nicht hektisch am Straßenrand. Ich entschied mich aber, Duong wenigstens ein Stück entgegen zu fahren. Nach ein paar Metern war die Hinterachse so richtig festgefahren, so dass erstmal nicht mehr an Weiterfahren zu denken war. Also wartete ich auf Duong.

Er lud mein Rad auf und fuhr mich die letzten 10 km ins Hotel des Cuc Phuong Nationalparks. Dort kümmerte ich mich schon mal um die benötigten Schmutzbiere, wenn die Gruppe eintreffen würde. Nach dem Einchecken und Duschen fuhren wir in den nächsten Ort zum Abendessen. Wieder mal sehr lecker. Eigentlich wie jedes Mal.


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Heiße Quellen

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Wir starteten bei bewölktem Himmel aber ohne Regen. Petrus scheint meine Gebete erhört zu haben. Es ging wieder durch Dörfer, vorbei an idyllischen Reisfeldern und an einem See entlang. Was mir auffällt ist, dass die vietnamesischen Dörfer viel bunter sind als die Chinesischen. Sehr viele Häuser haben ganz bunte Fassaden.

Mittlerweile hatten wir uns auch etwas an den vietnamesischen Verkehr gewöhnt. Der ist deutlich rüder als in China. Hieß das Hupen eines LKWs in China „Hallo, Vorsicht, ich komme von hinten und werde gleich überholen“, so heißt es in Vietnam „Weg da!!!“. Aber auch daran gewöhnt man sich. Obwohl dieses ruppige Verkehrsverhalten eigentlich im krassen Gegensatz zu den sehr freundlichen Menschen hier steht. Die Menschen sind hilfsbereit und nett und kaum jemand der nicht erpicht darauf wäre uns zu grüßen. Ob Erwachsene oder kleine Kinder, ein jeder ruft uns ein nettes „Hello“ zu. Oft klingt es wie „Hellau“ und ich frage mich, ob das vielleicht auch so gemeint ist. Manche kleinen Kinder springen vor Freude über uns Langnasen wild schreiend umher. Ich bin schon ganz heißer von den vielen Hello-Erwiderungen.

Während der Fahrt kam immer mehr die Sonne heraus. Anja war so begeistert, dass Sie ihren Lenker mit einem Blumensträußchen schmückte. Unsere Fahrt ging erst einmal nur 24 km, denn dann kam eine sehr große und sehr unwegsame Baustelle. Duong verfrachtete uns und unsere Räder in zwei Begleitfahrzeugen und wir fuhren etwa zwei Stunden lang und überbrückten dabei gut 150 km. Dort machten wir unsere Mittagspause mit Nudelsuppe oder Obst und nach dem Mittagessen fuhren wir nochmals 7 km auf der extrem verkehrsreichen Hauptstraße bis zu einem Abzweig wo wir dann wieder auf unsere Räder stiegen und durch eine wundervolle Karstlandschaft fuhren. Nach 23 km kamen wir an unserem Hotel, dem V-Resort, an.

Dieses Resort ist eine sehr schön gestaltete Hotelage mit Swimmingpool, Sauna und eigenen heißen Quellen. Das nutzten wir natürlich sofort aus und erholten unsere müden Muskeln im heißen Bad.


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Trockenen Fußes nach Yen Bai Sa

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Es regnet nicht. Wir können unser Glück kaum fassen. Also schwingen wir uns nach der allmorgendlichen Nudelsuppe hochmotiviert auf die Räder. Einziger Wermutstropfen: unsere Klamotten sind natürlich nicht über Nacht getrocknet. Es hat schon etwas Überwindung gekostet, in die noch quatsch-nassen Schuhe zu schlüpfen. Ich hatte mir für etwa 2 Euro vietnamesische Schlappen gekauft, aber die hebe ich für die Abende auf, damit ich etwas Trockenes an den Füßen habe. Außerdem dachte ich mir, dass meine Schuhe beim Tragen trocknen würden, vorausgesetzt es regnet nicht. Die Hose war auch noch nass, aber auch die trocknete schließlich im Fahrtwind.

Unsere Etappe führte uns von Pho Rang rund 94 km durch wunderschöne Landschaft vorbei an Reisfeldern, Teeplantagen, strohgedeckten Hütten und vielen, vielen Dörfern nach Yen Bai Sa. Es war eine sehr hügelige Strecke. Das fortwährende Auf und Ab spürten wir am Abend ganz schön in den Beinen. Wir fanden diese Etappe sogar anstrengender als die chinesischen Bergetappen. Aber sie war schön und vor allem trocken!

Ordentlich durchgeschwitzt machten wir dem Schmutzbier in einer kleinen Bar am See vor dem Hotel wieder mal alle Ehre. Sogar bestellen können wir schon selbst. Das machen einem die Vietnamesen aber auch sehr leicht. Bier heißt auf Vietnamesisch ganz einfach: Bia. Die Zahlen zeigen wir mit den Fingern und dann einfach: Bia. Super! Wenigstens die Grundversorgung können wir selbst regeln.
Das Hotel selbst war ein sozialistischer Prachtbau, wie er in allen Ländern des ehemaligen Ostblocks hätte stehen können aber es hatte in jedem Fall mehr Komfort als das Hotel in Pho Rang.

Zum Abendessen führte uns Duong ins beste Restaurant der Stadt. Auch die Gerichte waren heute etwas Besonderes. So hatten wir zum Beispiel Schnecken mit grünen Bananen und Tofu. Das war echt lecker auch wenn es vielleicht nicht so klingt.


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Singin‘ in the Rain

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Es regnete immer noch. Da wir uns auf der langen Abfahrt von Sapa nach Laocai nicht durchnässen lassen wollten und dabei total auszukühlen, entschieden wir uns vorerst mal die Abfahrt im Auto zu absolvieren. Insgeheim hatten wir die Hoffnung, dass es unten in Laocai nicht mehr regnen würde. Wieder solch ein Irrtum. In Laocai luden wir die Räder aus, aber es war eine ziemliche Überwindung im strömenden Regen aufs Rad zu steigen. Ein bisschen Bewegung wollten wir aber doch haben. Also fuhren wir erstmal los. Die zu fahrende Strecke reduzierte sich dadurch auf ca 80 km.

Nach etwa 35 km wartete Duong auf uns und zeigte uns ein kleines Nudelrestaurant wo wir uns stärken und vor allem ein warmes Süppchen zu uns nehmen konnten. Das war nicht schlecht aber wir froren dabei ganz ordentlich. Dennoch waren wir guter Dinge und entschieden uns nach der Nudelsuppe weiterzuradeln. Das ging gut bis Kilometer 50. Da ereilte Anja ein Platten. Im strömenden Regen zu Flicken fanden weder Anja noch ich eine hinreißende Idee, also stellten wir uns unter und ich rief Duong an mit der Bitte Anja abzuholen. Während wir im Eingang eines Bauernhofs warteten, kam ein etwa 13 jähriger Junge aus dem Haus und stellte und ein paar Plastikstühle hin, damit wir nicht stehen mussten. Nach wenigen Minuten schob er ein kleines Servierwägelchen heraus und brachte uns Tee. Das rührte uns sehr und es war uns fast zu peinlich den Tee anzunehmen. Aber das wäre unhöflich gewesen.

Nachdem Anja mit Duong auf dem Weg zum Hotel war, setzten wir zu viert unsere Fahrt fort. Nun wurde es gebirgig mit ziemlichen Steigungen aber landschaftlich wunderschön. Leider hatten wir aufgrund des Regens nicht die Muße Pausen zu machen und die Landschaft zu genießen.

Im Hotel angekommen, einem recht einfachen kleinen Hotel, hatten wir das Problem unsere durchnässten Sachen trocken zu bekommen. Da es zum einen ziemlich kalt und außerdem sehr feucht war, stellte sich das als hoffnungslos heraus. Zum aufwärmen gingen wir in das kleine Restaurant gegenüber des Hotels und aßen früh zu Abend und tranken reichlich Reisschnaps. Bier natürlich auch. Denn wir sind einhellig der Meinung, dass das vietnamesische Bier wesentlich besser ist als das Yunnan-Bier auf der chinesischen Seite.


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Ich wär so gerne Millionär…

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Heute hatte es aufgehört zu regnen. Dafür schneite es. Es waren lauschige 3°C und es schneite in Sapa. Mit allem hätte ich gerechnet aber nicht mit Schnee. Er blieb nicht liegen aber es war trotzdem skuril. Wenn zu dem 2000 m hohen Pass oberhalb von Sapa hochschaute, sah man dass er dort liegen blieb. Aufgrund der Witterung entschieden wir uns gegen das Radfahren und machten stattdessen eine Wanderung. Vor her ging es erstmal zur Bank um endlich Geld zu wechseln. Die Bank war offen aber es war nur eine Aufsichtsperson dort. Ein wenig ungläubig hörten wir, dass die Bank erst wieder am Nachmittag arbeite, weil alle Angestellten zum Pass hochgefahren seien um den Schnee anzuschauen. Es sei der erste Schnee seit 3 Jahren. Wir machten erst unsere Wanderung zu einem Dorf der „Schwarzen Hmong“ ein Bergvolk in Nordvietnam. Das Dorf war natürlich touristisch erschlossen und kostete Eintritt, aber es war trotzdem interessant anzusehen. Und sehr imposant war der Wasserfall an der tiefsten Stelle des Ortes. Zwischenzeitlich war das Schneetreiben wieder in Regen übergegangen. Aber Kalt war es immer noch.

Daher aßen wir zu Mittag Feuertopf um etwas warmes in den Bauch zu bekommen. Als Vorspeise gab es selbstgerollte (Frühlings-)Röllchen mit Lachs und Gemüse Füllung. Sehr lecker!

Am Nachmittag hatte die Bank dann wie versprochen geöffnet und ich bekam für 100 € rund 2,8 Millionen Dong. Wow. Endlich Millionär! Ein Glück, dass ich einen Rucksack dabei hatte, denn mein Portemonnaie ist mit solchen Geldmengen ein wenig überfordert. Der Nachmittag war dann zur freien Verfügung, den die Gruppe aufgrund des Wetters zum Lesen und Postkartenschreiben nutzte. Ich wechselte an allen Rädern die Bremsbeläge, denn morgen würde uns ja eine steile Abfahrt von 27 km bevorstehen.

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Good morning Vietnam!

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Heute ist Dieters Geburtstag. Der 75! Ich kann nur hoffen mit 75 noch so Fit zu sein wie er. Geschenke hatte er sich verbeten und wollte nur Glückwünsche. Eine Kleinigkeit hat er aber dennoch bekommen.

Nach dem Frühstück machten wir zusammen mit Manager Wang einen Rundgang im Garten der Anlage. Dort wurden seltene Pflanzen der Region gezüchtet und es gab mehrere Ausstellungsgebäude zur lokalen Flora und Fauna. Alles mit viel Engagement erstellt. Nach der Besichtigung ging nes dann los mit dem Bus in Richtung Grenze. Da die Grenze nicht rund um die Uhr auf hat und es 94 km bis dorthin sind, entschieden wir uns für einen Transfer.

An der Grenze angelangt, gingen wir mit unserem Gepäck unter Führung von Manager Wang in die Zollabfertigungshalle, während seine Angestellten unsere Räder draußen bewachten. Dieter ging als erster durch die Kontrollen. Als Matthias an der Reihe war, wollten sie ihn nicht aus China raus lassen, da aus unerfindlichen Gründen Sein vietnamesisches Visum erst am 16.03. also erst einen Tag später gültig war. Wir verglichen unsere Visa und stellten fest, dass 3 Visa den 15.03. und zwei Visa den 16.03. als Einreisetag angaben. Es wurde der Chef der Zollbehörde geholt und der bestätigte, dass nur drei von uns ausreisen durften und zwei bis morgen warten müssten. Zusammen mit Manager Wang erklärten wir ihm, dass wir eine Gruppe seien und nur zusammen ausreisen würden. Wir baten ihn es nochmals zu prüfen, ob es nicht doch ginge. Ich sagte ihm, dass alle unsere Buchungen in Vietnam hinfällig würden, wenn wir einen Tag später ausreisten. Außerdem befand sich Dieter bereits im Niemandsland zwischen den beiden Grenzen und wartete auf uns. Der Zollchef versprach uns mal rüber zu gehen mit unseren Pässen und mit den vietnamesischen zu sprechen. Als er nach einer halben Stunde wieder kam, reckte er den Daumen in die Luft und wir konnten aufatmen. Wir gingen durch die Kontrollen und holten anschließend unter Aufsicht unser Räder ins Niemandsland. Mit den Rädern und unserem Gepäck liefen wir nun über die Brücke zwischen beiden Ländern auf die Vietnamesische Grenze zu. Dort wurden Matthias und Anja erst einmal aussortiert und mussten ein schriftliches Statement abgeben, warum sie einen Tag früher einreisen wollten. Mit den Statements wurde ständig hin und her gerannt um es auch ja von allen Seiten wasserdicht absegnen zu lassen. Aber schließlich war alles geregelt und wir konnten einreisen.

Vietnam empfing uns mit Freudentränen. Und nicht zu knapp. Der anfängliche Nieselregen hatte sich mittlerweile zu einem heftigen Regen entwickelt. Duong, unser vietnamesischer Führer, empfing uns und wir folgten ihm auf den Rädern zu einem kleinen Restaurant wo wir ziemlich durchnässt unsere erste Begegnung mit der schmackhaften vietnamesischen Küche hatte. Duong meinte, in Sapa oben werde es bestimmt nicht regnen. Leider irrte er.

Wir entschieden uns den 27 km Aufstieg mit 1200 Höhenmetern dann doch lieber mit dem Auto zu machen. Und gelangten nach einer 45 Stunde Fahrt nach Sapa. Die Franzosen hatten während ihrer Kolonialzeit Sapa zum Kurort ausgebaut, was man noch immer am europäischen Flair des Ortes erkennt. Nach dem Einchecken machten wir im Regen eine kurzen Rundgang durch den Ort mit dem Ziel Geld zu wechseln. Die Bank hatte aber leider geschlossen und die beiden Geldautomaten, von denen einer kaputt war, nahmen nur Kreditkarte. Also mussten wir fürs Abendessen nochmal Duong anpumpen und uns bis morgen gedulden. Das Abendessen war dann besonders stilvoll mit Kerzenlicht und Rotwein zu Ehren Dieters Geburtstag. Das hatte er sich gewünscht. Wir tranken sowohl Bordeaux als auch einen Vietnamesischen Rotwein, der nicht schlecht war. Auch hier merkt man noch immer den Einfluss der Franzosen.


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Zu Gast bei Manager Wang

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Da ich von meinem Kollegen Frank wusste, dass es auf der Etappe von Yuanyang nach Manhao eine Großbaustelle gibt, habe ich in Manhao angerufen um mich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Man sagte mir, keine Chance da durchzukommen, alles muss über Mengzi ausweichen. Also rief ich unseren Gepäckfahrer an und bestellte einen zweiten Transporter für unsere Räder. Wir fuhren also mit dem Auto etwa anderthalb Stunden nach Mengzi. Mengzi ist ein (Selbst-) Verwaltungszentrum der Hani-Minorität. Wie sich herausstellte, war unser Busfahrer aus Menzi und war furchtbar stolz darauf, uns seine Stadt zu zeigen. Da unsere Räder in dem langsamen Transporter noch eine Weile brauchen würden bis sie in Mengzi einträfen, ließen wir uns von Herrn Duan seine Stadt ein wenig zeigen. Er zeigte uns das Kreisverwaltungszentrum, das recht pompös angelegt in einer gepflegten Parkanlage angesiedelt war.

Um unsere Kräfte für das Radfahren wieder aufzutanken, empfahl uns Herr Duan die Reisnudelsuppe von Mengzi zu kosten, die besonders gut sei. Er hatte recht! Für nur 10 Yuan pro Person bekamen wir jeder eine riesige Schüssel mit Brühe. Auf einer Platte waren für jeden eine ganze Reihe Zutaten angerichtet. Fleischscheiben, diverse Gemüse und Kräuter und Tofu. Die Nudeln kamen in einer extra Schüssel. Herr Duan zeigte uns wie man die Zutaten in die Brühe geben mussten und in welcher Reihenfolge. Das war wirklich die herausragende Nudelsuppe der bisherigen Reise.

Nach dieser Stärkung machten wir uns mit den Räder auf den Weg. Ich dachte, da wir bereits auf fast 1500 m Höhe waren und Manhao auf knapp 300 m liegt, dass wir nur bergab fahren müssten. Doch weit gefehlt. Es ging die ganze Zeit auf und ab. Die höchste Stelle war 1734 m. erst nach etwa 30 km kam dann die eigentliche Abfahrt. Und das alles auf einer Pflasterstraße. Das machte es nicht einfacher. Aber schließlich kamen wir an und tranken erst einmal das traditionelle Schmutzbier.

In Manhao begrüßte uns Manager Wang, der sich rührend um uns kümmerte. Die Unterkunft war einfach aber sauber. Manager Wang hatte für uns sogar das Abendessen bereits vorbestellt. Als er dann mit einer großen Kanne ankam, dachten wir alle er wolle uns Tee einschenken und hielten ihm bereitwillig unsere Gläser hin. Zu unserer Überraschung war es aber Schnaps, mit dem er mit jedem anstoßen wollte und verlangte, dass wir ihn nach chinesischer Sitte Ex austrinken sollten. Die ersten zwei, drei Gläser machten wir brav mit, bis es uns doch zu viel wurde. Vor allem kamen plötzlich der Chefkoch und seine Hilfsköche und wollten auch alle mit uns anstoßen. Als die Belegschaft merkte, dass sie uns nicht mehr zum Schnaps trinken verleiten konnte, ließen sie uns endlich in Ruhe essen.


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Reisterrassen soweit das Auge reicht

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Um 05:30 Uhr klingelte der Wecker. Um 06:30 Uhr waren wir bereits auf dem Weg. Es ging mit dem Bus zu den Reisterrassen von Yuanyang. Unterwegs erfuhren wir, dass wir für den Sonnenaufgang zu spät dran waren. Denn dann hätten wir bereits um 04:00 Uhr losfahren müssen. Nun, dann halt ohne Sonnenaufgang. Es war trotzdem beeindruckend. Nach rund zwei Stunden Fahrt kamen wir an den Reisterrassen an. Reisterrassen soweit das Auge reicht. Und nicht nur in diesem Tal sondern in der ganzen Gegend. Wirklich enorm, was die Menschen hier in Handarbeit geschaffen haben.

Unsere Räder wurden separat hier hoch gebracht und warteten ein paar Kilometer entfernt auf uns. Auf dem Weg dort hin, kamen wir durch ein Dorf der Hani-Nationalität. Hier war heute Markt, deshalb ging hier verkehrsmäßig nichts mehr. Wir standen mitten auf dem Markt im Stau. Eine prima Gelegenheit sich den Markt etwas näher anzuschauen. Die Marktfrauen saßen alle in ihren Festtagstrachten an ihren Ständen, denn wie wir erfuhren, war heute das Gesangsfest der Hani.

Später nahmen wir unsere Räder in Empfang und machten uns auf den Weg zurück nach Yuanyang. Edith leistete Dieter Gesellschaft, dessen Rad ja noch kaputt war und so fuhren die beiden mit dem Bus zurück. Unterwegs kamen wir an einem Dorfplatz vorbei auf dem bereits die Vorbereitung für das Gesangsfest getroffen wurden, inklusive Soundcheck. Wir lauschten eine Weile und machten uns dann an die lange Abfahrt bei schönstem Wetter.

Der Nachmittag stand dann im Zeichen der Radreparaturen. Der Radreparateur hatte wie versprochen ein neues Laufrad besorgt, allerdings nur mit 6 statt 8 Ritzeln und mit Schraub- anstelle von Kassettenkranz. Da ich keine Wahl hatte, baute ich das Laufrad ein. Das Rad fuhr wieder aber man muss jetzt beim Schalten sehr aufpassen, sonst fällt die Kette hinten runter. Bei Matthias war bei den ganzen Buckelpistenabfahrten eine Speiche gebrochen und das Hinterrad hatte eine ordentliche Acht. Da ich keine Ersatzspeichen auftreiben konnte lief ich zu dem Radschrauber zurück und fragte, ob er noch das kaputte Laufrad hat. Aus diesem schraubte ich 4 Speichen raus und nahm sie mir als Ersatzspeichen mit. Beim Zentrieren hatte ich so meine Schwierigkeiten. Ich hatte es schon soweit, dass es nur noch leicht eierte, dann ritt mich der Perfektionismus und ich hab es nur schlimmer gemacht. Also bin ich wieder hin zum Radschrauber und fragte ihn, ob er mit das Hinterrad zentrieren könne. Wenn sich die Chinesen nicht sowieso schon duzen würden, hätte ich ihm spätestens jetzt das Du angeboten. Er lachte sich kaputt als ich mit dem Rad ankam und mit ein paar Handgriffen war das Hinterrad dann zentriert. Er wollte nicht einmal Geld dafür. Die nächste Etappe kann also kommen.


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Ins Tal des Roten Flusses

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Nach einer kräftigenden Nudelsuppe zum Frühstück hatten wir einen Fototermin. Die Idee dazu kam von Edith und Dieter. Die beiden hatten traditionelle chinesische Gewänder in ihrem Kleiderschrank gefunden. Sie fragten uns, ob wir auch solche Gewänder im Schrank hätten und schon war der Fototermin beschlossen. Wir sammelten uns also herausgeputzt im Hof. Anja meinte: „Na passt doch, zuhause ist ja auch Karneval“. Ein älterer chinesischer Herr, der ganz erpicht darauf war uns zu fotografieren, bekam die Gelegenheit gleich öfter als ihm wohl lieb war. Er musste auch gleich mit allen unseren Kameras Fotos machen.

Wir fuhren los und das Wetter strahlte. In den vergangen Tagen war es nicht immer so. Morgens war es immer noch ziemlich frisch als wir losfuhren und klarte dann auf. Aber heute war es von vornherein sonnig und warm.

Die Stecke kann man wohl als die Königsetappe auf der chinesischen Seite bezeichnen. Die ersten 35 km ging es fast nur bergauf. Als wir es über den letzten Pass geschafft hatten ging es für über 40 km nur noch bergab. Landschaftlich sehr schön, allerdings auf sehr holpriger Piste. Leider zum Verhängnis von Dieter. Er kam mit dem Hinterrad in ein derart fieses Schlagloch, dass das Hinterrad eine gewaltige 8 davon trug und sofort blockierte. Von diesem abrupten ungewollten Bremsmanöver wurde er vom Rad gerissen. Glücklicherweise erlitt er nur Schürfwunden. An Radfahren war allerdings nicht mehr zu denken, denn das Rad war hin. Wir stoppten den nächsten vorbeikommenden Bus und schickten Dieter zusammen mit seinem kaputten Rad schon einmal vor ins Hotel in Yuanyang. Als wir dort eintrafen, hatte Dieter bereits eine Gastronomie mit Außenbewirtung entdeckt, wie geschaffen für unser Schmutzbier.

Problematischer gestaltete sich allerdings die Reparatur des Rades. Yuanyang hat, wie ich mittlerweile weiß, kein Fahrradgeschäft. Es gibt einen Fahrradreparateur, aber der wollte mich anfangs nicht bedienen. Erst nach Intervention einer Chinesin erklärte er sich bereit eine neue Felge zu besorgen. Morgen Nachmittag soll ich das reparierte Hinterrad dann abholen. Bin mal gespannt! Fortsetzung folgt morgen….


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Zu Besuch bei den Yi

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Unser heutiger Tagesausflug führte uns in ein Dorf einer der 55 Minoritäten Chinas. Wir besuchten ein Dorf der Yi-Nationalität. Auf dem Weg dort hin fuhren wir entlang der Steinmetzstraße Jianshuis. Zwar war dies ein recht staubiges Unterfangen, aber doch recht spannend einmal zu sehen, wie all die steinernen Skulpturen, Gedenktafeln, Grabsteine usw. entstehen.

Nach etwa anderthalb Stunden Radfahren kamen wir in Tuanshan, dem Yi-Dorf, an. Das Dorf wurde um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert erbaut. Ende der Qingdynastie während der Regierungsperiode von Kaiser Guangxu. Dies war der Vorgänger von Puyi dem Letzten Kaiser (manche kennen ja vielleicht den Film „Der letzte Kaiser“). Kaiser Guangxu war ebenfalls ein von der Kaiserin Witwe Cixi eingesetzter Kind-Kaiser. Als dieser im Zuge seiner Volljährigkeit mittels Reformen politische Eigenständigkeit erlangen wollte, die berühmte 100 Tage Reform (länger dauerte die nicht), setzte ihn die Kaiserin Witwe Cixi im Kaiserpalast gefangen. Als die Kaiserin Witwe ihr eigenes Ende nahen sah, ließ sie kurzerhand Kaiser Guangxu vergiften und setzte den kleinen Puyi als Kaiser ein.

Also in dieser Zeit entstand das Dorf Tuanshan. Besonders gefiel uns, dass es keines von diesen Museumsdörfern ist, in dem einem falsche Folklore vorgegaukelt wird. Nur die Verkaufsstände und der zu entrichtende Eintritt deuteten auf Tourismus hin Das Dorf war kaum besucht, so dass wir beinahe die einzigen Besucher waren. Das Dorf ist noch heute in seiner ursprünglichen historischen Substanz erhalten und wird von Leuten der Yi Nationalität bewohnt und bewirtschaftet. Zwar stehen einige Gebäude, wie das Anwesen des ehemaligen Dorfvorstehers leer und sind quasi nur noch Museum, doch wirkt das ganze Dorf noch sehr authentisch.

Auf dem Rückweg kamen wir noch an zwei historischen Brücken vorbei, einer kleinen und einer großen. Die kleine Brücke war mehr ein Zufallsprodukt. Eine für den Bach, über den sie führte viel zu pompöse Brücke. Ich vermute, die hat einer unserer Reiseleiter gefunden weil er sich auf der Suche nach der großen Brücke verfahren hat.


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