Neues vom Nebelberg

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Mit Sauerstoffflaschen bewaffnet haben wir uns in dunkler Nacht durch die tiefen schwarzen Wälder bis zum GIpfel vorgearbeitet um pünktlich um 6:19 Uhr den spektakulären Sonnenaufgang auf dem Alishan zu erleben. Ein Abenteuer ohne Gleichen. So hätte Hans unser morgendliches Erlebnis geschrieben … So war‘s aber wirklich:

Kurz vor 4:30 Uhr werden wir vom Hotel geweckt. Zehn Minuten später treffen wir uns marschbereit unten im in der Lobby des Hotels. Zur Zugstation sind es nur wenige Meter, und obwohl man mindestens 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges die Fahrkarten kaufen muss, müssen wir noch zehn Minuten warten bis der kleine Bahnhof öffnet und wir unsere Fahrkarten zum Gipfel des Alishan kaufen können. Jetzt heißt es nur noch auf den Zug warten, der soll laut Fahrplan um 5:10 Uhr. Es wird 5:09 Uhr, und wir dürfen immer noch nicht auf den Bahnsteig. Um 5:14 Uhr kommt ein Zug, er ist übervoll, und fährt ohne zu halten an der Station vorbei. Uns bleibt also nichts anderes übrig als auf den nächsten Zug zu warten. Hier sind dann wenigstens noch genügend Sitzplätze für uns frei.

Es ist schon hell als wir oben ankommen, aber die Sonne ist zum Glück noch nicht über den Bergen aufgegangen. Die Aussichtsplattform direkt an der Bahnstation ist voller Touristen. Wir entscheiden uns deshalb, auf die zweite, weniger frequentierte Aussichtspattform zu gehen, sie ist 500 m entfernt. Die Berge sind im Nebel gehüllt, aber langsam wird es hell über den Gipfel des Yushan, dem mit 3952 m Höhe höchsten Berg Taiwans. Dann geht alles ganz schnell. Erst ragt die Sonne nur wenige Zentimeter über den Gipfel des Yushan, plötzlich steht sie hoch oben am Himmel. Mit der Sonne kommt leider auch der Nebel nach oben, der schön erträumte Sonnenaufgang wurde zu Milchsuppe. Zu Fuß gehen wir zurück zum Hotel, nur Ina hat die Geduld oben zu warten, bis sich der Nebel verzogen hat und wird mit einem herrlichen Ausblick belohnt.

Jetzt gehen wir erst einmal frühstücken. Wir sind hungrig und freuen uns auf einen heißen Kaffee und heißen Tee und ein leckeres Frühstück. Entsprechend groß ist die Enttäuschung. Das Frühstück ist so bescheiden wie das Hotel. Das chinesische Frühstück schmeckt fad das groß angekündigte amerikanische Buffet besteht aus schrecklich schmeckender Marmelade, Erdnussbutter, seltsam aussehender Butter und Toast. Als Besteck gab es Stäbchen und chinesische Löffel. Also bestreichen wir den Toast mit Stäbchen, was bleibt uns auch anderes übrig. Der Kaffee schmeckt als wäre er noch von gestern übrig. Und wenn sogar Rudi auf Toast umsteigt sagt das viel über die Qualität des chinesischen Frühstücks aus. Auch Werner packt irgendwann einen Müsliriegel und eine Dose Mr. Brown Kaffee aus.

Wei Xin sagt, es würde sich hier um ein staatliches Hotel handeln. Das wirft irgendwie kein gutes Licht auf die taiwanische Regierung. Die Wände sind extrem dünn, in den Zimmern hört man Geräusche der Nachbarzimmer, die man besser nicht hören möchte. Die Wände scheinen nur als Sichtschutz zwischen den Zimmern zu dienen. Im Bad ist Schimmel, die Matratzen gleichen wieder einem Holzbrett. Als ich gestern die Balkon Tür öffnete und das Fliegengitter zu Seite schieben wollte, fiel es aus der Halterung und wäre fast zwei Stockwerke tiefer im Garten gelandet wenn das Balkongeländer nicht so hoch gewesen wäre. Aber die Zimmer sonst sind sauber und ordentlich, nur etwas lieblos.

Wir ruhen uns ein paar Stunden aus und machen dann eine kleine Wanderung im Nationalpark. Die Sonne verschwindet, es zieht Nebel auf. Der Wald wirkt jetzt mystisch, wie ein Märchenwald. Hier sehen Bäume, die bis zu 3000 Jahre alt sind, auch ein paar Tempel entdecken wir. Es ist ein netter Spaziergang, der im Coffee Shop des Alishan House endet. In dem 1913 von den Japanern erbauten Luxushotel trinken wir einen Kaffee um uns etwas aufzuwärmen. Unser Mittagessen sozusagen. Obwohl das Café des Hotels eigentlich schon geöffnet hat, müssen wir noch ½ Stunde warten, bis der Kaffeeautomat vorbereitet und startklar ist. Wir schauen uns solange im Hotel etwas um. Der Kaffee ist gut, Rudi und Wei Xin gönnen sich noch leckere Waffeln. Kurz vor 15 Uhr sind wir wieder in unserm bescheidenen Alishan Gou Hotel, in dem es nur abends heißes Wasser gibt. Wir haben jetzt noch zwei Stunden Zeit. Punkt 17 Uhr werden wir dann startklar in der Dusche stehen um vor dem Abendessen noch den Schweiß des Waldes abduschen zu können.

Zum Abendessen wollen wir in dem netten Lokal gehen, in dem wir gestern schon waren. Das Essen war gut, die Leute freundlich. Vor allem die frittierten Bananen, die wir zum Nachtisch bestellt hatten, haben es uns angetan. Zugegeben, ich glaube sie haben es vor allem mir angetan. Bei diesem Nachtisch bestehe ich auf Wiederholung.

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Ein letztes Mal tönt die Muschelpfeife

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Mengla nach Mohan, heiter bis wolkig, recht heiß, 58 km

Wen Wen, die süße kleine Tochter unserer Begleitfahrer hat eine Muschelkette um den Hals mit einer Pfeife dran. In den letzten Tagen hat es sich etabliert, dass sie damit immer zum Aufbruch mahnt. Nach jeder Pause, wenn es heißt, sich frisch gestärkt durch Obst und Kekse wieder auf die Drahtesel zu schwingen, bläst Wen Wen das Signal. Ein schöne Ritual, dass ihr und uns gleichermaßen Spaß macht.

Recht gut erholt von den gestrigen Strapazen starten wir heute den Tag – alle haben wieder Lust auf das Frühstück – ein gutes Zeichen! Unterwegs haben wir Spaß auf einer schön federnden Hängebrücke und schauen den Kautschukbauern beim Abfüllen des weißen Kautschuksaftes zu: Kanister um Kanister bringen die Bauern zu dieser Jahreszeit die weiße Flüssigkeit in die Abfüllstationen, in denen mit Hilfe eines modernen Messgeräts die Reinheit des Kautschuks bestimmt wird und verzeichnet wird, wer wieviel Liter abgegeben hat.

Auch heute tutet es wieder regelmäßig aus dem Auto, wenn es Zeit wird, weiter zu radeln. Und am Nachmittag, nach einem letzten gemeinsamen Essen mit unserer goldigen Begleitfahrerfamilie, die sich mal wieder herzallerliebst um uns gekümmert haben, tutet es dann zum letzten Mal: Da wir morgen über die Grenze nach Laos gehen, verabschiedet sich die Chinesische Begleitcrew heute von uns. Wen Wen bläst diesmal zu Ihrem eigenen Aufbruch, es soll wieder zurück nach Hause gehen, zu Ihren Großelterm, ihrem älteren Bruder und ihren Freunden.

Den Pfeifton zum letzten Mal zu hören, macht uns alle schon etwas traurig. Für unsere drei Mythos- Mekong-Reisenden geht damit ein fünfwöchiges Kapitel zu Ende, in denen sie die drei richtig ins Herz geschlossen haben.

Morgen beginnt dafür ein neues Abenteuer – von den Teilnehmern ist bisher noch niemand zuvor in Laos gewesen, und wir sind gespannt, was uns dort erwartet!


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Auf den Nebelberg

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute fahren wir Zug! Kurz nach 7 Uhr verlassen wir unser Hotel und machen uns auf auf den Weg zum nur wenige hundert Meter entfernten Bahnhof. Wir fahren zuerst nach Chiayi. Dort steigen wir nach einem kurzen Aufenthalt um in die Schmalspurbahn, die uns in einer dreistündigen Fahrt auf den über 2000 m hohen Alishan bringt. Die Bahn schlängelt sich den Berg entlang nach oben, fährt durch 49 Tunnel und über 77 Brücken, fährt durch mehrere Vegetationszonen hindurch. Wir fahren vorbei an Ananasplantagen, später kommen Bananen und Palmen. Ab ca. 1000 m Höhe wächst Tee. Man sieht deutlich, wie sich die Vegetation ändert, der Bambus wird dünner, aus Bambus werden Nadelbäume. Stellenweise könnte man meinen, man fährt durch den Schwarzwald. Nebel kommt auf. Die Zugstrecke, lese ich auf https://www.taiwantourismus.de, ist 72 km lang und „ist eine der drei übrig gebliebenen Hochlandeisenbahnen der Welt. Die Japaner haben diese Eisenbahnlinie gebaut, um Holz aus den Wäldern zu befördern. Von der ungefähr 30 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Stadt Chiayi steigt die Eisenbahn auf über 2000 Meter über dem Meeresspiegel in die Berge hinein. Es gibt 49 Tunnel, 77 Brücken und unzählige wunderschöne Aussichten entlang der Strecke. Wegen des steilen Anstiegs muss der Zug im Zickzack hochfahren, was die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.“

Der Zug fährt nicht schnell, und wir sind alle von der vorbeiziehenden Landschaft begeistert. Die Strecke ist dicht bewaldet, aber an manchen Stellen lichtet sich der Urwald und wir haben einen herrlichen Blick ins Tal. Für schöne Bilder mußte man nur schnell genug sein und die Kamera gerückt halten. Oft jedoch waren wir zu langsam und wir haben anstatt eine schönen Blick ins Tal den Tunnel von innen fotografiert. Im Hotel beginnt dann also das große Löschen. wird also jetzt das große Löschen.

Der Zug zuckelt vor sich hin. Langsam legt sich die Faszination. Wir bekommen Hunger und das gemütliche Wackeln des Zugs hat etwas einschläferndes. Eine Nudelsuppe wäre jetzt gut. Oder Kaffee. „Einen Vanilla Latte von Mr. Brown“ schwärmt Ina. Am besten beides.

Oben holt Wei Xin uns ab, und wir fahren noch ein paar Kilometer bis zum Eingang des Nationalparks. Nachdem wir unseren Eintritt bezahlt haben, parkt Wei Xin das Auto auf dem großen Parkplatz. Durch die Räder auf dem Dach, ist das Auto in der Menge leicht zu erkennen. Die Stimmung hier oben ist mystisch. Nebel kommt auf und verzieht sich so schnell wieder, wie er gekommen ist. Es ist kalt hier oben in 2000 m Höhe, alle ziehen sich etwas über. Wir essen eine Kleinigkeit zu Mittag und bummeln dann noch etwas durch die Touristen-Läden. Rudi und ich kaufen uns Tee aus dem Gebiet des Alishans und bekommen eine kleine Teezeremonie geboten um den Tee zu probieren. Dann steigen wir in den Shuttle-Bus, der uns zum Hotel bringt, denn im Nationalpark dürfen keine Privatautos fahren.

Nachher um 17 Uhr treffen wir uns wieder und spazieren in die kleine Touristenstation zu einem frühen Abendessen. Morgen früh werden wir um halb 5 geweckt, um 5 fährt der Zug zum Gipfel, kurz nach 6 ist Sonnenaufgang. Wir müssen also früh raus. Wir sollten uns mal erkundigen, welche der Götter hier für das Wetter verantwortlich ist und ein paar Räucherstäbchen anzünden.

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Drei Pässe auf einen Streich

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Menglun nach Mengla, weitestgehend bedeckt, 1700 Höhenmeter, 95 km

Heute wird geradelt, von früh bis spät. Zum Sonnenaufgang schlürfen wir bereits unsere Nudelsuppen, denn die 1700 Höhenmeter, die heute vor uns liegen, brauchen Zeit!

Obwohl mit Martin, Harald und Emmerich gleich die Hälfte der Gruppe noch arg mit der Verdauung zu kämpfen hat, strampeln wir uns allesamt Tapfer von Gipfel zu Gipfel. Drei Pässe sind heute zu erklimmen, einer vor, und zwei nach dem Mittag.

Wie erhofft ist es heute wieder bewölkt, das spielt uns in die Karten. Außerdem ist die Strecke sowieso recht schattig und führt über weite Strecken durch tropische Wälder, in denen große Bäume und riesige Farne stehen, und in denen Zikaden zu Hause sind, die in der Lage sind, einen unglaublich lauten und schrillen Pfeifton von sich zu geben. Ab und an können wir durch die Bäume hindurch wunderschöne Blicke in das umliegende Bergland erhaschen.

Die letzte Abfahrt des Tages, vom dritten Pass fast bis zum Hotel ist heute besonders süß! Man merkt schon, das man etwas geleistet hat, nach solch einem Radeltag.

Wegen der drei Magenverstimmungen sind wir heute etwas dezimiert beim Abendessen – aber Xiao Ding, Xiao Luo und die kleine Wen Wen leisten uns Gesellschaft und es schmeckt mal wieder vorzüglich. Ein von Xiao Luo selbst produzierter Maisschnaps darf danach natürlich nicht fehlen und wir sitzen noch ein Weilchen zusammen und klönen – morgen nachmittag werden uns die drei verlassen und wieder zurück nach Hause fahren, das tut jetzt schon ein bisschen weh.


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Von Holländern und Göttern

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Tainan ist eine der größten Städte Taiwans. Sie wurde im 17. Jahrhundert von den Niederländern gegründet und war lange Zeit die Hauptstadt der Insel, bis sie im 19. Jahrhundert nach Taipei verlegt wurde.

Wir gehen den Tag heute gemütlich an. Um 10 Uhr fahren wir los, Wei Xin bringt uns zum Fort Zeelandia (Fort Anping), einer alten Festung der Holländer aus dem 17. Jahrhundert. Nur noch ein Stück der Originalmauer steht noch, der Rest der Festung wurde nachgebaut. Als nächstes besuchen wir den auch von den Holländern erbauten Fort Provintia, der heute als Chihkan Lou bekannt ist. Dieser Fort sieht eher aus wie eine tempelähnliche Anlage, einen Fort hatte ich mir anders vorgestellt. Trotzdem ist die Anlage recht nett.

Hier verlässt uns Wei Xin und wir gehen zu Fuß auf Tempeltour. Rudi führt uns zu verschiedenen Tempeln der Stadt, u.a. dem Tempel der großen Himmelskaiserin (Great Queen of Heaven Tempel) und den Konfuziustempel. Andere Tempel auf unserer Tempeltour haben heute leider geschlossen.

Unsere kleine Rundtour endet im Kaufhaus Hayashi. Dieses wurde im Dezember 1932 während der japanischen Besatzung eröffnet. Das Kaufhaus ist nobel und teuer, aber schön anzuschauen. Die schöne Teedose mit schwarzem oder grünen Tee, die schön als Deko in meine Küche passen würde, kostete ca. 30 €, das war mir dann doch irgendwie zu teuer, auch wenn der Tee vermutlich sehr exquisit ist. Im Restaurant im 5. Stock des Kaufhauses essen wir zu Mittag. Die meisten von uns probieren Danzai, eine Spezialität aus Tainan. Danzai, das sind sind Nudeln in einer Brühe mit mit Schweinehack und Shrimps.

Nachdem wir noch etwas durch das Kaufhaus gebummelt sind, führt uns Rudi wieder ins Hotel, danach haben wir frei. Hans geht Kaffee trinken, Ina und ich holen uns einen Kaffee bei 7 Eleven gleich um die Ecke, Renate und Werner gehen noch etwas bummeln.

Zum Abendessen gehen wir in ein Restaurant, in dem es hauptsächlich Frisiertes gibt. Gegen 8 soll es hier richtig voll werden, sagt Rudi. Dieses Restaurant würde gerne zum Vorglühen genutzt. Und tatsächlich: die Herrschaften am Tisch neben uns, größtenteils in Anzug, hatten außer Bier noch genügend Hochprozentiges auf dem Tisch stehen. Um ehrlich zu sein, wir haben schon besser gegessen, aber das Essen war billig. Klar, wenn es eher als Vorglühkneipe dient als als Restaurant. Aber das Chili-Hähnchen war lecker und schön scharf. Rudi hatte außer Chili-Hähnchen, Schweinefleisch, Gemüse und Tofu auch Schweinefuß bestellt. Uns konnte er damit nicht locken, aber wenn er und Wei Xin es gerne essen – bitteschön. Leider stellte sich heraus, dass es heute keinen Schweinefuß gibt. Schade. Rudi hätte ihn gerne gegessen und ich gerne gesehen, wie so etwas hier aussieht. Aber uns bleiben ja noch ein paar Tage.

Auf dem Rückweg zum Hotel kaufen Rudi und Wei Xin noch eine Art Bubble-Tea. Dann gehen alle auf ihre Zimmer, wir müssen morgen früh raus. Um 6:35 Uhr Uhr, werden wir hufescharrend vor dem Frühstücksraum stehen, der um 6:40 Uhr aufmacht. Um 7:32 Uhr fährt unser Zug nach Chiayi, wo wir in eine Schmalspurbahn umsteigen,die uns auf den Alishan bringen wird. Ich freu‘ mich schon.

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Im botanischen Garten

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Ganlanba nach Menglun, bedeckt, 43 km

Etwas lädiert vom letzten Abend radeln wir heute eine Recht kurze Strecke nach Menglun.

Gestartet wird trotzdem früh, denn wir möchten am Nachmittag noch den botanischen Garten besichtigen. Auf neu gebauter Straße (vor zwei Jahren musste ich mit meiner Gruppe hier noch durch matschige Baustellen fahren) kommen wir gut voran und fahren durch saftig grüne Hügellandschaft, in der Ananas und Kautschuk kultiviert wird. Das Wetter ist angenehm kühl und wir hoffen, dass es morgen auf unserer ersten Königsetappe auch so wird.

Die Besichtigung des botanischen Gartens von Menglun ist wie immer sehr schön – besonders der wilde Teil im tropischen Wald gefällt uns gut. Hier mögen die Bilder eine bessere Sprache sprechen.


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Tag der offenen Tür

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Jinghong nach Ganlanba, heiß und sonnig den Mekong entlang, 30 km

In Jinghong, der Hauptstadt der Volksgruppe der Dai (verwandt mit den Thai die ursprünglich aus chinesischem Gebiet stammen), trifft sich unsere Truppe: Wir sind drei Weiterfahrer der Tour Mythos Mekong, die schon 5 Wochen Schwerstarbeit im Hochgebirge hinter sich haben, und drei Frischlinge aus Deutschland und den USA, die sich der eingespielten Gemeinschaft anschließen.

Inklusive mir sind wir also zu siebt, und haben vor, uns in den nächsten drei Wochen durch China, Laos und Thailand zu schlagen – drei Länder auf einen Streich! Ehe wir uns versehen, sind wir mittendrin im Geschehen:

Von Jinghong führt uns eine Straße entlang des mächtigen Mekong direkt nach Ganlanba, einem Museumsdorf der Dai. Die Etappe ist kurz und relativ flach, mittags sind wir schon in unserer Unterkunft. Während wir am Nachmittag noch die für Touris aufbereitete Minoritäten-Show zu sehen bekommen, werden wir am Abend Zeuge der wahrhaftig gelebten Kultur:

Heute wird nämlich kaimenjie 开门节 gefeiert, der „Tag der offenen Tür“ (korrekter übersetzt wohl eher „Tag der sich öffnenden Türen“). Der Tag beendet eine dreimonatige Fastenzeit, in der es allerdings weniger um‘s nicht-essen, sondern eher um sexuelle Enthaltsamkeit und das nicht-feiern von Festen geht. Während der ein Teil des Fastenbrechens dann wohl doch hinter verschlossenen Türen stattfindet, ist ein anderer Teil ein Festessen, an dem ohne Maß getrunken wird.

Wer schon einmal in China war, wird wissen, wie schwierig es ist, bei so einem Anlass ungeschoren davonzukommen. Als wir uns zu der lustigen Runde gesellen, gibt es kein Entrinnen mehr. Reihum werden wir nun zum Trinken aufgefordert, und um das Gesicht des Gegenübers zu wahren, gilt es natürlich stets, das Glas zu lehren. Dabei bereitet uns vor allem eine Dame aus Sichuan enorme Probleme, indem sie uns unermüdlich zuprostet und einen Becher Schnaps nach dem Anderen leeren lässt. Positiv zu vermerken ist, dass die Kommunikation nach ein paar Gläsern Schnaps und Bier auch ohne Gemeinsame Sprache richtig lebhaft wird und erstaunlich gut funktioniert! Es geht lustig zu und es wird auf beiden Seiten viel gelacht – so in etwa ist das kaimen – Fest wohl gedacht.

Später fallen wir ins Bett und schlafen wie Steine.


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Buddhas bescheidene Behausung

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Laut Programm sollte heute eigentlich ein Auto-Transfer nach Tainan sein. Zu unserer aller Freude gibt es aber eine Planänderung und wir dürfen ein paar Stunden Rad fahren. In der Nacht hatte es geregnet, es ist teilweise recht windig. Ich weiß nicht, ob das die Ausläufers des Taifuns sind, der in Japan wütet. Mal kommt der Wind von hinten, dann trifft einen wieder eine Böe von direkt von vorne. Regenwolken begleiten uns, aber größtenteils ist es trocken.

Nach etwa 80 ebenen Kilometern lädt Wei Xin, der seit gestern Abend wieder bei uns ist, die Räder aufs Auto und wir fahren zu unserem heutigen Besichtigungsziel, dem größten buddhistischen Kloster Taiwans, dem Fo Guang Shan (Buddhas Berg des Lichtes). Das Kloster liegt auf einem Berg, etwa 350 Mönche und Nonnen leben hier. Dem Kloster angegliedert ist ein großes Buddha-Museum mit einer 146 m hohen Buddha-Statue.

Müde fahren wir nach der Besichtigung weiter zu unserem eigentlichen Ziel, nach Tainan. Wir beziehen das Hotel, duschen, dann geht es auf zum Abendessen. Das Mittagessen fiel heute mehr oder weniger aus, es bestand aus Kaffee und frisch gepresstem Obstsaft, im Kloster aßen wir noch eine Kleinigkeit, aber richtig viel war es nicht. Eigentlich müssten wir alle richtig Hunger haben, aber ich bin zu müde und beschließe, dass Schmutzbier und Abendessen doch überbewertet wird. Auch Hans bleibt im Hotel. Morgen ist auch noch ein Tag für Taiwanesisches Essen.

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An der Südspitze

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute ist Ruhetag. Das bedeutet, einmal wieder zwei Nächte in einem Hotel zu sein und den Koffer mal wieder richtig auszupacken. Dazu gehört der Aha-Effekt, wenn man entdeckt, dass man noch ein Paar frische Socken oder ein bis jetzt noch ungetragenes T-Shirt hat. Man kann ausschlafen und die Zeit nutzen, um das Gelände zu inspizieren.

Unsere Abfahrt heute verzögert sich etwas, für Hugo wurde ein Leihrad bestellt, das noch nicht da ist – seinen Platten hat Amao gestern doch nicht mehr geflickt. Das Rad, das geliefert wird, hat schon bessere Zeiten gesehen, deshalb nimmt es Rudi und gibt Hugo sein Rad. Dann fahren wir los zum Kenting Nationalpark. Die Region um Kenting, lese ich im Internet, soll der einzige tropische Ort im sonst subtropischen Taiwan sein. Wir erklimmen erst mal einige Höhenmeter, bis wir oben am Eingang des Nationalparks sind. Wir bezahlen den Eintritt und sind gespannt, was uns erwartet. 2-3 Stunden, sagt die Infotafel am Eingang, dauert der Rundweg. Der Park enthält verschiedenste Arten von Pflanzen. Es gibt tropische Blumen, Farne, Bananen, viele faszinierende Bäume, aber auch verschiedene Landschaftsformen und Affen gibt es hier. Im Aussichtsturm, der einen tollen Blick über die Region bietet, gibt es Softeis. Rudi ist der erste, der sich eins kauft, gefolgt von Renate und Hugo. Ich bin skeptisch. Softeis in einem asiatischen Land? Was da wohl mein Magen und Darm dazu sagen werden? Rudi aber ist optimistisch und sagt, wir sind jetzt schon so lange hier, wir sollten uns inzwischen daran gewöhnt haben. Ich weiß jetzt nicht, ob er es ernst gemeint, oder sich das Eis nur schön geredet hat. 🙂 Egal, wie die Auswirkungen auf das Eis sein werden: lecker war es.

Gegen halb 2 verlassenen wir den Park, der Hunger treibt uns zurück in die Stadt. Werner wünscht sich ein schönes kleines Lokal am Meer, wo man gemütlich draußen im Schatten sitzen kann. Das war Wunschdenken, wir finden leider keins. Die Asiaten haben es nicht so mit draußen sitzen. Wir entdecken aber einen sehr leckeren Thai, das Essen hat eine angenehme Schärfe und schmeckt bedeutend besser als das, was wir gestern Abend gegessen haben. Hier werden wir heute Abend wieder hingehen!

Nach dem Essen trennen wir uns. Hans hatte sich schon vor dem Mittagessen verabschiedet, jetzt gehen Ina, Renate, Werner und ich in einer amerikanischen Kaffee-Kette noch einen Kaffee trinken. Wir sitzen gemütlich draußen im Schatten. Nicht am Meer, stattdessen an der Hauptstraße, und beobachten die vorbeifahrenden Autos. Auffällig ist, wieviel neue und vor allem teure Autos auf Taiwans Straßen unterwegs sind. Viele BMW und Mercedes der Oberklasse, VW, Lexus, und vor allem Porsche. So viele Porsche wie hier sieht man in Deutschland nicht. Kleinwagen gibt es kaum, wenn dann ist es ein Mini. Nur heute verirrte sich ein kleiner Nissan Micra nach Keting.

Wir überlegen gerade, ob wir aufbrechen sollen, als Manuela mit ihrer Familie an uns vorbeiläuft. „Oh, you are from Germany? I love Germany. My German name is Manuela“ sagt sie. Sie ist Englischlehrerin, kann außer Englisch noch etwas Deutsch und Japanisch. Ein Wirbelsturm von Frau. „I love Taiwan, Taiwan is so great“. Wir stimmen zu, dass Taiwan wirklich great ist. Manuela ist begeistert von Renates Chinesisch-Kenntnissen. Und überhaupt: hier auf Deutsche und Österreicher zu treffen. So great! Sie stellt uns ihre Familie vor „this is my mother, my sister, my nethew“. Sie zeigt Bilder ihres Vaters, bei einem Urlaub auf Hawaii, der so handsome ist, „he‘s a boss. He loves my mother. He is rich. I am rich. I am happy, I am so happy every day“ sagt sie strahlend. Und unser Werner, er ist auch so handsome, „you must be rich to have such a wife“ Werner weiß gar nicht richtig, wie ihm geschieht. So überflutet mit Komplimenten wurde er vermutlich schon lange nicht mehr.

Jetzt ruhen wir alle noch etwas aus, bis wir gegen 18 Uhr zum Abendessen gehen. Schließlich ist heute Ruhetag.

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Heute wird es bestimmt nicht kalt

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Sanchahe nach Jinghong, 42 km, 360 HM

Eine Tasse Kaffee auf der Terrasse mit Blick auf den Urwald. Das darf man sich auf der Teestraße auch mal gönnen. Denn direkt hinter der Herberge beginnt der Regenwald, in dem morgens üblicherweise dichter Nebel hängt. Wir starten mit einer späten Nudelsuppe um neun Uhr, und bei der Abfahrt um zehn Uhr hat sich der Nebel weitgehend gelichtet. Es wird warm, und wir verbringen unsere letzten Obstpausen im Urwald, bevor es hinunter geht nach Jinghong und an den Mekong. „Heute wird es bestimmt nicht kalt“ war Emmerichs Vorhersage, und er sollte recht behalten. Temperaturen und Vegetation sind tropisch, es blühen Frangipani, Strelizien, Hibiskus und viele andere Arten, und die Luftfeuchtigkeit hat merklich zugenommen.

Wir sind wieder am Mekong angekommen, dessen steile karge Schluchten wir am Oberlauf bewundert haben. Der Fluss ist hier klarer und um einiges breiter, fließt aber immer noch mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Laos und Thailand. Am einen Ufer wird geangelt, am anderen Ufer kann man Gaozhuang bestaunen. Vor zehn Jahren wurde der Grundstein gelegt, heute ist er fast fertig, der neue Stadtteil im Stil der Thai-Architektur. Hochhäuser, Hotels, Büros und ein Nachtmarkt, der sich am Flussufer und um die Große Pagode von Jinghong erstreckt. Am Tag ist hier nicht viel los, als wir eine kleine Spritztour durch die Stadt unternehmen. Aber am Abend werden überall Stände aufgebaut. Wir probieren uns durch die gebratenen Jiaozi, die scharfen kalten Teigrollen, trauen uns aber nicht an die vielen verlockenden Fleisch- und Fischspieße heran, wer weiß, wie lange die hier schon liegen. Vom Gewitterregen überrascht unterbrechen wir die Snacktour und trinken das überfällige Schmutzbier in einem Restaurant in der Nähe der Pagode. Eigentlich wollten wir früh im Hotel zurück sein und Karl und die neue Gruppe begrüßen. Aber ihr Flieger musste wegen des Gewitters nach Kunming umkehren, also bleibt uns noch Zeit für Nachspeisen wie frittierte Teigrolle mit süßer Kondensmilch und frisch zubereitetes Eis mit Mango, Rosinen und getrockneten Früchten.

Karl und seine Gruppe treffen irgendwann gegen elf Uhr am Abend ein. Gemeinsam mit Emmerich, Harald und Klaus werden sie übermorgen den Mekong weiter flussabwärts fahren, und das Goldene Dreieck erkunden, während Wilfried und ich den Heimweg antreten. Ich bin etwas wehmütig, aber froh, dass die lange Radtour für mich in diesem schönen und entspannten Teil Chinas endet. Hier die heutigen Eindrücke. 

PS: Der letzte Tag und die Statistik folgen natürlich noch.

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