Ein laotisches Dorf wacht auf

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Mit dem Boot von Muang Ngoi bis Nong Khiao, dann mit dem Rad nach Nam Thouam. Morgens bedeckt, dann knallt die Sonne

Unser Urlaubsparadies Muang Ngoi beherbergt zwar einige westliche Backpacker, ist aber ansonsten doch einfach ein normales laotisches Dorf – mit allem was so ein Dorf so hat und braucht: Eine kleine Schule, ein paar Lädchen, zwei Straßen, und natürlich ein Wat, also einen buddhistischen Tempel. Über die Straße laufen Katzen, Hunde und Hühner, ohne dass sich jemand darum schert.

Da wir gestern nicht zu spät ins Bett gegangen sind, bin ich heute früh auf den Beinen. Es gibt erst etwas später Frühstück, also bleibt Zeit, sich auf die Stufe vor unserer Bungalowanlage zu setzen und zu beobachten, wie das Dorf erwacht.

Eigentlich geht das ja schon früher los. Bereits vor dem Morgengrauen kündigen auf dem laotischen Lande normalerweise unzählige Hähne lautstark den kommenden Tag an. Die nächsten, die auf den Beinen sind, sind die Mönche. Das Wummern der großen Trommel am Tempel ist das endgültige Signal an alle Dorfbewohner, sich nun aus den Betten zu schälen. Die in Laos mancherorts noch verbreiteten Lautsprecher, die morgens alle mit kommunistischen Parolen, Nachrichten und motivierender Musik aus den Federn treibt, fehlt hier glücklicherweise.

Nachdem die Mönche getrommelt haben, machen sie sich auf den Weg, um im Dorf Almosen in Form von Lebensmitteln zu sammeln. Mönche sind in der buddhistischen Gesellschaft hier sehr hoch angesehen und es ist selbstverständlich, dass die Frauen des Ortes gleich für sie mitkochen, wenn sie in den Morgenstunden am Herd stehen. Auf ihrem Rundgang sammeln sie hauptsächlich Klebereis ein, richtige Speisen bringen ihnen die älteren Damen des Ortes persönlich im Tempel vorbei. Da die sich Schwelle unserer Bungalowanlage beinahe direkt neben dem Wat befindet, lässt sich dieses Treiben wunderbar beobachten.

Schließlich kommen dann alle Schulkinder – teilweise noch etwas schläfrig, aber sauber herausgeputzt in Schuluniform – aus den Hauseingängen gestolpert. Die meisten werden auf dem Rücksitz eines Motorrads von ihren Eltern zur Schule gebracht. Nun gehen alle Bewohner des Dorfes ihrem Tagwerk nach.

Wir genießen beim Frühstück noch einmal den Ausblick von der Terrasse über‘m Fluss – dann heißt es Abschied nehmen von diesem hübschen Ort. Mit dem Boot fahren wir noch einmal eine gute Stunde weiter nach Süden, bevor wir uns wieder auf die Räder schwingen und weiter 40 km nach Namthouam strampeln.
Hier gibt es einen schönen und schattigen Markt, aber unsere Bemühungen, im Ort einen Cafélao trinken zu gehen, bleiben ohne Erfolg.

Morgen fahren wir dann nach Luang Prabang!

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Endlich Urlaub! Und gemischte Gefühle

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Mit dem Boot von Muang Khua bis nach Muang Ngoi, weiterhin warm und trocken.

Der heutige Tag fühlt sich richtig nach Urlaub an! Statt selbst in die Pedalen zu treten, lassen wir uns heute in einem gecharterten Boot den Nam Ou herunterschippern. Die Landschaft wird gerade zum Ende der Bootstour immer schöner: Steil ragen am Ufer des Flusses die mit Urwaldbäumen bewachsenen Felswände gen Himmel, blau spiegelt sich der Himmel in den Wassern des Flusses.

Noch mehr nach Urlaub fühlt sich dann der Ort an, in dem wir heute nächtigen. Muang Ngoi ist ein angenehmes, etwas verschlafenes Touri-Nest, das traumhaft direkt am Ufer des Flusses liegt, umgeben von grünen Bergen. Westliche Backpacker tummeln sich Kaffee trinkend und rauchend in den Terrassenbars mit Blick auf den Fluss, mieten sich Kayaks oder gehen wandern in den umliegenden Bergen. Auch wir lassen die Beine baumeln und genießen die Atmosphäre.

Dabei war ich mir im Vorfeld der Tour gar nicht ganz sicher, ob wir überhaupt noch zu diesem Ort gelangen würden. Schließlich war schon vor zwei Jahren, als ich die Tour zum letzten Mal gefahren bin, ein Staudamm, der sich etwa auf halbem Weg der Bootsfahrt befindet, kurz vor der Fertigstellung. Ob nach Bauende immer noch Bootsverkehr auf dem Nam Ou möglich sein würde, stand damals noch in den Sternen. Die Lösung für dieses Problem ist nun allerdings denkbar einfach: Am Damm werden die Boote gewechselt. Wir steigen aus, werden einen km mit dem Tuktuk auf die andere Seite des Dammes gefahren, und schon geht die Tour in einem anderen Boot weiter. Schön, dass so nun auch weiterhin der Nam Ou von unseren Reiseteilnehmern bestaunt werden kann.

Die neuen Dämme am Nam Ou sind ein Thema für sich, das viel über dieses Land verrät. Gebaut werden sie allesamt von den Chinesen, die die notwendige Technologie und Gerätschaften, sowie großes wirtschaftliche Interesse haben, hier Staudämme zur Energiegewinnung zu errichten. Vertraglich wird festgelegt, dass vorerst ein Großteil des gewonnen Stroms von den Chinesen importiert werden kann. Nach einer bestimmten Laufzeit gehen die Anlagen dann in den Besitz des laotischen Staates über. Wirtschaftlich gesehen also durchaus eine win-win Situation. Und doch gibt es bei dem Deal auch Verlierer: die Dämme bedeuten einen tiefen Eingriff in die Kreisläufe der Natur – Fische, die früher vom Mekong aus den Nam Ou herauf wanderten, bleiben nun zum Beispiel aus. Schlecht für die Bewohner der Dörfer am Fluss, die vor Allem vom Fischfang leben. Und dann gibt es noch die Umsiedlungen. Einige Dörfer, die zu nah am Wasser des Mekongs liegen, wurden evakuiert und an höherer Stelle neu aufgebaut.

Gegen Mittag schauen wir uns heute einem solchen Ort einmal an. Ban Hat Saa heißt das Dorf, an dem wir auch früher schon immer während der Bootsfahrt angelegt haben, um uns die Beine zu vertreten. Hier hat sich einiges verändert: Das alte Dorf ist zurückgelassen und teilweise abgebaut, einzig der Tempel scheint noch komplett intakt. Statt dessen stehen nun etwas weiter den Hang hinauf auf einer trockenen Ebene viele neue Häuser im Schachbrettmuster aufgereiht. Der Ort hat sich sichtbar vergrößert – wir erfahren, dass hier mehrere früher getrennte Dörfer zu einem zusammengefasst wurden. Dank Ming kommen wir mit den Dorfbewohnern ins Gespräch und hören so etwas mehr über die Hintergründe der Umsiedlung. Anscheinend haben sich die chinesischen Investoren verpflichtet, pro evakuierten Dorfbewohner eine nicht unerhebliche Summe Schadensersatz zu zahlen. Leider kommt von diesem Geld aber nicht alles bei den Dorfbewohnern an und wird von der Regierung veruntreut. Trotzdem, eine gewisse Entschädigung erhalten alle, deren Haus vom steigenden Wasser verschluckt wird. Entweder in Form eines neu gebauten Hauses, oder als Geldbetrag – das kann sich jeder Haushalt aussuchen.

Sind die Bewohner des neuen Dorfes zufrieden damit? Hier gehen die Meinungen auseinander: Während einige beteuern, sehr gerne im neuen Dorf zu wohnen, sind andere der Meinung etwas billig abgespeist worden zu sein. Das neue Dorf hat auf alle Fälle eine modernere Infrastruktur und ist nun mit einer Straße an die nächstgrößere Stadt angeschlossen. Früher konnte man nur über Wasser in Booten verkehren. Auch die Schule ist nun etwas größer und besser ausgestattet, es gibt Toiletten in allen Häusern, eine zuverlässigeres Strom- und Telekommunikationsnetz. Im Vergleich zum alten Dorf scheint mir das neue hingegen etwas karg, da auf der kürzlich planierten Ebene keine Schatten spendenden Bäume stehen. Bis die neu gepflanzten Bäume groß genug sind, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Wir verlassen das Dorf mit gemischten Gefühlen – es bleibt nur zu hoffen, dass die mit der gewonnenen Zivilisation verknüpften Träume der Bewohner sich zumindest teilweise erfüllen werden.

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Hoher Besuch

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Von Muang Xay nach Muang Khua, sonnig und richtig heiß! etwa 100 km

Wir haben uns angewöhnt, recht früh loszuradeln – in den Morgenstunden ist es hier nämlich meistens noch bewölkt und angenehm kühl, ehe sich dann die Sonne ihre Bahn bricht und unbarmherzig auf unsere Häupter brezelt. Um 8.30 Uhr haben wir uns schon über die ersten kleinen Pässe gearbeitet und fahren durch allerliebste kleine Orte und Täler in denen in saftig grünen Feldern gerade der Reis geerntet wird.

Irgendwann kommen wir dann an den Phak-Fluss, an dem wir etwa 70 km entlangradeln. Schön ist es hier, und es gibt kaum Verkehr, aber auch kaum Schatten. In Wellen verläuft die Straße am Ufer des Flusses, das beständige auf und ab in Kombination mit der Sonne macht uns ganz schön fertig.

Wir wundern uns, warum in den Dörfern, durch die wir am Vormittag fahren, alle Dorfbewohner mit Fähnchen bewaffnet und schick herausgeputzt am Straßenrand stehen. Hat sich unsere Ankunft etwa so schnell im Lande herumgesprochen? Unser Guide Ming kommt der Sache auf die Schliche: Die Leute warten nicht auf uns, sondern auf eine Delegation von Mönchen und Politikern, die heute auf dieser Straße entlangfahren sollen. Als wir die Straßenkreuzung erreichen, an der wir normalerweise Mittag essen, stehen noch einmal besonders viele Menschen – teils in Tracht, teils in gebügelter Schuluniform – an der Straße Spalier, um die Hohen Gäste zu begrüßen. Wir müssen wir feststellen, das gesamte Restaurant, in dem wir normalerweise Mittag essen, für die Delegation reserviert wurde – höflich, aber bestimmt werden wir von Milizen und Polizisten geben, weiter zu fahren.

Zum Glück finden wir noch ein Ausweichrestaurant, bekommen eine Nudelsuppe, und können dann vom Balkon aus beobachten, wie die Delegation eintrifft, und sich viele orange gekleidete Mönche im anderen Restaurant an die Tische setzen und ihr Mittag einnehmen. Ming bemerkt dazu etwas kritisch, dass es schön nach 12 Uhr sei – normalerweise dürfen die Mönche nämlich nur am Vormittag feste Nahrung zu sich nehmen.

Auch heute erreichen wir unseren Zielort recht erschöpft. Da kommt uns der morgige Ruhetag, an dem lediglich eine Bootsfahrt auf dem Nam Ou ansteht, doch ganz gelegen.

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Am Ende gab es Tee

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Wehmütig schauen wir auf die Räder auf Wei Xins Auto, als wir nach dem Frühstück unsere Koffer rausbringen. Drei Wochen Radfahren liegen hinter uns und plötzlich ist alles vorbei. Zu der Wehmut kommt aber auch die Vorfreude auf zuhause. Drei Wochen sind immer so der Punkt. Es war schön, aber jetzt will man auch wieder heim.

Wei Xin bringt uns nach Taichung. Dort steigen wir in den Zug, der uns nach Taipei bringen wird. Die Fahrt mit der Taiwan High Speed Rail dauert nur 50 Minuten, mit dem Auto wäre man etwa zweieinhalb Stunden unterwegs. Mit Geschwindigkeiten von knapp 300 km/h rast der Zug durch das Land. Der Zug ist der japanische Shinkansen. Die Gleise, das hatte uns Wei Xin schon vor ein paar Tagen erklärt, stammen von den Europäern. Sicher nicht von den Deutschen, denke ich mir. Einmal im Leben Shinkansen fahren, ein Traum. DIe Züge fahren in raschem Takt und sind pünktlich, sehr pünktlich. Die Sitze im Zug sind angenehm breit, und man hat extrem viel Beinfreiheit. Die Deutsche Bahn kann sich hier in Sachen Pünktlichkeit, Takt und Beinfreiheit ein Beispiel nehmen.

In Taipei angekommen ist unser erstes Ziel der 505 m hohe Taipei 101. Dieser Besichtigungspunkt fiel zu Beginn der Reise wegen Taifunwarnung aus. Heute klappt es. Es ist bewölkt, aber wir können das Wetter nicht ändern. Immerhin ist der Turm geöffnet. DIe Schlange für die Eintrittskarten ist extrem lang – es ist Samstag. Wir kaufen die Karten am Automaten, was uns viel Wartezeit spart, und können so rasch in Richtung des Aufzugs gehen. Nach 20 Minuten Wartezeit sind auch wir endlich in den Aufzug, der uns in den 89. Stock bringen wird. Der Aufzug erreicht eine Geschwindigkeit von 1010 m/min, in Sekundenschnelle sind wir oben. Der Aufzug nach unten fährt nur mit 600 m/min. Die Sicht ist wegen des schlechten Wetters mäßig, die Anzeige unten im Ticketbereich behauptet, die Sicht Beträge 50-70%. Immerhin.

Danach fahren wir weiter in das Teeanbaugebiet von Taipei. Eine Seilbahn führt uns nach oben. Von der Seilbahn aus hätte man einen tollen Blick haben können, wenn was Wetter besser gewesen wäre. Als wir oben sind, fängt es noch an zu regnen. Wir suchen Schutz in einem Teehaus und trinken grünen Tee. Wer sich jetzt wie ich schöne Teeplantagen mit Teeverkostung und Teeverkauf vorgestellt hat, wird enttäuscht sein. Es war touristisch erschlossen, am Straßenrand kann man alles kaufen: gegrillte Würste, marinierter Tofu, Eis, Getränke.

Im Hotel spendiert uns Wei Xin noch einen Absacker in Form eines 58%igen Schnaps, Hans spendiert noch Bier, aber die meisten von uns waren vom Schnaps schon bedient. Er war gut, aber zog richtig rein.

Noch eine Nacht hier, einen Tag, dann, bald, hat uns Deutschland wieder.

Rudi, Wei Xin, Amao. Ich danke euch allen drei für diese herrliche Reise. Auch durch euch werden die Eindrücke und die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, unvergesslich bleiben.

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Auf der laotischen Nord-Süd-Ader

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Luang Namtha nach Muang Xay, recht sonnig, etwa 120 km

Wer den Norden von Laos kennenlernen möchte, wird nicht um sie herumkommen: Die Bundesstraße 13, die von der chinesischen Grenze bei Boten bis zur Hauptsdt Vientiane führt.

Nachdem wir heute das schöne Luang Namtha verlassen, müssen wir erst einmal 38 km „rückwärts“ fahren, als in die Richtung, aus der wir kamen. Dann aber biegen wir ab nach Süden; und zwar auf besagte Bundesstraße 13. Da diese Straße Zentrallaos mit China verbindet, sind hier relativ viele chinesische Autos unterwegs: LKW und SUVs mit Yunnan-Kennzeichen überholen uns in regelmäßigen Abständen. Zwar sind gerade die Lastwagen natürlich etwas nervig. Wenn man sich jedoch vor Augen führt, dass diese Straße eine der Hauptverkehrswege des Landes ist, kann man nur staunen, wie gering das Verkehrsaufkommen ist.

Angesichts des beständig starken Wirtschaftswachstums fragt man sich dann, ob die Straßen vielleicht eines Tages durch neue Autos und weitere LKW verstopft sein werden? Etwas Hoffnung gibt in dieser Frage die Tatsache, dass parallel zu der Straße fleißig an einer Eisenbahnlinie gebaut wird, die China mit Vientiane verbinden soll. Das wird dann in Zukunft sicherlich für Entlastung sorgen, sodass die Tour hoffentlich noch viele Jahre auf dieser Route stattfinden werden kann! Unterwegs treffen wir immer wieder auf die noch im Bau befindende Eisenbahnlinie – bis 2023 soll das Großprojekt fertig gestellt sein.

Wir fahren heute satte 120 km und erklimmen einen höheren Pass, von dem es schöne Aussichten in das grüne laotische Hügelland gibt. In den ärmlichen Khmer-Dörfern winken uns – wie so typisch in Laos – unzählige Kinder am Straßenrand zu, und allenthalben hört man ein enthusiastisches „Sabaideeeee!“ aus Kinderkehlen („hallo“ auf laotisch), das wir ebenso enthusiastisch erwidern.

Recht K.O., aber glücklich, kommen wir um 16 Uhr im Hotel an. Wir sind gut durchgekommen heute und gönnen uns ein Schmutzbier im lauschigen Innenhof des Hotels.

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Rundtour im Tal von Luang Namtha

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Tagesausflug im Tal von Luang Namtha, bedeckt und später sonnig, etwa 20 km

Unsere Rundtour im Tal von Luang Lamtha hält, was sie verspricht: Wir haben schöne Blicke über die fruchtbare Ebene und lernen einiges über die Kultur und Lebensweise der Laoten. Wir besuchen die recht neue, zehn Jahre alte, begehbare Stupa, sowie eine alte Stupa, die von den Amerikanern im „geheimen Krieg“ zerbombt wurde. Dann besuchen wir ein Dorf der Akha (eine tibeto-burmesische Ethnie), und schauen einigen alten laotischen Frauen beim Weben von schön gemusterten Röcken über die Schulter. Durch die Reisfelder geht es dann zurück nach Luang Namtha.

In der Tradition des Weltreiseblogs sollen die Eindrücke dieses Tages hier als „Bilderbuch-Blog“ zusammengefasst werden.

Morgen heißt es wieder früh aufzustehen, dann steht nämlich die zweite Königsetappe der Tour an. Auf dem Weg nach Muang Xay erwarten uns 120 km und 1400 Höhenmeter… aber auch schönste Landschaft!

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Bummelfahrt um den See

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Als Bummeltour um den See wurde Rudi unsere heutige Etappe um den Sonne-Mond-See beschrieben. Die Alternative wären 60 km und 900 Hm gewesen, und dazu hatten die meisten von uns nach der gestrigen Tour keine Lust. Wir wollten es gemütlich angehen lassen und den See genießen. So entscheiden wir uns für eine gemütliche, etwa 30 km lange Tour – dachten wir. Insgesamt waren es dann doch 32 km und knapp 900 Hm.

Wir besichtigen zuerst den Wenwu-Tempel, der direkt neben unserem Hotel liegt. Für mich ist das definitiv der schönste Tempel, den wir in diesen drei Wochen besichtigt haben. Dann starten wir zu unserer letzten Fahrradtour. Der Weg führt immer am See entlang, der Blick auf den See ist aber meist durch Bäume und Sträucher versperrt. Unsere als flach gedachte Strecke stellte sich schnell als sehr hügelig heraus, es ist ein ständiges Auf und Ab. Nach wenigen Kilometern geht die Straße unter einer Seilbahn hindurch, wir können von unten die bunten Kabinen sehen. Wo sie wohl hinführt? Dann, einige Kurven später fahren wir an der Station der Seilbahn vorbei. Wir halten an. „Seilbahn!“ rufen wir Rudi zu, der etwas nach uns kommt. Er ist sofort einverstanden und ruft Wei Xin an, der mit dem Begleitfahrzeug schon weitergefahren ist. Als Wei Xin kommt überlassen wir die Räder lassen in seiner Obhut und freuen uns auf eine Fahrt auf den Gipfel einer der Berge, die den Sonne-Mond-See umgeben. Wir statten uns aus mit Getränken und etwas zum Überziehen, dann kaufen wir die Tickets.

Wir hätten die Infografiken besser lesen sollen. Nix war es mit Berggipfel. Die Fahrt dauerte etwa 5 Minuten und endete in einem Freizeitpark, für den man extra Eintritt hätte bezahlen sollen. Wir kaufen uns ein Eis, schauen uns noch die Shops an und fahren dann wieder zurück. Von der Gondel aus hatten wir aber einen schönen Ausblick auf den See und die Umgebung und das ist vermutlich auch der eigentliche Sinn der Seilbahn. Erschöpft von den vielen Höhenmetern, die wir eben zurückgelegt haben, müssen wir uns bei Wei Xin erst einmal stärken und fahren dann weiter auf unserer Sightseeing-Tour rund um den Sonne-Mond-See.

Es bleibt hügelig, wir fahren weiter auf und ab. Beim Xuanzang-Tempel machen wir Halt und schauen uns den Tempel an. Xuan Zang, erklärt uns Rudi, war ein buddhistischer Pilgermönch der um 600 die Seidenstraße und Indien bereiste und so den Buddhismus verbreitete. Nach der Besichtigung ist es schon halb 2, Hunger haben wir eigentlich keinen, denn wir haben uns mit Wei Xins Bananen und Snickers gut verpflegt. Aber uns gelüstet alle nach einem Kaffee. Unser Ziel ist die amerikanische Kaffeekette, die etwa 2 km von unserem Hotel entfernt ist. Wir umrunden weiter den See, immer noch geht es auf und ab, jetzt aber immer das Ziel vor unserem inneren Auge.

Nach dem Kaffee erklimmen wir noch die letzten Höhenmeter zu unserem Hotel – die letzen Höhenmeter dieser Tour. Die Räder werden zurückmontiert und auf Wei Xins Auto gepackt. Wir sind schon etwas wehmütig, die Räder wieder zurückgeben zu müssen. Jetzt haben wir noch zwei Tage, dann fliegen wir zurück nach Deutschland.

Jetzt aber die Frage: wieviele Kilometer waren es insgesamt? Ich habe die Touren mit Komoot mitgetrackt. Vor allem die Höhenmeter unterscheiden sich von denen bei Garmin (ich habe mehr). Aber laut meiner App waren es für 14 Tage Radfahren etwa 880 km und 10000 Hm. Dazu kommen noch die Spaziergänge in den Nationalparks Kenting und im Alishan.

Als kleinen Nachtrag muss ich zugeben, dass die Höhenmeterangabe weiter oben im Text sich auf die heutigen Gesamthöhenmeter, also inklusive Seilbahn, beziehen. In Wahrheit waren es heute nur 360Hm.

Im Hotel können wir unsere neuen Zimmer beziehen. Wir hausen jetzt nicht mehr unter, sondern über der Lobby, die Zimmer sind jetzt hoffentlich leiser. Ina und ich gehen nochmal auf Fototour in den Wenwu-Tempel, dann duschen, dann Abendessen. Für das Abendessen hatte Wei Xin eine Superidee und brachte Pizza für alle mit. Wir wir uns darauf gefreut haben. Nach drei Wochen Reis und Stäbchen ist der erste Biss in eine leckere, fette Pizza ein herrliches Gefühl. Wir alle mögen das asiatische Essen, ich finde das Essen mit Stäbchen auch sehr praktisch. Aber wir sind eben doch alle Europäer.

Jetzt noch Kofferpacken, morgen früh ist die Rückfahrt nach Taipei. Anstatt Bummeltour um den See ist High Speed Train nach Taipei angesagt.

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Die schönste Abfahrt

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute steht die Königsetappe an. 106 km und 900 Hm.

Nach dem bescheidenen Frühstück bringt uns der Shuttlebus des Hotels zu unseren Rädern. Wei Xins Auto ist auf dem großen Parkplatz sofort zu erkennen. Wir laden unser Gepäck ins Auto, holen die Räder vom Dach und fahren los. Jetzt, am Morgen ist es noch recht frisch, und bevor wir losfahren ziehen sich alle noch etwas über. Erst einmal geht es etwa 20 km lang bergauf, vom Alishan Nationalpark geht die Strecke in den Yushan Nationalpark. Von 2200 m Höhe fahren wir auf 2600 m Höhe. Die Straße ist schön zu fahren, die Steigung angenehm, der Autoverkehr hält sich in Grenzen. Und die Aussicht, die ist grandios.

Danach geht es etwa 60 km lang bergab. Wir sehen den Yushan mit seinen knapp 4000 m über dem Nebelmeer hervorschauen. Wie schon auf dem Weg bergauf, ist jede Aussicht auf das Tal und die Berge schöner als die andere. Irgendwann sehe ich ein, dass ich nicht überall halten kann. Das Aussortieren der Bilder wird dann um so schwerer.

Wir genießen die Abfahrt. Wir müssen jedoch etwas aufpassen, die Kurven sind teilweise eng und noch nass vom Nebel. Die Strecke bergab führt durch mehrere Tunnel, die meisten davon gut befahrbar. Zwei davon jedoch sind stockdunkel. Keine Beleuchtung, keine Reflektoren an den Wänden oder im Boden eingelassen. Da helfen auch unsere Lichter an den Rädern nicht viel. Der erste Tunnel ist einigermaßen gut zu fahren, man kann bei der Einfahrt in den Tunnel schon das Ende sehen. Hier heißt es, gerade aus fahren, einfach dem Licht entgegen und hoffen, dass kein Schlagloch kommt. Der zweite unbeleuchtete Tunnel macht im Tunnel eine Linkskurve. Diese wird zum Glück mit Reflektoren angezeigt. Aber in der Kurve und danach ist es stockdunkler, man sieht mehr oder weniger nichts. Ina und ich, die wegen der vielen Fotostopps die letzen der Gruppe sind, steigen vom Rad und tasten uns langsam durch die Kurve. Dann fahren wir, immer die schwach sichtbare gelbe Mittellinie im Blick, langsam gerade aus in Richtung Tunnelausgang. Zum Glück waren beide Tunnel eben und ohne Schlaglöcher!

Dann sind wir unten, und plötzlich haben wir Gegenwind. Jetzt sind die Schwergewichte der Gruppe jetzt eindeutig von Vorteil. Kleine, leichte Frauen wie Renate und ich kämpfen trotz dass es bergab geht gegen den Wind. Unser Gewicht gibt uns nicht das Tempo um bergab dem Wind etwas entgegensetzen zu können.

Im Tal hier wird hauptsächlich Gemüse angebaut: Kohl, Tomaten, Bohnen. Es ist warm, wir ziehen unsere Armlinge und WIndbreaker aus. Nach insgesamt 70 km machen wir Mittagspause. Wir halten in einem kleinen Straßenlokal und essen Nudelsuppe. Wie immer wird erst einmal mit Chili und Sojasoße nachgewürzt. Wir müssen ja schließlich an unseren Salzhaushalt denken.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis die Straße einen Rechtsknick macht und wir unsere zweite große Steigung des Tages haben. Wir erklimmen noch einmal 400 Hm, dass teilweise durch ein legales Drogenanbaugebiet führt, nämlich an Betelnusspalmen vorbei. Dann sind wir am Sonne-Mond-See angekommen. Unser Hotel liegt auf einem Berg, was uns noch einmal etwa 200 Hm beschert. Vor dem Hotel genießen wir uns wohlverdientes Schmutzbier. Im Hintergrund ist der See, dahinter Berge mit einem schönen Sonnenuntergang.

Wir beziehen unsere Zimmer. Das Hotel ist in den Hang hineingebaut, und unsere Zimmer sind im unteren Stockwerk mit Aussicht zum Parkplatz, der ein Stockwerk über uns liegt. Vor allem Ina und Hans haben die A-Karte gezogen. Ihre Zimmer liegen direkt unter dem Eingang des Hotels. Die beiden hören alles: das Rollen der Koffer, das Trampel der Menschen, die das Hotel betreten, die beiden streiken zu Recht. Rudi verhandelt mit den Damen an der Rezeption und siehe da, morgen sollen wir neue Zimmer im 1. OG bekommen.

Nach dem Duschen treffen wir uns zum Abendessen, das wir heute im Hotelrestaurant einnehmen. Ich muss zugeben, wir haben auf dieser Reise schon deutlich besser gegessen. Und nachdem wir die letzten beiden Abende frittierte Bananen hatten, war heute unser großer Wunsch: Bananen zum Nachtisch. Es gab keine, auch keinen Pflaumenlikör. Enttäuscht und ohne Nachtisch verlassen wir das Restaurant und erholen uns von der langen, aber wunderschönen Strecke heute.

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Rüber nach Laos!

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Grenzübertritt von China nach Laos, dann Fahrt nach Luang Namtha, heiß und sonnig, 39 km

Ein bisschen spannender als gewöhnlich wird unser Grenzübertritt von China nach Laos dadurch, dass Emmerich‘s Visum schon vor fünf Tagen abgelaufen ist. Irgendwas muss da bei der Kommunikation mit der Schweizer Visaagentur schiefgegangen sein – statt dem benötigten 45-Tage-Visum hat er nur 30 Tage bekommen, war aber nun schon 35 Tage da. Dies fällt dem freundlichen Grenzbeamten, der unsere Pässe kontrolliert, natürlich auf, und wir werden ins Grenzpolizeibüro gebeten, damit der Fall untersucht werden kann. Auch für mich ist die Situation neu, und während wir dort sitzen und warten, malen wir uns die schlimmstmöglichen Szenarien aus: Muss eine hohe Strafe gezahlt werden? Müssen wir stundenlang warten und kommen deshalb heute nicht mehr nach Luang Namtha? Drohen eventuell sogar nervenaufreibende Telefonate ins Ausland oder mit der Botschaft? Nachdem man uns mit diesen Gedanken etwa 45 min zappeln gelassen hat, kommt dann die erleichternde Botschaft: Da Emmerich zum ersten Mal in China war und weniger als 10 Tage überzogen hat, sieht man von jeglichen Bestrafungen ab. Puh! Also schnell den Ausreisestempel geholt, rüber zum laotischen Grenzposten gefahren, dort das Visa on arrival bekommen und dann sind wir endlich in Laos. Der Rest der Gruppe hat auch ein Weilchen für die Formalitäten gebraucht, und so haben wir insgesamt auch kaum Zeit verloren.

Empfangen werden wir in Laos von unserer neuen Begleitcrew, bestehend aus Ming, unserem lokalen Guide, und Kham, dem Fahrer des geräumigen Begleitautos. Das erste Stück durch Laos werden wir im Auto gefahren – hier bauen die Chinesen große Hotels und Spielcasinos, und die Straße ist staubig und von großen LKW befahren. Dann aber nehmen wir unserer Räder in Empfang, stärken uns mit einer ersten laotisch Reisnudelsuppe und ab geht‘s in Richtung Luang Namtha.

Die Einfahrt ins paradiesische Tal von Luang Namtha ist auch für mich als Guide immer wieder toll. Saftig grüne Reisfelder erstrecken sich über eine weite Ebene, die von bewaldeten Bergen umgeben ist. Wir freuen uns schon darauf, morgen das Tal auf einem entspannten Tagesausflug zu erkunden.


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Abschiede, Heimreise und Statistik

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Statistik der ersten zwei Etappen von Mythos Mekong: Die oberen Schluchten des Mekong und Entlang der Teestraße

Heute vor fünf Wochen habe ich mich auf den Weg nach Yunnan gemacht. Jetzt sitze ich zu Hause, um viele Bekanntschaften, Erfahrungen und Erlebnisse reicher. Sortiere Unterlagen, sichere Fotos und schaue, ob Haralds nächster Blog schon online ist.

In knapp fünf Wochen haben wir unglaublich viel gesehen. Die verschneiten 6.000er Gipfel der Meili Snow Mountains, Reisfelder, Teeplantagen und sämtliche dazwischenliegenden Klimazonen bis hin zum tropischen Urwald mit seinen wilden Elefanten. Dafür liebe ich Yunnan. Wir sind verschiedenen Mentalitäten und einer unglaublichen Gastfreundschaft begegnet. Haben Grenzen getestet und in Emmerich unseren Meister gefunden… alle Widrigkeiten überwunden… keine Nudelsuppe ausgelassen und uns durch die chinesische Küche probiert, zwei Geburtstage gefeiert und jede Menge Spaß gehabt. Abgesehen von den vielen Eindrücken… hier die Statistik:

1.721 gefahrene Radkilometer
19.208 Höhenmeter
knapp über 4.000 m Höhe geradelt
mit 2.079 HM einen unerwarteten Radtag gehabt

… wir sind ja nicht nur geradelt, sondern haben mindestens diese Orte besichtigt: Yuantong Tempel und Cuihu Park in Kunming, Songzanlin Kloster in Shangrila, Balagezhong Scenic Area, Dongzhulin Kloster mit Sandmandala unterwegs, Feilai Kloster und Aussichtsplattform am Meili Snow Mountain bei Deqin, Schwarzstumpfnasenaffen bei Tacheng, Steinschatzberg bei Shaxi, Drei Pagoden von Dali, daoistische Klöster am Weibaoshan, Teeplantagen bei Chabolan Yuan, Wild Elephant Valley bei Sanchahe, die Große Pagode und den Nachtmarkt von Jinghong. 

In Xishuangbanna gehen die „Oberen Schluchten des Mekong“ und „Entlang der Teestraße“ zu Ende. Wir machen letzte Stadtrundgänge und werden von Xiao Luo und Xiao Ding zum Abschiedsessen in ein Dai-Restaurant eingeladen. Erst verabschieden wir Wilfried, am nächsten Tag trete auch ich den langen Heimweg an.

Für unsere drei Jungs Emmerich, Harald und Klaus ist die Reise noch lange nicht zu Ende, sie folgen dem Mekong bis zur Mündung in Vietnam. Karl übernimmt die Gruppe und hat drei neue Radfahrer mitgebracht.

Euch allen: es war toll mit Euch, gute Weiterreise!

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