Schlammschlacht

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Heute soll zum ersten Mal die körperliche Verfassung unserer Gruppe auf die Probe gestellt werden. Mit einer langen und relativ flachen Etappe von 104 km von den Terrakottakriegern bis an den Fuß des Huashan. Dass dabei unter Umständen die geistige Verfassung gleich mit auf den Prüfstand kommt, kann schnell mal vorkommen. Der heftige Regen aus der Nacht hat mittlerweile etwas nachgelassen, aber wirklich einladend sieht es draußen nicht aus. Der Tag fängt auch ein wenig chaotisch an und es gibt Abstimmungsprobleme, so dass sich die Abfahrt etwas verzögert.
Zwar lässt glücklicherweise der Regen langsam nach, dafür kommt jetzt das Ungemach von unten. Kaum dass wir uns einigermaßen eingerollt haben, bleiben wir bei der Durchfahrt eines kleinen Tales im Schlamm stecken. Der gesegnete fruchtbare Lössboden dieser Gegend scheint ein ganz fieser Kleister zu sein. Was ein kleiner Erdrutsch da über die Straße gespült hat, erscheint auf den ersten Blick wie lästiger aber harmloser Baustellendreck, bildet aber beim Durchfahren innerhalb von Sekunden große Beulen an den Bremsen und unter den Schutzblechen. Nach ein paar Metern sind die Räder ungefähr anderthalb mal so schwer und lassen sich nur noch mit ständig blockierenden Reifen vorwärts schieben. Wahrscheinlich ist das die Rache des ersten Kaisers, dem man seine Leibgarde weggenommen hat oder vielleicht auch die Strafe dafür, dass wir vorgestern unser Frühstück nicht bezahlt haben. Versehentlich natürlich. Der Besuch in der Waschstraße, der sonst erst im späteren Verlauf der Tour fällig wird, muss diesmal dringend vorgezogen werden.

Danach rollt es besser, der etwas hügelige Beginn ist vorbei und nach unserem Nudelsuppenstopp in Weinan kommen wir langsam immer mehr in Schwung. Obwohl unsere Treffs mit dem Begleitfahrzeug nur halboptimal funktionieren (Christof muss bei der letzten Tour eine andere Strecke gefahren sein) und obwohl zwei weitere Platten zu reparieren sind, werden wir dadurch nur unwesentlich aufgehalten und erreichen das Ziel rechtzeitig und in guter Verfassung. Fazit: Test erfolgreich, die Berge können kommen.

PS: war leider kein sehr fotofreundlicher Tag heute, deshalb nur ein paar schmutzige Räder…


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Bei den Terrakottakriegern

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Für heute steht die Terrakottarmee auf dem Programm, was für viele eines der Highlights einer Chinareise ist. Entsprechend ist schon ein gewisses Maß an nervöser Vorfreude zu verspüren und es wird auf eine frühe Abfahrt gedrängt, damit auch genügend Zeit für die Besichtigung bleibt. Nicht ganz zu Unrecht, wie sich zeigen wird, denn auf unserem Weg von Xi’an aus werden uns noch einige Steine in den Weg gelegt. Zuerst will der üble Stadtverkehr bewältigt werden, durch den wir uns, eingeklemmt zwischen Bussen und Bauzäunen, mühsam hindurcharbeiten. Kaum wird es etwas lichter, muss der erste Platten geflickt werden und draußen auf dem Land werden wir von der Polizei angehalten und sollen uns einen anderen Weg suchen. Die Begründung fällt etwas unklar aus, aber wir fügen uns. Schon die letzte Gruppe durfte hier wohl nur mit Begleitschutz und dem Versprechen durch, auch ja nicht mehr wiederzukommen. Natürlich, versprochen, großes Pionierehrenwort! Uns wird diese Option nicht mehr gewährt, deshalb fahren wir erstmal in die entgegengesetzte Richtung und biegen auf den nächsten Feldweg ab. Mit etwas Glück und freundlicher Hilfe finden wir dann auch den Weg zu einer größeren Straße und kommen trotz des zweiten Plattens doch noch einigermaßen pünktlich ins Hotel.

Schnell umgepackt und wieder auf die Räder geht es durch staubige Granatapfelhaine zu den tönernen Kriegern. Da stehen sie also unter riesigen Hallendächern und der chinesische Kaiser muss sich wohl nun allein in der Unterwelt durchschlagen. Jetzt haben wenigstens alle was davon – 为人民服务 „dem Volke zu Diensten“ wie Mao vielleicht dazu gesagt hätte.

Erwähnte ich schon, dass wir auch heute wieder einen Pass vermissten? Das wird langsam zu einer unschönen Regelmäßigkeit. Diesmal hat das Hotel geschlampt. Wir wollen gar nicht so genau wissen, wo er diesmal lag – unterm Scanner war es aber anscheinend nicht. Zum Glück ist er ziemlich schnell gefunden und der Magen kann sich rechtzeitig vor dem Essen wieder beruhigen.


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Die steinige Stadt

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Unser Zug kommt pünktlich auf die Minute um 7:58 Uhr in Xi’an an und kaum haben wir den Bahnhof verlassen und unser Begleitfahrzeug verlassen, erwartet uns schon der nächste Schreck auf leeren Magen – schon wieder ein Pass weg. Fieberhaftes Suchen, nix gefunden, muss im Zug geblieben sein. Schnell zurück zum Bahnsteig, Zug steht noch da, endet ja zum Glück hier, Schaffnerin schließt auf, Abteil umgestülpt, kein Pass. Die Schaffnerin versucht uns zu vertrösten, dass er sich ja vielleicht doch noch wieder anfindet und wir tauschen Telefonnummern aus. In der entsprechenden Stimmung kommen wir wieder aus dem Bahnhof. Ein letzter Strohhalm bleibt uns noch – wir schauen doch nochmal in die Lenkertasche, die irgendwo in der Ecke liegt. Da isser ja!… 🙂

Weiter geht’s zu Fuß zum Radladen, die Räder aussuchen. Wir schrauben ein wenig herum und machen uns dann gleich auf den Weg ins Hotel, wo noch ein opulentes Frühstücksbuffet wartet. Auf dem Weg dorthin bekommen wir schon einen guten Vorgeschmack vom wüsten Stadtverkehr in Xi’an, wie auch vom muslimischen Viertel, dessen Rand wir kurz streifen. Hier kann man sich gerne mal an die vergangene Größe der Stadt als Anfangspunkt der Seidenstraße in z.B. der Tang-Dynastie erinnern, als vermutlich eine ganze Menge arabischer Händler hier unterwegs waren. In Xi’an scheint die Geschichte zu allererst in steinerner Form vorzukommen. Stadtmauer, Glockenturm, Trommelturm, Stelenwald – man wird förmlich zerquetscht von so viel monumentierter Vergangenheit. „Treten Sie ein in die Geschichte“ animiert ein großes Schild am Eingang zum Südtor der Stadtmauer. Wir treten und nach etwa einem Sechzehntel der Mauer steigen wir wieder herab. Die Eindrücke sind zu gewaltig, deshalb wird der Stelenwald abgewählt und ein Cafe gesucht. Der Kaffee ist alle, das Bier nicht, aber wir sind gerade nicht wählerisch, also bleiben wir ein bisschen. Für den Abend nehmen wir uns dann nochmal das muslimische Viertel vor, das ein wahres Snackparadies ist, aber vielleicht nichts für Leute, die ihr Essen in Ruhe genießen wollen.

Stau

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013
Heute morgen machen wir uns gleich auf den Weg, um den verlorenen Pass zurückzuholen. Wir müssen noch einige Male telefonieren, bis wir die Gasse und dort den Wäscheservice gefunden haben, wo die kleine grüne Tasche auf ihren Besitzer wartet. Alles läuft schnell und reibungslos ab – wenigstens das hat geklappt – und Jan hält erleichtert seine Tasche wieder in den Händen. Das Bargeld ist natürlich weg, aber ansonsten sind die meisten Sachen noch da, vor allem der Pass.

Leider hat uns diese Aktion eine ganze Menge Zeit gekostet und unser Ausflug zur Großen Mauer kommt entsprechend spät in Gang. Es lohnt sich trotzdem, da das Wetter immer noch recht gut ist und das Essen ist auch immer sehr lecker hier. Der Rückweg gestaltet sich dann ziemlich zäh und schon weit vor der fünften Ringstraße fängt es heftig an zu stauen. Wir müssen noch bis zur zweiten Ringstraße, wo wir Harald abholen, der die Mauer schon gesehen und sich stattdessen lieber Lamatempel und Konfuziustempel angeschaut hat. Das Timing passt und Harald kann praktisch im Vorbeifahren aufspringen. Bis zum Westbahnhof, wo unser Zug nach Xi’an abfährt, wird es aber nochmal richtig dick und ich werde langsam unruhig, weil noch die vorbestellten Tickets abgeholt werden müssen. Aber schließlich haben wir auch die und es bleiben sogar noch ein paar Minuten, um kaltes Bier für den Zug zu besorgen. Die Stimmung ist bestens und alles freut sich auf die Zugfahrt. Zu guter Letzt werden sogar noch die geheimen Reserven aus dem Duty-Free hervorgeholt und unsere französischen Zugnachbarn, die schon früh zu Bett gegangen sind, müssen mehrfach die Nachtruhe reklamieren. Dagegen gestaltet sich Verhältnis zu unseren nördlichen Nachbarn aus Dänemark gestaltet weitaus einvernehmlicher – von denen bekommen wir noch etwas Erguotou nachgeschenkt.

Im Streifenwagen durch die Verbotene Stadt

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013
Der Innenhof unseres Hotels in Peking ist heute morgen festlich geschmückt, für eine Hochzeit, wie sich herausstellt und kaum ist das Frühstück beendet, treffen schon die ersten Gäste ein. Die Böller werden wir dann leider verpassen, da wir uns schon auf den Weg zur Verbotenen Stadt gemacht haben. Wir machen noch einen kurzen Abstecher durch die Hutongs der Nachbarschaft und staunen, mit welchen Mitteln um die Parkplätze in den Hutongs gerungen wird. Dann fahren wir mit der U-Bahn zum Platz des Himmlischen Friedens, wo wir uns unter die vielen Sonntagsausflügler mischen. Es ist schon reichlich voll, aber trotzdem noch ganz moderat, wenn man sich den Irrsinn vorstellt, der beim bald anstehenden Nationalfeiertag hereinbrechen wird.

Leider wird unser gerade begonnener Gang durch die Verbotene Stadt jäh unterbrochen, weil jemand eine kleine Tasche vermisst. Da waren nun essentiell wichtige Dinge drin wie Kreditkarten, Ausweis, Reisepass. Kleine Tasche, große Wirkung. Die Tasche ist wohl geklaut worden, aber natürlich hat keiner was gemerkt. Nach einer Weile erfolglosen Suchens stufen wir sie als vermisst ein. Das Tagesprogramm muss umgebaut werden, die Gruppe zieht alleine weiter und wir machen uns zu zweit auf den Weg. Zuerst nochmal ins Hotel und die Karten sperren, dann wieder zurück in die Verbotene Stadt und zur lokalen Polizeistation. Wegen des verlorenen Passes muss Anzeige erstattet werden und wahrscheinlich werden wir uns morgen gleich auf den Weg zur Botschaft machen müssen.

Wir sind nicht die einzigen auf der Polizeiwache der Verbotenen Stadt, allerdings ist die junge Dame aus Tschechien mit einer verlorenen Kamera davongekommen. Da die nötigen Formulare grade ausgegangen sind müssen wir nochmal aufs nächste Revier und bekommen dafür gratis eine Fahrt im Polizeiauto quer durch die Verbotene Stadt und danach nochmal am Tiananmen vorbei zur nächsten U-Bahnstation. Der halbe Tag ist rum und wir erwischen den Rest unserer Gruppe am Eingang zum Himmelstempel, den wir uns dann noch gemeinsam anschauen. Jetzt nur noch in die U-Bahn und zu unserer Verabredung mit der Pekingente, die uns wieder etwas mit dem Tag versöhnt.

Im Hotel erwartet uns dann doch noch eine Überraschung – es hat tatsächlich jemand die Tasche mit dem Pass wiedergefunden und eine Visitenkarte vom Hotel war glücklicherweise auch drin. Wir bekommen eine Zeit und einen Treffpunkt für den nächsten Tag vorgegeben und gegen eine kleine „Entschädigung“ soll die Tasche wieder an den rechtmäßigen Besitzer zurückgehen. Es bleibt also spannend…

Peking mit Sicht

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013
Zu fünft sind wir heute von Frankfurt nach Peking geflogen. Die andere Hälfte ist bereits der Reihe nach aus unterschiedlichen Richtungen eingetrudelt und genießt im Innenhof die durch keinerlei Dünste getrübten Sonnenstrahlen des Pekinger Himmels in der illustren Gesellschaft von Lu Xun und Sun Yatsen.

Trotz des unglückverheißenden Freitag, des 13. lief eigentlich alles im grünen Bereich und wir konnten wohlbehalten, wenn auch mit steifen Gliedern die Maschine verlassen. Lediglich die chinesische SIM-Karte verweigert hartnäckig den Dienst und muss durch eine neue ersetzt werden, damit wir uns mit unserem Busfahrer in Verbindung setzen können.

Es ist schön warm hier und in der letzten Nacht hat es wohl mal ordentlich gewittert, so dass man in der klaren Luft endlich auch mal wieder die Westberge sehen kann. Da halten wir uns nicht lange auf und machen den Gang auf den Trommelturm, wo man einen schönen Blick in südlicher Richtung auf den Kohlehügel hinter der Verbotenen Stadt werfen kann.

In Peking scheint alles beim alten – Verkehrschaos, Abrissbirne, Essstände und der Touristenrummel in der Einkaufsgasse Nanluoguxiang gleich um die Ecke vom Hotel bzw. beim nahegelegenen Houhai-See konnte auch noch gesteigert werden. Wir lassen uns ein wenig durch die Altstadtgassen treiben, es werden die ersten Baozi probiert und nach einem kurzen Abstecher zum Houhai suchen wir uns recht bald das Lokal unserer Wahl (Karin hat‘s gestern schonmal ausgetestet), um das Ende des Tages einzuläuten.

Schnapsideen (Nachgereichtes)

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Die Reise liegt bereits mehr als fünf Wochen zurück, hat jedoch ein Nachspiel. Zwei sogar!

Meine Schnapsidee:
Am letzten Abend in Shanghai saßen wir noch in der Bar des Hotels zusammen. Manöverkritik. Was hat an der Reise gefallen, was weniger und was könnte man besser machen. Viel Lobhudelei seitens der Teilnehmer über die Reise, viel Lobhudelei seitens der der Reiseleitung über die Teilnehmer. Aber auch Anregungen. Zum Beispiel wurde angeregt einen weiteren Ruhetag irgendwo einzubauen. Das werden wir (also China By Bike) im nächsten Jahr auch machen. Die Reise wird deswegen nicht länger, aber der halbe Tag in Wuhan wird dafür gestrichen.

Irgendwann im Laufe des Abends (war es noch bei der ersten Flasche Schnaps oder schon bei der zweiten?) kam ich auf die Idee die Teilnehmer um ein kleines Statement mit der Überschrift „Was bei mir zurück geblieben ist“ zu bitten mit dem Hintergedanken, diese hier im Blog zu veröffentlichen. Selbstredend auf freiwilliger Basis!

Nun, hier sind sie (in ungeordneter Reihenfolge).

Von Brigitte und Wolfgang:

Zimmerservice
Nach dem wohlschmeckenden Schmutzbier, nach den doch teilweise sehr anstrengenden Touren, sorgte Christof immer wieder fürsorglich für uns. Kaum eingecheckt, klopfte es an der Zimmertür: „Zimmerservice“ Christof versorgte uns mit einem Tütchen Nescafe .

Hägen Dazs
Ja wirklich ein sehr genussvolles, leckeres Eis. Gierig nach etwas Süßem musste es einfach mal etwas Besonderes sein. Doch der Preis haute uns schier vom Hocker. Bezahlten wir doch umgerechnet 7,50 € für den Genuss, das war viel mehr als die Kosten für ein komplettes Abendessen. „Na ja man gönnt sich ja sonst nichts“.

Windschatten fahren
Die letzten Kilometer von jeder Tagesetappe sollten einfach gestrichen werden. „Bine, da bin ich ganz deiner Meinung.“ Gut, dass uns Wolfgang meistens im Pulk zum Hotel peitschte. Das Fahren im Windschatten in der Gruppe machte großen Spaß. Und so waren auch die letzten Kilometer gut zu schaffen.

Von Sabine:

„Unglaublich“ das ist das Wort, was ich am meisten benutzt habe und was in Beschreibungen am häufigsten vorkommt: unglaublich sind die Baustellen, die Skyline von Shanghai und dem „letzten Nest“, die Geschwindigkeit, das permanente Hupen, die Müll“entsorgung“, die Freundlichkeit und die Neugier der Leute, die uns begegnet sind.

Von Franz:

Ich, der sehr viel Wert auf die richtige Radkleidung legt, wurde zum Glück auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Einige Mitradler konnten mir beweisen (sicher unbewußt), dass eine relativ anspruchsvolle Radtour auch mit „normaler“ Bekleidung zu bewältigen ist. Schön, dass man sich nicht nur von der Werbung beeinflussen lässt. Deshalb kam ich mir manchmal overdressed vor.

Von Silvia:

Da ich nicht zu der Kategorie mutiger Mensch gehöre, war manches auf der Reise eine besondere Herrausforderung. Wie das radeln in den nicht so großen Städten (vielleicht nur 2 oder 3 Mio), die Abfahrten oder das fahren, wenn ein LKW nach dem anderen uns überholte. Eine besondere Anforderung war die einzige Wanderung der Reise. Gut im Blog beschrieben (auf den Hua Shan). Beim Begehen der 1000 Stufen (eine Leiter senkrecht nach oben) hätte ich mir Saugnäpfe an den Händen gewünscht, Schwerkraft, damit man sich immer wieder weiter nach vorne beugt oder einfach nur, dass die Hände nicht so schwitzen. Damit man sich am Geländer festheben kann. Ich habe es aber geschafft. War dann mächtig stolz auf mich. Ich war aber auch froh, dass ich nicht die einzige mit dieser Höhenangst war und dass ich von nicht allein gelassen worden bin.
Fazit: die Reise hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass ich etwas mutiger gewordern bin.

Von Renate und Werner:

Besonders amüsant war unser erster Eindruck nach Ankunft in Beijing:
Wir haben uns ja – wie bereits berichtet aufgrund der Fotos auf der Homepage – sehr auf das wirklich „chinesische“ Hotel gefreut; wir mußten aber einige Runden in Beijing mit dem Taxi drehen, da wie angekündigt, der Taxifahrer das Hotel lange nicht gefunden und schließlich nach DREI Telefonaten zumindest die richtige Straße entdeckt hat;
Dann führte laut Taxifahrer nur diese Einbahnstraße zum Hotel, also haben wir das erste Mal auf dieser Reise unser Gepäck so richtig lange Zeit die Straße hinein gezogen und geschoben. Aber die Mühe hat sich gelohnt: unser Hotel war wie`s wir uns vorgestellt hatten!

(Anmerkung von Old Cover: Renate und Werner sind eigenständig von Österreich nach Beijing angereist und dort schon vor der Gruppe eingetroffen. Daher die selbstorganisierte Fahrt vom Flughafen ins Hotel)

Eine bleibende Erinnerung wird für uns auch unser Wandertag (- oder Bergtag?) auf den Hua Shan sein:
Nach den Angaben unseres Christof waren an jenem besagten Tag 1.600 Höhenmeter zurückzulegen, was die „Älpler“ jedenfalls wörtlich nahmen und auf alle Fälle umzusetzen gedachten; laut Christof wären diese 1.600 hm bereits am Nordgipfel erledigt und dann mit der Seilbahn auf der östlichen Seite wieder ins Tal;
Nachdem unser Höhenmesser am erreichten Nordgipfel jedoch „nur“ 1.300 Höhenmeter anzeigte und der dritte vorauseilende „Älpler“ aus der Schweiz auch nicht mehr zu sehen war, entdeckten wir mit Hilfe einiger chinesischer und glücklicherweise etwas englischsprechender Studenten und deren Karte, dass die 1.600 Höhenmeter erst am Westgipfel zu erreichen sind. Also haben die pflichtbewussten Tiroler ihren Aufstieg bis zum Westgipfel fortgesetzt und tatsächlich die 1.600 hm geschafft.
Im Nachhinein „Gottseidank“, denn der weitere Aufstieg war landschaftlich noch einmal eine Steigerung und zudem war die Seilbahn vom Westgipfel ins Tal eine der spektakulärsten, mit der wir je gefahren sind. Ein von der Talstation halbstündlich abfahrender Shuttlebus hat uns nach 1-stündiger Fahrt zurück nach Hua Shan gebracht und direkt vor unserem Hotel abgesetzt.
Außerdem war für uns die gesamte Bergtour etwas besonderes, da wir in unserem Leben noch nie 1.600 Höhenmeter über Stufen (!!) zurückgelegt haben.

Ihre Schnapsidee:
Ich war mental noch gar nicht wieder in Deutschland angekommen, da trudelten plötzlich CARE-Pakete für mich im Büro ein. Von der Gruppe, sieben an der Zahl (wir waren mit vier Paaren und drei Einzelreisenden unterwegs). Jedes Paket war gefüllt mit überwiegend nahrhaften Spezialitäten der jeweiligen Heimatregionen. Da war Lesefutter aus Bremen dabei, Süßwaren und Käse aus der Schweiz, Skatblätter aus dem Altenburger Land, Wurst und Schinken öko-biologischer Herkunft aus Tirol sowie viel Festes und Flüssiges aus Baden Baden Baden und Münster.

Überhaupt mehr Flüssiges als Festes, siehe Bild unten. Das zeigt nur die Spitze des Schnapsberges, die ganzen Bierflaschen, die sich ebenso reichlich in den Paketen lümmelten, musste ich inzwischen entsorgen. Aus Haltbarkeitsgründen. Der Inhalt wurde oral entsorgt, die Verpackung am Automaten.

Mir war die ganze Sache mit den Paketen etwas peinlich, denn da sie bis auf eine Ausnahme alle an das Büro geschickt wurden bekamen meine Mitarbeiter die Aktion natürlich direkt mit. Sie munkelten, dass ich mich während der Tour als armer Schlucker ausgegeben habe. Einer, der weder etwas zu beißen, noch zu schlucken noch zu lesen hat. Wenn die nur wüssten 😉
An die Gruppe: Danke, danke, danke!

Soweit die Schnapsideen. Und jetzt doch noch schnell Statistisches:

  • Geradelte Kilometer: 1.088,8
  • Nach oben: 11.793 m
  • Nach unten: 11.980 m

Vor dieser Tour muss sich also wahrlich niemand fürchten, es geht schließlich mehr runter als hoch! 🙂


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Epilog

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Shanghai zu Fuß, mit der Tunnelbahn, mehreren Fahrstühlen und einer Fähre. Shanghai also von unten und oben.

Eigentlich sollte hier noch ganz viel Text stehen. Zum Beispiel was wir heute gemacht haben. Vor allem aber eine Zusammenfassung und eine kleine Auswertung der Tour. Wie schön es war, wie toll die Gruppe harmonisiert hat, wie sehr wir unter dem Wetter gelitten haben (positiv wie negativ), wie rund alles gelaufen ist.

Eine statistische Auswertung hatte ich an dieser Stelle auch geplant. Die gefahrenen Gesamtkilometer sollten hier stehen und die Höhenmeter, die wir überwunden haben.

Apropos Wunden, ich wollte außerdem schreiben, dass es keine krankheitsbedingten Ausfälle gab. Das ist erstaunlich! Zwar ein Sturz, aber niemand hat sich so richtig den Magen verdorben und musste mal passen.

All das wollte ich schreiben, aber dann habe ich mir nochmal die Fotos zu der Tour angesehen. Sie sagen ja schon alles. Fast alles. Hier der Rest: Danke Gruppe, danke Kommentatoren, danke Mitleser!

Unten im Anschluss an die Fotos des heutigen Tages ein Best of Gruppenfotos.


Gl£cklich, gl£cklich!

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

CRH nach Shanghai, abendlicher Bund-Bummel. Wetter war ok, wäre aber fast egal gewesen.

Mit einem dezenten „dingding, dingding“ signalisiert mein Handy den Eingang einer SMS. Von unserem Fahrer Xiao Yang. „Der Kerl weiß doch, dass mein deutsches Handy aus finnischer Produktion keine chinesischen Schriftzeichen darstellen kann“ denke ich noch und öffne die Textnachricht:

Old cover: Ich hoffe, Ihr Geschèft wird immer besser und besser, ich hoffe, wir gl£cklich zusammenarbeiten k/\nnen! Wir arbeiten zusammen, kèmpfen f£r jeden in unserer Gruppe von Freunden teilnehmen, gl£cklich, gl£cklich zu verlassen!

Ist das nicht süß?! 🙂 Das muss ich sicherlich nicht übersetzen. Nur „Old cover“ ist nicht so leicht verständlich. Wer weiß was damit gemeint ist bekommt von mir eine Kugel Vanilleeis.

Wieland hat mich heute geweckt. Telefonisch um 20 Minuten nach sieben. Also 20 Minuten nachdem wir uns heute Morgen zum Frühstück treffen wollten. Mist, verschlafen! Dabei wollte ich heute doch schon um sechs Uhr aufstehen. Um eine chinesische Zeitung zu kaufen. Heute hat nämlich Peter Geburtstag! Peter ist ein News-Junkie. Wenn er nicht gerade auf dem Rad sitzt, die Stäbchen schwingt oder sich mit einem von uns unterhält steckt seine Nase dicht vor seinem E-Book Reader. Darauf sind neben allen wichtigen Werken der Weltliteratur auch alle namhaften Zeitungen und Zeitschriften des deutschsprachigen Raums gespeichert, immer die neusten Ausgaben. Die saugt Peter in sich ein wie andere Leute Sauerstoff.
Und da mir leider kein anderes Geburtstagsgeschenk eingefallen war wollte ich ihm eine chinesische Zeitung schenken. Die hat er nämlich nicht auf seinem E-Book Reader.

Der Zeitungskauf und die Geschenkübergabe fand dann verspätet am Bahnhof von Wuhan statt. Ich traf die Gruppe erst um acht Uhr zur Abfahrt am Bus. Mangels Ortskenntnisse drehte unser Fahrer noch eine Runde durch die Stadt, aber trotzdem waren wir bereits um neun Uhr am Bahnhof. 1½ Stunden vor Abfahrt des Zuges. Reichlich Zeit also um in der riesigen Wartehalle ein chinesisches Nachrichtenmagazin zu erwerben, dieses in eine chinesische Tageszeitung zu wickeln und Peter als Geschenk zu überreichen. Ich glaube er hat sich sogar ein wenig darüber gefreut 😉

Inzwischen ist China das Land mit dem längsten Netz an Hochgeschwindigkeitstrasse. CRH nennt es sich, das ist die Abkürzung für China Railway High-speed. Mit Höchstgeschwindigkeiten zwischen 250 und 350 km/h wird auf diesen Trassen gebrettert. Die Strecke von Beijing nach Shanghai zum Beispiel, über 1.300 Kilometer, kann man nun in unter fünf Stunden zurück legen. Mit ganz viel Glück kommt man in Deutschland in der gleichen Zeit gerade einmal 500 Kilometer weit.
Natürlich ist der Ausbau von Hochgeschwindigkeitsstrecken in China extrem umstritten. Nämlich in der westlichen Presse. Da liest man dann von einem „ehrgeizigen Projekt der chinesischen Regierung“, wenn es mal zu Störungen oder gar zu einem Unfall kommt. Eschede hingegen war einfach nur tragisch.

Wir hatten natürlich weder eine Störung noch einen Unfall. Außerdem waren wir nicht sonderlich schnell unterwegs, selten hat unser Zug von Wuhan nach Shanghai die 200 km/h Marke überschritten. Trotzdem haben wir für die 830 Kilometer nur fünf Stunden und 15 Minuten gebraucht.

Ankunft in Shanghai damit am frühen Nachmittag. Bis wir jedoch im Hotel waren sind nochmal fast zwei Stunden vergangen. Zimmer beziehen, kurz frisch machen und dann ein erster Stadtbummel. Natürlich zum Bund. Das ist DIE Uferpromenade von Shanghai. Haben Sie den Bund schon bei Nacht gesehen? Nein? Dann müssen Sie das unbedingt nachholen. Als wir dort ankamen war es noch nicht ganz Nacht, aber es dämmerte sich schon gut ein. Nach und nach gingen überall die Lichter an. Damit meine ich nicht die Straßenlaternen, sondern die Beleuchtungen der Wolkenkratzer besonders auf der anderen Seite des Flusses, auf Pudong. Das ist ziemlich einmalig!

Viereinhalb Stunden Wuhan

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Mit dem Bus von Yichang nach Wuhan, dort ein wenig Besichtigung.

Mit dem Komfortbus fahren wir heute nach Wuhan“ steht in der Reiseausschreibung für den heutigen Tag. Das ist keineswegs übertrieben, denn wir haben einen 40-Sitzer für uns zwölf Hansel ganz allein. Also freie Sitzwahl. Das Bordprogramm war zwar etwas dürftig (da nicht vorhanden), aber wir wollten eh lieber lesen, dösen, Landschaft sehen. Letztere war fast ausnahmslos flach. Dieser Anblick war uns, die wir die letzten zwei Wochen über Pässe und durch Flusstäler gestrampelt waren, nahezu fremd für China. Na logisch, schließlich haben wir trotz der über 1.000 Kilometer, die wir im Sattel zurück gelegt hatten, nur einen winzigen Ausschnitt dieses Landes gesehen.

Kurze Rückblende: Der Tag begann natürlich mit dem Frühstück im Hotel und zwei Abschieden vor dem Hotel.
Gestern, gleich nach unserer Ankunft in Yichang und noch während wir unser letztes schmutziges Bier kippten, hatten wir die Fahrräder demontiert. Natürlich nicht komplett, aber es musste all das abgeschraubt werden, was wir mitgebracht und anmontiert hatten. Einige Teilnehmer hatten Klickpedalen mitgebracht, andere ihren eigenen Sattel. Halterungen für Lenkertaschen, Radcomputer oder den GPS-Empfänger wurden entfernt und wieder im eigenen Gepäck verstaut. Es fand also eine Art Rückbildungskurs statt.
Die Räder, die nun wieder in den Auslieferungszustand gebracht waren (nun ja, ein paar Dreckklumpen ließen wir zurück, aber darum kümmert sich unsere Radstation in Kunming), wurden heute Morgen von einem LKW abgeholt, zum Bahnhof von Yichang gebracht und auf die Rückreise nach Kunming geschickt.

Der zweite Abschied fiel uns wesentlich schwerer. Nämlich der von unserem Fahrer Xiao Yang. Ich hatte ihn genötigt noch mit uns zusammen zu frühstücken, bevor er mit seinem Kleinbus die über 700 Kilometer lange Rückreise nach Xi’an antritt. Eigentlich wollte er am Vortag schon aufbrechen.
So war er also noch anwesend, als wir unseren Komfortbus bestiegen. Vorher gab es aber noch ein wenig Händeschütteln und ganz viele Umarmungen. Junge, was hätten wir manchmal ohne diesen Jungen gemacht!? Er war keineswegs das dreizehnte Rad am Wagen, sondern meistens der erste Mann vor Ort. Immer gut gelaunt, immer mitdenkend, immer da, und sein anspornendes und manchmal auch antreibendes Go, go go! werden wir sicherlich noch lange in guter Erinnerung behalten.

Zurück zum Komfortbus. Der hat uns in fünf Stunden nach Wuhan gebracht. Da war der Tag schon fast um. In Wuhan blieb nur noch Zeit für Rindfleischnudeln aus dem Pappbecher in einem chinesischen Schnellrestaurant (trotzdem lecker, lecker), der Besichtigung des Provinzmuseums (von wegen „Provinz“, hier hätte auch statt der 1 ½ Stunden ein Tag nicht ausgereicht!) und die Anlage rund um die Pagode des Gelben Kranichs.

Wuhan hat sicherlich noch mehr zu bieten. Aber so ist das nun mal, man kann nicht ganz China in eine Reise von 26 Tagen packen. Also betrachten wir unseren kurzen Ausflug nach Wuhan als Schnupperkurs. Wir können ja nochmal wieder kommen.