Goldenes Land

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Wir sind im Goldenen Land gelandet, in Suvarnabhumi. Hinter diesem Titel sind einige Länder her, das scheint in dieser Hinsicht eine Art südostasiatisches Shangri-La zu sein. Die Glas-Palast-Chronik der burmesischen Herrscher berichtet jedenfalls von einem prachtvollen Königreich der Mon rund um Thaton, der Stadt in der wir uns befinden, von hier aus soll der Buddhismus sich in Südostasien verbreitet haben. Egal ob Legende oder nicht, die Mon waren einst eine mächtige Volksgruppe, dessen Reich sich bis hin nach Kambodscha erstreckt hat. Erst im 11. Jahrhundert übernahmen die Bamar (Burmesen) die Vorherrschaft in weiten Teilen des Gebietes, das heute Burma ausmacht. Die Mon haben sie weiterhin gepiesackt, mittlerweile sind sie aber wie viele andere Volksgruppen des Landes politisch nahezu bedeutungslos. Tathon zumindest ist nicht merklich majestätisch, eher urig und entspannt, weit weg davon entfernt, touristisch erschlossen zu sein. Schönes Flanieren durch die staubigen kleinen Gassen, ambitionierte Haarschnitte werden für wenig Geld verabreicht.

Man erkennt die Mon gut, sie sind viel dunkler als die Burmesen und sollen ursprünglich aus dem südlichen Indien stammen. Es ist faszinierend, was hier alles zusammenkommt, verschiedenste Sprachfamilien und Herkunftsregionen. Gestern waren wir ja noch in Pha-an, der Hauptstadt des Kayin (Karen)-Staates, deren Herkunft manche bis in die Mongolei zurückführen, mindestens aber in das südwestliche China. Die Unterscheidung zwischen Karen und Burmesen ist für uns schon fast unmöglich. Unsere Guides erkennen sie am Akzent, aber in diesen Feinheiten müssen wir uns noch üben. Die Karen sind teils buddhistisch und teils christlich, die britischen Missionierungsversuche waren bei ihnen zur Abwechslung mal relativ erfolgreich. Wie eigentlich alle Nationalitäten des Landes sind sie in einem ständigen Konflikt mit dem Staat, tatsächlich handelt sich es im Fall der Karen sogar um den am längsten andauernden bewaffneten Konflikt weltweit. Seit gut 60 Jahren hat sich die Karen National Union im Dschungel verschanzt, vor allem im Grenzgebiet zu Thailand, und dort für Autonomie gekämpft. Oder einfach nur um zu Überleben.

Als historisch wurde deshalb der Waffenstillstand zwischen dem staatlichen Militär und der KNU bezeichnet, das ist gerade mal ein paar Wochen her, unterzeichnet übrigens im Frühstücksraum unseres gestrigen Hotels. Wie man so am Rand mitkriegt ist dieser Vertrag aber auch fragwürdig, die Führungsspitze der Karen-Bewegung war im Exil von Mae Sot/Thailand und nicht anwesend, es ist gut möglich, dass beide Seiten die Trockenzeit nun lediglich dazu zu nutzen, um ihren Nachschub in Ruhe zu regeln. Die Strukturen in den Grenzgebieten (nicht nur im Fall der Karen) sind in jedem Fall so vertrackt, dass sie für uns kaum zu durchschauen sind und sich nicht so einfach in Wohlgefallen auflösen werden.

Die Oppositionsführerin und Friedensnobelpreis-Trägerin Aung San Suu Kyi ist ja nun aus vom Hausarrest entbunden und wird hoffentlich bald eine politische Rolle spielen. Die Leute in Burma hängen ihr Bild auf und sprechen enthemmt ihren Namen, sie scheint tatsächlich eine Symbolfigur für alle ethnischen Gruppen im Land zu sein. Vor allem dem Westen gefällt das gut, mit einfachen Symbolen lässt sich gut arbeiten. Im Zweifelsfall sollte man John Rambo nochmal vorbeischicken, der hat die Karen im letzten Teil der Saga fast im Alleingang gerettet und hat dabei nicht viel rumgeredet („My name is John“ war glaube ich der einzige Satz, den er im gesamten Film gesprochen hat. Diesen aber überzeugend!).

Langweilig! Soviel Politik und kaum etwas Persönliches, wo wir doch eigentlich so eine gute Zeit haben. Zum Abschluss also versöhnlich die Folge 3 unserer Rubrik Wir Grüßen, heute: Lisa darf Martin grüßen und hofft sehr, dass sie nun keine Runde zahlen muss.


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