Berge ohne Ende

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Harter Radeltag von Irkutsk nach Sjudljanka, 113 Kilometer und deftige 1747 Höhenmeter !!! bei wechselhaften Wetter und Temperaturen zwischen 18 und 28 Grad

Endlich ist es soweit, wir sitzen auf den Rädern und können losradeln! Die Bedingungen sind optimal, es ist leicht bewölkt bei vielleicht 20 Grad. In Irkutsk und aus der Stadt heraus herrscht straffer verkehr, aber wir haben selten das Gefühl, dass es gefährlich sein könnte. Der Abstand, den die Autos beim Überholen halten ist nicht all zu groß, aber es wird nie richtig dicht, also nur ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die russischen Straßen sind schlecht und ziemlich löcherig, aber das macht auch den Autofahrern mehr zu schaffen als den Radlern.

Von Anfang an geht es mäßig bergan, wir haben heute ein ziemliche Mittelgebirge vor uns und sind mental vorbereitet. Ob wir körperlich vorbereitet sind, das wird sich am Abend zeigen. Es ist schon etwas komisch eine zweimonatige Radtour mit dem nominell härtesten Höhenprofil am ersten Tag zu fahren, aber es geht nicht anders. Bis zum nächsten Ort mit Übernachtung sind es nun mal 110 Kilometer und dazwischen liegen eben die Berge.

So haben wir dann nach 25 Kilometern den ersten Pass geschafft und es geht wieder ziemlich weit runter und dann flugs an den nächsten Anstieg, der geht wieder auf fast 900 Meter nach oben. Von da an ist es dann kräftige Hügelei, 200 Meter runter und dann 300 wieder nach oben. Auch ist es warm und sonnig geworden. Erst nach über 70 Kilometern gibt es wieder eine Raststätte und wir sind ordentlich hungrig. Das Programm in den Raststätten kenne ich noch vom letzten Jahr. Soljanka oder Borschtsch als Suppe, Bulette zu Reis oder Kartoffelbrei, Spiegelei mit Brot oder Wurst, dazu kalorienreiche Salate. Für meine Gruppe ist alles neu, also kein Problem, aber im letzten Jahr nach zwei Monaten auf der russisch-sibirischen Piste hat man sich alles über gegessen, doch das ist ja für mich nun auch schon eine Weile her.

Nach dem späten Mittag bergt es weiter, immer hoch und runter und zwei Mal über die transsibirische Eisenbahn. An einigen Stellen, an einer Quelle und an den Pässen hat man bunte Stoffstreifen an die Bäume gebunden und die Autofahrer werfen Münzen aus den Autos auf die Straße. Das sind heilige Stätten der Burjaten und Ewenken, deren Religion, der Schamanismus sehr naturverbunden ist und so stiftet man den geistern die die Bäume, die Gewässer oder die Berge und Steine beleben eine kleine Gabe.

Endlich dann der letzte Pass und wir radeln in eine kühle Wolke und in dieser bleiben wir dann auch, dichter Nebel zieht vom jetzt schon nahen Baikalsee herauf. Wir biegen um die Ecke und müssten dann eigentlich eine gigantische Aussicht haben, aber alles ist grau und verhangen und im Dunst; schade, schade. Auch die Verkäufer von geräuchertem Fisch besetzen nur ein Drittel der Stände, weil das Geschäft bei dem trüben Wetter nur mäßig läuft.

Die letzten Kilometer ziehen sich ewig hin, die Berge sitzen in den Knochen und wir sind froh, als wir unser Quartier erreichen. Müde sind wir, aber es hätte schlimmer kommen können, letztlich hatten wir den ganzen anstrengenden tag über angenehme Radeltemperaturen.

Das Guesthouse beherbergt ein Museum für Mineralogie oder auch umgekehrt. Wie auch immer, haben der Hausherr und seine herrische Chefin über 40 Jahr aus aller Welt Minerale zusammen getragen, sortiert und klassifiziert. Eine beeindruckende Sammlung hübscher „Steine“. Untergebracht sind wir in einem Nebengebäude in netten Zimmern im 70er Jahre Stil. Eine Dusche gibt es nicht, aber eine Banja, also eine Art Sauna mit einem großen Pott heißem Wasser und kaltem Wasser, mit dem man sich wechselweise übergießen kann, das ist mindestens ebenso erholsam wie eine heiße Dusche. Nach dem Abendessen raffen wir uns dann mit letzter Kraft zu einem Rundgang durch das Museum auf und fallen dann mehr als rechtschaffen müde in die Betten.


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