Höhenrekord

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012

Nach dem Frühstück steigen wir heute zuerst mal in den Bus, der uns hinter den Jadedrachenschneeberg bringen soll, eine Bergkette, die sich bis auf gut fünfeinhalbtausend Meter erhebt. Nur weniges weiter nördlich bauen sich die nächsten Fünftausender auf und zwischen beiden wälzt sich der Yangzi hindurch und bildet die berühmte Tigersprungschlucht, die unser Ziel für die nächsten zwei Tage ist.
Das Wetter ist ein wenig verregnet und unser Bus kriecht die wolkenverhangenen Serpentinen aufwärts zum mit mehr als 3000 m höchsten Punkt unserer Tour. Kurz vor dem „Gipfel“ passieren wir eine Seilbahn und eine verlassene Hotelanlage und rollen schließlich auf der anderen Seite in ein breites Tal hinab, wo sich weit unten auch der Eingang zur Schlucht befindet, die von den gewaltigen Wänden der Fünftausender eingerahmt wird.
Zunächst müssen wir noch zum Yangzi absteigen und diesen mit der Fähre überqueren, auf der anderen Seite geht es dann weiter quer durch die Felder oberhalb des Flusses. Im letzten Dorf vor der Schlucht suchen wir uns ein kleines Restaurant zur Stärkung für die zweite Tageshälfte. Hier geht man für die Essensbestellung gleich direkt in den Garten hinter dem Haus und lässt sich das Gemüse seiner Wahl frisch aus dem Beet pflücken. Nachdem die Mägen gefüllt sind, führt uns für den Rest des Tages eine kleine Asphaltstraße in die Schlucht hinein bis zu unserem Gästehaus, wobei uns der Yangzi 200 m tiefer ständig begleitet und die steilen Wände und zahlreichen Steinbrocken von den straßenbaulichen Herausforderungen dieses Streckenabschnitts künden.

Nachdem unsere heutige Einstiegswanderung doch länger gedauert hat als erwartet, verzichten wir auf den Abstieg zu den Stromschnellen des „Mittleren Tigersprungs“. Eine weise Entscheidung, wie sich zeigen wird, denn eine halbe Stunde später setzt in kräftiger Regen ein, der den Weg zu einer Rutschpartie der unangenehmeren Art gemacht haben dürfte – dann doch lieber ein gemütlicher Abend im Gästehaus.
Die Annehmlichkeiten der südostasiatischen Backpackerparadiese ziehen mittlerweile immer weitere Kreise und jetzt gibt es auch hier schon „alles mit happy“ – Happy Tea, Happy Pizza, Happy Bread:) Wir möchten für den nächsten Tag noch einen klaren Kopf behalten und belassen es fürs erste bei einem schlichten Yunnan Red…

Shambala und das Zentrum der Energie

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

18 Kilometer von Sainjand bis zum Camp, dann Ausflug mit Bus und Rad zum Kloster Chamrin und zum „Energiezentrum“, 44 Höhenmeter bei sonnigen 30 Grad.

Heute geht es nur 18 Kilometer aus der Stadt heraus bis in ein sehr schönes Jurtencamp. Die Piste dorthin ist recht sandig und gibt einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage, aber wir sehen dafür im Camp die ersten „richtigen“ Blumen. In der Wüste findet man im Moment noch ein wenig blühenden Knoblauch und ein paar unscheinbare Blüten, aber die Wege im Camp sind mit leuchtenden Sonnenblumen gesäumt.

Wir verschnaufen ein wenig und nach dem Mittag geht es weiter, zum Energiezentrum der Mongolei. das ist kein geheimes atomares oder solares Entewicklungsprogramm, sondern der spirituell wichtigste Punkt im Land. Ein bekannte Mönch und Dichter hat hier in der Wüste vor über hundert Jahren ein Kloster errichtet, um die Kraft dieses Fleckens Erde wissend. In den vorsozialistischen Zeiten gab es hier 500 Mönche, heute lernen und meditieren hier wieder 50 Mönche und ein Nonnenkloster ist im entstehen. Mit Unterstützung einer Bergbaufirma wird hier kräftig gebaut und schwere Maschinen ebenen den Boden für weitere Tempel, ein prachtvoller Stupa wurde gerade eröffnet. Ab und zu kommt ein Fahrzeug mit Pilgern an, die ein wenig Spenden und dafür von einem alten Mönch ins Gebet mit einbezogen werden. Das mittendrin sein Handy klingelt und er ein paar Dinge telefonisch regelt scheint niemanden zu stören, vielleicht war es ja auch die direkte Hotline zu Buddha.

Zwei Kilometer vom Kloster entfernt befindet sich der Shamabala Komplex. Shambala ist eine sagenhafte Stadt im tibetisch-buddhistischen Mythos. Von dort aus soll sich irgendwann der Buddha wieder in diese Welt begeben und den Menschen den Weg zeigen. Verarbeitet wurde die Geschichte literarisch in Hiltons „Verlorenem Horizont“. Im Komplex umgeben 108 kleine Stupas das Energiefeld und wir tanken hier gut auf für die nächsten Tage. Egal ob real oder erfunden, die Anlage wirkt beeindruckend in der kargen und schroffen Landschaft.

Wir sehen uns dann noch ein paar Meditationshöhlen und versteinerte Bäume aus der Gobi an und kehren zurück zum Lager, vom vielen Energietanken trotzdem recht hungrig, erstmalig in der Geschichte unserer Radtour fragen wir einen Nachschlag an Teigtaschen an, den wir auch bekommen.

In der Nacht leuchten die Sterne wieder besonders intensiv, auf dem Weg zur Toilette verweile ich noch eine ganze halbe Stunde und bestaune den Morgenstern, der so hell leuchtet, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe.