Kein Tag ohne Markt

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

155 km, davon 67 km auf dem Rad und 38 km mit dem Boot, von Monywa nach Bagan

Unsere Frühstückszeit hat sich zwischen sieben und halb acht eingependelt, manchmal müssen wir auch etwas früher raus. Das erspart uns Radeln in der Hitze, denn in der Zentralebene, auch Trockenzone genannt, brennt die Sonne unbarmherzig vom Himmel. Die Felder sind trocken, am Straßenrand dominieren Palmen (zur Gewinnung von Palmzucker) und Kakteen, die Farbe Grün scheint nicht vorhanden und selbst in der Regenzeit fällt hier vergleichsweise wenig Niederschlag.

Das Motto „kein Tag ohne Pagode“ haben wir um „kein Tag ohne Markt“ ergänzt. Monywa ist bekannt für seine festgewebten Baumwolldecken, deswegen ist ein Marktstop obligatorisch. Wir entdecken auch bunt gewebte Taschen, denen (nicht nur) ich nicht wiederstehen kann – 23 kg Fluggepäck sind auf einer Myanmarreise definitiv zu wenig.
Wir haben uns schon in den ersten Tagen gefragt, wozu das Land soviele Blumentöpfe braucht. Aber die braunen Tongefäße mit kugeligem Boden werden in erster Linie als Trinkwasserspender eingesetzt, zum Beispiel vor Häusern auf einem Gestell präsentiert oder an Pilgerstätten, Pagoden und Tempeln. Eine Drehscheibe wird traditionell zur Herstellung nicht verwendet, der Brennofen wird ersetzt durch eine mit getrockneten Kuhfladen gefüllte Mulde und einem Dach aus Stroh.

Zwanzig Kilometer vor Bagan stoppen wir, um den Holztempel von Pakhangyi anzuschauen. Hier werden neben Thanaka kleine Tontier-Pfeifen angeboten, was das Gepäck des einen oder anderen von uns zusätzlich belastet. Im Wald und auf den Feldern sehen wir alte Pagoden, manche verfallen oder im Wald versteckt und bekommen einen Vorgeschmack auf den morgigen Tag – die alte Königstadt Bagan mit über 2.000 Pagoden, Tempel und nochmals Pagoden. Die letzte Wegstrecke legen wir (nachdem wir einige sehr hartnäckige Verkäuferinnen abgeschüttelt haben) mit einem kleinen gemütlichen Boot auf dem Irrawaddy zurück.


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Höhlenforscher

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

72 km, Tagestour mit Besichtigung der Phoewin-Höhlen

Wie schon in den Kommentaren bemerkt sind die Gesichter der Frauen, Kinder und mancher Männer weißlich-gelb bemalt. Thanaka: man zerreibt Baumrinde (meist Sandelholz) auf einem Schleifstein und mischt sie mit etwas Wasser zu einer dickflüssigen Paste, die dann großzügig als Sonnenschutz auf Wangen, Stirn und Nase aufgetragen wird. Ein Thanaka-Set stand heute auf dem Frühstückstisch, denn es ist mein Geburtstag. An das lehmige Gefühl im Gesicht muss ich mich erst gewöhnen, aber die Haut soll hinterher schön weich werden, zumindest schwören tausende Myanmar-Frauen auf diese Mischung.

Wir überqueren den Chindwin-Fluss, nehmen noch eine Pagode am Wegrand mit, in der der berühmte Mönch Ledi Sayadaw sich in Meditation geübt hat, diskutieren ein wenig über die buddhistische Interpretation von „Du sollst nicht töten“ in Bezug auf Tiere, begutachten die traditionelle Kupfergewinnung und besichtigen schließlich einen fantastischen Höhlentempelkomplex, der knapp tausend Jahre nur leicht verfallen und bisher wenig beachtet überdauert hat. Hier und da lassen sich an Renovierungen britische und italienische Einflüsse erkennen, einiges ist neu, andere Teile sind uralt. Eine schöne Mischung, wie ich finde, und hoffe insgeheim, dass die UNESCO nicht auf den Plan gerufen wird, um alles zu erfassen, zu versiegeln und jegliche Entwicklung zu stoppen. Heute kommen außer Affen und ein paar Touristen (man kommt sich zwischen den Wandmalereien und in Stein gemeißelten Figuren ein wenig wie Höhlenforscher vor) vor allem einheimische Pilgerbusse an diesen Ort, was eine lebendige Atmosphäre und Weiterentwicklung schafft (na ja, man kann da verschiedener Ansicht sein). Nur an der Müllentsorgung könnte man noch arbeiten. Wir haben den Ausflug jedenfalls sehr genossen.

Den Rückweg verkürzen wir durch eine Fährfahrt über den Chindwin, natürlich wieder zum Sonnenuntergang, danach geht’s zum Abendessen auf die Lokalterrasse.


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Hölle, Hölle, Hölle

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

151 km, davon 71 km auf dem Boot und 22 km mit dem Rad, von Mandalay nach Monywa

Im eigenen Boot mit Sonnen- und Speisedeck, zwischenzeitlich begleitet von drei Lotsen, die uns mit Stangen vor Untiefen warnen, gleiten wir stromabwärts von Mandalay nach Myinmu. Der Irrawaddy ist der drittlängste Fluss Asiens und wichtigste Wasserader Myanmars. Außer uns sind kleine Personenboote, ein paar große Teakholzcontainerschiffe und Goldwäscher auf dem Fluss unterwegs. Flussdelfine gibt es hier keine mehr, dafür müsste man einen Tag stromaufwärts fahren, erfahre ich vom Kapitän.

Nach einem guten Mittagessen an Deck geht es – in den Bus. Zu dieser Tageszeit ist es unglaublich heiß in der Trockenzone, so dass wir uns zu den Riesenbuddhas fahren lassen. Der Stehende Buddha ist mit 114 m der höchste Asiens. Das Bauwerk hat 31 Stockwerke, in der die verschiedenen Lebensformen des Teravada-Buddhismus auf Wandmalereien illustriert sind. Bisher sind nur die untersten Stockwerke für Besucher zugänglich: die Hölle. Schaurige Szenen warnen auf mindestens 5 Etagen vor diversen Übertretungen der Regeln (mein „Lieblingsbild“: Frauen, bis zur Hüfte einbetoniert, werden von einer Stachelwalze überfahren, was rote Flecken hinterlässt. Oder Männer mit gebrochenem Rückgrad, die von Riesen in einen Feuerkrater gestoßen werden). Puh, das gibt Alpträume, ich fotografiere lieber Buddha-Statuen und die vielen Stände, die den Pilgern auf ihrem überdachten Treppenweg bunte Longyis, Tanaka und allerlei Schmuckwerk anbieten.

Die restlichen gut zwanzig Kilometer radeln wir gemütlich zum Sonnenuntergang nach Monywa. Ich habe noch nie so viele Sonnenauf- und Untergänge erlebt wie auf dieser Tour – Kitschfaktor garantiert.

Back to Mandalay

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

80 km, 1.170 HM Abfahrt, von PinOolwin nach Mandalay

Weil heute eine hübsche Abfahrt von fast 1.200 Höhenmetern anstand, haben wir uns nach dem Frühstück den Botanischen Garten von PinOolwin angeschaut, der um einen kleinen See herum angelegt ist. Zwischen Blumendekoration, Orchideen und Baumriesen lässt es sich gemütlich schlendern, und in der Vogelvoliere atme ich ein wenig Urwaldatmosphäre, als ein großer Hornvogel nahe an mir vorbeigleitet. Faszinierend, denke ich und genieße die Stille. Im Park waren zuvor einige Hirsche aus dem Wald erschienen, um mit ihren Familien stolzen Hauptes wieder im Dickicht zu verschwinden. Idyllisch, bis plötzlich laute Livemusik aus dem Bühnenlautsprecher dröhnt. Asien eben – Besucher kommen besonders gern, wo viel los ist, und so langsam hat sich der Park mit Einheimischen gefüllt.
Auf den Marktbesuch müssen wir heute verzichten. Fulmoon closed, ist die Begründung. Vollmondtage gelten vielerorts als Festtage – der Kalender tickt hier noch sehr traditionell.

Wenig später machen wir uns an die Abfahrt, vorbei an der Militärakademie, an der die Elite des Landes ausgebildet wird. Von der Hauptstraße führen kleine Stichstraßen zu dem Yadanabon-Gelände, auf dem gerade das „Silicon Valley“ Myanmars entsteht. PinOolwin war schon ein wichtiger Standort der britischen Kolonialverwaltung und ist heute noch bedeutsamer als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Nach einer schnellen Abfahrt hat uns die Hitze wieder eingeholt, und auch der Staub, denn am Fuße des Shan-Plateaus reiht sich ein Steinbruch an den anderen. Auch die Lastwagen fahren wieder, so dass wir froh sind, nach einigen Kilometern auf Nebenwege auszuweichen. Am Kanal entlang (Bewässerungsader und Badestelle für die ganze Gegend) geht es gemütlich über Felder und Dörfer zurück nach Mandalay. Das Hotel hat einen Pool, der Dachgarten ruft zum Schmutzbier und wir folgen gern.


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Gokteik-Viadukt

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

109 km, davon 29 km mit dem Rad, von Kyaukme nach Pin Oo Lwin

Der Tag war geprägt von geänderten Plänen, Staus und einer nachgeholten Zugfahrt.
Peter hatte sich auf dem Hinweg die Bahnfahrt über den Viadukt am meisten gewünscht und wir waren alle nicht abgeneigt, heute einen zweiten Versuch zu unternehmen, anstatt die Schlucht mit dem Fahrrad zu durchqueren. Eine Station über den Viadukt fahren und dann wieder auf die Räder, so war der Plan. Ich wäre die Serpentinen gern gefahren, war aber auch neugierig auf das Bauwerk, das bei der Eröffnung 1901 die zweitlängste Eisenbahnbrücke der Welt war.

Also radelten wir von Kyaukme knappe 30 Kilometer zum nächsten Bahnhof. Erstaunlicherweise kam uns kein LKW entgegen und wir waren fast allein auf der Straße, so dass die Fahrt durch Dörfer und Landschaft ein echter Genuss war. Sonntagfahrverbot für LKW gibt es in Myanmar nicht, und dass alle Fahrer beim Tempelfest feierten, konnten wir uns nicht vorstellen. Den Grund für die freie Fahrt sollten wir später erfahren.

Nach dem Besuch auf dem lokalen Markt mit anschließendem süßen Kaffee und Papaya-Salat kamen beide Züge pünktlich – die Strecke ist eingleisig und in Naung Peng begegnen sich die Züge aus Mandalay und Lashio. Die Bahn fährt ein, Menschen kommen mit Koffern, Speisen und Holzbündeln, Waren werden aus- und eingeladen, Lautsprecherdurchsagen gibt es nicht und die Station ist nur auf burmesisch angeschlagen, so dass einige Westler erstmal falsch aussteigen. Der Begriff Bahnhof ist auch etwas übertrieben, hier steht ein kleines Häuschen mit Landesfahne und einem Bahnhofswärter, der alle Tickets noch per Hand ausstellt. Eisenbahnfans kommen in Myanmar voll auf ihre Kosten – wir auch, denn die Fahrt über die Gokteik-Schlucht bei offenen Fenstern und Türen ist wirklich eindrucksvoll.

Jemand hat die Straße entdeckt, was nicht schwer ist, denn dort stauen sich kilometerweit Fahrzeuge aller Art. Es hat gestern einen Unfall gegeben und die Strecke ist noch nicht richtig geräumt, wusste ein Mitfahrer zu erzählen. Auch unsere Räder standen im Begleitbus im Stau. Wann es weitergehen sollte, konnte niemand voraussagen. Nächster Halt, wir steigen aus, entscheiden aber schnell, lieber nochmal drei Stunden mit dem Zug weiterzufahren als aufs Auto zu warten und sitzen wieder im Abteil. Zeit für den Ticketkauf blieb nicht. Gute Entscheidung, denn bei einem Bier im Hotel auf das Auto mit den Koffern zu warten ist gar nicht so übel und der Stau hatte sich bald aufgelöst.

Nächster Programmpunkt vor dem Essen: ein Besuch der 20 Autominuten entfernten Mahan Thoo Kanthar-Pagode, ein „must do“ in Pin Oo Lwin, vor allem bei Vollmond. Wir erfahren folgendes: um 1996 ist eine Buddhastatue von Chinesen bei Handwerkern in Mandalay in Auftrag gegeben worden. Beim Transport fiel sie in dieser Gegend vom Lastwagen und war auch von drei Kränen nicht mehr zur Weiterfahrt zu bewegen. Also interpretierten die Shan, dass diese patriotische Statue lieber im Land verweilen wollte als nach China gebracht zu werden. Man sammelte Spenden und baute eine Pagode, und einmal im Jahr wird ein großes Ballonfest veranstaltet. Heute gibt es kein Fest, aber ein Fotoshooting mit einer ganz und gar nicht kontaktscheuen Englischklasse. Damit ist unser Programm beendet und wir fahren zum Abendessen (thai, sehr schmackhaft) in ein nobles Haus aus der Kolonialzeit. Morgen geht es auf den Rädern zurück nach Mandalay, so ist zumindest der Plan.


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Regeln, Meditation und Spende

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

37 km mit einem ersten Anstieg von 470 HM, von Hsibaw nach Kyaukme

Heute können wir ausschlafen, treffen uns also erst um halb acht zum Frühstück. Es ist morgens angenehm kühl auf dem Shan-Plateau. Als wir das nette neue Guesthouse verlassen, macht der Manager noch ein Foto, was wir demnächst auf facebook suchen können. Nach acht Kilometern Fahrt machen wir unseren täglichen Pagodenstop. Die Pagode ist im Shan-Stil gehalten, uns gefallen vor allem die vielen Mosaike mit kleinen Spiegeln – überall glitzert und funkelt es. Hier findet morgen ein Tempelfest statt, bei dem der neue Schirm der Pagode eingeweiht wird, der ein paar Straßen von unserer Herberge in Hsibaw hergestellt worden ist. Gestern abend war Traudl zielsicher zur richtigen Zeit zur Abholung des Kunstwerks vom Goldschmied gegangen und hatte ein paar Worte mit dem Abt gewechselt. Das Fest werden wir nicht mitfeiern können, die Stände sind aber bereits aufgebaut und die Besitzer erzählen in gutem Englisch Geschichten aus ihrem Leben. Cho erklärt mir das Schaubild, wie man als Mensch problemlos zur Erleuchtung kommt: sich an die Regeln halten, Meditieren und Spenden – wenn das mal so einfach wäre.

Dann geht es auf die Straße. Puh, Husten, Keuchen, Krächzen und schwarze Rauchwolken – leider sind mit uns auch Kohlelaster aus dem Norden unterwegs, so das wir die schöne Strecke nicht ungetrübt genießen können. Was hier herumfährt, habe ich zuletzt vor einigen Jahren in China gesehen. Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis diese Rußschleudern aus dem Verkehr gezogen werden.

Unterwegs schauen wir uns an, wie Papier hegestellt wird. An der Straße hat eine ältere Dame einen Unterstand aufgebaut. Sie zeigt uns, wie einfach die Produktion ist. Zuerst Wasser frisch aus dem Brunnen holen, dann in einem Fass Wasser und Faserbrei zerstampfen, auf ein gespanntes Sieb auftragen und trocknen lassen, später abziehen – fertig. Ein Ballen Faserbrei, für den anderer Berufsstand Sisalrinde aus dem Wald sammelt, kostet sie 2.000 Kyat, das Blatt Papier (etwa A3) verkauft sie für 100 Kyat. Myanmar ist ein reiches Land, was Handwerk und Kunstfertigkeit betrifft.

Der so hübsch anmutende fahnengesäumte Stand (eines der Bilder) ist ein alltägliches und von uns gefürchtetes Phänomen: Spendensammlung für die Pagode, mit hübschen Frauen, silbernen Almosenschalen und einem Megaphon oder Lautsprechern, die die Vorbeifahrenden lautstark an ihre buddhistische Pflichten erinnern. Ich habe einmal in der Nähe versucht, einen Wasserstop einzulegen – unmöglich, weil ohrenbetäubend.

Ein Bild weiter eine Pflanze, aus der Biofuel gewonnen wird, und die wir immer häufiger am Straßenrand antreffen. In Kyaukme angekommen erlebe ich zum ersten Mal, dass Nudeln schlecht sein können. Mit leeren Mägen gehen wir auf den Markt, um Clementinen und Melonen zu essen. Kyaukme verfügt über einen großen Indoor-Markt mit bis unter die Decke gestapelten Textilien (vom Longyi bis zu den aus Autoreifen hergestellten Sandalen) und einen Outdoor-Markt für Obst und Gemüse, der ab fünf Uhr in einen kleinen Nachtmarkt übergeht. Es ist spannend zu erfahren, aus welchen Kräutern hier Shampoo hergestellt wird und welche Früchte wie gegessen werden. Zur Nachmittagsruhe begeben wir uns ins Guesthouse. Heute haben wir schöne Zimmer, eine echte Erholung vom staubigen, lauten und etwas schmuddeligen Städtchen.


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Ruhetag bei den Shan

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

(geschrieben von Tina)
Heute war eigentlich ein Ruhetag angekündigt, aber unsere Gruppe entschied sich bereits am Vorabend dafür, eine 6-stündige Bootstour zu unternehmen. So war also mal wieder frühes Aufstehen angesagt. Kurz nach 8.00 Uhr ging es dann mit dem Guide los und wir nahmen nach einem kurzen Spaziergang auf ein Longtailboot Platz. Nach einer etwa einstündiger Fahrt auf dem wunderschönen Duthawady-Fluss legten wir an. Zu Fuß ging es dann zügigen Schrittes durch ein Obstanbaugebiet. Der Guide erklärte genau, wie Ananas, Mango, Pfirsich und Kautschuk kultiviert wird. Interessant auch, dass gekochter Reis in Teakblättern fermentiert wird, welches ein schmackhaftes Essen entstehen lässt. In einem Kloster angekommen, wurden wir mit frischer Ananas verwöhnt. Selten haben wir eine so geschmackvolle Ananas gegessen. Nach eiliger Rücktour setzten wir uns wieder ins Boot und legten nach kurzer Zeit wieder an. Unser Guide zeigte uns ein typisches Dorf – wie die Häuser aufgebaut sind, welche Räume sie haben, wie die Menschen dort leben, wie die Wasserversorgung nach der großen Flut und der damit verbundene Verseuchung des Flusswassers mit Quecksilber (Ausbeutung der Silberminen) funktioniert.

Teil II folgt.

Warten auf den Zug

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

Von Mandalay nach Hsibaw

Hat der Transfer nun funktioniert oder nicht? Wir sind angekommen, wenn auch nicht nach Plan. Wer Toms Blog gelesen hat, sollte über die Pünktlichkeit der Züge Myanmars unterrichtet sein. Wir wollten es versuchen und standen ziemlich neben der Welt um vier Uhr früh im Dunkeln am Gleis. Kein Zug weit und breit, auf dem Bahnsteig nebenan schlafen zahlreiche Personen, hier und da stehen alte Wagons herum, alles wirkt sehr surreal. „Der Zug kommt um sieben Uhr“ war die nächste Auskunft. Also setzen wir uns in den Begleitbus und schlafen so gut es geht weiter. Auch um sieben noch keine Anzeichen von Aufbruch. „Lasst uns die Goldschmiede besuchen, es geht nicht vor halb zehn weiter“ schlägt unser Fahrer vor, nachdem wir uns die Augen gerieben und vom Promotion-Stand einen süßen Nescafe abgeholt haben. Der Besuch bei der Blattgoldproduktion war sehr interessant. Geklopft wird mit der Hand und bis ein Blättchen die richtige Dünne hat, sind sechseinhalb Stunden Arbeit nötig.

Wir haben aber immer noch Zeit und suchen ein Straßenrestaurant, um Kuchen zu kaufen und einen richtigen Kaffe zu trinken. Zurück am Bahnhof wird weitergewartet, zwischendurch erleben wir die unspektakuläre Eröffnung des bahnhofseigenen Informationsstandes, an dem es ab sofort leihweise kostenlose Zeitungen gibt. Um viertel nach zehn sind wir die Warterei leid. Gemeinsam mit dem Fahrer rechnen wir nach, dass es bei späterer Abfahrt nur noch eine Fahrt im Dunkeln über das berühmte Gokteik-Viadukt gäbe und wir gegen Mitternacht ankämen, weil der Zug für 200 Kilometer ohne Verspätung ganze zwölf Stunden Fahrzeit benötigt. Mit dem Bus – unser Begleitbus fährt sowieso mit Rädern und Gepäck von Mandalay nach Hsibaw, und der Fahrer fragt sich sicherlich verwundert, warum wir überhaupt auf den Zug warten – dauert es nur fünf Stunden plus Pause. Also rein in den Bus und los gehts, wir kommen sogar noch bei Tageslicht in Hsibaw (oder Thibaw) an. Bequemer als Zugfahren war es allemal, der Transfer hat also doch geklappt.

Nachtrag: Einen Tag später haben wir erfahren, dass zwei deutsche Reisende die Bahnfahrt unternommen haben, mit Abfahrt und Ankunft nach Plan – ich hätte sonst geglaubt, dieser Zug gehöre ins Reich der Sagen und Legenden.

Thema Internet: gutes Netz gibt es nur alle paar Tage, und selbst das funktioniert nicht, wenn der Strom mal wieder ausfällt. Deswegen kommen die Einträge etwas zeitversetzt. Wir freuen uns übrigens über Kommentare aus Deutschland!

Mandalay

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

Heute lasse ich die Bilder sprechen. Der Tag in Mandalay hat vor Sonnenaufgang mit Traudls Geburtstag begonnen. Wir saßen alle gerädert am Tisch, denn die Nacht war wieder kurz. Der Grund war folgender: Gegen eine entsprechende Spende kann man sich in Myanmar das „7-Tage-Buddhist-Chanting“ wünschen, und zwar ununterbrochen. Die Mönche übernehmen je eine Stundenschicht und aus allen Lautsprechern der Umgebung tönt Tag und Nacht ein monotoner Gesang. Unsere Zimmer lagen im fünften Stockwerk und der Hall dröhnte durch die nicht isolierten Fenster.

Während des Frühstücks geht die Sonne auf und kurze Zeit später sind wir mit dem Bus unterwegs zur berühmten U-Bein-Brücke, die mit 1,2 km längste Teakbrücke der Welt. Eine tolle Morgenstimmung belohnt das frühe Aufstehen. Bisher sind nur Einheimische unterwegs, die mit Schildern ermahnt werden, auf Touristen achtzugeben. Das ist notwendig, denn die Brückengeländer sind nicht mehr vorhanden. Im nahegelegenen Kloster wird es touristisch: wenn die Mönche von ihrem Almosengang zum Mittagessen zurückkehren, sind die Kameras schon da (wie im allen theravada-buddhistischen Ländern dürfen die Mönche nach 12 Uhr keine festen Mahlzeiten zu sich nehmen und nur essen, was gespendet wird). Allerdings ging es eher respektvoll zu – wir hatten uns vorgenommen zu gehen, falls der Zooeffekt einsetzt – und die Mönche scheinen den Besuchern nicht abgeneigt zu sein. Auf dem Weg zum Shan-Buffet statten wir dem Mahamuni-Buddha (die mit 3,5 t- 12 t Blattgold meistbeklebte Statue) einen Besuch ab und nehmen sämtliches Kunsthandwerk mit: Webereien, Holzschnitzerei, Gießereien und Steinmetze. Das eigentliche Highlight ist uns zufällig begegnet: eine Spendenprozession bestehend aus bunt gekleideten Reitern, Pferdekutschen, Frauen in traditionellen Gewändern, einem Elefanten und – fahrenden Bands, die Pop- und Rocksongs schmettern, was eher an Karneval in Rio erinnert. Warum die Spender eine ganze Prozession anheuern und zum Kloster mitbringen müssen, damit die Gabe auch akzeptiert wird, bleibt uns aber ein Rätsel. Für Cho und unsere Fahrer ist das dagegen eine Selbstverständlichkeit – andere Länder, andere Sitten.

Teil II des Tages führt uns nach etwas Mittagsruhe am Königspalast vorbei in den Norden. Ich habe Radeln vorgeschlagen, was im dichten Mandalayverkehr eine gewisse Herausforderung darstellt. An den Kreuzungen gibt es keine Verkehrsregeln, so kann man zumindest auch nichts falsch machen. Nach dem kurzen Aufstieg zum Mandalay Hill weiß ich, dass die Entscheidung Rad keine schlechte war: denn hier haben sich anscheinend alle Besucher der Stadt versammelt, um den Sonnenuntergang zu sehen – und sind natürlich mit Bussen hochgefahren. So habe ich wenigstens da Gefühl, dass wir uns etwas von der Masse unterscheiden. Der Mandalay Hill ist der Hausberg der Stadt und wird gern von einheimischen Radfahrern zum abendlichen Training genutzt.

Am Fuß des Hügels besichtigen wir noch das größte Buch der Welt. Auf 700 Tafeln, die jeweils in einer kleinen „Kapelle“ aufgestellt sind, ist 1857 der buddhistische Palikanon eingemeißelt worden – eine beeindruckende Anlage. Mittlerweile ist es stockfinster geworden und wir ersparen uns die Rückfahrt im Dunkeln. Unser Begleitauto hat genügend Platz für Personen und Räder, und holt uns prompt von der Kuthodow-Pagode ab.

Genügt das für einen Tag? Ich finde schon, denn morgen müssen wir um 3:15 Uhr abfahrbereit sein, für die Zugfahrt nach Thipaw. Nur Tina, Thomas und Günther gönnen sich noch eine wohlverdiente Massage… so lässt es sich leben!

Transfertag mit Theater

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

Heute gibt es nicht viel zu berichten. In einem großen Reisebus, in dem auch unserer Räder schön gepolstert untergebracht sind, fahren wir in die letzte Königstadt, nach Mandalay. Die Fahrt dauert acht Stunden, die trockene Landschaft ändert sich kaum. Bei Meiktila machen wir Pause, danach fallen uns immer wieder die Augen zu. Busfahren ist erstaunlich anstrengend und draußen klettern die Temperaturen wieder weit über 30 Grad. Wir kommen am frühen Abend in Mandalay an und können uns von der 8. Etage unseres Hotels einen guten Überblick über die Stadt verschaffen: Sie ist eingegrenzt vom Irrawaddy und dem Mandalay Hill, in der Ferne kann man das Shan-Gebirge erkennen.

Traudl hat sich einen Besuch im Marionettentheater gewünscht. Wir bekommen noch Karten und einen für westliche Ohren sehr gewöhnungsbedürftigen Genuss. Das Theaterorchester entlockt der Oboe und den Trommeln schrille Töne, zu denen die kunstvoll gearbeiteten Puppen meist wild kämpfend durch die Luft fliegen. Wenn sich der Vorhang hebt, kann man den Künstlern bei ihrer Arbeit zusehen. So sehr man diese alte Kunstform bewundern kann (im Publikum sitzen ausschließlich Westler), ich bin froh, dass die Show nicht allzu lange dauert.