Die deutsche Patientin

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

36,5 km von Bangsan nach Haean. Schneller als geplant.

Das war der Plan: Von Bangsan nach Haean, mitten in der Punchbowl, radeln und dabei den mit fast 1.000 Meter über NN höchsten Pass der ganzen Tour mitnehmen. Klingt doch gut, oder? Bis Kilometer 24 verlief auch alles nach Plan, da hatten wir bereits drei kleinere Pässe mit den in Korea üblichen steilen Anstiegen von bis zu 10% hinter uns. Das Wetter war bei der Abfahrt in Bangsan am Morgen noch recht freundlich zu uns, sonnig mit ein paar Wölkchen am Himmel und eine angenehme Temperatur. Später zog es sich ein wenig zu, jedoch alles noch im grünen Bereich. Aber dann fand der Plan ein jähes Ende.

Kilometer 24 markiert den Punkt, an dem es hinauf zu dem letzten, dem 972 Meter hohen Pass geht. Gegenwind ist ja schon fies, aber heftiger Gegenwind UND bergan mit 10% ist einfach nur ätzend! Mit Ausnahme von Thomas, der ohnehin schon längst im grünen, gelben und rot gepunktetem Trikot fährt, sind alle ziemlich zu Beginn der Steigung vom Rad gestiegen und haben schiebend gegen Steigung und Windböen angekämpft. Ein Blick hoch in Richtung Pass: Regenwolken!

Vor einigen Jahren hat man einen Tunnel durch den Berg getrieben, damit bequeme Menschen schneller auf die andere Seite kommen. Die alte Straße über den Berg blieb trotzdem bestehen. Wir wollten natürlich unbequem sein, wollten uns der Herausforderung stellen und über den Berg statt durch den Berg fahren. Außerdem wollten wir eine drei Kilometer lange Röhre mit all ihren Gefahren meiden. Aber wenn in Aussicht steht, dass man sich 500 Höhenmeter bei heftigem Gegenwind und 10% Steigung hoch quälen muss und oben auch noch eine Wolkendecke mit viel Niederschlag, niedrigen Temperaturen und ohne Ausblicke zu erwarten ist, genau dann ist so ein Tunnel doch nicht so verkehrt. Selbst nicht für unbequeme Menschen.

Bei Kilometer 27 hatten wir den Eingang zum Tunnel erreicht. Keine Frage, da mussten wir jetzt durch. War dann auch gar nicht so schlimm, der Verkehr im Tunnel war sparsam (nur zwei Autos von hinten, ca. acht von vorne), die Röhre gut beleuchtet und das Begleitfahrzeug fuhr als Rückendeckung immer hinter uns her. Auf der anderen Seite ein ganz anderes Wetter. Wir wurden von Nieselregen und kühlen Temperaturen empfangen. Aber egal, ab dort waren es ohnehin nur noch fünf Kilometer bis zu unserer Übernachtungsstation.

Um 9 Kilometer und 480 Höhenmeter betrogen saßen wir bereits zu Mittag über eine Schale Nudeln gebeugt in einem Restaurant neben unserer Herberge in Haean. Der Tag war noch jung und wir beratschlagten, was wir mit der neu gewonnenen Freizeit anstellen sollten. Der beste Vorschlag kam von Susanne: einen Doktor aufsuchen. Susanne plagte nämlich ein leichtes Leiden im linken Knie, und dagegen hilft doch sicherlich eine kleine Akkupunktur-Sitzung bestens. Die Wirtin des Restaurants wusste auch genau den richtigen Mann für diese Aufgabe, einen blinden Heiler, welcher nur 15 Kilometer von Haean entfernt praktiziert.

Eine Fahrt im Begleitbus war daher angesagt. Rund eine Stunde später sitzen deutsche Männer im Warte- gleich Wohnzimmer des blinden Doktors, während nebenan eine deutsche Dame behandelt wird. Leider habe ich mir den Namen des guten Mannes nicht notiert, aber er ist ein wahrer Meister der Heilkunst. Susanne wird zunächst fachmännisch abgetastet und dadurch eine Diagnose erstellt. Danach geht es zur Sache, es folgen eine Massage und eine Art Aderlass, bei der das ungesunde Blut per Vakuumglocke aus der betroffenen Stelle heraus gesaugt wird. Alles fast schmerzfrei und Susanne fühlt sich nach der Behandlung viel besser. Als Bonus bekommen wir Wartenden noch eine Kurzmassage für den Kopf- und Schulterbereich verabreicht. Bei mir endete die Knetorgie mit der alten koreanischen Weisheit „Schmerz bekämpft man durch Gegenschmerz„.

Völlig entspannt war dann aber wieder das Abendessen. Das hat unsere Herbergsfamilie in einem ihrer Gewächshäuser ausgerichtet. Koreanisches BBQ, viel Fleisch, aber auch Kartoffeln und Pilze auf einem runden Rost über glühenden Kohlen. Wir lernen fleißig jeden Tag Koreanisch. Heute hat Eric das Wort für Hammer gelernt. Und er hat gelernt, dass Hammer etwas anders betont Schmeckt super! heißen kann.

(Fotos von Eric und Eberhard)


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Fragil

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

57 km von Hwacheon nach Bangsan, ideale Etappe bei idealem Wetter

Hwacheon entlässt uns auf einem mal wieder perfekten Radweg. Er folgt einem Fluss und dicht der Autostraße, aber wir haben eine Trasse ganz für uns alleine. Jedenfalls für die ersten 10 Kilometer, danach fahren wir mit dem motorisierten Verkehr, welcher sich zum Glück sehr in Grenzen hält. Nur selten werden wir von Autos überholt.

Dafür aber von einer Horde Rennradfahrer auf dem Weg hoch zu unserem ersten Pass bei Kilometer 25. Du lieber Scholli, in was für einem Tempo die an uns vorbeigeschossen sind, während wir uns Meter für Meter nach oben kurbelten. Schon gestern haben wir auf der Passhöhe zwei Radsportgruppen gesehen, sie kamen von der anderen Seite herauf und machten den Eindruck, als hätten sie locker noch höher hätten fahren können. Zugegeben, das waren auch keine Hobbyradler. Perfekt organisiert mit Begleitfahrzeugen, welche für Rückendeckung sorgen.

Sicherlich sind unsere Pässe gestern und heute beliebte Trainingsstrecken für ambitionierte Rennradsportler. Aber auch allgemein habe ich den Eindruck, dass Radsport in Korea ziemlich trendy ist. Nur scheint sich das Fahrrad genau darauf zu beschränken, nämlich auf ein Sportgerät. Als Fortbewegungsmittel für den Alltag ist es hier noch nicht angekommen. Oder noch nicht wieder angekommen, denn ich bin mir sicher, dass auch in Korea vor der Massenmotorisierung viel mehr Fahrrad gefahren wurde. In China (Entschuldigung, als Halbchinese muss ich hier mal den Vergleich mit dem Nachbarland bringen) ist es ähnlich. Da fährt kaum noch jemand mit dem Drahtesel. Alle düsen mit dem Auto, oder wer sich das nicht leisten kann oder will mit dem E-Bike, von Wohnung zu Arbeitsstelle/Einkaufquelle und zurück. Dagegen boomt das Rad als Fitnessgerät.

Nach diesem kleinen Exkurs wieder zurück zu uns! Wie schon angedeutet hatten wir heute Bergfahrten. Eine längere mit neun Kilometer am Anfang und eine kürzere mit 3,5 Kilometer gegen Ende. Die letzte war mit durchschnittlich 10% wieder erbarmungslos steil. An uns Radwanderer denkt man halt nicht beim Straßenbau in Korea.

Trotzdem sind wir bereits so frühzeitig in unserem kleinen Übernachtungsort Bangsan aufgeschlagen, dass wir noch eine Besichtigung des hiesigen Museums für Porzellan unternehmen konnten. Unsere Sugi hatte dafür eine Führung durch den Museumsleiter organisiert. Ohne seine Erklärungen und Sugis Übersetzung wären wir angesichts der Exponate und den daran angebrachten Erklärungen in koreanischer Schrift aufgeschmissen gewesen. So aber haben wir nicht nur Lokalgeschichte mitbekommen, sondern auch wieder einen Teil der koreanischen Vergangenheit. Zum Beispiel dass hier in alten Zeiten rund 80 Tonnen Porzellanerde pro Jahr abgebaut wurde. Dieses Wissen geben wir hiermit an Sie weiter.

(Fotos von Eric und Eberhard)


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Passhöhen und Mauern

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Radfahrt nach Huanghuacheng und Spaziergang auf der Großen Mauer

Der Weg zur großen Mauer ist ein mühsamer. 35 Streckenkilometer und eine Passhöhe von 450 Metern sind zu bewältigen. Uns gefallen die großen Straßenschilder, mit denen die Verkehrsteilnehmer angehalten werden, weder betrunken zu fahren noch mit dem Handy zu telefonieren. Unterwegs gesellt sich ein italienisches Paar zu uns und begleitet uns. Bei der Höhe 310 Meter legen wir eine kurze Pause ein und haben danach die Passhöhe schneller erreicht als erwartet. Nun geht es überwiegend bergab, und dann haben wir ihn, den ersten Blick auf die Mauer. Noch ein paar mal kräftig in die Pedale getreten und wir stehen vor dem Hotel. Schweren Herzens verabschieden wir uns von unseren Fahrrädern, die zurück nach Peking müssen.

Nach dieser Anstrengung haben wir uns ein Mittagessen verdient. Im Garten eines nahegelegenen Restaurants wischt die Bedienung schnell die Tische sauber und wir tragen die Stühle aus dem Haus in den Garten. Und kurz darauf stehen Nudeln und Gemüse auf dem Tisch.

Bevor das Nudelkoma zuschlägt, erklimmen wir die große Chinesische Mauer. Leider ist es sehr diesig und die Sicht stark eingeschränkt. Aber toll ist es schon hier oben. Als wir absteigen, treffen wir unsere italienischen Mitradler, die die Nacht auf der Mauer im Zelt verbringen wollen. Unten angekommen machen wir es wie die Chinesen und lassen aus Freude am Leben eine Batterie Böller knallen.

(Text und Bilder von Renate und Manfred)


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Auf den Spuren der Ming Dynastie

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Radtour zu den Minggräbern

Heute am 5. Reisetag wurden wir mit einem leckeren chinesischen Frühstück überrascht. Lecker waren die mit Bohnenmus gefüllten Hefeklöße. Zur Freude der Kaffetrinker gab es auch Nescafe in kleinen Päckchen.

Gegen 9.00 Uhr starteten wir von unserem Hotel in Changping. Ca.33 km sollten heute per Rad zurückgelegt werden. Eine hügelige Straße führte uns zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Minggräber Stausee. Weiter radelten wir über kleine Straßen durch ein Obstanbaugebiet. Auf den Wegen vor den Häusern wurden Erdnüsse getrocknet und auf einigen Dächern hingen dicke Maiskolben. Überall hatten die Bauern Stände aufgebaut, an denen man leckeres Obst kaufen konnte.

Nach einigen Kilometern erreichten wir unseren1. Besichtigungsstop im Tal der Ming-Gräber „die Straße der Seelen“.Imposant ist hier die riesige Parkallee mit den übergroßen Tier- und Menschenfiguren. Wir genossen die herrliche Ruhe nach dem Großstadtlärm von Peking.

Auf unserer Weiterfahrt deckten wir uns in einem kleinen Dorf mit verschiedenen Leckereien ein. Während einer Rast verspeisten wir die erstandenen Köstlichkeiten mit großem Appetit. Der Renner waren die Chili-Erdnüsse.

Mit vollem Bauch radelten wir weiter zu der Grabanlage des 3. Ming-Kaisers Changling. Beeindruckt hat uns die Größe und die Geschichte dieser Anlage. Nach einer erfrischenden Nescafe-Pause fuhren wir entspannt und guter Dinge zurück zu unserem Hotel.

(Text und Bilder von Evelin und Wolfgang)


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Wintersonate

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

55,5 Kilometer von Gapyeong nach Hwacheon, ein knackiges Päschle bei traumhaftem Wetter

Koreanische Fernsehserien sind ja in Deutschland so gut wie unbekannt. Ganz anders in Asien, vor allem in Japan, China, Malaysia, den Philippinen und Singapur. Da ist man ganz verrückt nach den Seifenopern von der Halbinsel. Viele Schauspieler aus diesen Filmen haben eine Fangemeinde, die locker in die Milliarden geht. Das Drama Wintersonate (Link zu Wikipedia, leider nicht auf Deutsch verfügbar) war eine der ersten Serien, die in den Nachbarländern Koreas eingeschlagen ist wie eine Bombe. Viel Drama, viel Herzschmerz eben.

Viele Szenen in dem Film wurden auf der Insel Nami (wiederum nur auf Englisch) gedreht. Die Insel an sich ist schon eine Attraktivität. Das vormalige Ödland wurde 1965 von einem Naturliebhaber und Mäzen erworben und nach und nach zu einem Natur- und Kunstpark ausgebaut. Es wurden etliche Bäume gepflanzt, Parks und Wege angelegt, Künstler wurden eingeladen hier ihre Installationen zu kreieren. Durchaus mit dem Ziel den Tourismus in der Gegend zu fördern. Aber erst mit Wintersonate kam der Durchbruch bzw. der Massentourismus. Und jetzt auch wir, denn die Insel Nami liegt nur drei Kilometer von Gapyeong, dem Startpunkt unserer heutigen Radetappe entfernt.

Zugegeben, ich kannte bisher weder Wintersonate noch die Insel. Für mich war Gapyeong zunächst lediglich ein Übernachtungsort auf unserer Radtour durch Korea. Aber unsere Sugi wusste natürlich Bescheid. Und hatte einen Abstecher nach Nami Island am Vormittag vorgeschlagen. Unsere Etappe heute sollte eh nicht so lang werden, da kann man am Vormittag noch eine kleine Besichtigung einbauen. Prima Idee!

Unser Vormittag begann um acht Uhr mit einem koreanischen Frühstück. Sprich viel herzhaft Eingelegtes auf dem Boden hockend an Tischen, die 25 Zentimeter hoch sind, zu sich nehmen. Eine Art Lockerungsübung also. Dermaßen gestärkt haben wir uns flockig auf die Räder geschwungen und sind zu der besagten Insel geradelt. Ankunft zum Fähranleger schon um halb neun und keine Sekunde zu früh. Als wir kamen war der Parkplatz vor dem Fähranleger nur mit etwa 20 Reisebussen besetzt. Nach unserer Besichtigung des Eilands waren es bestimmt an die 200 Busse. Auf der Insel ein Stimmengewirr aus Thai, Chinesisch, Vietnamesisch und manchmal auch Koreanisch.

Dann aber los nach Hwacheon. Die Sonne hatte den Morgennebel aufgelöst und wir genossen eine relativ verkehrsarme Straße. Sie wurde noch verkehrsärmer ab Kilometer 19. Dafür aber steiler! Mit durchschnittlich 10% schraubten wir uns die letzten zwei Kilometer zum Pass hoch. Abfahrt und fast nur noch ausrollen bis Hwacheon. Ok, ein paar weitere Anstiege waren noch dabei. Außerdem waren die letzten Kilometer schnell und stark befahren. Aber dennoch: traumhafte Etappe!


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Von Beijing aufs Land

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Radtour Beijing nach Changping

Heute mussten wir echt früh aus dem Bett. 7:00 Uhr Frühstück und um halb 9 schon auf den Rädern. Es galt 65 km auf dem Rad zu genießen– wie zu erwarten waren es dann sogar ein paar mehr.

Dafür konnte unser Reiseführer die versammelten Sicherheitsleute der Pekinger Uni davon überzeugen, dass wir keinen Aufstand anzetteln würden und wir durften durch den Campus fahren – ein interessantes Erlebnis.

Dann ging‘s zum Sommerpalast, das Wetter hatte sich passend herausgeputzt und wir mussten nach und nach Jacken und zweites T-Shirt ausziehen. Der Palast ist eher eine weiträumige Parkanlage die einen ganzen Tag gut ausfüllen würde. Wir hatten aber nur eine halbe Stunde. Diese Herausforderung haben wir aber gut gemeistert und ganz nebenbei noch interkulturelles „Tanzfest“ organisiert.

Bisher durften wir ja immer wieder die Rolle des exotischen Fotomodells übernehmen. Viele Chinesen haben sich mit den „riesigen“ Fremdländern für’s Familienalbum fotografiert. Heute konnten mal wieder tauschen: es hat sich dafür ein echt Chinesisches Original gefunden.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen gab es dann zum Abschiede noch ein paar Kilometer echten Pekinger Verkehr. Hier haben wir es dann vorgezogen ein Weilchen zu schieben um den weiteren Urlaub unbeschadet erleben zu dürfen. Zum Glück gab es aber noch einen ruhigeren Abschluss am Kanal entlang, ehe wir uns wieder ins Stadtleben von Changping stürzen konnten.

Nach der vielseitigen und spannenden Etappe gab es dann ein leckeres Abendessen, diesmal extra nicht zu scharf (die Flammen schlugen nur knapp 1/2m). Mittlerweile können wir auch schon Erdnüsse mit den Stäbchen erwischen – das Überleben ist also gesichert.

(Text und Bilder von Bernd und Beshid)


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Autofrei und Spaß dabei

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

94 Kilometer von Seoul nach Gapyeong. Ziemlich eben. Heiter bis wolkig bei gerade eben noch T-Shirt-Temperaturen.

Heute endlich der erste Tag im Sattel und auf zwei statt vier Rädern. Die größte Anstrengung waren die ersten acht Kilometer. Da waren wir nämlich mitten drin im Großstadtverkehr von Seoul. Wie ich bereits schrieb ist das kein Vergnügen, sondern ziemlich stressig. Wir hätten auch unseren Begleitbus nehmen können, um uns damit aus der Stadt hinaus chauffieren zu lassen. Aber wir sind keine Warmduscher, eine Radtour ist eine Radtour. Also Augen auf, Zähne zu und durch.

Dann haben wir den Zugang zum Radwanderweg (gleich davon mehr) nicht finden können, sind nach dem Überqueren des Han Flusses ziemlich umhergeeiert. Mal in Richtung Osten, weil das unsere vorgegebene Richtung war, dann in Richtung Westen. Immer trennte diese [Schimpfwort wegzensiert] Autobahn uns von dem anvisierten Radweg am Fluss. Zoomen Sie mal in der Karte da unten auf unseren Track bei Seoul, dann werden Sie unsere Irrfahrt sehen.
Aber im fünften Anlauf haben wir ihn gefunden, den Tunnel unter der Autobahn hindurch.

Und plötzlich waren wir im Radfahrerparadies!

Die koreanische Regierung hat in den letzten Jahren großzügig in den Ausbau von Radwanderwegen investiert. Entlang von vier Flüssen, nämlich dem Han, dem Geum, dem Yeonsan und dem Nakdong, hat man solche Fahrradstraßen angelegt. Infos im Netz dazu unter 4Rivers Guide. Der Han Fluss fließt durch Seoul, daher wollten wir diesen Fernweg mal austesten.

Wow! Nach der ätzenden Großstadt und bis zum Ende unserer heutigen Etappe waren wir fast ausnahmslos Autofrei unterwegs auf einem vier Meter breiten Streifen Asphalt, exklusiv angelegt und ausgebaut für Fahrradfahrer. Mit Mittelstreifen. Und viel Infrastruktur dabei. Alle paar Kilometer ein Rastplatz für Radfahrer einschließlich Turngeräte für Lockerungsübungen. Diese wechselten sich mit Einkehrmöglichkeiten für Radfahrer ab. Oder einem Reparaturservice für Radfahrer. Man kam sich schon fast vor wie auf der Autobahn.

Der Verkehr dort war tatsächlich nicht ganz unähnlich wie auf einer Autobahn. Noch im Speckgürtel von Seoul, also bis ca. Kilometer 30, war es sehr betriebsam. Ein Pedalritter nach dem anderen kam uns entgegen, überholte uns oder wurde von uns überholt. Manchmal waren es Einzelkämpfer, aber meistens waren es Gruppen.

Das Fahrrad ist in Korea kein Alltagsfortbewegungsmittel, es ist ein Sportgerät. Dementsprechend sahen die Radler überwiegend aus, mit MTBs unter den Hintern und angezogen wie aus dem Radsportkatalog entsprungen. Hose, Trikot, Helm, alles im Einklang mit dem Trend. Der einzige Unterschied zu deutschen Radtrendsportlern: Die Tuchmaske über Nase und Mund.

Es waren wie gesagt überwiegend Gruppen von Radfahrern, denen wir begegnet sind. Die konnte man leicht erkennen, denn sie waren immer mit dem gleichen Outfit ausgestattet. Fahrrad, Trikot, Helm, Tuchmaske, alles vom gleichen Hersteller. Besonders die Tuchmasken, das ist dann ein bisschen so wie die flüchtige Begegnung mit einer Horde von Feierabendterroristen.

Ab Kilometer 60 dünnte es sich bei den Mitfahrern merklich aus. Ab da hatten wir den Traumradfernwanderweg über weite Strecken ganz für uns alleine und konnten nun auch eine eher ländliche Landschaft genießen. Höhepunkt auf den letzten Kilometern war ein Tunnel, welcher ursprünglich für eine inzwischen stillgelegte Eisenbahnstrecke in den Berg getrieben wurde. Jetzt ist er Teil des Radwanderweges. Bestens betoniert und ausreichend beleuchtet. Aber der Clou bei der Röhre: Mit Musikbeschallung!

Unsere Ankunft in Gapyeong um 17:00 Uhr. Nicht zu spät und nicht zu früh. Wir haben die Klamotten auf die Zimmer gebracht und sind dann durch den Ort geschlendert. Schließlich war Gapyeong unsere erste Station nach Seoul. Seoul kennt doch jeder, der einen Reiseführer im Bücherregal hat. Gapyeong hingegen haben wir entdeckt.


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In the Heart of Seoul

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

Seoul auf vier Rädern

Heute ist Montag. An Montagen wird im China By Bike Büro in Berlin nicht gearbeitet, sondern gekalauert. Daher der Titel dieses Eintrags. Moment mal, ich bin ja gar nicht in Berlin! Also muss ich doch etwas halbwegs Vernünftiges schreiben. Zum Beispiel über unseren heutigen Besichtigungstag in Seoul.

Ursprünglich hatte ich geplant die heutige Sightseeing-Tour in der koreanischen Hauptstadt mit den Fahrrädern zu absolvieren. Meine Mitreisenden haben schließlich eine Radtour gebucht. Kurz vor Abreise und als die letzten Vorbereitungen in die heiße Phase ging fiel es mir dann aber wieder ein: 2012, auf der Erkundung, bin ich einen halben Nachmittag mit dem Rad durch Seoul gegurkt. Das war zwar aufregend, aber nicht wirklich nett. Weil Seoul keine Fahrradfahrerstadt ist. Hier fährt so gut wie niemand auf zwei Rädern. Selbst motorisierte Zweiräder sind äußerst selten und den einen Fahrradfahrer, den ich heute entdeckte, habe ich gleich mal zum „Mr. Seoul By Bike 2014“ gekürt.

Radfahren in Seoul ist nicht wirklich gefährlich, aber die Kraftfahrer hier sind Fahrradfahrer schlichtweg nicht gewohnt! Der Sicherheitsabstand, den wir aus Deutschland kennen, reduziert sich in Seoul schnell mal auf wenige Zentimeter. Man kann über den Verkehr in weniger entwickelten Ländern Asiens schimpfen wie man will, dort wird jedoch auf jeden Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen, egal ob er zu Fuß, mit dem Eselkarren, dem Motorrad, dem Auto/LKW/Bus unterwegs oder eben dem Fahrrad unterwegs ist.

Unsere Tour de Seoul heute daher mit dem Bus. Bzw. zu Fuß. Mehrmals haben wir den Bus an die nächste oder übernächste Station vorgeschickt und sind stattdessen gelaufen. Trotzdem haben wir eine Menge von Seoul gesehen! Den Königspalast natürlich, welcher ein wenig an die Verbotene Stadt in Beijing erinnert. Aber nur ein wenig, denn trotz der stetigen Beziehungen zu China und Japan erinnern die Koreaner immer wieder an ihre eigenständige Kultur. Nicht zu Unrecht, aber die Einflüsse der beiden Nachbarländer sind dennoch nicht zu übersehen.

Weiter über Bukchon, zum Jogyesa Tempel und nach Myeongdong. Ach ja, zwischendrin waren wir auch noch am Cheonggyecheon. Wie jetzt, Ihnen sagen diese Namen und Orte nicht? Dann wird es aber höchste Zeit mal Korea zu besuchen! Wir jedenfalls haben heute eine ganze Menge Wissen über die koreanische Geschichte und Kultur mitgenommen. Geschmeckt hat es auch, die Pfannkuchen zu Mittag und die Spareribs am Abend.


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Eine Radtour durch Beijing

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Radtour durch Beijing

Einen wunderschönen guten Abend aus Peking. Ortszeit: 22:30 Uhr. Sind gerade von unserem Restaurantbesuch zurück ins Hotel gekommen. Es gab traditionelle Peking Ente .Leckere Schlemmerei! Was ist eine Peking Ente? Eine Falschmeldung aus China. Und hier die Echten.

Heute haben wir unsere erste Fahrradtour durch diese Megastadt hinter uns gebracht! Puh! Ein echtes Abenteuer: Zebrastreifen gilt nicht, rechts vor links ist nicht, rechts überholen dafür umso häufiger usw. Man muss richtig aufpassen und bleibt trotzdem guter Laune, weil es in Bejing und nicht in Köln, Remagen oder Kassel passiert.

Das erste Ziel war der Himmelstempel. Sehr eindrucksvoll, wie die Fotos belegen werden.!! Dann der Tiananmen, der Platz, den alle Welt kennt und der größte der Welt sein soll. Heute war er wahrscheinlich auch der vollste der Welt. Es waren unglaublich viele Menschen unterwegs.   Als es dann hieß, die Polizei erlaube nicht auf der Straße , die den Platz überquert und auf der wir mit unseren Fahrrädern unterwegs waren, stehen zu bleiben, waren wir nur ein bisschen traurig. Immerhin, Mao haben wir gesehen.

Liebe Leute, wie schade, dass Ihr nicht dabei seid. Ein paar Leute mehr oder weniger würden hier gar nicht auffallen.

Ich freue mich auf morgen!

(Text von Uschi, Bilder von Bernd und Behshid)

 

Ankunft im Reich der Mitte

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Ankunft in China und Stadtwanderung durch Peking

Nun beginnt die Reise. Nach dem Flug hatten wir eine sehr frühe Ankunft in Peking. Die Sonne ging gerade vor dem Flugzeugfenster auf, dann standen wir auch schon in der heute ganz sauberen und sonnendurchfluteten Morgenluft Pekings. Am Hotel kurzes Erfrischen, erste Besprechungen und dann stürzten wir uns in Getümmel. Und das war es wirklich: die Nationalfeiertagsbesucher bevölkerten die Stadt noch immer. Beim Gang durch die Altstadt wurde es in Richtung des Platzes des Himmlischen Friedens immer dichter gedrängt. In der Verbotenen Stadt wanderten wir mit tausenden Besuchern, vor manchen Hallen drängten sich die Gesichter dich an dicht, vielen chinesischen Reisenden sah man die Begeisterung über ihren Besuch in der Hauptstadt an. Uns sah man wohl auch viel Begeisterung an, aber auch viel Müdigkeit. Ein ereignisreicher und wanderreicher Einstieg für den ersten Tag in China.

Bilder von Bernd: