„Harrrrt, Zääääh, Mmmmmmannhaft….“

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Fahrt nach Shuhe, 97 km, 30° im Schatten

Na, lieber Jörg, von wem stammt dieser Spruch wohl? Richtig geraten. Je mehr wir in denn Süden vordringen, desto heißer wird es. Das ist nichts Neues. Aber je heißer das Wetter, desto höher werden auch die Berge, scheint es. Heute also wieder Sonne und wieder schöne Landschaften. Aber anders als an den vorangegangenen Tagen, an denen es in den Morgenstunden noch empfindlich kühl war, spüren wir heute schon in der Morgenfrische eine Idee von der Hitze, die uns erwartet.

Aber von Anfang an. Nachdem mein Schlaf seit etwa vier Uhr morgens immer wieder von krähenden Hähnen torpediert worden ist, gebe ich endlich auf und quäle mich gegen sechs aus dem Bett. Auch der Rest der Truppe ist früher als sonst abfahrbereit. Bevor es allerdings richtig losgeht, gibt es erstmal eine Frühstück in einer der Garküchen, bestehend aus leckeren Baozi (gedämpfte Hefeteile mit (Fleisch)Füllung). Dann starten wir. Für Günther wird es heute ein harter Tag. Seine Gangschaltung gibt unseren Rettungsversuchen zum Trotz langsam den Geist auf und ausgerechnet heute steht ein anstrengender Pass an, den wir zu allem Übel noch in der brütenden Mittagshitze nehmen. Meine diversen Angebote, doch das Rad zu tauschen, lehnt er (glücklicherweise) ab, kommentiert sie lediglich mit obigem Spruch und kämpft sich Meter für Meter nach oben. Nach Pass und Abfahrt gibt‘s wie gewohnt ein kleines Nudelsüppchen und dann biegen wir in eine nahezu unbefahrene Straße um uns ein Plätzchen für die Mittagsruhe zu suchen. Bald liegen wir zu viert ausgestreckt am Waldrand und schlafen. Selbst Mark hat mittlerweile diese Gewohnheit übernommen und lässt für 30 Minuten die Vögel Vögel sein. Pünktlich um drei geht es erfrischt weiter. Uns erwartet das Städtchen Shuhe, von dem wir uns nicht sonderlich viel erwarten und so trödeln wir zu Rad durch China.

Shuhe erweist sich als eigenartiger, aber auch ziemlich interessanter Ort. Überall am breiten Fluss entlang sind riesige aufgeständerte Wohnbauten errichtet worden. Alles umgibt einen verfallenen, futuristischen leicht abstoßenden Charme. Sehr undefinierbar. Kurz nach der Ortseinfahrt bemerke ich bei einem Blick in eine Seitenstrasse die Dachzinnen historischer Bauten und wie sich herausstellt beginnt direkt hinter unserem etwas „monströsen“ Hotel die historische Altstadt. Weder dem Verfall preisgegeben, noch überrestauriert, zum größten Teil noch bewohnt. Genau nach unserem Geschmack also.

Bevor wir aber durch die Altstadtgassen spazieren haben wir noch eine Verabredung mit Herrn Yang. Unser Fahrer Xiao Yang kommt heute seiner waren Berufung nach und wird Günther und Eckart das Haupthaar kürzen. Xiao Yang hat das Friseurhandwerk nämlich im entfernten Shanghai erlernt und dort fünf Jahre praktiziert. Da ist es doch sehr praktisch, dass sich gegenüber von unserem Hotel ein Friseursalon befindet in dem sich Xiao Yang kurzerhand ausbreitet. Praktisch ist auch, dass unser Fahrer sein Friseurwerkzeug dabei hat. Wie er mir später erzählen wird, zum erste Mal auf einer China-By-Bike-Tour. Das nennt man dann wohl Schicksal.

Kurz gesagt, heute Abend begegnen wir einem neuen Xiao Yang. Er ist hochkonzentriert und scheinbar ganz in seinem Element während er Günthers und Eckarts Schopf bearbeite. Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Ich muss derweil als Fotoobjekt für vier einheimische Damen herhalten, die mich in alle erdenklichen Positionen fotografieren wollen. Man merkt zusehends, dass wir hier in Gegenden unterwegs sind, in die sich höchst selten ein Nichtasiate verirrt. Wir sind die Attraktion und wollen ständig fotografiert werden. Heute haben wir zudem tatsächlich einen kleinen Jungen zum Weinen gebracht ob unseres fremdartigen Aussehens!

Zu guter letzt begebe auch ich mich vertrauensvoll in die kundigen Hände Xiao Yangs und lasse mich frisieren. Danach gibt es noch einen kleinen Bummel durch das Örtchen bevor wir bei einem leckeren Essen den Tag Revue passieren lassen.

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Ein Kommentar:

  1. Jörg Fimpel-Janning

    Liebe Katharina, danke dass du mich auf den Schwaben gebracht hast, ich wäre nicht drauf gekommen 😉
    Die Fotos – nicht die Hitze und die Berge *gg* – machen echt Lust auch mal mit Euch zu fahren … Mal sehen, ob’s nächstes Jahr klappt. NOCH bin ich nicht Rentner und von den Schulferien abhängig. Aber das kann sich schnell ändern.
    Liebe Grüße an Günther, aber auch an die anderen Jungs
    Jörg
    (Recklinghausen, aktuell 12 Grad und Regen)

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