Fünf mal Ankunft ohne alles

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Ankunft in Chengdu aus verschiedensten Richtungen. Das Wetter ist angenehm warm, aber subtropisch feucht und bedeckt.

So nach und nach tröpfeln die Teilnehmer unserer Gruppe in Chengdu ein. Als erstes kam gestern Vormittag ich an, dann am gestrigen Abend die Drei aus Südtirol, und schließlich am nächsten Morgen die Beiden aus Süddeutschland.-Was die gesamte Gruppe außer mir gemeinsam hat ist, dass ihr Gepäck nicht angekommen ist. Wir hoffen nun, dass es im Laufe des heutigen Tages noch geliefert wird. Wir werden sehen.

Nach einer kurzen Pause im Hotel machten wir uns erst zu einem kleinen Spaziergang auf und flanierten durch den 100 Blumen-Park. Dies ist ein sehr schön angelegter Park mit Teichen und Teehäusern. Wo die hundert Blumen gewesen sind ist mir zwar verborgen geblieben, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein.
Da wandern hungrig macht, steuerten wir ein kleines Restaurant in der Nähe des Parks an, um uns das erste Mal von der berühmten Sichuan-Küche verwöhnen zu lassen. Doch wir waren zu spät dran. Das Restaurant machte bereits Mittagspause. Wir fanden kurze Zeit später ein kleines Nudelrestaurant und aßen Maultaschen (Jiaozi) und gebratene Nudel, die sogar unseren drei Italienern schmeckten und die sind ziemlich kritisch, was Nudeln angeht….

Am späten Nachmittag kamen unsere Räder an. Die wurden von unserem Begleitfahrzeugteam Xiao Luo und Xiao Ding von Kunming über 1100 km bis hier her gebracht. Wir luden die Räder aus und stellten sie auf unsere Bedürfnisse ein. Anschließend wollten wir Xiao Luo und Xiao Ding gerne auf ein Getränk einladen, aber keine Chance. Sofort sprang Xiao Luo auf und kam mit einer riesigen Tüte mit Getränken zurück. So saßen wir noch eine Weile zusammen, unterhielten uns tranken mit dem netten chinesischen Ehepaar eine Kleinigkeit und stellten uns gegenseitig neugierige Fragen.

Das Abendessen wollten wir nicht so spät machen, da die beiden Neuankömmlinge heute natürlich recht gerädert waren. Also verabredeten wir uns für 19:00 Uhr. Allerdings gingen wir schließlich nur zu dritt in einem kleinen Restaurant um die Ecke essen weil die anderen keinen Hunger hatten und zu müde waren. Dort genossen wir dann das erste authentische Sichuan-Essen. Das war auch ordentlich scharf, wie man es erwartet, hart an der Schmerzgrenze. Das nächste Mal werde ich wohl doch um etwas Milde bitten.

Schließlich kam dann auch der erlösende Anruf, dass auch das letzte vermisste Gepäck eingetroffen sei und noch im Laufe des Abends ausgeliefert würde. Das waren auf alle Fälle erfreuliche Nachrichten. Es kamen dann noch weitere Anrufe vom Flughafenpersonal die die Auslieferung immer weiter nach hinten verschoben. Ich werde mich wohl auf eine lange Nacht einstellen müssen.

Die kleine Schwester von Winnetou meldet sich zu Wort

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Fahrt nach Manchuan, 93 km

Den gestrigen Tag haben wir nach dem Essen mit einer wohltuenden Massage ausklingen lassen. Und heute verspricht ein langer Tag zu werden. 93 km stehen an und es soll heiß werden. Gewisse Wetter-apps, die hier zu Rate gezogen werden, sprechen von Hitzegewittern an unserem Zielort. Eine landschaftlich schöne Strecke soll es sein. Die Gruppe ist langsam skeptisch. Ich spreche von lieblichen Tälern und was bekommen sie? Staubige Baustellen und weggebrochene Straßen neben aufgeständerten Autobahnen. Wie soll man mir da noch vertrauen?

Aber erstmal Frühstück. In unserem Hotel muss letzten Abend irgendeine Feierlichkeit stattgefunden haben, der das Personal nicht wirklich gewachsen war. Als Mark gegen Sieben Uhr morgens den Speisesaal betritt, herrscht noch absolutes Chaos, zwanzig Minuten später sind die Auswirkungen der letzten Nacht zwar noch zu spüren, aber es steht schon Essbares auf dem Frühstücksbuffet. Eckart probiert den halb zusammengebrochenen Laufsteg aus, wir versuchen nicht am Fussboden kleben zu bleiben.

Nicht lange darauf brechen wir auf. In der kühlen Morgenluft kommen wir gut voran und wir genießen die leicht abschüssige Strecke. Und endlich! Wir radeln durch eine wunderschöne Flusslandschaft. Das sanft durch sein Kiesbett mäandernde Gewässer wird uns fast die ganze Strecke über begleiten. Kaum Verkehr, ab und an eine Siedlung, Vogelgezwitscher. Alle sind selig und es geht schnell voran. Die ersten 10 km baustellenfreie Strecke wird gefeiert. Ich habe meine eierndes Hinterrat, was mich die letzten Tage so genervt und mir den Ruf einer Prinzessin auf der Erbse eingebracht hat, völlig vergessen und Eckart offenbar den Kaffee, auf dessen Suche er immer ist. Bei einer Foto-Ananas-Bananen-Pause treffen wir auf einen alten Bauern, der uns Zuckerschoten schenkt und uns über die Preise des hiesigen Obstes und Gemüses aufklärt. Und das Glück hält an. Schöne Landschaft, keine Baustellen, gute Straße. Es wird langsam heiß. Nach gut zwei Dritteln der Strecke belohnen wir uns mit einer Portion kalter Nudeln (wirklich lecker) und begeben uns auf die Suche nach einem Plätzchen, an dem die Herren ein Mittagsschläfchen halten können. Das ist alsbald gefunden. Ein schattiges Plätzchen am Fluss lädt zum Verweilen ein.

Als wir wieder aufbrechen ist es bereits drei Uhr und der Pass liegt noch vor uns. Außerdem ist es in der Zwischenzeit so richtig heiß geworden. Deswegen setzen wir uns erstmal ins Auto und machen einen kurzen Abstecher zu einer nahegelegenen Tropfsteinhöhle. Da angekommen müssen wir allerdings feststellen, dass man, um zu der Höhle zu gelangen, erst noch einen Berg erglimmen muss. Da kehren wir lieber wieder um zu unseren Rädern und machen uns in der brütenden Hitze, wie geplant, an den Anstieg. Meter für Meter kämpfen wir uns nach oben. Als ich nach einer Kurve Günther treffe, begrüßt der mich mit den Worten, ich sähe aus, wie die kleine Schwester von Winnetou. Winnetou! Der Held meiner Kindheit und ich reite auf meinem eisernen Ross dem Gipfel entgegen…Naja, es ist schon sehr heiß heute.

Oben angekommen genießen wir den Ausblick von der Sitzbank aus, die Xiao Wang aus dem Auto ausgebaut hat. Dann geht es bergab. Hin und wieder müssen wir gegen einen ziemlich starken Gegenwind kämpfen. Der Tag neigt sich bereits dem Ende und die Sonne hat ihre Kraft verloren. Und zu guter Letzt hat sie uns wieder; die Baustelle: In Manchuan, unserem Zielort, müssen wir einen kleinen Umweg fahren, um ins Hotel zu gelangen.

Als wir uns in das alte Stadtzentrum aus dem Ende des 19. Jahrhunderts aufmachen, dämmert es bereits. Die Luft ist aber noch wunderbar warm und der Ort und die Menschen hier strahlen irgendwie eine Ruhe und Entspannung aus, die auch uns einnimmt. Wir sind müde von der Sonne, dem langen Tag und den vielen schönen Eindrücken.

Zu guter Letzt genießen wir ein Essen lokaler Spezialitäten unter dem sternenklaren Abendhimmel in lauer Luft. Nach dem Mahl gibt es noch eine kleine Fotosession mit dem Wirt und seiner Familie und wir werden von ihm zu seinem selbstgebrannten Maisschnaps eingeladen, der uns die nötige Bettschwere verpasst.

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Making History

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

When the family is reunited after two days, I tell Volker of my Tai’er zhuang experience and we make a brainstorming. If Yaowan was Toontown, then what Tai’er zhuang Ancient Town should be? Chinese Disneyland? – Fitting, for the whole “ancient“ town is newly built and it displays some historically dressed statists. But Disneyland makes no pretence that it is for real, plus it offers rides. Potemkin village then? – Even better, for most of the buildings are nothing but impressive facades, with empty concrete interiors. However, this does not capture the air of cheerful consumerism. A ghost town? A historically themed, open-air shopping mall? But what about the exuberant entrance price, almost triple of that to the Forbidden City? At the end we resign. Tai’er zhuang is simply Tai’er zhuang, sad as it is.


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