Geisterhäuschen und Grenzübertritt

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Vornehm geht die Welt zugrunde, aber so ein 4-Sterne Hotel dann und wann ist ja auch ganz nett. Es geht uns gut, und es wird Zeit, die Eindrücke mal ein bisschen sacken zu lassen. Jetzt sind wir schon in Vietnam, wie schnell das geht! Heute schreibt Monika:

Heute ist Transfertag. Wir verlassen Kambodscha und wollen zu unserem letzten Relaxtag auf eine Insel. Das einzige Speedboot geht um 10 Uhr morgens, das müssen wir kriegen. Heute ist Nikolaus und zu Hause ist garantiert Wham mit ‚Last Christmas‘ in den Charts – bei uns gibt es Mangomarmelade statt Schokoladenhohlfiguren.

Wir fahren mit dem Bus zur Grenze. Vorbei an der großen Stinkfruchtskulptur in Richtung Süden. Fast schade dass wir nicht radeln können. Es gibt wieder viel zu sehen. Zarte Frauengestalten mit Kegelhüten bei der Reisernte in den Feldern Dazwischen Wasserbüffel. Es ist erst 7.30 aber der Schulunterricht hat offensichtlich schon angefangen. Hunderte von Fahrrädern parken vor dem Schulgebäude. Wir kommen durch kleine Dörfer. Vor fast jeder Hütte steht ein Geisterschrein – diese sehen ein bisschen aus wie Vogelhäuschen auf Stelzen – nur bunter. Davor liegen kleine Opfergaben wie Bananen und in einer mit Sand gefüllten Kaffeemilchdose qualmen Räucherstäbchen.

Wir kommen an die Küste. Am Krebsmarkt vorbei. Martin ist hellauf begeistert. Schalentiere und Durian. Er schwankt zwischen Importgeschäft oder Altersruhesitz in dieser sympathischen Gegend. Jan klopft besorgt auf die Uhr, der Fahrer hupt zustimmend und gibt mehr Gas. Die Strecke ist länger als angenommen. Grenzübertritte sind schwer zu planen. Immer anders. Immer spannend. Und es gilt die eiserne Regel – immer einen kleinen Vorrat an Ein-Dollar-Scheinen dezent griffbereit zu haben.

Das hilft auch heute. Der Bus samt Gepäck und uns auf den Sitzen darf mit durch. Jan steht mit dem roten Paßstapel an einer kleinen Hütte und holt die Ausreisestempel ab. Ein Reis-Schwertransport, bestehend aus drei Mofas, jeder mit mehreren riesigen Säcken beladen, holpert vorbei. Das letzte schafft die Bodenschwelle nicht und kippt um. Direkt vor unserem Bus. Das Wiederaufrichten und neu beladen wirkt wie ein gut einstudierter Balanceakt der die Kraft und Geschicklichkeit mehrerer Männer erfordert. Im Niemandsland dann zwei große Spielkasinos. Lutz sortiert gerade die verschiedenen Währungen in der Gruppenkasse und richtet sich erwartungsfroh auf. Die vietnamesische Grenze ist ganz anders – ein mächtiges Gebäude macht sich vor uns breit. Epidemic Control? Dollarscheine helfen auch hier.

Wir erreichen unser Speedboot rechtzeitig vor der Abfahrt. Inzwischen sind wir im Be- und Entladen der verschiedenen Gefährte geübt. Bilden Gepäckketten und agieren fast so professionell wie das Red Bull Team beim Formel 1-Reifenwechsel-Boxenstopp. Das Boot rauscht los und wir werden 90 Minuten lang mit unglaublich kitschigen Liebes-Musikvideos gequält, in denen schmachtende Frauen großzügig ein Gänseblümchen vom angebeteten Lover mit Föhnfrisur überreicht bekommen.

Unsere Hotelanlage liegt am Meer. Pool, Zimmer mit Fernseher. Strand mit Palmen, Bar und sensationellem Sonnenuntergang. Michael irrt etwas verloren in der Anlage umher. Die Radl Sandalen in der Hand. Er ist skeptisch – das ist alle viel zu elegant für uns. Das halten wir alle nicht aus. Wir laufen zum Abendessen auf den Nachtmarkt und werfen Garnelen, Oktopus und Nudeln in den Hotpot.

Kambodschanische Küche und Knirschen

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Knirschen. Das begleitet uns den ganzen Tag. Das Knirschen von Fahrradreifen auf der roten Erdpiste. Dazu kommt das Klackern der kleinen Steinchen, die gegen das mit Klebeband befestigte Schutzblech prasseln. Staub wirbelt auf und legt sich auf Fahrrad, Fahrer, Füße. Alles. Wir verdrecken völlig. Und es ist herrlich. Aber der Reihe nach.

Jan – ‚wo und wie fahren wir heute‘. Pragmatische Antwort – ‚da wo noch keiner gefahren ist – ich auch noch nicht‘. Weitere Nachfragen bezüglich Kilometer, Steigungen und Garküchenvorkommen können nicht ausreichend beantwortet werden und werden eingestellt. Vorsichtshalber kaufen wir auf dem Markt ein: Wasser, Baguette, Dosenbier, Bananen, Papaya. Tom erbeutet Süßkartoffelchips und hat die vielen kleinen Tütchen ans Fahrrad gehängt. Er sieht selber so aus wie einer der Händler. Für die Vorräte benötigen wir fast einen Tieflader der uns nachfährt. Unser Wasserwagen geht um fast 20 Zentimeter in die Knie. Dabei sind wir gut genährt und haben am Abend davor so gut gegessen.

In einer Garküche, bei der man mit dem Bus direkt an die Tische ranfahren kann. Thonet verhandelt mit der Köchin. Ein Hilferuf per Telefon von ihr und dann kommen drei Mofas mit diensteifrigen Hilfsköchen direkt in die Küche angeflitzt. Diese ist zweimal zwei Meter groß. Mit zwei Öfen über offenem Feuer, die auch zur Eisenschmelze verwendet werden können. Dazu ein Wok über dem Bunsenbrenner. In dem winzigen Raum mit Saunatemperatur ballen sich fünf Köche und Tonet der versucht zu koordinieren. Jan will helfen und stellt sich an die Bierzapfanlage, produziert einen Pitcher voller Schaum und wird verscheucht. Ein Gericht nach dem anderen kommt auf den Tisch. Eine Maus läuft übers Dach, lugt von oben herunter und hofft. Vergeblich. Gebratener Seeaal. Gemüse. Scharfes Beef. Dazu wird eine Pfeffermischung mit Limettensaft angerührt und eingetunkt. Aufgepasst bei der Platzwahl. Ludwig hat seinen Plastikstuhl mitten in eine Termitenstraße gestellt und wir müssen ihm mitten in der Mahlzeit das Hemd ausklopfen. Die Termiten begleiten uns schon die ganze Zeit – auch in unseren Holzhüttchen. Bei Martin und Hermine haben sie schon den Badezimmerfußboden angenagt. Sorgfältig weggewischt, liegt jedes Mal bei Rückkehr ein frische Häufchen Sägemehl da.

Zurück zur Fahrstrecke. Der Staub kriecht in Mund Nase, Trinkflaschen, klebt an den Beinen. Egal welche Farbe die Kleidung hatte – alles ist Rot. Petra, Tom und Lutz haben sich einen Mundschutz umgebunden und sehen aus wie die chirurgische Betreuung unserer Truppe. Dieter hat die Helmöffnungen an die Stirn tätowiert. Die Strecke ist sensationell schön. Wasserbüffel ziehen Karren, die Kinder einer ganzen Schule laufen kreischend und winkend zusammen. Sigi fährt fast eine erstaunte Kuh um. Als komplett verdreckte Gruppe mit strahlenden Augen kommen wir im Hotel am Fluss an. Eine Highlightfahrt.


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Ein Morgen im kambodschanischen Dorf und viel zu viele Fotomotive.

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Ein guter Radtag in Kambodscha wirkt manchmal wie Botox, man muss sich das Grinsen dann vom Gesicht kratzen. Die Rasselbanden am Straßenrand können einen fertig machen mit ihrer unbekümmerten Begeisterung. Heute Vormittag war so, findet auch Monika:

Der Tag beginnt früh. Ab 5:30 wird es hell. Das tiefschwarze Dunkel verwandelt sich in ein samtiges Graublau und vor dem Lamellenfester erhält die Bananenpflanze langsam Kontur. Der erste Hahn meldet sich und unverzüglich hört man alle anderen auch.

Der Morgen ist kühl und feucht. Dicke Tropfen fallen in einem regelmäßigen Plock-Plock aufs Dach. Danach hört man das leichtfüßige Flip-Flop eines jungen Mädchens das über den Hof eilt. Ein Moped tuckert auf der Straße vorbei. Ein erstes Kinderlachen, weit weg. Holzfeuergeruch weht zum Fenster herein. Die ersten Zikaden starten ihr Kreissägenkonzert. Wir bleiben noch einen Moment unter den Moskitonetzen liegen. Jeder in seinem Raum, getrennt durch dünne Holzwände mit daumendicken Ritzen dazwischen. Besorgte Schlafmützen wie Annette und Uwe haben sich einen Wecker gestellt und das Rasseln weckt das ganze Haus auf. Schluss mit Ruhe, wir fügen unsere eigenen Geräusche dazu. Ludwig raschelt als erstes und steckt seinen Rasierer weg. Für seine geglätteten Wangen hat er am Vorabend das ganz Haus schlagartig stromlos gemacht. Für die ganze Nacht.

Unsere Fahrräder sind nach der gestrigen Mountainbike-Tour wieder sauber und stehen angelehnt an eine Palme im Vorgarten. Daneben eine großen Sichel mit der gestern im Hof eine Schlange erlegt wurde und einem Tütchen Waschpulver. Das haben uns die Gastgeber zum Waschen der Fahrräder gebracht. Wir radeln zum Frühstück. Jan kommuniziert, gestikuliert und bestellt. Es kommt etwas völlig anderes. Aber alles ist gut und reichlich. Tom isst alle Suppennudeln, Jan den ganzen Reis und der Rest alles was sonst noch auf dem Tisch steht.

Anreise ist wie die Abreise. Den Satz hatten wir schon mal. Aber es stimmt auch diesmal. Die schiefe Fähre shuttelt uns zurück auf die andere Flussseite und wir radeln durch die Zuckerrohrfelder zurück. Die nächsten 60 Kilometer sind genauso, wie man sie in einem GEO-Reiseheft sieht und gerne selbst erleben möchte. Die Landschaft wird weitläufig, Reisfelder tauchen auf, in denen Wasserbüffel mit Reihern auf dem Rücken stehen. Kinder laufen uns lachend und winkend aus den strohgedeckten Stelzenhütten entgegen. So viele Eindrücke. Mittagessen in einer Fernfahrerkneipe mit Boxkampf im beiläufig laufenden Fernseher. Dann das zahnlose Lächeln einer alten Frau, deren Haut wie ausgetrocknete Erde aussieht. Der Bougainvillebusch, der auf dem Balkon eines verfallenen Häuschens wächst.

Viel zu kitschig? Ok. Es geht zurück auf eine Hauptverkehrs-Straße und wir klettern in einen Bus für die letzten Kilometer. Beinfreiheit? Keine Chance. Wir stapeln uns samt Gepäck. Wüste Überholmanöver von knallroten hupenden LKWs auf denen ‚Angkor-Beer‘ steht. Schlaglöcher. Staubstraße. Und am Ende ein schönes Hotel ohne Schöpfdusche, mit Pool, Rotweinvorräten und jede Menge Stechmücken.


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Inseltraum und Zeitgefühl

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Blog heute von einer entspannten Monika:

Die aufgehende Sonne malt die Wolken rosarot. Die gegenüberliegende Insel sieht aus wie ein schlafendes Krokodil mit Palmenbewuchs auf dem Rücken. Ein Fischer zieht Hummer-Reusen auf sein Floß. Dazu Meeresrauschen und die selbstgebastelte Muschelkette am Balkon klimpert leise im Wind.

Ein Huhn schaut ums Eck, betrachtet die fremden Schläfer auf der Terrasse und pickt vorsichtig gegen die herumliegende Kamera. Auf der Insel wird vegetarisch gekocht, das macht es selbstbewusst. Nur die Eier werden benötigt. Das Huhn marschiert in Richtung krähendem Hahn um dieser Pflicht nachzukommen. Petra und Hermine ziehen wie Fischotter ihre Bahn, Lutz seinen Rollenkoffer in Richtung Bootssteg, Michael klappt bedauernd sein Zelt zusammen. Abreise ist wie die Anreise. Nur diesmal bei Tageslicht, ohne steckengebliebenen LKW und ohne Hektik und Zeitgefühl. Das ist uns in den letzten beiden Tagen auf der Insel abhanden gekommen.

Auf halber Wegstrecke zurück werden wir aus dem Bus gekippt. Mitten im Niemandsland, auf der breiten, roten Straße sind unsere Fahrräder säuberlich aufgereiht. Prüfend bohren wir mit den Fußspitzen im Fahrbahn-Untergrund. Fühlt sich fest an -> die Packtaschen schnappen ein, rauf aufs Rad. Die 40° Grad lassen sich nur mit Fahrtwind ertragen. Jeder zieht ab sofort eine kleine rote Staubfahne hinter sich her. Nur selten kommt uns ein Moped oder Auto entgegen und lässt uns husten.

Diesmal rollen wir über die gesperrte Brücke. Nur Uwe wird fehlgeleitet und irrt alleine an der Flußfähre mit einem Dosenbier in der Hand herum. Leise fluchend holt er uns wieder ein, klammert sich an den Versorgungswagen und mustert düster den unwissenden Fahrer durch seine verspiegelte Sonnenbrille. Wir bekommen ein paar Kilometer Asphalt, ein Mittagessen und biegen dann wieder von der Hauptverkehrsstraße ins Landesinnere ab.

Wie so häufig sind die letzten Kilometer am Tag ganz besonders schön. Wir rollen entspannt dahin und die ersten durstigen Radleraugen scannen bereits die kleinen Kioske am Wegesrand auf der Suche nach einer Kühlbox mit kaltem Dosenbier. Es geht durch Zuckerrohrfelder und kleine Dörfchen. Wir können weit sehen und wunderschöne Fotomotive füllen die Speicherkarten der Kameras auf. Wasserbüffel mit Reiher auf dem Rücken. Winkende Kinder oder doch ein Landschaftsmotiv mit Fluss? Die schräg stehende Sonne wirft lange Schatten. An einem steilen Abhang legt sich Dieter samt Fahrrad hin. Schützend wirft er sich noch über das GPS. Schrammen an Hand und Bein sind leichter zu verschmerzen.

Eine Fähre tuckert uns am Fluss entgegen und schaufelt alle 15 Radfahrer samt Packtaschen und Gelächter auf die andere Uferseite. Sigi steht mit seiner Kippe in der Hand am Rande der Fähre, überschlägt unser Gesamtgewicht, wirft einen prüfenden Blick auf den wackeligen Motor und nicht anerkennend. Wir werden auf drei Gästehäuser verteilt und per Moped dorthin gebracht. Aber nicht alle, einige müssen mit Hochgeschwindigkeit auf dem Fahrrad hinterher hecheln. Der rote Staub hat zusammen mit Schweiß, Sonnenmilch und Mückenmittel eine dicke salzige Kruste gebildet, die unter der Schöpfdusche nur langsam wegschmilzt. Am längsten braucht die Männer-WG. Unkoordiniertes, unstrukturiertes Badezimmerverhalten ist der Grund.

Wir treffen uns alle zum Abendessen wieder im ‚Community Center‘. Das ist ein großes freundliches offenes Haus in den gekocht, gegessen, geredet wird. Der Kühlschrank steht in der Mitte des Raumes und brummt vielversprechend. Der wertvolle Inhalt durch ein Vorhängeschloss gesichert, dessen Schlüssel wir im Laufe des Abends erbeuten. Die hilfsbereiten, kambodschanischen Gastgeber sind sehr bemüht alles richtig zu machen. Gelegentlich ist manches ein bisschen umständlich und es geht etwas in der Kommunikation schief. Aber das wird sofort durch ein strahlendes Lächeln ausgeglichen. Gelassenheit hilft. Und von unseren Uhren sind seit gestern alle Zeiger abgefallen.


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Dosenbier und Humus-Klo

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Ich werde mich jetzt mit Monika abwechseln, sie stellt ihre Reiseaufzeichnungen zur Verfügung. Die können schon mal länger sein, sind aber umso lohnenswerter. Der Track unten zeigt im Übrigen nur die Radfahrt. Unser Inselchen halten wir unter Verschluss 😉

Nudelsuppen-Frühstück als Fahrradfahrer-Doping: Sigi fischt aus seinem Topf einen Hühnerschnabel und überlegt ob ein Verspeisen dieses Fundes die Kondition maßgeblich unterstützt. Wieder ist der ganze Regen vom Himmel gefallen und die Sonne brennt. Die ersten 19 Kilometer kennen wir schon vom gestrigen Ausflug an den Wasserfall. Ein paar langgezogene Berge rauf und runter. Trinkstopp am Fluss. Die kleinen Lädchen sind eine Kombination aus Kiosk und Tankstelle. Neben der Kühlbox mit Eis und Getränkedosen brüten offene Kanister mit Sprit in der heißen Sonne – bestenfalls geschützt von einem zerfledderten Sonnenschirm. Ernst betrachtet den explosiven Platz und geht sorgsam ein paar Schritte mit der Zigarette weiter.

Ein riesengroßer Laster voll beladen mit Yamwurzeln hustet eine große, schwarze Rußwolke aus und versucht den anstehenden Berg zu erklimmen. Wir radeln alle locker an ihm vorbei. Naja nicht locker, aber vorbei. Dann geht es gut fünf Kilometer bergauf. Und dann wieder bergab. Um uns herum nur grüne, wilde Vegetation. Soweit das Auge reicht – und es reicht weit. Keine Menschen, keine Gebäude. Nur diese eine Straße auf der wir entlangradeln. Wenig Verkehr – und die Laster auf die wir treffen, haben fast alle eine Panne. Teilweise liegt der Motor ausgeschlachtet daneben, das wenige Werkzeug sorgfältig daneben aufgereiht und man sieht nur ein paar Füße unter dem Motorblock hervorragen. Tagelang wird repariert bevor es weitergeht. Kleine Schutzzelte sind um die havarierten Gefährte aufgebaut. Wir hoffen, dass unsere Kleinbusse durchhalten. Kurve rechts, Kurve links, Berg rauf, Berg runter, ein Verkehrsschild warnt vor wilden Elefanten die evtl. über die Straße laufen.

Fernfahrerkneipen haben einem Buffet gleich ihre Kochtöpfe auf einem Tisch am Straßenrand aufgereiht. Ludwig inspiziert die Töpfe und gibt Auskunft: Suppe, Reis, Gemüse, Eintopf. Jeder nimmt sich eine Schale. Dann noch süßer Klebreis mit Banane und als Nachtisch verklebt eine hausgemachte Paste aus Palmzucker, Banane und Sesam den Magen. Zurück auf die Straße. Gelegentlich schiebt sich eine hilfreiche Wolke vor die Sonne. Stehenbleiben vermeiden wir, denn dann atmet uns der heiße Asphalt von unten an. Schnell die Beine wieder hoch auf die Pedale. Ein letzter langgezogener Hügel, Dieter springt die Kette ab und acht Männer bleiben erleichtert stehen um unnötigen technischen Beistand zu geben. Dann werden wir ein eine geniale kilometerlange Abfahrt entlassen. Mit dem Ende an der Getränkekiste unseres Kleinbusses. Jetzt ist Schluss für heute. Noch 50 Kilometer Transfer zur Insel.

Ein kaltes Dosenbier in der Hand klettern wir in den Bus und gleich wieder raus. Ein Fluß steht zwischen uns und unserem Ziel. Die Brücke ist gesperrt. Unser Fahrer wendet und telefoniert hektisch. Ein paar hundert Meter weiter unten rumpeln wir auf eine windschiefe Fähre. Der Longtail-Motor widerspricht allen Mutmaßungen und springt mit einem seltsamen Geräusch an.

Eine breite Straße ist in den Dschungel gefräst. Wie eine klaffende Wunde verläuft die rote Erdpiste durch das undurchdringliche Grün. Am Anfang noch mit festem Laterit-Untergrund, verliert sich die Griffigkeit schnell. Tiefe Fahrrinnen und aufgewühlte Spuren, gelegentlich ein großer, abgestellter Caterpillar. Dann hören auch die Versorgungshütten auf, nur ein paar Unterkünfte für Bauarbeiter säumen gelegentlich den Weg. Unsere wilde Entschlossenheit diesen Weg zu radeln weicht so langsam auf wie die Fahrbahn. Es wird dunkel und ein steckengebliebener LKW blockiert die Fahrbahn. Alle wieder raus – außer Martin. Er muss mit seinem Gewicht die Achse stabilisieren. Mit Anlauf pflügen unser Busse am Hindernis vorbei. Kurze Zeit später balancieren wir unser Gepäck über dem Kopf durch die seichte Meeresbrandung die Richtung wo wir in der Dunkelheit das Boot vermuten. Die Überfahrt zur Insel ist traumhaft – der Vollmond malt eine silbern glänzende Straße auf das Meer und der warme Wind streicht sanft über unsere sonnenverbrannte Arme.

Wir sind in einem Eco-Resort untergebracht mit Humusklo und Schöpfdusche. Kontrollieren, das kein Fisch aus dem Wasserbassin mit über den Kopf gekippt wird! bittet unser Gastgeber. Wir schwärmen aus wie Glühwürmchen um unsere Unterkünfte zu finden und krabbeln ins Zelt, schaukeln in Hängematten und verlegen unsere Matratzen von den Hütten auf die Terrasse. Fünf Meter von der Meeresbrandung entfernt.


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Tommy und Toto

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Leider heute letzter Abende mit Tommy und Toto Cutogno, immer großartig mit den beiden! Die innere Ordnung, die uns stark macht, versuchen wir durch ein bisschen Chaos aufzulockern. Diese raffinierte Täuschung gelingt gut, wie Monikas Text beweist:

Unterschiedlichkeit macht stark. Jeder kann etwas besser als der andere. Nach dem Prinzip funktionierten Partnerschaften besonders gut. Auch die von Tommy, Toto & Jan. Tommys kann Thai, Jan kann Schwäbisch. Tommy kann reden, Toto kann arbeiten. Tommy kennt das Ziel, Jan kennt den Weg (manchmal) – oder umgekehrt.

Tommy – es ist praktisch unmöglich ihn nicht zu mögen. Sein ‚Rock n Roll‘ schallt einem gleich morgens im Hotelflur fröhlich entgegen. Die Haar aufgestellt wie ein Kakadu. Das knallbunte Bike Shirt weckt die müden Augen mit auf. Umtriebig wuselt er umher und hat schon das Frühstück klar gemacht. Wan-Tan Suppe in der Garküche gegenüber. Dazu süße Dampfbrötchen, die von manchen versehentlich in die Chilisoße gestippt werden. Wie eine hungrige Raubkatze tigert Tommy durch den angrenzenden Laden und findet – wie immer – noch etwas, was wir probieren müssen. Diesmal ist es ein Mangostanen-Saft, der entkorkt wird und den Tom tapfer austrinken muss.

Toto schichtet unsere Koffer ins Auto. Inzwischen hat er einen genauen Plan was, wo, wie reinpasst und dirigiert die Hoteljungs entsprechend mit den großen und kleinen Taschen. Wehe, einer der Pagen stellt ein Gepäckstück nicht dahin wo es hingehört. Durch seine Zahnlücken kann Toto kann schön fauchen. Ganz zum Schluss kommt die Kiste mit Eis und Getränken. Anfangs noch überquellend voll, schmilzt der Vorrat von beiden schnell dahin. Seine große Leidenschaft für Rallyefahrten kann Toto mit uns nicht ausleben. Ganz im Gegenteil – er tuckert wie ein kleiner Müllwagen mit 20 Stundenkilometer und Blinklicht hinter uns her. So geduldig, dass sogar der heute im Auto sitzende Martin ganz zappelig wird.

Eine thailändische Landzunge schiebt sich die Küste entlang in Richtung Kambodscha. Rechts ist das Meer, links ein Bergrücken, dazwischen die Straße, auf der wir weiter nach Süden radeln. Bedeckt von einer ordentlichen Schicht Sonnenmilch und Schweiß. Zusammen mit dem Straßenstaub ergibt das eine schön klebrige Panade. Die Farbe von Grillwürstchen haben wir auch schon erreicht. Ein Bad könne helfen. Die erste Stichstraße in Richtung Beach verläuft im Sumpf. Die mutigen Vorausradler bleiben aufrecht im Sattel sitzend stecken und schieben ächzend das beschmierte Gefährt aus dem schmatzenden Erdreich zurück Richtung Straße. Tommy hat vorsorglich auf der Straße gewartet. Sorry! Sorry! Er hat schließlich frische Socken und Schuhe an.

Dann eine neue Idee. Ein Militärstützpunkt hätte auch einen schönen Strand verrät er uns. Tatsächlich deuten einige Polizisten ein paar Kilometer später freundlich mit ihren Maschinenpistolen Richtung Meer. Am Strand sind wir ganz alleine. Anette, Petra und Tom dümpeln wie leere Ölfässer im warmen Meer. Ein Restaurant kocht Fischsuppe für uns.

Tommy – wo fahren wir eigentlich hin? Das Hotel und Übernachtungsörtchen, das Jan ausgesucht hat, wischt er mit einer lässigen Handbewegung beiseite. Das ist ein Fischerdorf – da stinkt es. Unzumutbar. Er hat etwas Besseres ausgesucht. Wie weit? Irgendwo da hinten halt. Vielleicht noch 7 Kilometer. Fast richtig – nach 25 Kilometern biegen wir zum Hotel ab.

Die kleinen Häuschen lugen freundlich hinter Bananenpflanzen hervor. Geckos sitzen vor der Haustür. Wir müssen am längsten auf Tommy warten – sein Knie tut weh. Er kann wirklich nicht so schnell radeln. Normalerweise geht das vieeel besser. Nur dummerweise gestern und heute nicht. Entschuldigend deutet er auf sein linkes Knie – seltsam vorhin war es doch das rechte – oder?

Toto wollte ihn schon mit dem Auto aufsammeln. Die beiden sind Freunde seit vielen Jahren und haben zusammen schon viele Jobs erledigt. Als Mechaniker die Jet-Ski Weltmeister in Arizona/USA betreut und in Schweden Radrennprofis unterstützt. Möchten sie irgendwo anders leben? Niemals. Hier in Thailand sind sie zu Hause. Morgen bringen sie uns an die Grenze und kehren dann mit den Bikes nach Bangkok zurück. Davor gibt es das letzte von Tommy organisierte, gemeinsame Abendessen. Sensationell gut. Er isst gerne und davon haben wir profitiert. Versteckte, besonders gute Garküchen finden sind eine große Leidenschaft von Tommy. Das haben wir die letzten Tage genossen.


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Papayasalat und Tropenregen

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Blog von Monika (wesentlich besser als ihr Würfelspiel), Track von Dieter, die Maschine läuft sich warm:

Wir sind am Meer. Wenn wir alle aus unseren entzückenden Pavillons purzeln, können wir es direkt vor uns liegen sehen. Glattgebügelt wie die Laken in unseren Himmelbetten liegt es vor uns. Nur ein paar Fischerboote pflügen emsig Richtung offenes Meer: Vorräte aufstocken. Nachdem wir am gestrigen Abend etwa den Jahresfang der kompletten Fischereiflotte dieser Bucht vertilgt haben, müssen sie unverzüglich ihre Netze auswerfen.

Wir versammeln uns zum Start. Ein paar Charakteristika der Mitradler haben sich schon herauskristallisiert: Dieter ist unser Lotse. Er hat an seinen Fahrradlenker alles geschraubt was irgendwie nur hinpasst: GPS, Fototasche, Rückspiegel. Zusätzlich hat er die Trecks von Jan erhalten und jetzt den Blick immer gewissenhaft aufs Navi geheftet. Großartige Landschaft, winkende Menschen – keine Chance. Unsere Truppe muss schließlich sicher ans Ziel gelotst werden. Ein kurzer Ausfall der Technik am gestrigen Nachmittag nagt heute noch an ihm und kommt einer persönlichen Beleidigung gleich.

Uwe sieht immer hochprofessionell aus. Von Statur und Kleidung wie ein Radrennfahrer – nur die Startnummer fehlt noch. Heftet man ihm diese an die Brust, könnte man meinen, er ist nur versehentlich in unsere Truppe geraten. Annette steht dem in fast nichts nach, allerdings wirft sie nach ca. 30 Sekunden alle nicht wirklich dringend benötigten Kleidungsstücke in die Packtasche. Ernst fährt hinten. Tommy in einer wilden Stopp & Go Mechanik und hat meistens irgendeine Dose mit Eiskaffee oder Powerdrink in der Hand. Lutz fährt alles, vorne und hinten. Vor, zurück, wieder vor. Bevorzugt an Steigungen schießt er in typisch aufrechter Haltung mit Hochgeschwindigkeit an allen vorbei. Heimliche Inspektionen haben aber ergeben, dass er kein E-Bike hat.

Der Himmel ist genauso blau wie der Indische Ozean. Noch. Nach unserem Übernachtungsörtchen knicken wir ins Landesinnere ab. Die versprochenen verkehrsberuhigten Straßen münden in einen unbefestigten, wunderschönen Weg durch die Landschaft mit ca. 187 verschiedenen Grüntönen. Wir sind ganz begeistert. Reichlich angezapfte Kautschukbäume säumen den Weg. Auf irgendeinem Material müssen Sebastian Vettel und wir schließlich dahinrollen.

Wir schaffen es tatsächlich – zumindest am Vormittag – etwas langsamer zu fahren. Machen Pause und knuspern die frischen Bananenchips von Tom weg. In weiser Voraussicht hat er einen kleinen Laden leergekauft und verteilt sie großzügig. Die Sonne brennt – bloß nicht stehenbleiben. Wenn nicht anders möglich – dann nur im Schatten. Selbst die wenigen Sekunden die wir an Kreuzungen stoppen, sind heftig und außerordentlich schweißtreibend.

Nudelsuppen-Garküchen-Mittagessen-Pause. Tommy schäkert mit den Küchenmädchen und scheucht das männliche Personal. Er bringt die Suppen und dreierlei Papaya-Salat: Mild (also richtig scharf), scharf (au-weia) und ‚hot‘ (geht gar nicht, nur essbar für Menschen die auch Rasierklingen frühstücken). Tom und Jan versuchen es trotzdem und brauchen hinterher einen halben Liter Suppe für den Löschvorgang.

Etwas träge stemmen wir uns von den kleinen Plastikstühlchen hoch. Im Süden grummelt es plötzlich und schwarze Wolken haben sich aufgetürmt. Wohin müssen wir, Dieter? Er deutet unerbittlich direkt nach Süden. Wir kommen gerade drei Kilometer weit. Aber das Tropengewitter ist höflich und schickt freundlicherweise ein paar erste zaghafte Tropfen. Es reicht aus, um die Kameras schnell wasserdicht zu verpacken oder in unser Fahrzeug zu werfen. Dann stürzt das Wasser herunter. Europäischer Regen und Radler werden wohl nie Freunde werden. Hier ist das anders – eine willkommene Abkühlung. Er klopft freundlich gegen die Radlhelme, beschlägt die Brillen, läuft oben in die Schuhe und unten hinaus, das aufspritzende Pfützenwasser ist badewannenwarm, größere Abfahrten sind nicht zu meistern, ein paar kleinere Sturzbäche quer über die Straße. Nur eines müssen wir akzeptieren: nasse Radlkleidung klebt und kann nur mit einem leicht saugenden Geräusch vorübergehend von Bein und Bauch abgezogen werden. Selbst figurumspielende T-Shirts zeichnen im nassen Zustand die genauen Körperkonturen nach.

Bei der Einfahrt nach Chantaburi hört der Regen dann auf. Wir ziehen eine nasse Spur durch die Hotellobby hinaus auf die Terrasse und tropfen dort weiter vor uns hin. Tommy organisiert Schmutzbier, Jan die Zimmerschlüssel und alle notwendigen Informationen über Wäschedienst, Bankautomaten, Frühstückszeiten, Parks- und Geschäfte in der Umgebung, WiFi Kennwörter und schickt uns in unsere Zimmer. Um 19 Uhr gibt es Abendessen. Bis dahin müssen wir wieder sauber und trocken sein.


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Auf neuen Wegen zum Ziel

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

Von Beijing zum Minggräber Stausee , 65 km auf dem Rad und 6 km durch den Sommerpalast. Trocken aber trüb.
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Der Blogeintrag für diesen Tag ist eine Gemeinschaftsproduktion von APH. Vielen Dank dafür!
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Es ist gut, dass wir einen Reiseleiter dabei hatten, der mit modernster Ortungstechnik ausgestattet ist. Da wo laut Plan eine Dorfstraße sein sollte, fehlten sowohl das Dorf als auch die Straße. Stattdessen standen wir vor dem verschlossenen Tor einer Baustelle (siehe dazu die entsprechenden Bilder in der Galerie. Die Satellitenaufnahme zeigt noch das Dorf, die blaue Linie ist unsere gefahrene Strecke). Aber mit einem Blick auf das Navigationsgerät und in nur zwei Anläufen fanden wir eine Umgehung und somit zurück auf die geplante Strecke.

Auf dem Weg dahin hatten wir schon das Vogelnest und das Olympische Dorf gesehen und wir hatten uns aus dem Gewusel des Stadtkerns von Peking heraus gekämpft.

Ein Strecken-Highlight war der kaiserliche Sommerpalast mit zwei Pagoden, einem langen Korridor, einem überdachten Wandelgang am Ufer des Sees, und einem buddhistischen Tempel hoch oben über dem Park – ein dreistündiger Rundgang mit einer kurzen Verschnaufpause auf einem stilisierten Drachenboot.

Nach dem Rundgang ohne Fahrrad schlürfen wir unsere erste Nudelsuppe in einer klitzekleinen Imbissstube, die sonst nur Einheimische nutzen. Der Geschmack der Suppe konnte sich durch den mehrfach genutzten Wok bestens entfalten. Der Vorschlag der Gruppe, den Reiseleiter zukünftig auf ein Küchenfahrrad mit integrierter Feuerstelle und Wok umsteigen zu lassen, stieß auf hilfloses Unverständnis bei selbigem. Dabei gab es so viele duftende und dampfende Vorbilder solcher Räder (mit Maiskolben, Kastanien, Teigtaschen oder Honigmelonen) am Straßenrand.

Erholsam vom aufregenden Getümmel der Stadt ging es jetzt auf angenehmen Wegen an idyllischen Kanälen entlang. Am frühen Abend erreichten wir unsere ökologische Unterkunft „Nature Times Hotel“ und gönnten uns unser erstes schmutziges Bier. Abends speisten wir ein fünfgängiges Menü am gediegenen Holztisch.


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Im Zug

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012

(Der heutige Eintrag entstand mit freundlicher Unterstützung bzw. durch die Hand von Gabi. Vielen Dank!)

Unsere Räder wurden heute abgeholt, so dass wir mit dem Bus nach Peking fahren. Der Pagodenwald, den wir besichtigen wollten ist leider geschlossen. Also einigen wir uns darauf, das Vogelnest, einen Markt, das Künstlerviertel und ein modernes Stadtviertel anzuschauen. Spätestens nach dem ersten Stau ist allen klar, dass, wenn man noch ordentlich essen möchte (was mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Reise wurde) nicht alles schaffen kann. Also machen wir nur die Hälfte und staunen über die Olympiaanlage und die Dinge, die auf dem Markt angeboten werden. Schließlich müssen wir uns noch mit Proviant für unsere lange Zugfahrt eindecken. Auf die Hühnerfüße verzichten wir schließlich und kaufen tütenweise Kekse, Instantsuppe und Hochprozentiges. Die Zugfahrt kann beginnen – na ja, es ist nur noch eine riesige, von Menschen wimmelnde Wartehalle hinter uns zu bringen. Wir werden wieder mal wie Exoten angeschaut und fotografiert, aber daran haben wir uns gewohnt und lächeln zurück.

Im Schlafwagen ist unsere Gruppe mit chinesischen Reisenden gemischt. Es macht Spaß, das Treiben und Gewusel zu beobachten und hautnah zu erleben, wie freundlich einem die Menschen hier begegnen. Wissbegierig wird mit Worten, Händen, Schreiblock etc. versucht, sich zu verständigen und es werden Kekse getauscht.

Aus den versprochenen 23 Stunden Zugfahrt werden schließlich gut 24 und wir fahren zu recht später Stunde in Guilin ein, dem Traum aller chinesischen Landschaftsmaler. Die vielen Karstfelsen kann man zwar nur noch erahnen, aber dafür empfängt es uns mit einer großen Menge bunter Lichter und noch reichlich Leben auf den Straßen. Leider gilt das weniger für die Restaurants, denn schon um 9 werden hier die meisten Tresen hochgeklappt. So haben wir etwas Mühe noch eine geöffnete Lokalität ausfindig zu machen. Gegen 10 Uhr werden wir schließlich doch noch fündig und das gar nicht mal so schlecht – wieder ein leckeres Abendessen mit neuen Spezialitäten.

Chinesische Obstpartie

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012

(Der heutige und die folgenden zwei Einträge entstanden mit freundlicher Unterstützung bzw. durch die Hand von Gabi. Vielen Dank!)

Für heute haben wir uns eine Rundfahrt durch das Tal der Ming-Gräber vorgenommen. Da wir durch einen Plattfuß noch etwas aufgehalten werden, ist in unserem Frühstückslokal im Dorf die Auswahl mittlerweile schon etwas eingeschränkt, dafür aber landestypisch und für jeden spannend, wie‘s wohl schmeckt. Danach machen wir noch einen Halt am Melonenstand. Die Versorgung mit Früchten ist auch heute wieder überdurchschnittlich gut und der Händler und wir hatten Spaß dabei.

Nach einer Fahrt durch die Dörfer stehen wir vor dem Tor des jüngsten Grabes, des Siling, einige klettern an der Mauer hoch, um einen Blick zu erhaschen und das Fengshui des Tales einzufangen, andere versuchen, den Wärter zu überreden, uns einzulassen. Er freut sich über unsere Gesellschaft, lässt sich aber nicht erweichen. Dann geht’s weiter zum bekanntesten und ältesten Grab Changling mit einem Museum der Minggräber und anschließend zu einem leckeren Essen. Schließlich müssen wir uns ja für die nächste Bergetappe stärken …