Venedig des Ostens

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Suzhou Stadtbesichtigung. 12 km

Das Wetter stand heute schon eher auf unserer Seite. So gingen wir das Programm für Suzhou an. Als erstes besuchten wir den Garten des bescheidenen Beamten, der als eines der größten und schönsten Gärten von Südchina gilt. Dem Namen nach zu urteilen, scheint Ironie ja hier doch keine vollkommen unbekannte Kunst zu sein. Der etwa 50,000 m² große Garten entzückt mit einer wunderschönen Anlage und lädt einen an jeder Ecke ein, sich für ein Weilchen hinzusetzen, das Grün um sich zu genießen und dem Touristischen Treiben zuzuschauen. Beeindruckend ist auch riesige Kollektion von Penjing (chin. Bonsai).

Anschließend ging es zur nahegelegenen Nordtempelpagode, auf dem man einen guten Überblick über die Stadt bekommt. Wir konnten jedoch auch schon erahnen, was uns auf unseren nächsten Fahrradtagen bevorsteht: Ein Meer aus Beton, soweit das Auge (in dieser Dunstglocke) reicht. Im Teehaus des Tempels kehrten wir ein und ließen uns einlullen von der Atmosphäre und der Guqin Musik aus den Lautsprechern. Vor uns ein malerisches Bild mit weißen Tauben, die von Tempeldach zu Felsen flogen über einem Teich mit plätschernden Fischen. Dazu jeder eine Tasse grünen Tee. Das nenn ich mal Meditieren für Anfänger!

Wir rissen uns irgendwann nach 1,5 Std. dann doch aus unserer Trance und stärkten uns mit fantastischen frittierten Teigtaschen. Vergebens versuchten wir das Rezept den süßen Knet- und Faltdamen zu entlocken. Sie boten uns jedoch an, ein 2 wöchiges Praktikum dort zu machen, um die hohe Kunst des fluffigen Teiges zu lernen. Leider hatten wir dafür nicht die Zeit und fuhren in Richtung Fluss auf der Suche nach einem Bootanleger. Fündig wurden wir, nach dem wir am Kanalufer einige Male hin und her geschickt wurden, in der belebten 7-Meilen-Shantang Straße und tuckerten schließlich den Kanal entlang. Der Kapitän betätigte die chinesische automatisierte Reiseleiterin, welche dann während der Fahrt erzählte von besonders alten Brücken, Wu-Gräbern und Handelszentren während der Blütezeit.

Die Stadt Suzhou wird in manchen Reisebroshüren auch mit Venedig des Ostens beschrieben, ein Vergleich, den viele andere Länder Asiens kennen, wie z.B. meine Heimat Bangkok, obwohl ich das nie nachvollziehen konnte. Die Zeit in der die Kanäle Bangkoks mal romantisch waren, liegt wohl schon länger zurück. Suzhou jedoch kommt da der Sache schon ein bisschen näher, auch wenn Motoren statt Gondolieres benutzt werden.

Eigentlich war für den Abend Grillbuffet geplant. 39 Yuan all you can grill schien jedoch auch einer Menge anderer Leuten zuzusagen, sodass wir ausweichen mussten und uns mit u.a. zarten Kaninschen-Schenkel zufrieden geben mussten. Welch ein Drama!


Sonderzug nach Pank-zhou

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Zugfahrt nach Suzhou

Als wir heute Morgen aus der Hoteltür blickten, war die Tagesstimmung bereits leicht getrübt: Es regnete und die Wolkendecke hing tief über den Hochhäusern von Shanghai. Nun ja… wir mussten ja auch erstmal nur Zug fahren. Allerdings hatte mir der Restaurantbesitzer vom Vorabend doch ein wenig optimistische Zeitangaben gemacht, als er meinte, wir kämen in allerhöchstens einer halben Stunde zum Bahnhof. Mit einer großzügigen Zeitplanung stiegen wir in unser Taxi, dessen Fahrer nervös aufs Gaspedal trat, als er hörte, wann unser Zug los fuhr. Trotz Regen und stockendem Verkehr kamen wir für 15-Mio-Menschen-Stadt-Verhältnisse relativ gut durch. Die Tore zu unserem Gleis wurden uns jedoch vor unserer Nase zu gemacht. In China aber alles kein Problem: Neue Karte, neues Glück. Eine halbe Stunde Verzögerung lässt sich doch ganz gut verkraften. Die Szenerie, die an einem vorbeirauschte bei Tempo bis 243 km/h war nichts weltbewegendes, wirkte aber in diesem Dunst von Grau und Regen doch etwas trist. Endlich kamen wir in Suzhou an und machten uns gleich auf unsere Räder. Vom Sattelenthusiasmus ergriffen, fuhren wir kreuz und quer durch die Gassen Suzhous. Das Wetter wollte jedoch nicht so richtig mitmachen, so entschlossen wir die Sightseeing-Tour auf morgen zu verschieben und machten uns einen entspannten Tag.

Als Trost gab es wunderbare Flusskrebse im Glutamatmantel und gezapftes Bier aus großen 0,6 l Gläsern. So was sieht man auch nicht alle Tage in China. Ein Dankeschön an Andreas für den tollen Tipp!


Über alles erhaben

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Shanghai. Stadtbesichtigung.

Welche Attraktion in Shanghai nicht fehlen darf ist der Yu-Garten – eine verhältnismäßig kleine Gartenanlage im Herzen von Shanghais Altstadt, die ursprünglich noch aus dem 16. Jahrhundert stammt. Trotz der kleinen Fläche schafft es der Garten geräumig zu wirken, indem er verwinkelte, kleine Einzelteile aufgeteilt wurde. Als wäre er extra für den großen Besucheransturm erbaut, fühlt man sich hier nie erdrückt von den Massen und man findet überall noch eine kleine gemütliche Ecke um etwas die Seele baumeln zulassen.

Um den Yu-Garten befindet sich ein riesiger Andenken- und Touri-Krams-Markt, dass alles zu bieten hat, was ein Tourist sich wünscht. Leider sind wir ja gerade erst angekommen und waren noch nicht vom Souvenir-Kaufrausch ergriffen. Also zielten wir einen anderen Markt an: der Pflanzen- und Tiermarkt. Dieser war etwas unscheinbar in einer kleinen Halle untergebracht und hatte unter anderem, Katzen, Vögel, Hamster, Eichhörnchen, Schildkröten, Fische, Blumen vor allem eines zu bieten: Grillen! – Kampfgrillen, um genauer zu sein. Der Züchter testet immer wieder seine Exemplare auf Beweglichkeit und Aggressivität und teilt diese dann in Kategorien ein. Mit diesen werden dann in kleinen Arenen Kämpfe veranstaltet und gewettet was das Einkommen hergibt. Eine normale Grille kostet um die 10 Yuan. Aber für echte Gladiator-Grillen ist der Preis nach oben offen.

Ein kleiner Abstecher noch in den nahegelegenen Antiquitätenmarkt und es hatte sich für uns für den Tag ausgemarktet. Wir erholten uns von dem ganzen Überangebot im Fuxing Park und schauten der älteren Generation bei dem zu, was man eben in dem Alter in China im Park so macht: Chineisches Schach/Mahjong/Go spielen, Teetrinken, Musizieren, Tanzen, Diabolo spielen, Drachen steigen…

Für den Abschied von Shanghai haben wir uns das Beste zum Schluss aufgehoben und gingen auf die Aussichtsplattform des World Financial Center Shanghai, dem höchsten Hochhaus Chinas und schauten zu, wie die Sonne im Dunst der Stadt verschwand und künstliche Beleuchtung allmählich eingeschaltet wurde um das Gesamtbild der Shanghaier Skyline zu bilden. Um Punkt 7 kam als allerletztes der krönende Abschluss, als die Perle des Orients (Shanghaier Fernsehturm) sein farbenfrohes Lichtspiel anschmiss. Ein Anblick, der vor allem von oben Assoziationen mit Phillip K. Dick-Stadtbilder auf LSD hervorruft. Wir gönnten uns wieder einmal ein kleines 40-RMB Bier und stießen auf den „Höhepunkt“ unseres Lebens an (474 m).

Mit der Fähre ging es dann zurück Richtung Hotel. Vorher natürlich noch das obligatorische Abendmahl um dann anschließend gemütlich in die Federn zu plumpsen.

Legaler Kinderhandel

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Shanghai. Ankunft.

Nach einer leicht strapaziösen Reise, einem verpassten Flugzeug-Frühstück und einem vermissten Koffer treffe ich endlich am Shanghai Pudong Airport auf Martin, mit dem ich vorerst das 2er Team bilde und durch das Yangzi-Delta fahren werde.

Wir entschlossen uns mit der Magnet-Schwebebahn (man vertraut auf deutsche Siemens-Technik) in die Stadt zu fahren. Leider erwischten wir den Zeitrahmen, indem die Bahn nur mit läppischen 300 km/h daher tingelt. Das 430 km/h Zeitfenster hatten wir leider verpasst. Weiter ging es dann mit dem Taxi (VW natürlich… wieder die gute deutsche Technik) zum Hotel.

Was macht man bloß in Shanghai? Richtig, man geht als allererstes direkt zum Bund (auf den/die/das Bund?? Ich weiß es immer noch nicht grammatikalisch korrekt zu benutzen) und begutachtet DAS China-Bild der 2000er Jahre. Auf der einen Seite des Haungpu-Flusses stehen die alten Pracht-Kolonialbauten vom Anfang des 20. Jahrhunderts der damaligen Kolonialherren, wie Zollhaus, Banken, Schifffahrtsgesellschaften etc. Und auf der anderen Seite präsentiert China seinen wirtschaftlichen Aufschwung mit modernen Hochhäusern und einem Fernsehturm, wie aus den Sciencefiction Filmen der 90er Jahre. Die Symbolik hier beißt einem geradezu in die Augen. Hinzu kommt, dass auf jedem der Kolonialbauten die chinesische Flagge weht, als wollten sie alle stets daran erinnern, dass sie nun ihre eigenen Herrscher über den Handel und die Finanzen sind. Stimmt ja auch…

Anschließend einen Spaziergang durch die Haupteinkaufsstraße Nanjinglu und zu unserer ersten kulturellen Kuriosität, dem Hochzeitsmarkt im Volkspark (Renmin Gongyuan). Hier treffen sich Eltern von Kindern in heiratsfähigem Alter, die der Meinung sind ihren Kleinen bei der Partnersuche unter die Arme greifen zu müssen. Auf Schirmen sind die Steckbriefe der Kandidaten angeheftet mit Grundinformationen wie Name, Alter, Größe, Gewicht, Sternzeichen, Beruf, etc. Aber der wichtigste Punkt ist wohl das Einkommen. Wenn das nicht stimmt, braucht man auch gar nicht erst anfragen. Das Alter der Kandidaten reicht von Anfang 20 bis Ende 50. Aber bei dem Aufgebot muss doch für alle was dabei sein, sollte man meinen. Die Kinder selber fragt natürlich keiner. Ein interessanter aber auch etwas trauriger Einblick.

Ein Ankunft-Bierchen gönnten wir uns in Xintiandi. Ich übersetze das mal sehr frei (mit einem leichten Unterton) mit Brave New World. Hier wurden alte Shanghaier-Häuser (Shikumen) renoviert und zu einem, wie Martin sagt, Bierdorf, umgewandelt, indem Restaurants, Bars und Boutiquen für die süper-chics zu finden sind. Mit einem Gefühl leicht deplatziert zu sein, schlürften wir unser kleines 40-RMB Bier aus und fuhren zu einem Kungfu-Restaurant für unser erstes chinesisches Abendmahl… ein ganz erfolgreicher Einstieg in Shanghai würde ich mal sagen.

Zaijian, Sok Dee, La kohn!

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Den letzten Tag nutzten alle um noch die letzten unentdeckten Ecken von Chiang Mai aufzusuchen, die letzten Mitbringsel zu holen, die versteckten Tempel zu finden und über die bisher übergangenen Märkte zu schlendern.

Leicht wehmütig trafen sich alle um 6 in der Hotellobby wieder um zum Flughafen Chiang Mai zu fahren. Gemeinsam flogen wir nach Bangkok wo sich dann unsere Wege trennten.

Rückblickend war es eine gute Tour ohne Zwischenfälle und mit nur kleinen Pannen. Die Räder haben ihre Pflicht getan, meine Kette hat gehalten und der Straßenbelag war eines der besten, auf denen ich je gefahren bin. Lediglich Thailand könnte mal ein paar Nebenstraßen mehr bauen, oder langsam Rücksicht auf die steigende Anzahl an Radfahrer nehmen. Radwege sind langsam angebracht, wenn die Zahl an jährlichen neuangeschafften Fahrzeugen konstant bleibt.

Alles in allem aber eine schöne Reise die bei uns allen hoffentlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Räucherstäbchen und glühende Bremsbeläge

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Auf dem Plan stand heute der Wat Doi Suthep, ein Tempel auf dem Doi Suthep, einem der größeren Hügel in der Umgebung von Chiang Mai. Frank war ursprünglich der einzige, der seine gestrige Etappe nicht seine Letzte nennen wollte. Als Reiseleiter mit den Ersatzteilen musste ich natürlich begleiten. Der Rest wollte sich ursprünglich hochfahren lassen. Allerdings warnte mich in der Hotel-Lobby ein Taxi-Fahrer bereits vor, dass man für die 20 km bis zum Tempel hoch etwa 1,5 bis 2 Stunden einplanen müsse. Keiner von uns hatte, verständlicherweise Lust 2 Stunden auf der Ladefläche von einem Pickup drauf zu sitzen und die Abgase der anderen Autos einzuatmen. Und so gesellte sich Dirk mit zur Fahrradfranktion und Martin und Hardy machten lieber einen Stadtbummel.

Schnell wurde uns Fahrradfahrern klar, dass die Taxifahrer vor dem Hotel nicht übertrieben hatten. Wir quetschten uns vorbei an den stehenden Autos und je höher wir den Berg hochkraxelten desto voller wurde es. In 2 langen Spuren standen die Autos ca. 4 km vor dem Gipfel und überstrapazierten ihre Bremsen, die rot aufglühten und den Geruch von geschmortem Gummi und glühendem Metall freigaben. Statt des notwendigen Sauerstoffs für die letzten Höhenmeter stand uns nur noch Abgas zur Verfügung. Oben angekommen und vom Anblick des Ansturms auf die Spitze immer noch leicht unter Schock, war ich heute mal ganz froh ein altes verschwitztes und stinkendes T-Shirt angezogen zu haben, was mir hoffentlich wenigstens 20 cm mehr persönlichen Freiraum verschafft.

Der Tempel selber war zwar voll, jedoch nicht gegenseitig-tottrampel-voll. Und wir konnten die nette Aussicht genießen und uns ein geweihtes Glücksbändchen bei einem Abt holen als Talisman für das angebrochene Jahr. Die glitzernde Spitze der vergoldeten Stupa und vielen Farben und Eindrücke, wie etwa traditionelle Tanzeinlagen ließen ein wenig die Anstrengung vergessen. Die Abfahrt war jedoch nicht minder anstrengend und wir waren froh, als wir wieder in der ruhigen Oase unseres Hotels standen. Ein Abenteuer war es jedoch allemal.

Einigen Teilnehmern habe ich Hefeweizen versprochen und wir entschlossen uns den letzten Abend für die Wiedereingewöhnungsphase in die Deutsche Heimatskultur zu nutzen und gingen in die Chiang Mai German Microbrewery, wo es das wahrscheinlich beste Weizenbier im Umkreis von 800 km gab. Meine Empfehlung: Das super süffige Weizenbock!


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Törööö…

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Eigentlich wollten wir ja pünktlich zur Elefantenshow auf dem Weg nach Chiang Mai. Das neue Jahr lag einigen von uns aber noch tiefer in den Knochen als erwartet. Erst nach einer ausgedehnteren Kaffeepause waren wir alle im Jahr 2555 (nach dem buddhistischen Kalender) angekommen. Etwas verspätet kamen wir an dem Elefantencamp an in dem die Mahuts den Zuschauern zeigten, was man mit den Dickhäutern alles anfangen kann. Ein Elefant malte sogar ein Bild.

Leider mussten wir noch ein ganzes Weilchen auf der 107 bleiben. Und die leise Hoffnung, dass heute etwas weniger los sein könnte auf den Straßen hatte sich nicht bestätigt. Ab der Hälfte der Strecke ging es aber zum Glück ab von der Hauptstraße auf eine kleine Nebenstraße entlang des Ping-Flusses. Diese führte uns fast bis zum Hotel, dass zwar zentral aber dennoch ruhig gelegen war, mit Pool und allem erdenklichen Komfort.

Einige von uns nutzten die Gelegenheit und sprangen ins kühle Nass oder schlenderten in der Gegend rum bevor wir abends gemeinsam über den allseits bekannten Chiang Maier Sunday-Nachtmarkt schlendern wollten. Frisch geduscht und erholt von dem mittlerweile ziemlich heißen Nachmittag stürzten wir uns ins Getümmel… und gingen prompt unter in dem Strom von Menschen. Das wir nicht die einzigen Touristen um Silvester in Chiang Mai sein werden war mir klar. Auf die Massen an Menschen war ich jedoch nicht vorbereitet. Die öffentlichen Lautsprecher entlang der Straße ermahnten die Verkäufer auf etwas mehr Nachsicht mit den Käufern und die Besucher auf Vorsicht vor Kleindieben und perversen Grabschern. Die offizielle Stimme schätzte die Besucherzahl auf etwa 100‘000 auf dem heutigen Nachtmarkt… gefühlt waren es 1‘000‘000. Wir kämpften uns durch den Fluss aus Menschen zur Fressmeile in einem Tempel, wo wir mit ein bisschen Glück gerade noch einen Platz ergattern konnten.

Nach dem Essen wagten wir noch einen Versuch und erhofften uns vielleicht doch noch etwas vom Nachtmarkt mitnehmen zu können. Doch es war zwecklos. Anhalten war unmöglich. Die Strömung war einfach zu stark. So retteten wir uns an die Ufer und suchten uns nach einem Erholungsbier ein Weg durch die leeren Nebengassen zurück zum Hotel. Schade eigentlich… Aber Chiang Mai, so schön Du auch bist und so vielfältig Dein Nachtmarkt auch sein mag… Du bist für Neujahr 2555 einfach viel zu klein!


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Happy New Year Kaaaaaaaaaaa!

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Die letzte Etappe in diesem Jahr stand heute bevor. Und es sollte keine einfache werden. Die Strecke verlief fast komplett, entlang der 107. Eine an sich, für thailändische Verhältnisse, nicht allzu befahrene Straße. Silvester und Neujahr zählen in Thailand allerdings diesmal zu den längeren Feiertagen. Ganze 2 Tage hat man hier zusätzlich frei. Und dass, weil sowohl der 31.12. als auch der 1.1. auf ein Wochenende fallen. Denn das Anhängen von Ersatzfeiertage sind in Thailand Pflicht. Der Norden gilt dazu als DAS Erholungsgebiet in der „kühlen“ Jahreszeit. Wenn man Glück hat, kann man sogar mal die langärmligen Sachen aus dem Kleiderschrank holen. Auch wenn das Fahrradfahren auch unter Thailändern im Kommen und der Norden die beliebteste Radelgegend ist, sind es immer noch geschätzte, zu vernachlässigende 0,00001% die hier mit ihren Mountainbikes unterwegs sind. Der Rest verlässt sich lieber auf ihre SUVs. Bei dem Verkehr heute, kann man es ihnen auch nicht wirklich übel nehmen.

Der erste Teil verlief durch mehr oder weniger zivilisierte Ortschaften, die entlang der Straße gelegen sind und einfach nicht aufhören wollten. Als die Serpentinen im Grünen anfingen, hatte man kurz die Hoffnung, es könnte ruhiger werden. Doch immer noch genug Leute waren unterwegs auf der Suche nach einer Bleibe zu Silvester, so dass man kaum eine ruhige Minute hatte um die schöne Landschaft um sich herum zu genießen.

Als sich die Gruppe oben auf dem Gipfel wieder zusammengefunden hatte, wollten Martin und Dirk nur noch runter von der Straße und so schnell wie möglich ins Hotel. Der Rest dackelte hinterher… immer schön hintereinander. Erst nach der Abbiegung 2 km vor dem Hotel kehrte endlich wieder Ruhe ein auf den Straßen.

Die Resortanlage hatte ein ähnliches Flair wie das gestrige, nur in etwas pompöserem Stil mit einem hübschen Restaurant auf dem Wasser. Das Silvesteressen dort allerdings war ein großer Reinfall. Das Bestellen dauerte 1,5 Stunden, das Essen selber eine halbe Stunde und das Bezahlen auch noch einmal eine Stunde. Dazu gab es nicht mal einen Entschuldigungsschnaps, wie etwa in Laos.

Um 10 Uhr abends schmiss man uns raus und Silvester 2011/12 drohte zu einem Desaster zu werden. Entmutigt setzten sich Martin, Frank und ich in das hauseigene Abendcafé, wo eine spärlich bekleidete Dame vor gähnenden 4 Thailändern Volkslieder über verlorene Liebe und Glück auf einer Bühne mit Agogo-Stange sang. Aufgeben war dennoch keine Option. Zum Neujahr gingen wir resigniert zu unserem Riesenbungalow zurück und zündeten Papierballons an und hofften, dass sie nicht brennend auf alte Holzhütten abstürzen würden. Wir packten unseren letzten Mut zusammen, gaben dem Silvester noch eine letzte Chance und kehrten ohne eine Alternative zu dem Café zurück. 2012 scheint ein verrücktes Jahr zu werden, denn pünktlich auf die Minute hat sich der Laden bis zum Rande gefüllt und drinnen ging die Post ab. Als dann auch noch die hübschen Dorf-Ladyboys dazu stießen, bebte der Schuppen. Wir blieben, tranken auf ein frohes Neues und tanzten mit den hübschen Frauen und Männern, bis der Frust einer neuen Hoffnung gewichen war. Bis es irgendwann um kurz vor drei hieß… „Morgen 85 km, ja??“


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Die letzten Plätze im Nirvana

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Unser Tag begann mit der letzten Bootstour auf der Reise. Wir fuhren den Mae Kok aufwärts nach Mae Salak. Zwischen drin stand ein Stopp in einem Karen-Dorf auf dem Programm. Dass die Karen-Völker sich dem Touristenansturm von Nordthailand stark angepasst haben, weiß man von den Langhals-Karen, die in Mae Hong Son ihren Körperkult zur Touristenattraktion ausgebaut haben – sei es freiwillig oder unfreiwillig. Hier war es nicht groß anders. An der Bootsanlegestelle stand ein großes Schild mit der Aufschrift „Big Snake“. Das funktioniert als Touristenfalle aber wohl immer noch besser als „authentic Karen Village“. Die paar Touristen, die sich noch hierher verirren, haben die Möglichkeit ein Bild mit den Riesen -Boas zu machen, die die Bewohner wie ihre Kuscheltiere halten. Also tranken wir unseren obligatorischen Kaffee und machten uns wieder schnell auf die Socken.

In Mae Salak warteten unsere Räder wieder auf uns und es konnte auf ruhigen Nebenstraßen weitergehen in Richtung Thaton. Gemütliche 20 km standen auf dem Programm, inklusive Zwischenstopp bei einer Orangenplantage mit frischgepresstem O-Saft. Da muss man auch nicht hetzen. Unser Durchschnittstempo wurde auch ganz schön gedrosselt, von dem in Thailand urplötzlichen Temperaturanstieg. Man könnte meinen die Laoten hätten ihre Heizungsrechnung nicht bezahlt und Thailand gleich 30 Jahre im Voraus. In Thaton kamen wir in einem kleinen netten Resort an, das idyllisch an einer Flussbiegung des Mae Koks gelegen war. Der Rasen war frisch gemäht, die Bäume sauber beschnitten, rustikale Holzmöbel aus Beton luden zum Sitzen ein und im Hintergrund lief aus versteckten Lautsprechern im Garten einlullende Thai-Klassikmusik. So stellt sich der Thailänder seinen Natururlaub vor.

Vor dem Abendessen ließen wir uns auf den Hügel zum nahegelegenen Prah Maha Jedi Kaew fahren, um den Sonnenuntergang noch von oben sehen zu können. Leider waren wir 5 Minuten zu spät und die Sonnenspitze stürzte hinter den Berg, bevor wir die Stupa erklommen haben. Der Prah Maha Jedi Kaew ist eine riesige Stupa der Extraklasse, erbaut von einem Geschäftsmann aus Singapur und großzügigen Spenden anderer wohlhabenden Gläubigen. Entlang den Wänden des Gebäudes sind einige Namen der Spender aufgelistet zusammen mit den jeweiligen schwindelerregenden Summen. Selbst der Wendelgang zur höchsten Ebene hinauf ist in Form eines Drachenkörpers gebaut und die einzelnen Schuppen aus purem Silber wurden alle einzeln gespendet. Auf jeder Schuppe steht der Name des jeweiligen Gutmenschen, damit man ja eine Referenz hat, wenn es dann bei der Abrechnung vor der Himmelspforte mal hart auf hart kommt. Das Ergebnis ist eine beeindruckende fünf Sterne Stupa. Allerdings kam sie leider nicht zu ihrem verdienten Ruhm, da sie etwa zeitgleich mit dem Wat Rong Khun, der ja eigentlich noch im Bau ist, eröffnet wurde. Googeln nach Bildern lohnt sich. Der wilde Traum in Weiß, stiehlt der (im Vergleich) kleinen Stupa eindeutig die Show. Aber das lag leider nicht auf unserem Weg.

Wieder unten in unserem kleinen Resort plätscherte immer noch die gleiche CD vor sich hin und die einheimischen Touristen testeten schon mal das Feuerwerk für den morgigen Silvesterabend.


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Highway to Hell

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Heute Morgen verabschiedeten wir uns von der Langsamkeit, von dem Kommunismus, von den vielen Kindern am Wegesrand, vom besten Bier Südostasien, von Laos. Bei dem kleinen Grenzübergang zwischen Huay Xai (Laos) und Chiang Khong (Thailand) ist zwar eine Brücke in Planung. Aber mit thailändischen und laotischen Bauarbeitern kann das Ganze noch ein Weilchen dauern. Es wäre die 4. Brücke, die Thailand mit Laos über den Mekong verbindet. Auf einer Länge der gemeinsamen Grenze von etwa 850 km entlang des Mekongs, sind die 3,5 Thai-Laotische-Freundschaftsbrücken ein gutes Symbol für die politische Beziehung der beiden Länder. Auch die 4. Brücke ist eher von Thailand und China geplant worden. Laos ist da nur Nebendarsteller. Also heißt es für uns noch mal Bootfahren, wenn auch nur für 2 Minuten.

Auf der anderen Seite des Flusses erwartet uns Dtaw, der thailändische Reiseleiter mit Loung (Onkel) Tawin, dem Fahrer. Die Einreise ging etwas flotter als in Laos und wir konnten schon bald auf der linken Straßenseite unsere Tour de Thailande norde beginnen. Leichter gesagt als getan. Denn gleich nach der ersten Kreuzung, bin selbst ich, als geübter Linksfahrer, auf die falsche Straßenseite abgebogen. Wir verabschiedeten uns vom Mekong und von Laos und verspürten schon bald darauf ein kleinen Anflug von Heimweh, nach dem Schmuseasphalt mit den wadenschmeichelnden Ondulationen, als die ersten Steigungen in Thailand anfingen. Bei den Steigungen hier kommt man genau so schnell den Berg hinauf wie schieben. Das hat man halt davon, wenn Pickups vor dem Straßenausbau in Massen importiert werden. Das Leid haben dann die Radfahrer zu tragen. An die hat natürlich keiner gedacht.

Oben auf dem Gipfel angekommen, kamen wir gerade rechtzeitig zu einer Hmong-Neujahrsfeier. Hierzu werfen sich die in Trachten gekleideten Dorfbewohner Stoff- und Tennisbälle zu. Das soll der Kommunikation dienen und erinnert etwas an ein Kennenlernspiel aus der Waldorfschule. Allerdings mit schwerwiegenderen Konsequenzen, wie etwa einer Hochzeit. Anders als noch in Laos haben die Bergvölker hier hochhackige Schuhe, Handys und Spiegelreflexkameras. Der Fortschritt ist wesentlich fortgeschrittener in Thailand. Was für uns Fahrradfahrer aber auch heißt, dass sich fast jeder ein Auto leisten kann und die Straßen wieder lauter und, be- und abgefahrener sind.

Eine Ahnung davon, wie viele Autos in Thailand wirklich unterwegs sind bekamen wir, als wir etwa 15 km vor unserem Zeil auf die Hauptstraße Nummer 1 stoßen. Der Name ist Programm, die Phahonyothin ist die 2. Längste Straße Thailands und ich könnte sie etwa 900 km immer weiter geradeaus fahren und käme dann bei meinen Eltern in Bangkok an. Nach Chiang Rai rein hat sie teilweise 8 Spuren und wir gehen regelrecht unter in dem Meer von Fahrzeugen. Nach der Entspannungskur in Laos sind die Hauptstraßen hier ziemlich respekteinflößend, um es vorsichtig auszudrücken.

Zum Abendessen bot sich zur Begrüßung von Thailand das „Sawasdee“-Restaurant an, was „guten Tag“ auf thailändisch bedeutet. Es begrüßte uns gebührend mit thailändischen Curry-Suppen, Hähnchen mit Cashewnüssen und anderen Leckereien.


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