Der Tag Null

Teatime im Himalaya, vom 18.02. bis 13.03.2016

Alles auf Anfang

Endlich wieder in Nepal. Ich habe das Land in den letzten acht Jahren lieb gewonnen. Kaum ein Land in Asien hat so eine vielfältige Kultur wie Nepal. Viel indische Einflüsse, natürlich. Aber eben auch chinesische, tibetische, westliche. Ein Land wie kaum ein anderes. Und am Rande des Abgrundes. Was das Erdbeben nicht zerstört hat, besorgte die Blockade der Grenze durch indischstämmige Minderheiten im Süden des Landes. Viele Nepalesen mache den großen Nachbarn Indien dafür verantwortlich. Mag stimmen. Aber die nepalesische Bürokratie, die heillos zerstrittene Politik und die allgegenwärtige Korruption tun ihr Übriges. Ist das ein Land, in dem man Urlaub machen sollte? Ja, jetzt mehr denn je. Weil die Nepalesen nie aufgeben, ihre Unabhängigkeit schätzen und trotz Erdbeben und Blockade das Leben weiter geht an den Hängen des Himalayas.

Der Tag Null also. Der Tag des Erdbebens.

Subechhya, Tochter von Barat Basnet, beide die guten Seelen unserer Partnerorganisation „Explore Nepal“ nimmt mich heute mit nach Khokana, ein historisches Dorf im Kathmandu-Tal, dessen historische Architektur fast vollständig während des Bebens zerstört wurde. Explore Nepal hilft, Khokani wieder aufzubauen, und China By Bike, besser gesagt unsere Teilnehmer haben mit ihren Spenden dazu beigetragen. Fast 3.000 Euro sind über uns zusammengekommen, ein Schulgebäude kostet rund 10.000 Euro.

Auf dem Weg nach Khokani laviert Subechhya äußerst gekonnt durch den Stadtverkehr, dem nicht anzumerken ist, dass Benzin seit einem halben Jahr rationiert ist. Bis vor zwei Jahren ist Subechhya noch Motorroller gefahren, das kommt ihren Fahrkünsten zu Gute. Vorbei an langen Schlangen vor den Tankstellen fahren wir, glücklicher Weise mit genug Benzin im Tank, nach Khokana.

Im Dorf herrscht eine seltsame Mischung aus sichtbarer Zerstörung, Sisyphus gleicher Aufbauarbeit und Lebensmut. Das Leben geht weiter, wenn auch auf Krücken, auch für die Häuser.

Nur wenige der alten Gebäude stehen noch, unter anderem der lokale Shiva-Tempel, an dem Enten und Ziegen Schutz suchen. Die Nähe zum Tempel schützt vor der Schlachtung, das scheinen die Tiere zu wissen!

Explore Nepal konzentriert sich vor allem auf den Aufbau der Schule. Drei Klassenräume sind bereits wieder aufgebaut, weitere zwei sind in Arbeit. Die Gebäude sind mit einer Mischtechnik aus Bambus und Zement gebaut, absolut erdbebensicher, wie mir der Architekt, ein junger Mann Mitte 20 versichert.

Tief beeindruckt laufe ich noch ein wenig durch Khokana. Ein brillanter Tag mit abschließendem Blick über Khokana auf die schneebedeckten Gipfel des Himalayas.

Reis

Ins Mekong-Delta, 04. bis 26.02.2016

90 km von Chau Doc nach Long Xuyen

Beim Revuepassierenlassen: war ein fotogener Tag. Das Mekong-Delta ist ein Knaller, immer warm und immer nass, Reisernte zu jeder Jahreszeit. Entsprechend sieht man den Reis in jedem Stadium, so weit das Auge reicht, von den Setzlingen zu den ausgesetzten Pflanzen zur Reisernte, das sieht man alles am selben  Tag. Auch wenn das Delta die Reiskammer Vietnams ist und Vietnam eine der Reiskammern der Welt (man streitet sich Jahr für Jahr mit Indien und Thailand um den Titel der ersten Reisnation), auf unserem Weg sehen wir natürlich noch viel mehr: Entenfarmen, Chiliplantagen, Guava-Haine…die Welt hier ist beschenkt mit großer Fruchtbarkeit. Also erstmal Landschaft.

Fantastisch wie die traditionellen Gräber hier überall hier mitten in den Feldern stehen. Die Leute hier sind wirklich toll, natürlich sind auch sie extrem fotogen und außerdem grüßt und jubelt man allerort. Das hat nicht nur mit Eckarts Astralkörper zu tun, den dieser hier mit Eis benetzt (die Leute Schleppen ihr Eis hier ja noch überall hin, siehe zweites Foto).

Das hat damit zu tun, dass wir hier noch sehr für uns sind und über kleine Wege radeln, die zum Teil nur die Reisbauern nehmen. Kein Verkehr, herrlich, und immer viel zu sehen. Unser Guide Loc ist in der Nähe von Chau Doc aufgewachsen und kennt hier alles wie seine Westentasche. Seine Familie haben wir auch kurz besucht. Wie man sieht hat sein kleiner Burder (links) ein BVB-Tshirt an. Das fällt mir in Vietnam sehr auf: die Hälfte aller Fussballshirts ist Dortmund, warum nur? (Verzeihung an unseren langjährigen Mitfahrer Gerd G., wenn der das liest). Ganz selten Bayern. Und eher sleten Spanien oder England. Das zweite Foto zeigt Loc mit einer selbstgemalten Karte der heutigen Strecke.

Zum Schluss musste er einen Reifen flicken und hat sich vor lauter Aufregung dann doch mal verfahren, das war ihm sehr arg….und verständlich, man kapiert ja, dass er sich reinhaut und auskennt. Wer also den Track unten nachfahren will: fantastisch! Mann kann Locs Familie besuchen, zum Schluss noch eine Ehrenrunde drehen, und ist trotzdem abends in der großen Stadt Long Xuyen.


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