Sita, Rama und das Drecksloch

Teatime im Himalaya, vom 18.02. bis 13.03.2016

Ein Tag in Janakpur

Zugegeben, Janakpur ist tatsächlich ein Drecksloch. Dazu trägt auch bei, dass gerade die Kanalisation verlegt und die eine von beiden Hauptstraßen verbreitert wird. Dichter Staub liegt in der Luft und die der Straße zugewandten Häuser stehen zuweilen nackt zur Straße hin, da die komplette fehlt. Darunter bieten kleine Läden weiterhin ihre Ware an.

Aber Janapur ist eben auch eine der bedeutendsten hinduistischen Pilgerorte, die Stadt, in der angeblich Sita ihren Rama geheiratet hat.

Ein kleine Exkurs:

Sieht man Bilder vom Janaki Mandir, so kann man nicht glauben, dass es sich hierbei um einen nepalesischen Tempel handeln soll. In Arabien würde man das Bauwerk verorten, oder in Nordindien vermuten. Und damit liegt man dann gar nicht so falsch. Die Bauweise des Janaki Mandir lehnt sich an die Moghul-Architektur an, die im Indien des 17. Jahrhunderts sehr beliebt war und ihren Ursprung in den Vorlieben der muslemischen Eroberer hatten, die Nordindien zu dieser Zeit regierten. In Nepal ist das Janaki Mandir einzigartig und das einzige Beispiel für eines Architekturstils, der unter anderem auch das Taj Mahal hervorgebracht hat.

Das Janaki Mandir liegt im Herzen Janakpur und wurde im Jahre 1911 nach zwölf Jahren Bauzeit fertiggestellt. Das Bauwerk ist ein Geschenk der Königin Brikha Bhanu Kuwari von Tikamagarh, die aus ihrer Heimat im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh nach Janakpur gepilgert war, um um männlichen Nachwuchs zu beten. Als ihr Wunsch nach einem Sohn in Erfüllung ging, stiftete sie 900 000 Rupien für den Bau des Janaki Mandir, das daher auch Naulakha Mandir, der „900.000 Rupien Tempel“ genannt wird.

Gewidmet ist der Tempel Sita, der Reinkarnation Lakshmis, der Gattin Vishnus, der wiederum als Rama in Menschengestalt Sita heiratete. Der Legende nach wurde der Tempel an dem Ort errichtet, wo im Jahre 1657 eine goldene Statue von Sita gefunden wurde. Anderen Überlieferungen zu Folge fand König Janak das Baby Sita in einer Ackerfurche genau an dem Ort, an dem heute das Janaki Mandir steht.

Das Gebäude wirkt vor allem durch seine schiere Größe und die gleichzeitige unheimliche Filigranität. Und durch die Atmosphäre auf dem Vorplatz und im Inneren des Gebäudes. Musiker haben sich neben dem Eingangstor niedergelassen und wiederholen stundenlang den gleichen Song, bis sie in Ektase fallen. Sadhus haben sich zur Meditation in den schattigen Torbögen niedergelassen. Pilger, vor allem Frauen, bringen am zentralen, Sita gewidmeten Schrein ihre Wünsche vor.

Aber seht selbst!

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