Wasser, Nebel, Berge

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Fahrt nach Caoping, 36km

Der Tag begann mit einiger Mühsal. Die Fahrräder waren doch noch nicht so fahrtauglich wie wir sie gerne gehabt hätten. Zum Glück lag ein Fahrradladen auf unserem Weg. Der Betreiber tat sein Bestes um unsere Räder halbwegs auf Vordermann zu bringen und so konnten wir dann etwas verspätet endlich los.

Zuerst an der Hauptverkehrsstraße entlang. Verkehr war hier recht viel, erstaunlicherweise wenige Fahrräder. In Guilin fährt man mit dem Moped, wenn man etwas auf sich hält. Dabei ist doch die Fahrradinfrastruktur sehr gut ausgebaut. So schien es zumindest zuerst.

Wir kamen auf unserem Weg zuerst in Daxu vorbei, ein Anlegehafen, wo die Schiffe aus Guilin oder Yangshuo kommend immer wieder Touristen ausspucken.

Am Ortseingang machten wir eine kurze Toilettenpause an einem kleinen Gästehaus. Just diesen Moment nutzte einer der Betreiber um vor unseren Augen ein Huhn zu schlachten.
Das Huhn war festgebunden und mit einem kurzen Schnitt trennte er ihm die Kehle durch. Vor unseren Augen und den Augen seiner höchstens fünfjährigen Tochter. Nun, warum soll sie nicht wissen, woher das Huhn kommt, das später im Topf landet. Wir waren dann aber doch froh, als wir weiterfahren konnten.

Kurze Zeit später parkten wir unsere Fahrräder auf dem Busparkplatz an einem Ort, wo sie hoffentlich niemanden stören würden und baten dann einen hiesigen Ladenbesitzer, ob wir nicht unsere Sachen bei ihm lagern könnten. Dies konnten wir nur unter der Bedingung, dass wir keine Wertsachen bei ihm lassen. Ein vorsichtiger Mann, aber wir konnten die Vorsicht nachvollziehen.

Daxu ist einer jener kleinen Orte, die sich eine Altstadt erhalten haben, die teilweise noch aus der Qing-Zeit stammt, was bedeutet, dass viele der Gebäude zumindest über 100 Jahre alt sind.
Die Wirren der Kriege und der Kulturrevolution ließen sich anscheinend am besten in diesen eher kleinen Orten überstehen, an denen die Geschichte gerne vorbeigeht.

Auf den Märkten konnte man allerlei Tand erstehen, den man möglicherweise auch woanders hätte bekommen können. Ein paar Münzen aus dem 18. Jahrhundert sollten es dann schon sein. Interessanterweise gab es auch Münzen aus dem Britischen Kolonialreich. Ob die Sachen nun echt sind? Zumindest sehen sie alt aus. Das muss für das untrainierte Auge ausreichen. Kostet ja auch fast nichts.

Das Mittagessen spartanisch, aber lecker und nachdem wir dann doch genug gesehen hatten, viel mehr als eine etwa 200 m lange Hauptstraße gab es ja auch nicht bewegten wir uns zurück um unser Gepäck aufzusammeln.

Eine furchteinflößende Parkplatzwächterin machte mich sofort darauf aufmerksam, dass wir für unsere Fahrräder, wie für jedes andere Vehikel auch eine Parkgebühr zu zahlen hätten. Mir war natürlich klar, dass wir letztlich nicht drum herum kommen würden, kampflos aufgeben wollte ich jedoch auch nicht. Ich bezichtigte sie also der Betrügerei, der Halsabschneiderei und was mir sonst noch so einfiel. Sie zweifelte an meinem Urteilsvermögen. Als ich dann genug geflucht hatte, gaben wir ihr dann doch das Geld.
Kurz nach Daxu dann eine Überraschung. Die Brücke über den Fluss war eingestürzt und ein Rüberkommen erschien mehr als schwierig. Die Wahrheit ist, ich wusste bereits von der Brücke, hatte vielleicht insgeheim aber gehofft, dass man sie mittlerweile repariert hätte.

Ein langes Zögern, aber letztlich mühten wir uns dann doch über den Fluss. Schuhe aus und über die Steine balanciert. Ganz trocken blieben wir dabei nicht. Immerhin ein kleines Abenteuer.

Hinter der Brücke dann ein Fahrradweg vom Feinsten. Offensichtlich ist irgendwann einmal viel Geld in diesen Weg geflossen, aber nun scheint sich keiner mehr für ihn zu interessieren. Der Regen war zum Glück nur ein Nieselregen und recht zügig trafen wir im Ferienresort ein. Ringsherum Bambuswälder. Es fühlt sich tatsächlich so an, als wäre man im Regenwald. Auf den Regen würden wir dabei gerne verzichten. Den Wetterbericht hätten wir uns auch lieber nicht angucken sollen.

Ansonsten scheint es fast, als wären wir die einzigen Gäste im Hotel. Eine gespenstische Ruhe.
Beim Abendessen konnten sich die Köchinnen also fast ausschließlich auf uns konzentrieren.
Es war aber auch nicht so einfach uns zufrieden zu stellen.
Palasthühnchen? “Mei You” (Haben wir nicht.) Eis? “Ye Mei You” (Haben wir auch nicht.) Vielleicht ein Stück Kuchen? “Wo Men Shen Me Dou Mei You” (Wir haben hier gar nichts.) War dann die resignierte Antwort der Köchin.
Immerhin hatten sie Schnaps. Wohl bekomms.