Fragil

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

57 km von Hwacheon nach Bangsan, ideale Etappe bei idealem Wetter

Hwacheon entlässt uns auf einem mal wieder perfekten Radweg. Er folgt einem Fluss und dicht der Autostraße, aber wir haben eine Trasse ganz für uns alleine. Jedenfalls für die ersten 10 Kilometer, danach fahren wir mit dem motorisierten Verkehr, welcher sich zum Glück sehr in Grenzen hält. Nur selten werden wir von Autos überholt.

Dafür aber von einer Horde Rennradfahrer auf dem Weg hoch zu unserem ersten Pass bei Kilometer 25. Du lieber Scholli, in was für einem Tempo die an uns vorbeigeschossen sind, während wir uns Meter für Meter nach oben kurbelten. Schon gestern haben wir auf der Passhöhe zwei Radsportgruppen gesehen, sie kamen von der anderen Seite herauf und machten den Eindruck, als hätten sie locker noch höher hätten fahren können. Zugegeben, das waren auch keine Hobbyradler. Perfekt organisiert mit Begleitfahrzeugen, welche für Rückendeckung sorgen.

Sicherlich sind unsere Pässe gestern und heute beliebte Trainingsstrecken für ambitionierte Rennradsportler. Aber auch allgemein habe ich den Eindruck, dass Radsport in Korea ziemlich trendy ist. Nur scheint sich das Fahrrad genau darauf zu beschränken, nämlich auf ein Sportgerät. Als Fortbewegungsmittel für den Alltag ist es hier noch nicht angekommen. Oder noch nicht wieder angekommen, denn ich bin mir sicher, dass auch in Korea vor der Massenmotorisierung viel mehr Fahrrad gefahren wurde. In China (Entschuldigung, als Halbchinese muss ich hier mal den Vergleich mit dem Nachbarland bringen) ist es ähnlich. Da fährt kaum noch jemand mit dem Drahtesel. Alle düsen mit dem Auto, oder wer sich das nicht leisten kann oder will mit dem E-Bike, von Wohnung zu Arbeitsstelle/Einkaufquelle und zurück. Dagegen boomt das Rad als Fitnessgerät.

Nach diesem kleinen Exkurs wieder zurück zu uns! Wie schon angedeutet hatten wir heute Bergfahrten. Eine längere mit neun Kilometer am Anfang und eine kürzere mit 3,5 Kilometer gegen Ende. Die letzte war mit durchschnittlich 10% wieder erbarmungslos steil. An uns Radwanderer denkt man halt nicht beim Straßenbau in Korea.

Trotzdem sind wir bereits so frühzeitig in unserem kleinen Übernachtungsort Bangsan aufgeschlagen, dass wir noch eine Besichtigung des hiesigen Museums für Porzellan unternehmen konnten. Unsere Sugi hatte dafür eine Führung durch den Museumsleiter organisiert. Ohne seine Erklärungen und Sugis Übersetzung wären wir angesichts der Exponate und den daran angebrachten Erklärungen in koreanischer Schrift aufgeschmissen gewesen. So aber haben wir nicht nur Lokalgeschichte mitbekommen, sondern auch wieder einen Teil der koreanischen Vergangenheit. Zum Beispiel dass hier in alten Zeiten rund 80 Tonnen Porzellanerde pro Jahr abgebaut wurde. Dieses Wissen geben wir hiermit an Sie weiter.

(Fotos von Eric und Eberhard)


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Wintersonate

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

55,5 Kilometer von Gapyeong nach Hwacheon, ein knackiges Päschle bei traumhaftem Wetter

Koreanische Fernsehserien sind ja in Deutschland so gut wie unbekannt. Ganz anders in Asien, vor allem in Japan, China, Malaysia, den Philippinen und Singapur. Da ist man ganz verrückt nach den Seifenopern von der Halbinsel. Viele Schauspieler aus diesen Filmen haben eine Fangemeinde, die locker in die Milliarden geht. Das Drama Wintersonate (Link zu Wikipedia, leider nicht auf Deutsch verfügbar) war eine der ersten Serien, die in den Nachbarländern Koreas eingeschlagen ist wie eine Bombe. Viel Drama, viel Herzschmerz eben.

Viele Szenen in dem Film wurden auf der Insel Nami (wiederum nur auf Englisch) gedreht. Die Insel an sich ist schon eine Attraktivität. Das vormalige Ödland wurde 1965 von einem Naturliebhaber und Mäzen erworben und nach und nach zu einem Natur- und Kunstpark ausgebaut. Es wurden etliche Bäume gepflanzt, Parks und Wege angelegt, Künstler wurden eingeladen hier ihre Installationen zu kreieren. Durchaus mit dem Ziel den Tourismus in der Gegend zu fördern. Aber erst mit Wintersonate kam der Durchbruch bzw. der Massentourismus. Und jetzt auch wir, denn die Insel Nami liegt nur drei Kilometer von Gapyeong, dem Startpunkt unserer heutigen Radetappe entfernt.

Zugegeben, ich kannte bisher weder Wintersonate noch die Insel. Für mich war Gapyeong zunächst lediglich ein Übernachtungsort auf unserer Radtour durch Korea. Aber unsere Sugi wusste natürlich Bescheid. Und hatte einen Abstecher nach Nami Island am Vormittag vorgeschlagen. Unsere Etappe heute sollte eh nicht so lang werden, da kann man am Vormittag noch eine kleine Besichtigung einbauen. Prima Idee!

Unser Vormittag begann um acht Uhr mit einem koreanischen Frühstück. Sprich viel herzhaft Eingelegtes auf dem Boden hockend an Tischen, die 25 Zentimeter hoch sind, zu sich nehmen. Eine Art Lockerungsübung also. Dermaßen gestärkt haben wir uns flockig auf die Räder geschwungen und sind zu der besagten Insel geradelt. Ankunft zum Fähranleger schon um halb neun und keine Sekunde zu früh. Als wir kamen war der Parkplatz vor dem Fähranleger nur mit etwa 20 Reisebussen besetzt. Nach unserer Besichtigung des Eilands waren es bestimmt an die 200 Busse. Auf der Insel ein Stimmengewirr aus Thai, Chinesisch, Vietnamesisch und manchmal auch Koreanisch.

Dann aber los nach Hwacheon. Die Sonne hatte den Morgennebel aufgelöst und wir genossen eine relativ verkehrsarme Straße. Sie wurde noch verkehrsärmer ab Kilometer 19. Dafür aber steiler! Mit durchschnittlich 10% schraubten wir uns die letzten zwei Kilometer zum Pass hoch. Abfahrt und fast nur noch ausrollen bis Hwacheon. Ok, ein paar weitere Anstiege waren noch dabei. Außerdem waren die letzten Kilometer schnell und stark befahren. Aber dennoch: traumhafte Etappe!


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Autofrei und Spaß dabei

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

94 Kilometer von Seoul nach Gapyeong. Ziemlich eben. Heiter bis wolkig bei gerade eben noch T-Shirt-Temperaturen.

Heute endlich der erste Tag im Sattel und auf zwei statt vier Rädern. Die größte Anstrengung waren die ersten acht Kilometer. Da waren wir nämlich mitten drin im Großstadtverkehr von Seoul. Wie ich bereits schrieb ist das kein Vergnügen, sondern ziemlich stressig. Wir hätten auch unseren Begleitbus nehmen können, um uns damit aus der Stadt hinaus chauffieren zu lassen. Aber wir sind keine Warmduscher, eine Radtour ist eine Radtour. Also Augen auf, Zähne zu und durch.

Dann haben wir den Zugang zum Radwanderweg (gleich davon mehr) nicht finden können, sind nach dem Überqueren des Han Flusses ziemlich umhergeeiert. Mal in Richtung Osten, weil das unsere vorgegebene Richtung war, dann in Richtung Westen. Immer trennte diese [Schimpfwort wegzensiert] Autobahn uns von dem anvisierten Radweg am Fluss. Zoomen Sie mal in der Karte da unten auf unseren Track bei Seoul, dann werden Sie unsere Irrfahrt sehen.
Aber im fünften Anlauf haben wir ihn gefunden, den Tunnel unter der Autobahn hindurch.

Und plötzlich waren wir im Radfahrerparadies!

Die koreanische Regierung hat in den letzten Jahren großzügig in den Ausbau von Radwanderwegen investiert. Entlang von vier Flüssen, nämlich dem Han, dem Geum, dem Yeonsan und dem Nakdong, hat man solche Fahrradstraßen angelegt. Infos im Netz dazu unter 4Rivers Guide. Der Han Fluss fließt durch Seoul, daher wollten wir diesen Fernweg mal austesten.

Wow! Nach der ätzenden Großstadt und bis zum Ende unserer heutigen Etappe waren wir fast ausnahmslos Autofrei unterwegs auf einem vier Meter breiten Streifen Asphalt, exklusiv angelegt und ausgebaut für Fahrradfahrer. Mit Mittelstreifen. Und viel Infrastruktur dabei. Alle paar Kilometer ein Rastplatz für Radfahrer einschließlich Turngeräte für Lockerungsübungen. Diese wechselten sich mit Einkehrmöglichkeiten für Radfahrer ab. Oder einem Reparaturservice für Radfahrer. Man kam sich schon fast vor wie auf der Autobahn.

Der Verkehr dort war tatsächlich nicht ganz unähnlich wie auf einer Autobahn. Noch im Speckgürtel von Seoul, also bis ca. Kilometer 30, war es sehr betriebsam. Ein Pedalritter nach dem anderen kam uns entgegen, überholte uns oder wurde von uns überholt. Manchmal waren es Einzelkämpfer, aber meistens waren es Gruppen.

Das Fahrrad ist in Korea kein Alltagsfortbewegungsmittel, es ist ein Sportgerät. Dementsprechend sahen die Radler überwiegend aus, mit MTBs unter den Hintern und angezogen wie aus dem Radsportkatalog entsprungen. Hose, Trikot, Helm, alles im Einklang mit dem Trend. Der einzige Unterschied zu deutschen Radtrendsportlern: Die Tuchmaske über Nase und Mund.

Es waren wie gesagt überwiegend Gruppen von Radfahrern, denen wir begegnet sind. Die konnte man leicht erkennen, denn sie waren immer mit dem gleichen Outfit ausgestattet. Fahrrad, Trikot, Helm, Tuchmaske, alles vom gleichen Hersteller. Besonders die Tuchmasken, das ist dann ein bisschen so wie die flüchtige Begegnung mit einer Horde von Feierabendterroristen.

Ab Kilometer 60 dünnte es sich bei den Mitfahrern merklich aus. Ab da hatten wir den Traumradfernwanderweg über weite Strecken ganz für uns alleine und konnten nun auch eine eher ländliche Landschaft genießen. Höhepunkt auf den letzten Kilometern war ein Tunnel, welcher ursprünglich für eine inzwischen stillgelegte Eisenbahnstrecke in den Berg getrieben wurde. Jetzt ist er Teil des Radwanderweges. Bestens betoniert und ausreichend beleuchtet. Aber der Clou bei der Röhre: Mit Musikbeschallung!

Unsere Ankunft in Gapyeong um 17:00 Uhr. Nicht zu spät und nicht zu früh. Wir haben die Klamotten auf die Zimmer gebracht und sind dann durch den Ort geschlendert. Schließlich war Gapyeong unsere erste Station nach Seoul. Seoul kennt doch jeder, der einen Reiseführer im Bücherregal hat. Gapyeong hingegen haben wir entdeckt.


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In the Heart of Seoul

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

Seoul auf vier Rädern

Heute ist Montag. An Montagen wird im China By Bike Büro in Berlin nicht gearbeitet, sondern gekalauert. Daher der Titel dieses Eintrags. Moment mal, ich bin ja gar nicht in Berlin! Also muss ich doch etwas halbwegs Vernünftiges schreiben. Zum Beispiel über unseren heutigen Besichtigungstag in Seoul.

Ursprünglich hatte ich geplant die heutige Sightseeing-Tour in der koreanischen Hauptstadt mit den Fahrrädern zu absolvieren. Meine Mitreisenden haben schließlich eine Radtour gebucht. Kurz vor Abreise und als die letzten Vorbereitungen in die heiße Phase ging fiel es mir dann aber wieder ein: 2012, auf der Erkundung, bin ich einen halben Nachmittag mit dem Rad durch Seoul gegurkt. Das war zwar aufregend, aber nicht wirklich nett. Weil Seoul keine Fahrradfahrerstadt ist. Hier fährt so gut wie niemand auf zwei Rädern. Selbst motorisierte Zweiräder sind äußerst selten und den einen Fahrradfahrer, den ich heute entdeckte, habe ich gleich mal zum „Mr. Seoul By Bike 2014“ gekürt.

Radfahren in Seoul ist nicht wirklich gefährlich, aber die Kraftfahrer hier sind Fahrradfahrer schlichtweg nicht gewohnt! Der Sicherheitsabstand, den wir aus Deutschland kennen, reduziert sich in Seoul schnell mal auf wenige Zentimeter. Man kann über den Verkehr in weniger entwickelten Ländern Asiens schimpfen wie man will, dort wird jedoch auf jeden Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen, egal ob er zu Fuß, mit dem Eselkarren, dem Motorrad, dem Auto/LKW/Bus unterwegs oder eben dem Fahrrad unterwegs ist.

Unsere Tour de Seoul heute daher mit dem Bus. Bzw. zu Fuß. Mehrmals haben wir den Bus an die nächste oder übernächste Station vorgeschickt und sind stattdessen gelaufen. Trotzdem haben wir eine Menge von Seoul gesehen! Den Königspalast natürlich, welcher ein wenig an die Verbotene Stadt in Beijing erinnert. Aber nur ein wenig, denn trotz der stetigen Beziehungen zu China und Japan erinnern die Koreaner immer wieder an ihre eigenständige Kultur. Nicht zu Unrecht, aber die Einflüsse der beiden Nachbarländer sind dennoch nicht zu übersehen.

Weiter über Bukchon, zum Jogyesa Tempel und nach Myeongdong. Ach ja, zwischendrin waren wir auch noch am Cheonggyecheon. Wie jetzt, Ihnen sagen diese Namen und Orte nicht? Dann wird es aber höchste Zeit mal Korea zu besuchen! Wir jedenfalls haben heute eine ganze Menge Wissen über die koreanische Geschichte und Kultur mitgenommen. Geschmeckt hat es auch, die Pfannkuchen zu Mittag und die Spareribs am Abend.


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Endlich Korea!

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

10 Stunden Flug nach Seoul, kurzer Gang durch den Kiez.

Was für eine schwere Geburt! 2011 wurde uns Korea förmlich aufgedrängt, da hatte die Koreanische Tourismusorganisation (KTO) zu einer Kennenlernreise für deutsche Radreiseveranstalter auf die Sonneninsel Jeju am Südzipfel der koreanischen Halbinsel eingeladen. Dieser Einladung waren wir gerne gefolgt, denn Korea stand ohnehin auf unserer Agenda. So bin ich zusammen mit zwei weiteren Veranstaltern Ende September 2011 für eine Woche in Korea gewesen. Gut hatte es mir gefallen und es war beschlossene Sache, dass das Land durchaus einer Radtour mit China By Bike würdig sei. Also habe ich zusammen mit einer Internetbekanntschaft, einem Holländer, der schon seit Jahren in Korea lebt und dort viel mit dem Rad rumgekommen ist, eine schicke Route von Seoul nach Busan ausgearbeitet. Noch während der ersten Planung hatten wir die Tour in einem unserer Newsletter bekannt gegeben und bekamen ein sehr positives Echo. Das Interesse an einer Radreise in Korea ist folglich vorhanden.

Aber als Anfang 2012 die Tour und damit auch der Preis fest stand verstummte das Echo ganz plötzlich wieder. Ursprünglich waren 25 Reisetage geplant und der Preis dafür lag bei fast 6.000 Euro. Das ist nicht wenig, aber Korea ist nun mal ein Land, welches fast deutsches Preisniveau besitzt. Daher haben wir die Reisezeit um vier Tage gekürzt und die letzten Tage auf Jeju gestrichen. Das hat der Radtour keinen großen Abbruch getan, denn die Insel hatte fast so etwas wie angehängten Strandurlaub.

Trotzdem wollte die Reise bei unseren Gästen nicht so richtig in Schwung kommen, auch nicht, nachdem ich im Oktober 2012 eine mehrtägige Erkundung der Strecke unternahm, wiederum auf Einladung der KTO, und darüber einen Blog schrieb. Also keine Tour 2012, und auch nicht 2013.

Aber jetzt, 2014! Susanne und Eric hatten sich sogar schon sehr früh dazu angemeldet. Eberhard und Thomas kamen dagegen recht spät, wir waren schon drauf und dran die Reise schweren Herzens abzusagen. Also vier Teilnehmer und meine Wenigkeit als Reiseleiter. Ideale Gruppengröße für eine Pilottour. Denn wie geschrieben hat sie noch nie stattgefunden und meine Erkundung 2012 hatte leider nur einen kleinen Teil der Strecke abgedeckt, die wir uns nun erradeln wollen. Die Leser dieses Blogs nehmen wir dabei gerne mit auf diese Entdeckungsreise!

Ein chinesisches Sprichwort besagt „Selbst eine Reise von 10.000 Li beginnt mit dem ersten Schritt“. Eine Reise nach Korea beginnt mit einem zehnstündigen Flug. Für mich als bekennender Flugmuffel sind das neun Stunden und 55 Minuten zu viel, aber da muss man durch. Abflug gestern Abend in Frankfurt, Ankunft heute Mittag in Seoul. Jeweils Ortszeit, versteht sich. Jeder hat den Flug anders weggesteckt, von völlig gerädert (Eric und ich) bis topfit erholt (Thomas). Da meine Kenntnisse der Koreanischen Sprache noch nicht mal in der Kinderstube stecken haben wir, wie bei allen unseren Reisen außerhalb Chinas, eine lokale Reiseleitung. Unsere heißt Frau Choi, sie stellt sich als Josy vor und wir einigen uns kurzerhand auf Sugi. Das ist nämlich ihr „richtiger“ Vorname. Sugi empfängt uns am Flughafen, wir tauschen noch schnell ein paar Euro in ganz viele koreanische Won um (Umrechnungskurs 1 zu 13.000) und lassen uns dann in die Innenstadt fahren.

Erste Begegnung mit den lebhaften koreanischen Gassen. Unsere Herberge, das CenterMark Hotel, macht seinem Namen alle Ehre, denn es liegt sehr zentral. Die meisten touristischen Highlights von Seoul liegen nicht mehr als drei Kilometer entfernt und die Fußgängerzone/Schoppingmeile von Insadong gleich um die Ecke. Es ist Sonntag, also prime time, wir wühlen uns durch das Gewühle und wenn es gar zu bunt wird biegen wir auch mal in die Seitengassen ab. Daher ist auf den Fotos da unten auch nicht viel Gewimmel.

Welcome to Seoul!

Endlich Frühling!

Südlich der Wolken, 03. bis 24.08.2013

Mit dem Flieger von Beijing nach Kunming und dann zu Fuß durch die Stadt.

Ich bin kein Frühaufsteher. Eher ein Spätzubettgeher. Aber heute führte kein Weg darum herum, wir mussten früh raus um unseren Flieger nach Kunming um 7:25 Uhr zu erreichen.

Kunming wird auch 春城 (Chun Cheng) genannt, also Stadt des Frühlings. Auf fast 2.000 Meter Höhe gelegen herrscht hier das ganze Jahr über ein angenehmes Klima. Naja, ich war mal während der Jahreswende 1988/1989 und im November 2009 hier, da war es schon recht frisch. Aber heute macht die Stadt ihrem Spitznamen alle Ehre und empfängt uns mit angenehmen 25 Grad und einem blauen Himmel, der mit Schäfchenwolken betupft ist. Und klarer, frischer Luft. Was für ein Kontrast zu Beijing!

Außerdem empfängt uns Kunming mit einem ziemlich neuen Flughafen. 2009 war Baubeginn und Eröffnung im Juni 2012. Kleiner Seitenhieb: Spatenstich für den Flughafen Berlin Brandenburg war 2006, Eröffnungsdatum ungewiss…
Keine Frage, in Kunming hat man viel vom Terminal 3 des Flughafens in Beijing abgekupfert und ein wenig südostasiatisches Flair hinzugefügt.

Welcome to the team, Axel and Tobi! Kurz nach unserer Ankunft im Hotel trudeln auch die beiden ein und komplettieren damit unsere Gruppe. Also ab in die Stadt. Erster Programmpunkt: Nahrungsaufnahme. Und damit unsere erste Nudelsuppe auf der Tour. Wir müssen ein wenig laufen, aber in einer kleinen Seitengasse werden wir fündig.

Dann aber los! Zuerst zum Yuantong Tempel. Bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren wurde hier noch im vorderen Bereich fleißig renoviert, nun ist alles hergerichtet und die Anlage sprudelt vor Aktivität. Die meisten Tempel in China werden nicht nur von Touristen besucht, sondern natürlich auch von Gläubigen. Man kommt vorbei um Räucherstäbchen abzubrennen und damit um Segen für eine bestimmte Angelegenheit zu bitten. In den Yuantong Tempel jedoch kommen auch viele Buddhisten um an den Verlesungen von Mantren der dortigen Mönche teilzunehmen. Das sieht man in China eher selten.

Weiter zum Cuihu Park. Auch hier viel Aktivität, es wird musiziert und getanzt. Und natürlich flaniert. Wir machen letzteres und genießen anschließend einen Kaffee in einem der Gastronomiebetriebe dort, weil sich in der Ferne ein Gewitter ankündigt. Aber es bleibt in der Ferne.

Am Abend noch eine Schale Über-die-Brücke-Reisnudeln, dann eine frühe Nachtruhe. Morgen müssen wir (wieder) zeitig raus 🙁


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Die Gasse der toten Fahrräder. Oder: Es lebe die E-Mobilität!

Südlich der Wolken, 03. bis 24.08.2013

Tage in Beijing.

Die Gasse, in der unser Hotel in Beijing liegt, ist ein Fahrradfriedhof geworden! Zunächst hatte ich mich gewundert, als ich die vielen Drahteselskelette alle 10 bis 15 Meter hier sah (siehe Bilder da unten). Und habe innerlich manchmal gewinselt. Aber dann wurde mir schnell klar, warum die ganzen Leichen hier stehen und liegen: Es sind Platzhalter. Sie sollen verhindern, dass jemand sein Auto an dieser Stelle parkt, weil sonst der Bewohner des Hauses, vor dem jetzt die Radruine wacht, keinen Parkplatz findet.

Was für eine Symbolik. Bis vor 20 Jahren war China noch das Königreich der Fahrräder. Sie dominierten ganz klar das Straßenbild, Autos gab es nur vereinzelt und Autos im Privatbesitz so gut wie gar nicht. Heute dominieren Autos das Straßenbild und Fahrräder bzw. Radfahrer sieht man zumindest in den Großstädten nur noch vereinzelt. Also fast schlimmer als in Deutschland. Und mit all den unangenehmen Konsequenzen: Staus ohne Ende und dicke Luft.

Doch halt, es gibt einen gravierenden Unterschied zu Deutschland! Nicht alle sind vom Fahrrad aufs Auto umgestiegen, viele sind beim Zweirad geblieben. Aber dieses wird nicht mehr von Muskelkraft angetrieben, sondern von einem leistungsfähigen Elektromotor, gespeist von leistungsfähigen Akkus. 电瓶车 (Übersetzt etwa Elektroflaschenvehikel) heißen diese Geschosse, in Deutschland E-Scooter. Mit bis zu 40 km/h zischen sie über die Wege, die einstmals für Radfahrer angelegt wurden. Und oft an den Autos vorbei, wenn diese gerade mal wieder im dichten Gewühl stehen. Zu Hunderten sieht man sie auf den Straßen, in den südlichen Regionen Chinas mehr noch als in den nördlichen. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausführungen, von einfachen wie Fahrräder aussehenden Modellen über Lastendreiräder bis hin zu schweren Rollern, bei denen man eigentlich ein Verbrennungsmotor vermuten würde. Und vergleichsweise billig sind die Scooter, ein einfaches Modell ist schon für unter 200 Euro zu haben. Auch deswegen erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Keine Frage, gut für den Verkehr, gut für die Umwelt.

Moment mal, dies ist doch eigentlich ein Reiseblog. Daher endlich zur Reise! Diese ist Südlich der Wolken, unsere Tour im Nordwesten der Provinz Yunnan und eine unsere Klassiker. Seit 2001 im Programm, immer wieder mal leicht abgeändert. Dazu angetreten sind außer mir als Reise(beg)leiter zunächst Sigrid und Andreas. Später werden wir noch mehr werden, aber dazu später mehr. Jedenfalls haben Sigrid, Andreas und ich den ersten Teil der Reise, nämlich die Besichtigung von Beijing, gemeinsam erlebt.

Am ersten Tag sind wir ein wenig durch die Hutongs, die Gassen der Altstadt, gewandelt, haben hier einen Straßenmarkt gesehen, dort einen Trommel- und Glockenturm und an ein paar anderen Ecken auch erleiden müssen, wie sich Sommerferien in einem Land von 1,3 Milliarden Menschen anfühlen. Nämlich überfüllt.

Gut gefüllt war es auch am zweiten Tag im Himmelstempel und der Verbotenen Stadt. Aber es hielt sich in Grenzen, beide Bauwerke habe ich schon mit mehr Menschen erlebt. Außerdem war uns der Himmel wohl gesonnen, überwiegend blau. Und schön warm. Fast wie der Sommer 2013 in Deutschland.

Gar nicht gefüllt war die Große Mauer am dritten Tag. Darauf begegnete uns lediglich eine Familie aus der Nähe von Beijing. Bei Temperaturen deutlich über 30° C und einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von 110% hatten wohl alle anderen ihren geplanten Mauerausflug abgesagt. Wir nicht, wir stapften die steile Mauer nach oben und schwitzten uns die Seele aus dem Leib. Diesig war es auch noch. Aber egal, das Erlebnis war trotzdem einmalig und der gegrillte Fisch im Restaurant am Fuße der Mauer war wieder leckerst. Bestätigen Sigrid und Andreas, denn ich esse ja kein Fisch. Ich wollte Eselfleisch. Esel stand jedoch leider gerade nicht auf der Speisekarte. Auch egal…

Morgen fliegen wir nach Kunming. Dort wird unsere kleine Gruppe etwas größer. Dazu wie gesagt später mehr.

Schnapsideen (Nachgereichtes)

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Die Reise liegt bereits mehr als fünf Wochen zurück, hat jedoch ein Nachspiel. Zwei sogar!

Meine Schnapsidee:
Am letzten Abend in Shanghai saßen wir noch in der Bar des Hotels zusammen. Manöverkritik. Was hat an der Reise gefallen, was weniger und was könnte man besser machen. Viel Lobhudelei seitens der Teilnehmer über die Reise, viel Lobhudelei seitens der der Reiseleitung über die Teilnehmer. Aber auch Anregungen. Zum Beispiel wurde angeregt einen weiteren Ruhetag irgendwo einzubauen. Das werden wir (also China By Bike) im nächsten Jahr auch machen. Die Reise wird deswegen nicht länger, aber der halbe Tag in Wuhan wird dafür gestrichen.

Irgendwann im Laufe des Abends (war es noch bei der ersten Flasche Schnaps oder schon bei der zweiten?) kam ich auf die Idee die Teilnehmer um ein kleines Statement mit der Überschrift „Was bei mir zurück geblieben ist“ zu bitten mit dem Hintergedanken, diese hier im Blog zu veröffentlichen. Selbstredend auf freiwilliger Basis!

Nun, hier sind sie (in ungeordneter Reihenfolge).

Von Brigitte und Wolfgang:

Zimmerservice
Nach dem wohlschmeckenden Schmutzbier, nach den doch teilweise sehr anstrengenden Touren, sorgte Christof immer wieder fürsorglich für uns. Kaum eingecheckt, klopfte es an der Zimmertür: „Zimmerservice“ Christof versorgte uns mit einem Tütchen Nescafe .

Hägen Dazs
Ja wirklich ein sehr genussvolles, leckeres Eis. Gierig nach etwas Süßem musste es einfach mal etwas Besonderes sein. Doch der Preis haute uns schier vom Hocker. Bezahlten wir doch umgerechnet 7,50 € für den Genuss, das war viel mehr als die Kosten für ein komplettes Abendessen. „Na ja man gönnt sich ja sonst nichts“.

Windschatten fahren
Die letzten Kilometer von jeder Tagesetappe sollten einfach gestrichen werden. „Bine, da bin ich ganz deiner Meinung.“ Gut, dass uns Wolfgang meistens im Pulk zum Hotel peitschte. Das Fahren im Windschatten in der Gruppe machte großen Spaß. Und so waren auch die letzten Kilometer gut zu schaffen.

Von Sabine:

„Unglaublich“ das ist das Wort, was ich am meisten benutzt habe und was in Beschreibungen am häufigsten vorkommt: unglaublich sind die Baustellen, die Skyline von Shanghai und dem „letzten Nest“, die Geschwindigkeit, das permanente Hupen, die Müll“entsorgung“, die Freundlichkeit und die Neugier der Leute, die uns begegnet sind.

Von Franz:

Ich, der sehr viel Wert auf die richtige Radkleidung legt, wurde zum Glück auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Einige Mitradler konnten mir beweisen (sicher unbewußt), dass eine relativ anspruchsvolle Radtour auch mit „normaler“ Bekleidung zu bewältigen ist. Schön, dass man sich nicht nur von der Werbung beeinflussen lässt. Deshalb kam ich mir manchmal overdressed vor.

Von Silvia:

Da ich nicht zu der Kategorie mutiger Mensch gehöre, war manches auf der Reise eine besondere Herrausforderung. Wie das radeln in den nicht so großen Städten (vielleicht nur 2 oder 3 Mio), die Abfahrten oder das fahren, wenn ein LKW nach dem anderen uns überholte. Eine besondere Anforderung war die einzige Wanderung der Reise. Gut im Blog beschrieben (auf den Hua Shan). Beim Begehen der 1000 Stufen (eine Leiter senkrecht nach oben) hätte ich mir Saugnäpfe an den Händen gewünscht, Schwerkraft, damit man sich immer wieder weiter nach vorne beugt oder einfach nur, dass die Hände nicht so schwitzen. Damit man sich am Geländer festheben kann. Ich habe es aber geschafft. War dann mächtig stolz auf mich. Ich war aber auch froh, dass ich nicht die einzige mit dieser Höhenangst war und dass ich von nicht allein gelassen worden bin.
Fazit: die Reise hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass ich etwas mutiger gewordern bin.

Von Renate und Werner:

Besonders amüsant war unser erster Eindruck nach Ankunft in Beijing:
Wir haben uns ja – wie bereits berichtet aufgrund der Fotos auf der Homepage – sehr auf das wirklich „chinesische“ Hotel gefreut; wir mußten aber einige Runden in Beijing mit dem Taxi drehen, da wie angekündigt, der Taxifahrer das Hotel lange nicht gefunden und schließlich nach DREI Telefonaten zumindest die richtige Straße entdeckt hat;
Dann führte laut Taxifahrer nur diese Einbahnstraße zum Hotel, also haben wir das erste Mal auf dieser Reise unser Gepäck so richtig lange Zeit die Straße hinein gezogen und geschoben. Aber die Mühe hat sich gelohnt: unser Hotel war wie`s wir uns vorgestellt hatten!

(Anmerkung von Old Cover: Renate und Werner sind eigenständig von Österreich nach Beijing angereist und dort schon vor der Gruppe eingetroffen. Daher die selbstorganisierte Fahrt vom Flughafen ins Hotel)

Eine bleibende Erinnerung wird für uns auch unser Wandertag (- oder Bergtag?) auf den Hua Shan sein:
Nach den Angaben unseres Christof waren an jenem besagten Tag 1.600 Höhenmeter zurückzulegen, was die „Älpler“ jedenfalls wörtlich nahmen und auf alle Fälle umzusetzen gedachten; laut Christof wären diese 1.600 hm bereits am Nordgipfel erledigt und dann mit der Seilbahn auf der östlichen Seite wieder ins Tal;
Nachdem unser Höhenmesser am erreichten Nordgipfel jedoch „nur“ 1.300 Höhenmeter anzeigte und der dritte vorauseilende „Älpler“ aus der Schweiz auch nicht mehr zu sehen war, entdeckten wir mit Hilfe einiger chinesischer und glücklicherweise etwas englischsprechender Studenten und deren Karte, dass die 1.600 Höhenmeter erst am Westgipfel zu erreichen sind. Also haben die pflichtbewussten Tiroler ihren Aufstieg bis zum Westgipfel fortgesetzt und tatsächlich die 1.600 hm geschafft.
Im Nachhinein „Gottseidank“, denn der weitere Aufstieg war landschaftlich noch einmal eine Steigerung und zudem war die Seilbahn vom Westgipfel ins Tal eine der spektakulärsten, mit der wir je gefahren sind. Ein von der Talstation halbstündlich abfahrender Shuttlebus hat uns nach 1-stündiger Fahrt zurück nach Hua Shan gebracht und direkt vor unserem Hotel abgesetzt.
Außerdem war für uns die gesamte Bergtour etwas besonderes, da wir in unserem Leben noch nie 1.600 Höhenmeter über Stufen (!!) zurückgelegt haben.

Ihre Schnapsidee:
Ich war mental noch gar nicht wieder in Deutschland angekommen, da trudelten plötzlich CARE-Pakete für mich im Büro ein. Von der Gruppe, sieben an der Zahl (wir waren mit vier Paaren und drei Einzelreisenden unterwegs). Jedes Paket war gefüllt mit überwiegend nahrhaften Spezialitäten der jeweiligen Heimatregionen. Da war Lesefutter aus Bremen dabei, Süßwaren und Käse aus der Schweiz, Skatblätter aus dem Altenburger Land, Wurst und Schinken öko-biologischer Herkunft aus Tirol sowie viel Festes und Flüssiges aus Baden Baden Baden und Münster.

Überhaupt mehr Flüssiges als Festes, siehe Bild unten. Das zeigt nur die Spitze des Schnapsberges, die ganzen Bierflaschen, die sich ebenso reichlich in den Paketen lümmelten, musste ich inzwischen entsorgen. Aus Haltbarkeitsgründen. Der Inhalt wurde oral entsorgt, die Verpackung am Automaten.

Mir war die ganze Sache mit den Paketen etwas peinlich, denn da sie bis auf eine Ausnahme alle an das Büro geschickt wurden bekamen meine Mitarbeiter die Aktion natürlich direkt mit. Sie munkelten, dass ich mich während der Tour als armer Schlucker ausgegeben habe. Einer, der weder etwas zu beißen, noch zu schlucken noch zu lesen hat. Wenn die nur wüssten 😉
An die Gruppe: Danke, danke, danke!

Soweit die Schnapsideen. Und jetzt doch noch schnell Statistisches:

  • Geradelte Kilometer: 1.088,8
  • Nach oben: 11.793 m
  • Nach unten: 11.980 m

Vor dieser Tour muss sich also wahrlich niemand fürchten, es geht schließlich mehr runter als hoch! 🙂


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Epilog

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Shanghai zu Fuß, mit der Tunnelbahn, mehreren Fahrstühlen und einer Fähre. Shanghai also von unten und oben.

Eigentlich sollte hier noch ganz viel Text stehen. Zum Beispiel was wir heute gemacht haben. Vor allem aber eine Zusammenfassung und eine kleine Auswertung der Tour. Wie schön es war, wie toll die Gruppe harmonisiert hat, wie sehr wir unter dem Wetter gelitten haben (positiv wie negativ), wie rund alles gelaufen ist.

Eine statistische Auswertung hatte ich an dieser Stelle auch geplant. Die gefahrenen Gesamtkilometer sollten hier stehen und die Höhenmeter, die wir überwunden haben.

Apropos Wunden, ich wollte außerdem schreiben, dass es keine krankheitsbedingten Ausfälle gab. Das ist erstaunlich! Zwar ein Sturz, aber niemand hat sich so richtig den Magen verdorben und musste mal passen.

All das wollte ich schreiben, aber dann habe ich mir nochmal die Fotos zu der Tour angesehen. Sie sagen ja schon alles. Fast alles. Hier der Rest: Danke Gruppe, danke Kommentatoren, danke Mitleser!

Unten im Anschluss an die Fotos des heutigen Tages ein Best of Gruppenfotos.


Gl£cklich, gl£cklich!

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

CRH nach Shanghai, abendlicher Bund-Bummel. Wetter war ok, wäre aber fast egal gewesen.

Mit einem dezenten „dingding, dingding“ signalisiert mein Handy den Eingang einer SMS. Von unserem Fahrer Xiao Yang. „Der Kerl weiß doch, dass mein deutsches Handy aus finnischer Produktion keine chinesischen Schriftzeichen darstellen kann“ denke ich noch und öffne die Textnachricht:

Old cover: Ich hoffe, Ihr Geschèft wird immer besser und besser, ich hoffe, wir gl£cklich zusammenarbeiten k/\nnen! Wir arbeiten zusammen, kèmpfen f£r jeden in unserer Gruppe von Freunden teilnehmen, gl£cklich, gl£cklich zu verlassen!

Ist das nicht süß?! 🙂 Das muss ich sicherlich nicht übersetzen. Nur „Old cover“ ist nicht so leicht verständlich. Wer weiß was damit gemeint ist bekommt von mir eine Kugel Vanilleeis.

Wieland hat mich heute geweckt. Telefonisch um 20 Minuten nach sieben. Also 20 Minuten nachdem wir uns heute Morgen zum Frühstück treffen wollten. Mist, verschlafen! Dabei wollte ich heute doch schon um sechs Uhr aufstehen. Um eine chinesische Zeitung zu kaufen. Heute hat nämlich Peter Geburtstag! Peter ist ein News-Junkie. Wenn er nicht gerade auf dem Rad sitzt, die Stäbchen schwingt oder sich mit einem von uns unterhält steckt seine Nase dicht vor seinem E-Book Reader. Darauf sind neben allen wichtigen Werken der Weltliteratur auch alle namhaften Zeitungen und Zeitschriften des deutschsprachigen Raums gespeichert, immer die neusten Ausgaben. Die saugt Peter in sich ein wie andere Leute Sauerstoff.
Und da mir leider kein anderes Geburtstagsgeschenk eingefallen war wollte ich ihm eine chinesische Zeitung schenken. Die hat er nämlich nicht auf seinem E-Book Reader.

Der Zeitungskauf und die Geschenkübergabe fand dann verspätet am Bahnhof von Wuhan statt. Ich traf die Gruppe erst um acht Uhr zur Abfahrt am Bus. Mangels Ortskenntnisse drehte unser Fahrer noch eine Runde durch die Stadt, aber trotzdem waren wir bereits um neun Uhr am Bahnhof. 1½ Stunden vor Abfahrt des Zuges. Reichlich Zeit also um in der riesigen Wartehalle ein chinesisches Nachrichtenmagazin zu erwerben, dieses in eine chinesische Tageszeitung zu wickeln und Peter als Geschenk zu überreichen. Ich glaube er hat sich sogar ein wenig darüber gefreut 😉

Inzwischen ist China das Land mit dem längsten Netz an Hochgeschwindigkeitstrasse. CRH nennt es sich, das ist die Abkürzung für China Railway High-speed. Mit Höchstgeschwindigkeiten zwischen 250 und 350 km/h wird auf diesen Trassen gebrettert. Die Strecke von Beijing nach Shanghai zum Beispiel, über 1.300 Kilometer, kann man nun in unter fünf Stunden zurück legen. Mit ganz viel Glück kommt man in Deutschland in der gleichen Zeit gerade einmal 500 Kilometer weit.
Natürlich ist der Ausbau von Hochgeschwindigkeitsstrecken in China extrem umstritten. Nämlich in der westlichen Presse. Da liest man dann von einem „ehrgeizigen Projekt der chinesischen Regierung“, wenn es mal zu Störungen oder gar zu einem Unfall kommt. Eschede hingegen war einfach nur tragisch.

Wir hatten natürlich weder eine Störung noch einen Unfall. Außerdem waren wir nicht sonderlich schnell unterwegs, selten hat unser Zug von Wuhan nach Shanghai die 200 km/h Marke überschritten. Trotzdem haben wir für die 830 Kilometer nur fünf Stunden und 15 Minuten gebraucht.

Ankunft in Shanghai damit am frühen Nachmittag. Bis wir jedoch im Hotel waren sind nochmal fast zwei Stunden vergangen. Zimmer beziehen, kurz frisch machen und dann ein erster Stadtbummel. Natürlich zum Bund. Das ist DIE Uferpromenade von Shanghai. Haben Sie den Bund schon bei Nacht gesehen? Nein? Dann müssen Sie das unbedingt nachholen. Als wir dort ankamen war es noch nicht ganz Nacht, aber es dämmerte sich schon gut ein. Nach und nach gingen überall die Lichter an. Damit meine ich nicht die Straßenlaternen, sondern die Beleuchtungen der Wolkenkratzer besonders auf der anderen Seite des Flusses, auf Pudong. Das ist ziemlich einmalig!