Angekommen

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

Der nächste Morgen. Bangkok gegen 6 Uhr. Alle geschafft, alle auf der Suche nach einer Schlafgelegenheit um den fünfstündigen Aufenthalt zu überbrücken.
Dann ging es endlich weiter. Der Flug in die laotische Hauptstadt dauerte nur eine Stunde und das Ankommen war absolut entspannt. Erste Einstimmung also auf eine stresslose, entspannte Zeit.
Das Gepäck war in unserer Abwesenheit bereits vom Band gehoben worden und stand fein säuberlich aufgereiht und abholbereit da. Alles ganz entspannt. Unser Guide Tho, der uns die kommenden drei Wochen auf dem Rad begleiten wird, legte uns auch gleich nahe, doch blos einen Gang runter zu schalten. Alles ganz entspannt nur keine Hektik.
Erster Stadtrundgang, das erste Mal Laos. Der Sommer schlug uns entgegen, kaum zu fassen, dass ich am gestrigen Morgen noch bibbernd vor Kälte am Berliner Bahnhof stand.
In Kurzfassung: der erste Tempel, der erste Sonnenuntergang mit Blick auf den Mekong und das erste Beerlao. Was will man mehr?
Den Abend ließen wir bei einem leckeren Barbecue unter freiem Himmel ausklingen.
Dann machten sich Markus, Peter und Christian – auch noch etwas geschafft von der Reise- auf den Weg zurück ins Hotel.
Tho und ich holten derweil Dieter vom Flughafen ab, der unsere kleine Reisegruppe komplett machte.

Goldenes Land

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Wir sind im Goldenen Land gelandet, in Suvarnabhumi. Hinter diesem Titel sind einige Länder her, das scheint in dieser Hinsicht eine Art südostasiatisches Shangri-La zu sein. Die Glas-Palast-Chronik der burmesischen Herrscher berichtet jedenfalls von einem prachtvollen Königreich der Mon rund um Thaton, der Stadt in der wir uns befinden, von hier aus soll der Buddhismus sich in Südostasien verbreitet haben. Egal ob Legende oder nicht, die Mon waren einst eine mächtige Volksgruppe, dessen Reich sich bis hin nach Kambodscha erstreckt hat. Erst im 11. Jahrhundert übernahmen die Bamar (Burmesen) die Vorherrschaft in weiten Teilen des Gebietes, das heute Burma ausmacht. Die Mon haben sie weiterhin gepiesackt, mittlerweile sind sie aber wie viele andere Volksgruppen des Landes politisch nahezu bedeutungslos. Tathon zumindest ist nicht merklich majestätisch, eher urig und entspannt, weit weg davon entfernt, touristisch erschlossen zu sein. Schönes Flanieren durch die staubigen kleinen Gassen, ambitionierte Haarschnitte werden für wenig Geld verabreicht.

Man erkennt die Mon gut, sie sind viel dunkler als die Burmesen und sollen ursprünglich aus dem südlichen Indien stammen. Es ist faszinierend, was hier alles zusammenkommt, verschiedenste Sprachfamilien und Herkunftsregionen. Gestern waren wir ja noch in Pha-an, der Hauptstadt des Kayin (Karen)-Staates, deren Herkunft manche bis in die Mongolei zurückführen, mindestens aber in das südwestliche China. Die Unterscheidung zwischen Karen und Burmesen ist für uns schon fast unmöglich. Unsere Guides erkennen sie am Akzent, aber in diesen Feinheiten müssen wir uns noch üben. Die Karen sind teils buddhistisch und teils christlich, die britischen Missionierungsversuche waren bei ihnen zur Abwechslung mal relativ erfolgreich. Wie eigentlich alle Nationalitäten des Landes sind sie in einem ständigen Konflikt mit dem Staat, tatsächlich handelt sich es im Fall der Karen sogar um den am längsten andauernden bewaffneten Konflikt weltweit. Seit gut 60 Jahren hat sich die Karen National Union im Dschungel verschanzt, vor allem im Grenzgebiet zu Thailand, und dort für Autonomie gekämpft. Oder einfach nur um zu Überleben.

Als historisch wurde deshalb der Waffenstillstand zwischen dem staatlichen Militär und der KNU bezeichnet, das ist gerade mal ein paar Wochen her, unterzeichnet übrigens im Frühstücksraum unseres gestrigen Hotels. Wie man so am Rand mitkriegt ist dieser Vertrag aber auch fragwürdig, die Führungsspitze der Karen-Bewegung war im Exil von Mae Sot/Thailand und nicht anwesend, es ist gut möglich, dass beide Seiten die Trockenzeit nun lediglich dazu zu nutzen, um ihren Nachschub in Ruhe zu regeln. Die Strukturen in den Grenzgebieten (nicht nur im Fall der Karen) sind in jedem Fall so vertrackt, dass sie für uns kaum zu durchschauen sind und sich nicht so einfach in Wohlgefallen auflösen werden.

Die Oppositionsführerin und Friedensnobelpreis-Trägerin Aung San Suu Kyi ist ja nun aus vom Hausarrest entbunden und wird hoffentlich bald eine politische Rolle spielen. Die Leute in Burma hängen ihr Bild auf und sprechen enthemmt ihren Namen, sie scheint tatsächlich eine Symbolfigur für alle ethnischen Gruppen im Land zu sein. Vor allem dem Westen gefällt das gut, mit einfachen Symbolen lässt sich gut arbeiten. Im Zweifelsfall sollte man John Rambo nochmal vorbeischicken, der hat die Karen im letzten Teil der Saga fast im Alleingang gerettet und hat dabei nicht viel rumgeredet („My name is John“ war glaube ich der einzige Satz, den er im gesamten Film gesprochen hat. Diesen aber überzeugend!).

Langweilig! Soviel Politik und kaum etwas Persönliches, wo wir doch eigentlich so eine gute Zeit haben. Zum Abschluss also versöhnlich die Folge 3 unserer Rubrik Wir Grüßen, heute: Lisa darf Martin grüßen und hofft sehr, dass sie nun keine Runde zahlen muss.


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Anreisetag – Auf der Suche nach George

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

Ich hatte einen Traum. Von meiner Wohnung führte eine Treppe direkt nach Laos. Dort erwartete mich George Clooney auf einer Terrasse zwischen Bananenstauden und Palmenwedeln um mich in dieses Land einzuführen.

Jetzt bin ich in Laos und der gute George hat sich noch nicht blicken lassen, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Aber von Anfang an: Am Frankfurter Flughafen nahmen mich Simone und Karl-Heinz (von meiner letzten China-Reise) in Empfang, um mich schon mal auf die bevorstehenden Tour mit ihren eigenen Erfahrungen einzustimmen. Viel Zeit blieb uns aber nicht, dann musste ich schon mit Peter und Markus, die mit mir nach Laos reisen, durch die Sicherheitskontrolle.

Hier erwartete uns auch schon die erste Hürde in Form einer polizeilichen Maßnahme – Bombendrohung? Verlassenes Gepäckstück?- Für uns hieß das: Kommando zurück, wieder nach draußen und von der anderen Seite wieder hinein. Naja, auf dem Weg nach Asien kann man derlei als Maßnahme zur Verwirrung böser Geister betrachten.

Trotz dieser anfänglichen Schwierigkeiten haben wir es doch noch ins Flugzeug geschafft. Vorher haben wir aber noch Christian eingesammelt, der am Gate auf uns wartete.
Während des Fluges selbst wurden wir von zitronig duftenden „Luft-Fräuleins“ bedient. Selbst mit geschlossenen Augen wurde man ihrer gewahr, kündete doch der zarte Zitronenduft von ihrer Anwesenheit. Leider, trotz des olfaktorischen „Hoch-Genusses“, war der Flug dennoch schlaflos, eng, anstrengend – aber immerhin: es roch gut.

So sieht Daniela das Ganze

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Diese Eindrücke stammen von Mitfahrerin Daniela, ich danke herzlich für ihre Beobachtungen und ihr feines Auge bzw. ihr feines Gehör! Wir sind in der Karen-Hauptstadt Hpa-an, es ist traumhaft hier. Der Track zeigt auch den zweiten Tag durch die – Gott verzeihe mir – bizarre Karstlandschaft an. Morgen fahren wir weiter nach Thaton. In das Goldene Land.

„Ein Versuch, den akustischen Background zum Fühlen dieses Landes zu liefern : Das rhythmische Schlagen des wildhopsenden Zuges, der seine Gäste fast aus den Sitzen und das festgezurrte Gepäck aus der Ablage schleudert : dong dong dong dong ( Klotür : ) bäng ( (Waggontür : ) rumms kreisch kreeeisch… und wieder von vorn, viele Stunden. Einladung zum Tanz. Gelassene, gut ausbalancierte Wallas tragen Tee und Kaffee vorbei, wir hingegen scheitern schon am Versuch, eine Papaya mit dem Taschenmesser zu zerschneiden, ohne die Gruppe vor der Zeit zu dezimieren. Ein Muezzin weckt am frühen Morgen… In einem Land, in dem man die tiefberührende Gläubigkeit der weitgehend buddhistischen Einwohner an jedem Straßenaltar, an jeder Pagode, in jedem als Opfergabe abgelegten Blumengebinde spürt. Am Mount Zwekabin, der NATÜRLICH eine Pilgerstätte und Pagode ist. Tausend Buddhas in Reih und Glied, die aus den gesenkten Augenlidern zuschauen, wie die Pilger schwere Ziegelsteinpakete zum Pagodenneubau auf den Berg tragen. Unser kleines Geldopfer lässt den Mönch zum Mikro greifen, um den Gästen aus Germany Glück und Segen für ihre weitere Wegstrecke mitzugeben. Fast völlig fehlen dagegen: Handyklingeltöne.

Wir sind in einem Land, das an einem schweren Schicksal trägt. Die Hoffnung auf ein leichteres Los ist zu spüren, doch wird es dauern. Bilder der Symbolfigur Aung Sang Suu Kyi sind auf allen Märkten zu finden, auf T Shirts, historische Banknoten mit dem Abbild des verehrten Vaters kleben an den Spendenboxen der Pagoden. Wie viel Leiden musste sich angesammelt haben, dass diese so gleichmütig wirkenden Menschen vor 5 Jahren auf die Straßen gingen? Auf uns zappelige Europäer wirkt alles so entspannt: Mensch und Tier bewegen sich, anders als wir, temperaturangemessen. Das Baby schwingt sanft in der Hängematte. Enten ziehen gelassen ihre Bahn im Reisfeld. Der Ochse steht im Schlamm und kühlt sich Huf und Fell. Aus den kleinen Buden am Straßenrand schaut man uns zu und lächelt freundlich aus betelnussgefärbten roten Mündern.

Wir haben Glück: in Hpa-An ist die Pagode voll von Menschen, vor allem Frauen. In den ersten Reihen sitzen die Nonnen in ihren rosafarbenen Gewändern mit dem safrangeleben Schal darüber. Ein hoher buddhistischer Mönch wird erwartet, der bereits mehrere Abende lang Lehren erteilt hat. Es ist eine friedliche, freundliche Stimmung. Wir sind herzlich eingeladen, uns dazu zu setzen, und warten etwas unsicher, was wohl passieren wird. Nach einer Weile erscheint der Mönch mit Gefolge und rezitiert mit den Anwesenden. Winzige Kinder mit ihren Müttern sitzen selbstverständlich dabei, falten die kleinen Hände und versuchen es den Großen gleich zu tun und mitzusprechen. Dass das nicht immer so ganz lupenrein gelingt, sieht man an den Heiterkeitsausbrüchen der Mutter und ihren Nachbarinnen, die in die heitere, warme Stimmung dieses Abends am Ufer des Flusses Salween (Thanlwin) passt.“

Aus unserer Rubrik Wir Grüßen, Folge Zwei: Daniela darf grüßen, weil sie so fleißig war, und zwar Stefan und Biene. Sie sollen sich von ihrem Techtelmechtel mit Dirk Niebel doch bitte nicht so fürchterlich irritieren lassen.


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Upper Class

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Mawlamyaing, Mawlamyine, Moulmein…unser Ort hat viele Namen, wie fast alle Orte in Burma (Birma, Myanmar…). Umbenennungen, Transkriptionen, man verliert wirklich den Überblick hier. Unser Ort ist schön und zeitenthoben. Vor sehr langer Zeit war er das administrative Zentrum der Briten für ihren ersten kleinen Anteil am Land – in den 1820ern-1850ern, als die Kolonialmacht noch mit ein paar schmalen Küstenstreifen an Andamanenküste und am Golf von Bengalen zufrieden war. Wie immer kannte die Gier keine Grenzen, Britisch-Burma wurde zunächst auf den kompletten Süden des Landes und später auf das gesamte burmesische Gebiet ausgedehnt. Hauptstadt wurde dann auch schnell Yangon und Moulmein durfte wieder zur Provinzstadt an der Mündung des Salween werden. George Orwell spielte hier in den 1920ern Kolonialpolizei und hat sich dabei nicht überarbeitet, einiges von diesem Leben ist in seinen Roman „Burmese Days“ eingeflossen. In Burma durften die Müßiggänger und Verlierer unter den Beamten der imperialen Großmacht Upper Class sein und hatten ihre Ruhe dabei. Das koloniale Erbe ist noch heute sichtbar in vielen eleganten Gebäuden aus jener Zeit, aber inzwischen alles komplett marode.

Hierher gekommen sind wir mit der Bahn, stilgemäß in den Wagen der Upper Class. Man sollte sich davon nicht täuschen lassen, denn man ist inzwischen anderes gewohnt und die Reisestrapazen können sich in diesem Fall seit den Engländern nicht wirklich verändert haben: die Maschine und Wagons sind alt und ächzen die Gleise entlang, zwischendurch muss auch mal an den Bremsen geschraubt werden. Die Trasse ist noch bedauernswerter, die ist bestimmt seit hundert Jahren nicht mehr überholt worden. Eine ähnlich anstrengende Zugfahrt hatte ich jedenfalls selten, den andern ging es genauso, wir wurden von Anfang bis Ende durchgeschüttelt, 10 Stunden (300km!) wie auf den Massagestühlen am Flughafen. Obst aufschneiden wäre fast in ein Blutbad gemündet, Kaffeetrinker versorgten unfreiwillig das halbe Abteil. Es gab tatsächlich eine Holzklasse, keine Ahnung wie man das überstehen kann. Und es war alles doch herrlich! Der Eindruck, wie Reisen war und sein kann. Die Landschaften, die Stimmung im Zug und auf den winzig kleinen Bahnhöfen mit den ernsten Stationswärtern und ihren stolzen Fahnen (die Strecke wird 2x am Tag befahren). Kinder stehen vor den Häusern und warten sehnsüchtig auf das Vorbeifahren des Zuges, um dann traumverloren zu winken. Wir sind wie immer angekommen, diesmal also in Moulmein. In ein gemächliches, pagodenbesetztes, palmenbeschattetes Rückzugsgebiet.

Dem Erbe unserer europäischen Vorfahren widersetzen wir uns im Übrigen entschieden. Auf dem Markt sind wir schon fast nicht mehr zu unterscheiden von der Bevölkerung, mit Tanaka-Paste tarnen wir unsere bleichen Gesichter, Betelnusssaft quillt uns aus den Mundwinkeln. Wir haben eine ausgedehnte Runde gedreht, die Räder haben die Zugfahrt erstaunlich gut überstanden, bis zum größten liegenden Buddha des Landes bei Win Sein, 200m lang. In seinem Inneren herrschen chaotische Zustände, nicht gerade Nirvana. Eine Kammer mit Gipsfiguren reiht sich da an die nächste, fertig und unfertig, in bunt oder in grau. Wie immer wird die Werdungsgeschichte des historischen Buddha dargestellt, dazu burmesische Folklore und die verschiedenen Daseinsbereiche des Menschen, aber am meisten Freude hatten die Bildhauer ganz eindeutig an den Versuchungen: üppige nackte Frauen, nicht zu knapp. Danach dann die Rückfahrt in der Abenddämmerung, schattig und schön, von milder Luft und dem Lächeln der Menschen begleitet.

Ab heute eine neue Rubrik, wir grüßen.
Folge eins: Karin grüßt Kai. Herzlichen Glückwunsch Kai!


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Reisen mit Mutti

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Auf vielfachen Wunsch soll heute das Blogthema sein: meine Mutter. Sie reist mit, durch Nacht und Wind. Von den Local Guides wird sie bereits zärtlich „Muddi“ gerufen, was sie sehr freut und den Rest der Gruppe auch. Schon jetzt sind wir eine große Familie, mit Muddi als dem ungekrönten Oberhaupt und Maung und Aung als dem von kindlicher Pietät erfüllten Nachwuchs. Maung ist ja eigentlich älter als ich, aber ich kann nicht mithalten. Wie Pfadfinder nehmen uns die beiden am Arm und geleiten uns über die wilden Straßen der Stadt, kein Krater im Bürgersteig, auf den nicht hingewiesen würde. Aus dem Bus werden wir fast gehoben. Betreutes Reisen, wahrscheinlich alles aus Respekt vor Muddi.

Man fühlt sich dabei leicht beschränkt, wir werden ihnen diese Flausen austreiben müssen, wahrscheinlich kennen sie es nicht anders von geriatrischen amerikanischen Busreisegruppen. Trotzdem keine Frage, den Tag haben wir zusammen sehr schön gestaltet. Spazieren gewesen im Kandawgyi-Park und dann den drittgrößten liegenden Buddha des Landes angeschaut, in einem an liegenden Buddha-Statuen nicht armen Land durchaus ein Superlativ (die beiden Gewinner werden wir selbstverständlich auch noch sehen). Die Figur stammt aus den 60ern und hat einen roten Schmollmund, lange Wimpern, rote Fußnägel. Ein wenig später waren wir in der Hafengegend, wo die Arbeiter für 3 Dollar am Tag 50kg-Reissäcke schleppen, die das Zehnfache kosten.

Die Shwedagon-Pagode führt all diese Paradoxe und Menschen zusammen, als eine der großen heiligen und vereinigenden Stätten Asiens. Hier hat alles seinen Platz. Die Atmosphäre in der Abenddämmerung ist gelassen und wunderschön, ein stilles Murmeln. Mönche knipsen, Familien picknicken, sogar Touristen lächeln sich an.

Am Abend wurden wir dann doch noch von der Leine gelassen, in Chinatown. Muddi hatte schon Sorgen ob wir ohne Maung und Aung ins Hotel zurückkommen, haben wir aber tatsächlich alleine geschafft. Morgen steht eine lange Zugfahrt für eine kurze Strecke in den Süden an. Mal schauen wie das mit dem Blogschreiben so funktioniert dort, bei den Mon und den Karen.

Burma Vintage

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Ich kann nur hoffen dass in unserem Hotel kein Feueralarm stattfindet, z.B. eine Übung wie früher in der Schule. Denn dann müsste das ganze Stockwerk, vielleicht sogar das ganze Hotel, durch mein Zimmer eilen, das entsprechende Schild zeigt auf meine Tür, da gibt es kein Vertun. Unsere Unterkunft in Yangon ist typisch für ein Mittelklasse-Hotel in dieser Stadt und in diesem Land: die Einrichtung geht zurück in die 60er schätze ich mal, alles leicht verwittert und abgewohnt aber sauber und gepflegt. Nostalgie wabert durch den dunklen Raum und rattert durch die unverwüstliche Sakura-Klimaanlage. Die Isolation des Landes, von außen und von innen, ist überall zu spüren und zu sehen, man musste mit den Sachen zurechtkommen, die vorhanden waren. Man musste sie reparieren und pflegen und immer improvisieren.

Die Vergangenheitsform ist vielleicht ein bisschen voreilig, aber Burma wurde irgendwann eingefroren und man hat das Gefühlt, es taut jetzt wieder auf. Die neue Regierung öffnet das Land mehr als erwartet und lässt mehr zu als erhofft. Im Ausland wird das registriert, man darf und soll das Land wieder bereisen. Ich sitze hier in diesem durchschnittlichen Hotel und habe eine vernünftige Wifi-Verbindung, bis jetzt wurden keine Seiten blockiert, dazu wäre wahrscheinlich auch die Expertise und die Belegschaft gar nicht da. Die politische Situation in Myanmar ist mit nichts sonst zu vergleichen, aber einmal Internet und es gibt nur schwer den Weg zurück.

Gestern war ich bei der Hochzeit der Geschäftsführerin unserer Partnerorganisation in Burma, dort waren viele Leute aus der Reisebranche, die meisten waren hoffnungsfroh aber auch leicht verzweifelt und etwas überfordert. Der derzeitige Anstieg an Einreisen ist kaum zu bewältigen, die Infrastruktur fehlt, die Hotelzimmer in Yangon sind komplett ausgebucht. Man muss das alles relativ sehen, im Vergleich etwa zum Nachbarland Thailand sind diese Zahlen komplett Peanuts. Aber abgesehen von Gästehäusern gibt es nur knapp 30 Hotels in der Stadt (4.5 Millionen Einwohner!), davon ist vielleicht die Hälfte akzeptabel, zumindest wenn man politisch verantwortlich buchen will. Schwierige Zeiten aber auch große Zeiten für das Land, was soll man die Luxusprobleme der Tourismusindustrie bejammern?

Ich habe das Gefühl meine Gruppe wird gut mit dieser Ausnahmesituation fertig werden. Alles entspannt wie man es gerne hat. Wir werden zu acht durch das Land fahren, mit unseren Guides Maung Maung und Aung Aung, heute sind wir erstmal gemächlich zusammen durch die Gegend spaziert, dem maroden Charme der Stadt kann man sich schwer entziehen, im Jetlag kommt einem das vermutlich alles noch viel surrealer vor. Wir sind mit der Fähre rüber nach Dallah und haben uns dort ein Weilchen mit Fahrradrikschas durch die Gegend fahren lassen, dann haben wir auf der Straße nicht schlecht gegessen. Myanmar-Bier schmeckt uns gut, natürlich nur in Maßen, beste Voraussetzungen.

Triumph Triumph

Schöne Grüsse aus äh Thailand. Bald geht es mir wie Boris Jelzin, der konnte sich ja irgendwann nicht mehr erinnern, wo er gerade war. Dafür sollte ich unbedingt mehr trinken, aber ist dies ein Ziel, auf das es sich hinzuarbeiten lohnt? Morgen muss ich ja schon wieder äußerst früh raus um nach Burma zu fliegen, das muss ich mir merken. In das Land, das kürzlich von Hillary Clinton und ein paar anderen besucht wurde und seitdem allem Vernehmen nach vom Tourismus überrollt wird. Brav brav, nicht dass sich dort Grundlegendes geändert hätte, aber man braucht wenigstens kein schlechtes Gewissen zu haben dorthin zu reisen. Kommen tue ich aus Taiwan, darüber wollte ich eigentlich kurz was schreiben.

Dort hat China By Bike nämlich für die Reise „Die schöne Insel“ den Taiwan Tourism Award überreicht bekommen, Ehre! Ruhm! Sogar Staatspräsident Ma hat eine Rede gehalten, gerade wiedergewählt, ich nehme an es war seine Antrittsrede. Ehrlich gesagt war ich nicht der Einzige, der diese wunderbare Trophäe entgegen-nehmen durfte (leider nur vom Vizepräsidenten, aber dieser Affront war schnell vergessen). In einem Saal voller Anzüge war ich komplett underdressed, nicht mal mein bestes Hemd konnte da Eindruck schinden. Man war aber trotzdem sehr freundlich zu mir.

Die Auszeichnung ist eine sehr ehrenvolle Sache für uns! Taiwan ist ein tolles tolles Reiseland. Das beste Essen in Asien, freundliche, unaufgeregte Menschen, abwechslungsreiche Landschaften. Gerade wird der Radtourismus extrem propagiert, „Time for two wheels“ nennt sich die Kampagne, ich hoffe wir können dazu beitragen. Bis 2016 will man auf 10 Millionen Besucher kommen (2011 waren es 6,5 Millionen), nichts hätte die Insel mehr verdient und nichts wäre ihr mehr zu wünschen.

Im Anhang außerdem ein paar Bilder von einer kurzen Erkundung in Südost-Thailand, die ich gerade hinter mich gebracht habe, vor allem auf dem Motorroller. Neid ist angebracht, vor allem was das Wetter angeht, aber leider hatte ich zu wenig Zeit. Weniger Sonnenbad an tropischen Stränden, eher geschmort werden auf dem heißen Asphalt thailändischer Landstraßen. Dieser Jetset aber auch. Tiefe Sorgenfalten haben sich deswegen in die Stirn meines respektierten CSR-Beauftragten gegraben, aber ich tue es ja alles zum Wohle der Firma!